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Entwicklung der Ernährungsforschung beim Schwein (bis 1930)

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________________________________________________________

Entwicklung der Ernährungsforschung beim Schwein

(bis 1930)

INAUGURAL-DISSERTATION

zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Veterinärmedizin (Dr. med. vet.)

durch die Tierärztliche Hochschule Hannover

Vorgelegt von Tina König aus Northeim

Hannover 2004

(2)

Wissenschaftliche Betreuung: Univ.-Prof. em. Dr. Dr. h.c. H. Meyer

1. Gutachter: Univ.-Prof. em. Dr. Dr. h.c. H. Meyer 2. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. Dr. habil. J. Schäffer

Tag der mündlichen Prüfung: 25.05.2004

(3)

Meiner Mutter

(4)
(5)

2 Material und Methoden ...10

2.1 Quellen ...10

2.2 Auswertung und Gestaltung des Stoffes...12

3 Schweinehaltung bis zur wissenschaftlich begründeten Ernährung ...13

4 Beobachtungen über Fütterung und Fütterungsversuche...17

4.1 Anfänge (bis 1700) ...17

4.2 Das 18. Jahrhundert ...18

4.3 1801 - 1850...21

4.4 1851 - 1875...28

4.5 1876 - 1900...38

4.6 1901 - 1930...49

4.6.1 Mastschweine ...50

4.6.2 Sauen ...73

4.6.3 Ferkel...76

4.6.4 Fütterungstechnik ...78

4.6.5 Rassenvergleich...81

5 Verdauungsphysiologische Untersuchungen ...83

5.1 Anatomie, Aufbau und Funktion der Verdauungsorgane...83

5.1.1 Allgemeine Daten...84

5.1.2 Aufbau und Funktion einzelner Abschnitte des Verdauungsapparates ...95

5.2 Verdauungsversuche...117

5.2.1 Versuchsmethoden und -technik ...117

5.2.2 Fragestellungen...125

6 Energiehaushalt und Stoffwechsel der Nährstoffe ...127

6.1 Grundlagen ...127

6.1.1 Körperzusammensetzung (organische Komponenten)...127

6.1.2 Körperzusammensetzung (anorganische Komponenten) ...133

6.1.3 Körperzusammensetzung nach anatomischen Gesichtspunkten ...136

6.1.4 Zuwachs...136

6.1.5 Geburtsgewichte ...136

6.1.6 Milch...137

6.2 Energiehaushalt ...140

6.2.1 Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel ...140

6.2.2 Bestimmung des Energiebedarfs ...143

6.3 N- und Eiweißstoffwechsel ...146

6.3.1 Proteingehalt in Körpergeweben inklusive Milch...147

6.3.2 Intermediärer N-Stoffwechsel ...147

6.4 Mineralstoffwechsel ...151

6.4.1 Mengenelemente...153

6.4.2 Spurenelemente ...160

6.5 Vitamine ...163

6.5.1 Vitamin A ...163

6.5.2 Vitamin C ...164

6.5.3 Vitamin D ...165

6.5.4 Sonstige Vitamine und essentielle Nährstoffe...167

(6)

7 Ernährungsbedingte Krankheiten ...174

7.1 Mangelkrankheiten ...174

7.1.1 Knochenkrankheiten...174

7.1.2 Ferkelanämie ...177

7.1.3 Jodmangel...179

7.1.4 Vitamin D-Mangel...179

7.2 Vergiftungen...180

7.3 Sonstige alimentär bedingte Erkrankungen...184

8 Ernährung kranker Tiere...188

9 Diskussion...190

9.1 Allgemeines...190

9.2 Quellen ...191

9.3 Verdauungsphysiologie ...192

9.4 Verdauungsversuche...192

9.5 Futtermittel ...194

9.6 Zubereitung der Futtermittel und Fütterungstechnik...197

9.7 Zucht- und Jungtiere...198

9.8 Schlachtkörper-, Fett- und Fleischqualität ...199

9.9 Stoffwechsel und Bedarf von Energie und Nährstoffen...199

9.10 Schweine als Versuchstiere ...202

9.11 Ernährungsbedingte Krankheiten ...202

9.12 Ernährung kranker Tiere (Diätetik) ...205

9.13 Austausch und spätere Verwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse ...205

9.14 In welchen Ländern wurde geforscht ?...207

9.15 Ernährungsforschung – welche Institutionen, welche Forscher? ...211

10 Zusammenfassung ...214

11 Summary ...216

12 Tabellenanhang...218

Tabelle I - V: Bücher über die Ernährung des Schweins ...218

Tabelle VI: Dissertationen und Monographien über Schweinefütterung...231

Tabelle VII - XIV: Fütterungsversuche...234

Tabelle XX: Verdauungsversuche...263

Tabelle XXI: Organgewichte bzw. Körperteilgewichte...267

Tabelle XXII: Untersuchungen zur N-Bilanz...268

Tabelle XXIII: Berichte über spontane Knochenerkrankungen mit therapeutischen Empfehlungen...270

Tabelle XXIV: Vergiftungen durch anorganische Stoffe...272

Tabelle XXV: Vergiftungen durch verdorbene und toxinhaltige Futtermittel sowie sonstige organische Substanzen...276

Tabelle XXVI: Intoxikationen durch Giftpflanzen ...280

13 Literaturverzeichnis ...282

(7)

ad lib. ad libitum

Abt. Abteilung

Aufl. Auflage

Bd. Band

d Tag

eingew. (in Tabellen) eingeweichte/ eingeweichtes

FE Futtereinheit

FM (in Tabellen) Futtermittel

ged. (in Tabellen) gedämpfte/ gedämpftes gek. (in Tabellen) gekochte/ gekochtes gem. (in Tabellen) gemahlene/ gemahlenes geschr. (in Tabellen) geschrotete/ geschrotetes getr. (in Tabellen) getrocknete/ getrocknetes

Gl. Glandula

hgr. (in Tabellen) hochgradig/ hochgradige

Jh. Jahrhundert

kg Kilogramm

KGW Körpergewicht (Lebendmasse)

Magerm. (in Tabellen) Magermilch

n Anzahl der Probanden

N.F. Neue Folge

NfE (in Tabellen) N-freie Extraktstoffe oS (in Tabellen) organische Substanz

Pfd. Pfund

Rfa (in Tabellen) Rohfaser Rfe (in Tabellen) Rohfett

RM Reichsmark

Rp (in Tabellen) Rohprotein

Schw. (in Tabellen) Schwein/ Schweine

S. Seite/ Seiten

sc. subcutan

TS (in Tabellen) Trockensubstanz

verd. verdauliche/ verdauliches zerkl. zerkleinerte/ zerkleinertes

Länderabkürzungen erfolgen in den Tabellen entsprechend den international üblichen Zeichen aus dem Straßenverkehr. Österreich und Ungarn werden als A/ H zusammengefasst.

Bei leeren Textfeldern liegen keine Angaben vor oder fehlen in den Berichten. Ein

Fragezeichen hinter Zahlen, Namen oder Textabschnitten bedeutet, dass die Aussage nicht gesichert ist.

(8)
(9)

1 Einleitung

Bisher wurde die Entwicklung der Ernährungsforschung beim Schwein noch nicht systematisch dargestellt. HONCAMP erwähnt 1913 in seiner Übersicht zur Entwicklung der Tierernährung Schweine nur am Rande. KRZYWANEK berücksichtigt 1929 in MANGOLDs

„Handbuch der Ernährung und des Stoffwechsels der landwirtschaftlichen Nutztiere“ allein die Verdauungsphysiologie des Schweins, während HANSON in den USA 1958 nur die letzten 50 Jahre der Ernährungsforschung beim Schwein abhandelt und die älteren Arbeiten (vor 1900) unberücksichtigt lässt.

In der Dissertation wird einleitend die Schweinefütterung vom Mittelalter bis zum Beginn wissenschaftlicher Forschung, die etwa 1860 einsetzt, zusammenfassend anhand von Buchbeiträgen geschildert. Bis zu diesem Zeitpunkt beruhte die Fütterungspraxis nahezu ausschließlich auf Empirie.

Die Forschungsaktivitäten in den folgenden Jahren werden in den Kapiteln

• Fütterungsversuche im engeren Sinne,

• Verdauungsphysiologie,

• Stoffwechsel von Energie und Nährstoffen sowie

• ernährungsbedingte Krankheiten chronologisch abgehandelt.

Insgesamt sollten dabei vor allem folgende Fragen beantwortet werden:

• Wann begannen Versuche zur Fütterungspraxis, Verdauungsphysiologie und zum Stoffwechsel und welche Motive waren bestimmend?

• Welche Futtermittel und Rationen wurden verwendet?

• Wurde der Einfluss der Ernährung auf die Lebensmittelqualität beachtet?

• Welche ernährungsbedingten Krankheiten traten auf?

• Wer forschte auf diesem Gebiet und in welchen Ländern lagen die Schwerpunkte der Forschung?

(10)

2 Material und Methoden

2.1 Quellen

In der vorliegenden Arbeit wurde die wissenschaftliche Literatur über die einleitend genannten Ernährungsfragen der Schweine von ihren Anfängen bis 1930 gesammelt.

Bis 1881, vor Erscheinen von Referateblättern, mussten Beiträge aus einzelnen Büchern und mittels Durchsicht jeder Zeitschrift herausgesucht werden. Später konnte man dann vor allem die Referateblätter zur Recherche nutzen.

Folgende Referateblätter standen zur Verfügung:

• Jahresberichte über die Leistungen auf dem Gebiet der Veterinär-Medizin, herausgegeben von ELLENBERGER und SCHÜTZ,

Bd. 1 (1881) - Bd. 37 (1917), Hirschwald, Berlin Bd. 38 (1918) - Bd. 47 (1927), Springer, Berlin

• Jahresbericht Veterinärmedizin,

Bd. 48 (1928) - Bd. 50 (1930), Springer, Berlin

• Jahresbericht über die gesamte Physiologie und experimentelle Pharmakologie, Bd. 1 (1920) - Bd. 7 (1926), Springer, Berlin

Zur Vervollständigung der Daten wurden noch folgende Werke durchgesehen:

• Bibliographie der Beiträge in deutschsprachigen Zeitschriften der Tierheilkunde und Tierzucht von 1784 - 1845 von BARSEL und DEICHMANN-ZANDER (1978), Bibliothek der Tierärztlichen Hochschule, Hannover

• Mittheilungen aus der thierärztlichen Praxis im Preussischen Staate,

Bd. 1 (1852/ 53) - Bd. 22 (1873) und N.F. Bd. 1 (1874/ 75) - Bd. 8 (1881/ 82), Hirschwald, Berlin

• Aufstellung über Publikationen aus den landwirtschaftlichen Versuchsstationen (NOBBE 1877)

• Bericht über das Veterinärwesen im Königreich Sachsen, Bd. 1 (1856/ 57) - Bd. 63 (1918), Schönfeld, Dresden

• Bericht über das Veterinärwesen im Freistaat Sachsen bzw. im Land Sachsen, Bd. 64 (1919) - Bd. 77 (1929 - 1932), Schönfeld, Dresden

• Jahresbericht über die Fortschritte der Thierheilkunde, (1841 - 1850), Enke, Erlangen

(11)

• Canstatt’s Jahresbericht über die Leistungen in der Thierheilkunde, (1851 - 1865), Stahel, Würzburg

• Bibliotheca Veterinaria

(ab 1825 herausgegeben), Enslin, Berlin & Landsberg a.d.W.

• Thierärztliche Jahrbücher,

Bd. 1 (1877/78) - 4 (1881), Dege, Leipzig

• Centralblatt für Veterinärwissenschaften, Bd. 1 (1883) - 5 (1887), Dege, Leipzig

• Repertorium für Thierheilkunde,

Bd. 1 (1840) - Bd. 54 (1893), Schickhardt & Ebner, Stuttgart

• Maly’s Jahresberichte über Fortschritte der Tierchemie, Bd. 1 (1871) - Bd. 49 (1919), Bergmann, München

• Journal für Landwirtschaft,

Bd. 1 (1853) - Bd. 76 (1930), Parey, Berlin

Die so recherchierten Artikel wurden gesammelt, auf Relevanz geprüft und nur Arbeiten verwendet, die unter kontrollierten, ausreichend beschriebenen experimentellen Bedingungen neue Erkenntnisse in Bezug auf die relevanten Themen lieferten.

Durch zusätzliche Überprüfung der Literaturangaben in den einzelnen Veröffentlichungen und Vergleich mit den bereits erfassten Angaben wird eine weitgehend komplette Übersicht zur Entwicklung der Ernährungsforschung beim Schwein erreicht.

Bei Publikationen, die evt. nicht erfasst wurden, handelt es sich um Veröffentlichungen, die keine Rolle in der Entwicklung der Verdauungs- und Ernährungsphysiologie spielten.

Wurden Artikel in mehreren Fachzeitschriften, zum Teil gekürzt oder unter anderem Titel veröffentlicht, so fand nur die Primärquelle Beachtung.

Auch zahlreiche Bücher dienten zur Ausarbeitung und als Grundlage bzw. Ergänzung der vorliegenden Arbeit. Neben Büchern der Physiologie, der Tierzucht und der Gesundheitslehre wurde größtes Augenmerk auf Bücher gelegt, die sich ausschließlich mit der Tierernährung befassen. Eine Übersicht zu Veröffentlichungen über das Schwein bot das Buch von BROSCH 1913 und auch das mehrbändige Werk von MANGOLD 1929 - 1932. Sie wurden zur Überprüfung der Vollständigkeit der allgemeinen Literatur herangezogen, ebenso das Werk von SCHNEIDER 1947 bei den Verdauungsversuchen.

Dissertationen über analoge Erhebungen bei anderen Spezies (ALEXY 1998 (Hund); LOHSE 2000 (Rind); KLINGENBERG-KRAUS 2000 (Pferd) und KLEMME 2003 (Rind)) dienten dem Vergleich der Forschungsentwicklung dieser Gattung.

(12)

2.2 Auswertung und Gestaltung des Stoffes

Bis etwa 1850 wurden Anweisungen über die Fütterung der Schweine in Büchern oder Schriften vornehmlich von den Autoren durch eigene oder fremde Erfahrungen weitergegeben. Dabei war meistens nicht zu unterscheiden, ob die Aussagen auch auf eigenen Versuchen, die allerdings in einem bescheidenen Rahmen gemacht wurden, beruhten. Ab 1875 bezogen sich viele Buchautoren mehr und mehr auf belegte Untersuchungen, die zum Teil selbst von ihnen vorgenommen wurden. Vom Anfang des 20. Jh. an war dieser Bezug auf wissenschaftliche Erkenntnisse üblich. Eine Übersicht über die Buchbeiträge geben die Tabellen I - VI im Anhang.

Zum Verständnis der Entwicklung der Forschungsarbeiten war es notwendig, die verschiedenen Versuche nach Fragestellung und nach wissenschaftlichem Niveau zu unterteilen.

Nach einleitenden Bemerkungen über Schweinehaltung und -fütterung bis zur wissenschaftlich begründeten Ernährung (Kapitel 3) werden in Kapitel 4 die Fütterungsversuche in zeitlicher Abfolge (bis 1700, 18. Jh., von 1801 bis 1850, von 1851 bis 1875, von 1876 bis 1900 und von 1901 bis 1930) behandelt. Bei diesen Versuchen ging es um allgemeine Effekte der Fütterung, d.h. den Einfluss definierter Futterrationen auf bestimmte Reaktionen der Tiere wie Gewichtsveränderungen, Körperentwicklung, Fleischqualität, Speckdicke und -qualität etc. In den Versuchen werden nur Kriterien zwischen dem Futter einerseits und den genannten Effekten andererseits erfasst. Sie werden als Fütterungsversuche im engeren Sinne bezeichnet und entsprechend ihrer Fragestellungen untergliedert und chronologisch abgehandelt.

Diesen allgemeinen Fütterungsversuchen standen Versuche gegenüber, in denen Fragen zur Verdauungsphysiologie und zum Stoffwechsel erfasst werden sollten, im einfachsten Fall im Rahmen von Verdauungsversuchen, dann N- oder Mineralstoffbilanzen und schließlich Respirationsversuche zur Erfassung des Energiewechsels. Diese verschiedenen Aspekte werden getrennt in eigenen Kapiteln behandelt und chronologisch beleuchtet.

Die Auswertung der Publikationen wurde erschwert, da manche Wissenschaftler - ohne Kennzeichnung - dasselbe Versuchsergebnis zwei- oder mehrmals veröffentlichten, so dass das Risiko von Doppelnennungen besteht. Außerdem wurden in dieser Zeit Literaturangaben oft unvollkommen zitiert.

Einige Werke, wie z.B. die Göttinger Dissertation von BOCK 1914 über die Entwicklung des Körpers der wachsender Schweine bei abundanter Ernährung, waren selbst in Göttingen nicht mehr auffindbar. In solchen Fällen wurden, falls vorhanden, Referate oder Zitate verwendet.

(13)

3 Schweinehaltung bis zur wissenschaftlich begründeten Ernährung

Zum Verständnis der Entwicklung der Ernährungsforschung, insbesondere in ihrem zeitlichen Ablauf, folgen zunächst einige allgemeine Angaben über die Haltung der Schweine in Mitteleuropa in der vorwissenschaftlichen Zeit unter Berücksichtigung markt- und betriebswirtschaftlicher Aspekte.

Das Schwein gehört mit zu den ältesten Wirtschaftstieren des Menschen. Die ältesten sicheren Hinweise für die Domestikation in Europa stammen aus Anatolien und werden auf die erste Hälfte des 8. Jahrtausends v. Chr. datiert (BENECKE 1994, S. 250, 252).

Im Früh- und Hochmittelalter war die Schweinehaltung extensiv. Die Tiere hatten noch ein wildschweinähnliches Aussehen und wurden überwiegend in Wäldern und auf extensiven Grünlandflächen ausschließlich für den eigenen Bedarf gehalten (ABEL 1978, S. 24;

DANNEBERG 1990, S. 26 u. 64; TEN CATE 1972, S. 99).

Mit verstärkter Rodung der Wälder im 16. Jh. wurde regional das Waldfutter knapper. Nach COLER (1593, S. 184 - 185) gingen die Schweinebestände zurück. In der Fütterung musste verstärkt auf Gartenfrüchte, Kräuter, Rüben, Kleien, Spülicht oder andere Abfälle zurückgegriffen werden (CLEMENS u. GALLO 1580, S. 78), wenngleich feuchte Grünlandstandorte und die Waldweide weiterhin genutzt wurden (LANGE 1967, S. 11 - 13 u.

auch schon von COLUMELLA, Bd. 2, empfohlen). Getreide war für Schweine zu teuer und Abbildung 1: November-Szene aus dem Psalter der Abtei von Fécamp in der Normandie, 13. Jh. Mit dem speziell geformten Stab schlug der Schweinehirte die Eicheln aus den Bäumen (TEN CATE 1972, S. 103).

(14)

für die Ernährung der Menschen noch dringend erforderlich (COLER 1593, S. 450). In den Wintermonaten, in denen die durch Schlachtung dezimierte Zahl der Schweine überwiegend im Stall gehalten wurde, verfütterte man u.a. „Speicherfrüchte“ und Abfälle (BENECKE 1994, S. 173, 257).

In der gesamten zeitlichen Abfolge der Schweinehaltung wurde auch immer wieder auf die Flurschäden, welche die Schweine im Wald und auf Anbauflächen verursachten, hingewiesen.

So verbot schon Ernst August, Kurfürst zu Hannover, im Jahre 1692 die Mästung der Schweine in den Wäldern unter Androhung einer Geldstrafe oder Konfiszierung der Schweine. Durch Ringe oder Eisendrähte, die durch das Nasenseptum gesteckt wurden, versuchte man die Schweine an einem tiefen Durchwühlen des Bodens zu hindern. Nach dem Verwüsten der Felder durch Schweine mussten die Besitzer der Tiere Schadenersatz leisten, Bauern hatten beispielsweise das Recht, fremde Schweine auf dem eigenen Feld mit Hunden zu hetzen (SCHOTT 1991, S. 131 - 132).

Auch in der beginnenden Neuzeit galt die Schweineproduktion vorrangig noch der Versorgung des eigenen Haushaltes mit Fett und Fleisch (VON DÜLMEN 1992, S. 36). In den Städten war die Schweinehaltung weiterhin verbreitet (BENECKE 1994, S. 259;

SCHÄFFER 1995). Doch schon früh führten hygienische und gesundheitliche Probleme durch Exkremente, Schlachtabfälle und Kadaver zu Einschränkungen. Bereits im 14. bis 16.

Jh. gab es im Rahmen von Weistümern Gebote. So war das Tränken von krankem Vieh an öffentlichen Brunnen, das Liegenlassen von Tierkadavern in den Gassen, die Verunreinigung öffentlicher Einrichtungen durch Kadaver, Kot, Blut oder sonstiger tierischer Reste verboten.

Jeder Einwohner war zur Denunziation des Verursachers verpflichtet, sonst machte er sich selbst strafbar (JEDWILLAT 1993, S. 106 - 107). Auch COLER (1593, S. 457) vermutete bereits, dass der Gestank der Schweine, die von armen Leute in der Stadt oft ausschließlich im Freien gehalten wurden, Pestilenz verursacht. In Ulm beschränkte man im Jahre 1410 die Anzahl auf 24 Schweine pro Bürger. In Halle verbot der Rat in einer Hygieneverordnung von 1468 das Halten von Schweinen (DANNENBERG 1990, S. 67). In Frankfurt sollte die Schweinehaltung nur am Mainufer erfolgen (KÜHNEL 1984, S. 59).

Abbildung 2:

November-Szene aus dem Großen Stundenbuch von Heinrich dem Achten, 16. Jh.

Schweineherde mit zwei Hirten im Wald (TEN CATE 1972, S.

126).

(15)

Berufszweige wie Bäcker, Brauer, Müller oder Brenner, bei denen organische Abfälle anfielen, durften zwecks Verfütterung dieser Stoffe, wie z.B. in Nürnberg, bis zu zehn Schweine halten. Bei den übrigen Bürgern war die Haltung auf drei Tiere begrenzt (ABEL 1978, S. 185). Aber auch Förster, Schöffen und Gerichtspersonen hatten Privilegien. Sie konnten eine gewisse Zahl von Schweinen ohne Zahlung von Abgaben mästen (LANGE 1967, S. 15).

Obwohl von diesen Tieren die schlimmste Beeinträchtigung der Sauberkeit ausging, tat man sich schwer, rigorosere Maßnahmen zu ergreifen, da man auch im Bedarfsfalle in der Fleischversorgung autark sein wollte (KÜHNEL 1984, S. 59).

Im 18. Jh. hatten sich die Motive der Schweinehaltung noch nicht wesentlich geändert. Es galt zunächst, für die Familie zu sorgen, in Brandenburg beispielsweise waren die bäuerlichen Betriebe auf diese Aufgabe beschränkt (MÜLLER 1966). Für die Versorgung und Pflege der Schweine waren die Frauen zuständig. So richteten sich viele Bücher speziell an die Hausmütter, die für die Tiere verantwortlich waren (BÖCKLER 1699, S. 235). Tagsüber wurden meist alle Schweine eines Ortes durch den Schweinehirten auf die Weideflächen getrieben (LANGE 1967, S. 14; SCHOTT 1991, S. 141 - 142). Neben der traditionellen Waldweide war man verstärkt auf Brach- und Stoppelweiden sowie Abfälle und Nebenprodukte angewiesen (VON JUSTI 1755, S. 248; LANGE 1967, S. 11). VON JUSTI 1755 hielt die Schweinehaltung nur dort für lukrativ, wo billige Abfälle anfielen.

Getreidekörner erschienen weiterhin zu teuer. Neben der Verwertung der Abfallprodukte von Molkereien, Brennereien oder Brauereien wurden auch schon teilweise Kartoffeln verfüttert (MÜLLER 1966). Auf Rittergütern in Brandenburg erreichte die Zahl der Schweine um 1776 80 - 90 (MÜLLER 1966). Auf einem Gut mit rund 500 ha Ackerland lag der Schweinebestand um 300 Stück (VON DER GOLTZ 1889, S. 282). Im letzten Drittel des 18. Jh. produzierten einige Betriebe um Berlin bereits für den städtischen Markt (MÜLLER 1966).

Mit Intensivierung des Ackerbaus am Ende des 18. Jh. nahm die Stallfütterung der Schweine zu (VON DER GOLTZ 1889, S. 281), doch in den ersten Dezennien des 19. Jh. änderte sich noch wenig. Waldweide und Waldmast spielten noch eine wichtige Rolle. So unterschied man z.B. im waldreichen Preußen eine „Obermast“, die sich aus Eicheln, Bucheckern, Haselnüssen, Wildobst und Hagebutten zusammensetzte, sowie eine „Untermast“, die aus Wurzeln, Pilzen, Knollen, Insektenlarven, Würmern und Schnecken bestand (ABEL 1978, S.

243). Die Schweine blieben primär Abfallverwerter, und ihre Produktion orientierte sich an den vorhandenen Ressourcen. Erst als es gelang, die Erträge des Ackerbaus zu steigern (Tabelle 1) und die Kartoffel verstärkt anzubauen, konnten mehr und mehr konzentrierte, gut verdauliche Futtermittel auch bei Schweinen eingesetzt werden.

(16)

Tabelle 1: Durchschnittsertrag pro Morgen in Stiegen (eine Stiege = 20 Bund) auf einem Gut in Hannover

In den Jahren Weizen Roggen Gerste Hafer

1734 - 1784 8,3 11,0 9,7 5,5

1815 - 1824 11,6 15,9 11,8 8,2

1839 - 1859 32,8 19,5 18,6 17,8

VON DER GOLTZ 1889, S. 258

Die Leistungssteigerungen sind auch an den Preisen abzulesen (Tabelle 2).

In den letzten Jahrzehnten des 19. Jh. nahmen die Getreidepreise kontinuierlich ab. Ursache waren die höheren einheimischen Erträge sowie verstärkte Importe.

Tabelle 2: Preisentwicklung einiger landwirtschaftlicher Produkte in der preußischen Monarchie (RM/ 50 kg)

Im Jahrzehnt Weizen Roggen Kartoffeln

1871 - 1880 11,2 8,2 2,6

1881 - 1890 9,0 7,6 2,5

1891 - 1900 8,2 7,2 2,6

VON DER GOLTZ 1889, S. 392

Durch diese Entwicklungen konnten die Schweine, die jetzt überwiegend im Stall gehalten wurden, zunehmend mit gut verdaulichen Futtermitteln versorgt werden. Nun galt es, bei gewerbsmäßiger Produktion die Ernährung der Schweine durch ausreichende Bewertung der Futtermittel (Nährstoffgehalt, Verdaulichkeit und Verträglichkeit) sowie Ermittlung der essentiellen Nährstoffe und ihrer notwendigen Mengen zu optimieren. Parallel dazu begann in den letzten Jahrzehnten des 19. Jh. eine systematische Zucht beim Schwein (COMBERG 1984, S. 159).

Viele große Schweinebetriebe verfütterten um 1900 importierte Futtermittel. In einzelnen Gegenden löste sich die Schweinemast von den landwirtschaftlichen Betrieben sogar vollständig los, und es bildeten sich industrielle Schweinemästereien, die ihren Futterbedarf fast ausschließlich über ausländische Quellen, wie russische Gerste oder amerikanischen Mais, deckten (DETTWEILER u. MÜLLER 1924, S. 358 - 359). Im ersten Weltkrieg mussten große Teile des Schweinebestandes notgeschlachtet werden. Der Import von Futtermitteln war gänzlich unterbrochen bzw. die schwache Finanzlage und die Geldentwertung erlaubte in der Folgezeit nur eine beschränkte Einfuhr. Es standen in der Landwirtschaft wieder die eigene Erzeugung und Selbstversorgung im Mittelpunkt. Vielerorts wurde auf einheimische Produkte, wie z.B. auf Lupinen und Peluschken, zurückgegriffen (DEPPE 1922; KRONACHER 1918).

(17)

4 Beobachtungen über Fütterung und Fütterungsversuche

Bis zum Ende des 18. Jh. liegen Angaben zur Schweinefütterung fast ausschließlich in Büchern vor (Tabelle I, Anhang), in denen Landwirte oder Tierärzte, seltener Wissenschaftler, ihre empirischen Erkenntnisse zusammenstellten. Deshalb fußen die folgenden Ausführungen bis zu diesem Zeitpunkt nahezu ausschließlich auf Buchbeiträgen.

Auch für die Jahre 1801 bis 1850 muss vorwiegend auf diese Quellen (Tabelle II, Anhang) zurückgegriffen werden, wenngleich erste Fütterungsversuche publiziert wurden (Tabelle 4).

In dem folgenden Quartal nimmt die Zahl der Versuche merklich zu (Tabelle 5 bis 10), doch neue Erkenntnisse können auch noch aus Büchern entnommen werden (Tabelle III, Anhang), die sich z.T. schon allein auf das Schwein konzentrieren und andererseits von Wissenschaftlern mit eigenen wissenschaftlichen Arbeiten verfasst wurden.

Ab 1876 wird dann nachfolgend nur noch selektiv auf Buchbeiträge (Tabelle IV u. V, Anhang) eingegangen, da deren Aussagen weitgehend auf den zwischenzeitlich erschienenen Publikationen beruhten.

Ab 1900 erschienen dann auch Dissertationen zur Schweinernährung sowie Monographien über Spezialthemata (Tabelle VI, Anhang), die zusammen mit den Fütterungsversuchen ausgewertet werden.

4.1 Anfänge (bis 1700)

Bis zur Neuzeit wurden oft Erkenntnisse aus der Antike übernommen und weitergeführt. So wurde zum Beispiel noch im 15. Jh. auf COLUMELLA zurückgegriffen, dessen Originalwerk schon aus dem 1. Jh. n. Chr. stammte. Vermutlich sind auch in den anderen Büchern die bis zum 17. Jh. erschienen sind noch manche Angaben aus dem Altertum verwendet worden.

Über die Angaben antiker Schriftsteller zu Haltung und Zucht der Schweine liegen verschiedene Publikationen vor, z.B. von MAGERSTEDT 1860, REINHARDT 1912 und NIMTZ 1927, so dass sie in dieser Arbeit nicht noch mal angegeben werden müssen.

In der beginnenden Neuzeit erschienen Beiträge von CLEMENS u. GALLO 1580, S. 78 - 79, und STEPHAN u. LIEBHALT 1554, S. 131 - 134, die über die Eignung bestimmter Futtermittel für Schweine, wie Eicheln, Gartenfrüchte, Kleie, Gerste und Hafer berichteten.

Der Trog sollte täglich gesäubert werden. Tagsüber kamen die Tiere mit dem Schweinehirten auf die Weide. Zur Fütterung der Sauen wurde etwas Warmes, wie dünne Milch oder Molke mit Kleie, vorgeschlagen.

GROSSER 1590, S. 117 - 123, schrieb über die Fütterung der Absatzferkel mit Gerste. Nach der Kastration eignete sich seiner Meinung nach gekochter Hafer als Rekonvaleszenzfutter.

Erwachsenen Schweinen gab man „gemengtes Gespüle“ und Wurzeln, in der Winterzeit Treber, Leinkuchen und Branntweintreber. Bei Bedarf wurde Salz, „Schweffel“ und Baldrianwurzel eingesetzt. Die Mast erfolgte mit Eicheln, Bucheckern, Hafer, Gerste, Roggen oder Treber. Als Auswirkung der Verfütterung von Leinkuchen mit „Gespüle“ beobachtete man gelbes Fleisch mit Ölgeschmack (Vitamin E-Mangel?). Bei alleiniger Bohnenfütterung sollten Fleisch und Speck einen bitteren Geschmack bekommen. Wurden die Schweine mit Äpfeln gemästet, entstand weicher Speck (COLER 1593, S. 456 - 457). Vor der Fressgier der

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Schweine wurde gewarnt. Es hieß, sie würden sogar in Kammern eindringen und lebende Gänse, junge Hühner, Fische oder Aas verzehren.

Ähnliches berichtete auch BOECKLER 1678, S. 233 - 239. Er sah das Schwein unter allen vierfüßigen Tieren als das unreinste und garstigste Tier an, und doch war es nützlich zum Verzehr und Verkauf. Wie viele Schweine man halten sollte, richtete sich nach den Bucheckern- und Eichelvorkommen. Als Beifutter erwähnte er Buchweizen, Holzäpfel, wilde Birnen, faules Obst, Hafer, Erbsen, Kleien und schimmliges Brot. Der Hausmutter empfahl er, den Tieren, wenn sie von der Weide kamen, etwas lauwarme dünne Milch oder Molken mit Kleien zu geben. Die Schweinehirten hielten sich mit ihren Tieren besonders in sumpfigen Gebieten mit vielen Bäumen auf. Hier fanden die Schweine dann auch Baumnüsse. Eber waren ab dem 3. oder 4. Lebensjahr nicht mehr zur Zucht tauglich und wurden nach dem Verschneiden ausgemästet. Säugende Sauen bekamen eingeweichte Gerste, damit sie viel Milch hatten. Die Ferkel wurden in der 5. oder 6. Woche abgesetzt. Seifenwasser war für tragende Sauen nicht geeignet, denn es bestand die Gefahr des Verwerfens. Zur Mast eigneten sich am besten zwei oder drei Jahre alte Tiere, die im Stall mit Obst, Treber und Kleien gefüttert wurden.

4.2 Das 18. Jahrhundert

Im 18. Jh. erschienen schon zahlreiche Bücher (Tabelle I, Anhang) in denen über die Schweinefütterung berichtet wurde. Qualität und Umfang der Angaben sind jedoch sehr unterschiedlich. In vielen Büchern umfassen die Beiträge nur wenige Seiten, im ältesten Buch von KÖNIG 1706 nur zwei. Umfangreicher sind später die Angaben von LEOPOLDT 1759, YOUNG 1769 und CHRIST 1790 sowie einige anonyme Schriften (1765 - 1767 u. 1789).

KÖNIG 1706 beschrieb das Schwein als das gefräßigste und unflätigste aber sehr fruchtbares Tier (S. 772 - 783). Neben Holzäpfeln, wilden Birnen und faulem Obst wurden auch

„geschwellte Gerste“, Kleien, Kohl und Rüben gefüttert. Schweine sollten keinen Hunger leiden, sonst fraßen sie ihre eigenen Jungen oder auch kleine Kinder in der Wiege. Zur Mast empfahl er Hafer, der die Tiere schön fett machen sollte, und die Gabe einer „Ladung Büchsenpulver“ oder „Antimonii- Pulver“ ins Futter.

Über die Fütterung der laktierenden Sau, der Ferkel sowie der Absatzferkel schrieb LEOPOLDT 1759, S. 458. Auch er empfahl, die Jungen am besten im Frühjahr zur Welt kommen zu lassen, da sie dann den ganzen Sommer über ausreichend mit Futter versorgt werden konnten. Ausnahmen machte man nur in den Städten bei Brauern, Bäckern sowie bei Branntweinbrennern, die das ganze Jahr über genügend Nahrung hatten. Mehl- oder Kleiesuppen gab man den säugenden Sauen, später dann auch den Ferkeln. Ebenso wurde auf die besondere Gefräßigkeit der Schweine hingewiesen, sie sollen auch vor toten Menschen nicht zurückgeschreckt sein (S. 460). LEOPOLDTs Werk behandelte auch die Aufgaben der Schweinehirten (S. 462 - 468) und die Fütterung der Herden- und Zuchttiere in den verschiedenen Jahreszeiten. Auf den Stoppelfeldern durften erst die „Armenleser“

übriggebliebenes Getreide auflesen, dann wurden die Schweine und schließlich die Rinder dort gehütet (S. 465). Im Herbst wurden neben Eicheln und Obst auch minderwertiges Gemüse oder Küchenabfälle eingesetzt (S. 469). In der Winterzeit fütterte man beispielsweise

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Spreu von Leinsamen und von Heidekorn (Buchweizen) mit kochendem Wasser übergossen und mit Spülicht vermengt (S. 469 - 471). Bei der Mast, in der man Küchenschweine (normale Mästung) und Speckschweine (sehr fette Mästung) unterschied, wurde besonders die Eichelmast und die Mast mit „Erbsgewächsen“ hervorgehoben (S. 474 - 480).

In den „Berliner Beiträgen zur Landwirthschaftswissenschaft“ (ANONYM 1775, Bd. 2, S. 310 - 324) empfahl der Autor die ausgemästeten Schweine in großen „volkreichen“ Städten zu verkaufen, da in den kleineren Städten selbst viele Bauern und Branntweinbrenner Schweine hielten. Außerdem riet er, mit den Schlächtern der Städte in guter Verbindung zu stehen, da sie als einflussreich galten. Im Dezember fand der Hauptabsatz statt. In diesem Monat wurde auf dem Land und in der Stadt das Schweinefleisch geräuchert. Ideale Schlachtware lieferten drei Jahre alte Schweine. Neben Roggen und Gerste wurde Buchweizen zur Fütterung eingesetzt. Diese Tiere lieferten aber einen weichen und fließenden Speck. Erbsenfütterung erzeugte dagegen einen festen und dauerhaften Speck.

Im Sommer war die Versorgung der Schweine unproblematisch, doch im Winter verbrauchten sie viel Getreide (1783, Bd. 6, S. 5 - 6). Die Anzahl der gehaltenen Tiere richtete sich u.a.

danach, wie oft dem Gesinde Fleisch serviert wurde. In manchen Gegenden war das wenigstens zweimal die Woche, in Schlesien oder der Lausitz bekam das Gesinde nur an hohen Festtagen Fleisch. Zur Fütterung wurden auch Molkereiabfälle eingesetzt, wobei man 25 melkende Kühe auf eine Zuchtsau rechnete (S. 34). Von der Haltung der Schweine im Kuh- oder Schafstall wurde abgeraten (S. 45 - 48). Sie würden den Mist umwühlen und so seine Qualität verringern sowie den anderen Tieren das Futter wegfressen. Als Präventivmaßnahme vor Krankheiten wurde Kupferwasser oder roter Bolus eingesetzt (S. 63).

Als Mittel gegen Finnen wurden die Tiere zur Ader gelassen, ein „glühenden Brand in den Rachen“ gesteckt oder etwa 14 Tage vor dem Schlachttermin etwas Hanfkörner ins Futter gemischt (S. 64). Über die durch Schweine verursachten Flurschäden wurde in Bd. 7 (1786), S. 307 - 310 berichtet. Die Tiere zerstörten die Grasnarbe und verdarben die Weide für andere Tiere. Auch auf Ackerflächen und Stoppelfeldern richteten sie Schaden an, so dass es in Gegenden mit besonders vielen Schweinen, wie z.B. an der „Warte“ und „Neetze“, es zum Gesetz geworden war, dass nur noch Schweine mit einem Ring durch die Nase gehalten werden durften, um das Wühlen einzuschränken.

Im Gegensatz zu vielen seiner Mitmenschen, die den Verzehr von Raupen und Brachkäfern oder von unreifen oder wurmstichigen Eicheln und Bucheckern als Ursache der „Bräune1“ bei Schweinen sahen, bzw. den Ausbruch der Krankheit mit Wassermangel in Verbindung brachten, war KRÜNITZ 1786 der Meinung, dass wechselnde Witterung, kaltes Saufen oder zu gute Pflege die Krankheit auslöste. Empfohlen wurden viele Mittel, neben zahlreichen Arzneien und Heilpflanzen gab man Holzasche oder die Schalen gekochter Krebse in das Spülicht oder vermischte süße Milch mit einem Pulver aus Lorbeeren und Teilen eines Schweinefötus. Auch ein geräucherter Fuchs, eine Schildkröte oder eine ertränkte junge Katze im Spülichtfass wurden als hilfreich angesehen.

Speziell Buchenasche als Prophylaxe gegen Krankheiten empfahl BECKER 1788, S. 411.

Junge Schweine durften seiner Meinung nach nicht zu gut und nicht zu heiß gefüttert werden.

1 Nach heutigen Erkenntnissen vermutlich u.a. Rotlauf (SCHÄFFER 1993).

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Außerdem sah er ein trockenes Lager, den Schutz vor Hitze und ausreichend Trinkwasser als nötig an.

RIEM u. REUTTER 1800 „Ökonomisch-Veterinärischer Unterricht über die Zucht, Wartung und Stallung der Schweine.“, S. IV - VI u. 6, sahen die Ursache des „tödlichen Ausschlag“

oder der Pocken bei den Ferkeln in übermäßiger Schrotfütterung nach dem Absetzen. Als Heilmittel galt eine Mischung aus Lorbeer, Glaubersalz, gelöschtem Kalk und Gerstenmehl, von dem das erkrankte Tiere täglich einen Esslöffel voll bekam. Geeignetes Futter der Absatzferkel stellte dicke saure Milch oder Mehltränke mit etwas Getreide dar. Pfeffer wurde von Schweinen nicht vertragen. Als Omnivore gruben die Schweine sogar Leichen von Menschen und Tieren aus und verbreiteten so oft seuchenhafte Krankheiten wie z.B. die

„Rindviehpest“ (S. 1). Auch das Anbinden von Sauen oder alten Schweinen auf einer Kleeweide an einem Pflock war üblich (S. 6).

Im Sommer trieb der Hirte die Tiere auf kurzes Gras nahe den Dörfern, auf den Anger, an die Ränder der Bäche, in Moraste und Büsche oder auf Getreidestoppeln. Auf gute Weideflächen durften die Schweine aufgrund der Schäden, die sie durch das Wühlen verursachten, nicht getrieben werden. Auch Pferde sollten gegen Schweinemist eine große Abscheu zeigen (S. 7).

Regelmäßiges Tränken war ebenfalls wichtig, denn trockene Hitze stand in Verdacht das

„Rangkorn“ und die „Bräune“ auszulösen. Anhaltende oder kalte Nässe verursachte den

„Grind“, die „Borstenfäule“ oder die „Schwind- und Wassersucht“. Im Herbst wurden von Erde gereinigte Kartoffeln, Möhren und Wasserrüben, die mit einer Kartoffelmaschine in Würfel geschnitten wurden, verfüttert, im Winter dreimal täglich. Branntweinspülicht gab man den Tieren, die in naher Zukunft geschlachtet werden sollten. Die anderen bekamen ungesäuertes Schrot mit etwas Salz. Vor der Verfütterung von heißen oder unzerdrückten Kartoffeln, an denen schon Schweine erstickt waren, wurde gewarnt (S. 8).

Die Mast der Tiere richtete sich meist nach den vorhandenen Futtermitteln. So wurden sie, nachdem keine Eicheln oder Bucheckern mehr im Wald zu finden waren, in Ställe gesperrt und ausgemästet. Anders in Mästereien, die an Bierbrauereien oder Branntweinbrennereien angeschlossen waren. Hier standen das ganze Jahr über genügend Futtermittel zu Verfügung, so dass die Mast jahreszeitlich nicht gebunden war (S. 13). In der Anfangsphase der Mast sollte man Gartengewächse und Wurzelfrüchte füttern, später gab man etwas Schrot oder getrocknete Kartoffeln dazu. Besonders fette Schweine erzielte man schnell mit gelben und weißen Möhren, das Fleisch war aber weniger gut und fest (S. 14). Als Futter speziell für Speckschweine wurden zur Hälfte Gerste, zur Hälfte Wicken, Erbsen oder in Wasser eingeweichter oder geschroteter „türkischer Weizen“ mit Wurzelgewächsen vermengt empfohlen. Die Fütterungsempfehlung für türkischen Weizen lag bei „zwey bis drey, auch wohl vier Dresdner Scheffel vom genannten Getraide, je nachdem ein Stück größer oder kleiner ist, je nachdem man es mehr oder minder fett haben will“. Bei Zufütterung mit Branntweinspülicht oder Treber wurde die Getreideration entsprechend gekürzt (S. 15).

Zur Gesunderhaltung gab man einmal wöchentlich dem nüchternen Schwein „ein halbes Loth Spießglas (Antimodium crudum)“, vermischt mit etwas Mehlsaufen oder in Sauermilch. Diese Mittel sollte gegen Finnen schützen bzw. sie vertreiben, die Fresslust steigern und das Fleisch schmackhafter machen. Die gleiche Wirkung sagte man der Holzasche nach. Bei Verweigerung der Nahrung wurde die Ursache meist in Verunreinigung des Futters oder in Überfressen gesehen. Man empfahl, das Tier 24 Stunden hungern zu lassen. Falls diese Therapie nicht anschlug, gab man „ein halbes Quentchen Nießwurzpulver“ mit Mehl und Wasser zu einem Teig verarbeitet. Bei keiner Besserung kamen auch „der Rank“ oder „die

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Bräune“ als Ursache in Betracht, die mit Salpeter in Sauermilch bekämpft wurden (S. 16). Die Brühe von abgekochten Leinsamen sollte das Ferkelsterben bei Pockenerkrankungen verhindern, abgekochter Wermut galt als Prophylaxe gegen Krankheiten (S. 19).

Die Arbeit von YOUNG 1769 „An essay on the management of hogs; including experiments on rearing and fattening them“ nimmt eine Sonderstellung ein, denn er berichtete schon über eigene Fütterungsversuche, z.B. mit Absatzferkeln. Verfüttert wurden u.a. Weizenkleie mit Wasser, Weizenkleie mit Magermilch, gekochte Rüben, Weizenkleie mit Rübensaft, gekochte Kartoffeln und Wasser sowie gekochte Kartoffeln mit Magermilch. Milch mit Weizenkleie schien nach den Ergebnissen seiner Versuche das geeignetste Futter für wachsende Schweine zu sein (Tabelle 3).

Der Autor führte weiterhin 19 Versuche zur Schweinemast durch, wobei er gekochte Möhren als profitabelstes Futter erkannte. Die Anzahl der Versuchstiere war für diese Zeit bemerkenswert hoch, er verfügte je Altersklasse über 30 bis 40 Schweine, die er in Gruppen einteilte und meist über 30 Tage fütterte.

Auch bei einem zweiten Fütterungsversuch aus dieser Zeit, den BERGEN 1781 durchführte, stand mit achtzehn Schweinen eine große Gruppe von Versuchstieren zur Verfügung. In dieser Untersuchung wurden nur „Korn“ (Getreidekörner) und Kartoffeln als Futtermittel eingesetzt.

Tabelle 3: Fütterungsversuche bis 1800

Jahr Autor Art der verwendeten Tiere u.

untersuchter Effekt

Eingesetzte FM 1769 YOUNG - Absatzferkel verschiedenen Alters u.

Mastschweine

- Körperentwicklung

Molkereiabfälle (Magerm., Buttermilch, Molke), Bohnen, Erbsen, Kartoffeln, Gerste, Buchweizen, Kleeweide, Luzerne, Möhren, Pastinaken, rote Rüben u. Weizenkleie in unterschiedlicher

Zusammenstellung 1781 BERGEN - 18 Schw., eingeteilt in Gruppen mit je

6 Tieren

- Gewichtszunahme u. Speckqualität

„Korn“ u./ o. Kartoffeln

4.3 1801 - 1850

Auch in der ersten Hälfte des 19. Jh. erschienen zahlreiche Bücher, in denen die Schweinefütterung behandelt wurde (s. Tabelle II, Anhang). Sie enthielten überwiegend Anleitungen und Empfehlungen zur Fütterung, die sich meist auf empirische Daten bezogen.

Ausführlich gingen VON RIEM 1802, VIBORG 1806, SCHWAB 1828, JANOSCH 1834, SCHWINGHAMMER 1842 sowie ein anonymer Autor 1827 auf die Ernährung der Schweine ein. Auch die Anzahl der Veröffentlichungen über die Ernährung der Schweine in

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Zeitschriften nahm zu. Hier wurden zumeist eigene Beobachtungen und Erfahrungen geschildert.

ROHLWES 1802, S. 270 - 272, 278 – 279, berichtete über die Fütterung der laktierenden Sau, welche „Mehl-, Schrot- oder Kleie-Saufen“ mit saurer Milch vermischt bekommen sollte. Auf der Weide, bevorzugt auf einer Stoppelweide, fraßen die Schweine „süßes und kurzes Gras“, Klee, Wurzeln, Schnecken sowie Maden. Zur Mast empfahl er gekochte und zerdrückte

„Erdtoffeln“. Bei Durchfallerkrankungen wandte er „eine trockene Streu“ mit gekochten Kartoffeln oder gestampften Möhren und mit Kleie und Schrot vermischt an. Die Gabe von saurer Milch sollte seiner Meinung nach auf jeden Fall vermieden werden. Eine Handvoll Heidelbeeren zu Muss zerkocht oder etwas „Tormentillwurzel“ sollte den Durchfall stillen.

VIBORG (Veterinärmediziner) fasste 1806 seine gewonnenen Erkenntnisse in dem Buch

„Anleitung zur Erziehung und Benutzung des Schweins“ zusammen. Neben der Ernährung von Absatzferkeln u.a. mit saurer Milch und Salat (S. 42), zählte er Nahrungsmittel für Schweine, wie Spülicht und Erdfrüchte auf (S. 41, 48 - 49 u. 65). Auch die Mästung sowie Krankheiten, wie z.B. Erbrechen, Durchfall oder Kolik, wurden erläutert (S. 140 - 143).

Auch DECKERMANN 1807, S. 500 - 503, der das Schwein als Allesfresser beschrieb, das oft auch seine eigenen Jungen fraß, machte Bemerkungen zur Mast der Schweine.

Absatzferkel, die mit „verdünntem Mehl- und Kleikuchen“ gefüttert werden sollten, wurden, wenn ein Einsatz zur Mast erfolgte, schon mit 8 - 12 Tagen kastriert. Durchfall wurde seiner Meinung nach leicht von süßen Molken, Salat, unreifem Obst oder saftigen Pflanzen verursacht. Als beste Weidefläche sah er Sümpfe und Wälder an, da die Tiere auf Äckern und Wiesen zu viel Schaden anrichteten. In England, berichtete er, wurden Felder mit Erbsen und Bohnen bepflanzt, um sie dann von den Schweinen abfressen zu lassen. Die Endmast erfolgte dann im Stall auf trockener Streu.

Der Autor empfahl am Anfang der Mast junge Gräser, Molken, saure Milch und Abfälle von Branntweinbrennereien einzusetzen. Später gab man rohe, gekochte oder sich in Gärung befindliche Wurzeln und Knollengewächse dazu. Die Endmast erfolgte mit Schrot von Hafer, Gerste, Heidekorn (Buchweizen), Kukuruz (Mais) oder von Wicken, da sonst der Speck, besonders bei der Branntweinspülicht-, Eichel- und Bucheckernmast, einen abweichenden Geschmack aufwies.

Nach Meinung von SCHWERZ 1816, S. 78 - 92, lohnte sich die Schweinehaltung nur, wenn man sie von Abfallprodukten der Molkereien, der Branntweinbrennereien oder der Stärkefabriken ernähren konnte. Neben der täglichen Weidehaltung, wo sie sogar Wühlmäusen nachstellten, bekamen sie u.a. gekochte Kartoffeln mit Kleie. Als besonders geeignet waren seiner Meinung nach überbrühte Kleesamenköpfe. Zur Mast, die 12 - 16 Wochen, bei Fettschweinen sogar 20 Wochen, dauerte, setzte er neben Kartoffeln und saurer Milch gemahlenes oder geschrotetes Getreide ein. Auch Kartoffelteig und gekeimtes Getreide wurde verwendet.

LEUCHS 1817, S. 188 - 191, beschrieb das Schwein als anspruchslosen Allesfresser. Er empfahl „saures, kühlendes Futter“, da es besonders gegen Hitze empfindlich zu sein schien.

Scharfe Gewürze wie Pfeffer, sollten nicht eingesetzt werden. Sehr fette Schweine wurden durch die Verfütterung von Dotterblumen erreicht. Der Verfasser beschreibt die einzelnen

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Futtermittel und ihre Auswirkungen auf die Schlachtqualität, so z.B. bei „Brod“, Buttermilch und Schnecken (S. 112 - 158).

Später berichtete WEIDENKELLER 1819 neben Regeln zur Futterordnung und Unterbringung auch über den Einsatz von Mitteln in der Schweinemast, die den Appetit steigern sollen, wie Vogelbeeren, Salz und Spießglas.

Im altenburgischen Land war die Schweinehaltung weit verbreitet. Jeder Bauer hielt ein bis vier Muttertiere (SCHMALZ 1820, S. 102 - 105). Gefüttert wurde in der Regel für den eigenen Bedarf, nur wo Branntweinbrennereien in der Nähe waren oder in Mühlen mästete man die Schweine für die Stadt. Neben den üblichen Futter- bzw. Mastmitteln verwendete man im Schornstein geräucherte Füchse. Die Bäuerinnen legten sie in das Molkefass und die Tiere, die mit dieser Molke gefüttert wurden, sollten gegen die „Bräune“ geschützt sein. Auch Nießwurz benutzte man zur Prophylaxe und Therapie der „Bräune“.

FRANZ 1821, S. 142 - 145, erläuterte die Sommer-, Herbst und Winterfütterung und ging wiederum speziell auf die Ernährung der laktierenden Sau mit Gerstenschrottränken und saurer Milch mit Ölkuchen oder Kleien ein. In der Schweinemast wurde die kalte Fütterung, wie saure Milch, Runkelrübenblätter mit Klee vermischt, zerkleinerte Disteln oder Kartoffeln, empfohlen. Weidefläche waren sumpfige Flächen oder Stoppelfelder. Als spezielles Futter vor dem Kastrieren setzte man geschrotete Körner oder Mehltrank ein. In der Rekonvaleszenzphase gab es saure Milch und Kleie mit einem Leinöltrank.

Neben allgemeinen Informationen über die Fütterungslehre der Schweine weist CRUD 1823, S. 409 - 415, besonders auf die ungenügende Rentabilität vieler Schweinehaltungen vor allem kleinerer Betriebe hin. Aufwand und Kosten für die Futtermittel waren meist höher als der Gewinn aus Fleisch und Fett oder Verkauf. Als Besonderheit gab er Sauen nach dem Gebären anderthalb oder zwei Unzen „Manna“ (Pflanzensaft), was die Reinigung nach der Geburt beschleunigen und das Ferkelfressen verhindern sollte.

THON 1825, S. 248, machte in seinem Werk Fütterungsvorschläge für Sauen und Ferkel. Ins Wasser der Sau wurden Mehl, Schrot und Kleie eingemischt, und die Ferkel bekamen erst süße Milch mit etwas Mehl und Brotkrume vermischt, später dann saure Milch mit Mehl, Malz und aufgekochtem Roggen. Der Autor warnte vor dem Einsatz von Pfefferkörnern, Flachspflanzen oder von Spülwasser, welche das Verwerfen der Sau auslösen konnten. Er erwähnte Stoppelfelder und Brachflächen als geeignete Weidefläche. Die Mast erfolgte mit Eicheln, Bucheckern, Obst, Rüben und gekochten Kartoffeln, wobei er bemerkte, dass die Eichelmast eine gute Fleisch- und Speckqualität lieferte, durch die Fütterung mit Bucheckern aber ein weiches, gelbes und triefendes Fett entstand. Außerdem schilderte er eine Beobachtung aus England, wo an Mastschweine mit Urin übergossene Eicheln, die man anschließend auskeimen ließ, verfüttert wurden (S. 249 - 250). Als Futter bei Durchfallerkrankungen wurden zerstampfte Kartoffeln und gelbe Rüben mit Schrot, Mehl oder Kleie sowie Eichelschalen vermengt empfohlen. Auch setzte man geringe Mengen

„Tormentillwurzel“ oder Fingerhut ein (S. 255).

Um 1827 wurden in Kolumbien auf Gütern mit Zuckerrohranbau viele Schweine mit ausgepresstem Zuckerrohr gefüttert (HAMILTON 1834).

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Eines der ersten Bücher, das sich hauptsächlich mit der Ernährung des Schweins beschäftigte, schrieb SCHWAB 1828. Die Mast wurde nur mit kastrierten Tieren empfohlen, da sie sonst zu wild und unruhig wären und nicht fett würden (S. 2). Eingesetzte Futtermittel waren u.a.

Kartoffeln, Abfälle aus dem Garten, Klee, Branntweinspülicht und Kohlrabi, zu denen man später Schrot hinzu gab. Tiere, die mit Abfällen der Müllerei gefüttert wurden, sollten eine besonders gute Fleisch- und Speckqualität liefern (S. 4 - 5). Die einzelnen Futtermittel wurden aufgelistet und Bemerkungen zu den Besonderheiten und ihrer Eignung zur Mast aufgeführt (S. 5 - 13). Weiterhin wurden Empfehlungen zur Fütterung der tragenden Sau, wie z.B.

Kartoffelbrei (da sich flüssige Nahrungsmittel günstig auf den Geburtsvorgang auswirken sollten) und der laktierenden Tiere gegeben. Zur Fütterung der Absatzferkel setzte man saure Milch, Kartoffelbrei mit Kleie oder mit Wasser verdünntes Gerstenschrot ein (S. 22, 24 u. 28).

Auch die optimale Trogform oder Hinweise zu Fütterungszeiten wurden behandelt (S. 3 - 4).

Der Nutzen des Schweins (S. 48 - 68) bestand neben der Rolle als Nahrungsmittellieferant, auch in der Vertilgung von Mäusen und Ungeziefer; sie wurden z.B. auch bei Heuschreckenplagen erfolgreich eingesetzt. Andererseits halfen sie durch Aufnahme und spätere Ausscheidung von Samen in die von ihnen aufgewühlte Erde bei der Besamung des Waldes und bei der Düngererzeugung.

MARTENS 1830, S. 383 - 389, riet im Zusammenhang mit Milchviehhaltung und Meiereiwirtschaft, die Schweine mit Molke zu mästen und setzte anfallende Stoffe wie saure Milch und Buttermilch auch bei der Ernährung von Sau und Ferkeln ein. Dabei richtete man sich bei der Mast zeitlich genau nach der Milchleistung der Kühe. Er empfahl auch die Weidehaltung, im Sommer besonders auf Dreschkoppeln und Brachflächen, dann auf abgeernteten Fruchtfeldern, im Spätherbst in der Nähe von Fischteichen und schließlich in den Wäldern.

Über die Mästung der Schweine, die meist 10 - 12 Wochen dauerte, berichtete DIETERICHS 1831, S. 27 - 30, sowie über Fütterungszeiten als auch über Futtermittel wie Erbsen, Pastinaken, rote Rüben, Kastanien, Fisch, Fleisch und Weintreber. Das Absatzfutter der Ferkel bestand aus saurer Milch, Gerstenschrot, Mehltränke oder Kartoffelbrei. Auch Grünfutter, wie gestampfte Wiesendisteln, wurden den Ferkeln gegeben. Tagsüber brachte sie der Schweinehirte auf die Weideflächen (S. 24 - 27).

In den Großherzogtümern Mecklenburgs wurde ein Frühjahrs- und ein Herbstwurf unterschieden (VON LENGERKE 1831, S. 373 - 386). Die Mästung erfolgte typischerweise mit Molken, Körnern und Kartoffeln. Der Autor warnte vor der Gefahr von Aborten bei Verfütterung großer Mengen Branntweinschlamms. Auch in den Städten mästete man noch Schweine. Hier wurden neben Abfällen gekochte Kartoffeln verfüttert. Als bestes Schweinefutter nannte er Saubohnen, die aber noch nicht in großem Umfang angebaut wurden.

BLOCK 1832, S. 416 - 435, zählte die Nahrungsmittel der Schweine auf, gab Auskunft über den täglichen Futterbedarf eines Schweins und seine Berechnung.

Um Schweine vor der „Bräune“ zu schützen, empfahl OBERMAIER 1833 (a u. b) kühlende Nahrungsmittel wie saure Milch, Molken, Sauerteigwasser mit Schießpulver, Kochsalz, reine Buchenasche oder in Wasser aufgelösten Salpeter.

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Die Fütterung mit Abfällen der Meierei und der Küche, die am Anfang mit Wasser vermischt werden sollten, sowie mit Korn, Wurzeln, gekochten oder gedämpften Kartoffeln, Branntweinschlempe, Eichen- und Buchensamen beschrieben AHLEFELDT u. KÜSELER 1834. Die Mast wurde nur mit kastrierten Tieren empfohlen.

Nachdem in bestimmten Gebieten Frankreichs das Freilaufen der Schweine im Wald verboten wurde und dadurch die Schweinepopulation in waldnahen Gebieten um die Hälfte schrumpfte, so dass die Bevölkerung auf den Märkten dazukaufen musste, hielt DOE 1834 ein Plädoyer für die Haltung der Omnivoren im Wald. Sie würden Schädlinge wie Larven, Schnecken und Schlangen vertilgen bzw. ihnen die Nahrungsgrundlage entziehen.

Um Ferkel während der Mast bei gutem Appetit zu halten und zur Unterstützung der Gesundheit, wurden gestoßene Galläpfel mit Schmiedekohle unter das Futter gemischt. Über die Wirkungsweise dieses Zusatzes konnten zwar keine Angaben gemacht werden, aber der Autor war durch eigene Beobachtungen überzeugt, dass es einen positiven Effekt auf die Entwicklung der Tiere habe (ANONYM 1834b).

Die mangelhafte wissenschaftliche Beachtung der Schweinehaltung und die schlechte Unterbringung, besonders in den Branntweinbrennereien der Städte, wurde im Jahre 1834 (a) kritisiert (ANONYM). Das Schwein wurde als ein genügsames Tier beschrieben, welches man selbst mit Wasserpflanzen, wie z.B. mit „Meerlinsen“, mästen könne.

KEMPER 1834 machte keine detaillierten Angaben zur Schweinefütterung und erwähnte nur am Rande, dass man die saure Fütterung auch bei Schweinen einsetzen könne.

Als Ursache für das Auftreten der „Bräune“ bei den Schweinen nahm HÜBNER 1835 u.a. die Verfütterung von Roggen, Erbsen und Bohnen an heißen Sommertagen an. Seiner Meinung nach wurde dadurch „das Blutsystem zu sehr gesteigert“. Vergiftungen durch Pflanzen als Ursache der Erkrankung schloss er aus. Als Prophylaxe empfahl er, frische Blätter wie Salat, Kohlarten und Dickwurzel zu füttern. Besonders wirksam sollten aber die Blätter und Stängel des Sauerampfers sein.

Im Jahre 1838 veröffentlichte SCHMID im Zuge einer neuen Verordnung einen Artikel über die Verwendung von Pferdefleisch zur Mästung und Fütterung der Schweine. Er beschrieb ausführlich, welche Pferde verwendet werden konnten, so z.B. alte, blinde oder nicht mehr arbeitstaugliche Pferde, Tiere mit Dummkoller, Dampf, Kreuzlähme oder mit Beinbrüchen. In Bezug auf die Eignung des Futtermittels bezog man sich auf Versuche mit Pferdefleisch an den Veterinärschulen in Kopenhagen und Paris (VIBORG 1820 u. 1826).

Der Autor beschrieb ausführlich welche vegetarischen Futtermittel zur Ernährung verwendet werden konnten, wie Gräser, Kräuter, Wurzeln (Kartoffeln, „Erdbirnen1“, Rüben, Pastinaken), Obst, Kürbisse, Kastanien, Rosskastanien, Eicheln, Bucheckern, Getreide, Erbsen, Bohnen, Linsen, Wicken, Buchweizen und Abfälle von Dreschtennen, Mühlen, Stärke- und Zuckerfabriken. Aus dem Tierreich fanden Würmer, Maden, Käfer, Schnecken, Muscheln, Frösche, Maulwürfe, Ratten, Aas, Milch, Schlachtabfälle sowie Abfälle aus Gerbereien und Exkremente Verwendung.

1 Topinamburknollen

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Ferner wurden Hinweise zur Zubereitung gegeben, so sollten Kartoffeln und andere Wurzeln gekocht, Äpfel und Birnen gequetscht, Getreide, Hülsenfrüchte oder Mais geschrotet, Fleisch gekocht und Knochen zerkleinert werden.

In England war die Mast mit Blut und Eingeweiden von Ochsen und Schafen bekannt, ebenso mit Fischen, welche einen tranigen Geschmack des Specks bewirkte. In Ungarn wurden sogar Heuschrecken eingesetzt, in Teilen Deutschlands fütterte man Schweine mit Fröschen oder Miesmuscheln und in Russland fand die Mast u.a. mit Schlachtabfällen und Knochenmehl statt (SCHMID 1838).

AVENARIUS 1839, S. 173 - 177, beschäftigte sich vor allem mit Fragen der Wirtschaftlichkeit. Um die Fresslust zu erhöhen, wurden eine starke Hand voll Salz und ein Stück Sauerteig, welches das Futter zum Gären bringen und es somit nahrhafter machen sollte, beigefügt. Um fette Schweine zu haben, gab man am Ende der Mast geschrotete Gerste, gequellte Erbsen oder im Backofen getrocknete Bohnen.

Nur am Rande und ohne Veröffentlichung von neuen Erkenntnissen wurde die Schweinehaltung von KREYSSIG 1840, S. 275 - 284, behandelt.

MEYERSBURG 1842 empfahl zu Beginn der Mast den Einsatz von saurer Milch und gekochten Kartoffeln, bei den älteren Tieren mit Zusatz von gekochtem oder eingeweichtem Getreide. Bohnen sollten vor dem Verfüttern angewärmt oder geschrotet und mit Wasser zu einem dicken Brei verrührt werden, der, wenn er in Gärung gerät, Schweine schnell fett machen sollte. Um die Fresslust zu erhöhen, gab man eingesalzenen Hafer. Auch die Fütterung mit Kartoffelteig besonders im Zusammenhang mit Eicheln wurde angewendet, ebenso wie Sauerteig und Getreideschrot mit Hafer als Zwischenfutter. Am Ende der Mast gab man weiches Brot und rohe oder halbgekochte Erbsen, um einen harten und fetten Speck zu erzielen.

In Sachsen konnte durch den Mangel an Weideflächen und durch hohe Preise der Molkereiabfallprodukte der Bedarf an Schweinefleisch nicht gedeckt werden (LINCKE 1842, S. 435 - 437). Es bestanden zwar einzelne größere Mästereien, die die verschiedenen Abfallprodukte verwerteten, doch war ein Import von Schweinen z.B. aus Polen, Schlesien oder Pommern notwendig. In der altenburgischen Landwirtschaft besaß fast jeder Hof ein bis vier Sauen, die größtenteils mit Milch bzw. Molke gefüttert wurden (S. 437).

In Belgien und Flandern wurden nach LINCKE 1843, S. 357 - 358, kaum noch Schweine gehütet. Futtermittel waren u.a. Buttermilch und Roggen-, Bohnen-, Hafer- sowie Buchweizenmehl mit gekochten Kartoffeln. Um die Fresslust zu erhalten, wurde gesalzener Hafer empfohlen.

Dass eine bessere Mast durch Sauerteig oder gegärtes Futter zu erzielen sei, behaupteten MAGNE u. FUCHS 1844, S. 453 - 455. Bei der Abhandlung der einzelnen Futtermittel gaben sie kurze Bemerkungen, ob es als Schweinefutter geeignet sei (S. 297 - 323).

Schweine, die mit dem Fleisch verendeter und getöteter Pferde gefüttert wurden, lieferten weiches Fleisch und Fett. Auch versuchte man, den Tieren Bingelkraut zu verabreichen, doch die Tiere fraßen es auch mit Mehl vermischt nicht (ANONYM 1846).

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Laut DIETERICHS 1848, S. 219, 222 - 223, 243 - 253, wurden die Schweine mit Abfällen aus der Meierei, Brennerei, Brauerei, aus der Stärke- und Zuckerfabrikation sowie mit Abfällen aus der Küche ernährt. Zur Mast wurden Getreide, Mais, Erbsen, Bohnen oder Müllereiabfälle eingesetzt. Auch die Eichel- und Buchmast war bekannt. Für die Nachlese auf Stoppelfeldern oder auf Brachflächen wurden ebenfalls Schweine verwendet. In fischreichen Gegenden wurde Fisch verfüttert. Speziell wurde auf die Themen Ferkelfütterung (Milch-, Mehl- und Schrotsuppen) und die Ernährung der Sauen (flüssige Nahrung und Klee) eingegangen.

In der Zeit von 1801 bis 1850 sind elf Fütterungsversuche publiziert worden (Tabelle 4).

Eine große Rolle spielte hierbei VIBORG, der allein fünf dieser Versuche vornahm. Im ersten Versuch wurde den zwei Probanden Treber verfüttert (VIBORG 1804). Durch Hungern brachte er die Schweine dazu, auch sauren Treber zu fressen. Im zweiten Versuch gab er schon etwas sauer gewordenen Spülicht, was zu einer verminderten Akzeptanz des Futtermittels in den ersten Tagen führte (VIBORG 1805a). Als förderlich für die Mast wurde Dunkelheit, ein enger Raum mit viel Ruhe und die Ausschaltung des Geschlechtstriebes durch Kastration angesehen. Der Speck zeigte sich durch Stärkespülichtfütterung hart und fest. Bei Gerstenfütterung machte er die Beobachtung, dass besonders gerne gekeimte Gerste von den Schweinen aufgenommen wurde. Neben Aussagen zu Gewichtszunahmen, Akzeptanz und Speckqualität machte der Autor auch Angaben zur Rentabilität der Fütterung. Er stellte die Kosten der Futtermittel dem Verkaufserlös des Specks gegenüber. Im zweiten Versuch wurde zuerst probiert, den unechten Gänsefuß (Chenopodium hybridum L.) in unterschiedlicher Zubereitung als Schweinefutter anzuwenden (VIBORG 1805b). Freiwillig nahmen die Schweine die Pflanzen nicht auf, so dass auch Versuche mit zwangsweiser Eingabe erfolgten.

Dann gab es Versuche mit rotem Gänsefuß (Chenopodium rubrum) und dem Stadtgänsefuß (Chenopodium urbicum L.), die auch nicht gern von den Schweinen gefressen wurden, ebenso wie die Gänsefußart „guter Heinrich“ (Chenopodium bonus henricus). Mauer-Gänsefuß (Chenopodium murale L.) und stinkender Gänsefuß (Chenopodium vulvaria L.) wurden dagegen ohne Probleme aufgenommen. Beobachtet wurden während dieser Verfütterung das Allgemeinbefinden sowie die Ausscheidungen. Es folgten zwei Untersuchungen über Bucheckernfütterung (VIBORG 1807a) und über die Gabe von gekochter sowie geschroteter Gerste (VIBORG 1807b). Ein anonymer Autor mit der Abkürzung W. musste 1834 wahrscheinlich aufgrund von Missernten anstatt der sonst üblichen Futtermittel wie Gerste, Bohnen und Kartoffeln auf „Rockenschrot“ (Roggenschrot) und Gras zurückgreifen. Hierbei machte er ausdrücklich auf die Wichtigkeit der Graszerkleinerung und dem Vermischen der Futtermittel aufmerksam. DUMAS et al. stellten 1843 im Zuge ihrer Forschungen über die Fettproduktion im Tierkörper einen Fütterungsversuch an, indem sie eine rein pflanzliche Ration mit einer Fleischration verglichen. Auch der Zweck des Versuchs von BOUSSINGAULT 1844 war die Erforschung des Ursprungs des Fettes im Tierkörper. LE BEL 1847 interessierte sich, besonders im Hinblick auf den günstigen Preis, für den Futterwert der Eicheln. Neben dem Rassenvergleich von Poiton und Hamshire versuchte PARENT 1850 das Lebensalter der Schweine herauszufinden, bei dem sie den größten Körperzuwachs zeigten und sich somit am besten für eine schnelle Mast eigneten.

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Tabelle 4: Fütterungsversuche 1801 - 1850

Jahr Autor Art der verwendeten Tiere u.

untersuchter Effekt

Eingesetzte FM 1804 VIBORG - Versuch mit 2 halbjährigen Schw.

- Gewichtszunahme, Akzeptanz

Frischer u. saurer Treber 1805

(a) VIBORG - Versuch 1: einjähriger Eber u. ¾ Jahre alte, kastrierte Sau

- Versuch 2: nur weibliches Tier - Gewichtszunahme, Akzeptanz, Rentabilität, Speckmenge u.-qualität

- Versuch 1: Spülicht.

- Versuch 2: eingew. Gerste, die im Laufe der Zeit zu keimen begann

1805

(b) VIBORG - u.a. halbjährige Ferkel

- Allgemeinzustand, Auswirkung auf ihre Ausscheidungen

Verschiedene Arten von der Gattung Gänsefuß in

unterschiedlicher Zubereitung 1807

(a) VIBORG - 1 ½ Jahre alte, kastrierte Sau

- Schlachtgewicht, Speckqualität Bucheicheln (Bucheckern) 1807

(b) VIBORG - einjährige, kastrierte Sau

- Gewichtszunahme Gek. oder geschr. Gerste 1834 W. - 3 dreijährige Sauen u. 3 jährige

Schw.

- Gewichtszunahme

„Rockenschrot“ mit sehr fein zerschnittenem Gras vermengt 1826 VIBORG - Gewichtszunahme, Speckqualität Pferdefleisch mit Knochen; z.T. mit

Getreide o. Kartoffeln 1843 DUMAS et

al.

- erst 4, dann 8 Schw. gleicher Größe u. Alters

- Gewichtzunahme

Versuch 1: Kleber u. Stärkemehl im Vergleich zu Fleisch von gek.

Schafsköpfen;

Versuch 2: gek. Kartoffeln, Rüben u. Roggen im Vergleich zu gek.

Schafsköpfen 1844 BOUSSING

AULT

- 12 Schw., 8 Monate alt

- Fettanteils des Schlachtkörpers, Ermittlung des mit den

Exkrementen ausgeschiedenen Fetts

Ged. Kartoffeln mit Wasser gemischt ad lib. im Vergleich zu Ration aus Kartoffeln, Roggenmehl, rohen Erbsen u. Spülicht

1847 LE BEL - 11 fünf Monate alte Ferkel - Gewichtszunahme

Eicheln, Mohnkuchen u.

Buttermilch 1850 PARENT - Versuch mit Poiton u. Hampshire

- Rassenvergleich, Ermittlung des Alters mit dem stärksten

Körperzuwachs

Bis zum Alter von 20 Tagen Milch ad lib., dann Roggen, Kleie, Kartoffeln

4.4 1851 - 1875

Erwähnenswerte Bücher in diesem Zeitraum, die sich mit der Ernährung der Schweine beschäftigten, waren neben BAUMEISTER 1852, HAZZI 1852, LÖBE 1852, YOUATT 1852, BAUMEISTER u. RUEFF 1871 auch GROUVEN 1859 und WOLFF 1861, die viele

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Fütterungsversuche ihrer Kollegen zitierten, aber auch eigene Erfahrungen und Versuchergebnisse einbrachten.

Schon früh erkannte BAUMEISTER 1852, S. 24 - 30, den Einfluss der Fütterung auf die Zuchtergebnisse. Die Zuchttiere sollten zwar das ganze Jahr über mit gutem Futter versorgt werden, doch zu fette Schweine zeigten verminderte Fortpflanzungsergebnisse. Auch eine Unterversorgung mit Nahrung oder die Verfütterung von mangelhaften Futtermitteln sorgte für eine Minderung des Geschlechtstriebes, geringere Fruchtbarkeit, schlechte Nachzucht und zum Teil auch zu Verlusten von Zuchttieren und ihren Nachkommen. Die Fütterung des Zuchtebers verlangte besonders in der Deckzeit gehaltvolle Futtermittel wie Gerste, Dinkel, Roggen, Hafer und verschiedene Hülsenfrüchte in geschrotetem Zustand. Auch Milch, Fleischbrühen, „Brod“, gekochtes und rohes Fleisch sowie Eier kamen zum Einsatz. Reines Trinkwasser war Spülwasser vorzuziehen und sollte immer ausreichend zu Verfügung stehen.

Als Sommerfutter wurden angefeuchtete Kleie, Molkereiabfälle sowie täglich Grünfutter empfohlen. Im Winter gab man Mehl und Kleie mit warmem Wasser vermischt mit Kartoffeln oder anderen Wurzelgewächsen. Auch „Küchenspülicht von einfachen Kostgebereien“ wurde in kontrollierten Mengen verfüttert. Brandweinschlempe, Abfälle aus Zucker- und Stärkemehlfabriken hingegen galten als Mastfutter und wurden nur als Zusatz zur normalen Ration für Zuchttiere verwendet. Damit der Eber nicht träge und faul und damit weniger zeugungsfähig würde, sollte ihm täglich Freigang mit einer Suhle zur Verfügung stehen. Die Ernährung der Mutterschweine begann schon mit ihrer Aufzucht, wobei Kleien- und Mehlfütterung mit Kartoffeln, Rüben, Gemüseabfällen und Molkereiabfällen sich besonders eigneten. In der Trächtigkeit gab man Getreideschrot, wobei die Ration 10 bis 14 Tage vor der Geburt verringert und erst einige Tage nach dem Werfen wieder verstärkt wurde.

Als ein geeignetes Futtermittel für Sauen, das sich positiv auf Milchleistung und Neugeborene auswirken sollte, sah man „leichte Frucht, die man beim Dreschen und Putzen der Früchte schon für solche Zwecke bei Seite schafft“ an. Diese wurde geschrotet, geröstet oder gemalzt in steigenden Portionen der Ration zugesetzt. Nach dem Absetzen der Ferkel wurde die intensive Fütterung der Sau wieder heruntergefahren und erst vor dem nächsten Decktermin wieder erhöht. Während der Brunst gab man nur kleine Portionen von leichtverdaulichen Futtermitteln mehrmals täglich. Nach dem Deckakt bekam die Sau zwei bis drei Stunden kein Futter, aber ausreichend Wasser. Auch in den ersten Tagen nach der Belegung wurde die Ration knapp gehalten und erst mit fortschreitender Trächtigkeit erhöht. Täglicher Freigang der Sau wurde vom Autor ebenfalls empfohlen, wobei das Wühlen der Tiere auf dem Schweinehof durch einen Ring oder Draht durch die Nasenscheidewand verhindert werden sollte. Eine weitere Möglichkeit war das Durchtrennen der „beiden Sehnen der beiden Aufhebemuskel der Oberlippe, da wo sie zusammenlaufen oben und hinter dem Rüssel“.

HAZZI 1852, S. 3 - 45, berichtet über die Sommer- und Winterfütterung sowie die Fütterung der tragenden Sau, des Ebers und der Ferkel. Er empfahl den Einsatz von Kuhmilch als Muttermilchersatz für junge Ferkel und gab Empfehlungen zur Versorgung der laktierenden Sau. Neben Angaben zum täglichen Futterbedarf der Schweine behandelte er auch Themen wie Weidegang, Futterzubereitung, Wald-, Wiesen- und Stallmast. Als Mittel bei Verstopfungen empfahl er Öleingaben oder Klistiere aus Leinsamenbrühe (S. 76). Schweinen, die an Durchfall litten, sollte Mehltrank mit Gersten- oder Roggenschrot, getrocknete Heidelbeeren zu Mus zerkocht, Tormentillwurzel oder die Wurzel des roten Enzians gegeben

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werden (S. 76 - 77). Gegen Finnen sah er unter anderem Asche von Eichenholz oder Spießglanz als hilfreich an (S. 78).

KÖRBER 1858, S. 366 - 367, empfahl bei männlichen Zuchttieren ein tägliches Futterquantum von 3 bis 3,5 Pfd. Heuwert auf 100 Pfd. lebendes Gewicht mit einem Nährstoffverhältnis von 1:5 bis 1:5,5 an. Bei der Sau sah er in Hinblick auf den erhöhten Bedarf durch die Aufzucht der Jungen täglich wenigstens 5 Pfd. Heuwert auf 100 kg lebendes Gewicht mit einem Verhältnis der Nährstoffe von 1:4,5 bis 1:5 als nötig an. Da das Schwein im Gegensatz zu anderen landwirtschaftlichen Nutztieren, die meist nur ein Junges werfen, meist um die 10 Nachkommen hat, musste nach seiner Meinung (S. 409 - 411) die Fütterung nach der Anzahl der Ferkel bestimmt werden, um eine ausreichende Milchversorgung der Jungen sicherzustellen. So benötigte ein mittelgroßes Schwein täglich an Beharrungsfutter 5 Pfd. Heuwert. Für die Produktion der erforderlichen Milchmenge zur Ernährung eines Saugferkels wurden täglich ungefähr 1,75 Pfd. Heuwert angesetzt. So war eine von BOUSSINGAULT konzipierte Ration für ein Mutterschwein mit fünf Jungen völlig ausreichend (Tabelle 5).

Tabelle 5: Ration für Mutterschweine mit fünf Ferkeln von BOUSSINGAULT (KÖRBER 1858, S. 410)

Eingesetzte FM Menge der eingesetzten FM in kg Entspricht Heuwert in kg

Gek. Kartoffeln 11,25 3,57

Roggenmehl 1,23 1,83

abgerahmte, saure Milch 6,01 2,83

= 8,23 kg Heuwert Ab einer Wurfgröße von 10 bis 12 Ferkeln allerdings reichte die Muttermilch nicht aus, so dass entweder überzählige Jungen getötet oder eine Beifütterung von erst süßer, später saurer Milch nötig wurde. Zu beachten war auch, dass Sauen mit vielen Ferkeln eine so große Futtermenge benötigten, dass bei Auswahl falscher Futtermittel das übergroße Volumen der Nahrung zu Verdauungsstörungen führte. Günstige Rationen bestanden hauptsächlich aus Hafer, Gerste oder Hülsenfrüchten. Das Absetzen der Ferkel erfolgte zwischen der 4. und 6.

Woche. In 5 bis 6 kleinen Portionen täglich gab man ihnen abgekochte Kartoffeln, abgerahmte, saure Milch, Wurzelgewächse und Grünfutter jeder Art. Das Beharrungsfutter der Jungtiere bei einem Gewicht von 16 bis 17 kg KGW wurde mit 1 kg auf 100 kg LM angegeben. Zusätzlich kam das erforderliche Produktionsfutter für ihr Wachstum von 1,5 bis 1,75 Pfd. Heuwert dazu, so dass das tägliche Futterquantum insgesamt 2,25 bis 2,5 Pfd.

Heuwert betrug.

Neben dem Einsatz von gekochten Kartoffeln im Gegensatz zu rohen, sprach sich GROUVEN 1859, S. 528 u. 550, für die Fütterung von trockenem Gerstenmehl aus, da sonst der Verlust von unverdauten Gerstenkörner zu groß wäre. Auch Rapssamen benötigten eine Aufbereitung, um vom Tierkörper aufgenommen zu werden, im Gegensatz zu Erbsen und Bohnen, die nicht zerkleinert zu werden brauchten, da sie vollständig verdaut würden.

Er empfahl weiterhin, Schweine in den ersten 6 - 8 Monaten nicht zu stark und nicht zu proteinreich zu füttern. Um möglichst weite, aufnahmefähige Därme und eine leistungsstarke Verdauung zu bekommen, riet er, voluminöse Rationen „mit schwachen

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