Die epidemiologische Lage in Europa 2019: Herausforderungen und
Entwarnungen im Vergleich zu den vorherigen Jahren
Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt Robert Valerio House
27.11.2019
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Fachgespräch Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tiergesundheit Bernburg/Strenzfeld
• Maul und Klauenseuche
• Aviäre Influenza
• Afrikanische Schweinepest
• Blauzungenkrankheit
• Kleiner Beutenkäfer
• Brucellose
• Amerikanische Faulbrut
• Tuberkulose
• Lumpy Skin Disease
• Pest der kleinen Wiederkäuer
Gliederung
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Maul- und Klauenseuche
Januar bis Juni 2019
Maul und Klauenseuche
Im Winter 2018 ist es zu einem MKS Neueintrag in Marokko gekommen. Die Ausbrüche haben sich nach Algerien und Tunesien ausgebreitet. Der Ursprung erscheint in West Afrika zu liegen (Überwindung der Sahara).
Seit April 2019 wurden Ausbrüche auch in Libyen gemeldet.
In diesen Ländern wurde eine Impfkampagne gestartet.
Die Ausbreitung im nordafrikanischen Raum erhöht das Risiko eines Eintrags in Südeuropa.
In weiteren Ländern um Europa ist die MKS endemisch oder zumindest sporadisch.
Das Risiko eines Eintrages besteht daher für die gesamte EU weiterhin.
Quelle: ADNS, Stand 10.11.2019
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Aviäre Influenza - Hochpathogen
Bulgarien hat seit Ende 2018 mehrere Ausbrüche der Geflügelpest H5N8 gemeldet.
Diese haben sich im Hausgeflügel konzentriert. Die Übertragung ist hauptsächlich durch indirekte Kontakte erfolgt. Seit April 2019 ist es zu keine weitere Ausbrüche gekommen.
In Dänemark wurden in Januar 2019 zwei Greifvogel auf HPAI H5N6 positiv getestet. Seitdem ist kein weiteres HPAI Nachweis erfolgt.
Über den Sommer ist es in Europa zu keinen Fällen oder Ausbrüchen
gekommen. Eine
Zirkulation von HPAIV in der Wildvogelpopulation kann nicht
ausgeschlossen werden.
Aviäre Influenza - Niedrigpathogen
Seit Januar 2019 wurden aus Belgien gehäufte Ausbrüche von
niedrigpathogener Aviärer Influenza H3N1 gemeldet.
Mehr als 80 Fälle wurden gemeldet.
Im Juni wurden auch 3 Fälle in Frankreich gemeldet.
Das IVPI: 0.13
Klinische Symptome und Mortalität sind in höherem Maße vorgekommen, als man es bei einem LPIAV erwarten würde.
Mittlerweile wurden temporäre
behördliche Maßnahmen vorgeschrieben
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• Der Wildvogelzug ist noch nicht beendet. Das Risiko einer Einschleppung von AI-Viren (auch HPAIV) nach Europa besteht weiterhin.
• Eine erhöhte Aufmerksamkeit ist daher geboten.
• Auch LPAIV können größere Schäden anrichten, als bisher vermutet.
Aviäre Influenza
• Um einen geeigneten Überblick über die Situation der Aviären Influenza zu haben, sind Monitoringprogramme notwendig.
• In Sachsen-Anhalt finden Monitoringprogramme bei
Hausgeflügel/gehaltene Vögeln und bei Wildvögeln statt.
• Das Probensoll für das aktive und passive Monitoring bei Wildvögeln wird nicht immer erfüllt!
• Appell:
- Schicken Sie Proben von verstorbenen Wildvögeln (insbesondere Wasservögeln und Greifvögeln) für das passive Monitoring ein.
- Wenn Sie Jägerin bzw. Jäger sind: nehmen Sie an dem aktiven Monitoring teil.
Aviäre Influenza
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Afrikanische Schweinepest
Eine Ausbreitung hat besonders in Asien ausgehend von China stattgefunden.
Derzeit sind Russland, China, Mongolei, Tibet, Vietnam, Hong Kong, Nord Korea, Süd Korea, Timor Leste, Philippinen, Loas und Myanmar betroffen.
Die Verbreitung ist vermutlich durch kontaminiertes Fleisch oder kontaminierte Fleischerzeugnisse erfolgt.
Afrikanische Schweinepest
Die betroffenen Gebieten in Europa haben sich in fast alle betroffenen Ländern erweitert (Lettland, Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien).
Es ist zu
Neueinträgen in der Slowakei und in Serbien gekommen.
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Afrikanische Schweinepest
Am 14.11.2019 wurde ein durch einen Verkehrsunfall getöteten Wildschwein positiv auf ASP getestet. Der Fund erfolgte rund 80 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Eine Kadaversuche wurde eingeleitet und, nach ersten Angaben, wurden 20 Kadaver gefunden, die positiv auf ASP untersucht wurden. Ein Zaun mit einer Länge von 36 km in einem Radius von 5-6 km wurde um die Fundorte errichtet. Ein zweiter, äußerer Zaun ist in Planung. Das zentrale Gebiet umfasst zwei Landkreise, die
Pufferzone verteilt sich auf drei Landkreise
Afrikanische Schweinepest
In Belgien wurde im September 2018 der erste ASP Fall bei Wildschweinen gemeldet.
Die Gebiete wurden mehrmals erweitert, da positive Tiere außerhalb der Umzäunungen gefunden wurden.
Es wurden keine Fälle bei Hausschweinen gemeldet: offiziell frei.
In Frankreich und Luxemburg wurde die Surveillance erhöht. Es ist zu keinen ASP
Quelle: ADNS
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Afrikanische Schweinepest
„Es konnte ein signifikanter Anstieg der Proben, die ausschließlich serologisch positiv waren, gezeigt werden. Dieser Anstieg wurde zuerst im Osten Estlands beobachtet, dann auch im Westen des Landes. Gleichzeitig kam es im Osten und im Westen zu einem deutlichen Rückgang der PCR-positiven Proben.
Die Ergebnisse der Studie deuten an, dass sich die ASP-Epidemie in Estland
abschwächt. Allerdings sind Neueinträge aus benachbarten Ländern nicht
ausgeschlossen. „
Dezember 2016
Quelle: Analysis of Estonian surveillance in wild boar suggests a decline in the incidence of African swine fever, Schulz K et al. (2019)
Oktober 2019
Quelle: FLI
Untersuchungen zur Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen in Sachsen-Anhalt
Alle
untersuchten Proben wurden negativ
getestet.
Insgesamt wurden 149 Proben von Wildschweinen untersucht:
Davon 47 Proben: Fallwild 76 Proben: Unfallwild
26 Proben: krank erlegte Tiere Um Einsendung von Proben aus diesen
Kategorien wird gebeten, um den Freiheitsstatus zu bekräftigen.
Daten bis zum 31.10.2019
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In Frankreich zirkulieren seit
einigen Jahren BTV- 4 und BTV-8.
Die Ausbreitung in Frankreich im Jahr 2018 hat dazu geführt, dass alle Departements des Festlandes zu einer Restriktionszone für BTV- 4 und BTV-8 erklärt wurden.
Schweiz und Lichtenstein wurden nach ersten Fälle im Herbst 2018 zu einer Restriktionszone für BTV-8 erklärt.
BTV-8 hat sich auch in Deutschland und Belgien ausgebreitet.
Blauzungenkrankheit
Stand 14.11.2019 Quelle: EU Kommission
Blauzungenkrankheit
• Die meisten Fälle werden in Rahmen von Handelsuntersuchungen entdeckt, da die Infektion sehr oft subklinisch verläuft.
• Seit Anfang 2019 wird in Frankreich vermehrt von Kälbern berichtet, die blind geboren worden sind. Diese klinische
Symptome werden mit der vertikalen Übertragung von BTV-8 in Verbindung gesetzt.
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Blauzungenkrankheit
Im Dezember 2018 wurden erste BTV 8 Fälle im Rahmen des
Monitorings in Baden-
Württemberg gemeldet. Weitere Fälle wurden in Baden-
Württemberg (51), Rheinland- Pfalz (8) und Saarland (4) amtlich gemeldet.
Risiko der Übertragung in Freien Gebieten in der „Vektorfreien Zeit“
(Dezember bis März) wird vom FLI als vernachlässigbar eingestuft, wenn die rechtlichen Vorgaben eingehalten werden.
Der letzte Fall wurde im November gemeldet.
Quelle TSN-Online, Erstellung LAV, Stand 20.11.2019
Kleiner Beutenkäfer
Im Juni 2019 wurde ein Nachweis des Kleinen Beutenkäfers auf Sizilien gemeldet. Der erste Nachweis seit 2014.
Die genetischen
Untersuchungen haben ergeben, dass es sich um den gleichen Typ handelt, der nur in Kalabrien
zirkuliert. Es handelt sich um einen Neueintrag (keine unentdeckte Fälle aus 2014)
Die epidemiologischen Nachforschungen haben ergeben, dass der Fall durch einen
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• Ein weiterer Ausbruch in Kalabrien bei einem wildlebenden Bienenvolk wurde gemeldet.
• Bis jetzt sind alle Sentinel-Völker in Kalabrien und Sizilien negativ kontrolliert worden.
Kleiner Beutenkäfer
Das Risiko der
Verbreitung durch menschliche
Aktivitäten ist vorhanden.
Brucellose
Im Jahr 2018 wurde in Österreich ein Brucella melitensis positives Milchviehbetrieb entdeckt. Durch die ersten epidemiologische
Nachuntersuchungen konnte ein zweites betroffenes Betrieb gefunden werden.
Die epidemiologische Verknüpfung war von dem Tierarzt gegeben, der selbst an Brucellose erkrankt ist und hospitalisiert wurde.
Im Jahr 2019 wurde ein dritter Betrieb nachgewiesen, im dem ein Rind positiv getestet wurde. Dieser Betrieb wurde vom selben Tierarzt betreut.
Obwohl Deutschland seit Jahren offiziell frei von Brucellose ist, muss mit einem möglichen Eintrag immer gerechnet werden:
- Aborte untersuchen
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200 Feststellungen und 42 Verdachtsfälle
wurden in Deutschland gemeldet.
In Sachsen-Anhalt ist es zu einem größeren
Ausbruch im
Altmarkkreis Salzwedel Ende 2018 gekommen.
Im Jahr 2019 gab es in Sachsen-Anhalt 3
Feststellungen (2 Stendal, 1 Mansfeld- Südharz).
Amerikanische Faulbrut
Stand 20.11.2019
Quelle: TSN-Online, Erstellung LAV
• Ausbruch im Märkischen Kreis (in Nordrhein-Westphalen)
• Sekundärausbrüche: Kreis Unna und Osnabrück
• Die Eintragsquelle ist nicht bekannt.
• In Bayern kommt es jährlich zu Ausbrüchen bei Rindern auf der Alm mit M. caprae. Die
Übertragung erfolgt durch Rothirsche.
• Obwohl Deutschland offiziell Frei von Tuberkulose der Rinder ist, kann es zu neuen Ausbrüche kommen. Dies soll immer mitbetrachtet werden.
Tuberkulose
Quelle TSN-Online, Erstellung LAVLandesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt Robert Valerio House
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Im Balkan ist es 2017 zu einer raschen Ausbreitung gekommen. Im Jahr 2018 konnten die durchgeführten Maßnahmen (Impfung) die weitere Ausbreitung verhindern. Im Jahr 2019 ist es zu keinen weiteren Fällen in der Europäischen Union gekommen.
Ein Zirkulieren des Virus unter der Impfdecke kann nicht ausgeschlossen werden.
Planmäßig sollen die Europäischen Ländern risikoorientiert die jährliche Impfung abbrechen.
Vorerst Entwarnung; die differential Diagnostik sollte bei jedem Verdacht eingeleitet werden.
Lumpy skin disease
• Im Jahr 2018 ist es zu den ersten Ausbrüchen in der Europäischen Union in Bulgarien gekommen.
• Diese konnten getilgt werden. Es ist zu keiner Ausbreitung gekommen.
• Entwarnung!
Pest der kleinen Wiederkäuer
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BHV-1
• Deutschland ist seit 2017 Artikel 10 Gebiet.
• Dennoch ist es zu 2 Feststellungen und 37 Verdachtsfällen
gekommen.
• Diese sind oft mit Zukäufe aus den Niederlanden in Verbindung gesetzt worden.
Quelle: FLI, Stand 20.11.2019
Quelle: TSN-Online, Erstellung LAV
BHV-1
Grün: Artikel 10 Gebiete Blau: Artikel 9 Gebiete Orange: keinen Status
• Viele EU Länder haben noch keinen Status für die BHV-1 erreicht.
• Obwohl Zusatzgarantien für den Handel bestehen, führt diese „Insellage“
der mitteleuropäischen Länder zu einem
konstanten Risiko der Wiedereinschleppung.
• Bei einer naiven Population ist die Früherkennung von großer Bedeutung. Bei
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Die Tierseuchenbekämpfung ist in Deutschland und Sachsen-Anhalt gut aufgestellt.
•
Das Risiko des Wiedereintrages von Erregern durch den Handel oder andere Wege besteht dennoch.
•
Damit die erreichten Ziele in der Tierseuchenbekämpfung nicht
verloren gehen, ist das Einleiten der Differential Diagnostik immer zu empfehlen.
•
Die AI-Lage erfordert jahreszeitlich bedingt eine erhöhte Aufmerksamkeit.
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