Band 3: Klimawandel in Österreich: Vermeidung und Anpassung
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AAR14
veröffentlicht. Ein Indikatorensystem für die Erfolgskontrolle soll 2012 vorliegen.
Aus Sicht Österreichs stellt das europäische Rahmenwerk eine wichtige Grundlage für die Planung und Umsetzung von Klimawandelanpassung in Österreich dar. Zudem können eini- ge Best-Practice-Erfahrungen aus anderen Mitgliedstaaten, al- len voran aus Großbritannien, Finnland und Deutschland, auf Österreich übertragen werden: für die Auswahl, Planung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen stellen zielgruppeno- rientierte Informationsangebote eine hilfreiche Unterstützung dar. Monitoring- und Reportingverpflichtungen erhöhen den Anreiz zur Umsetzung von Klimawandelanpassungsstrategien.
Auf den konkreten Stand der Umsetzung der Klimawandelan- passung in Österreich wird in Abschnitt 1.2.2 eingegangen.
Kosten und Nutzen von Anpassung
Studien zu den Kosten des Klimawandels sowie zu den Kosten von Anpassung liegen für Europa nur vereinzelt vor.
Die Ergebnisse des Peseta-Projekts (Projection of Economic impacts of climate change in Sectors of the European Union
based on bottom-up Analysis)24 geben einen Einblick in die zu erwartenden Kosten aufgrund des Klimawandels in Europa für das Jahr 2080. Das Ergebnis zeigt, dass die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft, auf Flüsse, Küstenberei- che, Tourismus und Gesundheit – die in Europa ohne Maß- nahmen zur Anpassung zu erwarten sind – Kosten zwischen 20 Mrd. € (unter einem Szenario mit einer globalen Erwär- mung von 2,5 °C) und 65 Mrd. € (unter einem Szenario mit einer globalen Erwärmung von 5,4 °C und starkem Anstieg des Meeresspiegels) verursachen werden (Ciscar et al., 2011).
Studien zu den Anpassungskosten in Europa können auf- geteilt werden in paneuropäische, sektorale, und nationale Studien. Es herrscht methodologischer Pluralismus und die empirische Evidenz ist fragmentiert. Wie Tabelle 1.7 für die sektoralen Studien zeigt, ist die Erhebung der Anpassungs- kosten (und Nutzen) bisher nur unvollständig durchgeführt worden, wobei die Abdeckung je nach Sektor stark variiert. In zunehmendem Maße wird die empirische Evidenz erweitert, wobei hier oft „graue“ Literatur wichtige Beiträge liefert (Wat- kiss und Hunt, 2010).
24 http://peseta.jrc.ec.europa.eu/
Tabelle 1.7 Sektorale Abdeckung der Studien zur Ermittlung von Anpassungskosten in Europa. Quelle: Watkiss and Hunt (2010), eigene Übersetzung
Table 1.7 Sectoral coverage of studies on adaptation cost assessments in Europe. Source: Watkiss and Hunt (2010)
!"#$%&'(')"&"*+, Abdeckung Kosten-
schätzungen
Nutzen- schätzungen Küstengebiete Sehr hohe Abdeckung für Europa insgesamt, einzelne Regionen, einige Mitglied-
staaten sowie Städte / Gemeinden !!! !!!
Energie Mittel. Kühl- und Heizbedarf (autonome Anpassung) für Europa insgesamt, einige
Mitgliedstaaten. Geringer für geplante Anpassung und Erzeugung !! !!
Infrastruktur Mittel. Schätzungen von Anpassungskosten in einigen Ländern für Überflutungen,
aber geringere Abdeckung von anderen Risiken für Infrastruktur !! !
Landwirtschaft Hohe Abdeckung von Nutzen aus Anpassung auf der Ebene landwirtschaftlicher
Betriebe, aber viel geringere Abdeckung von Kosten sowie geplanter Anpassung ! !!
Gesundheit Niedrig bis mittel. Anpassungskosten für Hitzevorwarnsysteme sowie Lebensmit-
telinfektionen, geringere Abdeckung durch andere Gesundheitsrisiken !
Wasser Niedrig bis mittel. Begrenzte Anzahl von Studien zu Wasserverfügbarkeit auf nati-
onaler oder regionaler Ebene bzw. für spezifische Flusseinzugsgebiete !
Verkehr Niedrig bis mittel. Einige nationale Studien sowie Fallstudien für einzelne Sektoren !
Tourismus Niedrig. Studien für Wintertourismus (Alpen) und einige Studien für autonome
Anpassung durch veränderte Tourismusströme im Sommer ! !
Forstwirtschaft
und Fischerei Niedrig. Begrenzte Anzahl quantitativer Studien !
Biodiversität Niedrig. Begrenzte Anzahl quantitativer Studien !
Industrie und Gewerbe Sehr niedrig. Keine quantitativen Studien gefunden
Anpassungskapazität Niedrig. Einige wenige Studien, die sich auf qualitative Beschreibung des Nutzens
beschränken !