88. Jahrgang 1. März 1978
Nr. 5
E 21616 D
ENTOMOLOGISCHE ZEITSCHRIFT
vereinigt mit Entomologische Rundschau
.
Societas entomologica-
Internationale Entomologische Zeitschrift
.
Entomologischer AnzeigerMit Beilage: Insektenbörse (Anzeigenblatt)
Herausgeber: Internationaler Entomologischer Verein e. V., Frankfurt a. M.
Schriftleitung: Dr. Heinz S C h r ö d e r.
ALFRED KERNEN VERLAG . SM0ß-Straße 80 . 1000 STUTTGARI' 1
Zwei weitere neue Arten des Genus Aleuropferyx aus der Westpaläarktis (Neuroptera, Goniopterygidae)
HUBERT RAUSCH, HORST ASPÖCK & PETER OHM Mit 2 Abbildungen
Im Zuge der Bearbeitung umfangreichen, aus verschiedenen Teilen der Westpaläarktis stammenden Conioplerygiden-Materials konnten zwei weitere neue Species des Genus Aleuropteryx LÖW gefunden werden, die im folgenden beschrieben werden.
Wir möchten an dieser Stelle den Herren Prof. Dr. R. REMANE (Marburg/Lahn) und F. RESSL (Purgstall, NÖ), denen wir einen Teil des in der vorliegenden Arbeit behandelten Materials verdanken, unseren herzlichen Dank f ü r die Mühe aussprechen, die sie durch das Aufsammeln dieser kleinen (im übrigen noch immer sehr lückenhaft erforschten) Insekten auf sich genommen haben. Die beiden neuen Species sind den genannten Herren dankbar gewidmet.
A l e u r o p t e r y x r e m a n e n. sp.
Holotypus
(6):
Spanien, Prov. Murcia, östlich Totana, 37.46 N/1.03 W, 13. VI. 1963, P. OHM leg. (in coll. OHM).
Paratypen: 3
8,
59;
Funddaten wie Holotypus, P. OHM & R. RE- MANE leg. 19,
Spanien, Prov. Alicante, Nähe Alicante, 38.21 N/0.29 W, 14. VI. 1960, R. REMANE leg. (teils in coll. ASPÖCK &
RAUSCH, teils in coll. OHM).
Abb. 1. A l e u r o p t e r y x r e m a n e n. sp. - a) Vorder- und Hinterflüge.
des $ ; b) Bursa copulatrix, lateral; C) ventral; d) Innere Genitalar- matur des
8,
lateral; e) caudal (ohne Penis); f ) ventral. - Bezeich- nungen (in Übereinstimmung mit MEINANDER 1972): app IX =Appendix des 9. Sternits, IX
-
9. Sternit, pe = Penis, pro IX = Pro.cessus des 9. Sternits, tp = Transversalplatte.
Eine kleine Art (Vorderflügellänge 1,9 bis 2,l mm) mit völlig unge- fleckten, gelblichen Flügeln. Flügelgeäder: Abb. 1 a.
Genitalsegmente des
8 :
Abb. 1 d-f, des9:
Abb. 1 b und C. Eine weitere, verbale Beschreibung ist f ü r die Definition der Species über- flüssig.Differentialdiagnose: Aufgrund des prinzipiellen Baues der $ Geni- talsegmente ist A. remane n. sp. in die loewi-Gruppe des Genus (MEINANDER 1972) zu stellen, ohne daß eine besonders nahe Ver- wandtschaft zu irgendeiner der bekannten Arten angegeben werden könnte (vgl. Abb. bei MEINANDER 1972, 1977 und RAUSCH &
ASPÖCK 1978). A. remane weicht in allen Strukturen der $ Genital- segmente so sehr von allen bisher beschriebenen Arten ab, daß Ver- wechslungen ausgeschlossen werden können und die Differenzierung auch ohne Erfahrung müh'elos durchzuführen ist.
Aleuropteryx rem,ane n. sp. wurde durchwegs im Bereich trockener, spärlich bewachsener Hügel steppenartigen Charakters von niederer Vegetation (zum Beispiel Salicornia) gestreift. Es fällt auf, daß alle Funde aus jenem kleinen Teil SO-Spaniens stammen, der zu den trockensten Gebieten Europas zählt.
A E e u r o p t e r y x r e s s l i n. sp.
Holotypus
(8):
Iran, Prov. Fars, östlich Kazerun, 29.35 N/51.40 E, 18. IV. 1970, F. RESSL leg. (in coll. ASPÖCK & RAUSCH).Eine mittelgroße Art (Vorderfügellänge 2,5 mm) mit deutlich ge- fleckten Vorderflügeln (Abb. 2 a). Genitalsegmente des $ : Abb. 2 b-d.
Eine weitere verbale Beschreibung ist überflüssig.
Differentialdiagnose: Aufgrund des prinzipiellen Baues der $ Genitalsegmente ist A. ressli n. sp. in die minuta-Gruppe des Genus (MEINANDER 1972) zu stellen und ist am nächsten mit der aus Ara- bien beschriebenen Aleuropteryx arabzca MEINANDER 1977 ver- wandt, von dieser Art jedoch in allen Strukturen der $ Genitalseg- mente unterschieden. Allein schon durch den eine mächtige, im Mittelteil scharf abgegrenzt schwach sklerotisierte, gewölbte Platte bildenden Processus des 9. Sternits oder durch die charakteristische lanzenspitzenförmige Form des Caudalteils des Penis kann A. ressli nicht nur von A. arahica sondern auch von allen anderen Arten des Genus mühelos differenziert werden.
Über die Ökologie von Aleuropteryx ressli n. sp. ist nichts bekannt (das Tier wurde am Licht gefangen). Der Fundort liegt in einem aus- geprägt ariden Gebiet; man kann mit großer Wahrscheinlichkeit an-
Abb. 2. Aleuropteryx ressli n. sp. - a) Vorder- und Hinterflügel des
8;
b) Innere Genitalarmatur des8,
ventral; C) lateral; d) caudal (ohne Penis).-
Bezeichnungen wie in Abb. 1.nehmen, daß die Art in niederer Vegetation lebt. Alle übrigen bisher beschriebenen Species der minuta-Gruppe des Genus wurden in den steppen- bis halbwüstenartigen Lebensräumen der südlichen Palä- arktis gefunden.
S u m m a r y
Two new species of Aleuropteryx are describcd and figured: Aleuro- pteryx remane n. sp. from the southeast of Spain and Aleuropteryr ressli n. sp. from the southwest of Iran. A. remane belongs to the loewi-group (but has a n isolated position), A. ressli belongs to the minuta-group being related to A. arabica MEINANDER 1977. Both species can easily be identified by many characters of the $ (and in case of A. remane also
0 )
genitalia.S c h r i f t e n
MEINANDER, M. (1972): A revision of the family Coniopterygidae (Planipennia).
-
Acta zool. fennica, 136: 1-357.- (1 977) : Coniopterygidae f rom the Arabian Peninsula (Neuroptera).
- Ent. scand., 8: 81-85.
RAUSCH, H. & ASPÖCK, H. (1978): Zwei neue Species des Genus Aleuropteryx LÖW aus dem westlichen Mittelmeergebiet (Neuro- ptera, Coniopterygidae). - Nachrbl. bayer. Ent., 27 (1): 9-13.
Verfasser: HUBERT RAUSCH, Uferstraße 7, A-3270 Scheibbs;
Univ.-Prof. Dr. HORST ASPÖCK, Hygiene-Institut der Universität, Kinderspitalgasse 15,
A-1095 Wien, Österreich;
Dr. PETER OHM, Zoologisches Institut der Universität, Hegewischstraße 3, 2300 Kiel.
Eine lokale Massenvermehrung von Thecla quercus im Sommer
19'26(Lep., Lycaenidae)
ROLAND GIERLING
In der einschlägigen Literatur wird im allgemeinen angegeben, daß der Zipfelfalter Thecla quercus (L.) an Orten seines Auftretens zumeist nur vereinzelt bis selten gefunden wird. Schuld an den meist nur vereinzelten Beobachtungen soll auch die Verhaltensweise des Falters sein, da er sich mit Vorliebe auf Blättern in den Kronen der Baume sonnt und auch allgemein bevorzugt in der Wipfelregion fliegt und daher ob seiner geringen Größe gar leicht dem Auge des Beobachters und Sammlers entgeht. So mag der Falter a n vielen Biotopen durchaus häufiger sein als vermutet, e r wird aber eben auf- grund der oben geschilderten Verhaltensweise, die ich übrigens auch beobachten konnte, nur in Einzelstücken gefunden.
Aber im August 1976 erlebte ich zu meiner Überraschung eine ausgesprochene Massenvermehrung dieser Lycaenide. Da in der mir zugänglichen Literatur kein solcher Fall verzeichnet ist, scheint mir dies wert zu sein, in ausführlicher Form publiziert zu werden.