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HAUSARBEIT ZUM THEMA KRANKHEITSGEWINN. Ausbildung zum. Online-Akademie im. Bereich Psychoonkologie. Andrea Heckmann. Online.

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Academic year: 2022

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Online

Röddenau den 23. April 2021

Online-Akademie im Bereich Psychoonkologie Andrea Heckmann

HAUSARBEIT ZUM THEMA KRANKHEITSGEWINN

Heike Michel

Rodenbacher Weg 14 35066 Röddenau

teichmuehle@t-online.de 06451-3047168

Ausbildung zum

Psychoonkologischen Berater und Begleiter

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Inhalt

Die Einleitung ... 2

Die Begriffsdefinition nach Wikipedia ... 3

Die Begriffsdefinition des Online Lexikons für Psychologie und Pädagogik ... 4

Der Krankheitsgewinn... 6

Der primäre Krankheitsgewinn ... 7

Der sekundäre Krankheitsgewinn ... 8

Der tertiäre Krankheitsgewinn ... 9

Der quartäre Krankheitsgewinn ... 10

Die Patientenbefragung zum Krankheitsgewinn ... 11

Die Analyse und Betrachtung ... 12

Das Fazit ... 17

Die verwendeten und weiterführenden Links ... 18

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Die Einleitung

Auf das Thema dieser Hausarbeit bin ich durch Zufall gestoßen. Krankheitsgewinn was soll das sein? Ist man nicht gestraft, wenn man an einer schweren Krankheit wie Krebs erkrankt? Wo soll da denn noch ein Krankheitsgewinn sein? Viele Fragen und keine leichten Antworten.

Gerade deshalb denke ich sollte oder muss man sich gerade in so einer schwierigen Situation als Betroffener, Angehöriger oder Zugehöriger, sowie wir als Beratende mit diesem, wie ich finde so wichtigen Thema, auseinandersetzen. Das bedeutet Fingerspitzengefühl und fällt auch mir nicht leicht. Deshalb hoffe ich, dass meine Recherchen und Überlegungen nachvollziehbar sind und auch andere dazu inspirieren, über dieses doch sehr spannende Thema nachzudenken.

Ich weiß und habe das bei der Vorbereitung zu dieser Hausarbeit gemerkt, dieses Thema polarisiert und spaltet. Deshalb sollte jeder persönlich versuchen, nicht nur in schwarz und weiß, sowie gut oder schlecht seine Meinung zu diesem Thema zu festigen, sondern die vielen wichtigen Grautöne wahrzunehmen. Denn es lohnt ganz sicher, man kann eine Menge über sich und sein Gegenüber lernen.

Wir wissen, dass weit über 80% unserer menschlichen Verhaltensmuster durch unser Unterbewusstseins gesteuert werden. Da stellt sich zu Recht auch die Frage, wieviel das Unterbewusstsein auch auf die Entstehung von Krankheiten Einfluss haben kann.

Nimmt also eine Person unbewusst eine Krankheit oder deren Aufrechterhaltung in Kauf, um dadurch Schonung, Zuwendung, Macht oder materiellen Zuwachs zu bekommen, den sie nicht auf natürlichem Weg erlangen konnte?

Es gibt zu diesem Thema so gut wie keinerlei Fachliteratur oder schriftliche Arbeiten, was die Recherchen dazu sehr erschwert hat.

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Die Begriffsdefinition nach Wikipedia

Wegen der dünnen Datenlage beziehe ich auch Wikipedia als Informationsquelle mit ein. Denn sie liefert hierbei, im Gegensatz zu dem Lexikon für Psychologie und Pädagogik von Stangl, die für mich die fundierteren Informationen.

Wikipedia erklärt es so: Krankheitsgewinn (englisch morbid gain) ist eine allgemeine Bezeichnung für die objektiven und/oder subjektiven Vorteile, die ein (tatsächlich oder vermeintlich) Kranker aus seiner Krankheit bzw. die ein Patient aus seiner Diagnose zieht.

Jenes bedeutet das ein Mensch bereits subjektive oder objektive Vorteile daraus zieht, sobald er sich als Erkrankter zu erkennen gibt. In unserer europäischen Kultur bedeutet es für ihn, er bekommt Anteilnahme und Mitgefühl. Er wird von seinem Umfeld anders wahrgenommen, nämlich als hilfsbedürftig und bekommt somit Privilegien wie z.B.: Schonung und wird von den sogenannten lästigen Alltagspflichten befreit.

Bei uns kann ein Erkrankter auch mit wirtschaftlicher Unterstützung von Sozialversicherungsträgern rechnen. Krankheit bedeutet zumindest für die meisten Erwerbstätigen erstmal keine Einbußen, da mit Lohnfortzahlung und Krankengeld über einen begrenzten Zeitraum erstmal für finanzielle Sicherheit gesorgt wird.

Wichtig ist das man den Krankheitsgewinn ganz klar von einer simulierten Krankheit oder einer Aggravation unterscheidet.

Ein Simulant ist jemand, der Krankheitszustände vortäuscht. Eine solche Vortäuschung oder Verstellung wird als Simulation bezeichnet und „kann eine gänzlich unbewusste, nicht somatisch begründbare Symptomatik meinen oder auch das betrügerisch motivierte Vorgaukeln von körperlichen Symptomen bezeichnen“ (Platzek, 2015).

Oder die Aggravation siehe Wikipedia: Aggravation (von lat. aggravare: schwerer machen, verschlimmern; lat. gravis: schwer) bezeichnet die deutliche Verschlechterung eines Zustandes über die Zeit. Am häufigsten wird der Begriff in der Medizin verwendet, wo Aggravation (wie auch Exazerbation oder Rekrudeszenz) die Verschlimmerung einer Erkrankung oder eines Krankheitssymptoms bezeichnet.

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Die Begriffsdefinition des Online Lexikons für Psychologie und Pädagogik

Krankheitsgewinn ist die allgemeine Bezeichnung für die objektiven und subjektiven Vorteile, die ein kranker Mensch aus seiner Krankheit zieht. Unter Krankheitsgewinn versteht man vor allem in der Psychoanalyse jene Vorteile, die jemand bewusst oder auch unbewusst aus seiner Krankheit zieht. Man unterscheidet nach Sigmund Freud zwischen dem primären und dem sekundären Krankheitsgewinn. (Stangl, 2021)

Der primäre Krankheitsgewinn besteht darin, durch die Krankheit noch unangenehmeren Anforderungen als der Krankheit selbst aus dem Weg gehen zu können, etwa berufliche und soziale Verpflichtungen, Prüfungen oder andere Stress verursachende Einzelsituationen. Eine solche Flucht in eine Krankheit verspricht einen direkten Vorteil durch Entlastung. Der primäre Krankheitsgewinn besteht in der Regel in inneren oder direkten Vorteilen, die der kranke Mensch aus seinen Symptomen zieht, denn er kann dadurch als unangenehm empfundenen Situationen oder Konflikten aus dem Weg gehen. Das Symptom wird dann zwar als unangenehm erlebt, jedoch erlaubt es dem Kranken, keine sofortige aus dem Konflikt herausführende Entscheidung treffen zu müssen. Der Zusammenhang zwischen Konflikt und Krankheitssymptomen bleibt häufig unbewusst, wobei das Symptom dazu dienen kann, unangenehmeren Konflikten aus dem Weg zu gehen, etwa das plötzliche Erkranken vor einer wichtigen Prüfung. (Stangl, 2021).

Der sekundäre Krankheitsgewinn bezeichnet das Ergebnis einer Entwicklung während einer Krankheit, etwa wenn es zu einer Regression kommt und der Betroffene in ein unselbständiges, kindliches Verhalten und Empfinden zurückfällt, mitsamt den entsprechenden Bedürfnissen.

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Durch die Fokussierung auf seine Krankheit entstehen neue Muster, um mit der Krankheit umzugehen, auch im Sinne der Vorteile, die er daraus ziehen kann (materielle und personelle Zuwendung, Fürsorge, Entlastung und Rücksicht). Der sekundäre Krankheitsgewinn besteht also in den äußeren Vorteilen, die der kranke Mensch aus bestehenden Symptomen ziehen kann, wie dem Zugewinn an Aufmerksamkeit und Beachtung durch seine Umwelt oder auch der Möglichkeit, im Bett bleiben zu können und dort Nahrung serviert zu bekommen. Provokativ ausgedrückt bedeutet dies, dass der oder die Kranke nicht nur leidet, sondern auch etwas von seinem Leiden hat. Als kurzfristige, positive Konsequenz erleben die Betroffenen manchmal ein Gefühl von Kontrolle, langfristig laufen sie aber Gefahr, sich etwa gesundheitlich zu schädigen sowie allmählich die mit der Krankheit verbundene emotionale Instabilität mit allen einhergehenden Defiziten (Depression, Ängste, Selbstwertprobleme, Anhedonie, sexuellen Problemen) zu chronifizieren.

© Werner Stangl Wien Linz Freiburg 2021 (Stangl, 2021).

Der tertiäre Krankheitsgewinn besteht in Vorteilen für die Umgebung des Erkrankten, denn etwa kann für Angehörige die zu erbringende Pflege als Bereicherung empfunden werden, da der Pflegende spürt gebraucht zu werden, eine besondere Kompetenz erhält und sich so als Heilsbringer sehen kann. Im weitesten Sinne erhalten alle Berufe des Gesundheitswesens einen tertiären Krankheitsgewinn.

Verwendete Literatur

Stangl, W. (2021). Stichwort: 'Krankheitsgewinn – Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik'. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik (2021-04-12)

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Der Krankheitsgewinn

Der Begriff des Krankheitsgewinn geht auf den österreichischen Tiefenpsychologen Sigmund Freud (1856-1939) den Begründer der Psychoanalyse zurück.

Das Konzept des primären und sekundären Krankheitsgewinns wurde von ihm entwickelt. Freud wollte damit die Rolle der Psyche bei der Entstehung und auch der Aufrechterhaltung von Krankheiten erklären.

Seiner Auffassung nach entsteht einem Menschen ein unmittelbarer Vorteil durch die Entwicklung einer Krankheit. Damit er sich in Ruhe auskurieren kann, entbindet ihn sein Umfeld seinen sonst alltäglichen Verpflichtungen, was ja auch für den natürlichen Heilungsprozess förderlich ist. Freud nach besteht darin für den Patienten der primären Krankheitsgewinn.

Bei längeren und schweren Erkrankungen wie bei Krebs, erlebt die Person darüber hinaus weitere Vorteile, sie wird mit besonderer Rücksicht behandelt und bekommt verstärkt positive Zuwendung von ihrem Umfeld. Dieser mittelbare Vorteil benennt Freud als sekundären Krankheitsgewinn.

Außer dem primären und sekundären gibt es auch noch den tertiären Krankheitsgewinn. Dabei geht es um Vorteile die das Umfeld des Erkrankten aus der Krankheit zieht.

Und zum guten Schluss ist auch noch der quartären Krankheitsgewinn zu erwähnen.

Er bezeichnet die ideologische Um- und Aufwertung der Krankheit und/oder dem damit verbundenen Leiden. Das kann sich positiv sowie auch negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken, je nachdem in welche Richtung der Erkrankte seine Krankheit und deren Umstände neu bewertet.

Interessant ist dabei, dass es egal ist, ob die Person tatsächlich oder vermeintlich erkrankt ist. Die Psychologie geht davon aus, dass eine Krankheit nicht nur eine Ursache hat, sondern auch eine Funktion hat, das gilt für physische wie auch psychische Erkrankungen.

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Der primäre Krankheitsgewinn

Ein primärer Krankheitsgewinn besteht in den immanenten oder direkten Vorteilen die ein erkrankter Mensch aus seinen Symptomen zieht. Der Betroffene hat also einen direkten Nutzen durch seine Krankheit. Wie körperliche Schonung, Entlastung, Ruhe und Entbindung aus den Alltagspflichten.

Dabei handelt sich um unmittelbare durch die Krankheit erzwungene Folgen, die aber dem Körper oder aber auch der Seele von Nutzen sind. Denn nur mit Ruhe und Schonung hat der Körper Zeit sich zu regenerieren. Das ist gerade auch bei einer Krebserkrankung wichtig. Wer schwere Operationen und Chemos mitmacht braucht zu Recht Schonung und Ruhe um sich ganz auf sich selbst zu konzentrieren und damit seine Genesung oder sogar Heilung zu unterstützen.

Es kann aber auch zu einer unbewussten Flucht in die Krankheit kommen um bestimmte Situationen und Konflikte zu vermeiden. Der innere Anteil des primären Krankheitsgewinn besteht in der Spannungsvermeidung zu der das Symptom verhilft und hat damit das Ziel dem Erkrankten einen Konflikt zu ersparen, der für ihn vermeintlich noch unangenehmer erscheint.

Obwohl er das Symptom als für ihn unangenehm erlebt, erlaubt es ihm aber keine sofortigen Entscheidungen treffen zu müssen. Für ihn fühlt es sich deshalb nur nach einer unangenehmen, ihn schwächenden Situation an.

Der Zusammenhang zwischen dem Konflikt und Krankheitssymptomen wird von ihm nicht in Verbindung gesetzt und bleibt damit für ihn im Unbewussten.

Ein Beispiel dafür ist das Kind, welches immer vor einer wichtigen Prüfung Kopf- und Bauchschmerzen bekommt und damit zwangsläufig die Arbeit nicht mitschreiben kann und muss.

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Der sekundäre Krankheitsgewinn

Der sekundären Krankheitsgewinn besteht für den Patienten aus äußeren Vorteilen die er aus seiner Krankheit zieht. Er bekommt einen Zugewinn durch gesteigerte Aufmerksamkeit und Zuwendung seines Umfeldes. Er erfährt also zusätzlich zu den bereits vorhandenen Vorteilen weitere für ihn angenehme Zuwendungen, indem er liebevoll umsorgt und bemitleidet wird. Es kann sein das ihm unangenehme Arbeiten abgenommen werden, die Kinder oder Freunde sich öfter melden oder der Partner endlich die Aufmerksamkeit schenkt, die man so lange vermisst.

Dieser tritt nicht zwangsläufig bei jeder Erkrankung als Folge auf und dient auch nicht notwendigerweise der Heilung. Da dieser Effekt nicht der im Vordergrund stehenden Erkrankung oder Symptomatik zugutekommt, ist es besonders schwierig ihn zu erfassen und zu begreifen.

Gerade Krebspatienten können durch die lange Dauer ihrer Behandlungen und vielfältigen Begleitumstände unbewusst in diese Situation reinrutschen. Die veränderten Lebensumstände und herausfordernden Therapien überfordern die Patienten und sorgen somit dafür, dass sie ihre Eigenverantwortung abgeben, sich sozial zurückziehen und sich in ihrer Krankheitssituation einrichten um dauerhafte Zuwendungen von ihren Zugehörigen einzufordern.

Aber genauso gut kann es in die komplett entgegen gesetzte Richtung gehen und der Mensch versucht seine Zugehörigen gerade dazu zu nötigen ihm ein bestimmtes Verhalten entgegen zu bringen, indem er bestimmte Leistungen auf Grund seiner Krankheit einfordert oder durch gezieltes Verhalten zu steuert versucht. Dabei hält er unbewusst bei seinen Mitmenschen ein permanentes schlechtes Gewissen aufrecht, um sie an sich zu binden oder für seine Zwecke zu nutzen.

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Der tertiäre Krankheitsgewinn

Hierbei handelt es sich um die Vorteile die das Umfeld aus der Erkrankung einer Person ziehen kann.

Im weitesten Sinne fallen darunter alle Berufe des Gesundheitswesens, die am und um den Erkrankten durch ihre Dienste Profit erzielen. Dieses Feld der potenziellen Nutznießer ist riesig und in ihrer Gänze gar nicht zu erfassen. Von Ärzten, der Krankenhausorganisationen, der Pharmaindustrie, der Apotheken, der Rehakliniken, der Physiotherapeuten, der Sanitätshäuser und und und….. Die Liste ist fast unendlich und es ist kaum zu glauben was für ein riesiger Wirtschaftszweig dahintersteht.

Aber dies nur am Rande bemerkt. Mir geht es primär um die An- und Zugehörigen die hierbei eine Rolle spielen. Sie werden gezwungenermaßen mit der Erkrankung ihres Angehörigen in das System mit involviert. Natürlicherweise sind auch sie mit der neuen Situation meist völlig überfordert und müssen sich auch erst wieder neu finden oder auch erfinden.

Sie werden nun auf einmal wahrgenommen, gebraucht, werden zu Co- Pflegern und Experten der Erkrankung. Es kann als Bereicherung empfunden werden als Pflegender wahrgenommen und als wichtig erachtet zu werden.

Aber auch die Befreiung von einem ungeliebten Job auf Grund der Pflegebedürftigkeit eines Familienmitgliedes kann als Gewinn betrachtet werden. Ebenso die finanziellen Mittel, die durch den neu gewonnen Pflegegrad des Erkrankten, zusätzlich in die knappe Familienkasse fließen.

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Der quartäre Krankheitsgewinn

Damit wird beschrieben, dass es zu einer Aufwertung und / oder Umbewertung der Krankheit an sich kommt.

Beispiel: Frau M. ist an Brustkrebs erkrankt. Durch ihre Krankheit lernt sie neue Leute kennen. Zuerst einmal andere Patienten, aber durch den Beitritt zu einer Selbsthilfegruppe und auch in den sozialen Netzwerken kommen etliche neue Bekanntschaften hinzu. Durch die neuen Kontakte bilden sich neue Freundschaften, aber auch neue Möglichkeiten.

Frau M. bewertet ihre eigene Erkrankung durch diese neuen Beziehungen und Aktivitäten ganz neu. Ihrer Meinung nach hat die Krankheit durchaus viel Positives in ihr Leben gebracht, was sie meint vor der Krankheit nicht so gesehen zu haben. Damit nimmt sie eine Umbewertung ihrer Krankheit vor. Sie versucht das Positive aus ihrer Krankheit zu ziehen.

Einige Patienten fangen an zu schreiben und verarbeiten ihre Krankheit in Büchern.

Sie beginnen in sozialen Netzwerken als Blocker um andere Menschen für das Thema Krebs zu sensibilisieren, gründen Selbsthilfegruppen oder unterstützen andere Erkrankte.

Es gibt aber auch Personen die ihr Leben im wahrsten Sinne des Wortes komplett umkrempeln, indem sie die Krankheit als Weckruf oder Chance sehen ihrem Leben noch einmal eine komplett neue Richtung zu geben. Sie ziehen um, suchen sich einen neuen Beruf oder machen eine Weltreise.

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Die Patientenbefragung zum Krankheitsgewinn

Mein Versuch eine Stellungnahme von Patienten zu dem Thema zu bekommen gestaltete sich eben so schwierig. Von mehreren Angefragten kam nur ein Feedback zurück. Dieses liegt an dem schwierigen und komplexen Thema, denn es bedeutet Selbstreflexion und Auseinandersetzung mit der eigenen Krankheit. In ihrer Situation es dann in Worte zu fassen und zu Papier zu bringen ist eine schwierige Aufgabenstellung, wofür ich vollstes Verständnis habe.

Das Feedback zum Krankheitsgewinn und wie ich das für mich interpretiere unverändert im Original:

Frau C. ist Ende fünfzig und wohnt in Hamburg. Sie ist 2019 an Brustkrebs erkrankt, wurde kurativ mit Chemo und Bestrahlung behandelt und ist nun in der Heilbewährungsphase.

1.Primärer Krankheitsgewinn:

Mit den Problemen und Sorgen der Familie nicht mehr konfrontiert werden- sie müssen ohne mich gelöst werden.

Besondere Wünsche: Lebensmittel, Gerichte, Kosmetika, Pflegemittel ect. zeitnah erfüllt zu bekommen.

2.Sekundärer Krankheitsgewinn:

Muss keine Verantwortung mehr für die Arbeit im Beruf übernehmen ohne schlechtes Gewissen. Auszeit durch vorzeitige Erwerbsminderungsrente. Unterstützung im Haushalt von anfallenden Arbeiten die vorher von mir alleine bewältigt wurden. Es kümmern sich jetzt andere Familienmitglieder um Oma, Familienangelegenheiten etc.

ich nehme und bekomme größtenteils den Abstand davon. Vorsichtigere, empathische Worte für mich durch enge Freunde.

3.Tertiärer Krankheitsgewinn:

Entlastung durch Pflegegeld für die Familienkasse. Ehemann bekommt Beachtung und Anerkennung für die Fürsorge die er aufbringt. Physiotherapeut bringt mir Erleichterung im Umgang mit dem Schmerz und ich ihm sein Einkommen.

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Die Analyse und Betrachtung

Der gesunde Mensch

Der krebskranke Mensch

Die beiden Wordclouds sollen veranschaulichen, wie dramatisch sich das Leben eines Gesunden zum Krebserkrankten verändert.

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Obwohl es verschiedene Stufen des Krankheitsgewinn gibt, müssen nicht alle Stufen bei jedem Patienten vorhanden sein. Der primäre Krankheitsgewinn der jeden Kranken betrifft wird in unserer Kultur getragen und ist auch erwünscht. Der Kranke soll in Ruhe genesen und so wieder ein vollständiges Mitglied der Gesellschaft werden.

Somit hat jede noch so kleine Krankheit, ebenso wie schwerwiegende Erkrankungen, wie z.B. Krebs einen Krankheitsgewinn.

Wichtig ist, dieses nicht wertend zu sehen, sondern es einfach zur Kenntnis nehmen.

Für den Kranken geschieht dies unbewusst, er nimmt es gar nicht wahr und könnte es noch nicht einmal benennen.

Sobald eine schwere Krankheit wie Krebs auftritt, verändert sich schlagartig das Leben des Betroffenen und dessen Familie. Nichts ist mehr wie es war, die Betroffenen sind bis ins Mark erschüttert und sofort steht das Wort T O D im Raum.

Es entsteht ein Mikrokosmos in dem sich der Erkrankte bewegt. Er lernt mit der Zeit sich mit der Krankheit zu arrangieren und auch die Vorteile zu erkennen. Er kommt in den sekundären Krankheitsgewinn.

Während der primäre Effekt, das Entstehen einer Krankheit also unter Umständen mitbegründet, zieht der sekundäre Effekt eventuell die Aufrechterhaltung der Erkrankung nach sich. Da kann man zu der Überlegung kommen, ob dies unbewusst geschieht oder es dem Kranken bewusst ist und er es deshalb einfordert oder es schlussendlich als Nebeneffekt entsteht. Wichtig ist zu erkennen das hier die Gefahr eines großen Heilungsverhinderers liegen kann.

Der Mensch, der anfängt sich mit seiner Krankheit zu identifizieren und merkt das er nicht nur leidet, sondern auch etwas von seinem Leiden hat, erlebt dies für sich als positive Konsequenz. Auch wenn es sich für ihn kurzzeitig wie ein Machtgewinn und Kontrolle über sein Umfeld anfühlt, kann es auf Dauer zu einer Reaktanz führen.

Er bekommt Zuwendung, Aufmerksamkeiten, Geschenke, Besuche, Entgegenkommen, alles was ihm als Gesunden meist in diesem Rahmen versagt bleibt und darf es im schlimmsten Fall sogar einfordern.

Außerdem bekommt der Erkrankte Geld in Form von Lohnfortzahlung, Versicherungen, Rente, einen Schwerbehindertenausweis und noch einige andere Vergünstigungen.

Ich möchte hier ganz klar Stellung beziehen, dass ich unser Gesundheitssystem für eins der Besten halte und bereits selbst von diesem Sozialsystem profitiert habe.

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Es führt jedoch auch immer wieder dazu, dass einige ihre ganze Energie darauf verwenden um mit ihrer Krankheit den Lebensunterhalt zu verdienen. Sie tun alles damit sie nicht mehr in den ungeliebten Job zurück müssen, statt diese Energie in ihre Genesung zu investieren und die neuen Möglichkeiten zu erkennen.

Denn ein Zuviel an Unterstützung oder angebotener Hilfe kann die Bereitschaft zur Eigeninitiative so stark vermindern, dass daraus eine gefährliche Hürde auf dem Weg zur Genesung oder Besserung der Krankheit entstehen kann.

Hier ist es wichtig, dass wir dies erkennen und den Klienten ganz vorsichtig fragen, ob er vielleicht keine Perspektive für sich sieht oder Angst vor dem Neuen, Ungewissen hat?

Man sagt es gibt eine Welt der Gesunden und eine Welt der Kranken. Der Gesunde wird nicht gefragt ob er in die andere Welt umziehen will, er wird quasi gegen seinen Willen umgesiedelt. Durch eine Krebserkrankung, deren Behandlung Monate oder sogar Jahre dauert, lernt er in seiner neuen Welt zurecht zu kommen. Er richtet sich ein, findet neue Kontakte und kommt irgendwann in der gesunden Welt nicht mehr zu Recht, fühlt sich dort sogar fehl am Platz. Unsere Aufgabe ist ihn zu unterstützen und ihm die Angst zu nehmen und zu zeigen das er auch Vorteile hat, denn selbst wenn nicht alles wieder wie früher wird, besitzt er ja jetzt eine “doppelte Staatsbürgerschaft”

und kennt sich in beiden Welten aus, was durchaus auch ein Vorteil ist.

Gerade wenn wir merken, dass wir mit einem Klienten in unserer Arbeit nicht weiterkommen, lohnt sich der Blick auf den Krankheitsgewinn. Denn wenn ein Klient seinen Krankheitsgewinn subjektiv höher bewertet als die Verbesserung seines gesundheitlichen Zustandes, wird er eine geringere Bereitschaft zeigen, bei seiner Krankheitsbewältigung mitzuwirken.

Wer in seinem bisherigen Leben zu wenig beachtet wurde und deshalb unter geringem Selbstwertgefühl leidet, der wird es regelrecht genießen die Aufmerksamkeit als Kranker zu bekommen, die ihm sonst im Leben versagt geblieben ist. Desgleichen wird derjenige, der immer für andere da war ohne jemals dafür Anerkennung bekommen zu haben, die Fürsorge genießen die ihm nun zu Teil wird. Da ist es mehr als verständlich, dass es ihm sicherlich schwerfällt, wenn er diese wieder aufgeben soll.

Dies zu erkennen und auch benennen zu können kann für den Betroffenen ein großer Schritt zurück in ein selbstbestimmtes Leben sein. Denn wenn er seine Selbstwirksamkeit und Ressourcen wiedererlangt kann, meiner Meinung nach, ein Stück weit körperliche und seelische Heilung entstehen. Die Frage für den Patienten ist, wovon profitiere ich denn?

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Es geht hier nicht um Schuld, Absicht oder Böswilligkeit, es geht um Verantwortung, darum die Chance zu ergreifen in der Zukunft einen anderen Weg einzuschlagen.

Ich finde man sollte den sekundären Krankheitsgewinn als Wegweiser sehen, der auf ein Problem oder Bedürfnis hinweist, was im Gegensatz zu seinem Alltag erst jetzt in seiner Krankheit befriedigt wurde. Wenn man dies gemeinsam herausarbeitet und ihm Rechnung trägt, bedarf es dem sekundären Krankheitsgewinn nicht mehr.

Wir sorgen dafür, dass der Erkrankte seine Welt anders sehen kann und öffnen das Tor, damit er nicht krank sein muss. Zeigen ihm, dass es neue Wege gibt, um anders zu leben. Das bedeutet Fokussierung auf das neue Leben und nicht auf die Krankheit.

Viele Kranke erkennen in der Selbstreflektion ihre Bedürfnisse und packen ihre Probleme an. Man hört immer wieder von Menschen, die erst durch die Krankheit in ihrem Leben neue Strukturen schaffen konnten. Die Frage ist, identifiziert er sich mit der Krankheit oder sucht er nach Lösungen, damit es für ihn besser wird.

Perspektive = Lösung

Der Erkrankte muss erkennen, Seele und Körper gehören zusammen. Durch das Erkennen der Ursachen, sowie das Benennen seiner negativen Glaubenssätze hat er die Möglichkeit neue, konstruktive und lebensbejahende Denkstrukturen zu erlernen.

Damit verliert der sekundäre Krankheitsverlauf sukzessiv an Bedeutung für ihn.

Wir können ihn Denkanstöße geben wie: “Suchst du die Möglichkeiten gesund zu werden, findest du Möglichkeiten. Suchst du nach Krankheit wirst du Krankheit finden.

Denn deine Energie folgt deiner Aufmerksamkeit.” Durch wertschätzende Gespräche können wir erforschen, ob er etwas damit anfangen kann und es sich stimmig für den Klienten anfühlt.

Besonders wenn wir bei unseren Klienten offensichtliche Probleme sehen, sollten wir sehr behutsam sein, denn es gibt einen Grund warum sie sich nicht bewegen können oder wollen. Erst recht, wenn wir merken es handelt sich hier wahrscheinlich um eine psychosomatische Erkrankung, gehören die Klienten in die erfahrenen Hände eines Psychoonkologen und Psychotherapeuten. Gerade weil tiefergehende Zusammenspiele von körperlichen und psychischen Faktoren von außen nicht ersichtlich sind, darf man eine Beteiligung psychischer Herkunft nicht von vorneherein ausschließen und muss sie auf jeden Fall in Betracht ziehen.

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Ich will nun noch kurz auf den tertiärer Krankheitsgewinn eingehen, denn auch er kann ein Heilungsverhinderer sein. Wenn sich das ganze System um den Erkrankten erschaffen hat, schafft es sich selbst wieder ab, wenn es ihm ein Stück weit bessergeht.

Sollten wir dies sehen und uns ein Klient bittet ihn zu unterstützen, ist es wichtig den Erkrankten zu ermutigen für seine Rechte einzustehen, denn auch, oder gerade als Kranker, hat er ein Recht auf Selbstbestimmung. Wir müssen ihn ermutigen sich aus dem Geflecht von Unterstützung und Abhängigkeit langsam wieder zu lösen, damit alle wieder ein eigenbestimmtes Leben führen können.

Das kann ein sehr schwieriges Vorhaben werden. Erfahrungsgemäß ist es hier meiner Meinung nach wichtig, dass nicht nur der Erkrankte, sondern alle Beteiligten an der Veränderung der Situation aktiv mitwirken wollen.

Dafür ist es wichtig zu erkennen die Neugestaltung der momentanen Situation ist nicht nur ein Verlust des Bekannten, sondern bietet auch ganz neue Möglichkeiten für die gemeinsame Zukunft aller Beteiligten. Wenn dies konstruktiv und im gegenseitigen Verstehen und Respektieren passieren kann, wird es am Ende eine Bereicherung für alle sein.

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Das Fazit

Ich weiß, dass dieses Thema polarisiert und gerade deswegen sollte sich jeder der mit Erkrankten zu tun hat, einmal damit auseinandersetzten. Denn nur so erkennt und begreift er die unbewussten Mechanismen.

Leider hängt die Bereitschaft zur Aufgabe des Krankheitsgewinns meist davon ab, wie groß die vermeintlichen Gefahren und die Möglichkeiten einer einfachen Lösung des dahinterliegenden Problems vom Klienten eingeschätzt werden. Bei objektiver Betrachtung sind die meisten Vorzüge des Krankheitsgewinns für den Klienten eher von Nachteil. Trotzdem gestaltet sich die bewusste eigene Interessenabwägung für den Betroffenen oft sehr schwierig. Zumal die dahinterliegenden Mechanismen nur schwer zu durchschauen ist, erscheint der Krankheitsgewinn oft der vermeintlich sicherste Weg.

Daher ist meiner Meinung nach nur mit diesem Wissen eine wertschätzende und vorurteilsfreie Begleitung des Erkrankten auf Augenhöhe möglich.

Denn Therapie besteht aus Kommunikation und Kooperation.

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Die verwendeten und weiterführenden Links

https://de.wikipedia.org/wiki/Krankheitsgewinn https://de.wikipedia.org/wiki/Aggravation lexikon.stangl.eu/5493/krankheitsgewinn

Krankheitsgewinn – Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik (stangl.eu) Sekundärer Krankheitsgewinn, Bedürfnisse (dr-mueck.de)

sekundärer Krankheitsgewinn – Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik (stangl.eu)

Krankheitsgewinn - DocCheck Flexikon Sowie Videos zu dem Thema

(110) Vorteil durch Krankheit: "sekundärer Krankheitsgewinn" u.a. bei Narzissten erkennen & Grenze setzen - YouTube

(110) Krankheitsgewinn - Vorteile durch Krankheit erkennen und lösen, damit Heilung entstehen kann - YouTube

Referenzen

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