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Archiv "Amöbiasis" (07.02.1980)

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ur Fortbildung Aktuelle Medizin

DEUTSCHE S ÄRZTE BLATT

Heft 6 vom 7. Februar 1980

Amöbiasis

Manfred Dietrich

Aus der Klinischen Abteilung

(Leiter: Professor Dr. med. Manfred Dietrich)

des Bernhard-Nocht-Instituts für Schiffs- und Tropenkrankheiten Forschungsinstitut der Universität Hamburg

Mit einer Amöbiasis muß im- mer häufiger gerechnet wer- den wegen der Zunahme von Einwanderern, Flüchtlingen und Reisenden aus tropischen und subtropischen Ländern und wegen der zunehmenden Reisen von Bundesbürgern in solche Länder. Die Amöben ruhr und der Amöbenleber- abszeß sind die schwersten Erkrankungen durch Ent- amoeba histolytica. Bei recht zeitiger Diagnose ist komplet- te Heilung möglich. Die Diffe- renzierung von im Stuhl nach- gewiesenen Amöben ist schwierig und Speziallabora- torien vorbehalten. Spezifi- sche Antikörpernachweise helfen der Diagnostik insbe sondere bei extraintestinaler Amöbiasis.

Definition

Der Befall mit Entamoeba histolytica wird als Amöbiasis bezeichnet, gleichgültig, ob Krankheitssympto- me bestehen oder nicht. Man unter- scheidet von dem symptomlosen Befall jedoch die invasive Amöbia- sis. Die invasive Amöbiasis läßt sich noch in intestinale (Amöbenruhr) und extraintestinale (Beispiel Leber- abszeß) Amöbiasis aufteilen. Ande- re den Darm bewohnende Amöben, z. B. Entamoeba coli, Jodamoeba bütschlii und Endolimax nana, sind nicht pathogen. Sie haben mit der Amöbiasis nichts zu tun. Andere, durch Amöben bedingte Krankheits- bilder wie Amöben-Meningoenze- phalitis, haben ebenfalls nichts mit der Amöbiasis zu tun. Sie werden durch Naegleria und Acanthamoeba verursacht. Eine genaue diagnosti- sche Abgrenzung der verschiedenen Amöben i.st also unbedingt notwen- dig, bevor die Diagnose einer Amö- biasis gestellt wird.

Erreger

Entamoeba histolytica liegt in der Form von Zysten vor mit einem Durchmesser von etwa 10 bis 15 p.m, die zwischen einem und vier Kerne haben. Wasser und Nahrungsmittel können lange Zeit mit solchen Zy- sten verunreinigt sein. Die Infektion des Menschen erfolgt durch konta- minierte Nahrung oder kontaminier-

tes Wasser, wobei die Zysten sich im Darm zu Trophozoiten (Minuta-For- men) umwandeln. Offensichtlich gibt es eine unterschiedliche Viru- lenz, die von verschiedenen Fakto- ren abhängt, wobei Bakterien sicher eine bedeutsame Rolle spielen. Dies wurde durch Experimente in gnoto- biotischen Tieren gezeigt. Bei höhe- rer Virulenz werden Amöben invasiv.

Bei einer Amöbenruhr kann man Trophozoiten in großen Mengen im Stuhl nachweisen. Dabei finden sich asymmetrische Magnaformen in ei- ner Größe von 12 bis 60 [tm. Sie phagozytieren Erythrozyten und bil- den proteolytische Enzyme.

Die Trophozoiten, die bei der akuten Amöbenerkrankung ausgeschieden werden, sind jedoch nicht infektiös!

Nur die Zysten sind für die Übertra- gung verantwortlich.

Der Trophozoitennachweis ge- schieht durch direkte Untersuchung einer Stuhlprobe oder einer Schleimflocke, die bei einer Rekto- skopie entnommen wurde. Konser- vierung von Stuhlmaterial in MIF- beziehungsweise PVA-Lösung er- leichtert die Diagnostik, die sonst am körperwarmen Stuhl durchge- führt werden muß. Zysten können auch in eingesandtem Material nachgewiesen werden; Konservie- rung in MIF- oder PVA-Lösung ist auch dafür zu empfehlen. Konzen- trations- und Färbeverfahren er-

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KERN CYTOPLASMATISCHE EINSCHLÜSSE 1 Kern Keine ingestierten Bakterien oder FORM UND GRÖSSE CYTOPLASMA

FORM UND GRÖSSE Rund

10 - 20 pm

CYTOPLASMA Einförmig ohne Vakuolen

CYTOPLASMATISCHE EINSCHLÜSSE Chromidialkörper mit aufgesplitterten Enden, ungleich;

können vorhanden sein KERN

1 - 8 Kerne

Karyosom kann von der üblichen exzentrischen Lage abweichen FORM UND GRÖSSE

Rund 10 - 3 5 1-im

CYTOPLASMA

Gleichförmig

Abbildung 1:

Charakteristika • der Differenzie- rung der Entamoeba histolytica

Abbildung 2:

Charakteristika der Differenzie- rung der Entarnoeba coli (apathogene Amöbe)

Entamoeba histolytica

Vegetative Form (Trophozoit)

Asymmetrisch Einförmig Zentrales Karyosom Hefen

12 - 60p.m ohne Vakuolen Gleichmäßig verteiltes Chromatin Erythrozyten können vorhanden sein

Cyste C infektives Stadium)

KERN 1-4 Kerne

Karyosom kann von der üblichen zentralen Lage abweichen

CYTOPLASMATISCHE EINSCHLÜSSE Chromidialkörper mit runden Enden, wenn vorhanden

Entamoeba coli

Vegetative Form CTrophozojt)

FORM UND GRÖSSE CYTOPLASMA KERN

Mit Vakuolen 1 Kern

CYTOPLASMATISCHE EINSCHLÜSSE Enthalten Bakterien und Ungleichmäßig verteiltes Chromatin

Abbaumaterial Exzentrisches Karyosom Keine Erythrozyten Asymmetrisch

15 -50t.im

Cyste Cinfektives Stadium)

Aktuelle Medizin

Amöbiasis

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abgerundete Chromidialkörperchen gleichmäßig verteiltes Chromatin Zentrisches Karyosom

Vakuole

Links von oben nach unten: Abbildung 3: Einkernige Zyste von Entamoeba histolytica, darunter schematische Zeichnung — Abbildung 4: Szintigraphie eines Amöben- leberabsze:sses

Rechts von. oben nach unten: Abbildung 5: Anchovis- Sauce-ähnliches Sputum bei Perforation eines Amöben- leberabszes$es in das Bronchialsystem — Abbildung 6 Stuhl mit himbeergeleeartigentSchleim bei Amöbenruhr

— Abbildung 7: Kleine und große Ulzera der Dickdarm- schleimhaut bei Amöbenruhr — Abbildung 8: Extrainte- stinale Amöbiasis: großer Amöbenleberabszeß

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Amöbiasis

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 6 vom 7. Februar 1980

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Amöbias1s

Abbildung 9: Amöbenleberabszeß im Ultraschallbild, rechter Flankenschnitt

Tabelle 1: Komplikationen der Amöbiasis ..,. Intestinale Amöbiasis:

0

Schwere Ruhr mit Elektrolytstörungen und Blutverlusten f) Perforation mit Peritonitis

8

sogenanntes Amöbom

0

Strikturen durch entzündliche Veränderungen

0

Fistel zwischen Dünndarm und Dickdarm nach gedeckter Perfora- tion einer Ulzeration

..,. Extraintestinal:

0

Leberabszeß (mit Gefahr der Ruptur in die freie Bauchhöhle, in die Pleurahöhle und in die Lunge)

f) Hirnabszeß durch hämatogene Verschleppung

8

Lungenabszeß durch hämatogene Verschleppung

0

Sehr seltene Komplikationen wie Ulzerationen der Genitalien

leichtern das Auffinden und die Dif- ferenzierung der Entamoeba histoly- tica gegenüber anderen Amöben. Abbildung zeigt, daß sowohl Durchmesser. Anordnung des Kerns als auch Anordnung des Chromatins eine entscheidende Rolle zur Diffe- renzierung der Amöben spielen.

Zum Vergleich (Abbildung 2) sind die charakteristischen Merkmale von Entamoeba coli, einer nicht pa- thogenen Amöbe, aufgezeichnet.

Trophozoiten von Entamoeba coli enthalten im Gegensatz zu Ent- amoeba histolytica keine phagozy- tierten Erythrozyten. Exzentrisch ge- legene Karyosomen und unregelmä- ßig verteiltes Chromatin am Kern- rand bei Entamoeba coli stehen dem zentrischen Karyosom und der re- gelmäßigen Chromatinverteilung bei Entamoeba histolytica gegenüber.

Chromidialkörper haben bei Ent- amoeba histolytica runde Enden, bei Entamoeba coli dagegen aufgesplit- terte Enden. Abbildung 3 zeigt als Beispiel eine einkernige Zyste von Entamoeba histolytica mit abgerun- deten Chromidialkörpern, zentri- schen Karyosomen und regelmäßig verteiltem Chromatin.

ln den Laboratorien, in denen die Diagnostik von Amöben durchge- führt wird, besteht Übereinstim- mung, daß die Differenzierung der verschiedenen Amöben zu den schwierigsten Aufgaben einer Tech- nischen Assistentin und des unter- suchenden Arztes gehört.

Verbreitung

Entamoeba histolytica ist wahr- scheinlich über die ganze Weit ver- breitet. Nimmt man jedoch den Amö- benleberabszeß als epidemiologi- schen Parameter für die Verbreitung der invasiven Amöbiasis, dann be- schränkt sich der Raum auf Nord-, West- und Südostafrika, Vorder- asien und die dortige Inselwelt, Me- xiko und Südamerika. Man kann demnach davon ausgehen, daß .. vi- rulente" Entamoebae h istolyticae nicht über die ganze Weit verbreitet

sind. Trotzdem werden immer häufi-

ger Amöbenerkrankungen auch in

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Aktue e Medizin

Amöbiasis

Tabelle 2: Diagnostik der Amöbiasis

Krankheitsform Klinik Stuhluntersuchung Antikörpernachweis symptomlos

häufige Durchfälle, wäßrig- breiig, Blut-Schleim-Bei- mengungen, Endoskopie:

ulzerative Kolitis

Klopfschmerz rechter Tho- rax. Leber vergrößert, Röntgen-Thorax: angeho- benes Zwerchfell

Zysten von Entamoeba histolytica, gelegentlich Trophozoiten (Minuta- formen)

Trophozoiten von Entamoeba histolytica (Magnaformen)

nur manchmal Entamoeba histolytica nachweisbar

KBR grenzwertig oder negativ IHA grenzwertig oder negativ

KBR positiv > 40 IHA positiv > 40 Latex positiv +/+++

KBR positiv > 1:160 IHA positiv > 1:160 Latex positiv +++

Assoziation mit Entamoeba histo- lytica ohne Krank- heit

Schwere Amöbenruhr

Leberabszeß

gemäßigten Zonen gesehen. Es han- delt sich jedoch um Personen, die im tropischen oder subtropischen Ausland waren.

Pathogenese

Die Trophozoiten von Entamoeba hi- stolytica haben die Eigenschaft, in das Darmgewebe einzudringen und dort Ulzerationen, Nekrosen und Abszesse zu verursachen. Betroffen sind Rektum und Kolon.

Warum es jedoch zahlreiche Träger von Entamoeba-histolytica-Zysten gibt und nur vergleichsweise wenige Menschen an einem akuten Krank- heitsbild erkranken, ist völlig unklar.

Untersuchungen an gnotobioti- schen Tieren zeigten, daß axenische (das heißt ohne Bakterien in Kultur zusammen mit Crithidien oder Try- panosoma cruzi gezüchtete) Ent- amoebae histolyticae nicht in der Lage waren, Ulzera der Darmwand oder extraintestinale Abszesse zu verursachen. Dies konnte jedoch mit denselben Amöben bei konventio- nellen (nicht keimfreien) Tieren be- ziehungsweise bei monokontami- nierten Tieren mit Escherichia coli oder Aerobacter aerogenes erreicht werden. Bei diesen Tieren wurde mit vorher axenisch gezüchteten Amö- ben das komplette Bild einer ulzera- tiven Kolitis erreicht. Neuere Unter-

suchungen (W. B. Lushbaugh et al.

1979) haben jedoch in axenischen Entamoeba histolytica auch ein hit- zelabiles Agens mit zytotoxischen und enterotoxischen Eigenschaften nachweisen können. Über die Inva- sion der Darmwand hinaus gibt es Verschleppungen auf dem Blutweg, die zu extraintestinalen Formen der Amöbiasis führen. Am häufigsten ist der Amöbenleberabszeß.

Seltenere Ausprägungen sind Haut- und Schleimhautamöbiasis. Eine so- genannte Amöbenhepatitis, wie sie von einzelnen Untersuchern postu- liert wird, gibt es nach mehrheitli- cher Ansicht nicht (Tabelle 1).

Klinisches Bild der Amöbiasis

Symptomloser Befall des Darm- lumens mit Zysten: Die Diagnose (Tabelle 2) erfolgt bei Routineunter- suchungen des Stuhls durch den Nachweis von Zysten von Entamoe- ba histolytica. Der Zystenträger ist zwar frei von Krankheitssymptomen, jedoch potentieller Überträger.

Die invasive intestinale Amöbia- sis: Es findet sich das Bild einer Koli- tis, die zunächst in Form von wäßri- gen und dünnen Stühlen angezeigt werden kann. Charakteristisch sind bei der vollen Ausprägung häufige Stuhlabgänge mit Schleimbeimen-

gung und blutiger Tingierung des Schleims (himbeergeleeartig). Die Kolitis muß gegenüber anderen Er- krankungen des Kolons, hauptsäch- lich gegenüber der Shigellenruhr und der Colitis ulcerosa abgegrenzt werden. — Die Diagnostik erfolgt im Stuhl durch direkte mikroskopische Untersuchung, durch das rektosko- pische Bild mit Ulzerationen mit ty- pischer Histologie und durch im- mundiagnostische Verfahren. — Hilf- reich ist die Anamnese der Herkunft beziehungsweise des früheren Auf- enthaltes des Patienten.

Invasive extraintestinale Amöbia sis: Die häufigste Form ist der Amö- benleberabszeß (Abbildung 4). Fast immer werden nur singuläre, selten zwei oder mehr Abszesse gefunden.

Die vorwiegende Lokalisation ist im rechten Leberlappen.

Die Diagnose wird gestellt durch die Trias:

a) Subjektive Symptomatik (Vergrö- ßerung der Leber mit stärkster Schmerzempfindlichkeit bezie- hungsweise Klopfempfindlichkeit), b) Nachweis der Abzeßbildung durch Szintigraphie und Ultraschall, c) Immundiagnostik durch indirekte Immunfluoreszenz beziehungsweise Latex-Agglutination. I>

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 6 vom 7. Februar 1980

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giljääiagaZäll.

Amöbiasis

Hilfreich ist auch hier wiederum die Anamnese der Herkunft beziehungs- weise des Aufenthaltes. Andere Pa- rameter wie erhöhte BSG, Leukozy- tose, Linksverschiebung, gering er- höhte Transaminasen und weitere indirekte Entzündungszeichen sind von geringem differentialdiagnosti- schem Wert, da sie bei vielen ande- ren Erkrankungen ebenfalls auftre- ten. Komplikationen des Leberab- szesses sind vor allem die Perfora- tion in die Bauchhöhle, subphreni- scher Abszeß mit Perforation des Zwerchfells und Einbruch in die Lunge und das Bronchialsystem.

Der Abszeß kann sich durch das Bronchialsystem nach außen entlee- ren. Das dabei zu beobachtende Sputum wird als „Anchovis-Sauce"

oder schokoladenähnlich bezeich- net (Abbildung 5).

Immundiagnostik

Antikörper gegen Entamoeba histo- lytica können in verschiedenen Test- systemen nachgewiesen werden.

Bei uns hat sich folgende Kombina-

tion bewährt*): Die Komplementbin- dungsreaktion (KBR) wird zunächst als Suchreaktion durchgeführt. Bei positiver KBR wird die indirekte Hämagglutination (IHA) angeschlos- sen. Ist die IHA negativ, ist eine inva- sive Amöbiasis praktisch ausge- schlossen. Bei positiver IHA wird die Latexprobe durchgeführt. Eine zwei- bis dreifach positive Latexprobe ist praktisch beweisend für eine invasi- ve beziehungsweise extraintestinale Amöbiasis, wenn gleichzeitig ent- sprechende klinische Symptome vorliegen.

Therapie

Die Therapie richtet sich nach der Form der zu behandelnden Amöbia- sis: Es gibt lumenwirksame Mittel und systemisch wirksame Medika- mente (Tabelle 3). Die Empfehlun- gen für eine Therapie (Tabelle 4) der Amöbiasis sind weitgehend an sub- jektive Erfahrungen gebunden. Für eine eindeutige Wertung der ver- schiedenen Kombinationen bezie- hungsweise monotherapeutischen

Empfehlungen liegen ausreichende Daten beispielsweise aus prospekti- ven vergleichenden Studien nicht vor. In einer retrospektiven Analyse von 27 Amöbenleberabszessen, die in einem Zeitraum von etwa zwei Jahren in unserer Klinik beobachtet wurden, konnte bei allen Patienten eine definitive Heilung konstatiert werden, gleichgültig, ob eine Mono- therapie oder eine Kombinationsthe- rapie mit verschiedenen Medika- menten durchgeführt worden war.

Toxizität und Teratogenität sowie Darreichungsform sind limitierende Faktoren der verschiedenen Medika- mente. Metronidazol hat eine gerin- ge Toxizität, diskutiert wird jedoch eine Teratogenität und Kanzerogeni- tät nach entsprechenden Tierver- suchen. Dihydroemetinhydrochlorid hat kardiotoxische Eigenschaften.

Die halogenierten Hydroxychinoline werden wegen einzelner Beobach- tungen von SMON (Subacute Mye- Iooptic Neuropathy) kaum mehr an-

*) Die Immundiagnostik wird im Tropeninstitut Hamburg in der Abteilung Bakteriologie/Se- rologie und Tropenhygiene, Leitung Profes- sor Mannweiler, durchgeführt.

Tabelle 3: Medikamente bei Amöbiasis Spezifische

Wirksamkeit

Substanz Handelsname Darreichungsform

Darmlumen

Gewebe

Diloxanidfuroat Halogenierte Hydroxychinoline Paromomycin

Tetracyclinhydrochlorid (inklusive Chlortetracyclin, Oxytetracyclin)*

Metronidazol

Ornidazol Metronidazol Ornidazol

Chloroquindiphosphat Dihydroemetinhydrochlorid

Furamid®

Mexaform®, Enteroviroform®

Humatin oral

Clont®, Flagyl®

Tiberal®

Clont®, Flagyl®

Tiberal®

Resochin®, Nivaquin®

Dametin®

oral oral

oral (nicht absorbierbar)

oral (parenterale in Vorbereitung) oral oder parenteral oral

oral oder parenteral oral oder parenteral oral oder parenteral

*) Dimethylchlortetracyclin ist dagegen wenig wirksam

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Amöbiasis

gewandt. Prinzipiell muß bei der Therapie darauf geachtet werden, daß möglichst sowohl eine Lumen- wirksamkeit als auch eine systemi- sche Wirksamkeit mit den Medika- menten beziehungsweise den Kom- binationen von Medikamenten zur Anwendung kommt.

Fallbeschreibung Nr. 1

Ein 59jähriger Arzt kehrte von einer vierzehntägigen Reise nach Mexiko zurück und erkrankte schon auf dem Rückflug mit leicht blutigen Durch- fällen. Die Durchfälle setzten sich zu Hause in Form von wäßrig-breiigen Stühlen fort, verbunden mit starkem Krankheitsgefühl. Nach mehreren Wochen der Krankheit und mit er- heblicher Gewichtsabnahme wurde der Patient in einem Krankenhaus stationär aufgenommen und über et- wa vier Wochen durchuntersucht.

Es fanden sich allgemein entzündli- che Parameter, eine eindeutige Dia- gnose konnte jedoch nicht gestellt werden. Wegen der starken Ge- wichtsabnahme und der allgemei- nen Krankheitssymptomatik wurde

ein maligner Krankheitsprozeß an- genommen. Ein Leberszintigramm zeigte große Aussparungen und schien die Diagnose zu stützen. Bei einer tropenmedizinischen Untersu- chung fand sich eine stark vergrö- ßerte schmerzhafte Leber. Stark er- höhte KBR, IHA und dreifach positi- ver Latextest gegen Entamoeba histolytica sicherten die Diagnose von großen Amöbenleberabszessen.

Wegen der Fortführung seiner Pra- xis lehnte der Patient die sofortige stationäre Aufnahme ab. Erst nach weiterer subjektiver Verschlechte- rung kam es zur Aufnahme. Nach spezifischer Behandlung erfolgte die komplette Heilung. —Obwohl der Patient selbst Arzt war, hatten weder er noch seine behandelnden Ärzte die Diagnose eines Amöbenleber- abszesses erwogen.

Fallbeschreibung Nr. 2

Ein 35jähriger Mann begab sich in klinische Behandlung wegen hohen Fiebers, starker Gewichtsabnahme, starken subjektiven Krankheitsge- fühls und wegen Schmerzen im lin-

ken Oberbauch. Aus der früheren Anamnese war bekannt, daß zwei männliche Mitglieder seiner Familie an einem Darmkarzinom gestorben waren. Bei ihm selbst mußten schon im Alter von 18 Jahren Polypen im Colon descendens operativ entfernt werden.

Während der klinischen Behandlung wurde der Nachweis von Amöben erbracht, wobei die Amöben nicht weiter differenziert wurden. Der Pa- tient wurde deswegen gegen Amö- biasis behandelt. Diese Behandlung wurde mit Intervallen dreimal vorge- nommen, wobei jedesmal Nachweis von Amöben im Labor geführt wor- den war. Die subjektiven Erschei- nungen nahmen jedoch zu, und das Befinden des Patienten verschlech- terte sich erheblich mit ausgepräg- ter Gewichtsabnahme. Bei weiteren internistischen und röntgenologi- schen Untersuchungen zeigte sich eine Stenose im Colon descendens von über zwölf Zentimetern, die da- nach als Amöbom diagnostiziert wurde. Bei der Kolonoskopie war kein pathologischer Befund gese-

Tabelle 4: Therapieempfehlung

Symptomlose intestinale Diloxanidfuroat 0,5 g 3 x tägl. p. o. 10 Tage Amöbiasis:

oder Metronidazol 800 mg 3 x tägl. p. o. 10 Tage

Amöbenruhr: Metronidazol 800 mg 3 x tägl. p. o. 10 Tage

oder Diloxanidfuroat +

Chloroquindiphosphat (Base)

oder Tetracyclin +

Dihydroemetin + Diloxanidfuroat

oder Ornidazol +

Tetracyclin Extraintestinale

Amöbiasis (Leberabszeß): Metronidazol

oder Ornidazol

oder Dihydroemetin +

Chloroquindiphosphat (Base) +

Diloxanidfuroat

0,5 g 3 x tägl.

150 mg 2 x tägl.

250 mg 4 x tägl.

80 mg tägl.

0,5 mg 3 x tägl.

2 x 0,5-1 g tägl.

250 mg 4 x tägl.

800 mg 3 x tägl.

2 x 1 g tägl.

80 mg tägl.

150 mg 2 x tägl.

P. 0 . 10 Tage P. 0 • 15 Tage p. o. 10 Tage i. m. 10 Tage p. o. 10 Tage 10 Tage

P. 0 . 10 Tage P. i. 5-10 Tage i. m. 10 Tage P. o. 15-28 Tage 0,5 g 3 x tägl. p. o. 10 Tage

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Aktuelle Medizin

Uro-Surf

Eine Gruppe unter den Ärzten hat ein neues Terrain entdeckt — den Surf-Sport. Die Glücklichen sind nicht die Surfer — so beneidenswert ihr Hobby sein mag — nein, die Uro- logen sind es, die den Grund zum Feiern haben. Während eine aufblü- hende Windsurfing-Literatur die Stimmung ihrer Leser kräftig mit Werbespots anheizt ä la: Drei Dinge braucht der Mann: Wind, Brett und Segel — tun die Ärzte nichts. Jeden- falls tun sie nichts, um Kundschaft in ihre Urologen-Praxen zu locken. Sie haben es gar nicht nötig für ihre Tätigkeit zu werben, vielmehr kön- nen sie ruhigen Gewissens die Frage an ihre Patienten richten: Sind Sie freiwillig und ungezwungen hierher gekommen? Den Surfern bleibt nichts anderes übrig als zu nicken, wie andächtige Charmeure dies am Traualtar zu tun pflegen. Häufigste Beschwerden der Muskelprotze sind Nierenleiden und Blasenkatarrh.

Kein Wunder, wer in einer Windsur- fing-Schule zwischen Flensburg und Ruhpolding unterrichtet wird, der kann ein Lied davon singen. Frische Brisen pfeifen an einer nassen Bade- hose entlang. Selbst den Profis geht es in Deutschland an den Kragen.

Ein Super-Dry-Surf-Anzug wirkt al- lenfalls prophylaktisch. Häufiges Niesen, elendes Durstgefühl, Schluckauf, gelegentlich Durchfall, sind noch harmlose Begleiterschei- nungen des neuen Modesports. Die- se Kinderkrankheiten werden mit ei- nem tiefen Schluck Bier an der Strandbar kuriert, nichts leichter als das; doch hier hebt der bekannte deutsche Urologe Dr. med. Leh- mann warnend den Zeigefinger:

Du sollst ein krankes Nierenbecken nicht mit kühlen Bieren necken!

Wie so oft zeigen sich robuste Män- ner über derlei Bedenken erhaben und fahren in ihrer Gewohnheit fort.

Schließlich sollten die Menschen dankbar sein ob soviel Schönheit, Eleganz und Harmonie, die gerade der Segelsport bietet. Fans loben so- gar die energiesparende, umwelt-

AUSSPRACHE

freundliche Grundhaltung der Sur- fer. Dagegen sagen die Urologen auch nichts, ihre Sorgen gelten eher den Entartungen. Vernünftige Was- sersportler toben sich nämlich im südlichen Mittelmeer aus, in Grie- chenland, Zypern oder noch weiter südlich, bei 23 Grad Celsius Was- sertemperatur und 32 Grad Celsius in der Mittagssonne. Welch ein Para- dies! Nur in Deutschland vergeht den Leuten das Lachen. Dabei sind Surfer gute Menschen; ihre Vorstel- lungen scheinen durchaus edel: Lei- se, sanft auf dem Wasser vor sich hingondeln, manchmal auch ener- giegeladen, feurig durch die Wellen brechen, ohne einer Fliege ein Leid anzutun. Und dennoch, etwas gärt in ihnen, was den Sport hin und wieder zu einem schalen Vergnügen wer- den läßt. Selbst aufgeklärte Fernseh- macher wagen es nicht, an dem Ta- bu zu rühren, das durch die Urolo- genpraxen geistert: Surfen bringt die Blase auf Trab! Um diesem Übel abzuhelfen, planen Mediziner, ein Gesundheitsmagazin herauszubrin- gen — vorgeschlagener Titel: Uro- Surf.

Karl Mai

Bitburger Straße 25 5520 Bitburg-Mötsch

Berichtigung Betamethason zur Verhinderung des Atemnotsyndroms bei Frühgeborenen

Im Referat „Betamethason zur Ver- hinderung des Atemnotsyndroms bei Frühgeborenen", Heft 35/1979, Seite 2187 ist eine falsche Dosisan- gabe enthalten. Die wiedergegebene Dosierung, 2 al 5 g Beta etha- son i Abstand von 24 Stunden ist falsch aus der von Papageorgiou pu- blizierten Arbeit zitiert worden. Die benutzte empfohlene Dosierung ist 2 mal 12 mg Betamethason im Ab- stand von 24 Stunden. Wir bitten, diesen F.hler zu entschuldigen. DÄ

Amöbiasis

hen worden Bei einer nachfolgen- den tropenmedizinischen Untersu- chung wurden die röntgenologi- schen Veränderungen als Malignom interpretiert. Die Stuhluntersuchun- gen ergaben Endolimax-nana-Zy- sten (apathogene Amöbe) und nega- tive immundiagnostische Antikör- peruntersuchungen gegen Ent- amoeba histolytica. Damit war eine Amöbiasis ausgeschlossen. Die durchgeführte Laparotomie ergab ein ausgedehntes Karzinom mit Übergreifen auf Niere, Milz, Pankre- asschwanz und Lebermetastasie- rung. Der Patient wurde nach der Operation mit einer kombinierten Chemotherapie behandelt und war danach wieder subjektiv gesund und arbeitsfähig. Fall 2 zeigt im Gegen- satz zu Fall 1, daß aufgrund fehlen- der Differenzierung der Amöben ei- ne Fehldiagnose gestellt worden war und die notwendige chir- urgische Behandlung des Kolonkar- zinoms über mehrere Monate verzö- gert wurde. Dieses Beispiel weist darauf hin, daß eine einwandfreie Differenzierung von Amöben durch Stuhluntersuchungen nur mit be- sonderen Kenntnissen durchgeführt werden kann.

Literatur

Chuckler, A. C.; Malanga, C. M., and Conray, .J.:

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Lederer, I.: Immunological results of Amoebiasis, ZbI. Bakt. Hyg. 1 Akt. Orig. A 240 (1978) 403-408 — Peters, M.; Dietrich, M.;

Bienzle, U., et al.: Amoebic liver abscess: A retrospective clinical study of 27 cases Z. schr.

Trop. u. Parasitol. (1979) im Druck

Anschrift des Verfassers:

Professor Dr. med. Manfred Dietrich Bernhard-Nocht-lnstitut

für Schiffs- und Tropenkrankheiten Klinische Abteilung

Bernhard-Nocht-Straße 74 2000 Hamburg 4

Referenzen

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