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Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) Bachelor- Arbeit Wintersemester 2005/ 2006 Gutachter:

Lehrstuhl für Vergleichende Kulturgeschichte der Prof. Dr. G. Hübinger/

Neuzeit mit besonderer Berücksichtigung der Dr. K. Große Kracht philosophischen Bezüge der Kulturwissenschaften

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Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

I.1 Anlass und These S. 3 I.2 Struktur und Literatur S. 5 II. Tannenberg– Aufstieg und Fall eines deutschen Erinnerungsortes

II.1. Tannenberg

II. 1. 1 Die Schlacht von 1410 und ihre Rezeption S. 8 II. 1. 2 Die Schlacht von 1914 und ihre Rezeption bis 1945 S. 10 II.1. 3 Tannenberg/ Grunwald nach 1945 S. 15 II. 2. Das Konzept der Lieux-de-mémoire

II.2.1 Tannenberg und das deutsche Konzept der Erinnerungsorte S. 16 II.2.2 Eigenschaften eines Erinnerungsortes S. 19 II.2.3 Pierre Nora und die Lieux-de-mémoire S. 21 II.3 Unterschiede Deutschland – Frankreich

II.3.1 Exklusive Lieux de mémoire vs. integrative Erinnerungsorte S. 23 II. 3.2 Besonderheit der deutschen Geschichtsschreibung S. 25 II.3.3 Trotzdem: Deutsche Erinnerungsorte S. 27 II. 4. Kontinuität

II.4.1 Tannenberg als lebendiger Erinnerungsort der Zwischenkriegszeit S. 30 II. 4.2 Tannenberg nach 1945 S. 34 II.4.3 Verdun: lebendiges Symbol in Frankreich S. 35 II.4.4 Verdun in Deutschland 1918- 1940 S. 40 III. Fazit S. 42 IV. Fremdsprachliche Zusammenfassung S. 45 V. Literaturverzeichnis S.47 VI. Anhang

VI. 1 Generalfeldmarschall von Hindenburg S. 50 VI. 2 Erich Ludendorff: Meine Kriegserinnerungen 1914- 1918. S. 52 VI. 3 Theodor von Bethmann Hollweg: Betrachtungen zum Weltkriege. S. 53 VI. 4 Bernhardt Schwertfeger: Das Weltkriegsende. S. 55 VI. 5. Marienburg – Hochburg des Deutschen Ritterordens S. 56 VI. 6 Hindenburg-Mythos S. 57 VI. 7 Tannenberg-Denkmal S. 59 VI. 8 ‘Dolchstoßlegende’ S. 60 VI. 9 Le Morte-Homme S. 61 VI.10 Das Ossuaire von Douaumont S. 61 VI.11 Francois Mitterand und Helmut Kohl 1984 S. 62 VII. Eigenständigkeitserklärung S.62

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I. Einleitung I.1 Anlass und These

2004 jährte sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 90. Mal. Dieses Ereignis wurde mit zahlreichen Veröffentlichungen, Dokumentationen und Ausstellungen gewürdigt1. In ihrer Rezeptionsgeschichte gewann die ‚Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts’ (George F. Kennan) nach Fritz Fischers „Griff zur Weltmacht“ (1961) und „Krieg der Illusionen“ (1969) durch Hans-Ulrich Wehlers ausgearbeitete These vom ‚Zweiten Dreißigjährigen Krieg’ wieder einmal an Bedeutung2. Lange stand der Erste im Schatten des Zweiten Weltkriegs, dessen Ende ein Jahr später 2005 gefeiert werden sollte. Doch spätestens seit Wehlers Erläuterungen scheint klar zu sein, dass sich zwischen den beiden Weltkriegen deutliche Kontinuitätslinien aufspannen und der eine nicht ohne den anderen denkbar ist. Seit den 1980ern lässt sich in der Kulturgeschichte ein deutlicher Trend in Richtung ‚kollektives Gedächtnis’ feststellen3. Im breiten öffentlichen Bewusstsein schlägt sich dies in letzter Zeit mit einem wachsenden Interesse an Jahresfeiern, Jubiläen und zunehmend Fernsehdokumentationen nieder4. Im Kontext dieser medialen Aufbereitung historischer Themen und Jubiläen muss gefragt werden, welcher Ereignisse aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts heute noch wie gedacht wird.

Langsam aber sicher schwinden die Zeitzeugen beider Weltkriege, dementsprechend nimmt das Erinnern zunehmend institutionalisierte Formen an. Denn nur im Konsens über die nationale Vergangenheit können Einheit und Einigkeit entstehen und Ziele für die gemeinsame Zukunft formuliert werden5.

Der Erste Weltkrieg prägte sich als erster moderner Krieg ein, in dem eine einzige Schlacht Hunderttausenden das Leben kosten konnte. Daher verwundert es wenig, dass dem Gedenken der Gefallenen oder siegreichen Schlachten besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Strukturen und Mechanismen dieses Gedenkens bergen nationale Selbst- sowie

1 Bspw. AUGSTEIN, Rudolf (Hg.) Spiegel Special Serie: Die Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts, Nr. 1/ 2004, Hamburg; CHICKERING, Roger: Das Deutsche Reich und der Erste Weltkrieg. C.H. Beck, München 2002;

HIRSCHFELD, Gerhard/ KRUMEICH, Gerd/ RENZ, Irina: Enzyklopädie Erster Weltkrieg, F. Schöningh Verlag, München 2003; Fünfteilige ARD-Dokumentation: 26.7.2004 „Mythos Tannenberg“ (S. Stenner), 2.8.2004 „Gashölle Ypern“ (H. Billstein), 4.8.2004 „Alptraum Verdun“ (M. Haentjes/ W. Biermann), 9.8.2004

„Schlachtfeld Heimat“ (A. Roehrkohl), 16.8.2004 „Trauma Versailles“ (G. Trost); Deutsches Historisches Museum Berlin vom 13. Mai bis 15. August 2004: Der Erste Weltkrieg 1914-1918. Ereignis und Erinnerung.

2 Die Formulierung des Zweiten Dreißigjährigen Krieges geht auf Charles de Gaulle zurück. Erste Ansätze zu dieser Ausarbeitung bereits WEHLER, Hans-Ulrich: Umbruch und Kontinuität. Essays zum 20. Jahrhundert.

C.H. Beck Verlag, München 2000, Kapitel II.9: „Der erste Totale Krieg Deutschland im Weltkrieg von 1914- 1918“, S. 122-137; Wehler, 2004, S. 138-143; zu den politischen Intentionen de Gaulles: Waechter, 2002, S. 51- 60 3 In Deutschland übernahmen Aleida und Jan Assmann die Vorreiterrolle der Gedächtnisforschung. ASSMANN, Jan: Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. München 1992; ASSMANN, Aleida: Erinnerungsräume. C.H. Beck, München 1999.

4 vgl. François, 1995, S. 96

5 vgl. François, 1998, S. 19ff.

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Fremdbilder, welche oft als Legitimation politischen Handelns dienten und dienen. Der Great War dominiert in seiner Symbolkraft die Zwischenkriegszeit. Der jeweiligen Interpretation der Kriegsereignisse und –erlebnisse entwachsen nationale Ansprüche, die in ihrer Konstruktion kollektive Identität stiften. Besonders bei den benachbarten ‚Erbfeinden’

Deutschland und Frankreich lohnt sich ein Blick auf Sinn und Zweck der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg, denn hier zeigt sich überdeutlich, wer „die politische Macht hat zu sagen, welcher Toten wie gedacht wird, der hat auch die Macht darüber, was zu verschweigen ist“6.

Rezeptionsgeschichte und Historiographie erhielten durch den cultural turn der Geschichtswissenschaften Aufwind. Dies in Zusammenhang mit den obigen Erläuterungen führt zu dem hier vorliegenden Vergleich deutscher und französischer Erinnerungsorte aus dem Grande Guerre. Zwischen 1984 und 1992 veröffentlichte Pierre Nora seine sieben Bände französischer Lieux de mémoire. Der durchschlagende Erfolg dieses Konzepts rief alsbald Nachfolgeprojekte in weiteren europäischen Ländern hervor7. So erschienen 2001 auch in Deutschland nach jahrelanger, intensiver Vorbereitung drei Bände Deutsche Erinnerungsorte.

Wie das Vorbild Nora stellten die Herausgeber Hagen Schulze und Etienne François ihr Konzept in der Einleitung vor. In dieser Arbeit nun werden zwei Artikel, Antoine Prosts

„Verdun“ und Frijthof Benjamin Schenks „Tannenberg/ Grunwald“ herausgegriffen und miteinander verglichen, um Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede der französischen und deutschen Geschichtsschreibung zu erarbeiten. Denn, so wird deutlich, das Konzept Noras lässt sich nicht direkt übertragen. Die Methodik erwies sich als kompatibel: Die kollektiven Gedächtnisse europäischer Nationen funktionieren prinzipiell nach den gleichen Mechanismen. Die analytische Grundlage der Nora’schen Gedächtnisforschung ist übertragbar. Dahingegen ist der identitätsstärkende und sinnstiftende Ansatz Noras nicht problemlos auf Deutschland anwendbar. Schließlich zielte Nora in seiner Erläuterung

„Zwischen Geschichte und Gedächtnis“8 darauf ab, nationale Sinnstrukturen, Deutungsmuster und Orientierungshilfen zu forcieren. Positiv empfundene Spezifika der französischen Nation standen im Vordergrund. Im Gegensatz dazu bewerten Deutsche ihr nationales Selbstbild nach anderen Kriterien, der Nation wird ein anderer Stellenwert eingeräumt. Die Deutschen nehmen ihre Vergangenheit nicht als Kontinuität wahr und blicken auch nicht wie in Frankreich auf Jahrhunderte währende Nationalgeschichte zurück.

6 Koselleck, 2001, S. 35: „[...] Was gezeigt und was verschwiegen wird, ist ein primär politischer Akt.“

7 ISUENGHI, Mario: I luoghi della memoria. Drei Bände zwischen 1996-98; den BOER, Pim/ FRIJHOFF, Willem: Lieux de mémoire et identités nationales. s. dazu Carcenac-Lecomte, 2000, S. 21f.

8 NORA, Pierre: „Entre Mémoire et Histoire. Le problematique des lieux“. In: Ders. (Hg.): Les lieux de mémoire.

Tome 1 „La République“. Paris 1984. S. XV- XLII

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Dementsprechend werden die besonderen Charakteristika der französischen und deutschen Identität herausgegriffen, wie sie an den Erinnerungsorten Verdun und Tannenberg in Erscheinung treten. Anschließend wird dargelegt, wie gerade Erinnerungspolitik in Bezug auf den Ersten Weltkrieg zwischen den zwei Nachbarländern variiert. Die Besonderheit der nationalsozialistischen Diktatur und ihrer Propaganda hat zahlreiche Erinnerungsorte auf deutscher Seite für die 1949 entstehende Bundesrepublik Deutschland inkompatibel werden lassen, wohingegen Frankreich sein nationales Gedächtnis an die Jahre 1914-18 wechselnden Umständen und Ansprüchen anpassen konnte.

I.2 Struktur und Literatur

Der vorliegende Vergleich beginnt mit einer rezeptiongeschichtlichen Analyse des als deutschen Erinnnerungsort betitelten „Tannenberg“. Schenks Artikel wird durch Darstellungen von Sven Eckdahl9, Jürgen Tietz10 und German Werth11 ergänzt. Übergreifende Strukturen des nationalen Empfindens werden in der Verbindung Tannenbergs mit anderen Erinnerungsorten der Zwischenkriegszeit deutlich: Zum einen wirkte dieser Schlachtort als

‚Beleg’ der ‚Dolchstoßlegende’, denn das deutsche Heer erschien hier ‚im Felde unbesiegt’.

Für den Mythos der ‚Dolchstoßlegende’ werden vor allem Gerd Krumeich12, Hagen Schulze13 und für dessen Langzeitwirkung Jörg Echternkamp14 konsultiert. Dem schließt sich der

‚Diktatfrieden’ von Versailles an, welcher eine weitere Etappe in der deutsch-französischen

‚Erbfeindschaft’ darstellte. Nicht nur, so verlautete es, würde Deutschland von den Alliierten ausgenommen, zudem wurde der deutschen Kultur das verhasste westliche Staatssystem aufgezwungen: die Demokratie. Die Ablehnung der ‚Ideen von 1789’ hatte der ‚Geist von 1914’ Ausdruck verliehen. Nun sollte das deutsche Volk nach diesen französischen Prinzipien leben! Je tiefer die Meinung vom Friedenswerk sank, desto heller leuchteten die Erfolge des Deutschen Reiches während des Verteidigungskrieges. Die Ungerechtigkeiten des Versailler Vertrages erschienen durch die Glorifizierung militärischer Stärke bei den Tannenberg-Feiern

9 ECKDAHL, Sven: „Tannenberg/ Grunwald – Ein politisches Symbol“. In: Arnold, Udo (Hg.): Deutscher Orden 1190- 1990. Institut Nordostdeutsches Kulturwerk, Lüneburg 1997. S. 241- 302

10 TIETZ, Jürgen: „Weltliche Heiligtümer. Anmerkungen zu architektonischen Denkmälern in Deutschland nach beiden Weltkriegen.“ In: Thoß, B./ Volkmann, H.-E. (Hg.): Erster Weltkrieg – Zweiter Weltkrieg. Ein Vergleich.

Schöningh Verlag, Paderborn 20002, S. 711- 726

11 WERTH, German: „Tannenberg“/ „Tannenberg-Mythos“. In: Hirschfeld, G./ Krumeich, G./ Renz, I. (Hg.):

Enzyklopädie Erster Weltkrieg. Paderborn 2003. S. 919f.

12 KRUMEICH, Gerd: „Die Dolchstoßlegende“. In: François, E./ Schulze, H. (Hg.): Deutsche Erinnerungsorte.

Bd.1. München 2001, S. 585- 599

13 SCHULZE, Hagen: Weimar. Deutschland 1917- 1933. Siedler Verlag, Berlin 1994

14 ECHTERNKAMP, Jörg: „Zwischen Selbstverteidgung und Friedenskampf – Der Erste Weltkrieg im Vergangenheitshorizont der Deutschen 1945- 1960“. In: Thoß, B./ Volkmann, H.-E. (Hg.): Erster Weltkrieg – Zweiter Weltkrieg. Ein Vergleich. Schöningh Verlag, Paderborn 2002, S. 641- 668

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noch gravierender. Auf diese Weise wurde nicht nur die Erinnerung an den letzten Krieg verherrlicht, sondern auch der Heldentod für das Vaterland idealisiert. Letztendlich stellte Tannenberg somit erneute Kampfhandlungen in Aussicht. Maßgeblich Fritz Klein15, David Stevenson16 und Hagen Schulze17 untersuchten detailliert den ungewollten, abgelehnten und missverstandenen Frieden von Versailles. Ausschließlich über dessen Ablehnung und den folgenden Revisionismus waren sich die verschiedenen Parteien und Schichten der deutschen Gesellschaft einig18. „Tannenberg wurde nicht nur zum Symbol für den größten Erfolg der deutschen Armee, sondern auch als fester Bestandteil in den Kanon der Dolchstoßlegende (»Im Felde unbesiegt!«), der Agitation gegen die »Kriegsschuldlüge« und den Versailler Vertrag aufgenommen“19.

Parallell zu Tannenberg huldigte die Weimarer Republik dem Hindenburg-Mythos.

Der ‚Retter der Nation’ hatte das Vaterland in der Schlacht vom 26. bis 30. August 1914 ruhmreich gegen die 2. russische Armee unter General Samsonow verteidigt. Hindenburg repräsentierte wie kein anderer Kontinuität, Tugendhaftigkeit und Vaterlandstreue. Bereits während des Krieges animierte seine Person die Nation zum Durchhalten20. 1925 wurde der Generalfeldmarschall, der im Grunde nichts weiter als ein Relikt des monarchistischen, preußisch-deutschen Militarismus darstellte, zum Reichpräsident der demokratischen Republik gewählt –ein vielsagender Widerspruch. Als ‚Ersatzkaiser’, wiedererstandener Barbarossa oder –in Anlehnung an Bismarck– ‚Eiserner Feldherr’ überbrückte der ehemalige Chef der 3. OHL die Phase vom Ersten Weltkrieg zum ‚Dritten Reich’. 1934 übernahm Hitler endgültig seine Position als ‚Führer’ des deutschen Volkes. Alle vier Erinnerungsorte – Tannenberg, Dolchstoßlegende, Versailles und Hindenburg–, die im Querschnitt die Mentalität der 1920er repräsentieren, schlagen sich in den herangezogenen, zeitgenössischen Primärquellen nieder21.

Im Anschluss an diese inhaltliche Analyse wird untersucht, nach welchen Kriterien Schenk ‚Tannenberg’ als deutschen Erinnerungsort entworfen hat. Dabei werden die

15 KLEIN, Fritz: „Between Compiègne and Versailles: The Germans on the way from a misunderstood defeat to an unwanted peace“. In: Boemeke, M. F./ Feldman, G. D./ Glaser, E.: The Treaty of Versailles: a reassessment after 75 years. Cambridge University Press 1998, S. 203- 220

16 STEVENSON, David: „French war aims and peace planning“. In: Boemeke, M. F./ Feldman, G. D./ Glaser, E.:

The Treaty of Versailles: a reassessment after 75 years. Cambridge University Press 1998, S. 87- 110

17 SCHULZE, Hagen: „Versailles“. In: François, E./ Schulze, H. (Hg.): Deutsche Erinnerungsorte. Bd.1.

München 2001, S. 407- 421

18 Schulze, H., 1994, S. 418 f.

19 Schenk, 2001, S. 446

20 Welch. S. 87 f.

21 App. VI.1.1 Generalfeldmarschall Otto von Hindenburg: Aus meinem Leben. Leipzig 1920; App. VI. 2 Erich Ludendorff: Meine Kriegserinnerungen 1914- 1918. Berlin 1919; App. VI.3 Theodor von Bethmann Hollweg:

Betrachtungen zum Weltkriege. Erster Teil. Berlin 1919; App.VI. 4 Bernhardt Schwertfeger: Das Weltkriegsende.

Potsdam 1938.

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theoretischen Unterschiede zwischen deutschen Konzept und dem Vorläufer Nora deutlich.

Im nächsten Schritt werden die Ursachen für das unterschiedliche Verständnis von Gesichtsschreibung in Frankreich und Deutschland erläutert. Als Gegenbeispiel zu dem

‚toten’ Erinnerungsort Tannenberg wird daher Verdun vorgestellt. Antoine Prosts Artikel wird durch Ausführungen von German Werth22, Gerd Krumreich23, Susanne Brandt24 und Jean-Baptiste Duroselle25 ergänzt.

Letztendlich werden Gemeinsamkeiten in der Konstruktion der deutschen und französischen Nation während und nach dem Ersten Weltkrieg erkennbar sein. Allerdings bestehen bei aller Ähnlichkeit essentielle inhaltliche Unterschiede in der Zwischenkriegszeit.

Diese zeigten sich u.a. in der Ablehnung des westlichen Staatssystems ‚Demokratie’.

Letztendlich führte die Verherrlichung des Ersten zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939. Dieser Zusammenhang hat das deutsche Verständnis von Nation und Geschichte nachhaltig verändert. Die Phase des radikalen Nationalismus im ‚Dritten Reich’ sowie die nationalkonservative bis nationalsozialistische Propaganda zum Ersten Weltkrieg haben die Geschichtsschreibung in Deutschland stark verengt. Dementsprechend ist eine primär nationale Interpretation von Gedächtnisorten in Deutschland nicht problemlos anwendbar.

Vor diesem Hintergrund scheint die historische Erarbeitung toter Gedächtnisorte der deutschen Nation, wie sie der Erste als Vorläufer des Zweiten Weltkrieges hinterlassen hat, nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig. Wie kommt es also zu dieser extremen Symbolkraft Tannenbergs in der Zwischenkriegszeit und wieso verschwindet dieser Ort in der Bundesrepublik als nationaler Gedächtnisort? Das Ausscheiden dieses Erinnerungsortes aus dem kollektiven Gedächtnis wird mit dem französischen Beispiel Verdun kontrastiert.

Letzterer repräsentiert einen lebendigen Erinnerungsort, der Brüche der nationalen Geschichte überlebt hat und sich auch 90 Jahre nach seinem Ursprung noch in das Selbstbild Frankreichs einfügt.

22 WERTH, German: Das Tagebuch Europas 1916. Schlachtfeld Verdun. Berlin 1994

23 KRUMEICH, Gerd: „Verdun”. In: Ders. u.a.: Enzyklopädie Erster Weltkrieg. Paderborn 2003. S.942- 945

24 BRANDT, Susanne: Vom Kriegsschauplatz zum Gedächtnisraum: Die Westfront 1914- 1940. Baden-Baden 2000

25 DUROSELLE, Jean Baptiste: La Grande Guerre des Français. L’incompréhensible. Libraire Académique, Perrin 1994

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II. Tannenberg– Aufstieg und Fall eines deutschen Erinnerungsortes II.1. Tannenberg

II. 1. 1 Die Schlacht von 1410 und ihre Rezeption

Da bei Erinnerungsorten nicht das ursprüngliche Ereignis, sondern vielmehr dessen Interpretation und Symbolik im Vordergrund stehen, sollen hier nur wenige Worte auf die eigentlichen Schlachten verwandt werden: Am 15. Juli 1410 schlugen die vereinten Heere des polnischen Königs Jagiełło und des litauischen Großfürsten Vytautas den deutschen Ritterorden. Damit schien „die Vorherrschaft im Ostseeraum“26 vorerst entschieden. In Polen steht das Dorf Grunwald für dieselben Kampfhandlungen, die die Deutschen später unter

‚Tannenberg’ zusammenfassen sollten27. Für die folgenden Jahrhunderte bemühte sich zunächst die katholische Kirche um die Erinnerung dieses Ereignisses. Die Idee einer Nation trat auf beiden Seiten erst Ende des 18. Jahrhunderts auf. Am Katharinentag 1411 ließ König Władysław Jagiełło die erbeuteten Fahnen als Siegestrophäen in der Kapelle des polnischen Schutzpatron Sankt Stanislaw in der Krakauer Königsburg feierlich aufhängen. Ähnliche Inszenierungen fanden in Vilnius statt28. Obwohl Papst Johannes XIII. sich bereits 1411 zugunsten Jagiełłos entschieden hatte, zerstritt sich die Geistlichkeit über die Frage, welche der beiden Seiten das Siegel eines bellum iustum für sich beanspruchen könnte. Im 17. und 18.

Jahrhundert wirkte Grunwald kompatibel gegen andere Feinde wie Russen, Türken oder Tataren. Erst mit den polnischen Teilungen und einer aggressiven Germanisierungspolitik Preußens öffnete sich Grunwald den polnischen Unabhängigkeitsbestrebungen. Es manifestierte das Bild der demütigen, gerechten Polen im Gegensatz zu den hochmütigen, kampfeslustigen Kreuzrittern29. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sympathisierten mehr und mehr Dichter, Historiker und Schriftsteller mit der Sicht der katholischen Kirche, für die 1410 ein „strahlender Höhepunkt in der Geschichte Polens“ darstellte30.

Erst mit der Romantik wurde das Gedächtnis an den Deutschen Orden auf preußischer Seite wiederbelebt. Bis dahin „wurde der Orden mit Distanz und kritischen Blicken betrachtet“31, er verblieb in seiner eigenen kirchlichen Tradition. 1411 war zwar eine Kapelle auf dem Schlachtfeld errichtet worden, welche lange für die Erteilung des Ablasses genutzt

26 Schenk, 2001, S. 439

27 s. Eckdahl, 1997, S. 246: Grunwald war ein Dorf in der Nähe der wichtigsten Kämpfe, dahingegen war Tannenberg der Aufmarschort des Ordens.

28 ebd. S. 247

29 Der Hochmeister Ulrich von Jungingen hatte dem polnischen König als Herausforderung zwei Schwerter überbringen lassen. Von Ordensseite wurde dies später nicht als Aggression, sondern als Zeichen der Ritterlichkeit dargestellt. s. Eckdahl, 1997, S. 248f.

30 ebd., S. 254; Eckdahl und Schenk bennen Jan Długosz, Henrik Sienkiewicz, Józef Kraszewski und Adam Mickiewicz.

31 Eckdahl, 1997, S. 252

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wurde. Als aber 1797 der Gutsbesitzer Albrecht von Brandt eine Restauration durch König Friedrich Wilhelm III. genehmigen lassen wollte, lehnte dieser ab32. Erst mit der preußisch- deutschen Nationalbewegung während und nach den napoleonischen Kriegen entwickelte sich ein Interesse, den Orden in die „eigene Ahnenreihe“33 zu erheben. Die Marienburg, das Schloss der Hochmeister, glänzte plötzlich als ur-germanisches, gotisches Bauwerk. Die Historiker Gustav Freytag, Johannes Voigt und Heinrich von Treitschke sahen in dem Orden Vorreiter deutscher Tugenden und präsentierten den Hochmeister Ulrich von Jungingen als Märtyrer. In dieser Interpretation erschien die Niederlage 1410 nur durch Verrat und Täuschung möglich34.

Bereits Bismarck verknüpfte politische Intentionen mit der Erinnerung an den Orden, wenn er das preußisch-deutsche Kaiserreich als dessen Fortsetzung imaginierte35. 1894 institutionalisierte sich mit der Gründung des ‚Vereins zur Förderung des Deutschtums in den Ostmarken’ der historische Anspruch auf Gebiete im Osten. Die Hakatisten empfanden ein skurriles Überlegenheitsgefühl gegenüber den dort lebenden Völkern. Diese fanden Zuspruch und Bestätigung im Ordenserbe und der Schlacht von 1410. 1901 wird im Gedenken an Ulrich von Jungingen ein Granit-Findling auf dem einstigen Schlachtfeld platziert. Die gen Osten gerichtete Inschrift lautete: „Im Kampf für deutsches Wesen, deutsches Recht starb hier der Hochmeister Ulrich von Jungingen am 15. Juli 1410 den Heldentod.“ Kaiser Wilhelm II.

förderte das Traditionsbewusstsein zwischen dem katholischen Orden und dem preußischen Protestantismus. Der Kaiser blühte in seinem Glauben an die ritterliche Vergangenheit seines Reiches auf und verlieh dreien seiner Regimenter Ordensnamen36. Im Juni 1902 ließ er ein Kostümfest auf der Marienburg herrichten, bei dem er in einer „seiner emotionalen Hetzreden auf die polnische Unabhängigkeitsbewegung“37 das deutsche Volk „zur Wahrung seiner nationalen Güter“38 ermahnte. Im gleichen Jahr fanden auch erstmals polnische Feiern zu Grunwald statt39. Aufgrund der preußischen und russischen Unterdrückungspolitik wurden

32 Eckdahl, 1997, S. 251ff.

33 Schenk, 2001, S. 440

34 s. ebd., S. 441f.; Eckdahl, 1997, S. 248: „Das Leitmotiv in der ältesten Ordenspropaganda lieferte der Umstand, daß schismatische und heidnische Hilfstruppen wie Russen und Tataren im polnisch-litauischen Heer gekämpft hätten“. Der Vorwurf des Verrats durch die Eidechsenritter des Kulmerlandes wurde mehrfach in der Tannenberg-Rezeption aufgegriffen. ebd., S. 284f.

35 So soll Bismarck 1894 im deutschen Osten mit den Worten: „Das schwarze Kreuz im weißen Feld/ Trägst Du – ein Ordensritterheld/ Im Schilde führst Du ein Dreiblatt traut/ Für undeutsch Volk ein Wegekraut“ begrüßt worden sein. s. Eckdahl, 1997, S. 260ff.

36 Eckdahl, 1997, S. 263f.

37 Schenk, 2001, S. 444f.

38 Eckdahl, 1997, S. 261

39 Anlass war neben der empörenden Rede Wilhelms II. der polnische Schulstreik, als 1901 der deutsche Katechismus eingeführt wurde. Die erwähnte Rede wurde in der Öffentlichkeit übrigens nur in einer vom

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diese in Krakau ausgerichtet, denn das österreichische Gallizien genoss als einziges relative Autonomie40. Doch dies war nur eine Vorbereitung auf die 500 Jahrfeier 1910. Rund 150.000 Begeisterte sollen dieser beigewohnt haben. Den Höhepunkt läutete die Enthüllung des Jagiełło-Denkmals auf dem Matejko-Platz mit der Inschrift: „Den Vorfahren zum Ruhm, den Brüdern zur Hoffnung“ ein. Die Hakatisten waren entsetzt über diesen Affront und befürchteten ein ‚Zweites Tannenberg’41. Preußen forderte Österreich-Ungarn umgehend auf, solche Feiern zu unterbinden und das Denkmal zu entfernen. Als Vorwand wurde ein Attentat auf den Kaiser konstruiert, welches junge polnische Nationalisten verübt hätten42.

Die Stimmung zwischen dem Deutschen Kaisserreich und dem geteilten Polen konnte kaum schlechter sein als beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914. Tannenberg und Grunwald symbolisierten bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts die deutsch-polnische Feindschaft. Tatsächlich kam es vom 26. bis 30. August 1914 zu einem Zweiten Tannenberg, doch dieses Mal ging die Schlacht als Ruhmeszeichen in die deutsche Geschichte ein. Indem man diese ebenfalls ‚Tannenberg’ nannte, knüpfte man an bereits bekannte Denkmuster an und konstruierte eine Kontinuität, die es so nicht gegeben hatte.

II. 1. 2 Die Schlacht von 1914 und ihre Rezeption bis 1945

Bis heute ist nicht geklärt, auf wen die Idee, die erste große Schlacht des Ersten Weltkriegs nach den mittelalterlichen Kämpfen von 1410 zu benennen, zurückgeht. Ludendorff behauptete: „Die Schlacht wurde auf meinen Vorschlag hin die Schlacht von Tannenberg genannt, als Erinnerung an jenen Kampf, in dem der Deutsche Ritterorden den vereinigten litauischen und polnischen Armeen unterlag“43. Oberst Max Hoffmann erklärte sich ebenso zum Namensgeber44. Allerdings ist die Tatsache an sich, dass der Sieg der 8. Armee als Revanche für die Niederlage von 1410 angesehen wurde, bezeichnend. Am 22. August hatte der Kaiser den 1911 pensionierten General Otto von Hindenburg wieder in den Dienst gerufen. Die unübersichtliche Lage an der Ostfront in den ersten Kriegswochen bedurfte einer

Reichskanzler Fürst von Bülow abgemilderten Form bekannt. Allerdings brachte sie die bereits stark emotionalisierte und ideologisierte Stimmung im besetzten Polen zum Überkochen. s. Eckdahl, 1997, S. 262ff.

40 Die meisten Romane, Gedichte etc. wurden aus demselben Grund nur in Gallizien veröffentlicht. s. Eckdahl, 1997, S. 253ff. Ebenso Schenk, 2001, S. 445 ff.

41 Eckdahl, 1997, S. 271: „Während Polen und Litauer behaupteten, daß ihr Sieg 1410 für Jahrhunderte den unersättlichen ‚Drang nach Osten’ der Deutschen eine Sperre gesetzt hatte, erklärten diese, daß Tannenberg als eine Niederlage des Abendlandes gegen die vorwärtsstürmende und kulturzerstörende ‚östliche Welt’ betrachtet werden müßte.“

42 s. Eckdahl, 1997, S. 264; vgl. Schenk, 2001, S. 445f.

43 Ludendorff, 1919, S. 44; Ludendorff, der 1918 bei Kaiser und Volk in Ungnade gefallen war und selbst bei den Nationalsozialisten nicht richtig Fuß fassen konnte, gründete nach Ende des Ersten Weltkriegs die völkisch- rassistische Vereinigung des ‚Tannenberg-Bundes’. s. Werth, 2003, S. 920

44 Eckdahl, 1997, S. 265

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erfahrenen und straffen Organisation45. Als Ende August Hindenburg und der Chef seines Generalstabs, Erich Ludendorff, den ersten großen Sieg des deutschen Heeres melden konnten, brach ein „multimedialer Personenkult“46 um den erfolgreichen Feldherrn aus47. Dank seiner genialen Heerführung gelang die Einkesselung Samsonows. Weder Ludendorff noch Hindenburg zierten sich in ihren rückblickenden Veröffentlichungen, die Besonderheit und Schwierigkeit des Unternehmens zu betonen48. Werth allerdings stellt ernüchternd fest, dass die russische Armee sich nicht einmal bemüht hatte, ihre Nachrichten zu verschlüsseln.

Auch Chickering sieht den Erfolg erst im Rahmen einer „series of battles of the Masurian Lakes“49. Anfangs rangierten die Kampfhandlungen tatsächlich nur als „Sieg bei Allenstein“

oder „Schlacht in der Gegend von Ortelsburg-Gilgenburg“50. So oder so, der Name Tannen- berg „erwies sich als geschickter ideologischer Einfall“, denn er etablierte Hindenburg als wiedererstandenen Barbarossa. Seit 1913 ruhte dessen Gestalt im Kyffhäuser. Der Mythos um den mittelalterlichen Kaiser Friedrich I. beschwor seit den napoleonischen Befreiungskriegen die kommende Größe des Reiches. Friedrich Rückert formulierte 1814/15: Er hat hinabgenommen/ Des Reiches Herrlichkeit/ Und wird einst wiederkommen/ Mit ihr zu seiner Zeit“51. Während Ludendorff im Herbst 1918 in Ungnade fiel, hielt sich Hindenburg als

„Vater-, Helden- und Führerfigur“, denn er „verkörperte Tradition, militärische Erziehung und Vaterlandsliebe“52. Bereits während des Krieges diente seine Person als Motivations- faktor. Sogar Kriegsanleihen, die nur im Falle des propagierten Siegfriedens Gewinn bringen

45 Während General von Prittwitz sich entschließt, dem Befehl der 1.OHL Folge zu leisten und abwartet, rückt General Hermann von Fançois eigenmächtig vor. Aufgrund unerwarteter Feindbewegungen muss er sich aber umgehend wieder zurückziehen. Daher entscheidet sich die OHL am 21.August Prittwitz abzulösen und die Armeen im Osten umzustrukturieren. Kurz vor der entscheidenden Schlacht jedoch erleidet General von François allerdings eine Niederlage bei Waplitz. s. Werth, 2003, S. 919

46 Schenk, 2001, S. 447

47 Ludendorff fehlte es nicht nur an Charisma, sondern auch an Herkunft: Während die meisten Offiziere dem gehobenen Bürgertum entsprangen und auf eine militärische Familientradition zurückblicken konnten, war dem Emporkömmling aus einfachem Hause lange ein Aufstieg verwehrt.

48 vgl. Hindenburg, 1920, S. 79- 91; vgl. Ludendorff, 1919, S. 32- 56: „Der Entschluß zur Schlacht baute sich auf der Ansicht über die Schwerfälligkeit der russischen Führung auf, er war tief begründet durch die Aufgabe, trotz unserer Unterlegenheit zu siegen, aber doch von ungeheurer Schwere.“

49 Chickering, 1998, S. 26; Eine detaillierte militärgeschichtliche Darstellung findet sich bei STRACHAN, Hew:

Der Erste Weltkrieg. Eine neue illustrierte Geschichte. Bertelsmann, München 2004. S. 169ff.

50 s. Eckdahl, 1997, S. 265

51 Schenk, 2001, S. 447. Das vollständige Gedicht: Die Legende e.V. Kaiserslautern 1994- 2004.

http://www.dielegende.de/Barbarossa.htm: Der alte Barbarossa,/ Der Kaiser Friederich,/ Im unterird'schen Schlosse/ Hält er verzaubert sich. /Er ist niemals gestorben,/ Er lebt darin noch jetzt;/ Er hat, im Schloß verborgen,/ Zum Schlaf sich hingesetzt./ Er hat hinabgenommen/ Des Reiches Herrlichkeit/ Und wird einst wiederkommen/ Mit ihr zu seiner Zeit./ Der Stuhl ist elfenbeinern,/ Darauf der Kaiser sitzt;/ Der Tisch ist marmelsteinern,/ Worauf sein Haupt er stützt./ Sein Bart ist nicht von Flachse,/ Er ist von Feuersglut,/ Ist durch den Tisch gewachsen,/ Worauf sein Kinn ausruht./ Er nickt als wie im Traume,/ Sein Aug' halb offen zwinkt,/

Und je nach langem Raume/ Er einem Knaben winkt./ Er spricht im Schlaf zum Knaben:/ "Geh hin vors Schloß, o Zwerg,/ Und sieh, ob noch die Raben/ Herfliegen um den Berg!/ Und wenn die alten Raben/ Noch fliegen immerdar,/ So muß ich auch noch schlafen/ Verzaubert hundert Jahr."

52 Schenk, 2001, S. 447

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konnten, wurden mit seinem Porträt beworben. Nicht nur Hindenburg, sogar die mittelalter- lichen Kreuzritter von Tannenberg fanden Verwendung für die Kriegspropaganda53. Am 4. September 1915 wurde in der Berliner Siegeshalle eine übergroße Holzstatue des „Russen- schrecks“ und „Retter des deutschen Volkes“54 enthüllt. Zusätzlich wurde in zahlreichen Gemeinden und Städten des Reiches der „Eiserne Hindenburg“ aufgestellt. Das Einschlagen von Nägeln symbolisierte die Anteilnahme und Rückendeckung der Heimat für die Soldaten an der Front55. Scheinbar selbstlos folgte Hindenburg 1914 dem Ruf zurück in den Heeres- und Vaterlandsdienst sowie –nachdem Falkenhayns Westoffensive endgültig gescheitert war–

1916 in die OHL56. Obwohl er als Repräsentant der monarchistisch-militärischen Elite des Kaiserreiches für die Führung eines demokratisch-parlamentarischen Staates denkbar ungeeignet schient, übernahm er 1925 in der Weimarer Republik schließlich das Amt des Reichspräsidenten.

In der Weimarer Republik war Hindenburg allgegenwärtig. Straßen, Plätze, sogar Weine und Suppen wurden nach dem Feldherrn bennant, der einige Jahre zuvor fast eine antiparlamentarische Militärdiktatur geschaffen hatte57. Dass Hindenburg das Versailler Friedenswerk und vor allem den Kriegsschuldparagraphen 231 wie die Mehrheit seiner Zeitgenossen ablehnte, wurde spätestens bei der Einweihung des Tannenberg-Denkmals am 18. September 1927 offensichtlich. Selbst neun Jahre nach Kriegsende zeigte sich der Reichspräsident noch von einem deutschen Verteidigungskrieg überzeugt. In der Einweihungsrede erklärte er:

„Die Anklage, daß Deutschland schuld sei an diesem größten aller Kriege, weisen wir, weist das deutsche Volk in allen seinen Schichten einmütig zurück! Nicht Neid, Haß oder Eroberungslust gaben uns die Waffen an die Hand. Der Krieg war uns vielmehr das äußerste, mit den schwersten Opfern des ganzen Volkes verbundene Mittel der Selbstbehauptung einer Welt von Feinden gegenüber.

Reinen Herzens sind wir zur Verteidigung des Vaterlandes ausgezogen, und mit reinen Händen hat das deutsche Heer das Schwert geführt. Deutschland ist jederzeit bereit, dies vor unparteiischen Richtern nachzuweisen.“58

Das neue Tannenberg-Denkmal finanzierte sich ausschließlich aus privaten Quellen. Trotz der inzwischen eindeutigen Niederlage von 1918 suggerierte Tannenberg militärischen Erfolg.

53 s. Welch, 2000, S. 88, S. 212 oder App. VI.6.1

54 Schenk, 2001, S. 447

55 Winter, 1995, S. 83

56 Schulze, 1994, S. 145: „Die Berufung des mythischen Zweigespanns Hindenburg und Ludendorffs an die Spitze der Obersten Heeresleitung am 29. August 1916 war nicht weniger als ein spektatkuläres Entgegenkommen gegenüber der Volksstimmung gewesen, ein antizipiertes Plebiszit, das der militärischen Spitze eine Legitimation verlieh, wie sie der bereits 1912 gewählte Reichstag kaum noch besaß.“

57 ebd.

58 Zitiert nach Prof. ZIMMERMANN, 1968, S. 18 oder s. App. VI.1.2

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1914 bildete den „Gegenmythos zu den verlustreichen Materialschlachten an der Westfront“59, das Heer war noch ‚im Felde unbesiegt’. Die Brüder Walter (1888-1971) und Johannes Krüger (1890- 1975)60 entwarfen die achteckige, germanische’ Weihestätte. Im Zentrum des Komplexes fanden 20 unbekannte Soldaten unter einem riesigen Kupferkreuz ihre letzte Ruhestätte. Die acht Wehrtürme und die Verwendung von Natursteinen mit ‚Ewigkeitswert’

sollten „Sicherheit und Geschlossenheit“61 ausstrahlen: „Ein Fahnenturm, eine Weihehalle, ein Ostpreußen- und ein Feldherrenturm rundeten das komplexe Programm des Denkmals ab, das in seiner Vielschichtigkeit in der deutschen Denkmalslandschaft eine bis dahin unbekannte Sonderrolle einnimmt“, urteilt Tietz62. Die Weimarer Republik überließ das Gedenken des Ersten Weltkriegs den konservativen, antidemokratischen und militaristischen Kräften aus dem Kaiserreich.

Hitler nutzte den von ihm selbst ausgerufenen ersten ‚Tag von Tannenberg’ am 27. August 1933, um mit dem verherrlichten Reichspräsidenten in der Öffentlichkeit zu erscheinen63 und urteilte: „Neunzehn Jahre sind vergangen seit dem gewaltigen Tage, da das deutsche Volk nach Jahrhunderten wieder Kunde von dem nunmehr glanzüberstrahlten Namen Tannenberg erhielt“64. Dass es einem Rabbi hier verwehrt blieb, über die jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs zu reden, versteht sich fast schon von selbst. Ein Jahr später wurde Hindenburg entgegen seines ausdrücklichen Willens in Tannenberg beigesetzt.

Goebbels, so berichtet Schenk, hatte Hitler vom propagandistischen Nutzen dieser Idee überzeugen können. Nach dem „Überraschungscoup“ 65 des deutsch-polnischen Freundschafts-vertrags im Januar 1934 erschien sogar eine polnische Delegation, um der Beisetzung des Helden von Tannenberg beizuwohnen. Alle Sender übertrugen das Spektakel ins gesamte Reich, bei dem die Reichswehr den Schwureid auf Hitler leistete. „Hindenburgs Beerdigung war die letzte Zeremonie, mit der Hitler die Weimarer Republik symbolisch zu

59 Werth, 2003, S. 920

60 Die Brüder studierten unter dem Münchner Professor Theodor Fischer (1826-1938), dessen Monumentalstil eine ganze Generation prägte. Dieser hing nicht nur einem fiktiven Germanentum an, sondern propagierte auch eine hohe architektonische Abstraktion. Symbole, die dem christlichen Opfertod entlehnt waren sowie heidnischer Elemente wurden wahlweise kombiniert. Zur Rolle Theodor Fischers und des Krügerschen Tannenberg-Denkmals s. Tietz, 2002, S. 713ff.

61 Schenk, 2001, S. 448

62 Tietz, 2002, S. 718

63 Das Verhältnis zwischen Hindenburg und Hitler gestaltete sich nicht sonderlich herzlich. Der alte Reichspräsident hielt nicht viel von dem ‚böhmischen Gefreiten’, der 1932 bei den Reichstagswahlen noch gegen ihn kandidiert hatte.

64 Eckdahl, 1997, S. 267

65 Thamer, 1986, S. 317

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Grabe trug“66. Das Grab des Generalfeldmarschalls ersetzte nun dasjenige der unbekannten Soldaten.

Nach Hindenburgs Tod übernahm Hitler seine Funktion als ‚Führer’ des deutschen Volkes. Der dritte ‚Tag von Tannenberg’ am 2. Oktober 1935 feierte nur formhalber die Umbettung des alten Reichspräsidenten in eine neue Totengruft. Die christlichen Elemente waren entfernt und durch militärische ersetzt worden. Hitler ernannte Tannenberg zum

‚Reichsehrenmal’, einem „Heiligtum der Nation“. Die Feierlichkeiten dienten ausschließlich der „militärischen Selbstinszenierung des NS-Staates“67. Bald allerdings verlor Hitler jedes Interesse an Tannenberg, denn ihm „selbst lag eine Idealisierung des Ordens fern, da er seiner Einstellung nach sowohl antiaristokratisch als auch antipreußisch war“68. Außerdem hatte Tannenberg seinen Zweck erfüllt: Hindenburg, den Hitler zu Lebzeiten in seiner Popularität nie hatte überflügeln können, verschwand mit der nötigen NS-Propaganda aus der öffentlichen Wahrnehmung. Hitler hatte sich sämtlicher Konkurrenz entledigt. Er bevorzugte andere Orte des Heldengedenkens und der Verherrlichung des Soldatentodes, bspw. das Münchner Kriegerdenkmal für die ‚Märtyrer’ des 9. November 1923. Nachdem Napoleon den Deutschen Orden schon 1809 aufgelöst hatte, verbot Hitler diesen 1938 im ‚heimgekehrten’

Österreich und 1939 ebenfalls in der Tschecheslowakei. Tannenberg und die Ordenstradition blieben für andere interessant, die damit den deutschen ‚Drang nach Osten’ legitimierten69. Hitler hatte bereits in „Mein Kampf“ erklärt: „Wollte man in Europa Grund und Boden, dann konnte dies im großen und ganzen nur auf Kosten Rußlands geschehen, dann mußte sich das neue Reich wieder auf die Straße der einstigen Ordensritter in Marsch setzen, um mit dem deutschen Schwert dem deutschen Pflug die Scholle, der Nation aber das tägliche Brot zu geben“70.

Am 19. Mai 1940 wurde die Rückkehr der Ordensfahnen aus der Krakauer Königsburg in die Marienburg triumphal inszeniert71. Das Reichspropagandaministerium ver- meldete: „Partei und Wehrmacht, Staat und Volk finden sich an diesem 19. Mai zusammen, um sich in gemeinsamer Feier über das große Erleben dieser Tage klar zu werden“. Erst der Einmarsch in Polen hatte die schiefe Symbolik Tannenbergs korrigiert, schließlich waren in der Schlacht 1914 Russen und nicht Polen besiegt worden. Als die Wehrmacht unter

66 Schenk, 2001, S. 450

67 Schenk, 2001, S. 451

68 Eckdahl, 1997, S. 271

69 U.a. sahen Alfred Rosenberg, Robert Ley und Heinrich Himmler deutsche Tugenden wie Treue, Tapferkeit und Ordnung durch die Tradition der Kreuzritter vertreten. s. Eckdahl, 1997, S. 273f.

70 zitiert nach Eckdahl, 1997, S. 272

71 Eckdahl, 1997, S. 276ff.

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schwarzem Kreuz auf weißem Grund 1939 einrückte, hinterließ die „Traditionsverbundenheit mit dem Ordensstaat“ einen „unauslöschlichen Eindruck auf die polnische Bevölkerung“72. Bereits 1939 ließ die deutsche Reichsleitung das Jagiełło-Denkmal in Krakau schleifen73. Auf polnischer Seite verursachte der Zweite Weltkrieg „eine Rückwärtsprojizierung der Taten der Besatzungsmacht, wobei die Ordensritter als die Nationalsozialisten des Mittelalters erschienen“74. Rufe nach einem ‚zweiten Grunwald’ wurden laut.

Im Februar 1945 sprengten deutsche Soldaten das Tannenberg-Denkmal, als die Rote Armee auf dem Vormarsch war. Die Leichen Hindenburgs und seiner Gattin waren zuvor nach Marburg ausgelagert worden. Steinquader des zerstörten Denkmals wurden später beim Ehrenmal der Sowjetarmee in Olsztyn verarbeitet75.

II.1. 3 Tannenberg/ Grunwald nach 1945

Grunwald nahm nach 1945 weiterhin einen essentiellen Platz im kollektiven Gedächtnis Polens ein. Aufgrund der Nicht-Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze galt die Bundesrepublik weiterhin als „potentieller Gegner und in der Propaganda als revanchistisch und kriegstreibend“ 76 . Die Grunwald-Feiern 1960 bekräftigten die Aktualität dieses Erinnerungsortes: Mit einer kolossalen Erinnernungsstätte auf dem ehemaligen Schlachtfeld wurde 1945 als ‚zweites Grunwald’ gefeiert77. Zudem erschien Henrik Sienkiewicz Krzyżacy von 1874 in einer Neuauflage, wurde verfilmt und als Pflichtlektüre in den Schulen eingeführt78. Fünf Jahre später richteten sich die polnischen Bischöfe in einem Brief an ihre deutschen Kollegen. Sie baten um eine Distanzierung von den Ordensrittern zu erwirken. Jene würden eine Belastung für die gesamte christliche Kirche darstellten. Die polnischen Geistlichen begründeten ihr Ersuchen: „Aus ihrem Siedlungsgebiet seien später jene Preußen hervorgegangen, die alles Deutsche in polnischen Landen in allgemeinen Verruf gebracht hätten“79.

Stein des Anstoßes waren Aufnahmen, die Bundeskanzler Adenauer mit einem Kreuzrittermantel zeigten. Diesen hatte er wie sein österreichischer Kollege Julius Raab als Dank für die Wiederzulassung des Ordens erhalten. Darüber hinaus wurde die Erinnerung an Tannenberg von den Vertriebenenorganisationen gepflegt. Anstrengungen, den Orden und

72 ebd., S. 277

73 s. Schenk, 2001, S. 452

74 Eckdahl, 1997, S. 279

75 s. ebd., S. 270; s. Schenk, 2001, S. 452

76 Eckdahl, 1997, S. 278

77 Im New Yorker Central Park enthüllten Exilpolen am selben Tag, dem 15.Juli 1945, eine Reiterstatue Jagiełłos.

78 s. Schenk, 2001, S. 452f.

79 Eckdahl, 1997, S. 288

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Tannenberg zu verteidigen, verschwanden in der Bundesrepublik80. Radiosender überführten die ost- und westpreußische Landesforschung althergebrachter Stereotypen81. „Heute wissen nur noch wenige junge Deutsche[...]“, bemerkt Schenk abschließend, „welche Ereignisse sich mit der Bennennung einer Tannenberg-Schule, -Kaserne oder –Allee verknüpfen“ 82. Dahingegen bewohnt das polnische Gedächtnis Grunwald bis heute, obwohl dieser Erinnerungsort durch die deutsche Einigung an Eindringlichkeit eingebüßt hat. Doch noch im Juni 1990 feierte die Wojwodschaft Olsztyn mit angeblich 10.000 Besuchern die nationale Selbstbehauptung gegen den westlichen Nachbarn. Neben dem polnischen Präsidenten Jaruzelski nahmen 1.000 Gäste aus Litauen, Weißrussland und Russland teil. Darunter befanden sich der litauische Präsident Landsbergis, eine russische Delegation und zahlreiche Vertreter der katholischen Kirche an den Feierlichkeiten83. Kurze Zeit später allerdings bekräftigten Bundeskanzler Helmut Kohl und Ministerpräsident Mazowiecki am 14. November 1990 die Warschauer Verträge von 1970. Am 21. Juni bereits hatten sowohl der Bundestag als auch die Volkskammer die Oder-Neiße-Linie endgültig als polnische Westgrenze anerkannt hatten. Die Rhetorik verlor seither an Intensität. Gegenüber Grunwald rückt zunehmend das Wunder an der Weichsel vom 15. August 1920 in den Vordergrund84.

II. 2. Das Konzept der Lieux-de-mémoire

II.2.1 Tannenberg und das deutsche Konzept der Erinnerungsorte

Zwischen den Deutschen Erinnerungsorten und den französischen Lieux-de-mémoire lassen sich zahlreiche Parallellen aufweisen. Sowohl Pierre Nora als auch Hagen Schulze und Etienne François hatten ihre Werke in jahrelangen Seminaren an der École des Hautes Études en Sciences Sociales Paris bzw. an der Freien Universität Berlin vorbereitet. In dieser Arbeit nun soll die theoretische Entwicklung rückwärts aufgerollt werden. ‚Tannenberg’ verdeutlicht beispielhaft die grundlegenden Unterschiede zwischen Noras Konzept und seiner deutschen Weiterverarbeitung.

80 ebd., S. 289f.

81 s. ebd.; sowie Schenk, 2001, S. 454

82 Schenk, 2001, S. 454; Tannenberg als Symbol hat heute nur noch marginale Bedeutung und eine Erinnerung findet nur noch partiell statt, z.B. im Museum des Ortes Jungingen, wo 1990 eine Bronzegedenktafel mit der Inschrift: „Zu Ehren und zur Erinnerung den Hochmeistern des Deutschen Ritterordens im Ordensstaat Preußen Konrad von Jungingen 1395-1407, Ulrich von Jungingen 1407-1410“ enthüllt wurde. s. Eckdahl, 1997, S. 262

83 s. Eckdahl, 1997, S. 241; Nachdem 1981 die antisemitische, nationalistische Organisation Grunwald bereits 1983 wieder auseinanderging, entstand dafür die „Vereinigung Oder-Weichsel“, welche die Nachfolge des antideutschen Westmarkenverbandes antreten sollte. 1986 wurde ein Grunwald-Liederbuch herausgegeben, das Grunwald-Kreuz galt in der Volksrepublik als vierthöchste Auszeichnung und schon 1987 wurden erste Entwürfe für die 600 Jahrfeier geplant. s. Eckdahl, 1997, S. 245 und 291ff.

84 s. Eckdahl, 1997S. 294ff.; Eine gelungene, aktuelle historische Analyse der deutsch-polnischen Beziehungen, in der sich ein eigenes Kapitel mit ‚Erinnerungsorten’ befasst: LAWATY, Andreas/ ORLOWSKI, Hubert (Hg.):

Deutsche und Polen. Geschichte, Kultur, Politik. C.H. Beck, München 2003

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Den Herausgebern Etienne François und Hagen Schulze lag ein „selbstständiges Konzept“ am Herzen, welches „Die Besonderheiten der deutschen Geschichte, die heutige Wirklichkeit Deutschlands und die Fragen eines deutschen Publikums berücksichtigten“.

Ohne die Leistungen Noras schmälern zu wollen, setzten sie sich zum Ziel, „Aspekte zu bewahren, die sich bewährt hatten und weiterhin plausibel erschienen, und solche auszusondern, die entweder nur für den französischen Fall gültig sind oder die im Zuge der Entwicklung von Forschung und Reflexion überholt zu sein scheinen“ 85. Die Mythen der europäischen Nationen mögen unüberwindliche Gegensätze proklamieren, theoretisch sind sie jedoch austauschbar86. In Deutschland herrscht ein entschieden anderes „Verhältnis zu Zeit einerseits und [..] Verhältnis zur Nation andererseits“87. Hierzulande „gilt die Vergangenheit eher als eine Last“ 88. Während in Frankreich die Nation als eine jahrhundertealte Selbstverständlichkeit wahrgenommen wird89, reiht sich für die Deutschen während der letzten zwei Jahrhunderte ein Zusammenbruch an den nächsten90. Ebenso sehr wie sich Nora auf das bedrohte Gedächtnis konzentriert, betonen François und Schulze die Bedeutung der nationalsozialistischen Dikatur 1933- 1945 für das deutsche Selbst- und Vergangenheitsbild.

Dieses Stigma prägt die Deutschen Erinnerungsorte: „Der Nationalsozialismus ist mit Artikeln über Auschwitz [...], Stalingrad und den 20. Juli durchaus angemessen vertreten;

ohnehin ist der Name Hitler, wie das Register ausweist, obsessiv häufig zitiert worden“91.

„Ein besonderes Augenmerk gilt demnach der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten und ihrer propagandistischen Instrumentalisierung nationaler Symbole, der deutsch-deutschen Geschichte nach 1945 und ihrer zweigeteilten Geschichtsauffassung sowie der Entwicklung im vereinten Deutschland“92. Für die deutschen Herausgeber bergen gerade die Brüche der deutschen Geschichte einen enormen Schatz für eine gedächtnis- theoretische Analyse. Kritik an den Deutschen Erinnerungsorten sollte nicht vergessen, dass deutsche Historiker „nicht von einem einheitlichen kulturellen Kanon ausgehen“93 können.

Immerhin existiert ein einheitlicher deutscher Nationalstaat erst seit 1990. Mit „dem Zusammenbruch des einen Staates und seiner Vereinigung mit dem anderen [entstand jedoch]

85 François/ Schulze, 2001, S. 17

86 François, 1998, S. 20

87 François, 1995, S.98

88 François/ Schulze, 2001, S. 10

89 François, 1995, S. 100

90 Langewiesche, 2001, S. 62

91 W. Schulze, 2003, S. 610f.

92 Carcenac-Lecomte, 2000, S. 23

93 François/ Schulze, 2001, S. 18

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keine gesamtdeutsche Gesellschaft mit gleichgerichteten historischen Erfahrungen“94. Die deutsche Empfindlichkeit gegenüber ‚der Nation’ sieht François in einem positiven Licht als probates Mittel gegen „Geschichtsklitterung“. Zu den Schwierigkeiten, mit der ersten historischen Altlast umzugehen, gesellte sich seit dem 3. Oktober 1990 die Unklarheit über das Erbe der DDR95. Außerdem sei der Prozess der Vereinigung zu einem Nationalstaat von der europäischen Integration begleitet. Die Bundesrepublik gebe folglich gerade gewonnene nationalstaatliche Kompetenzen wieder ab.

Obwohl diese Schwierigkeiten Auswahl und Struktur der möglichen Erinnerungsorte komplizierten, beobachteten François und Schulze: „Nicht die objektive Erkenntnis, sondern das subjektive, gefühlsmäßig aufgeladene, immer wieder aktualisierte kollektive Vergangenheitsbild macht das Geschichtsbewußtsein der weitaus meisten Menschen aus“96. Die Einleitung vermittelt die komplexen Ansprüche an das Projekt Deutsche Erinnerungsorte.

Die Integration ‚toter’ und marginaler Orte97 in das Werk spiegelt das nationale Empfinden historischer Diskontinuität wieder. Mit dieser Ausrichtung bevorzugen François und Schulze wieder die Geschichte gegenüber dem Gedächtnis und nähern sich wieder dem Postulat der kulturgeschichtlichen Objektivität an.

Gerade der Artikel zu Tannenberg beleuchtet historische Zäsuren. Tannenberg mag gegenwärtig ein ‚toter’ Erinnerungsort sein. Doch Schenk zeigt seinen Lesern, dass sich Deutsche über Jahrzehnte hinweg in der Erinnerung an diesen Ort wiedererkannten. Im Rückblick auf die imaginierte Vergangenheit erblickten sie in Tannenbergs Symbolik eine gemeinsame Zukunft98. In „unseren Erinnerungen erkennen wir, wer wir sind, was wir werden wollen und worin wir uns von anderen unterscheiden“99. Darüber hinaus erfüllt Tannenberg einen weiteren Anspruch, den die Herausgeber zu Beginn deklarierten: „Uns geht es um Deutschland in seinen europäischen Verknüpfungen!“ Tannenberg ist ein „geteilter Erinnerungsort“100. Gerade im Wechselspiel Tannenbergs mit der polnischen Interpretation Grunwalds gelingt es, die Funktions- und Wirkungsweisen des kollektiven Gedächtnisses zu verdeutlichen. Sowohl die eine als auch die andere Seite, so zeigt diese rezeptions-

94 Langewiesche, 2001, S. 66

95 François, 1995, S. 100f.

96 François/ Schulze, 2000, S. 7

97 vgl. W. Schulze, 2003, S. 610

98 François/ Schulze, 2001, S. 18: „Erinnerungsorte sind sie nicht dank ihrer materiellen Gegenständlichkeit, sondern wegen ihrer symbolischen Funktion. Es handelt sich um langlebige, Generationen überdauernde Kristallisationspunkte kollektiver Erinnerung und Identität, die in gesellschaftliche, kulturelle und politische Üblichkeiten eingebunden sind und sich in dem Maße verändern, in dem sich die Weise ihrer Wahrnehmung, Aneignung, Anwendung und Übertragung verändert.“

99 François/ Schulze, 2001, S. 13

100 ebd., S. 19

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geschichtliche Analyse, vermittelte an diesem Gedächtnisort primär zeitgenössische Bedürfnisse, Ansichten und Zielvorgaben. Mit Tannenberg wie Grunwald huldigte man dem Idealtypus der eigenen Nation. Diese innovative Herangehensweise der Deutschen Erinnerungsorte bietet neue Möglichkeiten: „Die Bände vermeiden jede enge nationale Sicht und leisten damit auch Vorarbeit für eine noch zu erstellende Sammlung europäischer Erinnerungsorte“101. Obwohl sich Schenks Artikel im Kapitel „Erbfeinde“ befindet, gelingt es dem Verfasser ein positives Fazit aus einer Geschichte der Aggressionen und Unterdrückung zu gewinnen. Am Ende spricht er sich für die Aussöhnung der europäischen Nachbarn aus und enthebt Tannenberg seiner Macht als sinngebender Erinnerungsort: „Die Chiffre der Trennung wird in Zeiten der Begegnung nicht mehr gebraucht.“102 Gerade das Aussterben eines Erinnerungsortes wie Tannenberg kann Aussagen über ein verändertes Selbstverständnis der deutschen Nation treffen.

II.2.2 Eigenschaften eines Erinnerungsortes

Neben diesen konzeptionellen Erläuterungen sollen zudem die Konstruktion eines Gedächtnisortes untersucht werden. Es ist wahrscheinlich, dass alle Autoren der Deutschen Erinnerungsorte bestens mit dem Konzept Noras vertraut sind. Eindrucksvoll gelingt es Schenk aufzuzeigen, wie das Symbol Tannenberg dem „culte de la continuité“ huldigte und

„la certitude de savoir à qui et à quoi nous devions“103 vermittelte. Die Feierlichkeiten nach dem Ersten Weltkrieg konnten trotz des Bruchs 1918 auf bereits bestehende Muster der Vorkriegszeit aufbauen. Das ursprüngliche Ereignis tritt dabei in den Hintergrund. Der Gedächtnisort entstand aufgrund eines kollektiven Willens, der beschlossen hatte, ein bestimmtes Bild der Vergangenheit zu bewahren. Dies gelang mit Hilfe zahlreicher Schriftsteller und Historiker. „La mémoire, en effet, n’a jamais connu que deux formes de légitmité: historique ou litteraire“104. Auf deutscher Seite bezieht sich Schenk bspw. auf Heinrich von Treitschke, während Henrik Sienkiewicz die polnische Seite repräsentierte. Sie gaben Tannenberg/ Grunwald einen aktuellen Sinn, denn sie verknüpften diese Erinnerungsorte mit zeitgenössischen Forderungen „valorisant par nature le neuf sur l’ancien, le jeune sur le vieux, l’avenir sur le passé“. Ob es sich konkret um die katholische Kirche, Bismarck, nationalkonservative Schichten oder Hitler handelte, bleibt im Grunde irrelevant:

Sie alle verbanden einen eigenen Nutzen mit der Erinnerung an Tannenberg. Schenk weist

101 W. Schulze, 2003, S. 611

102 Schenk, 2001, S. 454

103 Nora, 1984, S. XXXI

104 Nora, 1984, S. XLII

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mehrfach auf die Intentionen dieser ‚Archivare’ des kollektiven Gedächtnisses hin.

Tannenberg symbolisierte lange Zeit das nationale Selbstbild. Dieses diente „einzelnen Gruppen dazu, sich Vorstellungen von der Nation zu bilden, der man sich zugehörig fühlt, woher sie kommt und wohin sie gehen soll“. 1410 und 1914 wurden zu „Ursprungsmythen, mit denen Geschichte gedeutet, Gegenwart bedeutet und Forderungen an die Zukunft gestellt“105 wurden. Daher scheint es nur logisch, wenn sich politische Kräfte, wie in diesem Fall die Konservativen oder Nationalsozialisten, sich eines Gedächtnisortes bemächtigen, um ihre Vorstellungen von Zukunft anhand spezifischer Vergangenheitsbilder durchzusetzen.

In den regelmäßigen Feiern wiederholte sich die Vorstellungen einer ungeschlagenen Nation bzw. einer Nation, die für geschehenes Unrecht legitim Rache nimmt. Die Bedeutungszuweisungen verpflichteten den Einzelnen sich zu erinnern sowie die dargestellten Tugenden –Opferbereitschaft, Heldentod, Vaterlandsliebe, Gerechtigkeit– zu übernehmen106. Darüber hinaus wurde die Erinnerung in einer „spirale du collectif et de l’individuel“107 weitergegeben. Schenk erklärt im chronologischen Verlauf der Ereignisse, wie sich die Gedächtnisorte neuen Umständen und Intentionen anpassten. Gedächtnisorte sind prinzipiell offene Konstrukte, die trotz Bedeutungswandel die „illusions d’éternité“108 fortsetzen können.

Obwohl der Orden lange Zeit abgelehnt oder angezweifelt wurde, rekonstruierte das neue Geschichtsbewusstsein des 1871 gegründeten Kaiserreiches eine Traditionsline bis in das 13.

Jahrhundert. Die Widersprüche eines Erinnerungsortes lassen sich womöglich gerade an einem ‚toten’ Gedächtnisort aufschlüsseln. Es bleibt nichts als die Hülle seiner Konstruktion.

Hier ist der Schritt in die Geschichte bereits vollzogen und der Ort hat seine emotionale Bindekraft verloren. Eine bewusste Reflexion wird somit erst möglich. Diese Analyse zweifelt keineswegs an der Macht und Komplexität109 der Erinnerungsorte: Am Spiegelbild Grunwald wird die Problematik des kollektiven Gedächtnisses besonders deutlich. Dieser Ort wird noch immer gelebt, gefeiert und gepflegt. Zum vermeintlichen Selbstschutz bewahrt es ein altes Feindbild. Tannenberg, welches dieselben Ereignisse als Ursprung hatte, ist bereits Geschichte.

105 Langewiesche, 2001, S. 60

106 Nora, 1984, S. XXV: „L’atomisation d’une mémoire générale en mémoire privée donne à la loi du souvenir une intense puissance de coercition intérieure. Elle fait à chacun l’obligation de se souvenir et du recouvrement d’appartenance le principe et le secret de l’identité.“

107 Nora, 1984, S. XXXV

108 ebd., S. XXIV

109 ebd., S. XXXIV: „Les lieux de mémoire appartiennent aux deux règnes, c’est ce qui fait leur interêt, mais aussi leur complexité: simples et ambigus, naturels et artificiels, immédiatement offerts à l’expérience la plus sensible et, en même temps, relevant de l’élaboration la plus abstraite.“

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II.2.3 Pierre Nora und die Lieux-de-mémoire

Welche Unstimmigkeiten könnte nun das ursprüngliche Konzept außer dem anders- artigen deutschen Geschichtsverständnis aufweisen, so dass Schulze und François Modifika- tionen für berechtigt hielten? Auf die Hauptursache, eine nationale Vergangenheitswahr- nehmung konzentriert auf die 12 Jahre des ‚Dritten Reichs“, wurde nun ausgiebig eingegangen. Darüber hinaus bestehen noch weitere Faktoren, die eine Übertragung auf die deutsche Nation erschwerte. Nora entwickelte die Lieux-de-mémoire in einer Zeit, als das französische Selbstverständnis erschüttert schien. Er glaubte, die „historische Diskontinuität, [...] die Auszehrung des Revolutionsgedanken und die Folgen der Wirtschaftskrise“110 in der Post- de Gaulle- Ära habe eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber der Nation hervorgerufen.

„La Nation n’est plus le cadre unitaire qui enserrait la conscience de la collectivité [...]. Avec l’avènement de la société en lieu et place de la Nation, la légitimation par le passé, donc par l’histoire, a cédé le pas à la légitimation par l’avenir“111. In Anbetracht des nahenden Milleniums würde Frankreich „zu einer Nation, die schmerzvoll den Verlust ihrer Macht, ihre Auflösung in einem größeren Ganzen und ihren Zerfall in kleinere Einheiten (Europa und die Regionen)“ erleben112. Die steigende Zuwanderung bewirke eine „décolonistaion intérieure“113. Neben der französischen Nation hätten zunehmend soziale und ethnische Minderheiten das Bedürfnis, „de partir à la recherche de leur propre constiution, de retrouver leurs origins“114. Für Nora stand folglich die Wiederbelebung bzw. Wiederentdeckung der französischen Nation Anfang der 1980er im Vordergrund. Seine Bemühungen zielten darauf ab, Frankreich als „eine gänzlich symbolische Realität“115 darzustellen und somit „die Gedächtnisorte dem kollektiven Vergessen zu entreißen“116. Erinnerungsorte seien die letzte Rückzugsmöglichkeit des nationalen Gedächtnisses.

Noras Konzept begann mit der Zwickmühle „Zwischen Geschichte und Gedächtnis“117. Dem Gedächtnis umhüllte der Historiker mit einer gewissen Magie: „La mémoire est la vie, toujours portée par des groupes vivantes et à ce titre, elle est en évolution permanente, ouverte à la dialectique du souvenir et de l’amnésie, inconsciente de ses déformations successives, vulnérable à toutes lesutilisations et manipulations, susceptible de longues latences et de

110 Nora, 1995, S. 89; Nora, 1984, S. XXI: „Faire l’historiographie de la Révolution française, reconstituer ses mythes et ses interprétations signifie que nous ne nous identifions plus complètement avec son héritage.“

111 Nora, 1984, S. XXIII

112 Nora, 1995, S. 89f.

113 Nora, 1984, S. XVIII; Nora, 1995, S. 90

114 Nora, 1984, S. XXIX

115 Nora, 1995, S. 84f.

116 Carcenac-Lecomte, 2000, S. 13

117 NORA, Pierre: Zwischen Geschichte und Gedächtnis. Berlin 1990; s. Große Kracht: „Maurice Halbwachs- Pierre Nora“. GWU Jg. 47, Heft 1/ 96. S. 21- 31

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soudaines revitalisations“. Die Geschichte bezeichnet er weniger wohlwollend als

„reconstruction toujours problématique et incomplète de ce qui n’est plus“. Die Geschichte entweihe das heilige Gedächtnis118. Als intellektueller Erbe Maurice Halbwachs’119 erklärte Nora, das Gedächtnis habe lange Zeit seinen Platz innerhalb der verschiedenen sozio- professionellen Milieus eingenommen. Diese hätten sich aber während Industrialisierung und Modernisierung aufgelöst. Die darauf folgende Zerrissenheit der Gegenwart verdränge das Gedächtnis. Einzig Gedächtnisorte könnten noch einen kollektiven Willen aktivieren, das nationale Gedächtnis zu erhalten. „Le sentiment de la continuité devient résiduel à des lieux.

Il y a des lieux de mémoire parce qu’il n’y a plus de milieux de mémoire“120. Während das Gedächtnis unbewusst arbeite, bedeute Geschichte „Kognition, Analyse und Diskurs“121. Die Nation beziehe aber ihre Kraft aus dem Gedächtnis. Dieses habe sich inzwischen an materielle, symbolische und funktionale Orte zurückgezogen. Gedächtnisorte sind in Noras Definition immer aktuell. Allerdings können sie nicht spontan entstehen, denn sie etablieren sich im kollektiven Konsens von Feiern, Archiven, Symbolen etc., die der Planung und Organisation bedürfen122 .

Während es früher vier große Archivare des Gedächtnisses und Vermittler von Werten gab, „église ou école, famille ou État“123, bemängelt Nora nun: „Aujourd’hui où les historiens se sentent dépris du culte documentaire, la société tout entière vit dans la religion conservatrice et dans le productivisme archivistique“124. Gegenwärtig fühle sich praktisch jeder bemüßigt, das Gedächtnis durch Familienarchive oder Autobiographien eigenmächtig zu gestalten. Der neue Trend der Historiographie bedrohe das Gedächtnis besonders125. Die Sammlung der verbliebenen Lieux-de-mémoire ist folglich die Rettung der französischen Nationalgeschichte. Die Bände sind eine „Geschichte Frankreichs also, aber auf einer höheren Ebene“126. Die identitätsstiftenden und sinngebenden nationalen Gedächtnisorte schweben in der Grauzone zwischen demystifizierender Geschichte und unbewusstem, emotionalem Gedächtnis. Sie sind die „Lieux rescapés d’une memoire que nous n’habitons plus, mi-

118 s. Nora, 1984, S. XIX. „La mémoire installe le souvenir dans le sacré, l’histoire l’en débusque, elle prosaïse toujours. La mémoire sourd d’un groupe qu’elle soude, ce qui revient à dire, comme Halbwachs l’a fait, qu’il y a autant de mémoires que de groupes; qu’elle est, par nature, multiple et démultipliée, collective, plurielle et individualisée. L’histoire, au contraire, appartient à tous et à personne, ce qui lui donne vocation à l’universel.“

119 hierzu s. Große Kracht, 1996, 21- 31

120 Nora, 1984, S. XVII

121 Carcenac-Lecomte, 2000, S. 17

122 Nora, 1984, S. XXIV; Nationalhymnen sind bspw. Erinnerungsorte mit hohem symbolischen Wert. Sie bedurften aber Aufwand und viel Zeit, um sich sowohl im kollektiven als auch im individuellen Gedächtnis durchzusetzen.

123 Nora, 1984, S. XVIII

124 ebd., S. XXVI

125 ebd., S. XX

126 Nora, 1995, S. 91

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