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Die Pflanze für den Mann

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32 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Dezember 2016 | www.diepta.de

U

nter den circa 200 Weidenröschen- arten haben sich das Schmalblätt- rige Weidenröschen (Epilobi- um angustifolium L.) und das Kleinblütige Weidenröschen (Epilobium parviflorum Schreb.) als Arzneipflanzen etabliert.

Bislang waren sie weder im Europäischen Arzneibuch (Ph.

Eur.) aufgeführt, noch wurden sie von der Kommission E be- gutachtet. Ende letzten Jahres wurde vom Committee on Her- bal Medicinal Products (HMPC) der Europäischen Arzneimittel- behörde (European Medicines Agency/EMA) eine Monogra- phie über die zwei Weiden- röschenarten veröffentlicht, wodurch sie jetzt als traditionell verwendete Heilpflanzen zur Linderung von Harnwegsbe- schwerden im Zusammenhang mit einer benignen Prostata- hyperplasie (BPH) anerkannt sind.

Klein- und großblütig Bei beiden Weidenröschenarten sind die unterständigen, langen Fruchtknoten besonders auffäl- lig. Damit bekunden die beiden Pflanzen aus der Familie der Nachtkerzengewächse (Onagra- ceae) eindeutig ihre Zugehörig- keit zur Gattung Weidenrös- chen (Epilobium). Die rosa bis violett gefärbten Blüten mit vier Kelch- und vier Kronblättern sowie vierteiliger Narbe tragen acht Staubblätter. Beim Klein- blütigen Weidenröschen sitzen

kleine Blüten am Ende der Stängel an 0,5 bis 1,8 Zentime- ter langen Blütenstielen. Beim Schmalblättrigen Weidenrös- chen sind hingegen zahlreiche große Blüten in einem langen, endständigen traubigen Blü- tenstand angeordnet. Während die großblütige Art bis zu 1,5 Meter hoch wird und wechsel- ständige, kurz-gestielte Blätter mit leicht eingerolltem Rand hat, erreicht die kleinblütige Verwandte lediglich Wuchshö- hen bis zu 80 Zentimetern und zeichnet sich durch gegenstän- dige, leicht gezahnte Blätter aus, die meist direkt am Stängel sit- zen. Die Blätter beider Arten haben eine lanzettlich-längliche Form.

Vielsagende Namen Die bo- tanischen Merkmale kommen in den verschiedenen Pflanzen- namen zum Ausdruck. Der Gat- tungsname Epilobium (griech.

epi = auf und lobos = Lappen) verweist auf die Position der Blütenblätter über dem Frucht- knoten. Die deutsche Bezeich- nung vereint die Ähnlichkeit der Blüten mit Rosenblüten und die Blattform, die an eine Weide erinnert, in einem Wort zu Weidenröschen. Auf die kleinen Blüten von Epilobium parviflorum Schreb. nehmen der lateinische Artname parvif- lorum (parvus = klein, Flora = Blüte) und die deutsche Be- zeichnung Kleinblütiges Wei- denröschen Bezug. Bei Epi- lobium angustifolium L. wird sowohl mit dem lateinischen Artnamen (angustus = eng, sch- mal und folium = Blatt) als auch mit dem deutschen Namen Schmalblättriges Weidenrös- chen auf die schmalen Blätter aufmerksam gemacht.

Vom Winde verweht Aus den Blüten entwickeln sich zwi- schen Juli und Oktober lange, schmale schotenförmige Kap-

© Medioimages/Photodisc / Photodisc / Thinkstock

Die Pflanze für den Mann

Sowohl das Kraut des Schmalblättrigen als auch das des Kleinblütigen Weidenröschens (Epilobii herba) können für die unter-

stützende Behandlung einer gutartigen Prostatahyperplasie empfohlen werden.

PRAXIS HEILPFLANZEN

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selfrüchte. Sie springen nach der Reife an vier Seiten auf und geben zahlreiche Samen frei, die mit Hilfe ihrer Flughaare kilo- meterweit verstreut werden.

Damit erhält das ausbreitungs- freudige Weidenröschen die Möglichkeit, sich weit entfernt von ihrem ursprünglichen Standort als Pionierpflanze auf verwaisten Waldbrandflächen oder auf Schutthalden anzusie- deln, was ihr die volkstümli- chen Namen Feuerkraut oder Trümmerblume eingebracht hat.

Aus Erfahrung gut Weiden- röschenarten sind schon seit langem in der Heilkunde im Einsatz. Bereits Leonhart Fuchs widmet dem Weidenröschen in

seinem „New Kreüterbuch“ aus dem Jahr 1543 eine Monogra- phie mit dem Titel „Von Wei- derich“, in der die Pflanze als Mittel zum Blutstillen und bei Frauenkrankheiten erwähnt wird. Die Volksmedizin setzte Weidenröschen zudem schon seit langem bei der heute aner- kannten Indikation Miktions- beschwerden aufgrund einer gutartigen Prostatahyperplasie ein. Auf diese therapeutische Verwendung machte in den 70er Jahren des 20. Jahrhun- derts schließlich die österreichi- sche Heilkräuterkundlerin Ma- ria Treben besonders aufmerk- sam. Sie empfahl das Klein- blütige Weidenröschen auf- grund von Erfahrungsberichten bei Prostata-bedingten Harn-

wegsbeschwerden, wodurch die Heilpflanze außerordentlich an Popularität gewann.

Wissenschaftlich unter- sucht Die Nachfrage nach Weidenröschentee stieg derart, dass sich schließlich auch die Wissenschaft den Weidenrös- chen intensiv widmete. Bei der Suche nach dem Wirkprinzip wurden drei bedeutsame Stoff- gruppen gefunden, die als wirk- samkeitsrelevant bei der BPH gelten. Zum einen sind entzün- dungshemmende Flavonoide (Quercetin, Myricetin, Käm- pherol und die entsprechenden Glykoside) enthalten, die als Prostaglandinsynthese-Hem- mer wirken. Darüber hinaus finden sich Phytosterole (beta-

Sitosterol, Sitosterolglykoside und Sitosterolester), die eine 5-alpha-Reductase-Hemmung aufweisen, sowie Gallussäure- derivate aus der Gruppe der Gerbstoffe (Oenothein A und B) als Aromatase-Hemmstoffe.

Da die Substanzen sowohl in klein- als auch in großblütigen Arten identifiziert wurden, geht man heute davon aus, dass sich sowohl das Kleinblütige als auch das Schmalblättrige Wei- denröschen zur Anwendung bei BPH eignen. ■

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

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