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Wechselwirkung von Octenidin und Chlorhexidin mit Säugerzellen und die resultierende Mikrobiozidie (Remanenzverhalten) der Reaktionsprodukte

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Wechselwirkung von Octenidin und Chlorhexidin mit Säugerzellen und die resultierende Mikrobiozidie (Remanenzverhalten) der Reaktionsprodukte

Interaction of octenidine and chlorhexidine with mammalian cells and the resulting microbicidal effect (remanence) of the combinations

Abstract

The antiseptic agents chlorhexidine digluconate (CHX) and octenidine dihydrochloride (OCT) are bound to murine fibroblasts (L929, ATCC

Gerald Müller

1

Axel Kramer

1

CCL1), human epithelial cells (FL, ATCC CCL62), and primary human keratinocytes. The active agents cannot be removed by washing with

phosphate buffered saline (PBS). The resulting combinations of cells 1 Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Ernst- and active agent are effective against the test microorganismsEscheri-

Moritz-Arndt-Universität, Greifswald, Deutschland chia coliandStaphylococcus aureusin a sustained release matter. The

microbicidal activity has not inactivated by the presence of 10% fetal bovine serum (FBS).

The microbicidal effect of cell-bound OCT is superior to cell-bound CHX comparing the same concentrations of active agent. Possibly, CHX is fixed more firmly at or in the cellular membrane, but not for OCT. In the presence of microorganisms OCT is released more easily from the combination cells and active agent than CHX.

Zusammenfassung

Die antiseptischen Wirkstoffe Chlorhexidindigluconat (CHX) und Octe- nidindihydrochlorid (OCT) werden von Mäusefibroblasten (L929, ATCC CCL1), menschlichen Epithelzellen (FL, ATCC CCL62) und primären menschlichen Keratinocyten gebunden. Der Wirkstoff ist durch Waschen der Zell-Wirkstoff-Kombination mit phosphat-gepuffertem Kochsalz (PBS) nicht zu entfernen. Die resultierenden Zell-Wirkstoff-Kombinatio- nen besitzen eine remanente mikrobiozide Wirkung gegenüber den Prüfmikroorganismen Escherichia coli und Staphylococcus aureus.

Diese Wirkung wird durch Anwesenheit von 10% fötalem bovinen Serum (FBS) nicht aufgehoben.

Die mikrobiozide Wirkung von zellgebundenem OCT ist der von CHX weit überlegen, wenn vergleichbare Konzentrationen von Wirkstoff be- trachtet werden. Möglicherweise wird CHX fester an oder in der Zellmem- bran verankert, wohingegen OCT insbesondere bei Anwesenheit von Mikroorganismen leichter von den Zell-Wirkstoff-Kombinationen freige- setzt wird.

Schlüsselwörter:Remanenzwirkung, Zellbindung, Octenidindihydrochlorid, Chlorhexidindigluconat

Einleitung

Die Wirkstoffe Octenidindihydrochlorid (OCT) und Chlor- hexidindigluconat (CHX) binden bevorzugt an saure Phospholipide der Plasmamembran von Mikroorganismen und der Zellmembran von humanen und Säugerzellen

[1]. Die Bindung ist mit einer toxischen Reaktion verbun- den. Eine offene Frage ist jedoch, inwieweit der zellgebun- dene Wirkstoff gegenüber Mikroorganismen biologisch aktiv bleibt oder durch die Bindung an die Zelle inaktiviert wird.

1/4 GMS Krankenhaushygiene Interdisziplinär 2007, Vol. 2(2), ISSN 1863-5245

Originalarbeit

OPEN ACCESS

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Methoden

Für die durchgeführten Untersuchungen wurden Mäuse- fibroblasten der Linie L929 (ATCC CCL1), humane Epithel- zellen der Linie FL (ATCC CCL62) und primäre menschli- che epidermale Keratinocyten (NHEK.f, PromoCell) als Prüfzellen verwendet. Als antiseptische Wirkstoffe wurden OCT in Form von Octenisept®(Schülke & Mayr) und CHX in Form einer 20%-igen wässrigen Lösung (Sigma) ausge- wählt.

Die Herstellung der Wirkstoff-Zell-Kombinationen erfolgte nach dem Trypsinieren der adhärenten Zellkulturen. Nach dem Einstellen der Zelldichte auf 10x106 Zellen/ml in Zellkulturmedium ohne Zusatz von fötalem bovinen Se- rum (FBS) und ohne Antibiotika wurden gleiche Volumina Zellsuspension und Wirkstofflösung in Aqua ad iniectabilia kombiniert. Da OCT und CHX in der relativen Molmasse vergleichbar sind, wurde eine 0,1%-ige Wirkstoffkonzen- tration gewählt. Zusätzlich wurde auch eine 1%-ige CHX- Lösung eingesetzt.

Nach 30 min Kontaktzeit der Bindungspartner erfolgte die Aufbereitung und Isolierung der Zell-Wirkstoff-Kombi- nationen durch mindestens 5mal Waschen mit sterilem phosphat-gepufferten Kochsalz (PBS). Nach der Wasch- prozedur wurde die Zelldichte und damit die theoretische Wirkstoffkonzentration durch Suspendieren in Zellkultur- medium mit 10% FBS auf 5x106 Zellen/ml mit 0,05%

CHX bzw. OCT und 1x106Zellen/ml mit 0,01% Wirkstoff eingestellt. Im Fall der Umsetzung der Zellen mit 1%-iger CHX-Lösung resultierten 5x106Zellen/ml mit 0,5% CHX und 1x106Zellen/ml mit 0,1% CHX.

Die Mikrobiozidie-Testung erfolgte mittels quantitativen Suspensionstests nach DIN EN 1040 [2], wobei als bak- terielle InokuliEscherichia coli(ATCC 11229) als Vertreter der Gram-negativen Bakterien und Staphylococcus aureus (ATCC 6538) als Vertreter der Gram-positiven Bakterien eingesetzt wurden. Der quantitative Suspensionstest er- folgte unter Proteinbelastung, indem Zellkulturmedium mit 10% FBS (ca. 0,05% Serumalbumin) als Trägermittel diente. Das Zellkulturmedium sollte eine künstliche Wundflüssigkeit simulieren [3].

Nach 30, 60 und 120 min erfolgte die Bestimmung der restlichen kolonienbildenden Einheiten im Vergleich zur Kontrolle im Zellkulturmedium.

Ergebnisse

Die resultierenden RF-Werte für die L929-, FL- und NHEK- Zellen gegenüber den PrüfmikroorganismenEscherichia coliundStaphylococcus aureussind in Abbildung 1, Ab- bildung 2 und Abbildung 3 zusammenfassend dargestellt.

Die Abbildungen zeigen, dass die Wirkstoffe CHX und OCT von den Zellen gebunden werden, da trotz intensivem Waschen die Zell-Wirkstoff-Kombinationen mit PBS nicht zu entfernen sind. Der von den Zellen gebundene Wirk- stoff wirkt weiterhin mikrobiozid gegenüber den Prüfmi- kroorganismenEscherichia coliundStaphylococcus au- reus, d.h. die Bindung an die Zellen neutralisiert die Wirkstoffe nicht. Die mikrobiozide Wirkung von OCT-Zell- Kombinationen ist der von CHX-Zell-Präparaten überlegen, wenn gleiche eingesetzte Wirkstoff-Ausgangskonzentra- tionen verglichen werden. Mehr als 3-log-Stufen Redukti- on werden von allen Zell-Wirkstoff-Kombinationen mit 0,05% OCT bereits nach 30 min gegenüber beiden Prüf- mikroorganismen erzielt, wohingegen die Zell-Wirkstoff- Kombinationen mit 0,5% CHX nur gegenüber Staphylo- coccus aureusnach 2 h eine Reduktion um 3-log-Stufen erreichen. Die Zell-Wirkstoff-Kombinationen mit 0,01%

OCT erzielen bereits nach 30 min Kontakt mit den Prüf- mikroorganismen 2-4 log-Stufen Reduktion. Reduktions- faktoren von 5–6 log-Stufen, wie sie bereits von 0,01%

Verdünnungen von OCT erzielt wurden, konnten für CHX auch bei der höchsten Einsatzkonzentration von 0,1%

nicht erreicht werden. Die Zell-Wirkstoff-Kombinationen mit einer vergleichbaren Konzentration von 0,01% CHX sind in ihrer mikrobioziden Wirkung nach 30 min zu ver- nachlässigen.

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Abbildung 1: Reduktionsfaktoren RF (log10) für die verschiedenen L929-Zell-Wirkstoff-Kombinationen mit Chlorhexidindigluconat (CHX) und Octenidindihydrochlorid (OCT) nach 30, 60 und 120 min Kontaktzeit mit den PrüfmikroorganismenEscherichia coli (links) undStaphylococcus aureus (rechts) im quantitativen Suspensionsversuch bei Anwesenheit von 10% fötalem bovinen

Serum (FBS)

Abbildung 2: Reduktionsfaktoren RF (log10) für die verschiedenen FL-Zell-Wirkstoff-Kombinationen mit Chlorhexidindigluconat (CHX) und Octenidindihydrochlorid (OCT) nach 30, 60 und 120 min Kontaktzeit mit den PrüfmikroorganismenEscherichia coli (links) undStaphylococcus aureus (rechts) im quantitativen Suspensionsversuch bei Anwesenheit von 10% fötalem bovinen

Serum (FBS)

Abbildung 3: Reduktionsfaktoren RF (log10) für die verschiedenen NHEK-Zell-Wirkstoff-Kombinationen mit Chlorhexidindigluconat (CHX) und Octenidindihydrochlorid (OCT) nach 30, 60 und 120 min Kontaktzeit mit den PrüfmikroorganismenEscherichia coli (links) undStaphylococcus aureus (rechts) im quantitativen Suspensionsversuch bei Anwesenheit von 10% fötalem bovinen

Serum (FBS)

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Diskussion

Die antiseptischen Wirkstoffe CHX und OCT werden durch humane und Säugerzellen gebunden. Sie liefern somit eine Art Wirkstoffdepot, aus dem bei Bedarf der Wirkstoff freigesetzt werden kann. Diese Depot- oder Remanenzwir- kung konnte durch die in dieser Studie nachgewiesene mikrobiozide Wirksamkeit der zellgebundenen Substan- zen bestätigt werden. Die mikrobiozide Wirksamkeit von zellgebundenem OCT ist jedoch der von CHX bei vergleich- baren Konzentrationen weit überlegen. Zu ähnlichen Er- gebnissen kommen andere Studien, die sich insbesonde- re mit der Anti-Plaque-Wirkung von CHX und OCT beschäf- tigten. OCT-haltige Präparate sind als Mundspüllösung und als Anti-Plaque-Mittel der Wirkung von CHX-haltigen Formulierungen weit überlegen [4], [5], [6], [7].

Fazit

1. Durch Bindung der Wirkstoffe CHX und OCT an Säu- gerzellen und humane Zellen wird die mikrobiozide Wirksamkeit nicht aufgehoben.

2. Die mikrobiozide Wirksamkeit von zellgebundenem OCT ist der von CHX bei vergleichbaren Konzentratio- nen weit überlegen.

3. Mehr als 3 log-Stufen Reduktion werden bereits nach 30 min Kontakt von 0,05% zellgebundenem OCT ge- genüber beiden Prüfmikroorganismen erreicht.

4. 0,01% zellgebundenes OCT erzielen nach 2 h Kontakt mit beiden Prüfmikroorganismen 5-6 log-Stufen Re- duktion, was von 0,01% zellgebundenem CHX nicht zu erreichen ist.

5. Die mikrobiozide Wirkung von 0,01% zellgebundenem CHX beträgt <1 log-Stufe und ist somit zu vernachläs- sigen.

Literatur

1. Gilbert P, Moore LE. Cationic antiseptics: diversity of action under a common epithet. J Appl Microbiol. 2005;99:703-15.

2. DIN EN 1040. Chemische Desinfektionsmittel und Antiseptika - Quantitativer Suspensionsversuch zur Bestimmung der bakteriziden Wirkung (Basistest) chemischer Desinfektionsmittel und Antiseptika - Prüfverfahren und Anforderungen (Phase 1).

Deutsche Fassung EN 1040:2005.

3. Campbell KE, Keast D, Woodbury G, Houghton P. Wear time in two hydrocolloid dressings using a noval in-vivo model. Wounds.

2003;15(2):40-8.

4. Emilson CG, Bowen WH, Robrish SA, Kemp CW. Effect of the antimicrobial agents octenidine and chlorhexidine on the plaque flora in primates. Scand J Dent Res. 1981;89:384-92.

5. Robrish SA, Emilson CG, Kemp CW, Eberlein D, Bowen WH. A comparison of viable counts and adenine nucleotide analysis to determine the effect of antimicrobial agents on dental plaque.

Curr Microbiol. 1981;5:343-47.

6. Slee AM, O´Connor JR. In vitro antiplaque activity of octenidine dihydrochloride (WIN 41464-2) against preformed plaques of selected oral plaque-forming microorganisms. Antimicrob Agents Chemother. 1983;23:379-84.

7. Kramer A, Höppe H, Krull B, Pitten F-A, Rosenau S. Antiseptic efficacy and acceptance of Octenisept® compared to common antiseptic mouthwash solutions. Int J Hyg Environm Med. 1998;

200:443-56.

Korrespondenzadresse:

Prof. Dr. med. Axel Kramer

Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Ernst-Moritz- Arndt-Universität, Walther-Rathenau-Straße 49 a, 17489 Greifswald, Deutschland, Tel.: +49-(0)3834-515542, Telefax: +49-(0)3834-515541

kramer@uni-greifswald.de

Bitte zitieren als

Müller G, Kramer A. Wechselwirkung von Octenidin und Chlorhexidin mit Säugerzellen und die resultierende Mikrobiozidie

(Remanenzverhalten) der Reaktionsprodukte. GMS Krankenhaushyg Interdiszip. 2007;2(2):Doc46.

Artikel online frei zugänglich unter

http://www.egms.de/en/journals/dgkh/2007-2/dgkh000079.shtml

Copyright

©2007 Müller et al. Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen

(http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.

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Müller et al.: Wechselwirkung von Octenidin und Chlorhexidin mit ...

Abbildung

Abbildung 1: Reduktionsfaktoren RF (log 10 ) für die verschiedenen L929-Zell-Wirkstoff-Kombinationen mit Chlorhexidindigluconat (CHX) und Octenidindihydrochlorid (OCT) nach 30, 60 und 120 min Kontaktzeit mit den Prüfmikroorganismen Escherichia coli (links)

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