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Susi Klaß: Medienpädagogische Professionalisierung in der universitären Lehrer*innenbildung

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Academic year: 2022

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forschung forschung

Medienpädagogische

Professionalisierung in der

universitären Lehrer*innenbildung

Eine Interventionsstudie

Susi Klaß

978-3-7815-2371-5

9 783781 523715

Schulische Medienbildung und damit verbunden die Förderung von Medienkompetenz, bedarf medienpädagogisch kompetent handeln- de Lehrpersonen. In der Lehrer*innenbildung wird Medienpädagogik bzw. schulische Medienbildung bislang jedoch, wenn überhaupt, nur rudimentär thematisiert.Im Rahmen der vorliegenden Publikation wird eine Studie vorgestellt, die den Einsatz einer minimalinvasiven Intervention in bestehende Curricula untersucht und mit einem Mixed- Method-Design die Entwicklung medienpädagogischer Kompetenz angehender Lehrpersonen beleuchtet. Hierzu wurde ein Kompe- tenztest eingesetzt und Unterrichtsentwürfe der Teilnehmer*innen zu Beginn und am Ende der Intervention unter Einsatz einer skalierend- strukturierenden Inhaltsanalyse miteinander verglichen. Als Ergeb- nis der Studie lässt sich u. a. ableiten, dass durch die zum Einsatz gekommene handlungsorientierte Seminarkonzeption das Verständnis angehender Lehrpersonen von Medienpädagogik bzw. schulischer Medienbildung zunehmend elaborierter und differenzierter wird. Die vorliegende Intervention bietet somit einen konkreten Impuls zur basalen Förderung medienpädagogischer Kompetenz zukünftiger Lehrkräfte.

Die Autorin

Susi Klaß, Dr. phil., Jahrgang 1986, studier- te Medien- und Erziehungswissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Seit Abschluss ihres Magisterstudiengangs war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin u.a. in den Bereichen Schulpädagogik, empirische Bildungsforschung und Päda- gogische Psychologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg tätig. Seit ihrer Promotion 2017 im Bereich Medienpädagogik an der Friedrich-Alex- ander-Universität Erlangen-Nürnberg ist sie als Post-Doc am Lehrstuhl für Schulpädagogik und Unterrichtsforschung der Friedrich-Schiller- Universität Jena tätig. Forschungsschwerpunkte: Medienpädagogi- sche Professionalisierung, videobasierte Lernbegleitung in Praxispha- sen, Digitalisierung im Lehramtsstudium.

Susi Klaß

MedienpädagogischeProfessionalisierung inderuniversitärenLehrer*innenbildung

Studien zur Professionsforschung Studien zur Professionsforschung und Lehrerbildung

und Lehrerbildung

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Studien zur Professionsforschung und Lehrerbildung

Herausgegeben von

Till-Sebastian Idel, Manuela Keller-Schneider,

Katharina Kunze und Christian Reintjes

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Susi Klaß

Medienpädagogische Professionalisierung in der universitären Lehrer*innenbildung

Eine Interventionsstudie

Verlag Julius Klinkhardt

Bad Heilbrunn • 2020

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Dieser Titel wurde in das Programm des Verlages mittels eines Peer-Review-Verfahrens aufgenommen.

Für weitere Informationen siehe www.klinkhardt.de.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.d-nb.de.

2020.kg. © by Julius Klinkhardt.

Das Werk ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Satz: Friedrich Wall, Spreeau.

Grafik Umschlagseite 1: © Robert Kneschke / Adobe Stock.

Druck und Bindung: AZ Druck und Datentechnik, Kempten.

Printed in Germany 2020.

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem alterungsbeständigem Papier.

ISBN 978-3-7815-2371-5

Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die 2017 unter dem Titel „Entwicklung, Implementation und Evaluation eines Seminarkonzepts zur Förderung medienpäda- gogischer Kompetenz angehender Lehrerinnen und Lehrer“ von der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg angenommen wurde.

Gutachter*innen: Prof. Dr. Michaela Gläser-Zikuda; Prof. Dr. Dieter Spanhel.

Tag der Disputation: 28.09.2017

(5)

Zusammenfassung

In Zeiten der (digitalen) Wissens- bzw. Informationsgesellschaft muss Medienkompetenz als vierte Kulturtechnik anerkannt und deren Förderung in Schule als selbstverständlich angese- hen werden. Für eine derartige Herausforderung bedarf es LehrerInnen die sich neben einer ausgeprägten persönlichen Medienkompetenz gleichsam durch umseitige medienpädagogische Kompetenz auszeichnen. Aus aktueller Perspektive lässt sich hierzu jedoch resümieren, dass es diesbezüglich an flächendeckenden und vor allem verbindlichen Ansätzen innerhalb der Lehre- rInnenbildung mangelt.

Die vorliegende Studie unternimmt den Versuch, im Rahmen eines quasiexperimentellen De- signs (Interventions- vs. Kontrollgruppe), ein eigens von der Autorin entwickeltes handlungs- orientiertes (Interventionsgruppe) Seminarangebot medienpädagogischen Inhalts zu imple- mentieren und gleichsam bezogen auf dessen Wirksamkeit zu evaluieren.

Im Rahmen eines Mixed Methods Designs wurden in einem ersten Schritt N=111 Lehramtsstu- dierende unter Einsatz eines psychometrischen Testinstruments zur Erfassung medienpädagogi- scher Kompetenz vor und nach Besuch der jeweiligen Seminare (Interventions- vs. Kontrollgrup- pe) schriftlich befragt.

Die auf diese Weise generierten Befunde verdeutlichen, dass zunächst, hinsichtlich dieses ver- stärkt deklarativ-ausgeprägten Kompetenzaspekts, innerhalb eines Semesters – unabhängig von der didaktischen Konzeption des wahrgenommenen Seminars – kaum Veränderungen wahr- nehmbar sind. Im Kontrast dazu lassen sich bezogen auf die zusätzlich erfassten handlungslei- tenden Einstellungen innerhalb der Interventionsgruppe jedoch durchaus positive Tendenzen erkennen. Unter Bezugnahme eines qualitativen Vorgehens wurde in einem zweiten Schritt zusätzlich die (Unterrichts-)Planungskompetenz der InterventionsteilnehmerInnen – quasi als Vorstufe medienpädagogischer Handlungsansätze – erfasst und mithilfe der skalierenden strukturierenden Inhaltsanalyse ausgewertet. Die hierbei erhaltenen Befunde verdeutlichen, dass nach Besuch des Seminars die Unterrichtspläne stärker zugunsten der Thematik Medien- bildung ausdifferenziert sind und zusätzlich an Qualität gewonnen haben.

Insgesamt lässt sich aus den Befunden der vorliegenden empirischen Arbeit ableiten, dass ein derartiger „minimalinvasiver“ Ansatz wie der vorliegende, im Bereich der Einstellungen erste positive Resultate zeigt, auf Ebene des deklarativen Wissens – unabhängig von der didaktischen Struktur des erfahrenen Angebots – aber kaum Veränderungen mit sich führt. Gleichsam wird deutlich, dass im Kontext stärkerer handlungsorientierter Hochschulseminare die Qualität un- terrichtlicher Planungsansätze zur Umsetzung schulsicher Medienbildung steigt.

Die vorliegende Studie biete demnach einen entsprechenden theoretisch fundierten und zu- gleich empirisch überprüften Beitrag im Kontext der Diskussion um die curriculare Integration der medienpädagogischen Professionalisierung von LehrerInnen.

(6)

Abstract

In today’s (digital) knowledge and information society, media literacy is a crucial competence that needs to be promoted in schools. Therefore, teachers have to be familiar with the usage of ICT (information and communications technology) while, at the same time, special technolo- gical pedagogical content knowledge is required. When regarding the current state of research, it is more than evident that there is a lack of comprehensive approaches to foster this kind of teacher qualifications.

The present study seeks to enhance the technological pedagogical content knowledge of pre- service teachers. For that reason, the author uses a quasi-experimental design (intervention vs.

control group) to evaluate the effectiveness of a specially developed, action-oriented (interventi- on group) university seminar focusing on the development of pre-service teachers’ technological pedagogical content knowledge.

As a first step and by means of a mixed methods design, N=111 pre-service teachers filled out a specially developed questionnaire regarding their technological pedagogical content know- ledge before and after visiting the university seminar. These quantitative generated findings show that – independent of the structure of the seminar – pre-service teachers’ knowledge does not change over the course of just one semester. Simultaneously, the study shows that pre-service teachers’ beliefs regarding the usage of ICT tend to be more positive after visiting the action- oriented university seminar. As a second step and by using the content analysis, the author also analyzes pre-service teachers’ lessons plans (intervention group) regarding the use of ICT in school. Findings show that after visiting the specially designed university seminar, pre-service teachers’ lesson plans are highly differentiated and show more quality than their previous plans.

All in all, the present empirical study proved that the described university seminar has positive impacts on teachers’ perceptions of the use of ICT in school, but hardly any impact on their declarative knowledge. At the same time, active-oriented seminars seem to be more effective to promote pre-service teachers’ competencies in lesson planning regarding the use of ICT in school.

The present study offers a theoretically and empirically founded contribution for the discussion on (pre-service) teachers’ media-related professionalization.

(7)

Danksagung

Das vorliegende Buch basiert auf meiner Dissertationsschrift, die im Jahr 2017 von der Philo- sophischen Fakultät und Fachbereich Theologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen- Nürnberg angenommen wurde. Die Entstehung einer Dissertation ist ein langwieriger Prozess, der neben dem persönlichen Engagement auch zusätzlicher Unterstützung zahlreicher Perso- nen bedarf. An dieser Stelle möchte ich mich bei all jenen bedanken, die mich auf diesem Weg begleitet haben.

Mein besonderer Dank gilt meiner Doktormutter Professorin Dr. Michaela Gläser-Zikuda, die mich von Beginn an in meinem Vorhaben bestärkte, mich fachlich kompetent unterstützte und mir auch persönlich immer Mut zugesprochen hat. Gleichsam danke ich Professor Dr. Dieter Spanhel für die Zweitbegutachtung der Arbeit.

Ebenfalls danke ich meinen KollegInnen die mir jeder Zeit eine fachliche und emotionale Stüt- ze waren.

Ein ganz besonderer Dank gilt meiner Familie und meinen Freunden die viel Verständnis für mich aufbrachten und mir immer mit offenen und interessierten Ohren begegneten.

Vor allem möchte ich meinem Mann Ramon Klaß danken. Er war es, der mir während der gesamten Zeit genügend Freiräume einräumte, gleichzeitig viele Verpflichtungen abnahm und für mich dadurch der persönliche Halt war, den ich brauchte um die Arbeit zum Abschluss zu bringen.

(8)

Inhalt

Einleitung . . . 11

1 LehrerInnenprofessionalisierung in der Medien- und Informationsgesellschaft . . 15

1.1 LehrerInnenbildung in Deutschland . . . 16

1.2 LehrerInnenbildung aus professionstheoretischer Sicht . . . 17

1.2.1 Kompetenzorientierte LehrerInnenbildung . . . 20

1.2.2 Standards der LehrerInnenbildung . . . 23

1.2.3 Hochschuldidaktische Anforderungen an eine kompetenzorientierte LehrerInnenbildung . . . 26

1.3 Zusammenfassung des Kapitels . . . 29

2 Medienpädagogische Professionalisierung . . . 31

2.1 Anforderungen im Zusammenhang mit medienpädagogischer Professionalisierung . . . 31

2.1.1 Theoretisch fundierte Rahmenvorgaben . . . 31

2.1.2 Medienpädagogische Anforderungen im Rahmen bildungswissenschaftlicher Standards . . . 34

2.1.3 Bildungspolitische Rahmenvorgaben medienpädagogischer Professionalisierung . . . 35

2.2 Das Konstrukt medienpädagogische Kompetenz . . . 38

2.2.1 Nationale Modelle – medienpädagogische Kompetenz nach Blömeke . . . 38

2.2.2 Internationale Modelle medienpädagogischer Kompetenz . . . 42

2.2.3 Einflussfaktoren medienpädagogischer Kompetenz . . . 44

2.3 Zusammenfassung des Kapitels . . . 50

3 Forschungsstand medienpädagogische Kompetenz . . . 51

3.1 Universitäre Förderung medienpädagogischer Kompetenz . . . 51

3.1.1 Methodisch-didaktische Anforderungen . . . 51

3.1.2 Ansätze und Konzepte . . . 52

3.1.3 Desiderat universitärer Förderung . . . 59

3.1.4 Resümee zugunsten zukünftiger Ansätze . . . 60

3.2 Empirische Erfassung medienpädagogischer Kompetenz . . . 61

3.2.1 Forschungsstand . . . 61

3.2.2 Desiderat – Messinstrumente . . . 63

3.2.3 Aktuelle Entwicklungen . . . 63

3.2.4 Resümee zugunsten zukünftiger Ansätze . . . 65

3.3 Zusammenfassung des Kapitels . . . 67

(9)

4 Empirischer Teil . . . 69

4.1 Fragestellung und Hypothesen der Interventionsstudie . . . 69

4.2 Beschreibung der Intervention . . . 70

4.2.1 Inhaltlicher Fokus der Intervention . . . 70

4.2.2 Methodisch-didaktische Struktur der Intervention . . . 72

4.2.3 Didaktische Konzeption Kontrollgruppe . . . 79

4.3 Design der Interventionsstudie . . . 81

4.4 Stichprobe . . . 81

4.5 Methode .. . . 84

4.5.1 Quantitativer Teil der Interventionsstudie . . . 84

4.5.2 Qualitativer Teil der Interventionsstudie . . . 91

5 Ergebnisse . . . 101

5.1 Quantitative Ergebnisse . . . 101

5.1.1 Medienpädagogische Kompetenz – Ausgangslage . . . 101

5.1.2 Entwicklung medienpädagogischer Kompetenz – Gesamtgruppe . . . 103

5.1.3 Entwicklungen medienpädagogischer Kompetenz – Gruppenunterschiede . . . 103

5.1.4 Kontrolle der Kovariaten . . . 104

5.1.5 Korrelate medienpädagogischer Kompetenz – Ausgangslage . . . 105

5.1.6 Korrelate medienpädagogischer Kompetenz – Entwicklung . . . 109

5.2 Qualitative Befunde . . . 117

5.2.1 Ergebnisse der inhaltlichen Strukturierung . . . 117

5.2.2 Ergebnisse der skalierenden Strukturierung . . . 121

5.2.3 Ergebniszusammenführung der inhaltlichen und skalierenden Strukturierung . . . 127

5.3 Zusammenfassung und Diskussion . . . 127

5.3.1 Diskussion der quantitativen Ergebnisse . . . 127

5.3.2 Diskussion der qualitativen Ergebnisse . . . 131

5.3.3 Zusammenfasende Gesamtdiskussion der quantitativen und qualitativen Ergebnisse . . . 133

6 Limitationen der Studie . . . 135

6.1 Forschungsmethodische Diskussion . . . 135

6.2 Interventions- und Umsetzungsbezogene Diskussion . . . 136

7 Praktische Implikationen und Forschungsausblick . . . 139

7.1 Hochschuldidaktische Implikationen zugunsten der medienpädagogischen Professionalisierung . . . 139

7.2 Methodische Implikationen zur Erfassung medienpädagogischer Kompetenz . . . 141

Verzeichnisse . . . 143

Literaturverzeichnis . . . 143

Tabellenverzeichnis . . . 166

Abbildungsverzeichnis . . . 167

(10)

Einleitung

Für das Leben in der Wissensgesellschaft spielen Medien und ihre kompetente Nutzung eine zunehmend wichtigere Rolle. Die sogenannten „digital natives“, welche gemeinhin auch als vermeintliche „native speaker“ bezeichnet werden, verfügen über eine umfangreiche und in- tuitiv geleitete Nutzungserfahrung mit neuen digitalen Technologien. Andererseits verfügen Heranwachsende nicht allein aufgrund des „Hineingeborenwerdens“ in eine durch Technologie geprägte Welt auch automatisch über mehr Kompetenzen im Umgang mit diesen als die soge- nannten „digital immigrants“ (Prensky, 2001, S. 3–4). Umso bedeutsamer ist es, dass die Schule ihrer nach Fend (2009) zugesprochenen zentralen Funktion – der Vorbereitung der heranwach- senden Generation auf das Leben in der Gesellschaft – nachkommt und die Entwicklung sowie Förderung eines kompetenten Umgangs der SchülerInnen mit Medien initiiert und unterstützt.

Zur Verdeutlichung dieses zentralen Auftrags der Schule soll die folgende Analogie zur Lese- kompetenz dienen: Um verständnisintensiv und folglich auch genussvoll lesen zu können, be- darf es nicht allein der Technik des einfachen Aneinanderreihens von Buchstaben. Vielmehr sind Strategien erforderlich, die dem/der LeserIn tatsächliches Leseverstehen ermöglichen. Die Schule übernimmt seit jeher ganz selbstverständlich die damit einhergehende Aufgabe der Le- sekompetenzförderung (Aufenanger, 2005; Doelker, 1998; Meister, 2013). Wenn Medienkom- petenz nunmehr neben dem Lesen, Schreiben und Rechnen als „vierte Kulturtechnik“ (Tully, 1994, S. 155) erachtet wird, dann muss die Schule mithin auch ganz selbstverständlich Medien- kompetenz fördern. Ein Blick in die Schulen zeigt allerdings, dass die Vorstellung über die zwin- gend erforderliche Förderung und die tatsächliche Umsetzung stark auseinanderdriften. Die Be- funde der „International Computer an Information Literacy“1 Studie (2013), als auch die auf den PISA-Daten beruhende Erhebung „Students, Computers and Learning“ (Organisation for Economic Co-operation and Development2, 2015) attestieren deutschen Schulen im internati- onalen Vergleich eher einen der mittleren bis hinteren Ränge bezogen auf das Integrieren neuer digitaler Medientechnologie in den schulischen Unterricht und die entsprechende Förderung von Information Communication Technology3-Skills auf Seiten der SchülerInnen. Wenngleich der Länderindikator 2017 (Lorenz et al.) einerseits einen leichten Aufwärtstrend hinsichtlich des Einsatzes digitaler Medien in Schule attestiert, so zeigt sich andererseits, dass der beob- achtbare Einsatz weit von der Ausschöpfung des tatsächlichen Potenzials digitaler Technologie für das Lehren und Lernen entfernt ist (Eickelmann, Lorenz & Endberg, 2017). Vor allem die Förderung komplexer Kompetenzen im Umgang mit Medien, die basierend auf einer verstärkt konstruktivistischen Perspektive die eigenständige Aufgabenerarbeitung von SchülerInnen un- ter Einsatz frei wählbarer Technologien impliziert, geht eher zurück (Endberg & Lorenz, 2017).

Zudem lässt sich erkennen, dass es noch immer Aufholbedarf zugunsten einheitlicher und vor allem verbindlicher Konzepte zum Einsatz von Medien in Schule und Unterricht und damit einhergehend entsprechenden Ansätzen medienpädagogischer Bildung gibt (u. a. Bundesmi- nisterium für Bildung und Forschung4, 2010; Eickelmann, Aufenanger & Herzig, 2014; Keine

1 International Computer an Information Literacy, nachfolgend immer als ICILS abgekürzt.

2 Organisation for Economic Co-operation and Development nachfolgend immer als OECD abgekürzt.

3 Information Communication Technology, nachfolgend immer als ICT abgekürzt.

4 Bundesministerium für Bildung und Forschung, nachfolgend immer als BMBF abgekürzt.

(11)

12 |

Einleitung

Bildung ohne Medien5, 2011; Lorenz, Endberg & Eickelmann, 2017; Meister, 2013; Spanhel, 2009). Dies liegt daran, dass

(1) trotz zahlreicher Bemühungen (siehe aktuelle Debatte um den sogenannten Digital-Pakt [BMBF, 2016a]) an den Schulen eine solide technische Grundausstattung fehlt,

(2) keine bzw. weiterhin nur eine schwache verbindliche, curriculare Verankerung und Förde- rung von Medienkompetenz im Schulwesen (mit Ausnahme u. a. Bayern und Thüringen6) gegeben ist und

(3) es schließlich auch an schulinternen Konzepten (Leitbild und Schulprogramm) sowie an Kooperationsstrukturen in der Schule fehlt, die einen Einsatz neuer Medientechnologien im Unterricht sowie eine Förderung der Medienkompetenz von Lehrkräften begünstigen würden.

Es wird deutlich, dass die Integration neuer Medien, im Sinne umfassender schulischer Me- dienbildung mit dem Ziel der Medienkompetenzförderung, neben einer funktionierenden technologischen Infrastruktur sowie einem kooperativ und kollaborativ agierenden Kollegi- um auch schulinterner Konzepte der Umsetzung bedarf (Breiter & Wellig, 2010; Eickelmann, Schulz-Zander & Gerick, 2009; Schulz-Zander & Eickelmann, 2008). Von absolut zentraler Bedeutung ist und bleibt indes die medienpädagogische Kompetenz der LehrerInnen (Herzig, 2004). Hierbei lässt sich zugleich aber auch das größte Defizit erkennen: Noch immer mangelt es LehrerInnen verstärkt an grundlegender eigener Medienkompetenz sowie spezifisch an medi- enpädagogischer Kompetenz (u. a. Blömeke, 2000; Gysbers, 2008; Kommer & Biermann, 2012;

Six, Frey & Gimmler, 2000).

Aus diesem Desiderat sowie der Erkenntnisse zum Einsatz neuer Medien in Schule und Hoch- schule (u. a. Müller, Blömeke & Eichler, 2006; Petko & Döbeli Honegger, 2011; Schulz-Zander, 2001a;) leitet sich der Bedarf an Aus-, Fort- und Weiterbildungsansätzen in der LehrerInnenbil- dung ab. Insbesondere im Bereich der universitären LehrerInnenbildung lässt sich diesbezüglich ein Desiderat erkennen (u. a. Eickelmann, Lorenz & Endberg, 2016; Gesellschaft für Medien- pädagogik und Kommunikationskultur7, 2016; Tiede & Grafe, 2016), welches mit Hilfe der vorliegenden Studie bearbeitet wird.

Ziel der Arbeit

Mit der hier vorzustellenden empirischen Studie wurde das Ziel verfolgt, die Effekte eines ei- gens entwickelten ‘minimalinvasiven‘ Konzepts zur Förderung der medienpädagogischen Kom- petenz angehender Lehrkräfte im Rahmen eines Hochschulseminars zu überprüfen. Mit dem vorliegenden, minimalinvasiven Seminarangebot soll eine Option geboten werden, mit relativ geringen zeitlichen und personellen Ressourcen die medienpädagogische Kompetenz angehen- der LehrerInnen, als ein unverzichtbares Element für deren Professionalisierung, zu fördern.

Hierzu wurde im Rahmen einer quasi-experimentellen Interventionsstudie ein entsprechendes hochschuldidaktisches Konzept entwickelt und an verschiedenen Hochschulstandorten jeweils über die Dauer eines Semesters angeboten. Im Rahmen von Prä-, Post- Erhebungen wurde die Wirksamkeit dieses Seminarangebots hinsichtlich der Förderung medienpädagogischer Kom- petenz bei Lehramtsstudierenden mit verschiedenen forschungsmethodischen Zugängen – im

5 Keine Bildung ohne Medien, nachfolgend immer als KBoM abgekürzt.

6 Bayern: LehrplanPlus (Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultur, 2017); Thüringen: Kursplan Medi- enkunde (Thüringer Ministerium für Bildung, Wirtschaft und Kultur, 2010).

7 Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur, nachfolgend immer als GMK abgekürzt.

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Einleitung

Sinne von Mixed Methods – überprüft. Die zentrale Frage im Rahmen der Wirksamkeitsüber- prüfung des Ansatzes bezieht sich hierbei auf die Bedeutung der didaktischen Konzeption des medienpädagogischen Seminars. Verweisend auf ein klassisches Interventions-, Kontrollgrup- pendesign wurde das inhaltsgleiche Seminar innerhalb der Interventionsgruppe verstärkt studie- rendenzentriert konzipiert, wohingegen das Angebot der Kontrollgruppe eher der klassischen, lehrendenzentrierten Hochschullehre entsprach. Das Seminarkonzept wurde an den Hochschul- standorten Jena sowie Erlangen-Nürnberg jeweils in die erziehungswissenschaftlichen Anteile des Lehramtsstudiums integriert, ohne dabei bestehende Curricula zu verändern.

Die vorliegende Arbeit wurde mit dem Anspruch verfasst, die Förderung medienpädagogischer Kompetenz als bedingenden Teilaspekt der Professionalisierung von LehrerInnen hervorzuhe- ben. Die Arbeit leistet einen Beitrag auf dem Weg hin zu einer systematischen und verbind- lichen Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften im Sinne eines medienpädagogischen Kompetenzprofils, wie es seit nunmehr über 30 Jahren von einschlägigen medienpädagogisch- orientierten WissenschaftlerInnen gefordert wird. Mit der empirischen Überprüfung des ent- wickelten Seminarkonzepts soll vor allem ein Beitrag zur Weiterentwicklung der universitären Phase der LehrerInnenbildung geleistet werden, damit folglich auch die künftigen Lehrkräfte in der Schule adäquat auf die Anforderungen unserer Mediengesellschaft reagieren und dem schu- lischen Erziehungs- und Bildungsauftrag gerecht werden können (Spanhel, 2006a).

Gliederung der Arbeit

Da die Förderung medienpädagogischer Kompetenz angehender Lehrkräfte einen wichtigen Bereich der Professionalisierung von LehrerInnen darstellt, wird zunächst im Kapitel 1 auf die- sen inhaltlichen Schwerpunkt eingegangen. Erläutert werden in diesem Zusammenhang u. a.

die Paradigmen der LehrerInnenbildung, gängige Kompetenzmodelle sowie Standards der Kultusministerkonferenz8 und sich daraus ableitende Ansätze für die Förderung medienpäda- gogischer Kompetenz innerhalb der universitären Phase der LehrerInnenbildung. In Kapitel 2 erfolgt unter einer einführenden Ableitung bildungspolitischer sowie theoretisch begründeter Rahmenvorgaben zur medienpädagogischen Professionalisierung von LehrerInnen die begriff- liche Klärung, und auf Grundlage des Kompetenzmodells von Blömeke (2000) die Darstellung des Konstrukts medienpädagogische Kompetenz. Zusätzlich werden einschlägige Konzepte der internationalen Forschung in Auszügen präsentiert und diskutiert. Mit Blick auf die dieser Stu- die zugrunde liegende Absicht, die Entwicklung, Implementation und Evaluation eines Semi- narkonzepts zur Förderung medienpädagogischer Kompetenz darzustellen, widmet sich Kapi- tel 3 folgenden Aspekten: Neben der Beschreibung bereits bestehender Konzepte sowie daraus resultierenden hochschuldidaktischen Anforderungen wird das Desiderat hinsichtlich der För- derung medienpädagogischer Kompetenz in der universitären Phase der LehrerInnenbildung thematisiert (Kapitel 3.1). Unterkapitel 3.2 versucht unter Darlegung der Problematik, dass es sowohl an nationalen als auch internationalen Konzepten der Erfassung medienpädagogischer Kompetenz fehlt, die entsprechende Forschungslücke aufzuzeigen. Erste sowohl quantitative, als auch qualitative Ansätze werden zusammenfassend in Auszügen vorgestellt. In Kapitel 4 folgt schließlich, in Anlehnung an die aufgezeigten Desiderata medienpädagogischer Forschung, die Darstellung des methodischen Vorgehens der vorliegenden Arbeit. Hierzu werden einleitend im empirischen Teil der Arbeit die zentralen Fragestellungen und Hypothesen der Studie prä- sentiert (4.1), der Interventionsansatz (4.2) sowie das Design der quasi-experimentellen Inter- ventionsstudie (4.3) und die Stichprobe der quantitativen, als auch der qualitativen Teilstudie

8 Kultusministerkonferenz, nachfolgend immer als KMK abgekürzt.

(13)

14 |

Einleitung

beschrieben (4.4). Schließlich erfolgt im Kapitel 4.5 die umfassende Beschreibung des quanti- tativen und qualitativen Vorgehens inklusive aller zum Einsatz gekommenen Instrumente sowie eine ausführliche Darlegung der herangezogenen Auswertungsverfahren. In Kapitel 5 erfolgt schließlich die sowohl quantitative (5.1), als auch qualitative Ergebnisdarstellung (5.2). Kapi- tel 5.3 bietet im Anschluss an die Ergebnisdarstellung eine zusammenfassende Diskussion der quantitativen und qualitativen Befunde. Unter Verweis auf die Limitationen der vorliegenden Arbeit (Kapitel 6) werden sowohl die methodische Herangehensweise der vorliegenden Studie (6.1), als auch die Umsetzung der Intervention (6.2) kritisch beleuchtet. Die Arbeit endet in Kapitel 7 mit einem abschließenden Ausblick, welcher ausgehend von den zentralen Schlussfol- gerungen der Interventionsstudie Konsequenzen für die hochschuldidaktische Integration der Medienpädagogik in der LehrerInnenbildung (7.1) thematisiert sowie methodische Vorschläge (7.2) für die Erfassung und gleichzeitige Förderung medienpädagogischer Kompetenz offeriert.

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forschung forschung

Medienpädagogische

Professionalisierung in der

universitären Lehrer*innenbildung

Eine Interventionsstudie

Susi Klaß

978-3-7815-2371-5

9 783781 523715

Schulische Medienbildung und damit verbunden die Förderung von Medienkompetenz, bedarf medienpädagogisch kompetent handeln- de Lehrpersonen. In der Lehrer*innenbildung wird Medienpädagogik bzw. schulische Medienbildung bislang jedoch, wenn überhaupt, nur rudimentär thematisiert.Im Rahmen der vorliegenden Publikation wird eine Studie vorgestellt, die den Einsatz einer minimalinvasiven Intervention in bestehende Curricula untersucht und mit einem Mixed- Method-Design die Entwicklung medienpädagogischer Kompetenz angehender Lehrpersonen beleuchtet. Hierzu wurde ein Kompe- tenztest eingesetzt und Unterrichtsentwürfe der Teilnehmer*innen zu Beginn und am Ende der Intervention unter Einsatz einer skalierend- strukturierenden Inhaltsanalyse miteinander verglichen. Als Ergeb- nis der Studie lässt sich u. a. ableiten, dass durch die zum Einsatz gekommene handlungsorientierte Seminarkonzeption das Verständnis angehender Lehrpersonen von Medienpädagogik bzw. schulischer Medienbildung zunehmend elaborierter und differenzierter wird. Die vorliegende Intervention bietet somit einen konkreten Impuls zur basalen Förderung medienpädagogischer Kompetenz zukünftiger Lehrkräfte.

Die Autorin

Susi Klaß, Dr. phil., Jahrgang 1986, studier- te Medien- und Erziehungswissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Seit Abschluss ihres Magisterstudiengangs war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin u.a. in den Bereichen Schulpädagogik, empirische Bildungsforschung und Päda- gogische Psychologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg tätig. Seit ihrer Promotion 2017 im Bereich Medienpädagogik an der Friedrich-Alex- ander-Universität Erlangen-Nürnberg ist sie als Post-Doc am Lehrstuhl für Schulpädagogik und Unterrichtsforschung der Friedrich-Schiller- Universität Jena tätig. Forschungsschwerpunkte: Medienpädagogi- sche Professionalisierung, videobasierte Lernbegleitung in Praxispha- sen, Digitalisierung im Lehramtsstudium.

Susi Klaß

MedienpädagogischeProfessionalisierung inderuniversitärenLehrer*innenbildung

Studien zur Professionsforschung Studien zur Professionsforschung und Lehrerbildung

und Lehrerbildung

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