Richtlinie
Hyg - MRSA
Version: 2 Dokumenten Nummer: 23780 19.02.2020 bis unbegrenzt gültig
Erreger:
- MRSA (Methicillin/Oxacillin resistenter Staphylococcus aureus)
Infektiöses Material:
- Alle Materialien bzw. Lokalisationen mit Nachweis von MRSA
Übertragungsweg:
Kontaktübertragung - Mensch zu Mensch
- Tier zu Mensch (z. B. Schweine, Pferde, Hunde)
Inkubationszeit:
- Bei Intoxikationen mit oral aufgenommene Staphylokkentoxinen 2 bis 6 Stunden - Bei infektionen 4 bis 10 Tage
- Bei besiedelten Personen kann eine endogene Infektion Monate nach der Kolonisation entstehen
Dauer der Infektiosität:
- Bis in den Screening-Abstrichen kein MRSA mehr nachweisbar ist, z. B. nach erfolgreicher Sanierung
Hygienemaßnahmen/Schutzmaßnahmen
- Prophylaktische Isolierung bei begründetem Verdacht (Patient gehört zur Riskogruppe)
- Isolierung eines Patienten bei Aufnahme, bei bekannter MRSA Anamnese und Vorliegen eines Alarmkennzeichens im iMedOne
Isolierung:
- Einzelzimmer-Isolierung bei Nachweis
- Kohorten-Isolierung möglich wenn die Patienten im gleichen Sanierungsstadium sind - Kennzeichnung des Zimmers als Isolationszimmer
Patient:
- Unterweisung in die Händedesinfektion
- WC → Unterweisung in die Flächendesinfektion (Toillettensitz, Wasserspüldrücker) - Aufklärung des Patienten über erregerspezifische erforderliche Hygienemaßnahmen - Patienteninformation (Flyer) aushändigen
- Beratungsnachweis im iMedOne ausfüllen
- Bei Verlegung/Transfer in andere Einrichtungen Informationsweitergabe mit dem Überleitungsbogen (im iMedOne)
Patiententransfer/Verlegungen:
- Transportdienst und Zielbereich vorab informiere - Personal: siehe PSA
Richtlinie
Hyg - MRSA
Version: 2 Dokumenten Nummer: 23780 19.02.2020 bis unbegrenzt gültig
- Patient: Durchführung der Händedesinfektion, trägt Einmal-Schutzkittel, trägt bei Erregernachweis im Nasen-Rachen-Raum wenn mögl. → Mund-Nasen-Schutz
- Im Bett: Bett neu beziehen, Handkontaktflächen desinfizieren, neues Laken über die Decke das Bett - Im Rollstuhl: Nach Nutzung wischdesinfizieren
Kontaktpatient:
- Kontrollabstrich Nase/Rachen, Anus/Leiste, ggf. Wunde
- Wenn möglich prophylaktische Isolierung bis negativer Befund vorliegt
Angehörige/Besucher:
Unterweisung in die erforderlichen Hygienemaßnahmen und MRSA-Flyer aushändigen
→ Grundsätzlich gelten die gleichen Hygienemaßnahmen wie für das Personal
Ambulanter Bereich:
- Einhaltung der erforderlichen Hygienemaßnahmen, siehe persönliche Schutzausrüstung (PSA) - Zielbereich vorab informieren
Aufwachraum:
- Hygienemaßnahmen entsprechend der aktuellen Festlegung auf der Station
Persönliche Schutzausrüstung (PSA) und Verhalten des Personals
Händedesinfektion:
Bakterizide Händedesinfektionsmittel, z. B. desderman® pure, Einwirkzeit (EWZ) 30 Sek.
- Gemäß Standard Arbeitsanweisung (SAA) Hygienische Händedesinfektion
Schutzkittel:
- Vor Betreten des Zimmers langärmeliger Einmal-Schutzkittel
Einmalhandschuhe:
- Vor dem Betreten des Zimmers
Mund-Nasen-Schutz:
- Vor Betreten des Zimmers
Schutzbrille:
Entfällt
- Entsorgung der PSA vor Verlassen des Zimmers -
Besonderheiten für das Personal:
- Bei MRSA Trägerschaft → Meldung an den BÄD (Tel.: 20888)
Siehe: Dienstanweisung - Durchführung von Personaluntersuchungen auf MRSA
Richtlinie
Hyg - MRSA
Version: 2 Dokumenten Nummer: 23780 19.02.2020 bis unbegrenzt gültig
https://nexusqm.kl.kdo.int/web/0/intra/?act=art&act2=show&art_id=dc_2016_02_23_84f2a4829977a5 d6cb
Umgang mit unkritischen Medizinprodukten/Pflege- und Behandlungsgeräten:
- Patientenbezogen einsetzen
- Materialien in geschlossenen Schränken sind für die Dauer der Isolierung nicht zu nutzen
- für Maßnahmen (wie z.B. Blutentnahmen u. Verbandswechsel etc.) ist eine angemessene Menge Materialien mit in das Zimmer zu nehmen
- alle Materialien vor Mitnahme aus dem Zimmer desinfizieren
- Bakterizide Desinfektionsmittel z. B. Mikrobac® forte 0,5% Gebrauchslösung, für kleine Flächen antifect® N liquid Gebrauchslösung, EWZ 1 Min.
→ Herstellerangaben beachten
Laufende Desinfektion:
- Information des Reinigungspersonals - Isolationszimmer zuletzt reinigen
- Desinfektion des gesamten Patientenzimmer und Sanitärbereich
- Bakterizides Desinfektionsmittel z. B. Mikrobac® forte 0,5 % Gebrauchslösung
Schlussdesinfektion:
- Nach Verlegung, Ende der Isolierung oder Entlassung des Patienten
- Bakterizides Desinfektionsmittel z. B. Mikrobac® forte 0,5 % Gebrauchslösung
Bei dezentraler Bettenaufbereitung → Bettdecke und Kopfkissen ohne wischdesinfizierbaren Bezug
→ Aufbereitung in der Wäscherei
Wenn zentrale Bettenaufbereitung notwendig → Kennzeichnung als „Infektiös"
Belegung des Zimmers nach Abtrocknung
Gardinen:
- Aufbereitung nur bei sichtbarer Kontamination
Wäscheentsorgung:
- Infektiöse Wäsche
- Gelber Kunststoffsack mit der Aufschrift „Infektiöse Wäsche", Wäschesack fest verschließen, vor Entsorgung aus dem Zimmer desinfiziernd abwischen
Abfallentsorgung:
- Roter Abfallsack, bei großer Flüssigkeitsmenge → roter Infabehälter Siehe:
http://www.klinikumdo.de/intranet/unternehmen/staebe/betriebssicherheit/abfallentsorgung.html
Geschirr:
- Patientengeschirr nicht auf der Station spülen
- Serviceassistentin/-assistenten (SerAs): Isolationszimmer → Kein Zutritt
- Das Tablett in einen grauen Müllsack verpackt in den Tablett-Transport-Wagen (TTW) oder Service- Speise-Wagen (SSW) stellen
Richtlinie
Hyg - MRSA
Version: 2 Dokumenten Nummer: 23780 19.02.2020 bis unbegrenzt gültig
Ausbruch:
Siehe: Management von Ausbrüchen
http://nexusqm/web/0/dateien/2015/12/11/dc_2015_12_11_c213bd124f636ca713/Ansicht/Ausbruchs management.pdf?updated=1452865894
Screening:
Ein MRSA-Screening ist bei folgenden Gruppierungen durchzuführen:
- bei der Aufnahme von Patienten mit einer bekannten MRSA-Anamnese - Patienten aus Alters- und Pflegeheimen
- Patienten mit einem stationären Aufenthalt (> 3 Tage) in einem externen Krankenhaus in den zurückliegenden 12 Monaten
- Kontakt zu MRSA Patienten - Dialysepatienten
- Patienten, die (beruflich) direkten Kontakt zu Tieren in der landwirtschaftlichen Tiermast (Schweine) haben
- Patienten aus dem Ausland (insbesondere mit dortigem Klinikaufenthalt oder Risikoregionen) - chronische Pflegebedürftigkeit
- Antibiotikatherapie in den zurückliegenden 6 Monaten - liegende Katheter (z. B. ZVK, DK, PEG-Sonde)
- Hautulcus/Gangrän/chronische Wunden/tiefe Weichteilinfektion - Brandverletzung
Zum Aufnahmescreening werden Abstriche empfohlen von:
- Nase- (rechts und links)/Rachenabstrich kombiniert (bei beatmeten Intensivpatienten → Trachealsekret)
- kombinierter Anus-/Leistenabstrich
- vorhandenen Wunden (einschließlich ekzematöse Hautareale)
Personalscreening:
Ein Personalscreening wird nicht empfohlen
Besonderheiten:
Bei jeder internen und externen Aufnahme eines Patienten auf die Intensivstation sowie bei jeder Aufnahme eines Patienten mit Risikofaktoren auf eine Normalstation erfolgt ein Aufnahmescreening auf MRSA. Dies umfasst jeweils 2 Abstriche auf MRSA (kombinierter Nasen-/Rachenabstrich und Anus-/Leistenabstrich)
Siehe: Dienstanweisung MRE-Screening
https://nexusqm.kl.kdo.int/web/0/intra/?act=art&act2=show&art_id=dc_2016_02_23_fe9ed0d1c43a70 b6cf&abteilung=dc_2014_11_21_a77782719ddae5275a
Wichtige Hinweise:
- Bevorzugt sind Einmalzahnbürsten zu verwenden, die nach Gebrauch zu verwerfen sind. Werden mehrfach nutzbare Zahnbürsten eingesetzt, so müssen diese tgl. desinfiziert werden. Hierzu kann die Zahnbürste in Octenisept® Lösung 2 Min. eingelegt werden. Anschließend kräftig mit Wasser
Richtlinie
Hyg - MRSA
Version: 2 Dokumenten Nummer: 23780 19.02.2020 bis unbegrenzt gültig
nachspülen. Bei Octenisept® handelt es sich um ein Schleimhautantiseptikum und ist hierfür geeignet.
- Dosierhilfen (nur den Kunststoffanteil nicht die Spraydose des Medikamentes oder Kps.) für
medikamentöse Aerosole, wie z. B. Turbohaler, Dosierspray etc. soweit möglich tgl. desinfizieren in gigasept® instru AF 1,5 % (1 Stunde EWZ). Danach kräftig mit Wasser abspülen. Dies ist nur bei den Aerosolen möglich, wo die Inhalierhilfe vom Medikament abzulösen ist.
- Der Einsatz von Deo- Rollern und Lippenstift ist zu vermeiden - Zahnprothesen tgl. desinfizieren mit Octenisept® (2 Min.) - Tgl. Handtücher und Waschlappen wechseln
Sanierung des Patienten:
Bei einer offenen, mit einem MRSA-Stamm besiedelten Wunde können die
Sanierungsmaßnahmen erst beginnen, wenn eine antiseptische Behandlung der Wunde möglich ist.
Solange ein Fremdkörper (z. B. Tubus) in einem mit einem MRSA-Stamm besiedelten
Bereich vorhanden ist, ist eine Sanierung des Patienten nicht endgültig möglich. Ein einmaliger Sanierungszyklus über 5 Tage wird jedoch empfohlen, da dieser zur Reduzierung der MRSA- Besiedlung beiträgt.
Die Sanierungsphase soll über 5 Tage durchgeführt werden.
Sanierung des Nasen-Rachenraumes:
- Regelmäßige Mundpflege bzw. gurgeln mit Chlorhexidin Gurgellösung z. B. Dynexan®-Behandlung der Nase mit Mupirocin®-Salbe (3x/tgl. in den 5 Tagen der Sanierungsphase in beiden
Nasenvorhöfen) - wobei die Wirksamkeit durch ein Antibiogramm belegt sein muss
- Zur Verteilung des Wirkstoffes empfiehlt es sich, die Nasenflügel leicht zusammenzudrücken
→ Bei einer Mupirocin®-Resistenz können ggf. andere Wirkstoffe wie z. B. Prontosan®-Nasengel eingesetzt werden
oder
- Anwendung von Braunol®-Lösung 1:20 (in der Apotheke anfordern) in Form von Nasentropfen (3x/tgl.). Auch hier zur Verteilung des Wirkstoffes, die Nasenflügel leicht zusammendrücken
Sanierung der Haut:
Für die Sanierung der Haut stehen folgende Möglichkeiten für die Ganzkörperwaschung (Duschreinigung mit Haarwäsche) zur Verfügung:
1. Einsatz von Octenisan®-Waschhandschuhen nach Herstellerangaben 2. Waschung mit Stellisept® med -Waschlotion nach Herstellerangaben 3. Behandlung mit Octenisept®-Lösung
→ Patient zunächst mit normaler Waschseife waschen und abtrocknen; anschließend mit der 1:1 verdünnten Octenisept®-Lösung behandeln (Verdünnung von Octenisept® mit warmem Wasser)
→ EWZ min. 2 Min. nach Applikation
Hinweis:
Es wird empfohlen, eine desinfizierende Waschung des gesamten Körpers und nicht nur einzelner Körperstellen durchzuführen. Zur Verhinderung von Rekolonisierungen ist während der Sanierung ein tgl. Wechsel der Bettwäsche erforderlich.
Richtlinie
Hyg - MRSA
Version: 2 Dokumenten Nummer: 23780 19.02.2020 bis unbegrenzt gültig
Kontrollabstriche am Patienten:
- Nach 5 Tagen der Sanierung mit den lokalen Desinfektionsmaßnahmen kann am Folgetag mit den Kontrollabstrichen begonnen werden
- Danach an zunächst drei aufeinanderfolgenden Tagen Kontrollabstriche:
Nase/Rachen komb. (bei beatmeten Patienten → Trachealsekret), Anus/Leiste komb. und ggf.
Wundabstrich (bei Besiedlung von Wunden mit MRSA-Stämmen)
Hinweis:
Die Abstriche des MRSA-Screenings samt der Laboranforderung (Mikrobiologie 2a) zur Diagnostik in die Mikrobiologie schicken.
Erfolgt ein Nachweis von MRSA-Stämmen:
- Wiederholung der oben beschriebenen Desinfektionsmaßnahmen über 5 Tage
Erfolgt kein Nachweis von MRSA-Stämmen an allen drei Untersuchungstagen:
- Keine weiteren lokalen Desinfektionsmaßnahmen
- Aufhebung der Isolierung möglich, jedoch noch weitere Überwachung durch wöchentliche Abstriche
→ Vorrangig Nase/Rachen komb. (bei beatmeten Patienten → Trachealsekret), Anus/Leiste komb.
und ggf. Wundabstriche
Änderung der Alarmkennzeichnung:
Nach der Sanierung die Alarmkennzeichnung „Patient/in hat multiresistenten Keim (MRSA).
Sofort isolieren!“ ändern in: „MRSA-saniert, Kontrollabstriche abnehmen“.
Bei bestehender Antibiose mit Antibiotika, kann die Isolierung erst dann aufgehoben werden, wenn die Antibiotikatherapie abgesetzt wurde und danach drei negative Abstrichserien vorliegen. Auch hier ist der Patient während des Klinikaufenthaltes durch wöchentliche Abstriche
→ Nase/Rachen komb. (bei beatmeten Patienten → Trachealsekret), Anus/Leiste komb.
und ggf. Wundabstriche zu überwachen.
Die Sanierung ist zu dokumentieren!
Siehe: Standardpflegeplan MRSA
https://nexusqm.kl.kdo.int/web/0/intra/?act=art&act2=show&art_id=dc_2016_01_25_c1f25af46722a3f 90c&suchwort=MRSA#suchtreffer
Meldepflicht:
Nur bei Ausbruch. Siehe: Ausbruchsmanagement.