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Archiv "Der radikale Aufbruch: Die Aktualität eines Heiligen für den Umgang mit der Natur - Am 3. Oktober 1226 starb Franz von Assisi" (30.09.1976)

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Der sisi,

heilige Fresko bis 1302)

Franziskus von As- von Cimabue (1240

Der radikale Aufbruch

Die Aktualität eines Heiligen für den Umgang mit der Natur Am 3. Oktober 1226 starb Franz von Assisi

Helmut Piechowiak

F

ranziskus von Assisi (1181/1182 bis 1226) ist ein Heiliger der „un- geteilten Christenheit", er „gehört zu den Lieblingen der ganzen Welt", wie einmal gesagt wurde. Es gibt wenige Heilige, die so zu allen Zei- ten Aufmerksamkeit und Interesse auf sich gezogen haben. Was macht ihn so liebenswert — war er wirklich so?

Giovanni Bernadone, der wohl von seiner Mutter den Kosenamen Francesco erhielt, wurde 1181/1182 als Sohn eines reichen Textilkauf- manns in Assisi in Umbrien gebo- ren. Nach der Biographie des Tho- mas von Celano wurde er „von frü- hester Jugend an von seinen Eltern nach der Eitelkeit der Zeit hof- färtig erzogen und übertraf bald alle im Großtun". Heute würden wir es anders ausdrücken: Er liebte die Ausgelassenheit im Kreis der jungen Leute von Assisi, er war der Mittelpunkt ihrer Festlichkeiten, er schwärmte als kultivierter Ästhet für die galanten Kunstlieder der Troubadoure, träumte von Glanz und Ansehen ritterlichen Lebens.

Aber unter der Oberfläche des hei- ter-zufrieden scheinenden Lebens kündigt sich bereits die innere Um- kehr an. Mit der Gefangenschaft während des Städtekrieges Assi- si—Perugia und einer sich daran anschließenden Krankheit fanden die feuchtfröhlichen Gelage ein Ende; Franz war auf der Suche nach einem anderen Leben.

Als er sich dennoch einem weite- ren Feldzug anschließen will, gibt ihm Gott in einem Traum zu verste- hen, „daß er ihm nicht zu diesem Zwecke die Gesundheit geschenkt habe". Er entsagt der Ritterschaft und läßt sich Augen und Herz für die göttliche Botschaft öffnen:

Die Begegnung mit einem Aussät- zigen, der ihm seine lepröse Hand entgegenstreckt, die Christus-Vi- sion vor dem Kruzifix des Kirch- leins San Damiano, der Verkauf der Güter, • die Auseinandersetzung mit dem Vater und seine Einkerke- rung, die Befreiung durch seine Mutter, der Spott der Umwelt, das mutige Bekenntnis vor dem Bi- schof, die Wiederherstellung der Kirche des St. Damian — das sind die Stationen seines Lebens bis zu dem Zeitpunkt, wo er in der Kapel- le Maria degli Angeli, der „Portiun- cula", den Ruf hörte, der seine Be- kehrung vollendete und seinem Le- ben eine neue Richtung wies. Das Evangelium des Tages, es war der 24. Februar 1209, rief ihn

in die

Nachfolge Christi. Seit der Zeit ist das 10. Kapitel des Matthäus-Evan- geliums zum „franziskanischen Evangelium" geworden.

Die radikale Armut — kein Gold, kein Silber, kein Geld, kein Ran- zen, kein Sack, kein Brot, kein Wanderstab, keine Schuhe, kein zweiter Rock — war die Forderung Jesu an seine Jünger — eine For- derung, die sie frei machen sollte

2521

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Unbekannte Darstellung des Franz von Assisi, der seine Kleidung zurückweist und die radikale Armut predigt

für die große Aufgabe, das Reich Gottes unter den Menschen zu ver- kündigen. „Das ist's, was ich will,"

rief er aus, und mit unerbittlich an- mutender Strenge trat er diesen Weg an, denn er war „kein tauber

Hörer des Evangeliums".

Der „Hauch von Poesie" weicht

„nüchterner Gesetzesprosa"

Noch im selben Jahr schlossen sich ihm elf angesehene Bürger von Assisi an, die mit ihm diesen Weg gehen wollten, und schon 1216/17 finden sich zahlreiche Mi-

noriten in mehreren europäischen Ländern. Sie leben vom schmach- vollen Bettel und verkünden als Wanderprediger das Evangelium.

Schon 1210 stellte Franziskus als Entwurf einer „vita evangelii" die Evangeliumstellen zusammen, die ihm und seinen Gefährten die neue Lebensform erschlossen hatten; es war keine Regel im herkömmlichen Sinne. Sie wurde wohl mündlich vom Papst bestätigt, aber nicht fei- erlich approbiert. Sie hat zahlrei- che Ergänzungen erfahren und ist der Entwicklung des Ordens mehr- fach angepaßt worden. Erst 1221

erhielt sie ihre endgültige Gestalt.

In ihr lebt Franziskus selber: er be- harrt auf der „rectitudo vitae no- strae", auf der lebendigen, kom- promißlosen Nachfolge Jesu — trotz mancher Zugeständnisse an die durch die Ausdehnung der Gemeinschaft gewandelten Ver- hältnisse.

Aber trotz der dringenden War- nung, daß die Brüder keine andere Regel haben sollten (R 1/24), mußte Franz schon wenige Zeit später dem Drängen vieler Brüder nach- geben: Es war nicht gelungen, die Brüder anhand dieser Regel zu lei- ten, man wünschte mehr Normen und Anordnungen statt Grundsätz- liches über die Lebensweise, kurz:

man brauchte mehr Buchstaben und weniger Geist. Lohn, Verdienst und Bildung sollten „schemati- siert", Ausnahmen für die Benut- zung von Last- und Reittieren soll- ten zusätzlich aufgenommen wer- den

So verfaßte Franz eine zweite Re- gel, die freilich nicht überliefert ist, und schließlich noch eine dritte Regel (1223), zu der der Sekretär des Franz noch etwas bissig be- merkt, daß aus ihr gegen den Wil- len des seligen Franziskus viele Stellen durch die Minister gestri- chen worden seien. Der „Duft des ursprünglichen Geistes" verflüchtig- te sich, der „Hauch von Poesie"

muß „nüchterner Gesetzesprosa"

weichen, der Orden ist auf dem Weg von der Kontemplation zur Aktion, und zugleich im Rückzug von der Welt in die sichernden Mauern von Klöstern und Kolle- gienhäusern begriffen.

Die Radikalität von Armut (Matth.

19, 21), Demut und Gottergebenheit hat viele Abschwächungen erfah- ren; soziales Engagement, For- schung und Studium sind dem ur- sprünglichen Leben der Nachfolge konkurrierend an die Seite getre- ten und haben das einheitliche Bild des Ordens mehr und mehr ver- wässert; damit hörte der Orden auf, die christliche Alternative zu sein, die er nach den Vorstellungen seines Stifters sein sollte.

2522 Heft 40 vom 30. September 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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fancti rancifct

Franz von Assisi, ältester Holzschnitt Es ist kein Zweifel, die Geschichte

der franziskanischen Regel offen- bart uns mehr vom Geist ihres Ver- fassers als die zahlreichen Legen- den, die sich um seine Person ge- rankt und schon sein Lebensende verklärt haben. Der natürliche, son- nige, singende und naturverbunde- ne „Poverello" ist nicht der ganze Franziskus: Heroismus und Herb- heit, evangelische Frische, Nach- folgeernst ohne moralistischen Un- terton — aber auch die Unterwürfig- keit unter die Geistlichkeit bis zum Kadavergehorsam sind die ande- ren Züge seines Charakters.

Die Leitung des Ordens gab Fran- ziskus 1221 ab; lange Missionsrei- sen und Krankheiten hatten ihn ge- schwächt, so daß er den Anforde- rungen nicht mehr gewachsen war. Er zog sich auf den Monte Al- verna zurück und lebte dort ganz der Kontemplation. Nach der Über- lieferung erschien ihm dort ein ans Kreuz gehefteter sechsflügeliger Seraph (1224), und seit dieser Zeit soll er die Wundmale Christi ge- tragen haben. Am 3. Oktober 1226 starb er in Assisi und wurde schon zwei Jahre später heiliggespro- chen.

Zum harmlosen Optimismus degradiert

Die Geschichte des Heiligen Franz entbehrt nicht einer gewissen Tra- gik und Ironie. Dieser Mann, der mehr als durch Worte (z. B. das Gleichnis von der Armut, das in Kreisen der Kardinäle helle Empö- rung hervorrief) durch seine radi- kale Armut die Daseinsberechti- gung einer pomphaft-prachtvollen Kirche (wozu aber nicht nur die Amtsträger, sondern alle Christen gehören) bestritt, der durch seine Demut den Hochmut der Geistlich- keit offenbarte, der durch seine überquellende natürliche Frömmig- keit das Feuer einer lebendigen Revolution in die Kirche trug, die- ser Mann ist in geradezu unvorstell- barer Weise entschärft worden: das Gefährliche, Kirchen-Bedrohende, Göttliche wurde beseitigt, sein Ernst wurde zur Wunderlichkeit,

seine Freude am Leben zum harm- losen Optimismus und die kosmi- sche Dimension seines Glaubens zur liebenswerten Volkstümlichkeit degradiert. Die Revolution versan- dete als müde Reformbewegung, die — mit vielen Privilegien ausge- stattet — bald vollständig unter kirchlicher Kontrolle war.

Der göttliche Bettler, so Ida F. Gör- res, in Schmutz und Gestank, ist damals wie heute ein „Anstoß", im doppelten Sinn des Wortes: ärger- niserregend in seinem provozieren- den Christsein, ärgerniserregend auch in seinem Ausscheren aus der Gesellschaft, ärgerniserregend in seiner gottvollen Unbefangenheit und doch zugleich auch Spiegel un-

serer Halbherzigkeit und Spiegel unserer Unentschiedenheit. Dieser

„arme, kleine Bruder" besaß und lebte eine Theologie (Casutt), die sich nicht in Lehrbüchern lernen läßt. Der Sonnengesang und ande- re Lobgebete geben wohl — mehr als alle Legenden des „Blütenkran- zes" einen Eindruck von der re- spektvollen Distanz, tiefen Pietät und Freude am Genuß, die sein Verfasser im Erleben der Gottes- schöpfung empfand.

Die Aktualität des Franz von Assisi Hat dieser Heilige noch Aktualität?

Läßt er sich noch in unsere Zeit vermitteln?

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 40 vom 30. September 1976 2523

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Aus dem Sonnengesang des Franz von Assisi

Gelobt seist Du, Herr, mit allen Wesen, die Du geschaffen,

der edlen Herrin vor allem, Schwester Sonne,

die uns den Tag heraufführt und Licht mit ihren Strahlen, die Schöne, spendet;

gar prächtig in mächtigem Glanze: Dein Geheimnis ist sie, Erhabener.

Gelobt seist Du, Herr, durch Bruder Mond und die Sterne.

Durch Dich sie funkeln am Himmelsbogen

und leuchten köstlich und schön.

Gelobt seist Du, Herr, durch Bruder Wind und Luft und Wolke und Wetter, die sanft oder streng,

nach Deinem Willen die Wesen leiten, die durch Dich sind.

Gelobt seist Du, Herr, durch Schwester Quelle:

wie ist sie nütze in ihrer Demut, wie köstlich und keusch.

Gelobt seist Du, Herr, durch Bruder Feuer, durch den Du zur Nacht uns leuchtest.

Schön und freundlich ist er am wohligen Herde,

mächtig als lodernder Brand.

Gelobt seist Du, Herr, durch unsere Schwester, die Mutter Erde,

die gütig und stark uns trägt und mancherlei Frucht uns bietet mit farbigen Blumen und Matten.

2526 Heft 40 vom 30. September 1976 DEUTSCHES ARZTEBLATT Wenn man aufbricht, dann schaue

man nicht hinter sich, dann sichere man sich nicht ab, sondern gehe seinen Weg auch gegen die Fami- lie, auch gegen die Kirche. Der ra- dikale Aufbruch ist immer Ärger- nis, denn er stört Ruhe und Ord- nung. Aber die Forderung nach apostolischer Armut gilt nicht nur dem einzelnen, sondern auch der Gruppe und der ganzen Kirche.

Auch sie ist aufgerufen, aufzubre- chen und den Weg der „humilitas"

zu gehen — ohne Kompromisse, ohne Berechnungen, ohne „Wenn und Aber".

Ein weiteres Anliegen des Heiligen Franz ist, der Welt Frieden zu brin- gen. So schickt er die Brüder wie Schafe unter die Wölfe und bittet demütig die Räuber um Verzei- hung. Es bleibt so: Das Christliche ist das Paradox des Normalen.

Betroffensein, Aufbruch, Verzicht und Frieden, das sind die Bot- schaften Franzens für die heutige Zeit, aber noch nicht die ganze:

Wo man nur seine Armut kennt, hat man nicht seine Freude gesehen:

wo man nur den Bettler sieht, kennt man noch nicht den Genießer. Ur- sprung, Quelle und Gegenstand seiner Freude aber war die Natur.

Die Herrschaft des Menschen über die Natur

Wir nennen diesen Bereich heute wesentlich prosaischer „Umwelt"

und geraten darüber völlig in Ge- fahr zu vergessen, daß diese Um- welt belebt ist, daß sie eine gebor- gene und gewachsene Umwelt ist.

Dieser gleichmacherische Terminus verwischt die Differenzen zwischen all den Dingen, die wir darunter zusammenfassen: Luft und Wasser, unbelebte und belebte Natur, künstliche Freizeitanlagen, nette Menschen, historische Baudenk- mäler ...

„Umwelt" ist für uns im Kontext von höherer Lebensqualität ak-

tuell geworden, ihr Schutz beinhal- tet ein Programm zur Verbesserung der Lebensbedingungen, auch zur Sicherung der Lebensgrundlagen.

Aber in dieser Betrachtungsweise hat nichtmenschliches Leben nur noch in Relation zum Menschen Sinn und Daseinsberechtigung; an- sonsten hat es seinen Platz in der Welt verloren.

Die Naturwissenschaften haben — so scheint es — den Gegenstand ihres Interesses h i nweggefo rscht.

Übriggeblieben sind entstaltete

„Hades-Landschaften", strukturlo- se Räume, ohne Ordnung.

Diese „Akosmie" greift auch auf unser Zeitgefühl über: Nur vom Le- ben, das sich entwickelt und im Werden verändert, haben wir ja die Vorstellung von Geschichte. Wo Leben vernichtet wird, bricht die Strukturlosigkeit in die Zeit ein, Rhythmen werden zerstört, und die biologischen Phasen der Rei- fung und Fülle verlieren ihren Erklärungswert für den Men- schen.

„Akosmie" und „Achronie" aber bedeuten den Verlust jeder Orien- tierungsmöglichkeit; sie konstitu- ieren einen Zustand totaler An- omie.

Das Christentum, das den Kosmos seiner Göttlichkeit entkleidet und die Herrschaft des Menschen über die Natur („dominium terrae") sanktioniert hatte, sieht sich mehr aus ethischen als aus dogmati- schen Gründen zu einer neuen Wertschätzung des Kosmos genö- tigt. Theologische Anthropologie, die den Menschen als „Mikrokos- mos" nur unzutreffend charakteri- siert findet, weil er ja „eigentlich"

in seinem Fragecharakter weit über die Welt hinausweise, sieht sich zur Demut gerufen und aufge- fordert die unmenschlichen Herr- schaftsstrukturen über die Natur — Würde und Bürde des Menschen

— abzubauen.

Die Verringerung der Unterschiede

— nicht mehr nur im sozialen Be-

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Franziskus spricht zu den Vögeln, Fresko in der Oberkirche von S. Francesco zu Assisi, dessen Giotto-Zuschreibung allerdings umstritten ist

Fotos (4): Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz reich, sondern in kosmischer Weite

— muß zum Programm werden — durch die Betonung der Kreatür- lichkeit des Menschen wie auch durch die Betonung der Beseelt- heit nichtmenschlichen Lebens.

G. Altner formuliert in diesem Zu- sammenhang das Gebot der Mit- menschlichkeit als „Mitkreatürlich- keit", und Carl Amery spricht in ei- nem Entwurf eines geplanten offe- nen Briefes an Papst Paul VI. von der „Übernahme brüderlicher Ver- antwortung, auch für die nicht- menschliche Schöpfung" und von einem „bitter notwendigen Pro- gramm einer gesamtplanetarischen Solidarität".

Schon bei dieser Formulierung hat Franziskus Pate gestanden. Alle Elemente — Wasser, Luft, Feuer, Erde — werden bei ihm Bruder und Schwester genannt — die Hal- tung der Brüderlichkeit setzt eben die Erfahrung der Geschwister voraus! —, erst recht die belebte Natur, aber auch der „Tod des Lei- bes", der für ihn Ursprung künfti- gen Lebens ist.

Hier sind die Energien der Welt nicht sklavisch in den Dienst ge- nommen, sind nicht „Beutefutter und Werkzeug", sondern sie ste- hen mit dem Menschen in einer gemeinsamen Ordnung, geschaf- fen zum Lob des Schöpfers. Und man ist erinnert, daß im Alten Testament ja nicht nur von der Beschneidung die Rede ist, als dem Zeichen Gottes für die Ge- schichte Gottes mit seinem Volk, sondern auch von dem Regenbo- gen (Gen. 9, 13) als dem Zeichen Gottes für seinen Bund mit der ganzen Erde.

Aber der Mensch, als „cooperator dei" eingesetzt (Gen. 2, 15), hat sich zum „usurpator terrae" aufge- schwungen. Entwicklungsgeschicht- lich ist er, so H. Sachsse, „noch in den Flegeljahren", und so wird man für seinen mißbräuchlichen Umgang mit der Natur Verständnis haben müssen. Wird er aber den weisen Umgang mit der Natur rechtzeitig lernen?

Eine künftige Ethik wird franziskanisch sein

Angesichts drohender globaler Ka- tastrophen ist diese Weisheit mehr Wille als Wissen, man mag sie „As- kese" nennen oder „spezielle Kon- sumethik", die Wiederverwertung propagiert, eine Haltung der „in- differentia" oder Bescheidenheit, Opferbereitschaft oder — noch tra- ditioneller — der freiwilligen Ar- mut.

Eine künftige Ethik wird franziska- nisch sein, oder sie wird sie nicht sein. Aber nur wenn sie franziska- nisch ist, ist sie mehr als Verzicht, ist sie Beseitigung der Entfrem- dung von der Natur, ist sie Freude am Leben und Weltbejahung, d. h.

sie impliziert ein responsorisches Weltverhältnis, das weder magisch-

mythisch noch sachlich-technisch ist, sondern entdeckend und sinn- stiftend.

Aber sie ist nur franziskanisch, wenn sie nicht nur propagiert wird (oder bei der Halbherzigkeit einer Alibi-Leistung stehenbleibt), son- dern wenn sie gelebt wird, wenn mehr gegeben als verlangt wird und wenn sie sofort aufbricht. Nur Leben in Grenzen, in persönlicher Verantwortungsbereitschaft, garan- tiert Freiheit, und nur diese Freiheit ist ein Schritt im Evolutionspro- zeß des Humanum in der Welt.

Literatur bei den Sonderdrucken Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Helmut Piechowiak Kobellstraße 12

8000 München 2

DEUTSCHES ÄRZTEBLAU Heft 40 vom 30. September 1976 2527

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