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Archiv "Impfstatus in Deutschland: Immun gegen gute Koordination" (01.11.2013)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 44

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1. November 2013 A 2045

A

m Ende dieses Jahres, so viel steht jetzt schon fest, wird in den Balkengrafiken, in denen die Epidemiologen die Inzidenzen von Infektionskrankhei- ten im Langzeitverlauf abbilden, 2013 als „Masern- jahr“ herausragen. Das Robert-Koch-Institut in Berlin verzeichnete bereits im September mit circa 1 600 Fäl- len eine etwa zehnmal höhere Erkrankungszahl als im selben Zeitraum des Vorjahres. Die niedrige Fallzahl von 2012 war offenbar nur ein Zwischentief. Zuvor hat- te es 2006 und 2011 größere Ausbrüche gegeben.

Seit Masern 2001 meldepflichtig wurden, ähnelt ihre Inzidenz über die Jahre einer Fieberkurve. Der Alters- gipfel liegt zwar in der Gruppe der unter Zweijährigen, aber in den letzten Jahren zeichnet sich ein Trend zu größerer Häufung bei Jugendlichen und jungen Erwach- senen ab, wie eine im September im Bundesgesund- heitsblatt publizierte Analyse der Masernepidemiologie ergab (Bundesgesundheitsbl 2013; 56: 1231–7). Die Zahlen dieser aktuellen Veröffentlichung widerspre- chen der in der Bevölkerung teilweise verbreiteten Vor- stellung einer harmlosen Kinderkrankheit: Masern sind weder harmlos, noch nur eine Kinderkrankheit. Fünf bis sieben Prozent der Erkrankten der letzten Jahre hat- ten Komplikationen wie Otitis media, Pneumonie oder Masernenzephalitits, und im vergangenen Jahr musste jeder vierte Betroffene stationär aufgenommen werden – eine Folge der Altersverschiebung nach oben mit hö- heren Komplikationsrisiken, vermuten die Autoren.

Ein wesentlicher Grund sowohl für die Masernaus- brüche, aber auch für das Wiederauftreten von Mumps – diese Erkrankung ist 2013 bundesweit meldepflichtig geworden – sind Impflücken besonders bei Jugendli- chen und Erwachsenen und vor allem in den neuen Bundesländern. Ebenfalls in diesem Jahr sind die Er- gebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland publiziert worden (DEGS1; Bundesge- sundheitsbl 2013; 56: 845–57). Nur knapp acht von zehn der 18- bis 29-Jährigen waren mindestens ein Mal gegen Masern geimpft, und die Quote sank kontinuier- lich auf 25 Prozent bei den 40- bis 49-Jährigen und

weiter auf 3,8 Prozent ab dem sechsten Lebensjahr- zehnt. Empfohlen ist eine zweimalige Masern-Mumps- Röteln-Impfung bis zum zweiten Lebensjahr.

Deutschland trägt schon jetzt zur endemischen Zir- kulation der Masern in Europa bei. Künftig könnten die Erkrankungszahlen wieder zunehmen, weil sich Ma- sern vor allem in Gemeinschaftseinrichtungen gut aus- breiten, Kleinkinder nun einen Anspruch auf einen Ki- taplatz haben und die Herdenimmunität nicht ausreicht, um Risikogruppen zu schützen.

Das trifft nicht nur auf Masern zu, sondern auch auf andere, durch Impfung vermeidbare Infektionskrank- heiten wie Pertussis oder Influenza. Gegen Pertussis ist der DEGS1-Studie zufolge nur etwa jeder dritte Er- wachsene geimpft, gegen Influenza sind es maximal zwei Drittel der Risikopersonen.

Die Politik aber scheint immun zu sein gegen die Aufforderungen, Impfkampagnen zu koordinieren, wie sie teilweise im Nationalen Impfplan empfohlen und in anderen Ländern erfolgreich umgesetzt werden. Erin- nerungsschreiben an die Zielgruppen zum Beispiel sind wirksam – warum ist das so schwierig in Deutschland?

Derzeit wird es fast ausschließlich dem niedergelasse- nen Arzt überlassen, gezielt Patienten auf Impfungen anzusprechen. Immerhin belegen auch hier Studien ei- ne Wirksamkeit: erinnern hilft.

IMPFSTATUS IN DEUTSCHLAND

Immun gegen gute Koordination

Nicola Siegmund-Schultze

Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze Medizinjournalistin in Köln

S E I T E E I N S

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