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Als die Arbeiter zu Freizeit kamen : Sport und Kultur statt Klassenkampf

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(1)Als die Arbeiter zu Freizeit kamen : Sport und Kultur statt Klassenkampf. Autor(en):. Ryser, Philipp / Gambon, Andrea. Objekttyp:. Article. Zeitschrift:. Akzent. Band (Jahr): - (2013) Heft 2:. Das Rote Basel. PDF erstellt am:. 31.01.2022. Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-843071. Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind.. Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch.

(2) akzent magazin. I. Schwerpunkt. /4/s d/'e yArbe/fer ztv Fre/ze/f /camen. Sport und /Cu/tur statt KZassenfawnp/ /ryp/agi E/genf/Zc/? /raffen s/e c/as Arap/fa/rsf/sc/re Sysfem umsfürze/7 und s/'c/r für G/e/c/r/ie/f, Gerec/îf/'g/reif und So//dar/fäf e/nsefzen so//en. Am Ende wäre /'dea/erweise e/ne /rommun/sfisc/re Gese//sc/raff o/rne Pr/Vafe/'genfu/Ti enfsfanden. Es /ram anders. D/'e /Arbe/fer und //rre Vertreter, d/'e Soz/a/demo/rrafen und Gewer/rsc/ra/fen, er/rämpffen s/'c/r vor a//em auf dem po//f/sc/ren l/l/eg me/rr ffec/rfe. //rre mü/rsam ersfr/'ffene Ere/ze/'f verbrac/rfen s/'e anfangs /läuf/'g unfer s/'cb; /"n /Arbe/'fervere/'nen, d/'e ab 7920 boomfen. Bis in die 1920er-Jahre hinein lebten die Arbeiter mehr schlecht als recht von ihrem Broterwerb. Sie wohnten in prekären Verhältnissen, wurden ausgebeutet und fühlten sich manchmal «schlechter behandelt als Sklaven», wie ein Zürcher Arbeiter in einem Zeitdokument klagte. Der Gewinn wanderte in dieTasehen der Unternehmer. Sie waren die Profiteure der ersten Jahrzehnte der Industrialisierung und wurden -wie zum Beispiel Alfred Escher und Carl Franz Baily- nicht nur reich, sondern übten auch in der Politik Einfluss aus. Damit trugen sie massgeblich zur Gestaltung der Gesellschaft bei.. /4rbe/ten, um zu /ebe/7 Die frühe Industriegesellschaft war alles andere als. gerecht-die Ungleichheit zwischen Besitzenden und Besitzlosen riesig. Dass dieser Zustand nicht ewig andauern könnte, ja dürfte, hielt Karl Marx um 1880 fest: «In einer höheren Phase der Gesellschaft nachdem die knechtende Unterordnung der Individuen unter dieTeilung der Arbeit verschwunden ist», werde die Arbeit nicht mehr nur Mittel zum Leben sein, sondern zum ersten Lebensbedürfnis selbst werden. Zumindest für die Schweizerinnen und Schweizer, die über einen guten Bildungshintergrund verfügen, mag dieses Ziel heute erreicht sein. Im 19. Jahrhundert aber bestand das Leben der Arbeiter primär aus Arbeit - unterbrochen vom nächtlichen Schlaf. Daneben gab es kaum Ablenkung.. 1980: Frauenriege an. Stunden mussten sie schuften - auch am Samstag und manchmal sogar Sonntag anpacken. Der Lohn, den sie dafür erhielten, war tief. Er reichte kaum aus, um den täglichen Bedarf zu decken. Viele Familien lebten von der Hand in den Mund. Sie mussten den grösstenTeil ihres Einkommens (weit über 60%) für Lebensmittel aufwenden. Heute machen diese Ausgaben knapp 7 Prozent aus. Oder anders gesagt: Bei einem 8-Stunden-Tag muss ein Schweizer heute nur noch rund eine halbe Stunde für seine Ernährung arbeiten.. den SATUS-Tagen zu St. Jakob. Auch die Wohnverhältnisse der Fabrikarbeiter waren misslich. «Die Arbeiter», so ist in einer Untersuchung der Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Zürich aus dem Jahr 1868 zu lesen, mussten «sich mit engen dumpfen Kammern ohne frische Luft und Licht behelfen». Dass eine solche Umgebung für die Ge-. sundheit der Arbeiterfamilien nicht förderlich war, versteht sich von selbst. Krankheitsepidemien waren häufig.. Um 1850, als die Industrialisierung auch die bis dahin von der Landwirtschaft geprägte Schweiz veränderte, gab es viele Menschen, die sehr wenig hatten. Die Rede ist von jenen Männern, Frauen und Kindern, die in den Fabriken arbeiteten. 12, 14, teilweise sogar 16 26. akzent magazin.

(3) 1980:. Arbeitersängerbund. fï/J /?ec/7t/Ür ade: Fre/rowm U/7Cf Fre/ze/t Die Situation verbesserte sich erst nach dem I.Weltkrieg. Das hing damit zusammen, dass es den Arbeitern in der Schweiz nach dem Landesstreik ökonomisch allmählich etwas besser ging. Dank der Einführung der 48-Stunden-Woche und einer wesentlichen Steigerung der Löhne standen vielen Arbeitern plötzlich neue Möglichkeiten offen. Sie hatten mehr Zeit und ein bisschen Geld. In den 1920er-Jahren konnte es sich mancher leisten, ab und zu ein Kino zu besuchen, an Wochenenden einen Ausflug in die nähere Umgebung zu unternehmen und vielleicht einmal zum Essen in ein günstiges Gasthaus zu gehen. Manche kauften sich sogar ein Radio oder einenTöff.. Ebenfalls in jene Zeit gehören die Arbeitervereine. Um 1920 wurde es üblich, sich einem Sport- oder Musikverein anzuschliessen. Der grössten Beliebtheit erfreuten sich die Schützenvereine. Der Arbeiterschützenbund zählte 1935 über 25'000 Mitglieder, der Arbeiter-Touring-Bund 16'500 Mitglieder. Auch der Arbeitermusikverband, der Arbeiterschachbund und der Schweizerische Arbeiter Turn- und Sportverband (Satus) waren mitgliederstarke Organisationen. april I mai. Alle diese Vereine wurden zwar von politisch organisierten Arbeitern gegründet, doch an den gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen beteiligten sie sich kaum. Von den Gewerkschaften und der Sozialdemokratischen Partei wurden sie deshalb kritisiert. Sie würden die Arbeiter von wichtigeren politischen Aufgaben ablenken. Handkehrum erhielten die Arbeiter über ihre Vereine Zugang zu Lebensbereichen, die ihnen bisher verschlossen gewesen waren. Die «Naturfreunde», die gegründet worden waren, damit auch «Büezer» in die Berge fahren und wandern konnten, wollten nicht nur einen Beitrag zur Förderung der Gesundheit leisten, sondern auch naturwissenschaftliche Kenntnisse vermitteln und gar die «geistig-sittliche Veredelung» ihrer Mitglieder vorantreiben.. Zw/scben Anpassung und Abgrenzung Es war ein Drahtseilakt, den die Funktionäre der Arbeitervereine zu schaffen hatten. Einerseits wollten sie ihren Mitgliedern Zugang zu Bildung, Kultur und sportlicher Betätigung ermöglichen. Andererseits befürchteten sie, dass sich die Arbeiter durch die AusÜbung von bürgerlichen Freizeitaktivitäten auch bürgerliche Handlungsweisen und Gedanken aneignen 27.

(4) akzent magazin. I. akzent magazin. Schwerpunkt. Erlebnis! So scheint der kategorische Imperativ konsumhungrigen Überflussgesellschaft zu Der Erlebnishunger und die Überzeugung, das Recht zu haben, das eigene Leben zu geniessen, sind zu Treibern des Konsums geworden. Ferien auf den Malediven oder doch eher im schicken Wellness-Resort im Südtirol? Ein neues Smartphone oder doch lieber einTablet-Computer? Italienisch, asiatisch oder französisch essen gehen? Angesichts der vielen tausend Möglichkeiten, welche tagein, tagaus realisiert werden oder ungenutzt verstreichen können, ist es nicht ganz einfach, jeweils die richtige Entscheidung zu treffen. Die vielen verschiedenen Handlungsmöglichkeiten wirken überfordernd, manchmal sogar belastend oder bedrückend. Die Soziologie spricht in diesem Zusammenhang von den Tücken der Multioptionsgesellschaft. Sie ist-wie auch die Konsumund Überflussgesellschaft - eine Folge der industriellen Revolution, welche Mitte des 18. Jahrhunderts mit der Erfindung der Dampfmaschine und der Einführung der Fabrikarbeit eine Wachstumsdynamik in Gang setzte, die bis heute anhält, wenn auch inzwischen etwas verlangsamt. unserer. lauten.. Trotz solcher Bemühungen, die darauf abzielten, aus Arbeitersportlern Genossen zu machen, die versorgt mit dem sozialistischen Gedankengut — zu einem. jeder zweite Haushalt hat wenigstens ein Auto und auch hungern muss bei uns niemand. Das Gegenteil ist der Fall. Die meisten essen zu viel - und erst noch das Falsche. Auch Freizeitaktivitäten lassen sich viele einiges kosten. Der Kino-,Theater- und Museumsbesuch sind schon fast zur selbstverständlichen Gewohnheit geworden - der Wochenend-Ausflug am Samstag oder Sonntag sowieso. Und so dreht sich das Leben vieler um so profane, aber doch belastende Fragen wie und wofür das «sauer» verdiente Geld ausgegeben, wie die arbeitsfreie Zeit gestaltet und wohin in die Ferien gefahren respektive geflogen werden soll. Dass daneben noch Zeit bleibt, den Klassenkampf auf einem bescheidenen Niveau weiterzuführen und abzockende Manager abzustrafen, so geschehen bei der «Minder-Initiative», ist ein bemerkenswertes Ausscheren aus konsumorientierten. Mitgliederschwund hatte die drei Organisationen zusammengebracht. Zwar stammen noch immer einige. Mitglieder aus dem Arbeitermilieu, aber insgesamt ist der Chor recht durchmischt. Politisch sei man neutral, erklärt Heinz Schwöb vom Männerchor. Früher sei man noch gemeinsam an die 1.-Mai-Feiern gegangen, um zu demonstrieren und zu singen. Dies sei heute nicht mehr denkbar. Ganz ähnlich klingt es bei den Naturfreunden Nordwestschweiz. Edmund Rund, seines Zeichens Kantonalpräsident, betont, dass die Arbeiterfrage nicht mehr wichtig sei. Auch sein Verein hat Mitglieder aus allen Gesellschaftsschichten. Sozial respektive solidarisch sei man aber nach wie vor. So komme es immer wieder vor, dass man alleinerziehenden Müttern mit wenig Geld den Mitgliederbeitrag erlässt.. Handlungsmustern.. Arbeitervereine heute Heute weist das Wort «Arbeiter» bei zahlreichen Vereinen nur noch auf ihre historische Herkunft. Der Arbeitermännerchor Pratteln beispielsweise musste sich vor fünf Jahren mit den Männerchören aus Muttenz und Frenkendorf zusammenschliessen. Der 28. Schwerpunkt. bereich etwas Besonderes zu erleben respektive sich ein besonderes Erlebnis zu beschaffen. Konsumiere und mache dein Leben zu einem besonders schönen. und dadurch das kapitalistische Ausbeutersystem stützen würden. Um dies zu verhindern, versuchten einzelne Vereine, wie zum Beispiel der Satus, ihre Mitglieder nach den Grundsätzen einer «sozialistischen Sporterziehung» zu fördern und ihnen damit eine «sozialistische Weltauffassung» zu vermitteln. So wurde in den 1930er-Jahren durchaus darüber diskutiert, ob es überhaupt sinnvoll sei, Wettkämpfe durchzuführen und damit das individuelle Leistungsstreben zu fördern (und gleichzeitig kooperative Tendenzen zu bremsen). Otto Kunz, der sich vom «Roten Arbon» aus ab 1926 für die Schaffung einer proletarischen Festkultur bemühte, plädierte dafür, die «Arbeiterspörtler» einzuspannen, um die «reinen Ideen des Sozialismus mit anschaulichen Mitteln in die Masse zu tragen». Auf diese Weise würde der Arbeitersport «nicht nur zu einem Ausdruckmittel der Arbeiterkultur, sondern zu einem Propagandamittel für die Ideen des Sozialismus».. gesellschaftlichen Umsturz beitragen könnten, beschränkten sich die meisten Vereine auf ihr eigentlichesTätigkeitsgebiet. Der Kampf für mehr Gerechtigkeit, Gleichheit und Solidarität blieb in der Schweiz weitestgehend Aufgabe der SP und der Gewerkschaften. Die Arbeitermusikbewegung sang zwar auch sozialistische Lieder, daneben aber sehr vieles mit unpolitischem Inhalt. Darüber hinaus wollte der Arbeitersängerbund mit Kunstgesang zur «Menschwerdung des Arbeiters» beitragen und ihm die Aneignung der europäischen Hochkultur ermöglichen. Theatervorführungen, Referate und andere Bildungsveranstaltungen, die das gleiche Ziel verfolgten, wurden im Volkshaus dargeboten. Ähnlich hielten es die Naturfreunde. Sie organisierten zwar auch Ausflüge, welche das Klassenbewusstsein der Arbeiter stärken sollten, verfolgten aber vor allem das Ziel, Arbeitern die Begegnung mit der Natur zu ermöglichen. Auch Arbeiterfamilien sollten die Gelegenheit bekommen, die Naturschönheiten kennen und schätzen zu lernen.. I. Eine gerechte, zufriedene Gesellschaft? Heute geht es der Mehrheit der Menschen in der Schweiz gut. Eine tiefe Arbeitslosenquote und relativ hohe Löhne tragen dazu bei, dass sich die meisten. Das moderne Leben ist kompliziert geworden. Heute geht es nicht mehr einfach nur darum, eine Arbeit zu finden, die als schlichter Broterwerb funktioniert, sondern um viel mehr. Das Leben an und für sich ist. vieles leisten können. In fast jedem Haushalt gibt es Radio, Fernseher oder Computer. Mindestens. zum Selbstverwirklichungsprojekt geworden. Es geht darum, in jeder Lebensphase und in jedem Lebensakzent. ma9aZ. ,w"n«. Quellen Arbeitsgruppe für Geschichte der Arbeiterbewegung Zürich (Hrsg.): Schweizerische Arbeiterbewegung, Zürich: Limmat Verlag, 1980. Gross, Peter (1994): Die IVlultioptionsgesellschaft, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag. Hämmerli, Alex: 34 Minuten fürs tägliche Brot, in: Der Bund, 27. 7.. 2009.. Schwaar, Karl: Isolation und Integration. Arbeiterkulturbewegung und Arbeiterbewegungskultur in der Schweiz 1920-1960, Basel: Helbing & Lichtenhahn Verlag, 1993. www.bfs.admin.ch www.wikipedia.de.

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