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Michaela Schuster

Mädchenarbeit heute - ein Sozialisationsbeitrag zur Gleichberechtigung?

Exemplarische Darstellung und Vergleich dreier Konzepte unter Berücksichtigung der impliziten Aussagen und expliziten Forderungen aus § 9(3) KJHG

SoSe 1995, Beiträge zur Diakoniewissenschaft N.F. 46, 130 Seiten + Anhang

Mädchenarbeit ist gegenwärtig in den verschiedensten Kontexten ein Begriff, wird jedoch sehr unterschiedlich ausgelegt und gehandhabt. Welchen Kriterien diese geschlechtsspezifische Jugendarbeit heute genügen muß, um zur Gleichberechtigung der Geschlechter beizutragen, ist Kernfrage dieser Arbeit. Rechtliche Grundlage für die Forderung nach Wahrnehmung der unterschiedlichen Lebenslagen von Mädchen und Jungen, nach Benachteiligungsabbau und Gleichberechtigungsförderung ist für sämtliche Bereiche und Maßnahmen der Jugendhilfe der als Generalklausel eingeführte § 9,3 des seit 1991 gültigen Kinder- und Jugendhilfe-Gesetzes (KJHG). Im Verlauf der Arbeit wird - bezugnehmend auf die drei miteinander korrespondierenden Forderungen aus § 9,3 KJHG - die Lebenssituation für und von Mädchen transparent gemacht, bevor drei verschiedene Formen von gegenwärtig praktizierter Mädchenarbeit auf ihren Beitrag gemäß § 9,3 KJHG hin untersucht werden.

Die Frage nach der Entstehung der unterschiedlichen Lebenslagen von Mädchen und Jungen macht einen Blick in die Geschichte notwendig. Im Rahmen der sich herausbildenden Gesellschaft und der diese konstituierenden bürgerlichen Ideologie kam es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Ausformung komplementär angelegter Geschlechtsrollen und damit spezifischer männlicher und weiblicher Sozialcharaktere, die die Benachteiligung des weiblichen Geschlechts implizierten und legitimierten. Frauen bekamen schichtbedingt entweder die Rolle des Arbeitstieres oder aber die der Repräsentationsfigur zugewiesen. Als Reaktion darauf formierten sich u.a. sowohl in bürgerlichen als auch in christlich motivierten Kreisen Frauenvereine, die einerseits bessere Mädchenbildung forderten, andererseits faktisch Mädchensozialarbeit initiierten. Hier wird deutlich, daß bereits im vorigen Jahrhundert auf die geschlechtsbedingte Benachteiligungssituation von Mädchen/Frauen mit verschiedensten auf Mädchen konzentrierten Vorstellungen und Maßnahmen der Abhilfe bzw.

Förderung reagiert wurde.

Im Anschluß an den geschichtlichen Rückblick werden die gegenwärtigen Lebensbedingungen und Lebenslagen von Mädchen anhand der drei maßgeblichen Sozialisationsinstanzen und Lebenslagen Familie, Schule und Jugendhilfe/Jugendarbeit untersucht. Die frappierenden Unterschiede im Umgang, in der Wahrnehmung und Behandlung von Mädchen und Jungen werden für alle drei Sozialisationsbereiche gleichermaßen detailliert herausgearbeitet und dargestellt. Sozialisation als lebenslanger Prozeß der Selbst-Bildung in sozialen Praktiken birgt neben der Gefahr, der Festschreibung auf traditionelle Geschlechtsrollen zu erliegen, auch die Chance der aktiven Veränderung von und Befreiung aus den herkömmlichen, vorgefertigten Rollen. Ein entscheidender Ansatzpunkt, Veränderung bzw. Befreiung zu fördern, ist in der Umbruchsphase der Adoleszenz zu sehen; hier liegt die enorme Chance von und für Mädchenarbeit, gezielt Einfluß zu nehmen.

Die komplementäre und implizit Mädchen/Frauen benachteiligende Rollenzuschreibung für Mädchen/

Frauen einerseits und Jungen/Männer andererseits (für Frauen bedeutet diese Nachrangigkeit, Abgeleitetheit und ausschließliche Bezogenheit der Frau auf den Mann sowie die "natürliche"

Zuständigkeit für den reproduktiven Bereich) ist in einem Ausmaß internalisiert, daß selbst die deutlich sichtbaren Fortschritte bezüglich der Gleichberechtigung in den letzten Jahren am Grundproblem der Geschlechterhierarchie nichts änderten. (Das gesellschaftliche Struktursystem ist noch immer geschlechtshierarchisch. Männer stiften nach wie vor die Norm). Die in diesem Kontext - diesen als geschlechtshierarchischen transparent machend - prägnant dargestellte Situation von Mädchen ist zwingende Voraussetzung, Mädchenarbeitsprofile im Hinblick auf deren Grundhaltung zum Geschlechterverhältnis beurteilen zu können. Dies ist notwendig, um die oft subtil wirkenden Mechanismen der Benachteiligung wahrzunehmen, denen Mädchenarbeit etwas entgegensetzen soll, da sie Mädchenarbeit im Sinne des § 9,3 KJHG zu sein hat; und d.h., daß sie eigene mädchenspezifische Maßstäbe jenseits der (üblichen) männlichen Norm entfalten, mädcheneigene (Frei)Räume zur ganzheitlichen Selbst-Erfahrung und -Bildung anbieten und Persönlichkeitsentwicklung und -entfaltung hin zu einer ganzheitlichen Identität frei von Rollenzwängen fördern soll. Im sich anschließenden praktischen Forschungsteil der Arbeit werden sowohl drei verschiedene Konzepte von Mädchenarbeit als auch diese ergänzende Tiefeninterviews mit jeweils einer verantwortlichen Fachfrau zunächst dargestellt und anschließend aufgrund der bis dahin gewonnenen Erkenntnisse kritsisch auf

Diplomarbeit am Diakoniewissenschaftlichen Institut

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ihren Beitrag gemäß § 9(3) KJHG hin analysiert. Bei den verschiedenen Formen von Mädchenarbeit handelt es sich um die Mädchenarbeit des CVJM-Westbundes, die Mädchenarbeit in der badischen Landeskirche und um die Mädchenarbeit des unabhängigen Mädchentreffs Bielefeld e.V. Die (Gesamt)ergebnisse sollen an dieser Stelle nicht vorweggenommen werden, hier nur so viel:

Mädchenarbeit ist nicht gleich Mädchenarbeit; jede Mädchenarbeit jedoch leistet einen Sozialisationsbeitrag, was allerdings nicht gleichbedeutend mit einem Beitrag zur Gleichberechtigung ist!

Nicht nur Mädchenarbeit muß sich in ihren Mädchenförderungsmaßnahmen und hinsichtlich der Einstellung der in ihr Tätigen immer wieder und ständig neu kritisch auf ihre Grundhaltung zum zum Geschlechterverhältnis hin überprüfen und hinterfragen (lassen), soll ein tatsächlicher und grundlegender Fortschritt bezüglich der Gleichberechtigung der Geschlechter erreicht werden.

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