Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 5⏐⏐2. Februar 2007 A221
A K T U E L L
Der Vorstand der Bundesärztekam- mer hat am 19. Januar die Grund- strukturen eines Konzepts für eine fünfjährige Weiterbildung zum Fach- arzt für Innere Medizin beschlossen.
Das neue Konzept soll dem diesjähri- gen 110. Deutschen Ärztetag vorge- legt werden, der im Mai in Münster darüber abstimmen muss. Der Fach- arzt für Innere Medizin wird als wei- tere Säule in das Gebiet Innere Medi- zin und Allgemeinmedizin neben die Weiterbildungsgänge zum Internis- ten mit Spezialisierungen eingefügt.
Die für diese Facharztweiterbildung erforderlichen Inhalte müssen in den nächsten Wochen erarbeitet werden.
EU-rechtliche Vorgaben machen der Bundesärztekammer zufolge ei- ne Änderung der von den Deut- schen Ärztetagen in Rostock und in Köln 2002 und 2003 verabschiede- ten Weiterbildungsnovelle notwen- dig. Damals hatten die Delegierten beschlossen, den Allgemein-Inter- nisten in der Basisweiterbildung und den spezialisierenden Schwer- punktweiterbildungen des Gebietes Innere Medizin und Allgemeinme- dizin aufgehen zu lassen. Die Inter- nisten erhielten somit neben ihrer Grundkompetenz in der Inneren Medizin immer auch eine fachärzt- liche Schwerpunkt-Kompetenz. Die Beschlüsse von Köln und Rostock wurden jedoch von den einzelnen Landesärztekammern unterschied- lich umgesetzt. Fünf Kammern be- hielten die isolierte Facharzt-Wei- terbildung in Innerer Medizin bei.
Kann Deutschland aber keine ein- heitliche Form für die Notifika- tion der Facharztbezeichnung „In- nere Medizin“ auf EU-Ebene vorle- gen, droht ein Vertragsverletzungs-
verfahren. HK
Brot und Butter, Hundefutter, Schnittblumen, der „Brockhaus“ in 30 Bänden, aber auch „Harry Pot- ter“ oder die Frankfurter Allgemeine Zeitung: All diese Dinge sind zum ermäßigten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent erhältlich. Sie zählen zu den begünstigten Gütern. Denn das Steuerrecht – vom Grundge- danken her sozial gestaltet, wie der Bund der Steuerzahler betont – re- gelt, dass lebenswichtige Güter und
Leistungen entweder ganz von der Mehrwertsteuer befreit werden (wie ärztliche Leistungen) oder eben mit dem ermäßigten Steuersatz belegt werden. Das ist gut – insbesondere für die körperliche und geistige Ge- sundheit. Dass aber ausgerechnet Arzneimittel, die für den einen oder anderen ähnlich lebensnotwendig sind wie Brot und Butter – vom Brockhaus ganz zu schweigen –, mit dem vollen Mehrwertsteuersatz von inzwischen 19 Prozent belegt werden, leuchtet immer weniger Menschen ein. Ärzte, Apotheker, Pa- tientenverbände, Pharmaunterneh- men und Krankenkassen – sie alle setzen sich dafür ein, dass der Steuersatz zumindest auf sieben Prozent gesenkt wird. Der Bund der Steuerzahler fordert gar eine Gene- ralüberholung des Mehrwertsteuer- systems. Die gesetzlichen Kranken- kassen kostet der volle Mehrwert- steuersatz auf Arzneimittel jährlich rund 3,5 Milliarden Euro, schätzt der Bundesverband der Pharmazeu- tischen Industrie. Allein die Er- höhung in diesem Jahr von 16 auf 19 Prozent schlage mit rund 800 Millionen Euro zu Buche. So sub- ventioniert die gesetzliche Kranken- versicherung den Staatshaushalt, um im Gegenzug durch Steuermittel entlastet zu werden, damit der Bei- tragssatz stabil bleibt. Logisch ist das nicht (siehe Brockhaus).
RANDNOTIZ
Heike Korzilius
Rechte Tasche, linke Tasche
„Dank der Redaktion, die- sen Artikel abzudrucken.“
„Umfassend und treffend formuliert, was ich jeden Tag in meiner Sprechstun- de neu empfinde.“ „Eine mutige Sicht eines erfahre- nen Arztes auf das deut- sche Gesundheitswesen.“
Dies sind nur einige der vielen, fast ausschließlich positiven Meinungsäuße- rungen zu dem Beitrag
„Mehr Mut zum NEIN-Sagen“ von Harald Kamps in Heft 3/2007 des Deutschen Ärzteblattes. Der Autor scheint vielen Lesern mit seinen Ansichten des deutschen Gesund- heitswesens, bei denen der ärztliche Berufsstand von Kritik nicht ausge- spart bleibt, aus dem Herzen gespro- chen zu haben. Im Kern lautet seine
Diskussionsforum im Internet:
www.aerzteblatt.de/foren/NEIN
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WEITERBILDUNG
Wiedereinführung des Internisten ohne Schwerpunkt
Der Beschluss von Rostock im Jahr 2002 wurde in den Landesärzte- kammern nicht einheitlich um- gesetzt.
„Nichts dem Arzt überlassen, was jede Oma besser weiß!“
(Harald Kamps)
These: Hierzulande fehlt die fachliche Instanz, die gesunde Menschen vor den potenziell gefährlichen Ne- benwirkungen des Gesund- heitswesens bewahrt und den kranken Menschen den einfachsten Weg zur Besserung zeigt.
Mit einem neuen Inter- net-Forum will die Redak- tion den Ärztinnen und Ärzten die Gelegenheit geben, ihren Standpunkt zu dem Beitrag deutlich zu machen und gleichzeitig in eine Diskussion ein- zusteigen, ob und wie die dort gefor- derten Veränderungen konkret in Gang gesetzt werden sollten. TG NEUES INTERNET-FORUM
NEIN-Sagen stößt auf große Resonanz
Foto:Bernhard Eifrig Foto:laif