Überprüfung der Kupfer-Empfehlung beim Ferkel
J. KESSLER, R. LAVOYER und P. STOLL
Agroscope Liebefeld-Posieux, Eidgenössische Forschungsanstalt für Nutztiere und Milchwirtschaft (ALP), CH-1725 Posieux
Einleitung
Der ernährungsphysiologische Kupfer(Cu)-Bedarf des abgesetzten Ferkels wird mit rund 6 mg je kg Futter mit 88 % Trockensubstanz angegeben (BOLTHAUSER et al., 1993; KIRCHGESSNER, 1997;
NRC, 1998). Im Vergleich dazu enthalten gemäss einer im Jahr 2000 in unserem Land durchgeführten Erhebung handelsübliche Ferkelalleinfuttermittel zwischen 10 und 240 mg Cu/kg.
Dieses Ergebnis ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass man die heutigen Bedarfsangaben als zu tief einschätzt. Häufig lässt man sich auch von einem übertriebenen Sicherheitsdenken leiten.
Nicht zuletzt möchte man durch höhere Gaben die wachstumsfördernde Wirkung von Cu ausnutzen.
Im Hinblick auf die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, die Schonung der nicht erneuerbaren Cu- Ressourcen sowie die Vermeidung einer vom Konsumenten unerwünschten Cu-Einlagerung in die Leber ist jedoch der Cu-Gehalt im Ferkelfutter auf den ernährungsphysiologischen Bedarf auszu- richten. Ziel des vorliegenden Versuches war es deshalb, das empfohlene Cu-Angebot für abgesetz- te Ferkel unter üblichen Haltungs- und Fütterungsbedingungen zu überprüfen und zu präzisieren.
Material und Methoden
An 124 weibliche und kastrierte männliche Ferkel der Rasse Edelschwein mit einem Lebendge- wicht bei Versuchsbeginn von 9 kg wurde während 35 Tagen ein Alleinfutter mit unterschiedlichen Cu-Konzentrationen verfüttert. Dabei wurden die im Alter von rund fünf Wochen abgesetzten Fer- kel nach den Kriterien Abstammung, Alter, Geschlecht und Lebendgewicht blockweise folgenden vier Verfahren zugeordnet:
KON 5 mg Cu/kg Alleinfutter mit 88 % TS (nativer Gehalt) Cu10 10 mg Cu/kg Alleinfutter mit 88 % TS
Cu25 25 mg Cu/kg Alleinfutter mit 88 % TS Cu90 90 mg Cu/kg Alleinfutter mit 88 % TS
Schriftenreihe Institut für Nutztierwissenschaften, ETH Zürich, Band 25 (M. Kreuzer, C. Wenk & T. Lanzini, Hrsg.) 2004
217 Die Cu-Ergänzung erfolgte in Form von Cu-Sulfat. Das Versuchsfutter setzte sich zur Hauptsache aus Gerste, Weizen, Molken- und Kaseinpulver zusammen. Es hatte einen durchschnittlichen Ge- halt an verdaulicher Energie Schwein (VES) von 13.9 MJ sowie einen Proteingehalt von 190 g pro kg Alleinfutter mit 88 % TS. Das Zink(Zn)-Angebot lag bei 120 mg/kg Alleinfutter. Leistungsför- derer sowie Phytasen wurden keine eingesetzt. Versuchsparameter bildeten der allgemeine Gesund- heitszustand (beurteilt nach einem vorgegebenen Schema), der Tageszuwachs und die Futterver- wertung. Zudem wurde ein metabolisches Profil erstellt. Bei 32 am Versuchsende geschlachteten Ferkeln (8 Versuchsblöcke) wurden in der Leber und in den Nieren die Elemente Cu, Eisen (Fe) und Zn analysiert. Im Vordermittelfussknochen wurde die Konzentration an Rohasche, Kalzium (Ca), Phosphor (P) und Cu gemessen. Zusätzlich wurde in der Tibia die Knochendichte bestimmt.
Ein weiterer Parameter bildete die Cu-Konzentration im Kot.
Versuchsresultate und Diskussion
Der Gesundheitszustand der 124 Versuchsferkel kann als sehr gut bezeichnet werden. Es waren keine Tierabgänge zu verzeichnen. Lediglich sechs Tiere mussten wegen Durchfall und ein Tier wegen Oedemkrankheit behandelt werden.
Im täglichen Zuwachs (Tab. 1) unterschieden sich die Ferkel der Verfahren Cu10, Cu25 und Cu90 nicht signifikant (P > 5 %). Dieses Ergebnis deckt sich mit der Feststellung, dass erst ab einem Cu- Angebot von über 100 mg/kg Futter mit einer wachstumsfördernden Wirkung zu rechnen ist (NRC, 1998). Im Vergleich zu den Verfahren mit Cu-Ergänzung wiesen die Kontrolltiere (KON) ein we- sentlich tieferes Wachstum auf. In der Futterverwertung konnte zwischen den vier Verfahren keine signifikante Differenz gemessen werden. Dieses Ergebnis steht teilweise im Gegensatz zur Litera- turauswertung der European Commission (EC, 2003), welche eine Verbesserung der Futterverwer- tung mit zunehmendem Cu-Angebot aufzeigt.
Das Cu-Angebot beeinflusste das metabolische Profil nicht wesentlich. So waren unter anderem in den Blutparametern Hämoglobin, Kupfer sowie in den Cu-haltigen Enzymen Ceruloplasmin und Superoxid-Dismutase keine biologisch relevanten Unterschiede zu beobachten.
Im Vergleich zu den Verfahren KON, Cu10 und Cu25 hatten die Ferkel des Verfahrens Cu90 deut- lich höhere Cu-Konzentrationen in der Leber und in den Nieren (Tab. 1; P < 5 %). In dieselbe Richtung gehen die Untersuchungen von APGAR et al. (1995) sowie JOINDREVILLE et al. (2002).
Auch beim Zn wies das Verfahren Cu90 die höchsten Konzentrationen in der Leber auf (P < 5 %).
Im Gegensatz zum Cu und Zn waren die Fe-Konzentrationen in der Leber der Ferkel mit 90 mg Cu/kg Futter tendenzmässig erniedrigt.
Beurteilt an den verschiedenen Knochenparametern wie Dichte, Gehalt an Rohasche, Ca sowie an P wird die Skelettqualität durch die unterschiedlichen Cu-Angebote nicht wesentlich beeinflusst (Tab.
1). In keinem der gemessenen Knochenparameter konnte eine signifikante Differenz ausgemacht werden.
Mit der Erhöhung des Cu-Angebotes nahm die Cu-Konzentration im Kot deutlich zu (y = 6.2709x + 20.426; R2=0.9991; Tab. 1). Die Arbeiten von PABOEUF et al. (2000, 2001) bestätigen dieses Er- gebnis.
Tabelle 1. Tageszuwachs, Futterverwertung, Mengen- und Spurenelementgehalte von Leber, Nie- ren und Metacarpus, Knochendichte der Tibia sowie Cu-Ausscheidung über den Kot
KON Cu10 Cu25 Cu90 sξ
Tageszuwachs g 455a 491ab 489ab 502b 11
Futterverwertung kg/kg 1.45 1.42 1.43 1.40 0.02
Leber
Kupfer mg/kg TS 30a 32a 23a 67b 5
Zink mg/kg TS 145a 139 a 152 a 194 b 13
Eisen mg/kg TS 200 200 157 78 46
Nieren
Kupfer mg/kg TS 12a 12a 14a 19b 1
Zink mg/kg TS 97 ab 90 a 95 ab 98 b 2
Eisen mg/kg TS 100 112 109 90 10
Knochendichte Tibia mg/mm3 585 581 583 601 13
Metacarpus
Rohasche g/kg TS 501 488 479 493 7
Kalzium g/kg TS 184 179 177 177 3
Phosphor g/kg TS 87 85 85 85 1
Kupfer-Konzentration Kot mg/kg TS 56a 82a 163b 581c 19 Werte derselben Linie mit ungleichen Buchstaben sind signifikant verschieden (P < 5 %).
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219 Schlussfolgerung
Ein Angebot von 10 mg Cu je kg Futter beziehungsweise eine Cu-Zulage von 5 mg je kg Futter deckt den Bedarf des abgesetzten Ferkels unter üblichen Haltungs- und Fütterungsbedingungen.
Demgegenüber garantiert ein nativer Cu-Gehalt im Futter von 5 mg je kg kein optimales Wachs- tum. Cu-Gehalte von 25 beziehungsweise 90 mg Cu/kg Futter verbessern weder den Gesundheits- zustand noch die Leistung der Ferkel, erhöhen jedoch die Cu-Ausscheidung über den Kot. Ein Cu- Angebot von 90 mg je kg Futter führt zudem zu einer vom Konsumenten unerwünschten verstärk- ten Cu-Einlagerung in die Leber.
Literatur
APGAR, G.A., KORNEGAY, E.T., LINDEMANN, M.D. and NOTTER, D.R. (1995): Evaluation of copper sulfate and a copper lysine complex as growth promoters for weanling swine. J. Anim. Sci. 73:
2640–2646
BOLTHAUSER, M., JOST, M., KESSLER, J. und STOLL, P. (1995): Fütterungsempfehlungen und Nährwerttabellen für Schweine. Verlag LmZ, Zollikofen. 129 S.
EC (2003): Opinion of the scientific committee for animal nutrition on the use of copper in feed- ingstuffs. European Commission, Health and consumer protection directorate-general, 41 p.
KIRCHGESSNER, M. (1997): Tierernährung. Verlags Union Agrar, München. 582 S.
JOINDREVILLE, C., REVY, P.S., JAFFREZIC, A. et DOURMAD, J.Y. (2002): Le cuivre dans l’alimentation du porc : oligo-élément essentiel, facteur de croissance et risque potentiel pour l’homme et l’environnement. INRA Prod. Anim. 15: 247–265
NRC (1998): Nutrient requirements of swine. National Academy Press, Washington 189 p.
PABOEUF, F., NYS, Y. et CORLOUËR, A. (2000): Réduction des rejets en cuivre et en zinc chez le porc charcutier par la diminution de la supplémentation minérale. Journées Rec.h Porcine en France. 32: 59–66
PABOEUF, F., CALVAR, C., LANDRAIN, B. et ROY, H. (2001): Impacte de la réduction des niveaux alimentaires en matière azotée totale, en phosphore, en cuivre et en zinc sur les performances et les rejets des porcs charcutiers. Journées Rech. Porcine en France. 33: 49–56
Lipide in Fleisch, Milch und Ei
Herausforderung
für die Tierernährung
Tagung zur Würdigung des 60. Geburtstags von Caspar Wenk
Tagungsbericht 13. Mai 2004
Herausgeber:
M. Kreuzer, C. Wenk und T. Lanzini
Schriftenreihe aus dem Institut für Nutztierwissenschaften Ernährung-Produkte-Umwelt
ETH Zürich
Band 25
Schriftenreihe aus dem
Institut für Nutztierwissenschaften Ernährung-Produkte-Umwelt ETH Zürich
ISBN Nr. 3-906466-25-6
Adresse: Institut für Nutztierwissenschaften Ernährung-Produkte-Umwelt ETH-Zentrum
CH-8092 Zürich
Mai 2004