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Die energie- und forschungspolitischen Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien in Deutschland - PDF ( 369 KB )

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Die energie- und forschungs-

politischen Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien in Deutschland

Deutschland betreibt seit über 20 Jahren den Ausbau erneuerbarer Energien, unterstützt durch politische Förderinstrumente. Wie lässt sich erklären, dass die Instrumente in diesem Zeitraum konsequent beibehalten und fortent- wickelt wurden, um auf diese Weise eine verläss- liche Basis für die erfolgreiche Entwicklung erneuerbarer Energien zu legen?

Gründe für die Förderung erneuerbarer Energien in Deutschland

Deutschland ist in hohem Maße abhängig von Energieimporten. Fast drei Viertel der gesamten verbrauchten Energie müssen aus dem Ausland eingeführt werden. Hierbei steigt die Abhängig- keit von wenigen Lieferländern wie z. B.

Russland weiter an. Damit nimmt auch das Risiko politischer Abhängigkeiten aufgrund der wachsenden Bedeutung von Energie zu. Eine

Verringerung der Importabhängigkeit ist daher wichtiges Ziel deutscher Energiepolitik. Mit einem Anteil von ca. 10 % an erneuerbarer Energie im deutschen Energiemix (2008) hat Deutschland zwar einen erfolgreichen Zwischen- stand erreicht, da erneuerbare Energie überwie- gend heimisch produziert wird. Allerdings ist der noch hohe 90 %ige fossile Anteil ein Ansporn, die Verlagerung der Energieproduktion auf erneuer- bare Energieträger weiter zu beschleunigen.

Ein weiterer Grund für die Förderung erneuerba- rer Energien ist die Unfähigkeit des freien Mark- tes, die hohen Folgekosten des Klimawandels in heutige Energiepreise einzurechnen. Die Kosten für Umwelt- und Gesundheitsschäden, die Ab- fallentsorgung aus Atom- und Kohlekraftwerken sowie die Kosten für Sicherheitsmaßnahmen und Konflikte um energetische Rohstoffe sind noch nicht im angemessenen Maße in unseren Energiepreisen enthalten. Eine Förderung erneu - er barer Energien, die einen Großteil der

beschriebenen Folgekosten erst gar nicht

Abbildung 1 Deutsche Ausbauziele für erneuerbare Energien bis 2020.

Quelle: Bundesumwelt- ministerium (2009) TWh

2008 2020 2008 2020 2008 2020

cross power final energy final energy

consumption heat fuels

other energy sources

renewable energy 15,1 % >30 %

5,9 % 1,500

1,200

900

600

300

14 % 12 % 7,4 %

Jörg Mayer

Agentur für Erneuerbare Energien

j.mayer@unendlich-viel- energie.de

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entstehen lassen, vermeidet daher finanzielle Aufwendungen künftiger Generationen.

Die Europäische Union hat verbindliche Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien bis zum Jahr 2020 festgelegt. Zusammen müssen die Mit- gliedsstaaten 20 % der Energieversorgung aus erneuerbaren Energien erreichen. Mit 18 % liegt Deutschland leicht unter dem Durch schnitt. Der deutsche Wert setzt sich aus mindestens 30 % Anteil an der Stromversorgung, 14 % an der Wärmeversorgung und 12 % an der Kraftstoff- versorgung zusammen.

Der Hauptgrund für die Förderung erneuerbarer Energien in Deutschland ist allerdings der wirt- schaftlich-technologische Faktor. Mit der Einfüh- rung des Stromeinspeisegesetzes im Jahr 1990 und der Weiterentwicklung zum Erneuerbare- Energien-Gesetz (EEG), das im April 2000 in Kraft trat, etablierte sich sukzessive eine neue und lei- stungsstarke Industrie. Indem sich Technologien der erneuerbaren Energien am Markt behaup- ten konnten, stellten sich Skaleneffekte und Effizienzsteigerungen ein. Durch die öffentliche Förderung konnten sich deutsche Unternehmen einen technologischen Vorsprung er arbeiten, der im Hinblick auf künftige Klimaschutzverein- barungen immer wichtiger wird. Im Jahr 2008 erzielten die deutschen Unternehmen einen Umsatz durch Errichtung und Betrieb von Anla- gen in Höhe von fast 29 Mrd. Euro, daneben resultierten 12 Mrd. Euro aus dem Export.

Die so entwickelten Innovationen sind fortan weltweit verfügbar, sei es zur Vermeidung von CO2oder zur Autonomisierung der Energiever- sorgung selbst kleinster Einheiten in Entwick- lungsländern.

Während marktnahe Technologien durch An- reizsysteme wie eine Strom-Einspeisevergütung, durch Prämienmodelle oder durch Kraftstoff- Quoten gefördert werden, bedürfen marktfer- nere Technologien einer Grundlagenforschung, die hauptsächlich durch wissenschaftliche Institute und Universitäten geleistet werden.

Entwicklung der Forschungs- förderung

Seit dem Jahr 1973 erstellt die deutsche Bundes- regierung Energieforschungs programme. Das derzeit gültige fünfte Energieforschungspro- gramm trägt den Titel „Innovation und neue Technologien“. Es umfasste zunächst den Zeit- raum von 2005 bis 2008 und wurde dann bis 31.12.2010 verlängert.

In der ersten Periode bis 2008 enthielt das Programm ein Förderbudget für Grundlagenfor- schung in Höhe von 1,7 Mrd. Euro. Obwohl die Förderung erneuerbarer Energien sowie Energie- effizienz bis zum Jahr 2008 – auf niedrigem Niveau – anwuchs, wird der Großteil der deutschen Forschungsgelder immer noch für nukleare Technologien, inkl. Rückbau der Anlagen und Fusionsforschung ausgegeben.

Abbildung 2 Umsatz der Erneuer ba ren- Energien- Branche in Deutschland

Quelle: Agentur für Erneuerbare Energien

2000 35 Mrd. Euro 30

25 20 15 10

5 2,4

4,5 2001

3,1 5,2

2002 3,5 6,0

2003 3,9 6,1

2004 2,5 5,0 6,5

2005 4,6 7,8

10,3 2006

6,0

11,3

11,6 2007

9,0

14,5

11,0

2008 2012 2020

12

15,6

13,1

22

35 80

Export

Operation of RE

powered installations 60

Construction of RE powered installations

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Die vier für Energiefragen zuständigen Bundes- ministerien – das Forschungs-, Umwelt-, Wirt- schafts- und Landwirtschaftsministerium – gaben im Jahr 2008 zusammen 161,2 Mio. Euro für institutionelle Förderung und konkrete Pro- jektförderung erneuerbarer Energien aus. Die Gelder werden für folgende Ziele eingesetzt:

1. Reduzierung von Kosten durch Effizienzstei- gerungen und Skaleneffekte durch Opti mie- rung des Produktionsprozesses und durch Verbesserung des Produktlebens zyklus.

2. Entwicklung neuer Technologien 3. Ein nachhaltiger Ausbau erneuerbarer

Energien durch die Erforschung ökologischer und sozialer Effekte

Im Rahmen der Projektförderungen gewinnen Technologien zur Systemintegration und die Windenergie stark an Bedeutung. Hatte die Photovoltaik in der Förderperiode von 2005 bis 2008 noch einen budgetären Anteil von 44,1 %, ging dieser in den im Jahr 2008 genehmigten Projektförderungen auf 26,3% zurück. Demge- genüber stieg der Bereich der Systemintegration von fast 0 auf inzwischen 18,7 %, der Bereich der Windenergie – getrieben von der Offshore- Windenergie – von 21 % auf 26,6%. Diese Entwicklung zeigt, dass die Bewältigung großer Energiemengen, die damit verbundene Speiche- rung sowie die intelligente Verbrauchssteuerung von Energie zunehmend wichtiger werden.

Umgekehrt wird Grundlagenforschung umso geringer staatlich gefördert, je wettbewerbsfähi- ger die Technologien am Markt werden. In die- ser Phase werden die Marktanreizinstrumente zu Technologie- und Innovationstreibern. Als eines der erfolgreichsten Fördermodelle weltweit hat sich hierbei das EEG erwiesen, das eingespeisten Strom aus erneuerbaren Energien über 20 Jahre mit festen Tarifen vergütet.

Funktionsweise der Einspeisevergütung

Das deutsche EEG trat am 1. April 2000 in Kraft und ist hauptverantwortlich dafür, dass der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromver- sorgung in dieser Zeit von gut 6 % auf etwa 16 % im Jahr 2009 anstieg. Es folgt dem Prinzip

der garantierten, kostendeckenden Vergütung und muss daher kontinuierlich überprüft und weiterentwickelt werden. Nach einer zehnjähri- gen Lernperiode zwischen 1990 und 2000 mit dem Stromeinspeisegesetz – dem Vorläuferge- setz des EEG wurden folgende fünf Kernele- mente des EEG definiert, die heute noch Bestand haben:

Vorrang für EEG-Strom:Jede Anlage zur Erzeugung von erneuerbarem Strom muss von den Netzbetreibern ans Stromnetz an- geschlossen werden. Jede KWh Strom darf ins Netz eingespeist werden und wird an die Verbraucher durchgeleitet.

Feste Vergütung:Jede KWh Erneuerbaren- Energie-Stroms erhält einen garantierten Vergütungssatz, der die Amortisation der Anlageninvestition kalkulierbar macht.

Lange Laufzeit: Die Vergütung erfolgt über 20 Jahre, was den Investoren eine hohe Ertragssicherheit bietet. Während dieser Zeit können die Betreiber frei die EEG-Vergütung verlassen oder wieder betreten, je nachdem, ob sich am freien Markt höhere Preise erzielen lassen.

Technologiespezifische Förderung:Jede Technologie bietet unterschiedliche Vorteile, die sich nicht nur in heutigen wirtschaftli- chen Einheiten bemessen. Dazu zählen die technologische Reife, die Zukunftspoten- ziale, die Standorteignung sowie Land- schafts- und Naturschutzfragen. Daher ist es Prinzip, jede Technologie (PV, Wind, Bio- masse, …) mit eigenen, unterschiedlich hohen Vergütungssätzen zu ihrer spezifi- schen Kostendeckung zu fördern.

Degression:Um Lerneffekte zu beschleuni- gen und Mitnahmeeffekte zu vermeiden, ist eine jährliche Absenkung der Anfangsvergü- tung festgelegt. Durch diesen Innovations- druck nähern sich alle Technologien sukzessive ihrer Netzparität, d. h. einem Preisniveau, das dem „aus der Steckdose“

entspricht.

Entscheidend für den Erfolg des EEG war und ist weiterhin die Unabhängigkeit von der aktuellen Haushaltspolitik der Regierung. Da sich die Ein- speisevergütung vollständig durch ein Umlage- system zwischen Produzenten, Netzbetreibern

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und Verbrauchern finanziert, gibt es kein „EEG- Budget“, das zur Jongliermasse bei haushaltspo- litischen Entscheidungen werden kann. Dieser Umstand verleiht Investoren einmal mehr die nötige Finanzierungs sicherheit bei der Entwick- lung größerer Projekte. Diese Unabhängigkeit muss auch weiterhin Bestand haben.

Kosten und Nutzen des EEG

Natürlich ist das EEG auch mit Mehrkosten für die Gesellschaft verbunden, kompensiert es doch die Differenz zwischen dem niedrigeren Marktpreis für konventionelle Energien und den Kosten für erneuerbare Energien. Rechnet man die gesamte EEG-Umlage für das Jahr 2008 in Höhe von 4,5 Mrd. Euro auf die einzelne KWh Strom um, so musste der Verbraucher 1,1 Cent mehr bezahlen, also etwa 5 % des durchschnitt- lichen Verbraucherstrompreises. Auf einen deut- schen Privathaushalt bezogen, entstanden so Mehrkosten in Höhe von ca. 3 Euro monatlich.

Im Gegenzug konnte die Förderung erneuerba- rer Energien einen beispielhaften Aufschwung der Industrie bewirken. Neben der bereits ge- nannten 40 Mrd. Euro Umsätze durch Investitio-

nen, Betrieb und Exporte, schuf die Branche bis- her 280.000 Arbeitsplätze. Die Wirkungsgrade der Anlagen steigerten sich erheblich. So gewin- nen moderne Windräder dank innovativer Technik, größerer Rotorblattdurchmesser und Nabenhöhen heute etwa 50mal mehr Strom als Windräder im Jahr 1990.

Der CO2-Ausstoß, der durch erneuerbare Energien im Jahr 2008 vermieden werden konnte, beläuft sich allein im Stromsektor auf etwa 72 Mio. Tonnen. Rechnet man die vermie- denen CO2-Emissionen des Wärme- und Kraft- stoffsektors hinzu, konnten der Atmosphäre ca.

110 Mio. Tonnen erspart werden. Kein anderes Instrument des Klimaschutzes kann ähnlich hohe CO2-Einspareffekte vorweisen wie die För- derung erneuerbarer Energien. Zwar sind die spezifischen Einsparkosten pro Tonne CO2noch unterschiedlich hoch und teilweise teurer als andere Maßnahmen. Aber das Entwicklungs- und Kostensenkungspotenzial der Technologien ist groß – die prognostizierte Nachfrage in den Weltmärkten immens.

Die deutsche Forschungsförderung geht in ihrer Logik zwar beispielhaft voran: Weniger ausge- reifte Technologien werden durch Grundlagen- forschung entwickelt, marktnahe Technologien

Abbildung 5

Zusammensetzung des durchschnittlichen deutschen Verbrau- cherstrompreises 2008

Quelle: BDEW (2009)

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Abbildung 6

CO2-Vermeidung durch erneuerbare Energien in Deutschland im Jahr 2008

Quelle: Broschüre des Bundesumweltministeriums

„Renewable energy sources in figures – national and inter- national development“

(2009)

werden mit Anreizen in den Markt gebracht und dort Innovationszyklen ausgesetzt.

Zwei Schwachpunkte sind aber zu benennen:

Die Grundlagenforschung erfährt mit zuletzt 161 Mio. Euro nicht die finanzielle Aufmerksam- keit, wie in den USA oder Japan, die großzügiger in ihre Forschungskapazitäten im Bereich erneuerbare Energien investieren. Zum anderen müssen in den Bereichen der Wärme und der Kraftstoffe noch effektivere Forschungsanreize entwickelt werden, um angesichts ihres poten- ziell großen Beitrags zum Klimaschutz schnellere Erfolge zu erzielen.

Referenzen

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