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uns zum Klimaschutz?

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Academic year: 2022

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Dr. Stephan Lingner

S4F-Reihe, HS Koblenz, 28.10.2020

Technikfolgenabschätzung – was verpflichtet

uns zum Klimaschutz?

(2)

Zur Person

• Dipl. Geologie (Würzburg/Tübingen)

• Dr. rer. nat. (FB Chemie; Münster)

• Planetenforschung, Systemanalyse Raumfahrt (Uni Münster, DLR)

• Technikfolgenforschung (IQIB Ahrweiler, vorm. Europ. Akademie)

Klima, Boden, Lärm, Energie

Nachhaltigkeit, TA-Konzepte

Digitalisierung, KI

gelebte Interdisziplinarität

(3)

Klima – warum TA?

Interdisziplinäre Perspektive von Technikfolgenabschätzung (TA)

• Meteorologie, Klima(folgen)modellierung

• Wissenschaftsphilosophie, Systemanalyse

• Weltwirtschaft, Mikroökonomie

• Politikwissenschaften, Soziologie

• Umweltrecht, Völkerrecht

• Umweltethik, Nachhaltigkeit

(4)

Übersicht

• Facetten der Klimaproblematik

• Warum (keine) Verantwortung für Zukünftige?

• Was folgt daraus?

(5)

Klimadebatte

• Zweckoptimismus und Alarmismus

• Wissenschaftl. Disput „poor Science“

• Bewertungsfragen

Komplexität, Unsicherheit, Ambivalenz (s.a. Pätzold 2020)

Risikoabwägung (Gesellschaft, Wirtschaft, …)

Akzeptierbarkeit?

Prävention, Anpassung, Climate Engineering?

(6)

Klimafolgen

Bedrohte Küstenregionen durch Meeresspiegelanstieg

Schäden durch Extremereignisse

Ausbreitung von Tropenkrankheiten

Ernteausfälle/Hunger durch regionale Klimaveränderungen

Migration aus verwundbaren Regionen

Verlierer und Gewinner – ist das gerecht?

(7)

Klimazukunft?

• Klima ist Statistik – über die Vergangenheit

• Dem Wettereignis (Hitzewelle …) sieht man den Klimawandel nicht an

• Klimamodelle als Fenster in die Zukunft?

• Klimamodelle sind unsicher – kann man denen trauen?

Ja – mit Einschränkungen

Wir haben nichts Besseres

Rest-Unsicherheit (natürlicher Anteil; regionale Effekte …)

(8)

Handlungsdilemma bei Unsicherheit

zögerliche Klimastrategie aufwendige Klimastrategie Klimafolgen besser als

Prognose

sehr gut moderat

Klimafolgen schlechter als Prognose

katastrophal tolerierbar

Keine Optimierung bei Unsicherheit der Modellierung möglich

Vermeidung von „False-positives“ = Abwendung systemischer Schäden

(nach Nutzinger 1999)

(9)

Trägheit des Klimasystems

• Das Klimasystem ist träge (Ozeane, Eis!)

• Derzeitiger Klimawandel – ein Erbe von unseren (Groß-)Eltern?

• Heutige Emissionen würden in 50-100 Jahren klimawirksam

• Gut: Zeitgewinn für Vorsorge

• Risiko: die Zeit wird evtl. nicht genutzt (Zwang zur Anpassung)

• Müssen wir überhaupt soweit in die Zukunft denken?

(10)

Intergenerationelle Perspektive

Martha Nussbaum, 2011:

„Environmental quality would be important (…) to support the capabilities of people (…), but the argument becomes much more

powerful when future generations are taken into account (…) the right way to do this a challenge (…).“

Nur ein strategisches Argument?

(11)

Zukunftsverantwortung

• Haben Zukünftige überhaupt Rechte uns gegenüber?

• Reicht es nicht, wenn wir uns um unsere Kinder und Enkel kümmern?

• Ein Verantwortungsabbruch nach 3. Generation wäre willkürlich und ethisch fragwürdig

(12)

Zukunftsverantwortung

• Haben Zukünftige überhaupt Rechte uns gegenüber?

• Reicht es nicht, wenn wir uns um unsere Kinder und Enkel kümmern?

• Ein Verantwortungsabbruch nach 3. Generation wäre willkürlich und ethisch fragwürdig

• Es gibt auch Gegenargumente

(13)

Argumente gegen Zukunftsverantwortung (1/2)

• Zukünftige werden sich zu helfen wissen – unbegründeter Optimismus – Ökosystemleistungen nicht/kaum ersetzbar

• Zukünftige haben keine Rechtsansprüche – falsch: „Umweltpflege für zukünftige Generationen“ §20a GG

• Mit Zukünftigen kann man nicht verhandeln – zu formal:

Vorsorgepflicht gilt auch für Kinder, Senile oder Bewusstlose

• Zukünftige sind so wenig real wie Batman – sie werden aber Realität – Batman bleibt fiktiv

(14)

Argumente gegen Zukunftsverantwortung (2/2)

• Wenn Zukünftige eine Rolle spielen sollen, müsste man sie auch um ihrer selbst willen zeugen – absurd – es gibt keinen vorgeburtlichen Lebenswillen

• Klimafreundliches Handeln könnte einzelne zukünftige Individuen auch benachteiligen – Klimavorsorge ist auf das zukünftige

Gemeinwohl hin gerichtet – nicht auf individuelle Optimierung

• Zukunftsvorsorge kann das Ziel verfehlen – banal – das ist das Risiko jeder Handlung

(15)

Zwischenfazit

• Gegenargumente nicht stichhaltig

• „Diktatur“ heute Lebender nicht zu rechtfertigen

• Ethische Pflicht zur Klimavorsorge!

insbesondere auch für Zukünftige

Reichweite …?

(16)

Reichweite der Zukunftsverantwortung (1/2)

• Theoretisch unendlich – Abbruch ab x-ter Generation ist willkürlich

• Problem 1: Überforderung?

• Problem 2: Klima-Bedürfnisse in ferner Zukunft unklar

(17)

Reichweite der Zukunftsverantwortung (2/2)

• Theoretisch unendlich – Abbruch ab x-ter Generation ist willkürlich

• Problem 1: Überforderung?

• Problem 2: Klima-Bedürfnisse in ferner Zukunft unklar

• Lösung: variable Verbindlichkeiten für die Zukunft

Nahverpflichtungen > Fernverpflichtungen

„Obligation Chain“ – generationsübergreifende Übergabe von restlichen Fernverpflichtungen („Generationenvertrag“)

Intergenerationell: Menschenwürdiges und moralisches Leben

(18)

Stillstand?

• Wenn vorsorgender Klimaschutz möglich und ethisch geboten ist:

• Warum passiert dann (scheinbar) so wenig?

(19)

Fallstricke konkreter Klimavorsorge (1/2)

• Abwägung: Nah-/Fernverpflichtung

Intra-/intergenerationell

• Polit. Zielkonflikte

Umwelt, Gesellschaft, Wirtschaft …

(20)

Fallstricke konkreter Klimavorsorge (2/2)

• Abwägung: Nah-/Fernverpflichtung

Intra-/intergenerationell

• Polit. Zielkonflikte

Umwelt, Gesellschaft, Wirtschaft …

• International bindende Vereinbarungen & Maßnahmen?!

Historische Emissionen, nachholende Entwicklung?

Länderinteressen & machtfreie Verhandlungen?

Globaler Konsens & robuste Kontrolle?

(21)

Globales Handlungsdilemma

USA reduziert THG-Ausstoß USA reduziert THG-Ausstoß nicht China reduziert

THG-Ausstoß

Geringe Klimarisiken für alle Wettbewerbsvorteile für USA China reduziert

THG-Ausstoß nicht

Wettbewerbsvorteile für China

Hohe Klimarisiken für alle

Hohe Umweltrisiken bei Nichthandeln

Wirtschaftliche Nachteile für Vorreiter

Internationale Handlungs-Regime als Chance & Notwendigkeit

(verändert nach Ott 2002)

(22)

Ausblick

• Es gibt keine Weltregierung, die Globales verbindlich regelt

• Weiterhin auf internationale Aushandlungsprozesse setzen!

• Nationale Alleingänge möglich, aber begrenzte Wirkung

• Tagespolitik muss viele andere Probleme regeln

• Zivilgesellschaftliches Agenda-setting (S4F etc.) hilfreich

• Ob es am Ende (für was genau) reicht …?

(23)

Kontakt

Dr. Stephan Lingner (0)2641/973-306

stephan.lingner@iqib.de

www.iqib.de

Referenzen

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