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Kollegialität – quo vadis?„…Ich werde meinen Lehrerinnen und Lehrern, meinen Kolle-

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Academic year: 2022

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Ärzteblatt Sachsen 5|2019 Erik Bodendieck

Editorial

Kollegialität – quo vadis?

„…Ich werde meinen Lehrerinnen und Lehrern, meinen Kolle- ginnen und Kollegen und meinen Schülerinnen und Schülern die ihnen gebührende Achtung und Dankbarkeit erweisen…“

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

welchen Interpretationsspielraum haben wir da? Per defini- tionem möge man meinen – keinen . Die Realität sieht hinge- gen oft anders aus . Dabei treibt mich das Wie und Warum um . Vorausgeschickt sei, dass auch ich Erfahrungen mit Kollegialität gemacht habe, die unterschiedlicher nicht sein könnten .

Haben die Klagen unseres Berufsstandes über mangelnde Anerkennung, wachsende Beliebigkeit, steigende Arbeitsbe- lastung in der Berufstätigkeit und vieles mehr, nicht auch immer etwas damit zu tun, dass nicht die oft angeführte Ökonomisierung dazu führt, dass wir unsere Kollegialität verlieren, sondern eher unsere Kollegialität zuerst geopfert wurde und dadurch die Ökonomisierung Raum greifen konnte? Ist es die Frage nach „Henne oder Ei“? Letztlich wird beides eine fast dialektische Beziehung eingegangen sein und fatale Folgen haben .

Kürzlich wurde eine Studie publiziert, in welcher die Haus- ärzteschaft selbst beklagt, dass sie oft Entlassbriefe aus dem Krankenhaus nicht beim ersten Lesen versteht . Wir haben Qualitätssicherungsmaßnahmen eingeführt, welche aus meiner Erfahrung heraus überflüssig wären, wenn wir Grundlagen unseres Berufes und insbesondere hervorra- gende Kollegialität leben würden . Man möge mir dies als Rückwärtsgewandtheit vorwerfen, aber, um beim Beispiel der Arztbriefe zu bleiben, ich kann mich gut erinnern, dass

mein erster Weiterbilder meine Briefe solange korrigierte, bis er sicher sein konnte, dass alles richtig zusammengefasst und dargestellt war . Erst dann erfolgte seine Unterschrift . Und meine ersten mir vorgesetzten Oberärzte oder der Chefarzt kontrollierten und besprachen alle meine Aufnah- men immer unmittelbar in einer kollegialen Art und Weise mit mir . Das war nicht immer leicht, aber nur so kann der junge Arzt vom erfahrenen Kollegen lernen, nicht nur fach- lich sondern auch menschlich .

Heute leben wir in einem Mix aus mangelnder Kontrolle (der Chef steht zwar drunter, aber unterschrieben hat er nicht) und trotzdem klagen viele über Hierarchien, wachsende Arbeitsverdichtung und dem daraus abgeleiteten Rückzug aus der vollumfänglichen Patientenversorgung im Sinne der Verwirklichung von „Work-Life-Balance“, wachsender Indivi- dualität und mangelnder Kollegialität .

Die Außenwelt reagiert darauf ebenso mit Unverständnis und Ausweichen auf andere Strukturen . Dies muss uns klar sein, denn letztlich sind Ärztinnen und Ärzte ein wichtiger und auf Grund ihrer umfassenden Aus- und Weiterbildung auch der einzige Berufsstand, der Gesundheitsversorgung zentral leisten kann . Je mehr wir aber sagen „Wir schaffen es nicht mehr“, umso weniger wird und kann es uns gelingen, unsere Stellung zu halten .

Ich unterstelle jedem einzelnen Angehörigen unseres Berufsstandes, dass er nach bestem Wissen und Gewissen handelt, also jeder Kollegin, jedem Kollegen auch die not- wendige Achtung entgegengebracht werden muss . Und dies nicht nur während der Berufstätigkeit .

Ein besonderes Thema ist die Behandlung von Ärztinnen und Ärzten als Patienten . Hier häufen sich die Klagen über Missstände . Wie oben gesagt, auch ich habe da ganz unter- schiedliche Erfahrungen von überwiegend sehr sehr positiv bis hin zu überhaupt nicht wahrgenommen gemacht . Nicht nur die Frage „Stelle ich eine Rechnung für meine ärztliche Leistung oder nicht?“ steht da zur Debatte, sondern eher die Achtung vor dem Kollegen, der Kollegin, welche sich ärztli- cher Hilfe anvertrauen . Zugegebenermaßen fällt es uns Ärz- ten ja aber auch nicht ganz leicht, mit Menschen umzugehen, welche als unser Gegenüber einen ähnlichen Wissensstand haben und trotzdem ist und bleibt es ein Kollege oder eine Kollegin, welche all unsere Aufmerksamkeit fordern .

Es darf und es kann nicht sein, dass wir die Grundfesten unseres Berufsstandes missachten, unser Gelöbnis ist da eben doch eineindeutig .

Wir verlieren unsere Glaubwürdigkeit und damit immer mehr an Achtung und vor allem an Bedeutung .

Lassen Sie uns mit der gebotenen Kollegialität gemeinsam weiter vorangehen .

Erik Bodendieck Präsident

© SLÄK

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