Klimawandel
Teil 1: Klima, Atmosphäre, Treibhauseffekt
Eine Zusammenstellung von Stefan Smidt
Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft
Klima und Atmosphäre Treibhauseffekt
Kohlenstoff-Zyklus
Global Change
Klimasystem
Berner U., Streif H.J. 2000: Klimafakten. Schweizerbart‘sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart.
Kasang 2002, in ftp://ftp.ipn.uni-kiel.de/pub/SystemErde/02_Begleittext_oL.pdf
Externe Antriebsfaktoren und
interne Variabilität von Klimaänderungen
Klimasystem mit Subsystemen sowie Angabe der Reaktionszeiten auf Störungen, nach Hupfer/Kuttler 2006.
In: http://www.bibliothek-digital.de/static/content/utb/20081119/978-3-8252-3099-9/v978-3-8252-3099-9.pdf
Klimasystem der Erde
Schichtung der Atmosphäre
Standard-Atmosphäre (nach Gassmann 1994): Schematische Darstellung der Atmosphärenstockwerke, die anhand der mittleren vertikalen Temperaturverteilung unterschieden werden.
ftp://ftp.ipn.uni-kiel.de/pub/SystemErde/02_Begleittext_oL.pdf
Die Sonne strahlt mit ihrer hohen Oberflächentemperatur ihre Hauptenergie im kurzwelligen Bereich ab.
Die Erde emittiert hingegen eher Strahlung im langwelligen Bereich. Nach Riedel 1989.
ftp://ftp.ipn.uni-kiel.de/pub/SystemErde/02_Begleittext_oL.pdf
Das Spektrum elektromagnetischer Wellen
Globale Strahlungsbilanz (W/m 2 )
http://de.wikipedia.org/wiki/Treibhauseffekt
Globale Energiebilanz (Prozentanteile)
http://de.wikipedia.org/wiki/Treibhauseffekt
Global Change
Global Change: Globale Änderung des Klimas und der Lebensbedingungen durch menschliche Aktivitäten.
Global Change ist ein natürliches Phänomen mit anthropogener Schubkraft.
http://www.ipcc.ch/publications_and_data/ar4/wg1/en/faq-1-2.html
Die atmosphärischen Problemkreise
Treibhauseffekt
Deutscher Bundesrat 1988; Folie: H. Kolb, 2009.
Modifikation der troposphärischen
Luftchemie Stratosphärischer
Ozonabbau
Emissionen
Global Change – Hauptursache: Mensch
• Zunehmender Düngereinsatz
• Zunehmende Treibhausgas-Emissionen
• Zunehmende Emissionen saurer Gase
• Zunehmende Emission von Ozonvorläufern
• Zunehmende Emissionen weiterer toxischer Stoffe
• Waldrodungen
Folgen
• Globaler Anstieg der Temperatur
• Anstieg des Meeresspiegels
• Anstieg der Konzentrationen der Treibhausgase
• Änderung des Klimas seit dem letzten Jahrhundert
C-Vorräte und -Flüsse (Pg p.a.)
Bresinsky A., Körner C., Kadereit J.W., Neuhaus G., Sonnewald U. 2008: Strasburger Lehrbuch der Botanik.
36. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg. (1 Pg = 1 Gt = 1 Mrd. Tonnen)
C-Vorräte und -Flüsse (Pg p.a.)
Quelle: IPCC 2007. (1 Pg = 1 Gt = 1 Mrd. Tonnen)
Treibhauseffekt
Die Erde nimmt kurzwellige Strahlung auf und reflektiert längerwellige und energieärmere Wärmestrahlung in den Weltraum. Durch IR-absorbierende Gase („Treibhausgase“) wird ein Teil der Wärmestrahlung absorbiert bzw. zur die Erdoberfläche reflektiert.
Erdoberfläche
längerwellige Wärmestrahlung
kurzwellige Strahlung
-18°C
Erdoberfläche
Rückreflexion der längerwellige Wärmestrahlung kurzwellige
Strahlung
+15°C
Treibhausgase
Ohne Treibhausgase mit Treibhausgasen
Strahlungsabsorption (stark vereinfacht)
Treibhausgase absorbieren in unterschiedlichen Wellenlängenbereichen. Ozon absorbiert auch im UV-Bereich.
UV-C UV-B UV-A Infrarot
0,1 0,4 0,8 2,5 10 25µm
Ozon
CH 4 , N 2 O O 3
CO 2 CO 2
Wasserdampf
Sichtbarer Bereich
nahes IR mittleres IR (Wärme)
Treibhausgase
Wasserdampf
Absorptionskoeffizienten von THG
Absorption der Wärmerückstrahlung der Erdoberfläche durch atmosphärische Gase (nach Schönwiese und Diekmann 1989, in: ftp://ftp.ipn.uni-kiel.de/pub/SystemErde/02_Begleittext_oL.pdf
Stratosphärische Ozonsäule
1964-1980
Kromp- Kolb H. 2009, Österreichische Akademie der Wissenschaften / SROC 2005)
Strahlungsantrieb
Änderung der vertikalen Nettoeinstrahlung an der Tropopause durch
interne und externe Veränderungen im Klimasystem, ausgedrückt in Watt pro Quadratmeter.
Zum Strahlungsantrieb tragen z.B. die Sonnenaktivitäten,
Vulkanausbrüche und erhöhte Treibhausgaskonzentrationen bei.
Der Strahlungsantrieb ist ein Maßstab für den Einfluss, den ein einzelner Faktor auf die Veränderung des Strahlungshaushalts der Atmosphäre hat.
Er ist ein Index für die Bedeutung dieses Faktors für eine Klimaänderung.
Ein positiver Strahlungsantrieb führt zu einer Erwärmung, ein negativer
Strahlungsantrieb zu einer Abkühlung der bodennahen Luftschicht.
©kaser
Komponenten des Strahlungsantriebs (2005)
IPCC 2007: Mittlerer globaler Strahlungsantrieb bezogen auf 1750 für wichtige Spurenstoffe und Mechanismen sowie im Hinblick auf die Ausdehnung und die wissenschaftliche Verständnis (LOSU).
Treibhausgase
Treibhausgas-Trends
Treibhausgase
H 2 O
CO 2
O3 bodennah
O3stratosphärisch Aerosole
Lachgas Methan FCKWs Felder:
grün: nicht phytotoxisch blau: u.U. phytotoxisch rot: phytotoxisch
Treibhausgase
Anti-
Treibhausgase
SF
6NCl
3Indirekte
Treibhausgase
H 2 O
CO 2
O3 bodennah
O3stratosphärisch NH4NO3
Sulfat
Lachgas Methan FCKWs
NH 3 NOx
SO 2
Treibhausgase
Anti-
Treibhausgase SF
6NCl
3CO VOC
NOx H 2
Felder:
grün: nicht phytotoxisch blau: u.U. phytotoxisch rot: phytotoxisch
rosa: +- phytotoxisch
Treibhauspotentiale und Anteile an Erwärmung
CO 2 1 50%
Methan 10-32 19%
FCKW 410-22.000 17%
Ozon (trop.) 2000 8%
Lachgas 180-240 4%
Treibhauspotential: Auf CO
2(Masse) bezogenes Vielfaches von dessen Erwärmungsfähigkeit. Einfluss auf die Erwärmung haben das IR-
Absorptionsvermögen, die Verweilzeit und die Konzentration des betreffenden Treibhausgases.
Lesch K.H., Cerveny M., Leitner A., Berger B. 1990: Treibhauseffekt. Umweltbundesamt, Monographien Nr. 23.
(ohne Wasserdampf)
Indirekt klimarelevante Gase
Den Treibhauseffekt fördernd
• Kohlenmonoxid (Ozonvorstufe)
• Stickstoffoxide (Ozonvorstufe)
• Flüchtige Kohlenwasserstoffe (Ozonvorstufe)
• Wasserstoff (OH*-Reduktion > Methanerhöhung) Den Treibhauseffekt mindernd
• Ammoniak (Aerosolbildung)
• Stickstoffoxide (Aerosolbildung)
• Schwefeldioxid (Aerosolbildung)
Anti-Treibhaus“gase“
Vulkan-Exhalate
Sulfat- u.a. Aerosole Feinstaub
stratosphärisches Ozon
Antitreibhausgase wirken durch Absorption der einfallenden Strahlung einer Klimaerwärmung entgegen.
Ozon absorbiert UV-B-Strahlung und erwärmt die Stratosphäre
Ein Ozonabbau in der Stratosphäre wirkt dem Treibhauseffekt entgegen
Einerseits absorbiert Ozon UV-B-Strahlen in der Stratosphäre, was zu einer Erwärmung der Stratosphäre führt.
Andererseits absorbiert hauptsächlich bodennahes Ozon jene Infrarotstrahlung, die von der Erde emittiert wird.
Daher trägt der Abbau des stratosphärischen Ozons zu einer Abkühlung der Erdoberfläche
bei, während die erhöhten Ozonkonzentrationen in der Troposphäre zur Erwärmung der
Erdoberfläche beitragen.
Lebensdauer von Spurengasen
Fabian 1992, in Guderian R. 2000: Atmosphäre. Springer (verändert).
Globale anthropogene THG-Emissionen
(a) Globale jährliche Emissionen anthropogener Treibhausgase 1970-2004.
(b) Anteil der verschiedenen anthropogenen Treibhausgase 2004, angegeben als CO2-Äquivalenten
(c) Anteile verschiedener Sektoren an anthropogene THG-Emissionen 2004, angegeben als CO2-Äquivalenten IPCC 2007
Forestry inkludiert Entwaldung
Globaler Verlauf der CO 2 -Konzentration
Bresinsky A., Körner C., Kadereit J.W., Neuhaus G., Sonnewald U. 2008: Strasburger Lehrbuch der Botanik.
36. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg.
Entwicklung der THG- Konzentrationen
Eisbohrkerne als Schlüssel zur Paläoklimatologie. IPCC 2007 (Working Group 1).
1000 Jahre vor 2005
CO 2 -Ausstoß und -Konzentration
Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre ist seit 1850 nicht in gleichem Maße wie der Ausstoß von CO2 gestiegen, da Senken wie der Ozean und Wälder einen Großteil des CO2aufnehmen und speichern.
Berner U., Streif H.J. 2000: Klimafakten. E. Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung.
Jahr
CO 2 -Anstieg (Mauna Loa / Hawaii)
http://www.esrl.noaa.gov/gmd/ccgg/trends/#mlo_full
Schär C. 2005: Vorlesungsfolien Erd- und Produktionssysteme, Wintersemester 2004/2005, Institut für Atmosphäre und Klima, ETH Zürich. Teil 4: Anthropogene Effekte. http://ethz.planetmages.ch/Erd-Prod- Sys/Schaer/Anthropogen.pdf
CO 2 -Konzentration 1960 - 2000
Anstieg der THG-Konzentrationen
IPCC (2007), Working Group 1.
IPCC 2007.
CO 2 , CH 4 und N 2 O Konzentrationen
~6%
310 114 +11%
319ppb
N
2O
21 1
Relatives
Treibhausgaspotential
~19%
~50%
% Beteiligung
12 50-200
Lebensdauer (Jahre)
- +13%
Anstieg seit 1998
1.774 ppb 379 ppm
Konzentration (2005)
CH
4CO
2Entwicklung der HFC-/PFC-/SF 6 - Konzentrationen
IPCC 2007 (Working Group 1).
Jahr
Zunahme der CO 2 -Emissionen durch geänderte Landnutzung und Brandrodung
Berner U., Streif H.J. 2000: Klimafakten. E. Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung.
Temperaturanstieg
Niederschlagsverhältnisse
Verlauf von CO 2 und Temperatur
Rekonstruktion des Temperaturverlaufes der vergangenen ca. 750.000 Jahre aus Eisbohrkernen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Treibhauseffekt
CO 2 - und Temperaturverlauf
Temperaturen und CO2-Gehalte während der vergangenen 550 Mio. Jahre. Beide verliefen nicht immer im
Gleichschritt. Vielfach vergingen mehrere zig Mio. Jahre, bevor das CO2 die Temperaturentwicklung einholte oder die Temperatur dem CO2folgte. Berner U., Streif H.J. 2000: Klimafakten. E. Schweizerbartsche Verlagsbuchh.
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Klimadiagramm_hadley_1850_2009.svg&filetimestamp=20091220102043
Globaler Temperaturanstieg 1850-2009
http://www.blikk.it/angebote/modellmathe/ma0555a.htm
Globaler Temperaturanstieg
http://www.hamburger-bildungsserver.de/welcome.phtml?unten=/klima/klimawandel/klimaaenderung/temp20jh.html
Globaler Temperaturanstieg
Globaler Temperaturanstieg
IPCC 2001, in Schär C. 2005: Vorlesungsfolien Erd- und Produktionssysteme, Wintersemester 2004/2005, Institut für Atmosphäre und Klima, ETH Zürich. Teil 4: Anthropogene Effekte.
http://ethz.planetmages.ch/Erd-Prod-Sys/Schaer/Anthropogen.pdf
Temperaturverlauf 200-2000
0,8°C
Vorindustrieller Wert
Temperaturverlauf:
200 – 2000 rekonstruiert
2000 – 2100 Modellberechnung
+3,8°C
+1,8°C
IPCC Szenarien
Kromp-Kolb H. (2009), Österreichische Akademie der Wissenschaften.
Temperaturanstieg nach unterschiedlichen
Szenarien
Temperaturanstieg global und in den Alpen
In Österreich bzw. im Alpenraum ist der Temperaturanstieg deutlich höher als der globale Temperaturanstieg.
Kromp-Kolb H., Formayer H. 2005: Schwarzbuch Klimawandel. Ecowin.
Temperaturanomalie (°C)
Temperaturanstieg in Österreich
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Wien.
Klima-Einflüsse
Sonne (äußerer Faktor)
• Kontinentalverschiebungen
• Treibhausgase
• Vegetation
• Meteoriteneinschläge
• Rückkopplungsvorgänge
Interne Faktoren
Informationsquellen
• Wetterdaten (250 Jahre zurück)
• Gesteins-Serien
• Eisbohrkerne
Temperatur
Meeresspiegel
Schneedecke
(nördliche Hemisphäre)
IPCC 2007.
Anstieg von Temperatur, Meeresspiegel und Schneedecke
Bildung / Abbau von CO 2 , CH 4 , N 2 O und NO im Boden
IPCC 2001.
N 2 O NO
u.a. Bildung durch Nitrifikation, Denitrifikation in Böden
20-55%
11-30%
CH 4 Aufnahme im Boden
Emission in Feuchtgebieten, Reisanbau
CO 2 Bodenatmung
(Mikroorganismen, Wurzeln)
-15%
40-60%
6-7 %
Beitrag
IPCC 2007: Projektierte Änderungen der Oberflächentemperatur für das späte 21. Jahrhundert (Multi-AOGCM für das A1B SRES Szenario. Alle Temperaturen relativ zur Periode 1980-1999.
Verteilung der Oberflächenerwärmung (°C)
0 1 2 3 4 5 6 7 °C
IPCC 2007.
Globale und kontinentale Temperaturänderungen
Klimamodelle, die nur natürliche Antriebskräfte berücksichtigen
Klimamodelle, die nur natürliche und menschliche Antriebskräfte berücksichtigen
Beobachtungen
Temperaturänderung 2020/50 vs. 1961/90
Analogszenario der Änderung der Jahresmitteltemperatur (2020-2050 vs. 1961-1990) in Österreich (Basis: ECHAM4) H. Kolb 2009, Vortragsfolie.
Globale Veränderung der Jahresniederschläge
Generell wird eine Zunahme der Niederschlagsmenge in höheren Breiten und eine Reduktion in den Tropen beobachtet. Kromp-Kolb H., Formayer H. 2005: Schwarzbuch Klimawandel. Ecowin.
Klimawandel
Teil 2: Auswirkungen auf Ökosysteme, Forstwirtschaftliche Gegenmaßnahmen
Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft
Besondere Auswirkungen des Klimawandels
IPCC 2007.
Besondere Auswirkungen des Klimawandels
• Waldökosysteme in Grenzlagen
• Systeme mit eingeengter Diversität
• Stark spezialisierte Arten
• Selten fruchtende Arten
• Montane und alpine Arten Erhöhung
• Feuerfrequenz
• Produktion
• Nährstoffumläufe und Verwitterungsprozesse
• Stress
• Mortalität
Ökogramme (schematisch)
Jahresmitteltemperatur
Niederschlag-Verdunstung
Kiefer Buche
Fichte Eiche
Baumarten haben unterschiedliche Ansprüche an Niederschläge und Temperatur.
Details: http://www.waldundklima.net/klima/klima_docs/koelling_afz_2007_klimahuellen.pdf
Temperatur-Rückkoppelungseffekte
• Verstärkung der Bodenatmung und Mehrproduktion an CO 2 und N 2 O (+)
• Auftauen von Dauerfrostböden und CH 4 -/CO 2 -Bildung (+)
• Vermehrte Bildung von Wasserdampf (+) und Wolken (+/-)
• Vermehrte Ozonbildung (+)
• Verringerte Rückstrahlung (Albedo) nach dem Schmelzen von Eisoberflächen (+)
• Geringere CO 2 -Absorptionsfähigkeit der Ozeane (+)
• Mögliche Mehrzuwächse (auch durch CO 2 -Erhöhung) (-)
• Vermehrte Waldbrände mit CO 2 -Bildung (+) bzw.
Aerosolbildung (-)
+: positive Rückkoppelung (Verstärkung des Treibhauseffektes)
-: negative Rückkoppelung (Abschwächung des Treibhauseffektes)
http://www.upi-institut.de/klima-bericht_des_ipcc.htm
Extremereignisse
• Spätfroste
• Sommerliche Dürren
• Stürme
• Starkregen
• Nass-Schnee
• Waldbrand
• Insektenkalamitäten
Globale Auswirkungen eines Klimawandels
• Häufung von Extremereignissen
• Änderung der atmosphärischen und ozeanischen Zirkulation
• Ansteigen des Meeresspiegels
• Rückgang der Agrarproduktion
• Zunahme der Klimaflüchtlinge
• Hungerkatastrophen
IPCC 2007.
Globale Wirkungen einer Klimaerwärmung auf das Schädlingsauftreten
• Immigration wärmeliebender Arten
• Zustandekommen zusätzlicher Generationen
• Geringere Mortalität während der Winterperiode
• Anstieg von Kalamitäten
• Zunahme der bestehenden Risikozonen
• Gesteigerte Instabilität der Waldgesellschaften
• Erhöhte Aufwendungen für den Forstschutz
IPCC 2007.
Treibhausgas Temperatur Wind
Strahlungsbilanz Luftfeuchte Wolkenbildung Niederschläge
Bodenfeuchte
Nährstoffverfügbarkeit Bodenatmung
Vegetation
Konkurrenz / Schädlinge C-Allokation
Gesamtbiomassebildung Ertrag
Treibhausgaswirkungen und Wechselwirkungen
Wald als C-Senke Wirkungen von
Klimaänderungen auf Wälder
Der Wald als C-Senke
• Wälder sind global die größte Biomasse-Senke am Land für Kohlenstoff (Ozeane sind der insg. größte Speicher)
• Böden sind langfristig eine stärkere Senke als Pflanzen. Der Erhalt der Speicherfähigkeit für
Kohlenstoff ist daher wichtig für den Klimaschutz.
Natur- und Urwälder speichern besonders viel C
• Bei Nutzungsänderungen von Wald in Landwirtschaft (für Agrotreibstoff-Produktion) tritt ein potentieller C- Verlust beim Vorrat ein (aber: Substitution von
fossilen Energieträgern ist möglich)
Der Wald als C-Senke
• Der Wald der Nordhemisphäre ist eine C-Senke, auf der Südhemisphäre (wegen der Entwaldungen) eine C-
Quelle
• Der Wald ist über die gesamte Bestandesentwicklung CO 2 -neutral
• CO 2 wird v.a. in stark wachsenden Beständen festgelegt
• Trockene und heisse Sommer beeinträchtigen die Senkenstärke
• Der Wald kann das Klima weder regulieren noch retten;
Die Waldbehandlung hat einen moderaten Einfluss, die mitteleuropäische Forstwirtschaft spielt global gesehen eine Nebenrolle.
Mann & Kump 2008.
Österreichischer Forstverein 1997.
Der Wald als C-Senke
• Die gemäßigten Wälder Europas, Nordamerikas und Asiens sind starke C-Senken, boreale Wälder sind schwache Senken
• Ab 2050 wird der Waldboden global wahrscheinlich zu einer C-Quelle (IPCC 2007)
• 50 % des assimilierten CO 2 geht in die Biomasse. In
einem Fichtenbestand werden 30 % des assimilierten C durch die Nadeln veratmet, 20 % vom Stamm
Mann & Kump 2008.
Österreichischer Forstverein 1997.
Österreichs Wald als C-Senke
• Der österreichische Wald ist wegen des
Flächenzuwachses derzeit eine C-Senke. Zur
Kompensation der in Österreich frei werdenden CO 2 - Mengen müssten jährlich 1600 ha mit reifem Wald besetzt werden (ÖAW 1992)
• Dem Nutzholzeinschlag 12 Mio fm (2,3 Mio t C) entspricht 1/7 des jährlichen Energiebedarfes (ÖAW 1992).
Holzeinschlag 2008: 21,8 Mio. fm
Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) 1992.
Weiss et al. (2000).
Österreichs Wald als C-Senke und -quelle
• Der österreichische Wald war 1961-1996 eine Netto-C-
Senke; die mittlere jährliche Netto-C-Bindung 2.527 kt C. In diesem Zeitraum entspricht die Netto-C-Bindung etwa 14%
der gesamten österr. Brutto-CO 2 -Äquivalentemissionen der Treibhausgase CO 2 , CH 4 und N 2 O (Weiss et al. 2000)
• Waldboden emittiert 1,3 Tonnen CO 2 -C /ha.a = 4,8 Tonnen CO 2 /ha.a (Fichten-Altbestand, Achenkirch/Tirol), im Winter davon 12 % (Kitzler et al. 2006; Schindlbacher et al. 2007)
Kitzler B., Zechmeister-Boltenstern S., Holtermann C. et al. (2006). Biogeosciences 3, 383-395.
Schindlbacher A., Zechmeister-Boltenstern S., Glatzel G., Jandl R. (2007): Agr. & Forest Meteorol. 146 (3-4), 205-215.- Weiss et al. (2000).
C-Vorrat in Österreichs Wald (1990)
Weiss et al. (2000).
783 ± 190 463 ± 185
320 ± 42 3893 ± 46
Gg C Gg C
Gg C
Summe Biomasse und
Waldboden Waldboden
(Auflagehumus und
Mineralboden 0 - 50 cm) Waldbiomasse
(ober- und unterirdisch) Waldfläche
(1000 ha)
Wirkungen erhöhter CO 2 -Konzentrationen
• Verbesserte Versorgung mit Kohlenstoff
• (zumindest vorübergehende) Stimulierung der Photosyntheserate bei guter Nährstoffversorgung
• U.U. leichte Steigerung des Boden-C-Gehaltes
• Steigerung der Wuchsleistung (Höhen- und
Dickenzuwachs); diese kann mit kürzeren Verweilzeiten des C in der Biomasse verknüpft sein; Umsatz ≠ Kapital
• (kurzfristige) Erhöhung der Nettoprimärproduktion
• Steigerung des Blattflächenindex
• Steigerung des Verhältnisses Blattgewicht / Blattfläche
Brunold et al. 2001; Ulrich B. 1993: Prozesshierarchie in Waldökosystemen – ein integrierender ökosystemtheoretischer Ansatz. Biologie in unserer Zeit- VCH-Verlag Weinheim, in Schmidt 1994.
Wirkungen erhöhter CO 2 -Konzentrationen
Brunold et al. 2001; Ulrich B. 1993: Prozesshierarchie in Waldökosystemen – ein integrierender ökosystemtheoretischer Ansatz. Biologie in unserer Zeit- VCH-Verlag Weinheim, in Schmidt 1994.
Eitzinger J., Kersebaum K.C., Formayer H. 2009: Landwirtschaft im Klimawandel. Auswirkungen und Anpassungsstrategien für die Land- und Forstwirtschaft in Mitteleuropa. AgriMedia.
• Steigerung der Blühhäufigkeit
• Veränderung des Wurzel-/Spross-Verhältnisses
• Wachstumsbeeinflussung je nach Nährstoffversorgung
• Erweiterung des C/N-Verhältnisses in der Blattstreu
• Verminderung der stomatären Leitfähigkeit und der Transpiration, verbesserte Wasserökonomie
• Veränderung der Gewebequalität zugunsten der Kohlenhydrate und zu-ungunsten der Proteine
• Veränderung der Konkurrenzsituation
• Komplexe Interaktion zwischen der Nahrungsqualität
von Wirtsbäumen und der Insektenentwicklung
Wirkungen erhöhter Temperaturen (1)
Eitzinger J., Kersebaum K.C., Formayer H. 2009: Landwirtschaft im Klimawandel. Auswirkungen und Anpassungsstrategien für die Land- und Forstwirtschaft in Mitteleuropa. AgriMedia.
• Besseres Wachstum durch die verlängerte
Vegetationsperiode, wo die Temperatur heute der limitierende Faktor ist (z.B. Gebirge, nördliches Europa)
• Verringertes Wachstum durch direkte Hitzeschäden und Trockenstress aufgrund einer ungünstigen
Wasserbilanz durch den erhöhten
Verdunstungsbedarf (z.B. nordöstliches Europa, inneralpine Täler und Becken)
• Bessere Entwicklungsmöglichkeiten und erhöhtes
Reproduktionspotential für Insekten
Wirkungen erhöhter Temperaturen (2)
Eitzinger J., Kersebaum K.C., Formayer H. 2009: Landwirtschaft im Klimawandel. Auswirkungen und Anpassungsstrategien für die Land- und Forstwirtschaft in Mitteleuropa. AgriMedia.
• Verschiebung der Arealgrenzen von Insekten nach Norden bzw. in höhere Gebirgsregionen
• Verringerte Entwicklungs- und Überlebensraten für Insektenarten, wenn die Temperaturoptima
überschritten werden
• Verringerte Entwicklungs- und Überlebensraten für Insektenarten, wenn die Temperaturoptima
überschritten werden
• Erhöhte Mortalität durch biotische Störungen (z.B. an der Fichte durch Borkenkäfer)
• Erhöhte Waldbrandgefahr
Eitzinger J., Kersebaum K.C., Formayer H. 2009: Landwirtschaft im Klimawandel. Auswirkungen und Anpassungsstrategien für die Land- und Forstwirtschaft in Mitteleuropa. AgriMedia.
Wirkung verringerter Niederschläge
• Verringertes Wachstum durch Trockenstress, insbesondere bei Baumarten, die sensitiv auf sommerliche Trockenperioden reagieren
• Verbesserte Habitatbedingungen (Brutmaterial) für einzelne Insektenarten durch die
physiologische Schwächung von Wirtsbäumen aufgrund von Trockenstress
• Verringerte Gefährdung durch
Schneeschimmel aufgrund der kürzeren
Schneedeckendauer
Wirkungen einer Temperaturerhöhung auf die Waldgesellschaften in Österreich
• Hochsubalpiner Lärchen-Zirben-Wald: Verdrängung der Zirbe durch Fichte
• Tiefsubalpiner Fichten-Wald: Zusätzliche Buche,
Tanne, Bergahorn, erhöhte Wuchsleistung der Fichte
• Montaner Fichten-Wald: Erhöhte Anfälligkeit der Fichte
• Sub-tiefmontaner Buchen-Wald: Absterben von Fichten-Reinbeständen
• Kolliner Eichen-Weißbuchen-Wald: Rückzug der Traubeneiche, Weißbuche, Zunahme der Zerreiche und Flaumeiche
Österreichischer Forstverein 1997.
Schmidt 1994.
Eitzinger J., Kersebaum K.C., Formayer H. 2009: Landwirtschaft im Klimawandel. Auswirkungen und Anpassungsstrategien für die Land- und Forstwirtschaft in Mitteleuropa. AgriMedia.
Wirkung erhöhter Niederschläge
• Verbessertes Wachstum durch die günstigere Wasserbilanz, wenn der Standort heute wasserlimitiert ist
• Höhere Infektionsgefahr durch
Pilzsporen
Forstwirtschaftliche Maßnahmen
• Ausweitung der Waldfläche durch Neuaufforstungen;
Aufforstung mit besser angepassten Baumarten
• Förderung der natürlichen Verjüngung
• Einsatz anpassungsfähigen Vermehrungsgutes
• Veränderung der Bewirtschaftungsmethoden zur Erhöhung der Waldbiomasse
• Vergrößerung des in Holzprodukten gespeicherten Kohlenstoffpools
• Strukturierung der Bestände, Bestandespflege und – erziehung z.B. zur Erhöhung der Sturmsicherheit
Schmidt 1994.
Forstwirtschaftliche Maßnahmen
Vorwegnahme der künftigen Entwicklung
• Aufforstung mit besser wärmeangpassten Baumarten Nutzung & Förderung vorhandener Anpassungspotentiale
• Forcierung der Naturverjüngung, Belassung der Pioniervegetation
• Umwandlung standortswidriger Sekundärforste
• Reichliche Strukturierung
• Verwendung von Vermehrungsgut mit erhöhter Anpassungsfähigkeit
• Wahl geeigneter Bestandeserziehungsverfahren
Müller F. 1997 in Forstverein 1997.
Schlüsseltechnologien zur Emissionsminderung
Energieversorgung Verkehr
Gebäude Industrie
Landwirtschaft Forstwirtschaft Abfall
IPCC 2007.
Schlüsseltechnologie Forstwirtschaft
• Wiederaufforstung
• Forstmanagement
• Reduzierte Entwaldung
• Regulierung von Produktionen aus geschlagenem Holz
• Nutzung von Forstprodukten für Bioenergie als Ersatz fossiler Brennstoffe
IPCC 2007.
*) Praktiken zur Emissionsminderung, die bis 2030 auf den Markt kommen