Stickstoff
und seine Verbindungen
Experimentalvortrag von Tobias Gerhardt am 02.07.2009
Inhalt des Vortrags
1. Das Element Stickstoff (N2) 2. Nitrat (NO3-)
3. Salpetersäure (HNO3) 4. Ammoniak (NH3)
5. Schulrelevanz der Versuche
6. Abbildungs- & Literaturverzeichnis
Stickstoff
• Scheele wies 1771 Stickstoff als Luftbestandteil nach
• Rutherford erkannte 1772 die Elementnatur
• Lavoisier gab ihm den Namen Azote, von azotikos (griech. = das Leben
nicht unterhaltend)
Abb. 1: Daniel Rutherford (1749 – 1819) [1]
Stickstoff
• Gehört zur 15. Gruppe des Periodensystems und ist ein farb-, geruch- und geschmackloses Gas
• Unter Normalbedingungen liegt er nur als Di-Stickstoff vor, ein sehr reaktionsträges (inertes) Gas
• Erst ab 8500 K (ca. 8200 °C) ist die Dissoziation des Moleküls in die reaktionsfähigeren Atome möglich
|
| N N
Verwendung
• Schutzgas bei leicht oxidierbaren Substanzen, beim Schweißen und in Flugzeugreifen
• Zur Herstellung einer Vielzahl an chemischen
Verbindungen, z.B. Ammoniak und Salpetersäure
• Flüssiger Stickstoff: zum Schockgefrieren, Konservieren und raschen örtlichen Betäuben
Versuch 1
Bananenhammer
Bananenhammer
• Flüssiger Stickstoff ist eine farblose Flüssigkeit mit einer Siedetemperatur von - 195,82 °C
• Wasser würde zu einem großen Eisblock gefrieren und beim Aufschlag zerbrechen
• Das Wasser in den Zellen (75 %) gefriert blitzartig, ohne größere Eiskristalle. Ihre proteinogene Faserstruktur
stabilisiert sie
(g) (l)
(sehr s) (l)
(s) x N Banane x-y N y N
Banane 2 2 2
Elementare Vorkommen
• 99 % (ca. 1015 t) des auf der Erde existenten Stickstoffs liegen elementar als N2 in der Luft vor
• Das Verhältnis zum Luftsauerstoff beträgt 4:1
Abb. 2: Zusammensetzung der Luft [2]
Versuch 2
Luftverflüssigung
Luftverflüssigung
• Im Reagenzglas findet ein stetiger Gasaustausch statt, wodurch Sauerstoff nachgeliefert wird
• Sauerstoff kondensiert bei - 182,97 °C, Argon bei - 186 °C (Smp.: - 189,2 °C)
• Im Reagenzglas entsteht ein Flüssigkeitsgemisch von Sauerstoff und Argon mit einem Verhältnis von 21:1
Stickstoffdarstellung (physikalisch)
• Durch das Linde-Verfahren (Carl v. Linde, um 1900) und anschließende fraktionierende Destillation der
flüssigen Luft gewonnen
Abb. 3: Schematische Darstellung des Linde- Verfahrens [3]
Stickstoffdarstellung (chemisch)
• Luft wird über glühendes Kupfer geleitet
• Verbleibende Sauerstoffspuren: < 20 ppm Gereinigtem Stickstoff: < 2 ppm O2
Sauerstofffreier, ultrareiner Stickstoff: < 10 ppm Ar
• Die verbleibenden Edelgase spielen aufgrund ihrer Reaktionsträgheit keine Rolle
) ( )
( 2 )
( )
( 2 )
(
2 2 4 2
4 N0 0 0 0 g O g Cu s N g CuO+2 -2 s
Versuch 3
Oszillierende
Stickstoffentwicklung
Oszillierende
Stickstoffentwicklung
• Irreversible Gasfreisetzung aus einer Ammoniumnitrit-Lösung:
(g) (aq)
(aq) (aq)
(aq) (aq)
- (aq)
(l) (g)
(aq) (aq)
NO NO
O H HNO
HNO H
NO
O H N
NO NH
3 3
2
2 2
2 2
2 4
2 3
2
-1 +1 +3 -2 0 +1 -2
+3 -2 +1 +1 +3 -2
+1 +3 -2 +1 -2 +5 -2 +2 -2
+2 -2 0 +4 -2
Oszillierende
Stickstoffentwicklung
• Die oszillierende Reaktion, 1976 von Degn entdeckt, beruht auf dem Phänomen der Nukleation bei einer übersättigten Lösung
) (
) (
) (
) (
) (
) (
2 )
( )
(
) (
) (
2 2
2 2
2
2 2
2
2 2
Gas N
Blase große
N
Blase große
N gelöst
N Blase
N
Blase N
gelöst N
Keim N
Keim N
gelöst N
Abb. 5: Blasenbildung im Wasser [5]
Oszillierende
Stickstoffentwicklung
• Bei Übersättigung beträgt die Stickstoffkonzentration c(N2) = 0,012 mol/L vor. Dies entspricht dem 19-fachen der normalen Löslichkeit
• Der gleiche Effekt tritt beim Öffnen einer Mineralwasserflasche auf
• Die Reaktion führte zur Entdeckung des Edelgases
Argon durch Lord Rayleigh & Sir William Ramsey (1892)
Namensherkunft &
Elementsymbol
• 1790 führte der französische Chemiker Chaptal den
Namen Nitrogenium ein, von nitros (griech.) = Salpeter und gennáo (griech.) = bilden, von welchem sich das Elementsymbol „N“ ableitet
• Pentele (von penta, griech. = fünf, und Element) wurden früher auch Pnictogene genannt,
von pniktos (griech.) = erstickt
Stickstoff, da er weder selbst verbrennt, noch Verbrennungen unterhält
Versuch 4
„Glimmspanprobe“
Wunderkerzen
Feinverteilt verbrennen Eisen und Aluminium unter starker
Wärme- und Lichtentwicklung
Abb. 6: Materialien für die Wunderkerzen [6]
) ( 2 )
( 2 )
( 3
) ( 2 )
( 2 2 )
( 2 3
2 2
) (
) (
g s
s
g s
s
O KNO
KNO
O NO
Ba NO
Ba
+3 +5 -2 +2 +4 -2 0 +1 +5 -2 +1 +3 -2 0
„Glimmspanprobe“
Der Funkenflug durch die Oxidation mit dem Luft- sauerstoff bleibt aus, in
„reinem“ Sauerstoff ist er dagegen umso stärker
kJ O
Al O
Al
O Fe O
Fe
s g
s
s C
g s
8 , 1676 2
3 4
2 3
4
) ( 3 2 )
( 2 )
(
) ( 3 2 500
) ( 2 )
(
0 0 +3 -2
0 0 +3 -2
„Glimmspanprobe“
• Die erstickende Eigenschaft von Stickstoff und die oxidierende Eigenschaft seiner Verbindung (Nitrat) arbeiten gegeneinander
• Die erstickende Wirkung des Stickstoffs kommt durch den Sauerstoffmangel zustande
• Elementares Stickstoffgas zeigt keinerlei Wirkung gegenüber den höheren Tieren, Pflanzen oder den Menschen
Stickstoff als
Lebensbestandteil
• Stickstoff ist essentiell für das Leben auf der Erde (Bestandteil der Proteine, Nucleinsäure)
• Stickstoffmangel führt zu kümmerlichem Wachstum, blasser Blattfärbung und zu frühem Blühen (Notblüte)
Gebundene Form
• In der Natur hauptsächlich als Nitrate (NO3-),
z.B. Natriumnitrat (NaNO3), auch Chilesalpeter genannt
• Die chemische Darstellung erfolgt durch die Umsetzung von Salpetersäure (HNO3) mit Carbonaten oder
Hydroxiden
) ( 2 )
( 3 )
( )
( 3
) ( 2 )
( 2 )
( 3 )
( 3 2
) (
3 2
2
l aq
s aq
g l
aq s
aq
O H KNO
KOH HNO
CO O
H NaNO
CO Na
HNO
+1 +5 -2 +1 +4 -2 +1 +5 -2 +1 -2 +4 -2
+1 +5 -2 +1 -2 +1 +1 +5 -2 +1 -2
Der Stickstoffkreislauf
Demo 1
Nitratbestimmung
(Kjeldahl-Destillation)
Nitratbestimmung (Kjeldahl-Destillation)
Abb. 11 – 13: zerkleinerte und erhitze Kartoffel (oben links),
Nitratbestimmung (Kjeldahl-Destillation)
• Frischeinwaage: 50,2 g
• Trockenmasse: 9,1 g Wassergehalt: 81,87 %
• Einwaage zur Destillation: 2,7 g
• Verbrauch an Salzsäure: 1,4 mL
• Nitratgehalt in 2,7 g Destillationseinwaage: 0,87 mg
• Nitratgehalt in der Trockenmasse: 2,93 mg = 58,4 ppm
• Literatur: zwischen 38 und 337 ppm, je nach Anbaugebiet, Kartoffelsorte und Düngung
Salpetersäure (HNO
3)
• Sie wurde früher durch Umsetzung von Chilesalpeter mit Schwefelsäure gewonnen
• Industriell mittels katalytischer Ammoniakverbrennung (Ostwald-Verfahren)
) ( 3 )
( 4 )
( 4 2
) (
3 aq H SO aq NaHSO aq HNO aq
NaNO
) ( 2 )
( )
( 2 )
( 3
2 5
, 1 2
11 , 906 6
4 5
4 g g g g
HNO O
O H NO
kJ O
H NO
O NH
+1 +5 -2 +1 +6 -2 +1 +1 +6 -2 +1 +5 -2
-3 +1 0 +2 -2 +1 -2
+2 -2 +1 -2 0 +1 +5 -2
Salpetersäure
• Salpetersäure (HNO3) zählt neben Salz- und Schwefel- säure zu den wichtigsten Säuren
der chemischen Industrie
• Zur Herstellung von Ammonium- nitrat (Düngemittel) sowie Farb- und Explosivstoffen
• Mit konz. Salzsäure bildet konz. Salpetersäure (3:1) Königswasser, welches sogar Gold aufzulösen vermag
Abb. 14: Verbrennung von Nitrocellulose [6]
Demo 2
Saurer Regen
Saurer Regen
Abb. 15: Versuchsaufbau [6] Abb. 16: Lichtbogen [6]
Saurer Regen
Abb. 17 -19: Stickstoffmonoxid (links), Methylrot-Lösung (Mitte und rechts) [6]
) ( )
( 2 )
(
2 2
62 ,
180 kJ N g O g NO g
0 0 +2 -2
+2 -2 +1 -2 0 +1 +5 -2
Saurer Regen
• Stickstoffmonoxid ist eine stark endotherme Verbin- dung und kann nur bei starker Energiezufuhr (Licht- bogen) aus den Elementen erzeugt werden
• Große Mengen NO werden in Verbrennungsmotoren und bei Gewittern erzeugt
• Salpetersäure trägt zu 1/3 zum sauren Regen bei
(2/3 werden durch Schwefelsäure aus SO2 verursacht)
Ammoniak (NH
3)
• Farbloses, stechend riechendes Gas
• Nach dem Haber-Bosch-Verfahren aus den Elementen gewonnen (500 °C, 200 bar in Ammoniak-Kontaktöfen)
• 90 % des industriell hergestellten Ammoniaks dienen der Düngemittelproduktion (NH4+ & NO3-)
• Außerdem für verschiedene Stickstoffverbindungen, u.a. Salpetersäure (Ostwald-Verfahren)
kJ NH
N
H g g 2 g 92,28 3 0 0 -3 +12( ) 2( ) 3( )
Versuch 5
Ammoniak-
springbrunnen
Ammoniak- springbrunnen
• Ammoniak ist sehr gut wasserlöslich (in 1 L Wasser bei 20 °C ca. 700 L Ammoniakgas) wodurch ein Unterdruck entsteht, der das restliche Wasser „nachsaugt“
• Hydratation durch Dipol-Dipol-WW und Wasserstoff- brückenbindungen
N H H
H H
O H
H N
H
Ammoniak- springbrunnen
• Ammoniak bildet in Wasser Ammonium- und Hydroxid- Ionen, welche das Phenolphthalein bei einem pH-Wert zwischen 8,4 - 10,0 in die chinoide (pinke) Struktur
überführen
02.07.2009 37
2 ( ) 4( ) ( )
) (
3 g H O l NH aq OH aq
NH
-3 +1 +1 -2 -3 +1 -2 +1
O
O H
OH O
O- COO- O
2 OH- - 2 OH-
+ 2 H2O
Schulrelevanz (G8)
1. Bananenhammer: 7G.1 - Aggregatzustände und ihre Übergänge 2. Luftverflüssigung: 7G.2 - Quantitative Zusammensetzung der Luft
(natürliche Luftbestandteile kennenlernen)
3. Osz. Stickstoffentwicklung: 7G.1 - Lösungen und Löslichkeit (Lösen
gasförmiger Stoffe in Lösemitteln) & (Gesättigte, ungesättigte Lösungen) 4. „Glimmspanprobe“: 7G.2 - Verbrennungsvorgänge in Alltag und Umwelt
(Bedingungen für Brände kennen)
- Reaktionen von Metallen mit Luft (Verbrennen)
5. Kjeldahl-Destillation: 9G.2 - Aufbau und Funktion von Böden (Düngemittel, fakultativ)
12G.1 - Nachweisreaktionen (Boden- Düngemitteluntersuchungen,
Schulrelevanz (G8)
5. Kjeldahl-Destillation: 9G.2 - Aufbau und Funktion von Böden (Düngemittel, fakultativ)
12G.1 - Nachweisreaktionen (Boden- Düngemitteluntersuchungen, fakultativ)
6. Luftverbrennung: 9G.2 - Säure-Base-Theorie nach Brønsted (Emission von Stickstoff, saure Niederschläge darstellen)
9G.3 - Fossile Brennstoffe (Vorgänge im Verbrennungsmotor)
7. Ammoniak-Springbrunnen: 7G.1 - Löslichkeit (Lösen gasförmiger Stoffe in Lösemitteln
9G.1 - Wassermolekül als Dipol (Zusammenhang zwischen Löslichkeit und Molekülstruktur)
9G.2 - Herstellung und Eigenschaften von Laugen und/oder Säuren (Ammoniakwasser)
Abbildungsverzeichnis
[1] http://www.seilnacht.com/Lexikon/7Stickst.htm(24.06.2009, 19:48 Uhr)
[2] http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/18340/(31.05.2009, 13:19 Uhr)
[3] Hollemann, A. F., Wiberg, E., Wiberg, N. (2007). Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 102.
Auflage. S. 500. Berlin, New York: de Gruyter.
[4] www.chemie-master.de(06.05.2008, 23:30 Uhr)
[5] http://mw2.google.com/mw-panoramio/photos/medium/8388406.jpg (22.06.2009, 16:52 Uhr)
[6] Tobias Gerhardt. Eigene Fotos.
[7] Campbell, N. A. (1997). Biologie. 2. korrigierter Nachdruck (2000). S. 311 & 1258. Heidelberg, Berlin, Oxford: Spektrum Akademischer Verlag.
Literaturverzeichnis
• Campbell, N. A. (1997). Biologie. 2. korrigierter Nachdruck (2000). Heidelberg, Berlin, Oxford: Spektrum Akademischer Verlag.
• Hollemann, A. F., Wiberg, E., Wiberg, N. (2007). Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 102., stark umgearbeitete und verbesserte Auflage. Berlin, New York: de Gruyter.
• Jander, Blasius (2006). Lehrbuch der analytischen und präparativen anorganischen Chemie. 16., überarbeitete Auflage. Stuttgart: S. Hirzel Verlag.
• Mortimer, C. E. (2001). Chemie – Das Basiswissen der Chemie. 7., korrigierte Auflage. Stuttgart, New York:
Georg Thieme Verlag.
• FIZ CHEMIE Berlin , Fachinformationszentrum Chemie GmbH. Letzter Zugriff am 30.06.2009 unter:
www.chemgapedia.de.
• Seilnacht, T. Naturwissenschaftliches Arbeiten. Bern. Letzter Zugriff am 24.06.2009, 23:24 Uhr unter:
http://www.seilnacht.com/Lexikon/7Stickst.htm
• http://zs.thulb.uni-jena.de/receive/jportal_jparticle_00022561 (24.06.2009, 01:30 Uhr)
• http://www.essen-und-co.de/trocknen2.html(01.07.2009, 16:08 Uhr)