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Archiv "Sparen am falschen Ort: Die wissenschaftlichen Bibliotheken verarmen" (12.03.1981)

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Wissenschaftliches Schrifttum ist in der Medizin für Forschung, Lehre und Krankenversorgung unentbehrlich und genauso wichtig wie die apparative Aus- stattung. Das Bibliothekswesen erfuhr auch bis Mitte der 70er Jahre eine angemessene Förde- rung. Diese Entwicklung ist je- doch inzwischen zum Stillstand gekommen. An einzelnen Hoch- schulen ist bereits ein Rück- schritt festzustellen

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DEUTSCHE S

Ä RZTE BLATT

Ärztliche Mitteilungen

Herausgeber: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung

Sparen am falschen Ort:

Die wissenschaftlichen Bibliotheken verarmen

Sparmaßnahmen zeigen auch in den Kliniken und Hochschulinstitu- ten Wirkung — gleichfalls an Stellen, wo solche höchst unerwünscht ist. So ist in den letzten Jahren die Entwicklung des medizinisch- wissenschaftlichen Bibliothekswesens fast zu einem Stillstand gekommen. Die Situation mag den verantwortlichen Ministern und Politikern wenig prekär erscheinen; was aber ein „Einfrieren" der Bibliotheken für die medizinisch-wissenschaftliche Entwicklung in Forschung und Lehre, aber auch in der Krankenversorgung selbst bedeutet, hat jetzt die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften in einer Resolution aufgezeigt, die ihrerseits eine Wirkung gegen das Sparen am falschen Ort nicht verfehlen sollte:

„Wissenschaftliches Schrifttum ist in der Medizin für Forschung, Lehre und Krankenversorgung unentbehrlich und genauso wichtig wie die apparative Ausstattung. Das Bibliothekswesen im medizini- schen Bereich erfuhr auch bis Mitte der 70er Jahre eine angemes- sene Förderung. Diese Entwicklung ist jedoch inzwischen zum Still- stand gekommen. An einzelnen Hochschulen ist bereits ein Rück- schritt festzustellen. Das hat mehrere Gründe:

• Der Preis der wissenschaftlichen Zeitschriften ist in den letzten Jahren überproportional gestiegen (im Extremfall bis über 200 Pro- zent). Bei den ausländischen Zeitschriften kommt hinzu, daß die bisher günstigen Währungsrelationen jetzt nicht mehr bestehen.

Eine entsprechende Steigerung des Etats ist also schon erforderlich, um mindestens den bisherigen Bestand zu erhalten.

(e)

Die fortschreitende Entwicklung der verschiedenen medizini- schen wissenschaftlichen Gebiete und die zunehmende Aufgliede- rung spezieller wissenschaftlicher Bereiche erfordern eine ständige Ausweitung der Bibliotheksbestände. Die ansteigende Zahl der Hochschullehrer und die Zunahme der Studentenzahlen hat dazu geführt, daß der Umfang der Entleihungen in den letzten zehn Jahren sich annähernd verdreifacht hat.

O Eine für Forschung und Lehre funktionsfähige medizinische Bibliothek muß zur Zeit etwa 1400 wissenschaftliche Zeitschriften laufend bereithalten (weltweit gibt es mehr als 5000 medizinische Heft 11 vom 12. März 1981 479

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Die Information:

Bericht und Meinung

Wissenschaftliche Bibliotheken

Zeitschriften). Dabei ist mit einer jährlichen Zuwachsrate von 10 bis 15 Zeitschriften zu rechnen.

Für die medizinischen Biblio- theken ist das Verhältnis zwischen den festliegenden Verbindlichkei- ten (laufende Zeitschriften, Buch- binderkosten usw.) und den frei verfügbaren Mitteln für die Be- schaffung neuer Werke etwa 75 zu 25 Prozent. Die medizinischen Bi- bliotheken sind deshalb gerade wegen des hohen Anteils der fest- liegenden Ausgaben anfälliger für Etatschwankungen. In vielen Fäl- len bedingt schon jetzt die not- wendige Aufrechterhaltung des laufenden Zeitschriftenbestandes eine folgenschwere Reduzierung des Ankaufs von Monographien und anderen neuen wissenschaft- lichen Werken.

Die Grundversorgung der medi- zinischen Fakultäten läßt sich auch nicht teilweise durch Fern- leihverkehr ersetzen.

Der derzeitige Zwang zu Sparmaß- nahmen, der auch den Hochschul- bereich keineswegs ausspart, darf jedoch das (medizinische) Biblio- thekswesen nicht einbeziehen.

Ohne die Bereitstellung und un- umgängliche laufende Vermeh- rung der Fachliteratur ist der wis- senschaftliche Standard der deut- schen Medizin sehr bald nicht mehr auf dem erforderlichen inter- nationalen Niveau zu halten. Jetzt entstehende schwerwiegende Lücken können auch später kaum wieder ausgeglichen werden und müssen eine langfristige erhebli- che Beeinträchtigung von For- schung und Lehre zur Folge haben.

Die Arbeitsgemeinschaft der Wis- senschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften fordert des- halb die verantwortlichen Behör- den in Bund und Ländern drin- gend auf, den Etat der medizi- nischen Hochschulbibliotheken nicht nur von Sparmaßnahmen ausdrücklich auszunehmen, son- dern ihn vielmehr den Erfordernis- sen durch die unumgänglich not-

wendige jährliche Steigerungsrate laufend anzupassen."

Niemand verschließt sich der Er- kenntnis — wie der Präsident der

„Arbeitsgemeinschaft der Wissen- schaftlichen Medizinischen Fach- gesellschaften" (AWMF), Prof. Dr.

med. H. Kuhlendahl, in einem alar- mierenden Brief an Minister und Abgeordnete, an Fakultäten und Institute unterstrich —, daß jetzt in vielen Bereichen auch des Ge- sundheitswesens empfindliche Sparmaßnahmen unausweichlich sind. Kuhlendahl: „Ebenso selbst- verständlich sollte aber auch Ver- ständnis dafür erwartet werden, daß es Bereiche gibt, die dabei ausgenommen bleiben müssen.

Dazu gehört das wissenschaftli- che medizinische Schrifttum."

Die Arbeitsgemeinschaft der Wis- senschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften hat sich mit ihrer Resolution aber nicht nur an die politische Öffentlichkeit ge- wandt, sondern auch die medizini- schen Instanzen aufgefordert, der Verarmung der wissenschaftli- chen Bibliotheken entgegenzuwir- ken. Vorstand und Kommission der AWMF, denen die Herren Beh- rend, Deneke, Kuhlendahl, Rosen- bauer, Schadewaldt, Schlegel und Vosteen angehören, haben ergän- zend darauf hingewiesen, daß die

Bibliotheksverhältnisse an den Universitäten und Hochschulen sehr unterschiedlich sind: Teilwei- se gibt es nur eine Zentralbiblio- thek, andernorts Zentralbibliothe- ken und zusätzlich mehr oder we- niger umfangreiche Handbiblio- theken in Kliniken und Instituten, an anderen Hochschulen aber auch nur Institutsbibliotheken.

Die AWMF hat sich daher insbe- sondere auch an die Fakultäten beziehungsweise Fachbereiche mit der Bitte gewandt, die örtli- chen Gegebenheiten zu überprü- fen und unter Berücksichtigung des zu erwartenden Sparzwanges über notwendige Einsparungen zu beraten und Rationalisierungs- maßnahmen soweit wie möglich auszuschöpfen. DÄ

NACHRICHTEN

Arzneimittelmuster unentbehrlich

Sowohl positive als auch negative Erfahrungen mit dem am 1. Januar 1978 in Kraft getretenen neuen Arzneimittelgesetz (AMG) haben die Kassenärztliche Bundesver- einigung und die Bundesärzte- kammer in ihren Stellungnahmen für die Bundesministerien für Ar- beit und Sozialordnung sowie für Jugend, Familie und Gesundheit

registriert.

In dem Bericht der Arzneimittel- kommission der deutschen Ärzte- schaft als des zuständigen Fach- ausschusses der Bundesärztekam- mer heißt es u.a.wörtlich: „Füreine rationale Anwendung von Arznei- mitteln in der praktischen Medizin ist die Musterabgabe an den ver- ordnenden Arzt von großem Nut- zen. Sie dient der Information und Erprobung ; sie erleichtert dem Arzt eine objektive Arzneimittelwahl, da ihm unmöglich alle fiktiv und de facto zugelassenen Arzneimittel bekannt sein können."

Grundsätzlich positiv wertet die KBV die Vorschrift des § 47 Absatz 3 AMG, wonach die Arzneimittel- hersteller lediglich noch aufgrund schriftlicher Anforderungen nur jeweils sechs kleinste Originalpak- kungen je Bestellung (so der

Selbstbeschränkungsbeschluß des Bundesverbandes der Phar- mazeutischen Industrie) an den Arzt abgeben dürfen. Diese Vor- schrift, so betont die KBV weiter, hilft sicherzustellen, daß allein der Arzt darüber entscheidet, ob er tatsächlich die gewünschten Mu- ster erhält.

Nach statistischen Ermittlungen des Pharma-Bundesverbandes in Frankfurt sei zwar die Zahl der an- gegebenen Muster 1979 gegen- über 1975 insgesamt um rund 20 Prozent zurückgegangen (bei den Außendienstmitarbeitern wurden sogar 40 Prozent weniger abgege- ben), diese Maßnahme sei aber teilweise durch eine stärkere Ab- gabe von Arzneimittelmustern auf-

480 Heft 11 vom 12. März 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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