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Medizinhistorisches Ingolstadt

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Bayerisches Ärzteblatt 11/2009 553

BLÄK informiert

fessoren nicht unwesentlich bei. 1648 verbot Herzog Maximilian dem Anatomen Johannes Dühler seine wörtlich „saugroben Ausführen“.

Zu den bedeutendsten Medizinern die in Ingol- stadt lehrten, zählte Heinrich Palmatius Leve- ling, der 1771 als Professor für Anatomie und Chirurgie an die Universität kam. Kurz darauf las er auch Physiologie, Pathologie und erst- mals in Ingolstadt Medizingeschichte. Leveling war Leibarzt des Fürsten von Thurn und Taxis und des Fürstbischofs von Freising. 1783 be- arbeitete er eines der wichtigsten Anatomie- Lehrbücher, die anatomische Erklärung der Originalfiguren des Andreas Vesal. 1789 grün- dete er im Militärspital die erste Klinik in In- golstadt, wo die Medizinstudenten regelmäßig Patienten selbst untersuchten. Sie bestand aus einem Zimmer mit sechs Betten. In Anerken- nung seiner Leistungen wurde er Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde für die Medizinische Fakultät sogar ein kleines eigenes wissenschaftliches Gebäude mit einem Arzneipflanzengarten errichtet, die Alte Ana- tomie. Heute ist dort das Deutsche Medizin- historische Museum untergebracht.

Ich finde es für einen Ärztekongress auch durchaus passend darauf hinzuweisen, dass vor dem Hintergrund der medizinischen Expe- rimentierfreudigkeit in Ingolstadt die britische Schriftstellerin Mary Shelley 1818 den Medi- zinstudenten Viktor Frankenstein aus Genf an die Ingolstädter Universität schickt und der hier seine berühmte Kreatur zusammennäht und zum Leben erweckt.

Bekanntlich wurde die Ingolstädter Universität 1800 kurzfristig nach Landshut und dann nach München verlegt. Und die heutige Ludwig-Ma- ximilians-Universität ist eigentlich ein Ingol- städter Gewächs.

Ich wünsche Ihnen einen Interessanten und an- regenden Aufenthalt in Ingolstadt. Ich würde mich freuen, wenn Sie einen kurzen Blick in das Deutsche Medizinhistorische Museum werfen würden, weil ich überzeugt bin, ob dass das dann sicherstellt, dass Sie zu einem späteren Zeitpunkt zu einem ausführlichen Besuch wie- der in unsere Stadt kommen.

Es gilt das gesprochene Wort!

programm der Medizinerausbildung in Bayern auf die theoretische Unterweisung arabischer und griechischer Kenntnisse. Die Medizin galt damals als abgeschlossene Wissenschaft. Kein Wort von Fortbildung. Wer sein Examen be- standen hatte, war sein ganzes Leben lang für diesen Beruf gerüstet.

Die Absolventen des Medizinstudiums waren dementsprechend im Gegensatz zu den nicht- akademisch ausgebildeten Wundärzten und Bader sowie Chirurgen auch hauptsächlich gutachterlich und beratend tätig.

In Ingolstadt überwachten die fünf Medizin- professoren das Blatternhaus, das Siechenhaus, das Brechhaus, das Altenheim und das Waisen- haus sowie die Stadtapotheke und die Bäder.

Sie prüften den Stadtarzt, den Garnisonsarzt, die damals fünf Bader, die Hebammen und sie kämpften gegen Quacksalber.

Seit der Reform des medizinischen Studiums an der Hohen Schule im Jahre 1555 sollte die Ana- tomie durch das Sezieren von Leichen erlernt werden. Die früheste Sektion ist in Ingolstadt von 1571 bekannt. Seit 1641 durften Studenten aller Fakultäten zuschauen. Die Vorführungen waren spektakulär. Dazu trugen, so hört man, die deftigen Kommentare der sezierenden Pro- Herzlich willkommen zum Bayerischen

Ärztetag. Ich freue mich sehr, dass die Voll- versammlung der Bayerischen Landes- ärztekammer heuer bei uns stattfindet.

Sie befinden sich in Ingolstadt – auch aus me- dizinischer Sicht – auf historischem Boden.

Bekanntlich wurde 1472 die erste Bayerische Landesuniversität hier in Ingolstadt gegrün- det. Und selbstverständlich gehörte zum Fä- cherkanon von Anfang an auch die medizi- nische Wissenschaft. Im Gebäude dieser ersten Bayerischen Landesuniversität, der Hohen Schule, befindet sich ein berühmtes Fresko aus der frühen Universitätszeit, das Äskulapfresko, das auf die Medizinische Fakultät hinweist.

Andererseits erfreuten sich die in Ingolstadt ausgebildeten Mediziner nicht immer höchster Wertschätzung. Die hier promovierten Dok- toren würden die Friedhöfe füllen, weil es an der praktischen Ausbildung fehle, beklagten sich 1676 die Kurfürstlichen Leibärzte.

Erstmals in Deutschland hatten 1562 Ingol- städter Medizinstudenten gefordert, den prak- tischen Unterricht am Krankenbett einzuführen und Medizin nicht allein über den philoso- phischen Diskurs zu lehren. Aber noch weitere 200 Jahre lang konzentrierte sich das Lehr-

Medizinhistorisches Ingolstadt

Dr. Alfred Lehmann, Oberbürgermeister der Stadt Ingolstadt.

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