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Wenn fehlendes Wissen zum Problem wird | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Academic year: 2022

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Die Volkswirtschaft  11 / 2019 31 DIE SICHT DER CHEFÖKONOMEN

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Um mein technisches Wissen ist es nicht zum Besten bestellt. Jedes Mal, wenn ich in ein Flugzeug steige, frage ich mich, wieso genau ein Flugzeug in der Luft bleibt. Fachkundige Mitreisende haben mir die Zusammen- hänge erklärt, mehrmals. Richtig verstanden habe ich es aber nicht, sonst könnte ich das Wissen beim nächsten Flug abrufen.

Ist mein fehlendes Wissen darüber, wie Flug- zeuge funktionieren, ein Problem? Kaum. In einer arbeitsteiligen Wirtschaft ist es nicht notwendig, sich um alle Fragen zu kümmern.

Ingenieure entwerfen das Flugzeug, staat- liche Kontrolleure prüfen die Sicherheit, und im Cockpit sitzen ausgebildete Piloten.

Auch in ökonomischen Fragen klafft eine Lücke zwischen dem Wissen von Experten und der breiten Bevölkerung. Experten verstehen per Definition mehr von einem Thema. Es über- rascht darum nicht, dass in Umfragen zum ökonomischen Wissen der breiten Bevölkerung grosse Wissenslücken zum Vorschein kommen.

Ist dieses fehlende Wissen ein Problem?

Auch hier gilt zunächst: Jede Person ent- scheidet selbst, ob sie ihre Zeit nutzen will, um sich Wissen in einem bestimmten Gebiet anzueignen. So kümmern sich nicht alle in gleichem Masse um die ökonomischen Zu- sammenhänge, welche beispielsweise für die Verwaltung des Vermögens oder den Abschluss einer Hypothek wichtig sind. Sie überlassen diese Fragen lieber den Experten.

Wes Brot ich ess, des Lied ich sing Im Unterschied zu anderen Fachgebieten sind volkswirtschaftliche Zusammenhänge aber nicht nur die Grundlage für persönliche Entscheide, sondern auch für jene der gesam- ten Bevölkerung. In der Steuerpolitik, der

EINBLICK VON ADRIEL JOST

Problematische Wissenslücken

Altersvorsorge und der Geld- und Währungs- politik müssen regelmässig Entscheide ge- troffen werden, die grosse Auswirkungen auf alle haben. Gerade in der Schweiz mit ihrer direkten Demokratie können die Bür- ger bei all diesen Themen mitbestimmen.

Unwissenheit in ökonomischen Fragen wirkt sich somit über die persönliche Be- troffenheit hinaus aus. Ökonomisches Wis- sen der Bevölkerung zu aktuellen Fragen ist dementsprechend wichtig. Und hier sind die volkswirtschaftlichen Experten ge- fragt. Es gilt, komplexe Dinge gegenüber Kunden und der Öffentlichkeit so zu ver- mitteln, dass auch Leute, die sich weniger Zeit nehmen können, die Zusammenhänge verstehen. Die Herausforderung dabei ist, keine wichtigen Informationen auszulassen und trotzdem kurz und knapp zu bleiben.

Es stehen dabei immer wieder volkswirt- schaftliche Fragen zur Debatte, bei denen verschiedene Experten zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen. Umso wichti- ger ist ein öffentlicher Diskurs. Hier stellt sich die Herausforderung, in den Äusserungen ein Gleichgewicht zwischen pointiert und ausgewogen zu finden. Die Entwicklung der Medienlandschaft und der Gesellschaft geht dabei in die Richtung, dass pointierte Aussagen höher gewichtet werden als ausgewogene.

Entscheidend ist darum, die beruflichen, finanziellen oder institutionellen Abhängig- keiten der am Diskurs teilnehmenden Exper- ten zu beachten. Und umso wertvoller ist die Meinung derjenigen, die an diesem Diskurs als unabhängige Stimme teilnehmen können.

Adriel Jost ist Chefökonom bei Wellershoff &Partners, Zürich

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