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Sägepalm-Extrakt nicht wirksamer alsPlazebo?

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ARS MEDICI 14 2006 S T U D I E

Extrakte aus Sägepalmfrüchten sind zur Thera- pie der benignen Prostatahyperplasie nicht wirksamer als Plazebo. Zu diesem Schluss kommt eine Langzeitstudie, die im «New Eng- land Journal of Medicine» publiziert wurde.

N E W E N G L A N D J O U R N A L O F M E D I C I N E

Sägepalm-Extrakte gehören zu den breit eingesetzten Medika- menten zur Behandlung der benignen Prostatahyperplasie, oft als Alternative zu den synthetischen Substanzen. In den USA werden damit 2,5 Millionen Männer behandelt; in Deutschland, so weiss man, verschreiben Urologen das Phytotherapeutikum bei jedem zweiten Mann mit Prostatahyperplasie im Anfangs- stadium. Tatsächlich haben einige plazebokontrollierte Studien einen – wenn auch geringen – Effekt konstatiert, auch der Harn- fluss verbessert sich demnach etwas. Allerdings waren die Studien zeitlich auf einige Wochen Therapiedauer limitiert, und die Patientenzahlen waren eher klein. Auch gab es Kritik an unzureichender Verblindung in einigen Studien. Deshalb hat eine kalifornische Arbeitsgruppe den Extrakt einer weiteren Doppleblindstudie unterzogen und auf seine Wirksamkeit ge- prüft.

Insgesamt nahmen 225 Männer mit Prostatahyperplasie im Alter über 49 Jahre teil. Voraussetzung waren moderate Be- schwerden mit einem Symptomscore von mindestens 8 auf dem American Urological Association Symptom Index und ein Urin-Peak-Flow von weniger als 15 ml pro Sekunde. Der AUASI- Score ist ein validierter Test, der Symptome der Harnwegsob- struktion nach den Angaben der Patienten bestimmt. Die Skala umfasst 35 Punkte, Scores von 0 bis 7 zeigen eine leichte Er- krankung an, 8 bis 19 eine mittelschwere Symptomatik, Punkt- werte darüber lassen eine schwere Obstruktion erkennen.

Die Patienten erhielten entweder 160 mg Sägepalmextrakt zweimal täglich oder ein Plazebo. Insgesamt dauerte die Studie zwölf Monate, in denen acht Visiten stattfanden. Primäre Out- comes war dabei die Symptomveränderung sowie die Urin- flussrate als objektiver Parameter. Daneben wurden als sekun-

däre Parameter die prostataspezifische und die allgemeine Le- bensqualität anhand von anerkannten Fragebögen evaluiert.

Schliesslich stellte man die Prostatagrösse mittels Ultraschall fest, registrierte Nebenwirkungen und die Laborwerte etwa für Kreatinin, PSA und Testosteron.

Kein Effekt auf subjektive und objektive Parameter

Wie lauteten nun die Ergebnisse? Beide Gruppen hatten während des Sudienjahres einen minimalen Rückgang im AUASI-Score zu verzeichnen – um 0,68 in der Sägepalm- Extrakt-Gruppe, um 0,72 in der Plazebogruppe. Signifikante Unterschiede waren das nicht. Ähnlich fielen die Urinfluss- messungen aus. Auch hier ergab sich keine relevante Differenz zwischen Verum und Plazebo, ebenso wenig liess sich eine the- rapeutische Überlegenheit hinsichtlich der sekundären Para- meter feststellen. Sägepalm-Extrakt erwies sich als sehr gut ver- träglich. Insgesamt traten 26 ernst zu nehmende Störwirkungen auf, interessanterweise nur 8 in der Sägepalm-Extrakt-Gruppe, dagegen 18 unter Plazebo. Überprüft wurde auch die Erfolg der Verblindung. Nach zwölf Monaten gaben 40 Prozent der Män- ner in der Sägepalm-Gruppe an, mit dem Verum behandelt wor- den zu sein, 46 Prozent glaubten dies in der Plazebogruppe.

Sägepalm-Extrakt nicht wirksamer als Plazebo?

In einer Langzeitstudie schlägt der Wirksamkeitsnachweis fehl

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■ In einer plazebokontrollierten Studie schnitt Sägepalm-Extrakt nicht besser ab als Plazebo.

■ Weder die Symptome noch der Urinfluss ver- besserten sich unter dem Phytotherapeutikum.

■■

■ Auch hinsichtlich Lebensqualität, Prostatagrösse und verschiedener Laborparameter zeigte der Extrakt keine Vorteile.

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■ Frühere Studien hingegen hatten eine bessere Wirk- samkeit erkennen lassen, die Untersuchungen waren aber teilweise methodisch limitiert.

M M M

M e e e e rr rr k k k k ss ss ä ä ä ä tt tt zz zz e e e e

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S Ä G E P

S Ä G E P A L M - E X T R A K T N I C H T W I R K S A M E R A L S P L A Z E B O ? A L M - E X T R A K T N I C H T W I R K S A M E R A L S P L A Z E B O ?

ARS MEDICI 14 2006

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Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass Sägepalm-Extrakt Plazebo nicht überlegen ist. Bisherige Forschungsergebnisse hatten den Schluss nahegelegt, dass klinisch bedeutsame Unterschiede eine Verbesserung um mindestens 3 Punkte vor- aussetzen. Auch die Auswertungen verschiedener Untergrup- pen, die zuvor festgelegt worden waren, ergaben keine solchen Effekte.

Dabei gelten Sägepalmextrakte durchaus als wirksame Medika- mente, und sie werden auch empfohlen – zumindest in den Anfangsstadien der Erkrankung. Im Jahr 2001 hatte ein syste- matischer Review von 21 Studien ergeben, dass sich die Symp- tomatik unter dem Phytotherapeutikum bessert. Die AUASI- Skala war aber nur in 1 der Studien eingesetzt worden, auch hier mit positivem Resultat. Gemäss dem Review bessert sich auch die Urinflussrate zumindest geringfügig. Wie lassen sich die Unterschiede zur jüngsten Studie erklären? Eine Möglich- keit sehen die Studienautoren in einer mangelhaften Verblin- dung bei den früheren Studien. Bei Männern, die um ihre Pla- zebobehandlung wussten, könnte dies das Therapieergebnis negativ beeinflusst und umgekehrt den Effekt der Verumthera- pie künstlich erhöht haben. Die Auswahl der Patienten scheint keinen Einfluss gehabt zu haben, da die Charakteristika denen früherer Studien entsprachen. Dass der verwendete Extrakt von vornherein unwirksam war, scheint nach den Erläuterungen der Autoren ebenfalls eher unwahrscheinlich, zumindest waren die analysierten Inhaltsstoffe mit denen vergleichbar, die auch in anderen handelsüblichen Extrakten angetroffen werden.

Allerdings ist bis heute nicht ganz sicher, auf welcher chemi-

schen Substanz die Wirkung der Sägepalmfrüchte beruht. In einer Leserzuschrift an das «New England Journal of Medicine»

wird die Frage aufgeworfen, ob womöglich eine höhere Dosis einen grösseren Effekt gehabt hätte. Dies kontern die Autoren mit dem Hinweis, dass die gewählte Dosierung üblich sei und auch in anderen Studien gewählt wurde. Allerdings halten sie es für sinnvoll, eine höhere Dosis unter kontrollierten Bedin- gungen zu testen. In der Schweiz wird übrigens auch die in der Studie verwendete Dosis empfohlen, allerdings als Einmalgabe

pro Tag.

Stephen Bent et al.: Saw palmetto for benign prostatic hyperplasia. N Engl J Med 2006;

354: 557–566.

Uwe Beise

Interessenlage: Die Studie wurde finanziert vom National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases und vom National Center for Complementary and Alternative Medicine.

Die Schweizerische Diabetes-Stiftung ver- leiht jährlich ihren Preis von 10 000 Franken für wissenschaftliche Arbeiten aus der Schweiz im Fachbereich der Diabetologie.

Dieser Preis wird Autoren/Autorinnen zugesprochen, die in den vergangenen zwei Jahren eine bedeutende diabetolo-

gische Arbeit publiziert haben. Der Inhalt der Arbeit soll einen ausserordentlichen Beitrag zur Aufklärung darstellen, sei es über die Ursachen, sei es über die medizi- nischen oder sozialen Folgen oder zur Verbesserung von Vorbeugung und Be- handlung des Diabetes mellitus.

Bewerber/Bewerberinnen senden ihren Antrag für den Preis unter Beilage der Publikation(en) und des Curriculum vitae bis zum 22. September 2006 an das Sekretariat der

Schweizerischen Diabetes-Stiftung, Sennweidstrasse 46, 6312 Steinhausen.

Die Verleihung des Preises erfolgt anlässlich der Jahresversammlung der Schweizeri- schen Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie im Spätherbst 2006.

B E K A N N T M A C H U N G

B E K A N N T M A C H U N G

Schweizerische Diabetes-Stiftung

Forschungspreis 2006

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