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Archiv "Der „Pesthirsch“ oder die Reise nach Rußland: Zum Gedenken an Professor Dr. August Hirsch, der vor 100 Jahren in das Pestgebiet um Astrachan entsandt wurde" (08.05.1980)

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Aufsätze • Notizen FEUILLETON

Die Expedition bestand aus drei Teil- nehmern. Der Expeditionsleiter Au- gust Hirsch (1817-1894), zu jener Zeit Ordentlicher Professor für Pa- thologie und Medizinhistorik an der Universität Berlin und Geheimer Me- dizinalrath, war von der preußischen Regierung damit beauftragt worden, im Gouvernement Astrachan die grausamen Auswirkungen der Pest zu beobachten, die dort ausgebro- chen war. 1880 veröffentlichte August Hirsch in den „Mitteilungen über die Pest in Astrachan" seine Beobachtungen. Diese Schrift konn- te der Chronist nicht mehr ermitteln.

Er hielt sich vielmehr an Tagebuch- aufzeichnungen und Briefe.

Der Chronist meint, daß diese Reise, zumal unter den damaligen Gege- benheiten, eines besonderen Ge- denkens wert ist, und er möchte in diesem Zusammenhang an eine Ge- lehrtenpersönlichkeit erinnern, de- ren Verdienste auch heute noch gül- tig sind.

Keine Erholungsreise

Um eine geruhsame Erholungsreise kann es sich bei der Südrußland- expedition schwerlich gehandelt ha- ben. Der Expeditionsleiter selbst be- gab sich in allergrößte Gefahr, die ehrenvolle Mission setzte Einsatzbe- reitschaft und Mut voraus. Als Hirsch sich entschloß, die Reise an- zutreten, war vor allem seine jahr- zehntelange Erforschung der soge- nannten Volkskrankheiten maßge- bend, die er nun in der überrealen Praxis, die sich ihm bot, durch neue Erkenntnisse auszuwerten hoffte.

„Gegend gibt es hier nirgends"

Die Reise begann unvermutet kom- fortabel: Von Moskau bis zu dem

„jammervollen Städtchen Saritzyn"

stand der Expedition ein Salonwa- gen zur Verfügung, und der gereich- te Kaviar, zart grau und ungesalzen, wurde als „magniperb" bezeichnet.

Indessen waren die wenigen ange- nehmen Tage für die Expedition fürs erste bald gezählt. Denn schon nach einem Drittel der Reise, eben in Sa- ritzyn, stieg man in einen Tarantas um, einen. russischen Halbwagen, gedeckt, auf langen Tragbäumen, ohne Federung wegen der holprigen

August Hirsch, Porträt aus dem Jahre 1839

Straßen, während eine Troika das Gepäck beförderte. „Gegend gibt es hier nirgends", schrieb einer der Ex- peditionsteilnehmer. So gelangte man nach Wetljanka; hier hatte sich das eigentliche Todeshauptquartier der Pest befunden. „Auf den modri- gen Klippen dieses Kosackendorfes ging Hirsch den Spuren der Pest nach." (Ernst von Bergmann) Konsultative Praxis

in Wetljanka

Ja, allerdings ging er ihnen nach.

Pestkranke gab es zwar zu diesem Zeitpunkt nicht mehr; aber nur weni- ge Ärzte, die nicht von der Seuche dahingerafft waren, konnten Aus- kunft über den allgemeinen Verlauf der Krankheit geben: Das Bild ent- sprach insgesamt dem Üblichen. Es hatte meist „foudroyant" ohne Fie- ber begonnen, darauf folgte ein schneller Kollaps. Seitens der Rus- sen hatte man zunächst eine gewis- se Verdunkelungstaktik betrieben, und nur mit Mühe gelang es, zur Wahrheit durchzudringen. Allein in dem kleinen Ort hatte es 340 Tote gegeben, noch „gesunde" Bewoh- ner hatte man in andere Häuser ge- worfen, wo bereits Kranke lagen;

jetzt erst wurden 65 Häuser abge- brannt, wobei verwunderlich war, daß das Feuer nicht auf die anderen Holzhäuser übergriff. Es wurde auch über Entschädigungen verhandelt, und bei abgelieferten Kleidungs- stücken gab es für zwei Stück ein neues. Die „Reinlichkeit war relativ"

und wurde lässig betrieben. Dann, unvermutet, entwickelte sich für Hirsch eine konsultative Praxis, alle Welt lief zu „Dr. Girsch" (die Russen können kein Anlaut-H sprechen).

Fisch, Kohlsuppe und hartes Fleisch

Die Unterkünfte ließen zu wünschen übrig, doch zu seinem Glück stand Hirsch als Expeditionsleiter ein zu- sammenlegbares eisernes Bettge- stell zur Verfügung, das ihm wenig- stens die notwendige Nachtruhe ver- schaffte (und ihn sicherlich weitge- hend vor Ungeziefer verschonte, denn beispielsweise von Asseln

„wimmelte es").

Der „Pesthirsch"

oder die Reise nach Rußland

Zum Gedenken an Professor Dr. August Hirsch,

der vor 100 Jahren in das Pestgebiet um Astrachan entsandt wurde

Renate Lerbs-Lienau

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 19 vom 8. Mai 1980 1291

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Das Arbeitszimmer in seiner Berliner Wohnung in der Potsamer Straße 113 Aufsätze • Notizen

Der „Pesthirsch"

In Wetljanka mußte man eine achttä- gige Quarantäne über sich ergehen lassen, die Langeweile und mäßiges Befinden auslöste. Das Essen war schlicht miserabel: es bestand weit- gehend aus Fisch (Sterlett), Kohl- suppe, hartem Fleisch — Brot gab es nicht. Dazu die Monotonie der Land- schaft, öde und steppig. Die Wolga allerdings bot einen majestätischen Anblick. Abgekochtes Wasser war Il- lusion, kilometerweit wurde „Soda"

herangeschafft, das man auch zum Mundspülen benutzte. Man erfuhr, daß die Epidemie durch Kosacken eingeschleppt worden sei, oder von Schmugglern, die über Baku ins Land gekommen waren; insgesamt ergaben sich klare Hinweise dar- über, daß die Seuche grundsätzlich durch Papiere und Gegenstände übertragen wird. Alles war cordon-

niert. Die Abende verbrachte man mit Whistspielen oder 66.

Nach der Weiterfahrt nach Samiani war auch hier eine zehntägige Qua- rantäne zu bestehen. Erleichterung trat erst ein, als die Reise zum Ziel- punkt Astrachan fortgesetzt werden durfte.

In Astrachan: gute Bedingungen für die Expeditionsteilnehmer Nach mehr als sechs Wochen traf die Expedition in Astrachan ein, wohlsam untergebracht, vorzüglich beköstigt, überaus zuvorkommend behandelt. Der zehntägige Aufent- halt ergab gute Möglichkeiten, sich wichtigen Nachforschungen, also den eigentlichen Aufgaben der Ex- pedition zu widmen. Alles verlief

ebenso arbeitsam wie unterhaltsam, zumal jeder sich frei bewegen konnte.

Triumphaler Empfang in Petersburg

Die Wolga war inzwischen vom Eise so weit befreit, daß man, zur Rück- reise gerüstet, zu aller Freude wol- gaaufwärts ein „Dampfschiff" be- steigen konnte. Wieder in Saritzyn, stand dort abermals ein Salonwagen bereit, und es ging über Moskau nach Petersburg, wo insbesondere dem Expeditionsleiter August Hirsch ein wahrhaft triumphaler Empfang bereitet wurde. Das lange Unter- wegssein, runde zwei Monate, war beendet.

„Sie sind zur Zeit der populärste Mann in Rußland", begrüßte Profes- sor Pelikan den Kollegen Hirsch,

„die Leute sagen, Hirsch hat uns von der Pest befreit." Was lag da näher als der Name „Pesthirsch"? Dieser Begriff hat sich erhalten: In den zwanziger Jahren gab der Verlag Ull- stein eine Jugendzeitschrift „Der heitere Fridolin" und einen dazuge- hörigen Jahreskalender heraus. Auf einem der Kalenderblätter präsen- tierte sich uns Kindern eine gemes- sen einherschreitende Gestalt mit ei- ner vogelähnlichen Maske vor dem Gesicht. Darunter stand: „Der Pest- hirsch", und in kurzen Worten folgte die Erklärung.

Tatsächlich handelte es sich bei dem Ausbruch der Pest 1878/79 um Astrachan um das letzte Auftreten dieser entsetzlichen „Volkskrank- heit"; jedenfalls hat sie sich nie wie- der in dieser verheerenden Form ge- zeigt. Ein Zufall? Einzig eine Folge des Fortschritts der immer geballter einsetzenden Hygieneverbesserun- gen und der öffentlichen Gesund- heitspflege? Oder etwa wirklich das Mitverdienst des Hygienikers und Epidemiologen August Hirsch?

August Hirschs Aufrufe zu strengen hygienischen Maßnahmen

Die frischen Eindrücke in Rußland mögen den Gelehrten August Hirsch aufs neue darin bestärkt haben, im-

1292 Heft 19 vom 8. Mai 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Aufsätze •Notizen Der „Pesthirsch"

mer und immer wieder dringlich, auch ohne „besondere Vorkomm- nisse", zu strengen allgemeinen hy- gienischen Maßnahmen aufzurufen, wie er es 1875 in seiner Schrift „Zur Bekämpfung der Volkskrankheiten, bezogen insbesondere auf die Cho- lera", gefordert hatte.

Curriculum vitae

August Hirsch wurde am 4. Oktober 1817 in Danzig geboren, in der alten Danzigern bekannten Jopengasse, in einem schönen alten, drei Fenster breiten Hause mit hohem Giebel, vorgelagertem Beischlag, einer weit- räumigen Diele mit einem mächti- gen Danziger Schrank.

Er war der Sohn eines Kolonialwa- renhändlers en gros und das jüngste unter dreizehn Geschwistern. Als Knabe erlebte er den Einbruch der Cholera mit, die sich 1831, von den Russen eingeschleppt, auch in Dan- zig ausbreitete. Möglicherweise setzte sich durch dieses Ereignis be- reits die Vorstellung in dem jungen Hirsch fest, sich später einmal mit den Epidemien zu befassen. Jeden- falls äußerte er schon damals den Wunsch, Mediziner zu werden. Papa Hirsch jedoch nahm seinen Sohn von der Schule und schickte ihn nach Berlin in eine Kaufmannslehre.

Des öfteren mußte August von sei- nem Lehrherrn hören: „Hirsch, aus Ihnen wird im ganzen Leben nichts".

Auf kaufmännischem Gebiet hat sich das im weiteren Verlauf bestä- tigt.

Erst auf eindringliches Bitten hin durfte der junge Hirsch auf die Schule zurückkehren, wo er auch nicht gerade Rühmliches geleistet haben soll. Er war musik- und thea- terbesessen und durchtanzte die Nacht vor der Abschlußprüfung, so daß der Schuldiener ihn auf die vie- len Orden an seinem Frack aufmerk- sam machen mußte. Dann — endlich

— durfte er studieren; das geschah in Leipzig und in Berlin. 1843 machte er sein Staatsexamen und promo- vierte mit einer Dissertation über den Croup. Zunächst in Elbing, dann in Danzig ließ er sich als praktischer Arzt nieder.

August Hirsch, am 4. Oktober 1817 in Danzig geboren, gestor- ben am 28. Ja- nuar 1895 in Berlin

Trotz seiner ausgedehnten Praxis erwies es sich sehr bald, daß er be- gabungs- und neigungsmäßig mehr den Wissenschaften zusprach. Er benutzte die Nächte für seine wis- senschaftlichen Arbeiten, in denen er sich fast ausschließlich mit Vor- studien über Malaria, thyphöse Er- krankungen, Ruhr, Madurafuß be- faßte, und trat mit dem Erarbeiteten sehr bald vor die Öffentlichkeit.

Hirsch wandte sich jedoch auch geographisch-pathologischen Fra- gen zu, da ihm eine Tätigkeit als Kolonialarzt vorschwebte. Er hatte sich bereits für den indisch-engli- schen Dienst verpflichtet, verpaßte aber das Schiff, zu seinem Glücke, denn dieses ging, soweit bekannt, in einem Sturme unter.

Berufung

an die Universität Berlin

August Hirsch begann, seine Arbei- ten in medizinischen Zeitschriften zu veröffentlichen, und fand spon-

tan Anerkennung. 1860 hielt er auf der Naturforscherversammlung in Königsberg einen vielbeachteten

„Populären Vortrag über die Volks- gesundheit", der so außerordentli- chen Erfolg hatte, daß Hirsch an sei- ne Frau Pauline schreiben konnte:

„Du kannst sehr stolz sein auf Dei- nen Mann und kannst Dir sehr große Absätze unter Deine Schuhe legen lassen."

Die Bestätigung dieses Erfolges ließ nicht lange auf sich warten: 1863 erhielt er ohne die sonst übliche akademische Anlaufbahn eine Beru- fung als Ordentlicher Professor für Pathologie, Medizinische Geschich- te und Literatur an die Universität Berlin. Diese Professur hatte er 30 Jahre lang inne. Ebenfalls 1863 wur- de er im Auftrag der Regierung in die Provinz Westpreußen geschickt, um sich dort für die Bekämpfung der Meningitisepidemie einzusetzen, auf deren Herannahen er in einem Vor- trag in der medizinischen Gesell- schaft aufmerksam gemacht hatte.>

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 19 vom 8. Mai 1980 1293

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Aufsätze . Notizen Der „Pesthirsch"

Gründer der Deutschen

Gesellschaft für Gesundheitspflege Zusammen mit von Pettenkofer gründete er die „Deutsche Gesell- schaft für Gesundheitspflege", de- ren Erster Vorsitzender er bis 1885 blieb. 1873 leitete er die Cholera- komission in Westpreußen und in der Provinz Posen und nahm später teil an der internationalen Cholera- konferenz in Wien. 1879 folgte die Mission nach Südrußland ins Pest- gebiet. Im Jahre 1894 starb er, der niemals krank gewesen war, von einer riesigen Trauergemeinde ge- ehrt.

Anspruchslos und bescheiden Die Villa in Berlin in der Potsdamer Straße 113, die er mit seiner Frau und den drei Kindern bewohnte, ent- hielt natürlich auch ein riesiges Ar- beitszimmer, in dem sich mehrere Bücherregale an den Wänden hoch- zogen. Seine Anspruchslosigkeit und Bescheidenheit geht aus der Tatsache hervor, daß dieses Arbeits- zimmer das sogenannte Berliner Zimmer, also ein Durchgangszim- mer war. Vom Wesen her wird Au- gust Hirsch als gütig und weich, als herzlicher Vater und Ehemann ge- schildert, hoch gesellig und allem Musischen zugetan.

Ein Leben, gleichmäßig aufsteigend im Erfolg, befriedigend und glück- lich zu nennen. „Salus populi supre- ma lex esto", dieser bekannte Aus- spruch eines römischen Staatsman- nes prägt in klar aufsteigender Linie Leben, Wesen und Persönlichkeit von August Hirsch.

Engagement in der Erforschung und Bekämpfung der Volksseuchen Seit 1848, als er nach eingehenden Vorstudien mit der Veröffentlichung seiner wissenschaftlichen Arbeiten begann, verschrieb er sich mehr und mehr der Erforschung und Bekämp- fung der Volksseuchen; und über die allmählich sich ausweitenden Er- kenntnisse hinaus strebte er grund- legende Verbesserungen der öffent-

lichen Gesundheitspflege an. Er muß als Hygieniker, Epidemiologe und medizinischer Historiker glei- chermaßen verdienstvoll angesehen werden. Es lag in ihm die unabding- bare Besessenheit zur Erforschung, die einen echten Wissenschaftler prägt; doch es war ihm auch aus- dauernde Arbeitskraft vergönnt, so- zusagen in Wechselwirkung zwi- schen Arbeitsfreude und unaus- weichlicher Zielstrebigkeit.

Nach seinen Worten in dem bahn- brechenden Vortrag über die Volks- gesundheit (1860) muß sich die For- schung auf diesem Gebiete „aus den abstrakten Wissenschaften lö- sen und auf den Markt des Lebens geführt werden, um hier heilbrin- gend ihre praktische Wirksamkeit zu entfalten". Wer heute, im Zeitalter der Hygieneperfektion, diesen Satz liest, wird vielleicht dafür nur ein wohlwollendes Lächeln finden, die- se Worte vermutlich sogar als Bin- senwahrheit bezeichnen. Aber man bedenke: Zu seiner Zeit hat sich Hirsch als Pionier erwiesen, und der heutige Stand von Forschung und Praxis ist ohne seine Vorarbeit nahe- zu undenkbar. Er darf keineswegs nur als maßgeblicher Vertreter der Hygiene in der vorbakteriellen Zeit gelten; unter anderem wies er auch als erster auf die Richtigkeit und Bedeutung der Semmelweisschen Theorie zum Kindbettfieber hin.

Als Medizinhistoriker Beachtliches geleistet

Seine vielfältigen Leistungen be- schränkten sich nicht auf das Gebiet der Volkskrankheiten; auch für die historische Medizin hat er Beachtli- ches geleistet. Schon seine Habili- tationsschrift „Über die Anatomie der Hippokratiker" (1864) hatte ein medizingeschichtliches Thema. Als Herausgeber der Heckerschen Schriften gab er dessen „Seuchen- geschichte des Mittelalters" 1865 neu heraus, schrieb für das „Hand- buch der Augenheilkunde" von Graefe und Sämisch den histori- schen Teil, entwarf und vollendete eine „Geschichte der medizinischen Wissenschaften in Deutschland"-

(1893) und befaßte sich mit äußer- ster Akribie mit dem „biographi- schen Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker"

(1884-1888). Wie die Urkunden be- weisen, war er Mitglied von 17 ärztli- chen Vereinigungen im In- und im Ausland.

Epidemiologische Tatsachen wur- den von ihm in ihren großen ge- schichtlichen Zusammenhängen ge- sehen; seine volksgesundheitlichen Bestrebungen legte er in seiner spä- ten Rede „Über die historische Ent- wicklung der öffentlichen Gesund- heitspflege" nieder, die er 1889 hielt: „In der Vergangenheit der Ge- sundheitspflege muß man den Maß- stab für die Schätzung der Fort- schritte gewinnen, deren sie sich in der Gegenwart rühmen kann", führ- te er u. a. aus.

Medizinischer Geograph des 19. Jahrhunderts

Nicht die sensationellen Entdeckun- gen eines Robert Koch, eines Ignaz Philipp Semmelweis oder eines Max von Pettenkofer—seiner unmittelba- ren Zeitgenossen — hoben August Hirsch aus der Zahl tüchtigster Ärzte heraus, sondern sein untrüglicher Blick für Wesentliches in Theorie und Praxis. Diese Fähigkeit wurde zum Kernpunkt seiner schriftstelleri- schen Arbeiten. Er wußte seine Kenntnisse vorzüglich zu formulie- ren und zu fixieren.

Hirsch schuf ein solides Fundament für weltweite Gesundheitspflege, nicht ohne zuvor anerkennend fest- gestellt zu haben, daß England auf dem Gebiet der Hygiene anderen Ländern weit voraus war. Die Expe- dition ins Pestgebiet um Astrachan zeigt in hohem Maße auch seinen Opfermut. Bei seinem 50jährigen Doktorjubiläum hat man ihn als den

„Begründer der medizinischen Geo- graphie dieses Jahrhunderts" be- zeichnet.

Anschrift der Verfasserin:

Renate Lerbs-Lienau

Urenkelin von August Hirsch 8972 Altstädten/Sonthofen

1296 Heft 19 vom 8. Mai 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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