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Untersuchung zur Hengsthaltung in Niedersachsen

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Academic year: 2022

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Verlag: Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft Service GmbH 35392 Gießen · Friedrichstraße 17 · Tel. 0641 / 24466 · Fax: 0641 / 25375

E-Mail: info@dvg.de · Internet: www.dvg.de ISBN 978-3-86345-367-1

Nadine Steiner

Untersuchung zur Hengsthaltung in Niedersachsen

Nadine Steiner

Hannover 2017 Eine Erhebung aus dem Jahr 2012

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Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

1. Auflage 2017

© 2017 by Verlag: Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft Service GmbH, Gießen

Printed in Germany

ISBN 978-3-86345-367-1

Verlag: DVG Service GmbH Friedrichstraße 17

35392 Gießen 0641/24466 info@dvg.de www.dvg.de

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Untersuchung zur Hengsthaltung in Niedersachsen

Eine Erhebung aus dem Jahr 2012

INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Grades einer

Doktorin der Veterinärmedizin - Doctor medicinae veterinariae -

(Dr. med. vet.)

vorgelegt von Nadine Steiner

Hannover

Hannover 2017

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Wissenschaftliche Betreuung:

Univ.- Prof. Dr. H. Hackbarth, Institut für Tierschutz und Verhalten (Heim-, Labortiere und Pferde), Tierärztliche Hochschule Hannover

Dr. rer. nat. W. Bohnet, Institut für Tierschutz und Verhalten (Heim-, Labortiere und Pferde), Tierärztliche Hochschule Hannover

1. Gutachter: Univ.- Prof. Dr. Hansjoachim Hackbarth Institut für Tierschutz und Verhalten (Heim-, Labortiere und Pferde), Tierärztliche Hochschule Hannover

2. Gutachter: Univ.- Prof. Dr. Harald Sieme

Reproduktionsmedizinische Einheit der Kliniken, Klinik für Pferde, Tierärztliche Hochschule Hannover

Tag der mündlichen Prüfung: 21.03.2017

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Meinen Eltern

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Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG ... 1

2 LITERATURÜBERSICHT ... 2

2.1 Der Hengst und sein Umfeld ... 2

2.1.1 Soziale Organisation und Gruppengröße ... 2

2.1.2 Vom männlichen Fohlen bis zum adulten Hengst ... 3

2.2 Haltungsformen und -verfahren ... 6

2.2.1 Einzelhaltung ... 6

2.2.2 Gruppenhaltung ... 7

2.3 Untersuchungen zur Hengsthaltung ... 8

2.3.1 Hengsthaltung in Deutschland ... 9

2.3.2 Gruppenhaltung von Hengsten − ein Risiko? ... 11

3 MATERIAL UND METHODE ... 14

3.1 Grundzahlen zum Pferdebestand in Niedersachsen ... 14

3.1.1 Niedersächsische Tierseuchenkasse ... 14

3.1.2 Bundesamt und Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen (LSKN) ... 15

3.1.3 Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ... 16

3.1.4 Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w. V. und Zuchtverbände ... 18

3.1.5 Eingetragene Hengste bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e. V. (Fédération Equestre Nationale, FN) ... 18

3.1.6 Erhebung zum Pferdebestand in Niedersachsen ... 19

3.2 Datenerhebung in Niedersachsen ... 19

3.2.1 Der Bewertungsbogen für Hengsthaltungen ... 19

3.2.2 Auswahl der Betriebe in Niedersachsen ... 22

3.2.3 Erfassung der Daten vor Ort ... 23

3.2.4 Messung der Klimafaktoren ... 24

(10)

3.3 Statistik ... 25

4 ERGEBNISSE ... 26

4.1 Betriebsgröße ... 26

4.2 Qualifikationen der Betreuer ... 28

4.3 Angaben zu den Hengsten ... 29

4.3.1 Alter der Hengste ... 29

4.3.2 Pferderassen ... 30

4.3.3 Pferdetypen ... 31

4.3.4 Nutzung ... 31

4.3.5 Ausbildung ... 33

4.3.6 Turnieraktivität ... 34

4.3.7 Umgang mit dem Menschen ... 34

4.4 Bewegungsmanagement ... 35

4.4.1 Bewegung im Sommer ... 35

4.4.2 Bewegung im Winter ... 35

4.5 Haltungssysteme ... 37

4.5.1 Einzelhaltung ... 39

4.5.1.1 Boxengröße und Zugang zur Außenwelt ... 40

4.5.1.2 Tränkeeinrichtung ... 42

4.5.1.3 Raufutterfressplatz ... 43

4.5.1.4 Kraftfutterfressplatz ... 43

4.5.1.5 Boxenabtrennung ... 44

4.5.1.6 Boxennachbarpferd(e) ... 45

4.5.1.7 Sozialkontakt ... 46

4.5.1.8 Einstreumaterial und Entmistung ... 50

4.5.1.9 Stallklima und Licht ... 51

4.5.2 Gruppenhaltung ... 56

4.5.2.1 Anzahl Pferde pro Gruppe ... 56

4.5.2.2 Gruppenstruktur... 57

4.5.2.3 Größe von Stall und Auslauf ... 57

4.5.2.4 Tränkeeinrichtung ... 58

4.5.2.5 Raufutterfressplatz ... 58

4.5.2.6 Kraftfutterfressplatz ... 59

4.5.2.7 Einstreumaterial und Entmistung ... 59

4.5.2.8 Stallklima und Licht ... 60

(11)

4.5.2.9 Eingliederung von Pferden ... 62

4.5.3 Weidehaltung ... 63

4.5.3.1 Anzahl Pferde pro Gruppe ... 63

4.5.3.2 Struktur ... 64

4.5.3.3 Weidefläche und Witterungsschutz ... 64

4.5.3.4 Tränkeeinrichtung ... 65

4.5.3.5 Raufutterfressplatz ... 65

4.5.3.6 Kraftfutterfressplatz ... 65

4.5.3.7 Einzäunung ... 65

4.5.3.8 Weidepflege ... 66

4.5.3.9 Eingliederung von Pferden ... 66

4.5.4 Zusammenhang zwischen Haltung und Qualifikation der Betreuer ... 67

4.5.5 Zusammenhang zwischen Haltung und Pferdetyp ... 68

4.5.6 Zusammenhang zwischen Haltung und Nutzung "Zucht" ... 69

4.5.7 Zusammenhang zwischen Haltung und Jahreszeit ... 71

4.5.7.1 Pferdetyp Warmblut ... 71

4.5.7.2 Pferdetyp Vollblut ... 72

4.5.7.3 Pferdetyp Pony ... 72

4.6 Handling ... 73

4.7 Gesundheitsmanagement ... 73

4.7.1 Ernährungs- und Pflegezustand ... 73

4.7.2 Impfungen ... 73

4.7.3 Entwurmung ... 74

4.7.4 Zahnuntersuchungen ... 74

4.7.5 Hufpflege ... 75

4.7.6 Verletzungsmöglichkeiten ... 75

4.7.7 Quarantäne ... 75

4.8 Übersicht der Ergebnisse ... 76

5 DISKUSSION ... 78

5.1 Diskussion der Methode ... 78

5.2 Diskussion der Ergebnisse ... 79

5.2.1 Qualifikation der Betreuer ... 79

5.2.2 Angaben zu den Hengsten ... 80

5.2.2.1 Alter und Pferderasse ... 80

5.2.2.2 Ausbildung und Nutzung ... 81

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5.2.2.3 Umgang mit dem Menschen ... 81

5.2.3 Haltungssysteme ... 82

5.2.3.1 Einzelhaltung ... 82

5.2.3.2 Gruppenhaltung ... 84

5.2.4 Bewegungsmanagement ... 85

5.3 Fazit ... 87

6 ZUSAMMENFASSUNG ... 89

7 SUMMARY ... 91

8 LITERATURVERZEICHNIS ... 93

9 ANHANG ... 102

9.1 Aushang ... 102

9.2 Bewertungsbogen ... 103

9.3 Übersicht der Pferderassen ... 134

9.4 Abbildungsverzeichnis ... 137

9.5 Tabellenverzeichnis ... 137

9.6 Abkürzungsverzeichnis ... 138

9.7 Danksagung ... 140

9.8 Erklärung ... 141

(13)

1 Einleitung

Was ist pferdegerecht? Mit dieser Problematik beschäftigte sich eine aktuelle Online-Umfrage der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e. V. (FN) im Mai 2016 (FN, 2016; BORCHARDT, 2016). Eine genaue Antwort gibt die Studie nicht.

Trotzdem ist das Votum eindeutig: Die Mehrheit der 21.000 Teilnehmer sieht Verbesserungsbedarf beim Thema Pferdehaltung. Außerdem kritisieren 42 Pro- zent der Befragten, dass der Verband einen zu geringen Wert auf die Umset- zung pferdegerechter Haltungssysteme lege.

Doch auch unabhängig von dieser Umfrage bestehen in der Pferdehaltung all- gemein immer wieder Forderungen nach mehr Tierschutz. Das betrifft allerdings nicht nur die Haltung von Stuten und Wallachen, sondern speziell auch die Hengsthaltung. Denn Hengsthaltung ist heutzutage zwar Mode, aber ein noch unzureichend erforschtes Thema.

Erste Grundlagen liefern verschiedene Studien zur Haltung von Hengsten in Deutschland (EGER, 2000; BUCHWALD, 2007; WERHAHN, 2008; IRRGANG, 2008; ZILOW, 2015). Bei diesen Publikationen wurde unter anderem die Hal- tung von Hengsten in einzelnen Bundesländern oder Zuchtverbänden unter- sucht. Ein Großteil berücksichtigt ausschließlich Hengste, die für die Zucht ge- nutzt werden – ebenso das Schweizerischer Nationalgestüt, das erste Erfah- rungen mit der Gruppenhaltung von Zuchthengsten veröffentlicht hat (BRIEFER FREYMOND, 2012).

Für die vorliegende Erhebung hingegen steht die Hengsthaltung in Niedersach- sen im Fokus. Dabei geht es um die Frage: Wie werden Hengste im Pferdeland Niedersachsen gehalten?

Ziel dieser Untersuchung ist, die Haltungsbedingungen für Hengste im Bundes- land Niedersachsen zu erfassen und zu analysieren, unabhängig von Alter, Pferderasse und Nutzungsrichtung. Die Daten beziehen sich auf Hengste, die als Deckhengst, Sportpferd oder Freizeitpartner eingesetzt werden.

Letztlich kann dadurch abgeschätzt werden, ob oder in welchem Umfang Opti- mierungsbedarf für die Hengsthaltung in Niedersachsen besteht.

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2 Literaturübersicht

2.1 Der Hengst und sein Umfeld

2.1.1 Soziale Organisation und Gruppengröße

Pferde sind soziale Tiere, die natürlicherweise in Familienverbänden oder Hengstgruppen leben (ZEITLER-FEICHT, 2015).

Ein Familienverband, oder auch Harem genannt, besteht in der Regel aus ei- nem Hengst, einer oder mehreren Stuten und deren Nachwuchs. Der Hengst verteidigt seine Familie nicht nur vor Angriffen von außen und deckt die Stuten, sondern hält seine Gruppe zusammen. Wenn der Familienhengst stirbt oder aus anderen Gründen ausfällt, übernimmt ein anderer Hengst seine Position (MCDONNELL und MURRAY, 1995). Nach HOUPT und KEIPER (1982) ist ein Familienhengst nicht unbedingt das dominanteste Herdenmitglied.

Darüber hinaus existieren aber auch Familienverbände mit zwei und mehreren kooperierenden Hengsten. Nach FEH (1999) können zwei kooperierende Hengste eine lebenslange Allianz bilden. Die Hengste verteidigen ihre Gruppe entweder gemeinsam gegen Angreifer oder der subdominante Hengst über- nimmt diese Aufgabe, während sich der dominante Hengst um die Stuten küm- mert. Für den dominanten Hengst ist das vorteilhaft, weil er seine Familie nicht alleine verteidigen muss und seine Kräfte schonen kann. Der untergeordnete Hengst hingegen erhält die Möglichkeit, sich mit einigen Stuten zu paaren. FEH (1999) beschreibt die kooperierenden Hengste als niederrangig, nicht eng ver- wandt und ungefähr in ähnlichem Alter.

Dass solche Zusammenschlüsse häufiger vorkommen, unterstreichen LINKLA- TER et al. (1999), die sogar Familienverbände mit bis zu fünf Hengsten beo- bachtet haben. Die Anzahl der Hengste beeinflusst die Größe der Stutengrup- pe, die Herdenstabilität und den Reproduktionserfolg aber nicht positiv (LINK- LATER und CAMERON, 2000).

Eine andere wichtige, soziale Lebensweise bei den Pferden ist die Hengstgrup- pe, die auch als Junggesellenverband oder Bachelorgruppe bezeichnet wird.

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Die Hengstgruppe besteht aus vorwiegend jungen Hengsten, die von ihrer Mut- ter oder ihrem Familienverband abgewandert sind, und aus älteren Familien- hengsten, die ihren Harem verloren haben. Die Gruppengröße liegt bei zwei bis drei Hengsten, aber auch Junggesellengruppen mit bis zu sechs Hengsten wurden von KHALIL und MURAKAMI (1999) beobachtet. Nach ZEITLER- FEICHT (2008) umfassen Hengstgruppen zwei bis drei, aber auch bis zu 20 Herdenmitglieder. MCDONNELL und MURRAY (1995) verstehen darunter ebenfalls eine soziale Gruppe aus sogar fünf bis 20 Hengsten, die häufig in der Nähe von Familienverbänden lebten.

Zusammenfassend lässt sich zur Gruppengröße sagen, dass Pferde normaler- weise Gruppen bilden, denen nicht mehr als ungefähr 20 Mitglieder angehören, da vermutlich bei dieser Zahl die mentale Grenze für das soziale Gedächtnis des Pferdes erreicht ist (MILLS und NANKERVIS, 2004). Allerdings können sich Pferdegruppen vorübergehend zu einer Herde von 100 Tieren und mehr zu- sammenschließen, die einzelnen Verbände bleiben dabei aber voneinander unabhängig (ZEITLER-FEICHT, 2008).

2.1.2 Vom männlichen Fohlen bis zum adulten Hengst

Früh schon üben Hengstfohlen ihr angeborenes Sozialverhalten und unter- scheiden sich von Stutfohlen. In einer Studie von RHO et al. (2007) bevorzug- ten Hengstfohlen für die gegenseitige Fellpflege nicht ihre Mutter als Sozial- partner, sondern eher Jährlingsstuten. Außerdem zeigten die Hengstfohlen häu- figer Kampfspiele als ihre weiblichen Artgenossen. Meist resultierte das kämp- ferische Spielverhalten aus vorangegangener Fellpflege mit einem anderen Hengstfohlen. Anders als häufig angenommen, sind Hengstfohlen aber grund- sätzlich nicht unbedingt dominant gegenüber Stutfohlen (ARABA und CROWELL-DAVIS, 1994).

Nach KHALIL und MURAKAMI (1999) gliedert sich das Hengstleben in mehrere Phasen. Im Alter von 0,7 bis 3,9 Jahren wandern die Junghengste bei den Misaki-Pferden von ihrem Familienverband ab und verbringen während ihrer Entwicklung viel Zeit mit Spielen, weniger mit aggressiven Interaktionen. Sie treffen auf andere Gruppen wie umherstreifende Stuten, fremde Familienver- bände, geschlechtlich gemischte Herden oder Junggesellengruppen und lernen aus den verschiedenen Begegnungen.

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Das Zusammenleben nur von Hengsten ist bei wildlebenden Pferden völlig üb- lich (ZEEB, 1998). In der Junggesellengruppe trainieren die jungen Hengste alle Verhaltensweisen, die sie später als Familienhengst brauchen. Durch kleine Spielkämpfe oder aber auch durch Ernstkämpfe lernen sie, sich unterzuordnen oder ihre Rangposition zu verbessern.

Allerdings beobachteten ZHARKIKH und ANDERSEN (2009) bei einer Hengst- gruppe von Przewalskipferden im Reservat Askania Nowa am häufigsten freundliches Sozialverhalten. Zudem fanden WÖHR et al. (2011) bei einem Junggesellenverband mit sieben männlichen Przewalskipferden heraus, dass innerhalb einer intakten Herdenstruktur keine Beeinflussung des Ruheverhal- tens rangniedriger Tiere erfolgt.

Insgesamt können 49 elementare Verhaltensweisen für das agonistische Ver- halten von Hengsten in Junggesellengruppen unterschieden werden (MCDON- NELL und HAVILAND, 1995). Dazu gehören u.a. das Annähern, Meiden, Flehmen, umeinander Kreiseln, Folgen, Knien, Steigen, Beißen und Beißdro- hen, Beriechen, Schlagen mit der Vorderhand und die gegenseitige Fellpflege.

Im Alter von fünf Jahren gründen junge Hengste ihren eigenen Familienverband (KHALIL und MURAKAMI, 1999). Entweder übernehmen sie einen Harem nach einem erfolgreichen Kampf von einem Familienhengst. Der Althengst wird dann zum Einzelgänger oder schließt sich einem Junggesellenverband an (ZEEB, 1998). Oder der Junghengst bildet eine neue Familie, indem sich ihm überzäh- lige, umherstreifende Stuten anschließen (ZEITLER-FEICHT, 2015).

Außerdem gründen viele Hengste keine eigene Familie, sondern bleiben le- benslang in einer Junggesellengruppe (ZEITLER-FEICHT, 2015).

Doch nicht nur wildlebende Pferde, auch domestizierte Hengste profitieren von Bachelorgruppen. So zeigten 2-jährige dänische Warmbluthengste, die in Jung- gesellengruppen gehalten wurden, ähnliches Sozialverhalten wie wildlebende Przewalskipferde, insbesondere beim Spielen (CHRISTENSEN et al., 2002a).

Auch JØRGENSEN et al. (2009) untersuchten das Spielverhalten und fanden heraus, dass männliche oder gemischte Gruppen deutlich mehr spielen als Stu- tenherden. Ebenso beobachtete DILLENBURGER (1983), dass besonders die Hengstfohlen mit zunehmendem Alter immer häufiger und ausdauernder mitei- nander raufen.

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Während der Hengstaufzucht in menschlicher Obhut sollten neben gleichaltri- gen Spielkameraden idealerweise wenigstens ein älterer Hengst oder Wallach in der Gruppe vorhanden sein, von dem die Junghengste erzogen werden und soziale Verhaltensweisen lernen. Nach IRRGANG und GERKEN (2010) zeigten Hengste, die einen Teil ihrer Aufzuchtphase mit adulten Tieren, auch Stuten, aufgewachsen waren, ein signifikant besseres Verhalten gegenüber Menschen und anderen Pferden.

Zusätzlich verdeutlicht ein Vergleich von CHRISTENSEN et al. (2002), dass Gruppenhaltung enorm wichtig ist. Über einen Zeitraum von neun Monaten wurden insgesamt 19 zweijährige Hengste entweder einzeln im Stall gehalten (n = 7) oder in kleinen Gruppen mit jeweils drei Hengsten (n = 12). Anschlie- ßend wurden die Hengste aus der Einzelhaltung gemeinsam auf der einen und die Hengste aus den Kleingruppen auf einer anderen Weide untergebracht.

Nach weiteren 48 Tagen wurde der Zaun zwischen beiden Gruppen entfernt und alle Hengste liefen in einer großen Gruppe zusammen. Die zuvor einzeln untergebrachten Hengste zeigten deutlich mehr aggressives Verhalten, aber auch mehr freundliche Interaktionen als die Hengste aus den Kleingruppen.

Erst nach sechs Wochen uneingeschränktem Sozialkontakt auf der Weide lie- ßen diese gesteigerten Antworten nach. Denn die Hengste aus der Einzelhal- tung bauten während der Stallphase keine besondere Beziehung zu ihren Bo- xennachbarn auf. Folglich kann die Einzelhaltung von jungen Hengsten zu einer sozialen Deprivation führen, die das Sozialverhalten beeinflusst.

ABRAHAM (2009) untersuchte die Beziehung zwischen sozialer Rangstellung und dem Reitausbildungserfolg bei österreichischen Lipizzanerhengsten und fand heraus, dass die soziale Rangstellung innerhalb der Aufzuchtgruppe keine zuverlässige Voraussage über den Erfolg in der späteren Reitausbildung zu- lässt. Allerdings sei zu erwarten, dass die niederrangigen Hengste in der Ten- denz bessere Reitausbildungsnoten erreichen.

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2.2 Haltungsformen und -verfahren

Die Haltungsformen werden nach Einzel- und Gruppenhaltung unterschieden (BMELV, 2009). In Deutschland überwiegt dabei die Einzelhaltung deutlich (BEYER, 1998; KORRIES, 2003; PETERSEN, 2005).

2.2.1 Einzelhaltung

Die Einzelhaltung muss so gestaltet sein, dass jedes Pferd mindestens Sicht-, Hör- und Geruchskontakt zu seinen Artgenossen hat (BMELV, 2009). Im Fol- genden wird kurz auf die fünf Haltungsverfahren Anbindehaltung, Innenbox, Außenbox, Außenbox mit Kleinauslauf und Mehrraum-Außenbox mit Kleinaus- lauf eingegangen.

Die dauerhafte Anbinde- oder auch Ständerhaltung ist tierschutzwidrig und da- her seit 2004 in Niedersachsen per Erlass des Niedersächsischen Ministeriums für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz verboten.

Eine Innenbox ist definiert als Einzelbox ohne für das Pferd nutzbare Öffnung nach draußen (BMELV, 2009). Das Pferd befindet sich in einem geschlossenen Stallgebäude und hat keinen Kontakt zur Außenwelt. Die Boxengrundfläche für ein einzelnes Pferd muss mindestens der doppelten Widerristhöhe zum Quad- rat entsprechen. Daraus ergibt sich beispielsweise für ein 1,65 m großes Pferd eine Mindestfläche von 10,89 Quadratmetern. In Niedersachsen wurden im Jahr 2001 insgesamt 63 % der Pferde in Innenboxen gehalten (KORRIES, 2003).

Bei der Außenbox handelt es sich ebenfalls um eine Einzelbox, allerdings be- steht für das Pferd die Möglichkeit, seinen Kopf und Hals durch eine Öffnung nach draußen zu strecken. Das Pferd hat direkten Zugang zur frischen Luft und kann das Geschehen seines Umfeldes wahrnehmen (PIRKELMANN et al., 2008).

Die Außenbox mit einem direkt angeschlossenen und permanent zugänglichen Kleinauslauf wird auch Paddockbox genannt. Bei diesem Haltungsverfahren kann das Pferd frei wählen, ob es sich in der Box oder im Freien aufhält. Die Boxen- und die Kleinauslauffläche betragen dabei jeweils mindestens die dop- pelte Widerristhöhe zum Quadrat (BMELV, 2009). Je nach vorhandener Ab-

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trennung kann sozialer Kontakt zu anderen Pferden möglich sein. Das Bewe- gungsangebot wird durch den Kleinauslauf erhöht.

Die Mehrraum-Außenbox mit Kleinauslauf unterscheidet sich von der einfachen Paddockbox dadurch, dass zusätzlich ein über den Kleinauslauf zugänglicher separater Fressbereich besteht.

Bei der vorliegenden Untersuchung wurde auch die Weidehaltung als Einzelhal- tung berücksichtigt, sofern nur ein einzelnes Pferd auf der Weide gehalten wur- de. HOFFMANN (2009) merkt hierzu allerdings an, dass die Haltung eines ein- zelnen Pferdes ohne soziale Partner nicht pferdegemäß ist.

2.2.2 Gruppenhaltung

Grundsätzlich sind alle Pferde unabhängig von Alter, Rasse, Geschlecht und Nutzungsart für Gruppenhaltung geeignet (BMELV, 2009). Bei der Gruppenhal- tung werden sieben Haltungsverfahren für Pferde unterschieden.

Der Einraum-Innenlaufstall ist ein Gruppenlaufstall im Stallgebäude ohne für die Pferde nutzbare Öffnung nach draußen (BMELV, 2009). Der Mehrraum- Innenlaufstall ist zusätzlich in Funktionsbereiche gegliedert, wo die Pferde se- parat fressen, trinken, ruhen oder laufen können.

Ähnlich wie die Außenbox für nur ein Pferd bietet der Einraum-Außenlaufstall für Pferde in Gruppenhaltung die Möglichkeit, ihren Kopf und Hals nach drau- ßen zu richten. Auch hier kann eine Einteilung in Funktionsbereiche erfolgen, so dass aus dem Einraum- ein Mehrraum-Außenlaufstall entsteht.

Sowohl der Mehrraum-Innenlaufstall als auch der Mehrraum-Außenlaufstall sind nur für Betriebe mit wenig Pferdewechsel und nur für gut aneinander gewöhnte Pferde geeignet (BMELV, 2009). Schon immer üblich gewesen ist die Laufstall- haltung für Zuchtstuten, Jährlinge und Absatzfohlen (MARTEN, 1996).

Beim Einraum-Außenlaufstall mit Auslauf, auch Offenlaufstall genannt, ist ein an das Stallgebäude direkt angrenzender, ständig zugänglicher Auslauf für die Pferde vorhanden (BMELV, 2009).

Der Mehrraum-Außenlaufstall mit Auslauf bietet als Offenlaufstall mit getrennten Funktionsbereichen nach PIRKELMANN (1991) von allen Stallsystemen die vergleichsweise besten Voraussetzungen, die abstammungsbedingten Ansprü-

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che der Pferde zu berücksichtigen. Dazu zählen das Zusammenleben im Her- denverbund, der frei wählbare Aufenthalt im Freien und das ständige Bewe- gungsangebot. HOFFMANN (2008) merkt hingegen an, dass Auslaufhaltungs- systeme zwar eine gewisse Anregung zur Bewegung bieten, aber der tägliche Anteil an Bewegung sehr viel geringer ist als bei Pferden in freier Wildbahn oder ganzjähriger Weidehaltung. Sie kommt daher zu dem Ergebnis, dass ein Aus- laufhaltungssystem trotz getrennter Funktionsbereiche und eines großen Aus- laufs nicht den Bewegungsbedarf der Pferde deckt, wenn keine zusätzlichen Bewegungsanreize und -möglichkeiten angeboten werden.

Den natürlichen Lebensbedingungen am nächsten kommt die Haltung der Pfer- de auf der Weide (LWK, 2010), die ganzjährig oder saisonal erfolgen kann. Ein künstlicher oder natürlicher Witterungsschutz dient den Pferden als Schutz vor intensiver Sonneneinstrahlung bei hohen Temperaturen, vor hohem Aufkom- men von Stechinsekten, anhaltendem Niederschlag oder niedrigen Temperatu- ren verbunden mit starkem Wind (BMELV, 2009). Denn Pferde jeglicher Her- kunft und Rasse suchen bei solchen ungünstigen Witterungsbedingungen arttypischerweise einen Witterungsschutz auf (ML, 1999).

2.3 Untersuchungen zur Hengsthaltung

Hengste sind aus Angst vor Aggressionen am häufigsten in Einzelhaltungen anzutreffen, erklärt ZEITLER-FEICHT (2015) und beschreibt die Außenboxen mit Paddock und direkt angeschlossener Weide als eine weitgehend artgemäße Einzelhaltung für Hengste. Der Auslauf und die Weide sind dabei in eine rechte und eine linke Hälfte unterteilt, sodass entweder die eine oder die andere Seite genutzt werden kann. Bei besonders unverträglichen Hengsten hat dies den Vorteil, dass der jeweils benachbarte Paddock bzw. die angrenzende Weide freigelassen werden kann. ZEITLER-FEICHT (2015) verweist aber ebenso da- rauf, dass Gruppenhaltung mit Hengsten praktizierbar ist. Genauer betrachtet wird die Gruppenhaltung von Hengsten in Abschnitt 2.3.2.

LEIGHTON HARDMANN (1974) unterscheidet zwischen Hengsten, die mit ih- ren Stuten auf der Weide laufen, und Hengsten, die einzeln im Stall gehalten werden und nur tagsüber Weidegang bekommen. Die Hengstboxen sollten groß, luftig und sauber sein und an eine circa drei Morgen große Weide an-

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grenzen. Die Stalltür kann den ganzen Tag geöffnet bleiben, damit der Hengst nach Belieben hin- und herlaufen kann.

Was unter großen Boxen zu verstehen ist, verdeutlicht die Empfehlung von MARTEN (1996), dass Hengstboxen nicht kleiner als 16 Quadratmeter sein sollten.

Ein anderes wichtiges Thema im Rahmen der Einzelhaltung ist der Sozialkon- takt für Hengste. Hierzu hat das Schweizerische Nationalgestüt von Agroscope neue Boxenwände getestet, die den arttypischen Körperkontakt zwischen Bo- xennachbarn zulassen und dadurch die Haltungsbedingungen für Hengste op- timieren (ZOLLINGER, 2014). Die Studie wurde mit 24 Freiberger Zuchthengs- ten im Alter von fünf bis 19 Jahren durchgeführt und kommt zu dem Ergebnis, dass sogenannte Sozialboxen das Wohlbefinden der Pferde verbessern und für die Praxis empfohlen werden können. Unter dem Begriff Sozialbox versteht ZOLLINGER (2014) eine Einzelbox, deren hintere Trennwandhälfte mit im Ab- stand von 30 cm vertikal angeordneten und bis zum Boden reichenden Gitter- stäben versehen ist. Darüber sind soziale Interaktionen der Hengste wie ge- genseitige Fellpflege oder gemeinsames Fressen möglich. Die vordere Hälfte besteht dagegen aus einem vollständig geschlossenen Teil, so dass sich die Pferde vom Nachbarn zurückziehen können. In vorherigen Veröffentlichungen wurden die Sozialboxen auch als Kurtz-Boxen (BACHMANN, 2013) oder Dop- pelboxen (GÖTZ, o. J.) bezeichnet und zuvor an Hengsten des Circus Knie er- probt.

2.3.1 Hengsthaltung in Deutschland

Zur Hengsthaltung in Deutschland wurden bisher einzelne Studien veröffent- licht. Die Arbeiten unterscheiden sich in ihrem Schwerpunkt und jeweiligem Um- fang.

Die Haltungsbedingungen für Deckhengste in Baden-Württemberg analysierte EGER (2000) im Rahmen ihrer Diplomarbeit auf zwanzig Betrieben mit insge- samt 66 Hengsten unterschiedlichster Rassen. Die Hengste waren im Mittel 10,4 Jahre alt und 74 % wurden in Innenboxen gehalten. In einer weiteren Ver- öffentlichung stellten POLLMANN et al. (2003) hinsichtlich des Bewegungsma- nagements fest, dass die Warmbluthengste im Durchschnitt 4,75 Stunden pro

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Woche bewegt wurden. Das heißt, die Hengste konnten sich über einen Zeit- raum von einer Woche deutlich weniger bewegen als jedes andere Pferd unter natürlichen Bedingungen pro Tag. Außerdem war für alle Warmbluthengste sonntags ein Stehtag vorgesehen, an dem sie ihre Box nicht verließen. Keinem Großpferdehengst wurde freie Bewegung mit Artgenossen ermöglicht. Im Ge- gensatz dazu war Sozialkontakt bei den Kleinpferdehengsten zu Stuten, Walla- chen oder Junghengsten im Auslauf oder auf der Weide mehrheitlich gegeben.

BUCHWALD (2007) beschäftigte sich in ihrer Bachelorarbeit mit der Haltung von Zuchthengsten des Zuchtgebietes Berlin-Brandenburg. Sie wertete 51 Fra- gebögen aus und erhob Daten zu 104 Hengsten. Zwischen den verschiedenen Pferdetypen lagen signifikante Unterschiede bezogen auf die Aufstallung. Von den Warmbluthengsten lebten 92 % in Innenboxen oder Außenboxen ohne Paddock, bei den Pony- und Kleinpferdehengsten waren es hingegen nur 31 %.

Weitere 25 % der Pony- und Kleinpferdehengste wurden ganzjährig auf der Weide gehalten.

WERHAHN (2008) untersuchte in ihrer Masterarbeit die Haltung von im Hanno- veraner Verband zugelassenen Deckhengsten, indem sie Fragebögen ver- schickte, auswertete und so Angaben zu 94 Hengsten, vorwiegend aus Nord- deutschland, erhielt. Das Durchschnittsalter betrug 12,9 Jahre. Über die Hälfte der Hengste wurde in Innenboxen gehalten und ungefähr einem Drittel keine freie Bewegung ermöglicht. Außerdem wurde für sieben Hengste mindestens ein Stehtag pro Woche angegeben. Die Autorin weist allerdings darauf hin, dass weitere Studien nötig seien, um genauere Aussagen über die Deck- hengsthaltung treffen zu können.

Ebenfalls in 2008 verfasste IRRGANG ihre Masterarbeit zu Haltung, Manage- ment, Verhalten und Handling von Vollblutaraberhengsten. Dafür besichtigte sie 29 Hengsthaltungen mit insgesamt 78 Vollblutaraberhengsten und führte Inter- views mit den Hengsthaltern durch. Die Hengste waren im Alter von drei bis 30 Jahren, 70,5 % wurden in Einzelhaltung und 29,5 % zeitweise oder durchgängig in Gruppen gehalten (IRRGANG und GERKEN, 2010). Ungefähr 45 % der Hengste zeigten unerwünschtes Verhalten, was auf fehlende freie Sozialkontak- te zu anderen Pferden zurückzuführen sein könnte. Die Auswertung der Aufzuchtbedingungen ergab zudem, dass auch die jüngeren Hengste ab dem

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zweiten Lebensjahr mehrheitlich in Einzelhaltungsverfahren untergebracht wur- den.

ZILOW (2015) untersuchte in ihrer Dissertation die Haltung von 101 Hengsten auf 67 Pferdebetrieben in Bayern mittels Fragebogen. Von den teilnehmenden Betrieben besuchte sie 56 und erhob Daten zusätzlich vor Ort. Die Hengste wa- ren im Mittel 10,9 Jahre alt und konnten 33 verschiedenen Rassen zugeordnet werden. Ähnlich wie bei IRRGANG und GERKEN (2010) wurde in der Studie von ZILOW (2015) die Mehrzahl der Hengste (ca. 60 %) in Innen- oder Außen- boxen gehalten, während ca. 25 % in Offenstall- oder Weidehaltung mit Artge- nossen lebten. Fast die Hälfte der Hengste wies unerwünschtes Verhalten auf, wozu u. a. leichte Erregbarkeit und Aggressivität gegenüber anderen Pferden zählten. Im Sommer hatte kein Hengst einen Stehtag, im Winter aber konnte sich ein Hengst an einem Tag in der Woche weder kontrolliert, noch frei bewe- gen.

2.3.2 Gruppenhaltung von Hengsten − ein Risiko?

In der Vergangenheit wurde angenommen, dass die gemeinsame Haltung von erwachsenen Warmbluthengsten in Lauf- und Gruppenställen nur bis zu einem bestimmten Alter (ca. 2-jährig) möglich sei. Außerdem wurde darauf verwiesen, dass bei erwachsenen Hengsten allgemein große Einzelboxen vorgezogen werden, um Verletzungen durch Rangkämpfe zu verhindern (FN, 2003). Im Wi- derspruch dazu steht, dass grundsätzlich alle Pferde unabhängig von Alter, Rasse, Geschlecht und Nutzungsart für Gruppenhaltung geeignet sind (BMELV, 2009). Was bedeutet das nun für adulte Hengste?

Ein Forschungsprojekt aus der Schweiz liefert neue Erkenntnisse und belegt, dass erwachsene Deckhengste nicht isoliert gehalten werden müssen. Denn die Gruppenhaltung von erwachsenen Hengsten ist grundsätzlich möglich (BRIEFER, 2010).

In den Jahren 2008, 2009, 2010 und 2011 vergesellschaftete das Schweizeri- sche Nationalgestüt vier, fünf, acht und zehn seiner Zuchthengste erfolgreich in der deckfreien Saison.

In ihrer Veröffentlichung erklären BRIEFER FREYMOND et al. (2013) den ge- nauen Ablauf. Die Hengste im Alter von acht bis 19 Jahren wurden vorab für

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14 Tage in Nachbarboxen gehalten. Anschließend lebten sie für sechs Monate gemeinsam auf einer vier Hektar großen Weide und hatten mehrere eingestreu- te Unterstände mit breiten Eingängen und ausreichend Futterplätze zur Verfü- gung. Es waren genügend Ausweichmöglichkeiten, aber keine Stuten oder an- dere Pferde in Sicht-, Hör- und Geruchsweite vorhanden.

Um das Verletzungsrisiko zu reduzieren, wurden den Hengsten vorher die Huf- eisen entfernt. Außerdem wurden die Hengste und der Zaun täglich kontrolliert.

Das anfangs beobachtete aggressive Verhalten, wozu u. a. Drohen oder Bei- ßen gehörten, nahm innerhalb der ersten vier Tagen nach der Gruppenzusam- menführung rasch ab. Ernsthafte Verletzungen gab es nicht, vielmehr zeigten die Hengste soziale Interaktionen wie Spielen und gegenseitige Fellpflege.

Erwachsene Zuchthengste sind also fähig, sich wieder in Junggesellengruppen zu integrieren. Darüber hinaus können sie erlerntes Sozialverhalten reaktivieren bzw. wieder abrufen.

Eine andere Gruppenkonstellation von einem Hengst mit bis zu sechs Stuten und deren Fohlen beschreibt RASSO PRINZ VON BAYERN (1981). Er spricht davon, dass sich das Verhalten des Hengstes nach Gewöhnung an den Fami- lienverband im Laufe der Zeit ändert und "schlafende Urinstinkte" erwachen, die der im Stall gehaltene Hengst nicht mehr zeigt. In der Herde treten dann all die- se Verhaltensformen wieder voll zutage.

ENGELMANN (1994) erwähnt für erwachsene Hengste, die noch nie gedeckt haben, eine weitere Herdenzusammensetzung. Als "Chef" einer Junghengst- herde in ständiger Gruppen- und Auslaufhaltung seien viele Hengste glücklicher und ruhiger.

Darüber hinaus äußern sich die folgenden Verfasser in ihren Publikationen po- sitiv zur Gruppenhaltung von Hengsten:

Nach ZEITLER-FEICHT (2015) lassen sich Junghengste, aber auch Deck- hengste in Gruppen integrieren, letztere außerhalb der Decksaison. So könne man einen Hengst in eine Wallachgruppe geben oder ihm zumindest einen Wal- lach beigesellen. Die Autorin erklärt jedoch auch, dass dies nicht mit jedem Hengst möglich sei. Außerdem müssen dafür entsprechende Vorkehrungen getroffen werden. Hierzu gehören möglichst viel Platz, ausreichend Ausweich- möglichkeiten und keine Stuten in der Nähe.

(25)

Auch ZILOW (2015) ist der Auffassung, dass eine Haltung von Hengsten in Gruppen unterschiedlicher Größe und Zusammensetzung durchaus möglich ist und betont, dass ein entscheidender Grundstein für die Gruppenhaltung von adulten Hengsten bereits in der Aufzucht gelegt wird.

Die Ergebnisse von IRRGANG und GERKEN (2010) sprechen ebenfalls dafür, dass eine Gruppenhaltung von Hengsten grundsätzlich praktizierbar ist und ei- nen positiven Einfluss auf das Verhalten der Hengste gegenüber Menschen und anderen Pferden haben kann. Darüber hinaus stellen sie fest, dass die artge- rechte Hengsthaltung in Gruppen schon vielerorts praktiziert wird. Das wiede- rum lässt sich nicht nur aus einzelnen Studien (MARR, 2012) aus Deutschland, sondern auch aus einer Umfrage zur Haltung von Zuchthengsten in der Schweiz ableiten. Die Erhebung von CHOFFAT et al. (2007) bei Zuchtorganisa- tionen und Hengsthaltern ergab nämlich, dass in der Schweiz rund 30 % der Warmbluthengste in Gruppen untergebracht werden.

Abschließend ist anzumerken, dass reine Junggesellengruppen in der Natur durchaus üblich sind. Nach ZEEB (1998) üben die Junghengste das angebore- ne kämpferische Sozialverhalten und lernen, sich gegebenenfalls unterzuord- nen. Wenn der ranghöchste Hengst aus der Gruppe mit vier bis fünf Jahren ge- nügend Selbstbewusstsein und ausreichend kämpferische Erfahrung gesam- melt hat, kann es zum Kampf zwischen diesem jüngeren Hengst und einem Familienhengst kommen. Schwerwiegende Verletzungen oder der Tod des Un- terlegenen sind in der freien Wildbahn jedoch die Ausnahme (ZEITLER- FEICHT, 2015).

Das Risiko von Auseinandersetzungen besteht bei jeder Gruppenhaltung unab- hängig davon, ob es sich um gemischte oder getrenntgeschlechtliche Herden von Stuten, Wallachen oder Hengsten handelt. Durch stallbauliche Konzepte mit ausreichend Platz, guten Ausweich- und Rückzugsmöglichkeiten und einer durchdachten Fütterung, durch die richtige Gruppenzusammenstellung und durch fachkundige Betreuung lässt sich dieses Risiko aber minimieren.

(26)

3 Material und Methode

3.1 Grundzahlen zum Pferdebestand in Niedersachsen

Um den erforderlichen Stichprobenumfang für diese Untersuchung zu ermitteln, musste geklärt werden, wie viele Hengste in Niedersachsen gehalten werden.

Für diese Informationen waren eine ausführliche Recherche und eine neue Da- tenerhebung unerlässlich.

Denn bisher wurden von verschiedenen Institutionen und Pferdezuchtverbän- den zwar in regelmäßigen Abständen Angaben zum Pferdebestand in Nieder- sachsen veröffentlicht. Exakte Zahlen zum Hengstbestand in Niedersachsen fehlten aber vollständig. Je nach Schwerpunkt der Erfassung ergeben sich zu- dem große Unterschiede in den Bestandszahlen.

Aus diesem Grund erfolgte für diese Studie vorab eine umfangreiche Datener- hebung zum aktuellen Pferde- und speziell zum Hengstbestand in Niedersach- sen durch Kontaktanfragen per Email und Telefon u. a. an

− Niedersächsische Tierseuchenkasse

− Statistisches Bundesamt

− Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Nieder- sachsen

− Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Ver- braucherschutz und Landesentwicklung

− Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w. V. (vit)

− diverse Zuchtverbände (u. a. Hannoveraner Verband, Oldenburger Pferdezuchtverband, Zuchtverband für deutsche Pferde)

− Deutsche Reiterliche Vereinigung e. V.

3.1.1 Niedersächsische Tierseuchenkasse

Jeder Pferdehalter in Niedersachsen ist verpflichtet, seine Pferde ohne Auffor- derung bei der Tierseuchenkasse zu melden. Man kann jedoch davon ausge- hen, dass nicht alle Pferdehalter dieser Meldepflicht nachkommen. Deshalb

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können die tatsächlichen Pferdebestandszahlen für Niedersachsen aufgrund einer unbekannten Dunkelziffer von den angegebenen Zahlen abweichen.

Die bei der Tierseuchenkasse Niedersachsen gemeldeten Pferde sind in Tabel- le 1 dargestellt, eine Unterteilung der Pferde nach Geschlecht erfolgt nicht.

Tabelle 1: Pferdebestand der Tierseuchenkasse Niedersachsen nach persönlicher Auskunft durch Dr. H.-J. Dieckhoff vom 27.02.2013, für 2013 wurden verspätete Mel- dungen nicht berücksichtigt.

Jahr Anzahl Pferde

2010 186.414 2011 194.026 2012 197.063 2013 155.264

3.1.2 Bundesamt und Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen (LSKN)

Das Statistische Bundesamt erhebt Daten zum Viehbestand in der Land- und Forstwirtschaft und geht für das Jahr 2007 von insgesamt 541.890 Pferden in Deutschland aus, davon 87.305 in Niedersachsen (DESTATIS, 2008).

Für die Landwirtschaftszählung 2010 wurden für Niedersachsen 70.811 Einhu- fer (alle Pferde, Ponys, Esel, Maultiere und andere Einhufer) angeführt. Diese Zahl berücksichtigt ausschließlich land- und forstwirtschaftliche Betriebe, die bestimmte Mindestgrenzen überschreiten (LSKN, 2012 und 2012a).

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3.1.3 Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau- cherschutz hat Zuchtpferdezahlen auf der Grundlage von freiwilligen Angaben der Züchtervereinigungen zusammengefasst. Für alle Rassen muss berücksich- tigt werden, dass einzelne Hengste in mehreren Zuchtgebieten anerkannt sein können. Doppel- bzw. Mehrfachzählungen sind daher möglich.

In Tabelle 2 ist ein Auszug des Bestandes eingetragener Zuchthengste in Nie- dersachsen für das Jahr 2011 aufgeführt. Die Angaben vom Europäischen Scheckenzuchtverband e. V. fehlen. Nur in der Zucht eingesetzte Hengste aus dem Hengstbuch I (HB I) werden berücksichtigt. Pferderassen mit jeweils unter 15 im Hengstbuch I eingetragenen Hengsten werden unter „Sonstige Rassen“

erfasst.

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Tabelle 2: Auszug aus dem Heft Tierproduktion in Niedersachsen 2011, Pferde: Be- stand eingetragener Zuchttiere vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, (ML, 2012).

Anzahl Hengste HB I in 2011

Hannoveraner 346

davon Landbeschäler 145 davon Privatbeschäler 201

Oldenburger 211

Springpferdezuchtverband OS 134

Araber 105

Trakehner 36

Kaltblut 34

Alt-Oldenburger/Ostfriesen 26 Deutsches Reitpony 205

Islandpferd 134

Shetland Pony 134

Welsh 86

Deutsches Pferd 52

Haflinger 37

Friesen 23

Deutsches Classic Pony 23 Dt. Partbred Shetlandpony 22

Knabstrupper 20

New Forest 15

sonstige Rassen 135

Summe 1.778

(30)

3.1.4 Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w. V. und Zuchtverbände

Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w. V. konnte keine Angaben über den Pferde- und Hengstbestand in Niedersachsen machen und verwies auf die Niedersächsische Tierseuchenkasse und die Zuchtverbände.

Bei einem Großteil der Zuchtverbände waren ebenfalls keine exakten Zahlen zur Anzahl aller in Niedersachsen gehaltenen Hengste vorhanden. Vielfach wurden Hengstverteilungspläne angeführt, die allerdings keine Angaben über alle im Zuchtverband registrierten Hengste – einschließlich der Hengste ohne Nutzung in der Zucht – lieferten.

3.1.5 Eingetragene Hengste bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e. V. (Fédération Equestre Nationale, FN)

In den Jahresberichten der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e. V. werden ausführliche Angaben über den Zuchtpferdebestand in Deutschland gemacht.

Die Einteilung erfolgt nach Zuchtverbänden, daher sind auch hier Doppelzäh- lungen der eingetragenen Hengste möglich. Nach Bundesländern kann nicht differenziert werden. Im Gegensatz zu anderen Erfassungen werden sowohl Hengste aus dem Hengstbuch I als auch deckberechtigte Hengste aus dem Hengstbuch II und dem Vorbuch berücksichtigt.

Tabelle 3: Zusammenfassung der Zahlen aus den Jahresberichten 2008 bis 2011 der Deutschen Reiterlichen Vereinigung über die Anzahl der bei Zuchtverbänden eingetra- genen Hengste (FN, 2012; FN 2011; FN, 2010; FN 2009).

Jahr Anzahl eingetragener Hengste in Deutschland

2008 9.147 2009 9.727 2010 9.543 2011 9.118

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3.1.6 Erhebung zum Pferdebestand in Niedersachsen

Um Doppelzählungen ausschließen zu können und konkrete Zahlen für das Bundesland Niedersachsen zu erhalten, erfolgte für diese Studie in Zusam- menarbeit mit der IT-Abteilung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung im Juni 2010 eine Auswertung zum Pferdebestand in Niedersachsen mit folgenden Er- gebnissen: Die Anzahl aller FN-registrierten Pferde und Ponys in Niedersach- sen betrug 79.264. Hierfür wurden alle Pferde und Ponys herangezogen mit einem Geburtsdatum größer 01.01.1990, die nicht verstorben gemeldet wurden und deren erster Besitzer seinen Wohnsitz in Niedersachsen angegeben hatte.

Von diesen 79.264 Pferden und Ponys wurde für 10.625 (13,4 %) das Ge- schlecht „Hengst“ angegeben.

Die Anzahl der Turnier-aktiven Pferde in Niedersachsen, die in 2009 oder 2010 fortgeschrieben wurden, lag bei 28.427. Davon waren 4.836 mit Geschlechts- angabe „Hengst“ registriert. Bei 1.105 Hengsten, die in 2009 oder 2010 für Tur- niere fortgeschrieben wurden und deren Besitzer (Sport) in Niedersachsen sei- nen Wohnsitz angegeben hatte, führte die Deutsche Reiterliche Vereinigung zudem Angaben bezüglich der Zuchtmerkmale wie Hengstleistungsprüfung, gekört o. ä..

3.2 Datenerhebung in Niedersachsen

3.2.1 Der Bewertungsbogen für Hengsthaltungen

Als Grundlage wurde der Bewertungsbogen für pferdehaltende Betriebe von BEYER (1998) herangezogen. Dieser beinhaltet wesentliche Aspekte der Tiergerechtheit. Anders als im Bewertungskonzept von BEYER (1998) wurde in der vorliegenden Untersuchung von einer Punktevergabe abgesehen. Stattdes- sen wurden konkrete Daten erhoben.

Die Einteilung der Haltungssysteme erfolgte nach den Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten (BMELV, 2009) und ist in Tabelle 4 dargestellt.

(32)

Tabelle 4: Einteilung der Haltungssysteme nach den Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten (BMELV, 2009) mit den Kurzbe- zeichnungen A bis K.

Haltungssystem Bezeichnung

Einzelhaltung Innenbox A

Außenbox B Außenbox mit direktem Kleinauslauf C

Mehrraum-Außenbox mit Kleinauslauf D

Gruppenhaltung Einraum-Innenlaufstall E

Mehrraum-Innenlaufstall F

Einraum-Außenlaufstall G Mehrraum-Außenlaufstall H Einraum-Außenlaufstall mit Auslauf I

Mehrraum-Außenlaufstall mit Auslauf J

Weidehaltung Weidehaltung K

Für die hengstspezifischen Parameter wurden eigene Fragestellungen erarbei- tet sowie Auszüge aus der Arbeit von WERHAHN (2008) modifiziert und ver- wendet.

Der Bewertungsbogen für die Untersuchung zur Hengsthaltung in Niedersach- sen gliederte sich in sechs Abschnitte. Im ersten Teil ging es um allgemeine Daten über den Betrieb einschließlich der Abfrage, ob es sich um eine Besa- mungsstation handelt oder nicht, um die Anzahl der Pferde und Hengste sowie um Ansprechpartner und das Besuchsdatum.

Im zweiten Abschnitt wurden die Qualifikationen des Betreuers abgefragt. Mög- liche Qualifikationen waren Landwirt, Pferdewirt Zucht und Haltung, Pferdewirt Reiten, Sachkundenachweis Pferdehaltung, Reitlehrer Trainer C, Reitlehrer Trainer B, keine und sonstige.

(33)

Ausführliche Angaben zu jedem Hengst wurden in Form von Name, Geburts- jahr, Rasse, Größe, Haltungssystem, Nutzung (Zucht, Sport, Freizeit, Show, Distanz, sonstige), Zuchteinsatz (Natursprung an der Hand, Natursprung auf der Weide, Phantom), Ausbildung (Dressur, Springen, Vielseitigkeit, Fahren, Rennen, Western, sonstiges), Turniersport und Umgang mit dem Menschen in Teil drei erhoben.

Diesem schloss sich das Bewegungsmanagement aufgeteilt nach Sommer- und Winterhalbjahr sowie freie und kontrollierte Bewegung in Abschnitt vier an. Die Angaben für die kontrollierte Bewegung wurden für Reiten, Fahren, Longieren, Führmaschine, Laufband und Führen an der Hand in Stunden pro Tag und Ta- gen pro Woche erfasst. Bei der freien Bewegung wurden Weide, Auslauf sowie Freilauf in der Halle aufgenommen ebenfalls in Stunden pro Tag und Tagen pro Woche, ergänzt durch die Angabe, ob gemeinsam mit anderen Pferden und wenn ja, in welcher Zusammensetzung.

Der fünfte Abschnitt war aufgeteilt in die Haltungssysteme A bis K. Jede Hengsthaltung bzw. jeder Hengst wurde individuell in ein Haltungssystem ein- gestuft. Für das Haltungssystem A wurden detaillierte Informationen über den Stall (separater Hengststall oder gemischt), die Größe der Box, die Boxenab- trennung (aufgeteilt in obere und untere Boxenabtrennung), das Boxennach- barpferd rechts und links, den Rau- und Kraftfutterfressplatz, die Tränkeeinrichtung, die Liegefläche, die Entmistung, die Stallluftqualität ein- schließlich der Messungen von Temperatur, Luftfeuchte und Luftströmungsge- schwindigkeit, über das Licht (Lichtstärke im Tierbereich, Verwendung von künstlicher Beleuchtung tagsüber), die Höhe des Stallgebäudes und den Sozi- alkontakt mit anderen Pferden im Stall aufgezeichnet. Der Erhebungsbogen für Haltungssystem B entsprach der Abfrage zu Haltungssystem A, wurde aller- dings durch den Punkt „Kontaktmöglichkeit zur Außenwelt“ ergänzt. Die Hal- tungssysteme C und D basierten ebenfalls auf der Grundlage von Haltungssys- tem A, erweitert durch „Zugang zum Kleinauslauf“ und die nähere Beschreibung des Kleinauslaufs wie Abtrennung, Bodenbeschaffenheit und Kontakt zum Nachbarpferd über den Zaun.

Die Datenerhebung für die Gruppenhaltungen lehnte sich an die zuvor be- schriebenen Haltungssysteme an. Für die Haltungssysteme E bis J wurden zu-

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sätzlich die Anzahl der Pferde pro Gruppe, die Gruppenzusammensetzung, die Größe von Stall und Auslauf - sofern vorhanden, die Eingliederung von Pferden und das Vorhandensein einer Schleuse dokumentiert. Der Punkt „Boxengröße“

wurde durch die Größe des Stalles ersetzt, die Abfragen nach Boxenabtren- nung und Nachbarpferden entfielen.

Das Haltungssystem K differenzierte zwischen ganzjähriger und saisonaler Weidehaltung. Es wurde abgefragt, ob es sich um Einzel- oder Gruppenhaltung handelte, wie bei Gruppenhaltung die Zusammensetzung war, wie groß die Weidefläche insgesamt war und wieviel Weidefläche aktuell zur Verfügung stand, ob ein natürlicher, künstlicher oder kein Witterungsschutz vorhanden war, welchen Aufbau und welche Größe ein ggf. vorhandener Unterstand hatte und wie die Einzäunung beschaffen war. Weiterhin wurden wie in den anderen Haltungssystemen Angaben über Liegeflächen, Rau- und Kraftfutterplätze, Tränkeeinrichtung und Entmistung erhoben.

In Abschnitt sechs ging es um folgende Angaben: Ernährungs- und Pflegezu- stand, Zustand der Einrichtung, Fütterung, Handling, Dokumentation innerhalb des Betriebs und Gesundheitsmanagement.

Der vollständige Bewertungsbogen für die Untersuchung zur Hengsthaltung in Niedersachsen ist im Anhang 9.2 beigefügt.

3.2.2 Auswahl der Betriebe in Niedersachsen

Im Januar 2011 wurden 44 anerkannte Besamungsstationen in Niedersachsen (LWK, o. J.) angeschrieben und über die Studie informiert. Nach einigen Tagen wurden die Besamungsstationen telefonisch kontaktiert und befragt, ob grund- sätzlich Interesse an der Teilnahme dieser Untersuchung besteht. Die Teilnah- mebereitschaft war aus verschiedenen Gründen mehrheitlich nicht vorhanden.

Von den 44 Besamungsstationen nahmen insgesamt zehn Besamungsstatio- nen an dieser Studie teil, sechs mit nationaler und vier mit EU-Zulassung.

Da möglichst viele Hengsthalter aus Niedersachsen unabhängig von Nutzung und Rasse der Hengste an der Studie teilnehmen sollten, wurden alle Zucht- verbände und der Pferdesportverband Hannover per E-Mail kontaktiert und ge- beten, ihre Mitglieder über das Projekt zu informieren. Der Pferdesportverband Hannover verfasste zeitnah eine Meldung für seine Mitglieder. Einige Zuchtver-

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bände veröffentlichten ebenfalls Beiträge im Internet, u. a. der Verband der Po- ny- und Kleinpferdezüchter Hannover e. V., der Friesenpferde-Zuchtverband e.

V., der Verband der Züchter und Freunde des Arabischen Pferdes e. V. sowie der Islandpferde-Reiter- und Züchterverband Deutschland e. V.. Ebenso wur- den Hengstverteilungspläne (u. a. HANNOVERANER VERBAND, 2010 und 2010a; HOLSTEINER VERBAND, 2010; KALTBLUTPFERDE NIEDERSACH- SEN, 2010) durchgesehen und bekannte Gestüte direkt per E-Mail angeschrie- ben und angerufen.

Durch Aushänge auf der Messe „Pferd und Jagd“ in 2010 und 2011 sowie durch Aufrufe in Pferdezeitschriften wie Cavallo (Ausgabe 4/2011, Seite 50) wurden Hengsthalter zusätzlich über die Studie in Kenntnis gesetzt. Weiterhin erfolgten diverse online Kurzmeldungen (u. a. Agrar-Presseportal, Land&Forst, Pferdebe- trieb) und in verschiedenen Pferdeforen wurde auf die Studie hingewiesen.

Auf der Homepage des Instituts für Tierschutz und Verhalten der Stiftung Tier- ärztliche Hochschule Hannover wurde das Projekt näher beschrieben und mit Hilfe eines verlinkten Kontaktformulars konnten sich (private) Hengsthalter für die Untersuchung unter www.hengsthaltung-niedersachsen.de anmelden.

3.2.3 Erfassung der Daten vor Ort

Im Zeitraum vom 21.06.2011 bis 15.02.2012 wurden die teilnehmenden hengsthaltenden Betriebe nach vorheriger Terminabsprache im gesamten Bun- desland Niedersachsen besucht. Vor Ort wurden zunächst die allgemeinen Da- ten, die Qualifikationen der Betreuer und die Angaben zu den Hengsten in Nut- zung erfasst. Anschließend wurde das Haltungssystem begutachtet, mittels Bewertungsbogen analysiert und der Hengsthalter bezüglich Fütterung und Gesundheitsmanagement befragt.

Je nach Betriebsgröße umfasste ein Besuch ca. 30 min für eine Hengsthaltung mit nur einem Hengst und mehrere Stunden für größere Betriebe.

(36)

3.2.4 Messung der Klimafaktoren

Die Messungen der Klimafaktoren Lichtstärke, Temperatur, Luftfeuchte und Luftströmungsgeschwindigkeit erfolgten mit drei Messgeräten (Tabelle 5). Für die Bestimmungen von Temperatur und Luftfeuchte wurde das Thermo- /Hygrometer testo 610 der Firma Testo AG (Lenzkirch) mit einem Messbereich von – 10 bis + 50 °C verwendet. Die Messungen wurden auf der Stallgasse und im Außenbereich durchgeführt.

Die Luftströmungsgeschwindigkeit (in m/s) wurde mit dem Anemometer testo 445 (Fa. Testo AG, Lenzkirch) in der Mitte des jeweiligen Haltungssystems im Tierbereich in 1,5 m (Pferd) bzw. 1,0 m Höhe (Pony) gemessen.

Zur Bestimmung der Lichtstärke stand das Luxmeter testo 545 (Fa. Testo AG, Lenzkirch) zur Verfügung. Die Daten wurden analog zur Luftströmungsge- schwindigkeitsmessung ebenfalls im Tierbereich in 1,5 m (Pferd) bzw. 1,0 m Höhe (Pony) aufgenommen.

Die Messungen der Klimafaktoren im Tierbereich konnten in den Einzelhaltun- gen aufgrund von festgelegten Arbeitsabläufen, zeitlichen Einschränkungen und aus Sicherheitsgründen in größeren Betrieben nur stichprobenhaft durchgeführt werden.

Tabelle 5: Verwendete Messgeräte

Messgerät Messgröße Messbereich

Thermometer testo 610 Temperatur -10…50 °C Hygrometer testo 610 relative Luftfeuchte 0…100 % rF Anemometer testo 445 Luftströmungsgeschwindigkeit 0... +20 m/s Luxmeter testo 545 Lichtstärke 0… +100.000 Lux

(37)

3.3 Statistik

Die statistische Auswertung der erhobenen Daten erfolgte mit dem Programm SAS, Version 9.3 (SAS Institute, Cary, NC, USA).

Für den Vergleich der Haltungssysteme in Bezug auf die Merkmale Pferdetyp, Qualifikation des Betreuers und Zuchtnutzung der Hengste wurde der Fisher´s Exact Test verwendet. Als Signifikanzniveaus wurden folgende Werte ange- nommen:

p < 0,05 (*) signifikant p < 0,01 (**) hochsignifikant p < 0,001 (***) höchstsignifikant

Bezüglich der Häufigkeitsverteilung für die jahreszeitliche Übereinstimmung in der Haltung der Hengste im Sommer und Winter wurden der McNemar-Test und der Kappa-Test herangezogen. Zur Interpretation der Richtwerte von κ wurde die Stärke der Übereinstimmung nach Altman wie folgt berücksichtigt:

Wert von κ Stärke der Übereinstimmung

< 0,20 schwach 0,21 – 0,40 leicht 0,41 – 0,60 mittelmäßig 0,61 – 0,80 gut 0,81 – 1,00 sehr gut

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4 Ergebnisse

Im Zeitraum vom 21.06.2011 bis 15.02.2012 wurden 96 hengsthaltende Betrie- be mit 463 Hengsten in Nutzung im gesamten Bundesland Niedersachsen be- sucht. Die Datenerhebung erfolgte ausschließlich nach vorheriger Terminab- sprache.

4.1 Betriebsgröße

Auf den 96 besuchten Betrieben wurden insgesamt 2.887 Pferde gehalten, die Anzahl der Hengste in Nutzung betrug 463.

Sowohl private Hengsthalter, die ihre Hengste als Zuchttiere, Sportpferde oder Freizeitpartner einsetzen, als auch Gestüte und Besamungsstationen, sechs nationale und vier mit EU-Zulassung, nahmen an dieser Untersuchung teil.

Die Anzahl der Hengste pro Betrieb ist in Tabelle 6 dargestellt. Mehrheitlich wurde auf 35 Betrieben nur ein Hengst gehalten. Auf 18 Betrieben waren zwei Hengste anzutreffen. Die größte Anzahl an Hengsten pro Betrieb lag bei 81.

(39)

Tabelle 6: Anzahl Hengste pro Betrieb

Anzahl Betriebe (n = 96) Anzahl Hengste pro Betrieb

35 1 18 2

15 3

6 4 2 5 6 6 4 7 1 8 1 9 2 12 1 13 1 15 1 16 1 20 1 63 1 81

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4.2 Qualifikationen der Betreuer

Zur Erfassung der Qualifikationen der Betreuer (Tabelle 7) wurden die Hengst- halter vor Ort befragt. Auf 28,13 % der Betriebe (n = 27) waren Pferdewirte tä- tig. Einige Betriebe hatten sowohl Pferdwirte als auch Landwirte angestellt.

8,33 % der Betriebe (n = 8) wurden ausschließlich von Landwirten geführt. Für 39,58 % der Betriebe (n = 38) wurden sonstige Qualifikationen wie beispiels- weise ein Sachkundenachweis Pferdehaltung, ein Studium (Pferdewissenschaf- ten, Biologie, Tiermedizin) oder ein Trainerschein angegeben. 23,96 % der Hengsthalter (n = 23) konnten keine Qualifikationen vorweisen, abgesehen von oftmals „langjähriger Pferdeerfahrung“.

Tabelle 7: Qualifikationen der Betreuer auf den hengsthaltenden Betrieben (n = 96) Qualifikation der Betreuer Anzahl Betriebe Anzahl Hengste

Pferdewirte 27 310

davon Zucht und Haltung 23 davon Reiten 10

Landwirte 8 27

sonstige 38 87

keine 23 39

Gesamt 96 463

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4.3 Angaben zu den Hengsten

4.3.1 Alter der Hengste

Die Altersangabe der Hengste bezieht sich zwecks besserer Vergleichbarkeit auf das Alter zum Zeitpunkt des Besuches. Es waren Hengste im Alter von zwei bis 32 Jahren vertreten. Der Mittelwert lag bei 8,99 Jahren und der Median bei 10 Jahren. Für acht Hengste konnte keine Angabe zum Alter dokumentiert wer- den. Die Altersstruktur der Hengste gibt Abbildung 1 wieder.

Abbildung 1: Altersstruktur der Hengste (n = 455) zum Zeitpunkt des Besuches, blau = Anzahl der Hengste, rot = Median, grün = Mittelwert

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

2 7 12 17 22 27 32

Anzahl der Hengste (n = 455)

Alter der Hengste zum Zeitpunkt des Besuches in Jahren

(42)

4.3.2 Pferderassen

Unter Berücksichtigung aller Angaben wurden 69 verschiedene Aussagen zur Rasse der Hengste gemacht, einschließlich der Rasse-Kreuzungen. Mit 30,02 % war die Pferderasse „Hannoveraner“ am häufigsten vertreten (n = 139). Dieser folgten die Vollblutaraber mit 7,99 % (n = 37) und die Olden- burger mit 4,31 % (n = 20). Ein Großteil aller Pferderassen war mit jeweils nur einem Hengst vertreten. Bei elf Pferden konnte keine Angabe zur Rasse ge- macht werden. In diesen Fällen erfolgte ausschließlich eine Einteilung des Pferdetyps. Die Verteilung der am häufigsten vorkommenden Rassen zeigt Ta- belle 8. Eine vollständige Übersicht aller Rassen ist im Anhang 9.3 einzusehen.

Tabelle 8: Übersicht der in dieser Studie am häufigsten vorkommenden Pferderassen Pferderasse Anzahl Hengste

Hannoveraner 139 Vollblutaraber 37 Oldenburger 20 Dt. Reitpony 19 Islandpferd 16

Friese 15

englisches Vollblut 14

Lusitano 14

PRE 13

Irish Cob 11

Trakehner 11

Haflinger 10 Quarter Horse 10 Holsteiner 8

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4.3.3 Pferdetypen

Anhand der Pferderassen und der Größenangaben wurden alle 463 Hengste in die vier Pferdetypen Warmblut, Vollblut, Pony oder Kaltblut eingeteilt. Daraus resultiert, dass 322 Warmbluthengste (69,5 %), 85 Ponyhengste (18,4 %), 55 Vollbluthengste (11,9 %) und ein Kaltbluthengst (0,2 %) an dieser Studie teilgenommen haben. Die Rasse Irish Cob wurde - obwohl in der Literatur oft- mals als eigener Typ beschrieben - je nach Größe der Hengste dem Pferdetyp Warmblut oder Pony zugeordnet.

4.3.4 Nutzung

Für die Nutzung der Hengste konnten die Kategorien Zucht, Sport, Freizeit, Show, Distanz und sonstiges gewählt werden. Mehrfachnennungen waren mög- lich, da ein Hengst z. B. sowohl in der Zucht als auch im Sport eingesetzt wer- den kann. Auch die Doppelangabe bezüglich der Nutzung im Sport und im Frei- zeitbereich war vorhanden.

Für 60,04 % der Hengste (n = 278) wurde angegeben, dass sie in der Zucht eingesetzt werden. Im Gegensatz dazu wurden 31,97 % der Hengste (n = 148) nicht für die Zucht verwendet und für 7,99 % (n = 37) konnte keine Angabe ge- macht werden.

Der Anteil, der im Sport genutzten Hengste, lag bei 46,22 % (n = 214). Als Showpferde wurden 12,31 % (n = 57) und im Distanzreiten 3,02 % der Hengste (n = 14) eingesetzt. Von den 32,4 % (n = 150) der im Freizeitbereich eingesetz- ten Hengste wurden einige gelegentlich im Sport, für Showvorführungen und/oder Distanz genutzt. Der Anteil der Hengste, deren Halter als Nutzung ausschließlich „Freizeit“ angegeben hatten, lag bei 3,67 % (n = 17), hingegen wurden 32,3 % (n = 150) der Hengste neben anderen Nutzungsmöglichkeiten auch für die Freizeit eingesetzt.

Unter sonstiger Nutzung wurde u.a. die Verwendung als Probierhengst, als Schul- und Therapiepferd sowie als Voltigierpferd angegeben.

Die Nutzung der Hengste ist in Abbildung 2 dargestellt.

(44)

Abbildung 2: Angaben zur Nutzung der 463 Hengste (Mehrfachnennungen möglich)

Von den 278 in der Zucht eingesetzten Hengsten wurde dokumentiert, wie der Zuchteinsatz erfolgte: 104 Hengste deckten ausschließlich auf einem Phantom, 66 Hengste vollzogen den Deckakt ausschließlich im Natursprung an der Hand und 47 Hengste im Natursprung auf der Weide. Fünf Hengste kannten sowohl das Phantom als auch den Natursprung an der Hand und auf der Weide.

26 Hengsten deckten nur im Natursprung an der Hand oder auf der Weide. Die Kombination von Natursprung an der Hand und Phantom war bei 24 Hengste angegeben, Natursprung auf der Weide und Phantom bei einem Hengst.

Für fünf Hengste konnten die Hengsthalter keine Angaben zum Zuchteinsatz machen, da der Zuchteinsatz z. B. beim Vorbesitzer erfolgt war.

Unter Berücksichtigung der Pferdetypen konnte festgestellt werden, dass 85,45 % (n = 47) der an der Studie teilgenommen Vollbluthengste und 74,12 % (n = 63) der Ponyhengste für die Zucht genutzt wurden. Von 322 Warmblut- hengsten wurde hingegen nur ungefähr die Hälfte (51,86 %, n = 167) in der Zucht eingesetzt.

Weiterhin wurde untersucht, inwiefern Zuchthengste in Gruppen- und Weidehal- tung mit anderen männlichen Pferden vergesellschaftet wurden. Die Anzahl der

278

214

150

57

14 0

50 100 150 200 250 300

Zucht Sport Freizeit Show Distanz

Anzahl Hengste (n = 463)

(45)

Hengste in Weide- und Gruppenhaltung, die für die Zucht genutzt wurden, be- trug 39 Hengste. 46,15 % (n = 18) von diesen 39 Hengsten wurden zum Zeit- punkt der Begutachtung zusammen mit anderen männlichen Pferden gehalten.

4.3.5 Ausbildung

Für 74,3 % (n = 344) der Hengste wurde angegeben, dass eine Ausbildung in der Dressur erfolgt war, für Springen waren es 46,0 % (n = 213) und für Vielsei- tigkeit 36,5 % (n = 169). Die Ausbildung im Fahren war bei 13,8 % (n = 64) vor- handen. Im Bereich Western mit 4,97 % (n = 23) und Rennen mit 2,81 % (n = 13) waren die wenigsten Hengste ausgebildet. Mehrfachnennungen waren auch hier möglich (Abbildung 3).

Außerdem wurde dokumentiert, welche Ausbildungsstufe bisher erreicht wurde.

Von den 344 Hengsten, die nach Angaben der Hengsthalter dressurmäßig aus- gebildet wurden, konnte für 72 Hengste ein Ausbildungsniveau von Dressuren der Klasse M und höher festgestellt werden.

Für die Ausbildung wurde unter „sonstiges“ u. a. folgendes angeführt: Gang- pferdeausbildung, Bodenarbeit, Zirzensik, Voltigieren, Gehorsamsprüfungen, Damensattel und Freiheitsdressur.

Abbildung 3: Angaben zur Ausbildung der 463 Hengste (Mehrfachnennungen mög- lich)

344

213

169

64

23 13

0 50 100 150 200 250 300 350 400

Dressur Springen Vielseitigkeit Fahren Western Rennen

Anzahl Hengste (n = 463)

(46)

4.3.6 Turnieraktivität

Ein Großteil der Hengste wurde zum Zeitpunkt der Befragung nicht im Turnier- sport eingesetzt. Für die im Turniersport aktiven Hengste wurden die Starts pro Jahr in 2010 und 2011 aufgenommen. Im Jahr 2010 nahmen 8,4 % (n = 39) der Hengste an Turnieren teil, im Jahr 2011 waren es hingegen fast doppelt so viele (n = 75, 16,2 %). Bei 23 Hengsten wurde keine Angabe darüber gemacht, ob sie im Jahr 2010 oder 2011 auf Turnieren vorgestellt wurden.

4.3.7 Umgang mit dem Menschen

Der Umgang mit dem Menschen wurde nach Einschätzung des Hengsthalters auf einer Skala von eins bis fünf bewertet. Die Note eins stand hierbei für einen einfachen und unkomplizierten Umgang, die Note fünf für einen im Umgang komplizierten und schwierigen Hengst.

Bei der Erhebung der Umgangsnoten verdeutlichten einige Vorkommnisse, dass die Bewertung der Hengste durch die Hengsthalter absolut subjektiv war.

Aus diesem Grund wurde darauf verzichtet, diese Kategorie auszuwerten.

(47)

4.4 Bewegungsmanagement

Das Bewegungsmanagement wurde unterteilt in Sommer- und Winterhalbjahr sowie in kontrollierte und freie Bewegung. Von freier Bewegung wurde gemäß den Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichts- punkten (BMELV, 2009) ab einer Bewegungsfläche von 150 Quadratmetern für ein Pferd gesprochen und analog dazu ab 80 Quadratmetern Bewegungsfläche für ein Pony. Eine Übersicht zum Bewegungsmanagement in der Hengsthaltung liefert Tabelle 9.

4.4.1 Bewegung im Sommer

88,9 % (n = 412) der insgesamt 463 Hengste bekamen im Sommer grundsätz- lich freie Bewegung. Weiterhin konnte festgestellt werden, dass mindestens 48,81 % (n = 226) im Sommer sogar täglich freie Bewegung ermöglicht wurde.

Im Kontrast dazu standen 3,9 % (n = 18) der Hengste, die sich im Sommer nicht frei bewegen durften und 36,07 % (n = 167) der Hengste, die im Sommer einen Tag pro Woche ohne jegliche Bewegung über 24 Stunden aufgestallt wa- ren, also einen „Stehtag“ bzw. „Boxenruhe“ hatten. Die durchschnittliche Bewe- gungsdauer von freier und kontrollierter Bewegung lag im Sommer bei 52,1 Stunden in der Woche. Das geringste Bewegungsangebot an freier und kontrollierter Bewegung betrug im Sommerhalbjahr 3,32 Stunden pro Woche.

4.4.2 Bewegung im Winter

Im Winter wurde 90,5 % (n = 419) der Hengste grundsätzlich freie Bewegung gewährt. Im Gegensatz dazu bekamen 6,5 % (n = 30) im Winter keine freie Be- wegung.

Täglich freie Bewegung erhielten 218 Hengste (47,10 %), wohingegen im Win- ter 40,60 % (n = 188) der Hengste mindestens einen Tag pro Woche ohne ent- sprechende Bewegungsmöglichkeit über 24 Stunden im Rahmen eines „Steh- tages“ in ihrem Haltungssystem verblieben. Darüber hinaus wurde drei Hengs- ten grundsätzlich zwei Tage pro Woche, einem Hengst drei Tage in der Woche und zwei Hengsten insgesamt fünf Tage pro Woche weder freie noch kontrol- lierte Bewegung ermöglicht.

(48)

Die durchschnittliche Bewegungsdauer von freier und kontrollierter Bewegung lag im Winter bei 32,39 Stunden pro Woche, das minimale Bewegungsangebot an freier und kontrollierter Bewegung hingegen bei 1,25.

Tabelle 9: Übersicht des Bewegungsmanagements für Sommer- und Winterhalbjahr,

* für n = 427 Hengste im Sommer und n = 444 Hengste im Winter

Bewegung Sommer Winter

ja nein k. A. ja nein k. A.

freie Bewegung 412 18 33 419 30 14

täglich freie Bewegung 226 204 33 218 232 13 mindestens ein Stehtag pro Woche 167 226 30 188 264 11 durchschnittliche freie

und kontrollierte Bewegung*

52,1 h / Woche 32,39 h / Woche

Minimum an freier

und kontrollierter Bewegung*

3,32 h / Woche 1,25 h / Woche

Maximum an freier und kontrollierter Bewegung*

168 h / Woche 168 h / Woche

(49)

4.5 Haltungssysteme

Auf 96 Betrieben wurden insgesamt 133 verschiedene Haltungssysteme er- fasst. Die Anzahl der begutachteten Haltungssysteme pro Betrieb ist in Tabelle 10 ersichtlich.

Tabelle 10: Übersicht der begutachteten Haltungssysteme pro Betrieb (n = 96) Anzahl Haltungssysteme Anzahl Betriebe

1 69

2 20 3 4 4 3

Grundsätzlich wurde zwischen Einzel- und Gruppenhaltung mit den entspre- chenden Haltungssystemen differenziert. Für Weidehaltung musste jeweils indi- viduell betrachtet werden, ob es sich um Einzel- oder Gruppenhaltung handelte.

Insgesamt wurden zum Zeitpunkt der Begutachtung 410 Hengste (88,55 %) in Einzelhaltungssystemen und 53 Hengste (11,45 %) in Gruppen gehalten.

Eine Übersicht aller begutachteten Haltungssysteme (n = 457) ist in Abbil- dung 4 dargestellt. Für sechs Hengste konnte lediglich die Angabe „Einzelhal- tung“ erhoben werden. Eine konkrete Zuordnung zu einem Haltungssystem er- folgte für diese sechs Hengste nicht, da aufgrund der betrieblichen Abläufe kein Zutritt zum Haltungssystem möglich war.

(50)

Abbildung 4: Übersicht der begutachteten Haltungssysteme (n = 457), rot = Einzelhaltung, blau = Gruppenhaltung, grün = Weidehaltung

Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl konnten nicht alle Hengsthaltungen aus- schließlich in einer Jahreshälfte begutachtet werden. Die Haltungssysteme der einzelnen Betriebe wurden daher einmalig entweder im Sommer- oder im Win- terhalbjahr begutachtet. Um möglichst vergleichbare Ergebnisse zu erhalten, wurden zusätzlich zum angetroffenen Haltungssystem auch Abweichungen für die Haltung im Sommer oder im Winter dokumentiert. Abbildung 5 zeigt die Ver- teilung der Einzel- und Gruppenhaltung unter jahreszeitlicher Berücksichtigung.

251

110

37

3 7 1 13 9 26

0 50 100 150 200 250 300

Anzahl Hengste

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