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Aktuelle Forschungsprojekte: Aufbau eines fundierten Bruchzahlverständnisses im Kontext unterrichtsintegrierter Förderung auf der Grundlage tragfähiger Basiskompetenzen

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Academic year: 2022

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343

AKTUELLE

FORSCHUNGSPROJEKTE

VHN, 86. Jg., S. 343 –344 (2017) DOI 10.2378/vhn2017.art39d

© Ernst Reinhardt Verlag

Aufbau eines fundierten Bruchzahl- verständnisses im Kontext

unterrichtsintegrierter Förderung auf der Grundlage tragfähiger Basiskompetenzen

Ria-Friederike Kirchhof TU Dortmund

Ausgangslage

Ein mangelndes inhaltliches Verständnis, d. h. das Fehlen sogenannter Grundvorstellungen, wurde mehrfach als Hauptgrund für die großen Schwie- rigkeiten vieler Lernender im Bereich der Bruch- rechnung genannt (Padberg 2009). Inwiefern sich die Schwierigkeiten aber auch auf unzureichend entwickelte mathematische Basiskompetenzen aus dem Bereich der Grundschulmathematik zu- rückführen lassen, die vor allem bei lernschwa- chen Schülerinnen und Schülern nicht selten zu schwerwiegenden Lernproblemen bzw. -hürden in weiterführenden Lernbereichen führen, ist bis- lang wenig erforscht (Wartha / Güse 2009). Im Kontext eines verstehensorientierten Mathema- tikunterrichts wird eine verstärkte und konse- quente Einführung des Bruchzahlverständnisses auf der semantischen Ebene des Vorstellungsauf- baus gefordert, um die Entwicklung fundierter Grundvorstellungen zu fördern. Für den inklusi- ven Mathematikunterricht ergeben sich daraus in Bezug auf die enorme Heterogenität der Ler- nenden besondere Herausforderungen, aber auch Chancen. Im Unterschied zu den gut erforschten defizitären Lernständen steht die intensivere Be- forschung praktischer (inklusiver) Unterrichts- vorschläge sowie individueller Lernprozesse in diesem Bereich noch aus (Prediger 2011).

Ziel

Das Forschungsprojekt setzt sich mit der Frage auseinander, wie der fachlich anspruchsvolle Lern- gegenstand Bruchzahlverständnis in inklusiven Klassen zu Beginn der Sekundarstufe I so vermit- telt werden kann, dass die Heterogenität der Ler- nenden produktiv genutzt wird und alle Kinder gemeinsam lernen und dabei individuelle Lernfort- schritte machen können. In Anlehnung an die fach- didaktische Entwicklungsforschung im sog. Dort-

munder Modell (Prediger u. a. 2012) verfolgt das Forschungsprojekt das zweifache Ziel der theorie- geleiteten und praxisorientierten Entwicklung sowie der praxisbasierten und theorieorientierten Forschung. Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht die Entwicklung, Erprobung und Evaluation einer komplexen Unterrichtseinheit zur anschau- lichen Einführung der Zahlbereichserweiterung zu den positiven rationalen Zahlen im fünften Schul- jahr sowie die inhaltlich eng verknüpften Förder- schleifen für die lernschwächsten Kinder, um die Anschlussfähigkeit an den Klassenunterricht zu unterstützen und Doppelbelastungen zu vermei- den. Exemplarisch soll aufgezeigt werden, wie dieser Inhaltsbereich in enger Vernetzung mit den dafür relevanten mathematischen Basiskompe- tenzen für alle Kinder vermittelbar ist und wie trotz heterogener Voraussetzungen ein Lernen am gemeinsamen Gegenstand mit individuellen Lernzuwächsen ermöglicht werden kann. Der Fo- kus liegt auf den lernschwächsten Rechnerinnen und Rechnern.

Auf den folgenden drei Ebenen sollen erste grundlegende und richtungsweisende Erkennt- nisse für die inklusive Didaktik im Fach Mathe- matik für die Sekundarstufe I gewonnen werden:

n Theoretische Ebene: Entwicklung eines fun- dierten Unterrichtskonzepts i. S. der unter- richtsintegrierten Förderung (Bartnitzky 2012;

Häsel-Weide / Nührenbörger 2012), das die in- dividuelle Förderung innerhalb und außerhalb des Unterrichts vereint und damit sowohl dem individuellen als auch dem gemeinsamen Ler- nen Rechnung trägt;

n Entwicklungsebene: Konzeption von Mate- rialien für die konkrete Umsetzung der kom- plexen Unterrichtseinheit für den inklusiven Klassenunterricht sowie für die inhaltlich eng verknüpften Förderschleifen; Entwicklung eines umfangreichen informellen Testverfah- rens i. S. einer Lernstandserhebung zur Erfas- sung individueller verstehensorientierter Leis- tungen in den relevanten Inhaltsbereichen;

n Forschungsebene: Empirische Erprobung der Materialien im Rahmen einer explorativen In- terventionsstudie sowie Analyse und Auswer- tung ihres Potenzials hinsichtlich ihrer Wirk- samkeit für den inklusiven Mathematikunter- richt, mit besonderem Fokus auf ihre Wirkung für lernschwache Rechnerinnen und Rechner.

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Alle Rechte vorbehalten. www.reinhardt-verlag.de

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VHN 4 | 2017

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AKTUELLE FORSCHUNGSPROJEKTE

In konzeptioneller Hinsicht wird die Erkennt- nis leitende Frage verfolgt, ob die auf die enge Verbindung von Basisförderung und aktuellem Klassenunterricht ausgerichtete Intervention für (schwache) Rechnerinnen und Rechner in Klasse 5 an einer Integrierten Gesamtschule al- len Schülerinnen und Schülern lernförderliche Wissenskonstruktionsprozesse ermöglicht. Da- ran schließt sich unter inhaltlichen Aspekten die Frage an, ob die enge Verzahnung von mathe- matischen Basiskompetenzen und aktuellem Inhaltsbereich zu einer Verbesserung der indivi- duellen Mathematikleistungen in beiden Berei- chen führt.

Inhalte und didaktische Gestaltungsprinzipien

Die Inhalte einer siebenwöchigen Unterrichts- einheit umfassen folgende Bausteine:

n die anschauliche Einführung von Bruchteilen n die erste Grundvorstellung i. S. Anteil(e) eines

Ganzen

n die zweite Grundvorstellung i. S. Anteil(e) meh- rerer Ganzen

n Ergebnisgleichheit n Anteile von Mengen n Äquivalenz

Fokussiert werden ausgewählte zentrale Kernbe- reiche, die als bedeutsame Grundvorstellungen für ein fundiertes Bruchzahlverständnis einen zentralen Stellenwert einnehmen (u. a. Padberg 2009; Wartha 2011). Ihre reichhaltige mathema- tische Substanz und der gewählte strukturfokus- sierte Zugang sollen das Lernen am gemeinsamen Gegenstand auf unterschiedlichen Bearbeitungs- niveaus ermöglichen. Kritische Stellen, wie bei- spielsweise die Umbrüche, die sich beim Übergang von den natürlichen Zahlen zu den Bruchzah- len ergeben, werden besonders berücksichtigt.

Die inhaltlich eng mit dem Klassenunterricht verzahnten Förderschleifen konzentrieren sich zusätzlich auf die folgenden mathematischen Basiskompetenzen aus dem Bereich der Grund- schulmathematik, die für den Aufbau eines fun- dierten Bruchzahlverständnisses als relevante Voraussetzung angesehen werden:

n Teil-Ganze-Beziehungen n Halbieren und Verdoppeln n beziehungsreiches 1 × 1 und 1 : 1

n Grundvorstellungen Division (Aufteilen und Verteilen)

Die Unterrichtskonzeption ist nach den Prinzi- pien der unterrichtsintegrierten Klassenförde- rung gestaltet worden (beziehungsreich und verstehensorientiert, diagnosegeleitet und dif- ferenziert, kommunikativ und kooperativ). Dabei wurden zentrale fachliche und fachdidaktische Aspekte mit Aspekten der sonderpädagogischen Förderung vereint, um allen Lernenden ein quali- tativ hochwertiges Mathematiklernen zu ermög- lichen.

Forschungsdesign und Messinstrumente

Die primär quantitativ ausgerichtete Beforschung der Wirkungseffekte wird in einer quasiexperi- mentellen explorativen Interventionsstudie im Prä- / Posttest-Design mit drei Interventions- klassen und einer Vergleichsklasse untersucht (Jahrgang 5, Integrierte Gesamtschule, N = 105).

Als Screening wird ein standardisierter Mathe- matiktest eingesetzt. Um die Mathematikleis- tungen in den relevanten Inhaltsbereichen zu erfassen, wurde ein informelles Testverfahren i. S. einer Lernstandserhebung entwickelt, das sowohl geschlossene als auch offene, verständ- nisorientierte Fragen umfasst. Wöchentliche Standortbestimmungen in Form von offenen Auf- gabenstellungen sowie die Arbeitsdokumente der Lernenden ergänzen diese Daten aus qualita- tiver Sicht.

Ausblick

Die praktische Erprobung wurde vor Kurzem in einem Unterrichtsversuch abgeschlossen. Die Daten werden derzeit aufbereitet und im nächs- ten Schritt analysiert, um das formulierte For- schungsinteresse zu beantworten.

Weitere Informationen und Literaturangaben können eingeholt werden bei

Ria.Kirchhof@tu-dortmund.de

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