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Rheumatoide Arthritis und Osteoporose:siamesische Zwillinge?

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Für die Praxis sei es wichtig, über das erhöhte Osteoporoserisiko bei rheumatoider Arthritis Bescheid zu wissen, schon früh im Krankheits- verlauf nach dieser Konstellation zu suchen und dann eine Therapie einzuleiten, sagte Dr. med. Diana P.

Frey, Leiterin OsteoporoseZentrum, Klinik für Rheumatologie, Univer - sitätsspital Zürich.

HALID BAS

Bei Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) liegen oft Faktoren vor, welche die Entwicklung einer Osteoporose begünstigen. Dazu gehören Kortikosteroide, gastrointesti- nale Beeinträchtigungen mit Malab-

sorption und Untergewicht oder auch Immobilität aufgrund der Gelenk - erkrankung. Die verminderte Muskel- kraft trägt zudem zu häufigeren Stür- zen und Knochenfrakturen bei. Für Arzt und Patient stehen jedoch die Symptome der RA sowie allfällige durch die chronische Entzündung oder die Medikation hervorgerufene Ko- morbiditäten und Komplikationen im Vordergrund.

Verschiedene Studien belegen, dass Osteoporose und Osteopenie bei Pa- tientinnen mit RA häufiger sind als in der Normalbevölkerung. Auch Kno- chenfrakturen sind bei Individuen mit RA im Vergleich zu Individuen ohne RA häufiger (nach den Daten des FRAX-Tools 5,5 vs. 4,3% 10-Jahres- Frakturrisiko, nach denjenigen des TOP-Tools der Schweizerischen Gesell- schaft für Rheumatologie sogar 7,2 vs. 3,6%). «Die Osteoporose und die Osteopenie werden wahrscheinlich unterschätzt und ganz sicher unter - behandelt», sagte Frey.

Inflammation schadet dem Knochen Bereits in frühen Stadien der RA lässt sich eine gelenksnahe Osteoporose nachweisen, bei etablierter RA zusätz- lich auch Erosionen und eine generali- sierte Osteoporose. Als eine wesentli- che Ursache dafür ist das chronische Entzündungsgeschehen anzusehen.

Eine Steroidtherapie hemmt zwar die Entzündung, begünstigt aber direkt eine Verminderung der Knochendichte und eine Verschlechterung der Kno- chenqualität mit Erhöhung des Frak-

turrisikos. Günstige und ungünstige Steroidwirkungen am Knochen sind dosisabhängig. Für eine Behandlung mit einer niedrigen Steroiddosis (≤5 mg/Tag) konnten nämlich ein posi- tiver Effekt auf die Knochendichte an Femur und Hand sowie weniger Wir- belfrakturen nachgewiesen werden. Bei höheren Dosen überwiegen aber die negativen Effekte, und dies schon in den ersten Monaten der Therapie.

Ein wichtiger Aspekt der Osteoporose- therapie bei RA ist somit die optimale Krankheitskontrolle mittels Basisthe- rapeutika. Sind Steroide in höherer Do- sierung (≥5 mg/Tag) notwendig, ist schon bei einer Osteopenie eine Osteo- poroseprophylaxe indiziert.

Gezielt nach Osteoporose suchen Die Empfehlungen zur Osteoporosedia - gnostik fallen je nach Experten gremium unterschiedlich aus. Die Schweizerische Vereinigung gegen Osteo porose erklärt ein Osteo porosescreening bei RA obli- gatorisch bei Frauen ab 60 Jahren und bei Männern ab 70 Jahren und rät zur Einzelfallentscheidung bei jüngeren Pa- tientinnen und Patienten. Der Entwurf der Leitlinie 2014 des Deutschen Dach- verbands für Osteologie nennt ein Osteoporose screening obligatorisch bei postmenopausalen Frauen und bei Män - nern ab 60 Jahren. Die Osteoporose- plattform TOP der Schweizerischen Ge- sellschaft für Rheumatologie (SGR) emp - fiehlt ein Osteoporosescreening bei allen Patientinnen und Patienten mit RA.

Die Basisdiagnostik soll nach weiteren anamnestischen Risikofaktoren sowie nach Hinweisen auf bestehende Wir- belfrakturen oder für andere sekundäre Osteoporoseursachen suchen. Ergän- zend haben eine DXA-Messung der Knochendichte sowie ein kleines Labor zum Ausschluss anderer eine Osteo - porose verursachender Erkrankungen zu erfolgen. Ergibt sich aus der klini- schen Untersuchung ein Hinweis auf eine Wirbelfraktur, sollte ausserdem eine konventionell radiologische Bild- gebung von Brust- und Lendenwirbel- säule veranlasst werden.

Basistherapie ist Grundlage der Osteoporosebehandlung

Die Behandlung der Osteoporose bei RA stützt sich zunächst auf eine gute

BERICHT

524

ARS MEDICI 10 2014

1. Symposium Osteoporose, Schmerz, Arthrose

«Aktuelle Erkenntnisse – von der Diagnose zur Therapie», Pfäffikon (SZ), 20. März 2014

Rheumatoide Arthritis und Osteoporose:

siamesische Zwillinge?

«Die Osteoporose und die Osteopenie werden wahrscheinlich unterschätzt

und sind ganz sicher unterbehandelt.»

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Kontrolle der entzündlichen Kom - ponente durch eine konsequente Basis- therapie mit möglichst wenig Kortiko - steroiden (Verzicht auf Steroide oder

≤5 mg/Tag) sowie auf die Therapie von Begleiterkankungen.

Wie bei Patienten ohne RA sollen Le- bensstil und Prophylaxe angesprochen werden. Dazu gehören Rauchverzicht, Vermeidung von übermässigem Alko-

holkonsum, das Anstreben eines nor- malen Körpergewichts und möglichst viel körperliche Aktivität. Ebenfalls wichtig sind eine ausreichende Kal- zium-, Eiweiss- und Vitamin-D-Zufuhr.

Bisphosphonate wirken

Eine spezifische Osteoporosebehand- lung ist je nach bestehenden Medika- tionen, anderen Begleiterkrankungen und unter Berücksichtigung von Com- plinace und möglichen Nebenwirkun- gen einzuleiten. Bei der Indikationsstel- lung sind der T-Score und das individu- elle Frakturrisiko anhand von FRAX- oder TOP-Tool (Kasten Links) zu be- rechnen. «Bei Patientinnen und Patien- ten mit RA soll die spezifische Osteo- porosetherapie früher einsetzen als bei der Normalbevölkerung», sagte Frey mahnend.

Bisphosphonate wirken bei der mit der RA assoziierten Osteoporose. Aller- dings sind bei den verschiedenen Wirk- stoffen und Generikaformulierungen die Limitationen zu beachten. So kön- nen bei Männern zur Therapie und Prä- vention zwar Alendronat, Risedronat und Zoledronat eingesetzt werden, nicht aber Ibandronat und auch nicht Denosumab. Diese Wirkstoffe können aber bei Frauen verschrieben werden.

Bei Risedronat besitzt auch ein Generi- kum die entsprechende Zulassung, bei Alendronat und Zoledronat sind die zugelassenen Indikationen (bei Män- nern, bei postmenopausalen Frauen, bei Steroidosteoporose) je nach Generi- kum jedoch unterschiedlich, was bei der Verschreibung berücksichtigt wer- den muss. Teriparatid soll nur bei Un- verträglichkeit oder bei fehlender Wir- kung von Antiresorptiva verschrieben werden, ist also bei Steroidosteoporose nur Reservemedikament.

Bei RA-Patienten mit Steroidtherapie soll nach den Guidelines der SGR eine spezifische Osteoporosetherapie bei einem T-Score -1,5 oder -1,0 (je nach zusätzlichen Risikofaktoren) erfolgen.

Da der Knochenverlust in den ersten Monaten nach Beginn der gegen die RA gerichteten Therapie am grössten ist, soll die knochenschützende Behand- lung möglichst früh beginnen.

Von Denosumab ist gemäss theoreti- schen Überlegungen eine antierosive und antiinflammatorische Wirkung zu erwarten. In Studien bei RA-Patienten wurde eine Verbesserung der generali- sierten Osteoporose und eine Vermin- derung der Erosionen beobachtet, das bei nur geringem Effekt auf die arthri - tischen Symptome. Vorderhand hat Denosumab aber keine Zulassung bei Männern mit Osteoporose, bei der Steroidosteoporose oder als Basisthera- peutikum bei RA, und es bestehen auch keine Erfahrungen bei RA-Patienten unter Basistherapeutika. Halid Bas

BERICHT

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ARS MEDICI 10 2014

Take Home Messages

Die rheumatoide Arthritis ist per se ein Risikofaktor für Osteoporose und führt zu einem erhöhten Frakturrisiko.

Die Osteoporose wird durch die Entzündungs- aktivität und durch eine Steroidtherapie begünstigt.

Bei rheumatoider Arthritis sollte schon früh ein Screening auf Osteoporose erfolgen und allenfalls eine Therapie eingeleitet werden.

Die Behandlung besteht in der optimalen Kontrolle der Entzündungsaktivität, Minimie- rung der Steroiddosis, Therapie von Begleit- erkrankungen, Optimierung der Begleitbedin- gungen sowie allenfalls in einer spezifischen Osteoporosetherapie.

Links zur Erfassung des Frakturrisikos bei Osteoporose

FRAX: http://www.shef.ac.uk/FRAX/

TOP-Tool der Schweizerischen Gesellschaft für Rheumatologie:

www.web.osteo-rheuma.ch/TOP

LI N K S

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