urassic-Park“ gab vor wenigen Jahren den Anstoß für ein wahres
„Dino“saurierfieber: Filme, Ausstellungen, Bücher und Berichte in den Medien ver- mittelten einen Einblick in ein Kapitel des Buches unse- rer Erdgeschichte: die Zeit des Jura. Seit zirka zwei De- kaden blüht (leider) der recht lukrative Handel mit (zum Teil sogar aus verschiedenen Exemplaren und, für den Lai- en nicht erkennbar, zusam- mengesetzten oder perfekt komplett gefälschten!) Ver- steinerungen, die häufig sehr dekorativer Bestandteil eines
„erlesenen“ Ambiente sind.
Dies war allerdings keines- wegs immer so!
Es ist noch nicht so lange her, da wurden Fossilien- sammler – auch Petrefakten- sammler genannt – mitleidig belächelt. Die damaligen
„Buddler“, fernab jedweden pekuniären Interesses, galten als Exoten. Sie waren aus- schließlich daran interessiert, steinerne Belege der Erdge- schichte aufzuspüren, neue Fundorte zu erschließen, im idealen Fall Neufunde zu ber- gen und außerdem erdge- schichtliche Zusammenhänge zu verstehen.
Einem von ihnen genügte auch das nicht: Arnulf Stapf.
Er wollte die Öffentlichkeit an seinen interessanten Fund- stücken und seiner Begeiste- rung teilhaben lassen. In Nierstein bei Mainz wuchs er auf. Von dort, vor seiner Haustür, stammen Funde aus
dem „Rotliegenden“, vor- nehmlich Fährten, fossile Pflanzen sowie urtümliche Fische und Amphibien. Das Tertiär des Mainzer Beckens bescherte ihm insbesondere Schnecken und Muscheln.
Weitere Sammelschwerpunk- te setzte er in den folgenden Jahren durch Exkursionen – in Begleitung seines nun- mehr auch sachkundig ge- wordenen Sohnes Harald
Stapf – nach Schottland (de- vonische Fische), in das Pari- ser Becken (Mollusken aus dem Tertiär), nach Südfrank- reich (Fische und Insekten aus dem Tertiär), nach Gotland (Silur), nach Wil- lershausen (voreiszeitliche Pflanzen und Insekten) und vielen anderen Fundstellen europaweit. 1997 trafen sich sogar Experten für Saurier- spuren aus der ganzen Welt
für zwei Tage bei Stapf in Nierstein, um ein wenig mehr Licht in dieses Kapitel der Paläontologie zu bringen.
Vor genau 25 Jahren stell- te die Gemeinde Nierstein im alten Rathaus erstmals einen Ausstellungsraum für die
„Stapfsche Fossiliensamm- lung“ zur Verfügung. Vater Stapf übernahm die Führun- gen, wenn Sohn und Enkel sich auf „Buddelfahrten“
befanden. Mit Hilfe eines Freundeskreises, zusätzlicher Spenden der Gemeinde Nier- stein und des Landes Rhein- land-Pfalz konnten im Laufe der Jahre weitere Vitrinen angeschafft und weitere Räu- me für Ausstellungszwecke einbezogen werden. In die- sen Räumen mit nunmehr 45 Vitrinen und vielen Schauta- feln kann der Besucher heute die Exponate bewundern, die in dieser Vielfalt wohl kaum ein paläontologisches Muse- um zu bieten hat!
Dr. med. Dr. med. dent.
Hans-Walter Krannich
A-2932 (64) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 46, 13. November 1998
V A R I A FEUILLETON
25 Jahre „Sammlung Stapf“
Fossile Zeugen der Erdgeschichte
Das Paläontologische Museum in Nierstein gibt Einblick in die Entwicklung und die Vielfalt allen Lebens auf der Erde.
Das Paläontologische Museumim alten Rathaus am Markt- platz von Nierstein ist in der Regel jeden Sonntag von 11 bis 16 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Die meist von Arnulf oder Harald Stapf geleiteten Führungen sind ebenfalls unentgelt- lich. Ein zirka 100seitiger Katalog mit ausschließlich farbigen Abbildungen der fossilen Kostbarkeiten der „Sammlung Stapf“ läßt das dort Gesehene später wieder Revue passieren.
Informationen zum Förderverein: Freunde des Niersteiner Paläontologischen Museums, Postfach 11 04, 55279 Nierstein.
Gruppenführungen: Tel 0 61 33/5 83 12.
Saurierspuren, Permzeit, Odernheim (Rheinland-Pfalz) Ammonit, Kreidezeit, St.-Bully-Martin (Frankreich) Fotos: Gerhard Lichter