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Arbeitslosigkeit nimmt zu Besonders Jugendliche sind betroffen

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GLOSSE Arbeiten statt

wetten!

Nationalrat Pierre Kohler gehört in Bern zu den (über-)eifrigen Fragestel- lern. Allein 2004 hat er 22 Interpellationen, Anfragen oder Motionen eingereicht.

Hie und da wäre es sinnvol- ler, wenn der umtriebige Jurassier seine Anfragen in den Papierkorb werfen würde. So störte er sich daran, dass im Bundesamt für Flüchtlinge während der Euro eine Wette auf den künftigen Europameister lanciert wurde. So wie wohl an vielen andern (Arbeits-) Orten auch.

Blocher hat nun geantwor- tet. Bei besagter Wette sei es allen 60 Teilnehmern um die Freude und um die Diskus- sion über die Euro 2004 ge- gangen, ohne dass darunter die Arbeit gelitten hätte.

Lotteriespiele in seinem De- partement sind allerdings ab sofort verboten. Die Be- amten sollen arbeiten und ihr schwer verdientes Geld nicht während der Arbeit wieder leichtsinnig «ver- wetten». Herold Bieler

WALLIS

Besuchsrecht nicht massiv beschränken

Das Besuchsrecht darf wegen Streitigkeiten zwischen den geschiedenen Eltern nicht zu stark beschränkt werden. Ist das Verhältnis zwischen dem besuchsberechtigten Elternteil und dem Kind gut, dürfen Konflikte, wie sie in jeder Scheidung auftreten können, nicht zu einer einschneiden- den Beschränkung des Be- suchsrechts führen, entschied das Bundesgericht. Seite 11

WALLIS

Schwieriger Start ins Berufsleben

Glücklich schätzt sich ein Schulabgänger, wenn er seine Wunsch-Lehre antreten kann.

Sehr wenig zu lachen auf dem Lehrstellenmarkt haben aus- ländische Schulabgängerin- nen. Das Projekt «Junge Mi- grantinnen zwischen Schule und Beruf», das jetzt zum zweiten Mal durchgeführt wird, will die schlechten Startchancen von Migrantin- nen verbessern. Seite 16

SPORT

Blatter: Radsport und Solidarität

Jens Blatter (Bild) ist einer, der verbindet Sport mit dem Gedanken der Solidarität. Mit seinem Spendenmarathon, der morgen Abend beginnt, fährt der junge Visper 48 Stunden lang die Strecke Visp–Vispert- erminen und sammelt damit Gelder zu Gunsten von Wai- senkindern in Zwasiland. Die Geschichte dahinter und wo- hin die Spenden fliessen sol- len, auf . . . Seite 25

Arbeitslosigkeit nimmt zu

Besonders Jugendliche sind betroffen

S c h w e i z / W a l l i s. – (wb) Die Zahl der Arbeitslosen ist erstmals seit Anfang Jahr wie- der angestiegen. Die Arbeitslo- senquote kletterte von 3,6 auf 3,7 Prozent. Betroffen sind vor allem Jugendliche: Tausende fanden nach ihrer Ausbildung keine Stelle. Ende August wa- ren bei den schweizerischen Ar- beitsämtern insgesamt 145 923 Menschen als arbeitslos gemel- det. Das waren 2798 Arbeits- lose mehr als im Juli.

In insgesamt 18 Kantonen stieg die Arbeitslosenquote leicht.

Minime Abnahmen konnten le- diglich der Jura und der Kanton Appenzell Ausserrhoden ver- zeichnen. Der Kanton Genf wies mit 7,1 Prozent mit Ab- stand die höchste Arbeitslosen- quote auf.

Im Wallis stieg die Arbeitslo- senquote von 2,9 auf 3,1 Pro- zent. Auch hier erfolgte die Zu- nahme vor allem in der Alters- klasse der 15- bis 24-Jährigen, aus der 215 der insgesamt 283 zusätzlichen Arbeitslosen stam- men. Der Anstieg der Arbeitslo- sigkeit ist im Oberwallis weit- aus geringer als im Mittel- und

Unterwallis. Seite 9 Ende August waren in der Schweiz insgesamt 145 923 Menschen als arbeitslos gemeldet. Foto Keystone

Warteschlangen sind kürzer

Bedienung innerhalb von sieben Minuten

B e r n. – (AP) Die Warteschlangen in den Schweizer Poststellen haben sich in den letzten Monaten ver- kürzt. In den 40 kritischen Poststellen wurden über 92 Prozent der Kunden innerhalb von sieben Minu- ten bedient, wie Postchef Ulrich Gygi am Dienstag vor den Medien sagte. Bei der letzten Messung waren es erst 79 Prozent. Länger als zehn Minuten mussten zu den Spitzenzeiten nur noch drei Prozent der Kundschaft warten und nicht mehr elf Prozent wie noch zu Jahresbeginn. Seite 3

Gewinnsprung

Z ü r i c h. – (AP) Der Versi- cherungskonzern Swiss Life hat den Reingewinn im ersten Semester 2004 versechsfacht und ist zu einem Prämien- wachstum zurückgekehrt.

Der führende Schweizer Le- bensversicherer will diesen Schwung aufrechterhalten, wie Konzernchef Rolf Dörig am Dienstag sagte. Für das erste Halbjahr 2004 wies die Swiss-Life-Gruppe einen Reingewinn von 398 Millio- nen Franken aus. Seite 6 Rolf Dörig, CEO Swiss Life, präsentiert gute Halbjahres- zahlen. Foto Keystone

Ulrich Gygi, Konzernleiter der Post, erklärt die Massnahmen gegen die Warteschlangen vor Postschal-

tern. Foto Keystone

Auflage: 27459 Ex. Redaktion: Tel. 027 922 99 88 Abonnentendienst: Tel. 027 948 30 50 Mengis Annoncen: Tel. 027 948 30 40 AZ 3900 Brig Mittwoch, 8. September 2004 Unabhängige Tageszeitung 164. Jahrgang Nr. 209 Fr. 2.—

H EUTE

MIT B EILA GE S PENDENMARA

THON

Wird Jean-Michel Cina seine Politkarriere in Bern oder im Wallis fortsetzen? Noch hält er sich bedeckt. Ein Gespräch mit dem CVP-Nationalrat, der mit Charme und ungebroche- nem Ehrgeiz seit Jahren die Wandelhalle in Bundesbern erobert, über seinen Auftrag in Bern und die potenziellen Stärken des Kantons Wallis.

Ein lachendes und ein weinen- des Auge hat Kunstmaler Este- ban Pérez Palma: Nach 40 Jahren im Oberwallis heisst es Abschied nehmen. Er zieht zu- sammen mit seiner Frau Heidi nach Spanien, um dort als Kunstmaler durchzustarten.

Tibetische Mönche in die Ge- heimnisse der Naturwissen- schaften einzuweihen, ist das Hauptziel des Projekts

«Science meets Dharma».

André Imboden aus Herbrig- gen ist einer von zwei Schwei- zern, die diese Herausforde- rung angenommen haben.

Ausserdem: Perfektes Model:

Bruno Aegerter auf Styling- tour, ein Tag mit Anton Schal- ler auf der Alp Niedersten und Schnappschüsse vom Open Air Gampel 2004.

WB extra erscheint morgen

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AUSLAND

Walliser Bote Mittwoch, 8. September 2004

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NOTIERT

Milliardenschäden

T a m p a (USA). – (AP) Der ehemalige Hurrikan «Fran- ces» hat am Dienstag sein zerstörerisches Werk in Flori- da beendet. Auch wenn der Wirbelsturm inzwischen zum tropischen Tiefdruckgebiet herabgestuft wurde, sind die Schäden doch erheblich. Ver- sicherungen erwarten Scha- densmeldungen über mehrere Milliarden Dollar. Mindes- tens zehn Menschen kamen seit Sonntag wegen des Un- wetters ums Leben, drei Mil- lionen hatten am Dienstag weiter keinen Strom. Vielen Bewohnern fehlte es zudem am Nötigsten, Treibstoff und Trinkwasser waren Mangel- ware.

Brandherd gefunden

W e i m a r. – Fünf Tage nach dem Brand der Weimarer An- na-Amalia-Bibliothek, der 30 000 wertvolle Bücher ver- nichtete, haben die Ermittler den Brandherd festgestellt, aber noch nicht die Brandur- sache eindeutig geklärt. Wie der Leiter der Polizeidirekti- on Jena, Rüdiger Schrehardt, am Dienstag in Weimar sag- te, begann das verheerende Feuer im dritten Stockwerk unter dem Dach. Der Schwel- brand könne durch ein maro- des Elektrokabel entstanden sein. Doch das sei zunächst noch nicht mit Sicherheit feststellbar.

Ägypten-Urlauber an Gelbsucht

erkrankt

B e r l i n. – Die Zahl der deutschen Urlauber, die sich im ägyptischen Badeort Hurghada mit der so genann- ten Reisegelbsucht Hepatitis A angesteckt haben, ist in- zwischen auf mehr als 190 gestiegen. Wie das Robert- Koch-Institut (RKI) am Dienstag in Berlin mitteilte, haben sich mittlerweile etwa 230 Touristen aus verschie- denen europäischen Ländern mit dem Virus infiziert, das eine Leberentzündung auslö- sen kann. Alle Betroffenen hatten im Siva Grand Beach Hotel am Roten Meer ihre Ferien verbracht.

Wikinger-Grabstätte entdeckt

L o n d o n. – In Grossbritan- nien ist ein über 1000 Jahre altes Wikinger-Grab entdeckt worden. Nahe Cumwhitton im Nordwesten Englands fanden sich insgesamt sechs Einzelgräber voll Schmuck, Waffen und Werkzeugen aus dem 10. Jahrhundert, wie die Behörden am Montag mit- teilten. Ein Anwohner hatte auf dem Gelände im März zwei Kupferbroschen ent- deckt, woraufhin Experten mit den Ausgrabungen be- gannen. «Wir wussten, dass die beiden Broschen von der Beerdigung einer Frau aus der Wikinger-Zeit stammen mussten. Aber wir hatten nicht erwartet, fünf weitere, vollständige Gräber mit so vielen Gegenständen zu fin- den», sagte die Archäologin Rachel Newman.

Pionierfahrt nachgestellt

L o n d o n. – Mit einer fast 700 Kilometer langen Boots- fahrt auf dem Niger wollen die Britinnen Megan und Emily Lander die Pionierleis- tung ihrer Vorfahren nach- zeichnen. Die Brüder Richard und John Lander waren 1830 die ersten Europäer, die den westafrikanischen Fluss stromabwärts bis zu seiner Mündung befuhren. Anläss- lich des 200. Geburtstags von Richard Lander folgt ein zwölfköpfiges Expeditions- team im November den Spu- ren der beiden Afrikaforscher, wie die Police Expedition So- ciety mitteilte. Megan und Emily Lander sind die Ururu- renkelinnen von John Lander.

Massiver Stellen- abbau bei Alitalia

R o m. – (AP) Die Zukunft der angeschlagenen italieni- schen Fluggesellschaft Alita- lia hängt weiter am seidenen Faden: Die Gewerkschaften haben den von der Unterneh- mensführung geforderten Ab- bau von 5000 der bislang 22 000 Stellen energisch zu- rückgewiesen. Sie erklärten sich aber zu weiteren Ver- handlungen bereit und for- derten die Regierung zu Ver- mittlungen auf.

Der Chef der grössten italie- nischen Gewerkschaft CGIL, Guglielmo Epifani, wandte sich aber gegen «Übertrei- bungen» im Kampf gegen den von der Unternehmens- führung vorgelegten Sanie- rungsplan. Isla Cavallaro von der Gewerkschaft der War- tungsarbeiter hatte dagegen erklärt, die Beschäftigten sei- en «sogar zu verrückten Ak- tionen wie Startbahnbeset- zungen bereit».

Eine Einigung zwischen Ge- werkschaften und der Füh- rung von Alitalia ist notwen- dig, damit die italienische Regierung und die EU-Kom- mission einem Übergangs- kredit von 400 Millionen Eu- ro zustimmen. Ohne dieses Geld kann Alitalia die Löhne und Gehälter nur noch bis Ende September zahlen.

Einzelheiten zu den Plänen von Firmenchef Giancarlo Cimoli, der schon die italieni- sche Bahn erfolgreich sanier- te und im Mai die Führung der Alitalia übernahm, waren in den vergangenen Tagen be- kannt geworden. Demnach könnten der Flugbetrieb und die Dienstleistungen am Bo- den in zwei Unternehmen ge- trennt werden. Aus dem Flug- betrieb würde sich der Staat soweit wie möglich zurück- ziehen. Derzeit hält der Staat 62 Prozent an Alitalia. Die Regierung hatte aber bereits angekündigt, ihre Beteili- gung auf unter 50 Prozent verringern zu wollen.

Zehntausende demonstrieren in Moskau gegen den Terror

Putin schliesst Verhandlungen mit tschetschenischen Rebellen aus

M o s k a u / B e s l a n. – (AP) Zehntausende Menschen ha- ben am Dienstag vor dem Kreml der Opfer des Geisel- dramas von Beslan gedacht.

Die Demonstranten waren Aufrufen der Regierung zu dieser Solidaritätskundge- bung gefolgt. In Beslan wur- den weitere Tote beigesetzt, darunter wieder viele Kinder.

Präsident Wladimir lehnte unterdessen Verhandlungen mit tschetschenischen Sepa- ratisten erneut kategorisch ab. Den für Ende der Woche geplanten zweitägigen Deutschlandbesuch sagte er ab.

Für die Kundgebung in Mos- kau, die von einer regierungsna- hen Gewerkschaft organisiert wurde, war auch im Fernsehen stark geworben worden. Promi- nente riefen die Menschen auf, gegen den Terror auf die Strasse zu gehen. Aber es gab auch Kri- tik an dieser Demonstration.

Auf der Web-Site von Gazeta.ru hiess es, es gebe wohl keinen Zweifel, dass die Kundgebung in erster Linie ein Ausdruck der Solidarität mit Präsident Putin sein solle.

In Wladikawkas, der Hauptstadt der russischen Republik Nor- dossetien, warfen mehrere hun- dert Demonstranten den Behör- den eine Mitschuld an den Er- eignissen in Beslan vor. «Kor- ruption ist eine Quelle des Ter- rors», stand auf einem Plakat.

Etliche Teilnehmer der Kund- gebung forderten den Rücktritt des nordossetischen Präsiden- ten Alexander Dsasochow.

Putin kündigte im Gespräch mit ausländischen Journalisten eine interne Untersuchung des Gei- seldramas an. Öffentliche Er- mittlungen werde es nicht ge-

ben. Die interne Untersuchung soll laut Putin den Ablauf der Geiselnahme rekonstruieren und herausfinden, «wer verant- wortlich ist und bestraft werden sollte». Zugleich schloss er in dem am Montagabend geführ- ten Interview aus, auf Forderun- gen tschetschenischer Separa- tisten einzugehen.

Die britische Zeitung «The Guardian» zitierte Putin mit den Worten: «Warum sollten wir mit Kindermördern verhan- deln?» Niemand habe das Recht, dies zu verlangen, sagte der Präsident, der auch einen Vergleich zum Terrornetzwerk Al Kaida zog: «Warum trifft man sich nicht mit Osama bin Laden, lädt ihn nach Brüssel oder ins Weisse Haus ein und

spricht mit ihm, fragt ihn, was er will und gibt es ihm, so dass er in Frieden geht?»

Ein nach dem Geiseldrama von Beslan festgenommener Ver- dächtiger hatte zuvor den tschetschenischen Rebellenfüh- rer Schamil Bassajew und den früheren Präsidenten Aslan Ma- schadow als Drahtzieher des Verbrechens bezeichnet. Der Anführer der Geiselnehmer ha- be erklärt, sie handelten im Auftrag der beiden Tschetsche- nen-Führer, sagte der Mann am Montag im russischen Staats- fernsehen. Maschadow hatte am Donnerstag jegliche Beteili- gung an der Geiselnahme abge- stritten.

Nach offiziellen Angaben ka- men im Laufe der dreitägigen

Geiselnahme und der Erstür- mung der Schule am Freitag insgesamt 365 Menschen ums Leben, darunter 326 Geiseln und elf Sicherheitskräfte.

Noch 330 Verletzte im Spital

Mehr als 330 Verletzte wurden am Dienstag noch im Kranken- haus behandelt. Ein Arzt im Krankenhaus von Wladikawkas sagte dem Fernsehsender NTW, nach wie vor seien 170 Men- schen vermisst gemeldet. «Vie- le davon liegen in der Leichen- halle und sind so stark ver- brannt, dass es noch nicht ein- mal möglich ist, ihr Geschlecht zu bestimmen», sagte Wissari- on Kalagow.

Schwere Kämpfe in Bagdad

Seit Beginn des Irak-Kriegs 995 US-Soldaten getötet

B a g d a d. – (AP) Bei neuen heftigen Gefechten im Bagd- ader Armenviertel Sadr sind am Dienstag mindestens 36 Menschen ums Leben gekom- men. Mehr als 200 weitere wurden bei den Kämpfen zwischen US-Soldaten und Anhängern des radikalen Schiitenführers Muktada al Sadr verletzt, wie das iraki- sche Gesundheitsministerium mitteilte.

Zuvor war im Westen Bagdads ein Anschlag auf Gouverneur Ali al Haidri verübt worden.

Der Politiker blieb nach Behör- denangaben unverletzt, zwei Menschen in der Nähe wurden jedoch getötet.

Die Kämpfe in Sadr begannen, nachdem Aufständische mehre- re US-Soldaten auf Routine-Pa- trouillen angegriffen hatten, wie Militärsprecher Brian O’Malley mitteilte. Das Ge- sundheitsministerium berichte- te von 35 Toten und 203 Ver- wundeten. Zudem wurde laut O’Malley ein US-Soldat getö- tet, mehrere weitere erlitten Verletzungen. US-Panzer rück- ten in das Viertel ein, mehrere Kampfflugzeuge kreisten über den Strassen. Anwohnern zufol- ge waren die ganze Nacht zum Dienstag laute Explosionen und Gewehrfeuer zu hören.

Vor den Gefechten hatte in dem Viertel eine gespannte Ruhe ge- herrscht, nachdem Al Sadr sei- ne Anhänger in der vergange- nen Woche zur Einstellung der Kampfhandlungen aufgerufen hatte. Vor zehn Tagen stimmte er einem Friedensabkommen zu, mit dem der dreiwöchige Aufstand in der Pilgerstadt Nadschaf formell beendet wur- de. Darin wurde den Kämpfern seiner Mahdi-Miliz freies Ge- leit zugesichert. Beobachter vermuten, dass viele Milizionä-

re daraufhin nach Sadr zogen, wo sie eine weitere Hochburg haben.

Im Westen Bagdads eröffneten Bewaffnete am Dienstagmor- gen das Feuer auf den Konvoi von Gouverneur Al Haidri, wie das Innenministerium mitteilte.

Wenige Sekunden später sei in der Nähe der Fahrzeugkolonne eine Autobombe explodiert.

Zwei Menschen seien getötet, drei Leibwächter verletzt wor- den.

In Bagdad und nahe der Haupt- stadt wurden nach Angaben der Streitkräfte erneut vier US-Sol- daten getötet. Erst am Montag waren bei einem Anschlag in Falludscha sieben Marineinfan- teristen ums Leben gekommen.

Seit Beginn des Irak-Krieges im März 2003 wurden nach Zäh- lungen der Nachrichtenagentur AP damit bereits 995 US-Sol- daten getötet.

In der nordirakischen Stadt Mossul wurde der Sohn des Gouverneurs der Provinz Nine- veh erschossen. In Bagdad wur- de dem Gesundheitsministerium der stellvertretende Leiter eines

Krankenhauses getötet. In Ker- bela beschlagnahmten polnische und irakische Sicherheitskräfte nach Militärangaben ein Waf- fen- und Munitionslager.

«Der falsche Krieg»

Die Extremistengruppe Tauhid und Dschihad des Jordaniers Abu Mussab al Sarkawi be- kannte sich unterdessen zu mehreren Selbstmordanschlä- gen in den vergangenen Tagen.

Neben dem Anschlag in Fallud- scha am Montag sei die Gruppe auch für einen Angriff auf eine Polizeischule in Kirkuk mit 20 Toten verantwortlich, hiess es in einer im Internet verbreiteten Erklärung.

Der Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, John Ker- ry, will die US-Soldaten inner- halb von vier Jahren aus dem Irak abziehen. «Mein Ziel ist es, sie möglichst in meiner ersten Amtszeit nach Hause zu ho- len», sagte Kerry bei einer Wahlkampfveranstaltung im US-Staat Pennsylvania. «Es ist der falsche Krieg am falschen Ort zur falschen Zeit.»

Blairs Labour Party verliert in Umfragen an Boden

Tories liegen fast gleichauf

L o n d o n. – (AP) Der britische Premierminister Tony Blair ver- liert mit seiner Politik immer weiter Rückhalt in der Bevölke- rung. In einer am Dienstag ver- öffentlichten Umfrage sprachen sich nur 32 Prozent der Befrag- ten für Blairs Labour Party aus, das ist ein Minus von sieben Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr.

Vor allem seit dem Irak-Krieg hat Labour deutlich an Boden verloren. Auf einer Pressekon- ferenz betonte der Regierungs- chef jedoch, Grossbritannien werde sich so lange im Irak en- gagieren, «bis das zu Ende ge- bracht ist».

Es gehe darum, der irakischen Bevölkerung und der Regierung bei der Durchführung freier Wahlen zu helfen, sagte Blair:

«Oder wollen wir zulassen, dass ihre Angelegenheiten von einer Bande Terroristen be- stimmt werden?» Auf die Fra- ge, ob er Fehler bei der Vorbe- reitung des Irak-Kriegs einge- stehe, antwortete Blair, im Nachhinein könne man immer

etwas finden, das besser ge- macht hätte werden können.

Er glaube noch immer daran, dass eine Wiederbelebung der Mehrparteienregierung in Nordirland möglich sei, sagte Blair weiter. Bei den für kom- mende Woche geplanten Ge- sprächen könne eine Einigung gefunden werden. Blair und der irische Ministerpräsident Bertie Ahern fordern eine Entschei- dung über die Wiederaufnahme der gemischt-konfessionellen Regierung noch innerhalb die- ses Monats. Von 16. bis 18.

September sind weitere Ver- handlungen in Leeds Castle na- he London geplant.

In der Umfrage des Populus- Instituts erreichten die opposi- tionellen Konservativen mit 30 Prozent fast den gleichen Zu- stimmungswert wie Labour.

Die Liberaldemokraten kamen auf 26 Prozent. Für die Erhe- bung wurden zwischen dem 3.

und 5. September 1009 Briten befragt, die Fehlerquote wurde mit drei Prozentpunkten ange- geben.

Zehntausende demonstrierten auf dem Roten Platz in Moskau gegen den Terrorismus. Foto Keystone

Ein Mitglied der Sadr-Miliz in Sadr City. Foto Keystone

Weisser Vorkämpfer

J o h a n n e s b u r g. – (AP) Mit dem südafrikanischen Geistli- chen Beyers Naude ist am Dienstagmorgen einer der pro- minentesten weissen Apart- heidsgegner gestorben. Der 89- Jährige verschied gegen 4.00 Uhr morgens in einem Alters- heim in Johannesburg, wie ein Sprecher mitteilte. Naude voll- zog schon vor über 40 Jahren eine Kehrtwende vom Befür- worter der Apartheid zu deren entschiedenem Gegner.

Als Sohn eines nationalisti-

schen Klerikers hielt er sich zu- nächst streng an die Linie der südafrikanischen reformierten Kirche, die die Rassentrennung mit der Bibel zu rechtfertigen versuchte.

Als Naude in den 50er-Jahren aber gemischte Gottesdienste besuchte, kam er ins Grübeln.

Nach den so genannten Sharpe- ville-Massakern 1960, als Re- gierungstruppen 69 schwarze Demonstranten töteten, wandte sich der Geistliche endgültig gegen das System.

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SCHWEIZ

Walliser Bote Mittwoch, 8. September 2004

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Wer an einem schönen Wochenende wie dem letzten ins Wallis reiste, musste sich mit Geduld wappnen. Von den Päs- sen her und hinauf zu den Alpenübergängen staute sich der Verkehr bis zu einer Stunde vor einer Baustelle in Lax.

Das ist neu – und das ist schlecht. Ausgerechnet in der Herbstsaison, die einem wirklich nicht auf Rosen gebetteten Touris- mus im Goms noch einen dringend nötigen Zustupf verschaffen könnte, über- lässt man die Verkehrsre- gelung auf einer Haupt- verkehrsader einer Bau- firma.

Aber nicht nur in Lax, sondern auch vor dem Glion-Tunnel mussten die Besucherinnen und Be- sucher des Wallis warten:

Die An- und die Abfahrt in unseren Kanton gerät immer mehr zur Warterei, die unsere Gäste wohl nur einmal auf sich neh- men – und dann auf an- dere Ausflugsziele aus- weichen.

Die Tapferen, die sich gleichwohl noch ins Wal- lis wagen, können sich zusätzlich noch vor Visp im Stau amüsieren. Lax, Visp, der Glion-Tunnel – der Kanton und das Oberwallis werden diese verfehlte Verkehrspolitik noch zu spüren bekom- men.

Während beim Glion und in Lax durch bautechni- sche und eine bessere Etappierung und ein opti- miertes Baustellen-Ma- nagement viel Unge- mach hätte vermieden werden können, rückt die Inbetriebnahme der Auto- bahn im Oberwallis auf den dringendsten Ab- schnitten wie in Visp in

immer weitere Ferne.

Dies hängt auch damit zusammen, dass der Kanton offenbar nicht ge- willt ist, mit der nötigen Flexibilität und dem nöti- gen Druck dort vorwärts zu machen, wo dies drin- gend geboten wäre.

Schon wieder sind Jahre verplempert worden mit Verfahrensfragen und ei- ner schleppenden Pro- jektierung und den je- weils angefochtenen Mandatsvergebungen.

Das Trauerspiel geht wei- ter.

Gleichzeitig hat sich der eher hilflose Versuch zer- schlagen, durch den Bau einer Umfahrungsstrasse bei Lalden kurzfristig eine Alternative zum Stau vor Visp zu bieten. Einziger messbarer Fortschritt in all den Jahren – wenn es denn überhaupt einer ist:

Der Fussgängerstreifen zwischen Coop und Mi- gros in Visp wurde end- lich durch eine Ampel ge- sichert und damit dem Schaf- und Geissenprin- zip einer ungeordneten Benutzung entzogen.

Im Ernst: Vordringlich ist die Beschleunigung der Südumfahrung von Visp.

Was hier tagtäglich den Strassenbenützern und damit der gesamten Volkswirtschaft zugemu- tet wird, sprengt den Rahmen des Erträglichen längst schon. Darum müssten die Vorschläge der Interessengemein- schaft A9 Süd Visp und Raron wirklich Ernst ge- nommen werden. Denn der beschleunigte Bau der Südumfahrung im Raume Visp ist das einzi- ge Mittel, um die chroni- sche Verkehrsmisere im Oberwallis endlich zu be- heben. Luzius Theler

Verkehrsmisere: End- lich Abhilfe schaffen!

Post bedient ihre Kunden spediti- ver

Wartezeiten in den Poststellen

gesunken

B e r n. – (AP) Die Warte- schlangen in den Poststellen haben sich in den letzten fünf Monaten verkürzt. Die Post konnte an den 40 kritischen Standorten 92 Prozent der Kunden innerhalb ihres Ziel- werts von sieben Minuten be- dienen. Die Zufriedenheit der Privatkunden mit dem Ser- vice in den Poststellen ging trotzdem leicht zurück.

Die Post habe ihr Versprechen gehalten und die Wartezeiten in den kritischen Poststellen deut- lich verkürzt, sagte Postchef Ulrich Gygi am Dienstag vor

den Medien. Über 92 Prozent der Kunden seien dort innert sieben Minuten bedient wor- den, verglichen mit nur 79 Pro- zent zwischen Januar und März.

Nur noch drei Prozent der Kundschaft musste in den Spit- zenzeiten länger als zehn Minu- ten warten, eine Frist, die Gygi als untolerabel bezeichnete. Bei der letzten Messung mussten sich noch elf Prozent so lange gedulden.

Gygi führte die Verbesserung auf die Massnahmen zurück, die als Reaktion auf die zu lan- gen Wartezeiten getroffen wur-

den und die die Post dieses Jahr 4,5 Millionen Franken kosten.

39 Poststellen wurden auch am Samstagnachmittag geöffnet, zehn sogar am Sonntag. Die Kundengeschäfte an diesen Ta- gen hätten dadurch um 40 bis 70 Prozent zugenommen, sagte der Postchef. Zudem wurden insgesamt 14 neue Schalter in- stalliert, 19 Kundenbetreuer für einfachere Geschäfte in den Schalterhallen platziert und die Einsatzpläne überarbeitet.

Privatkunden weniger zufrieden Blocher will kein

Wettfieber

B e r n. – (AP) Justizminis- ter Christoph Blocher stört sich an der Wettfreude eini- ger Mitarbeiter in seinem Departement. Er ist gegen das Abschliessen von Wet- ten im EJPD und hat dies den Chefs seiner Bundesäm- ter auch mitgeteilt, wie der Bundesrat in seiner Antwort auf eine Interpellation CVP- Nationalrat Pierre Kohler (JU) schreibt. Kohler störte sich daran, dass im Bundes- amt für Flüchtlinge anläss- lich der Fussball-Europa- meisterschaft in Portugal ei- ne Wette auf den künftigen Europameister lanciert wur- de. Er wollte vom Bundesrat wissen, ob diese Wette aus- drücklich erlaubt worden sei. In seiner Antwort schreibt der Bundesrat nun, das Anbieten und Eingehen von Wetten sei nur strafbar, wenn es gewerbsmässig ge- schehe.

Die besagte Wette im BFF falle nicht darunter, da mit Fug und Recht anzunehmen sei, dass es allen 60 Teilneh- mern um die Freude und um die Diskussion über die Eu- ro 2004 gegangen sei. Aller- dings dürfe die Arbeit nicht darunter leiden. Bundesrat Blocher hingegen sei der Meinung, dass solche Lotte- riespiele im Eidgenössi- schen Justiz- und Polizeide- partment (EJPD) nicht durchgeführt werden soll- ten. Er danke dem Interpel- lanten für den Hinweis.

Energieetiketten für Autos haben sich bewährt

Bei Etiketten für Haushaltgeräte sind Fortschritte bescheidener

B e r n. – (AP) Die Energieeti- ketten für Autos haben sich bewährt. Im ersten Halbjahr 2004 hat sich bereits ein Drit- tel der Autokäufer für Fahr- zeuge der beiden höchsten Ef- fizienzkategorien entschie- den. Bei den Haushaltgeräten sind die Fortschritte dagegen noch bescheidener und viele Anbieter missachten das Ge- setz.

Gut anderthalb Jahre nach ihrer Einführung kennt bereits mehr als die Hälfte der Bevölkerung die Warendeklaration, die jeden Neuwagen in Energieeffizienz- Kategorien von A bis G einteilt, wie EnergieSchweiz und die Autobranche am Dienstag an einer Pressekonferenz bekannt gaben. Dem Autofahrer stünden heute bereits mehr als 1200 Modelle der energieeffizientes- ten Kategorien A und B zur Ver- fügung. Sparsamer Verbrauch sei ein wichtiges Kaufkriterium geworden. Nach den Worten von Tony Wohlgensinger, Präsi- dent von auto-schweiz, hat sich zwischen Januar und Juni be- reits ein Drittel der Kunden für ein Auto der Effizienzkategori- en A oder B entschieden. 92 Prozent der Neuwagen waren im vergangenen Jahr mit der

«energieEtikette» gekennzeich- net.

Weniger Treibstoff

Dank der Etikette komme die Schweiz dem vereinbarten Ziel näher, den durchschnittlichen Treibstoffverbrauch von Neu- wagen bis ins Jahr 2008 auf 6,4 Liter pro 100 Kilometer zu sen- ken. Die 1211 Modelle, die in den Effizienzkategorien A und B eingeordnet sind, weisen ei- nen Durchschnittsverbrauch von 5,9 Liter pro 100 Kilometer auf. Laut dem Programmleiter von EnergieSchweiz und Vize- direktor des Bundesamtes für Energie, Michael Kaufmann, ist man aber noch nicht auf Ziel- kurs. Hauptgrund sei der Um-

stieg auf schwerere Personen- wagen, die im Durchschnitt mehr Treibstoff verbrauchten.

Weniger erfolgreich ist die Energiedeklaration bei den Haushaltgeräten und Lampen, wie die Allianz Energie-Kon- sum (Alec), die sich aus Kon- sumenten- und Umweltschutz- verbänden zusammensetzt, und EnergieSchweiz gleichentags bekannt gaben. Noch immer seien gemäss einer Marktunter- suchung rund 30 Prozent der Haushaltgeräte nicht oder man- gelhaft deklariert. Bei den Haushaltgeräten schneidet der Grossverteiler Coop am besten ab, bei dem 92 Prozent der Ge- räte korrekt etikettiert sind.

Conforama und Fust folgten mit 86 Prozent, Migros mit 74 Prozent und Media Markt mit 71 Prozent. Analog sieht die

Rangliste beim Anteil energie- effizienter Geräte im Angebot aus. Bei den Lampen dagegen schneidet die Migros mit 88 Prozent korrekt etikettierten Lampen am besten ab. Coop wies lediglich 43 Prozent kor- rekt etikettierte Lampen auf.

Die Allianz forderte Handel und Anbieter auf, die Energie- etikette energischer anzupa- cken und das Verkaufspersonal besser zu schulen. Vom Bun- desamt für Energie verlangt Alec Nachkontrollen und all- fällige Bussen, wie sie im Energiegesetz vorgesehen sind.

Das Energiesparpotenzial bei den Haushaltgeräten und Lam- pen ist laut Alec riesig: Mit Ge- räten der A-Klasse könnten pro Jahr Stromkosten von einer Milliarde Franken eingespart werden.

Hochreutener kandidiert nicht für Parteipräsidium

B e r n. – (AP) Der Berner Na- tionalrat Norbert Hochreutener steht nicht mehr als Kandidat für das siebenköpfige Partei- präsidium der CVP Schweiz zur Verfügung. Dies gab Hoch- reutener in einem am Dienstag veröffentlichten Brief an CVP- Interimspräsidentin Doris Leu- thard bekannt. Mit den beiden vorgeschlagenen Vizepräsi- denten und dem Präsidenten der Fraktion gehörten bereits drei Männer dem Parteipräsi- dium an. Es könne also wegen der von den Statuten geforder- ten Geschlechterparität höchs-

tens noch ein Mann als Beisit- zer in das Präsidium gewählt werden, schreibt Hochreute- ner. Dies würde bedeuten, dass er gegen den Tessiner Regie- rungrat Luigi Pedrazzini antre- ten müsste, was er als verfehlt erachte. Er halte es für wichtig, dass ein weiterer Vertreter der lateinischen Schweiz und ins- besondere ein Regierungrat im Parteipräsidium Einsitz neh- me, schreibt Hochreutener. Er werde sich auf sein Amt als Mitglied des Fraktionsvorstan- des konzentrieren.

Dank der Etikette den Treibstoffverbrauch im Land senken.

Foto Keystone

Kunden warten am 10. Januar 2001 vor einem Postschalter in Genf. Die Warteschlangen haben sich

verkürzt. Foto Keystone

Täter benutzten Bajonett

B e r n / D i l l i n g e n. – (AP) Beim Sexualmord an einem 15-jährigen Jungen im deutschen Donauwörth wurde auch ein Bajonett der Schweizer Armee benutzt.

Die auf das Sturmgewehr 57 passende Stichwaffe wurde in der Wohnung des inhaf- tierten Schweizers gefun- den, wie die Berner Kan- tonspolizei am Dienstag mitteilte.

Schweizer Landwirtschaft führt

«Suisse Garantie» ein

S t u d e n / B e r n. – (AP) Die Schweizer Landwirtschaft führt noch in diesem Monat das ein- heitliche Herkunftszeichen

«Suisse Garantie» für echte in- ländische Produkte ein. Die Konsumentenorganisationen ha- ben sich allerdings aus dem Bei- rat des Labels zurückgezogen, weil ihre Einwände zu wenig Beachtung fanden. Schweizer Produkte sollen durch die Kenn- zeichnung mit «Suisse Garantie»

und durch Kontrollen vertrau- enswürdig bleiben, sagten Ver- treter des Bauernverbandes und der AMS Agro-Marketing Suisse an einer Pressekonferenz am Dienstag in Studen (BE). «Suis- se Garantie» soll das Herkunfts- und Verarbeitungsland Schweiz auszeichnen, stellt klare Anfor- derungen an Produktion und Verarbeitung, verbietet den Ein- satz der Gentechnik und gewähr- leistet unabhängige Kontrollen im Rahmen des Zertifizierungs- systems. Der Präsident des Schweizerischen Bauernverban-

des, Hansjörg Walter, sagte, dass sich das Bedürfnis nach einem einheitlichen Herkunftszeichen nicht zuletzt aus den schwammi- gen gesetzlichen Deklarations- bestimmungen ableite, die weder den Ansprüchen der Landwirt- schaft noch denjenigen der Kon- sumentinnen und Konsumenten Rechnung trügen. Er kritisierte, dass es möglich ist, als Her- kunftsland die Schweiz zu dekla- rieren, selbst wenn die Rohstoffe zum Teil nicht aus der Schweiz stammten und lediglich gewisse Verarbeitungsschritte im Inland erfolgten. «Suisse Garantie» soll mit seinen klaren Reglementen und Zertifizierungsbestimmun- gen mehr Sicherheit und Trans- parenz schaffen. Das Herkunfts- zeichen wird ab September suk- zessive im Markt eingeführt.

Nach dem Start mit Obst und Gemüse folgen ab Ende Jahr auch Milch und Milchprodukte sowie Fleisch und Fleischpro- dukte, später dann Eier, Kartof- feln und weitere Produkte.

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N e w Y o r k. – (AP) Der mächtigste Staat der Welt wählt im November einen neuen Präsidenten, und die Entscheidung für George W.

Bush oder John Kerry wird für viele US-Bürger eine Ent- scheidung aus dem Bauch he- raus sein.

Von Jerry Schwartz Über zu wenig politische Infor- mation kann sich die amerika- nische Gesellschaft nicht bekla- gen, aber viele Wahlberechtigte können oder wollen sich nicht mit diesem Material auseinan- der setzen: «Wir sind schlecht informiert, und das ist zum Grossteil unsere eigene Schuld», sagt Mario Cuomo, ehemaliger Gouverneur von New York.

Erschreckend

In Umfragen versuchten Exper- ten in den vergangenen Jahr- zehnten immer wieder, den Wissensstand der Amerikaner zu testen. 3700 solcher Fragen von 1940 bis 1994 wurden aus- gewertet von Michael Delli Carpini und Scott Keeter in ih- rem Buch «What Americans Know About Politcs and Why It Matters» («Was die Amerikaner über Politik wissen und warum das wichtig ist»). Die Ergebnis- se sind zum Teil erschreckend.

Nur knapp jeder Vierte (24 Pro- zent) wusste 1970, wer der da- malige Aussenminister der USA war. Und nicht einmal je- der Zweite (47 Prozent) konnte 1988 zeigen, wo auf der Welt- karte England zu finden ist. Im Schnitt wussten lediglich rund 40 Prozent der Befragten je- weils die richtige Antwort.

Aus dem Bauch

Dabei sind viele der als unwis- send Entlarvten nicht dumm, wie Delli Carpini betont.

Schlecht abgeschnitten haben in den Umfragen vor allem Frauen, Angehörige von Min- derheiten und junge Leute. Vie- len von ihnen fehlt laut Delli

Carpini die Motivation, sich weiterzubilden, sich überhaupt Informationen zu beschaffen und sich mit differierenden An- gaben auseinander zu setzen.

Für ihre Wahlentscheidung wüssten die Amerikaner dage- gen genug, ist sich Samuel Pop- kin von der University of Cali- fornia sicher. Gewählt werde al- lerdings nach Instinkt und unter Verarbeitung von kleinen Infor- mationshäppchen. Solche Ent- scheidungen aus dem Bauch heraus würden auch bei der Auswahl von Mitarbeitern oder der Entscheidung für einen Ba- bysitter getroffen. «Die Leute lernen nicht mehr, als sie für ei- ne einfache Auswahl wissen müssen», sagt Popkin. In Kri- senzeiten wie Krieg oder Wirt- schaftsflaute würden sich die Wähler dagegen um mehr In- formationen bemühen.

Vage Vorstellung

Um die Informationsflut zu ka- nalisieren und zu objektivieren, hat Richard Kimball, ein ge- scheiterter Kandidat für den Se- nat, vor 14 Jahren das «Project Vote Smart» (PVS – Projekt für schlaues Wählen) gegründet.

«Es ist schwer für Bürger, zu erkennen, dass sie manipuliert werden», sagt PVS-Sprecherin Adelaide Kim. Dutzende Fra- gen gehen täglich bei ihr ein:

zur politischen Einstellung ei- nes bestimmten Kongress-Kan- didaten, wer denn eigentlich an- tritt, wie man sich für die Wahl registrieren lässt und so weiter.

Viele hätten bei ihren Anfragen nur «eine sehr vage Vorstellung, was sie eigentlich wollen», be- klagt das PVS. Etliche US-Bür- ger stolperten sozusagen ohne Landkarte durch die Demokra- tie, auf die sie so stolz seien.

Vor jeder Abstimmung bittet das PVS Kandidaten für die Gouverneurs- bis zur Präsiden- tenwahl um Angaben über ihre Einstellung zu Themen wie Ab- treibung, Energie- und Gesund- heitspolitik. Grosse Unterstüt- zung erhalten die Demokratie- Aktivisten dabei nicht: In den

vergangenen acht Jahren ist al- lein bei den Kandidaten für ei- nen Sitz im Kongress die Zahl derer, die Antworten zurück- schickten, von 72 auf 50 Pro- zent gesunken.

Zu politischen Diskussionen zwingen

Eine ganz andere Strategie der Informationsverteilung hat da- her James Fishkin von der kali- fornischen Stanford University vorgeschlagen. Vor jeder Wahl sollte ein landesweiter Feiertag eingeführt werden, an dem US- Bürger in Kleingruppen über die relevanten Themen diskutie-

ren. Jeder soll für seine Teilnah- me 150 Dollar erhalten. Ein sol- cher «Deliberation Day» (Tag zum Überlegen) garantiere ernsthafte Gespräche, sagt Fish- kin. Denn nur allzu oft gingen die Wahlberechtigten davon aus, dass ihre Stimme ohnehin nicht zähle.

Ein landesweites Pilotpro- gramm für einen solchen «De- liberation Day» wird in diesem Jahr am 16. Oktober vom Fern- sehsender PBS gesponsert.

Denn: «Die Öffentlichkeit ist sehr klug», sagt Fishkin,

«wenn man ihr nur eine Chan- ce gibt».

HINTERGRUND

Walliser Bote Mittwoch, 8. September 2004

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«Wenn du wissen willst, ob das Wort Gottes ankommt dann geh hie und da unter das Volk Gottes und höre zu», hat mir einmal ein erfahrener Mitbruder gesagt. Vor kur- zem bin ich unter dem Volk Gottes einer «Feldmesse» ge- standen und habe zugehört.

Was ich da gesehen und ge- hört habe, hat mich gleicher- weise erfreut wie enttäuscht.

Erfreut war ich über die ge- pflegte Liturgie, zu der der Zelebrant, der Kirchenchor, aber auch die grosse Mehr- zahl der Teilnehmer ihren Teil beitrugen. Der Pfarreirat des Ortes war gut beraten, nach den schlimmen Erfah- rungen der vergangenen Jah- re den Dekan um Hilfe anzu- gehen. Da Dekane von Beruf wegen gegen jede Anwand- lung des Stolzes gefeit sein müssen, darf ich ihm bezeu- gen, dass es ihm gelungen ist, diesem so disparaten Publi- kum aus Leuten des Dorfes und der Umgebung, aus Tou- risten, die in den Dörfern des obern Goms Ferien machten, sowie aus prominenten Ver- tretern aus Politik und Sport, zwar ernste, aber hoffnungs- volle Worte mitzugeben, die sie alle angingen. Ich gebe zu, ich war ziemlich zer- streut, denn ich habe drei Viertel des Volkes Gottes, das sich versammelt hatte – so- viel konnte ich überblicken – genau beobachtet. Ich war überrascht, wie gesammelt diese Menschen mitgemacht haben. Ebenso überrascht war ich, wie viele zur Kom- munion gingen, an diesem Ort ein Zeugnis des Glau- bens.

Um mich vor der Sonne zu schützen, hatte ich meinen Platz unter dem Zeltdach ge- wählt, hatte darum ungefähr einen Viertel der Anwesen- den in meinem Rücken. Hier ging es nun bedeutend weni-

ger gesammelt zu; oft wurde man eher an einen Marktplatz erinnert. Aus Gesprächsfet- zen konnte ich etwa bei Mit- gliedern des FC Stäfa eruie- ren, dass sie sich über verlo- rene oder gewonnene Matchs unterhielten. Müh- sam für ihre Kommunikation muss es gewesen sein, dass da vorne immer jemand sprach oder eine Gruppe sang, entsprechend konnte

sich der Pegel der Lautstärke innert Minuten eklatant ver- stärken und dann wieder sin- ken. Zugegeben, zuerst habe ich mich geärgert. Dann habe ich mir gesagt: Was soll es!

Als Jesus von Nazareth seine Bergpredigt hielt, haben ver- mutlich einige auch nur mit halben Ohren zugehört und haben sich über Probleme des Fischfangs unterhalten. Und als im Spätmittelalter die grossen Bussprediger in den Norden der Alpen kamen und den Zuhörer lateinisch oder später italienisch stundenlang ins Gewissen redeten – also in einer Sprache, die die Menschen in hiesigen Lan- den damals gar nicht verstan- den – da haben vermutlich viele Zuhörer den Moment benützt, um mit dem Nach- bar, den man lange nicht mehr gesehen hatte, über Wein und Weizen oder über die Familie und das Vieh zu reden.

Wenn damals die Worte trotz- dem «ankamen», warum nicht auch heute?

Mitten im

«Volk Gottes»

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CVPO-Publikationsorgan

Nestor Werlen

US-Präsident George W. Bush. Informationsflut und mangelnde Ausdifferenzierungen von Meinungen im US-Wahlkampf. Foto Keystone

Oskar Lafontaine in aller Munde

SPD sucht Sündenbock nach Saar-Debakel

B e r l in. – (AP) Am Tag nach der saarländischen Landtags- wahl war Oskar Lafontaine Hauptstadtgespräch. Alle Parteiführer mussten auf die Frage antworten, ob der frü- here SPD-Chef das Debakel seiner Partei im Saarland zu verantworten hat.

Von Vera Hella Fröhlich SPD-Chef Franz Müntefering wollte sich mit einem Sünden- bock nicht zufrieden geben:

«Es war nicht nur Oskar Lafon- taine, sondern insgesamt die Grosswetterlage», erklärte Müntefering.

Diese «Grosswetterlage» be- mühte auch SPD-Generalsekre- tär Klaus-Uwe Benneter. Er versicherte, am Reformkurs werde nichts verändert. Doch auf Nachfrage kam auch Ben- neter an Lafontaines «Selbstge- fälligkeit und Ich-Bezogenheit»

nicht vorbei. Der hatte nicht nur Schröders Reformkurs für ge- scheitert erklärt und dem Kanz- ler den Rücktritt nahe gelegt.

Auch sein Auftritt bei der Leip- ziger Anti-Hartz-Demonstrati- on sorgte in der SPD für Un-

mut. «Es war nicht hilfreich und es war unsolidarisch», meinte Benneter.

Lafontaine selbst setzte sich in einem Beitrag für die «Bild»- Zeitung zur Wehr. «Die SPD hat die Saar-Wahl wegen der Agen- da 2010 und Hartz IV verloren», schrieb der frühere saarländische Ministerpräsident. «Die Versu- che der Parteiführung, durch Vorwürfe an mich von ihrem Versagen abzulenken, sind allzu durchsichtig. Ohne einen grund- sätzlichen politischen Rich-

tungswechsel wird meine Partei weitere Niederlagen kassieren», prognostizierte er.

Wie lange die SPD noch Lafon- taines Partei sein wird, liess Ge- neralsekretär Benneter bewusst offen. Laut Satzung muss ge- hen, wer in eine andere Partei eintritt. Benneter meinte, wenn sich Lafontaine weiter unsoli- darisch mit der SPD benehme,

«gehe ich davon aus, dass er sich auch organisationspolitisch verhalten wird» – sprich: aus der SPD austreten wird. Der saarländische Spitzenkandidat Heiko Maas jedenfalls will Klarheit darüber, wo sich der frühere SPD-Vorsitzende künf- tig engagieren will. «Auf der Basis einer Drohung mit einer neuen Linkspartei wird es eine Zusammenarbeit mit mir nicht mehr geben.» Ein Ausschluss- verfahren lehnte Maas aber ab.

Doch auch Parteilinke meldeten sich zu Wort und protestierten öffentlich gegen Schuldzuwei- sungen: «Lafontaine die Schuld in die Schuhe zu schieben, ist schlichter Selbstbetrug», sagte die Abgeordnete Sigrid Skarpe- lis-Sperk dem «Handelsblatt»

(Dienstagausgabe). «Die Men-

schen demonstrieren nicht ge- gen Lafontaine, sondern gegen Hartz IV.»

«Im Jahr eins nach Hartz IV»

Auch die Union beschäftigte sich mit dem Saarländer. CDU-Che- fin Angela Merkel meinte, die SPD mache es sich zu einfach, wenn sie das Wahldebakel – Ab- sturz um fast 14 Punkte auf 30,8 Prozent – auf Lafontaine schie- be. Es habe vielmehr an Abgren- zung gemangelt. Die SPD-Spitze habe sich unsicher gezeigt, ob an seinen Thesen nicht doch ein Stück Wahrheit sei. Die Men- schen hätten deshalb überhaupt nicht mehr gewusst, woran sie sich halten sollen.

Der saarländische Ministerprä- sident Peter Müller präsentierte sich stolz, «im Jahr eins nach Hartz IV» immerhin 47,5 Pro- zent der Stimmen für die CDU eingefahren zu haben. Bei sei- ner Konkurrenz SPD machte er eine «dramatische Situation des Zerfalls» aus. Wer sich, wie Maas, nie zwischen Lafontaine und Müntefering habe entschei- den können, bekomme vom Wähler die Quittung: «Es ist kein Wunder, dass sich die Stimmen praktisch halbieren.»

Oskar Lafontaine. Rotes Tuch für die Genossen. Foto Keystone

Ohne Landkarte durch die Demokratie

Experten beklagen mangelndes politisches Wissen bei US-Bürgern

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SCHWEIZ/AUSLAND

Walliser Bote Mittwoch, 8. September 2004

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Stellung der Schweiz als Forschungs- nation soll gesichert werden

Branchenverband der Chemie präsentiert Rezepte

B e r n. – (AP) Die Schweiz soll ihre Stellung als wichtige For- schungs- und Wirtschaftsna- tion dauerhaft sichern. Als Rezept schlägt der Branchen- verband der Chemie und Pharmazie vor, sich auf die Herstellung und den Verkauf innovativer Produkte und Dienstleistungen zu speziali- sieren.

Die Schweizerische Gesellschaft für Chemische Industrie (SGCI) präsentierte am Dienstag an ei- ner Medienkonferenz in Bern ein Positionspapier zur Wachstums- diskussion. Die Schweiz müsse als wichtige Forschungs- und Wirtschaftsnation dauerhaft ge- sichert werden und auf den Wachstumspfad zurückfinden, sagte Rudolf Wehrli, der Präsi- dent des Branchenverbandes der chemischen und pharmazeuti- schen Industrie. Im zunehmend härteren internationalen Wettbe- werb könne die Schweiz mit ih- rem hohen Lebensstandard nur bestehen, wenn sie sich auf die Herstellung und den Verkauf hochwertiger innovationsintensi- ver Produkte und Dienstleistun- gen spezialisiere.

Für Bernd Schips, Leiter der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich, ist der Erfolg schweizerischer Unternehmen auf den Weltmärkten in hohem Mass von ständigen Produkt-

und Prozessinnovationen abhän- gig. Gleichzeitig schlägt er aber auch vor, das zur Verfügung ste- hende Ausbildungspotenzial besser auszuschöpfen, beispiels- weise mit einem früheren Schul- beginn oder der Verkürzung der Erstausbildungsdauer. Generell muss laut Schips der Wissens-

austausch intensiviert werden.

Zudem sollen attraktive Arbeits- und Lebensbedingungen für Wissenschafter aus dem Ausland geschaffen werden.

Der Verband fordert neben der vermehrten Förderung des Nach- wuchses und der konsequenten Auslese der Besten auch ein leis-

tungsbezogenes und zentrales Finanzierungssystem für alle Hochschulen. Um allen Ausbil- dungswilligen eine Aus- und Weiterbildung zu ermöglichen, die ihren Fähigkeiten entspre- che, sei ein staatliches Darle- henssystem zu schaffen, heisst es im Papier.

SARS-Forschung beim Berner Impfstoffhersteller Berna Biotech. Der Branchenverband schlägt eine

Spezialisierung auf innovative Produkte vor. Foto Keystone

4700 Freiwillige für Caritas

L u z e r n. – (AP) Mehr als 4700 Menschen leisten jedes Jahr freiwillige Einsätze für die Projekte der Caritas.

Wie das Hilfswerk am Dienstag zu einer neuen Sta- tistik mitteilte, sind zwei Drittel davon Frauen. Über die Hälfte aller Freiwilligen stamme zudem aus der Ro- mandie.

2003 wurden laut Caritas insgesamt 400 000 Arbeits- stunden geleistet. So halfen Freiwillige bei individuellen Sozialbegleitungen, führten Secondhand-Kleiderläden oder arbeiteten in den Cari- tas-Märkten, in welchen ver- billigte Waren für sozial be- nachteiligte Menschen ange- boten werden.

Aber auch bei der Öffent- lichkeitsarbeit, der Mittelbe- schaffung und der Administ- ration arbeiten Volontäre.

Weitere Aufgaben betreffen die Begleitung von Flücht- lingen und Asylsuchenden sowie von Kranken und Sterbenden.

Rund 1500 Freiwillige wer- den jährlich an Bergbauern- betriebe vermittelt.

Amnesty fordert Moratorium für abgewiesene Asylbewerber

Dossiers sollen noch einmal in aller Ruhe geprüft werden

L a u s a n n e. – (AP) Die Men- schenrechtsorganisation Am- nesty International (AI) hat ein Ausschaffungsmoratorium von sechs Monaten für die 523 abgewiesenen Asylbewerber im Kanton Waadt gefordert.

Die einzelnen Dossiers sollen während dieser Zeit noch ein- mal sorgfältig geprüft werden.

Laut Amnesty weisen ein Fünf- tel der Dossiers Fehler auf.

Amnesty widersetze sich nicht grundsätzlich einer Rückschaf- fung von abgewiesenen Asylbe- werbern, aber die Behörden müssten sich die Zeit nehmen, sie in aller Sicherheit und ohne Zwang auszuführen, sagte Am- nesty-Generalsekretär Daniel Bolomey an einer Pressekonfe- renz. Mit einem Moratorium könnte laut Amnesty verhindert werden, dass sich Fälle wie je- ner eines jungen Birmanesen wiederholten, der vom Kanton Bern ausgeschafft wurde und anschliessend wegen seiner po- litischen Aktivitäten zu 19 Jah-

ren Gefängnis verurteilt worden war. Besorgt ist Amnesty da- rüber, dass sich unter den auszu- schaffenden Flüchtlingen im Kanton Waadt Menschen aus Birma, Kongo, Afghanistan, Irak, Syrien, Palästina und Kuba befinden. Sie riskierten im Fall einer Rückschaffung die Verhaf- tung. Amnesty seien beispiels- weise 17 Fälle bekannt, in de- nen Menschen nach ihrer frei- willigen oder zwangsweisen Rückkehr nach Syrien in den vergangenen drei Jahren verhaf- tet worden seien.

Individuelle Prüfungen

Amnesty fordert zudem, dass die Rückkehrmöglichkeiten indivi- duell geprüft werden. Nur so könne sichergestellt werden, ob die von den Behörden ins Auge gefassten Empfangsmöglichkei- ten im Heimatland tatsächlich existieren. So seien in der Regi- on von Srebrenica die Häuser der betroffenen Personen voll- ständig zerstört und eine Integra-

tion in den Arbeitsmarkt sei un- denkbar. Mit der Rückschaffung der abgewiesenen Asylbewerber aus diesen Gebieten müsse des- halb mindestens bis zum Früh- ling zugewartet werden. Amnes- ty hat laut eigenen Angaben rund 50 Dossiers mit rund 100 betrof- fenen Personen überprüft und dabei Fehler festgestellt. So sei ein Fünftel der Gesuche auf der Basis von falschen oder unvoll- ständigen Angaben abgelehnt worden, sagte die für die Koordi- nation zuständige Amnesty-Mit- arbeiterin Denise Graf. Dabei seien Grundprinzipien des Ver- waltungsrechts, der Anhörung der Betroffenen und der Gleich- behandlung in zahlreichen Fäl- len verletzt worden. Amnesty will den Waadtländer Behörden eine Liste der fehlerhaften Dos- siers zur neuen Überprüfung zu- stellen und hofft, dass der Waadtländer Staatsrat sie dann an das Bundesamt für Flüchtlin- ge (BFF) weiterleitet.

Kantone lenken beim geplanten Fürsorgestopp ein

Nach Anpassungen bei Übergangsfrist

B e r n. – (AP) Die Kantone wollen auch beim Fürsorge- stopp für jene abgewiesenen Asylsuchenden einlenken, die schon längere Zeit in der Schweiz sind. Die Konferenz der kantonalen Sozialdirekto- ren begründete den Mei- nungswandel mit den geplan- ten Anpassungen, allen voran der vom Bundesrat festgeleg- ten dreijährigen Übergangs- frist.

Der Sekretär der Sozialdirekto- renkonferenz, Ernst Zürcher, machte am Dienstag im «Ren- dez-vous» von Radio DRS deutlich, dass die Kehrtwen- dung aufgrund von erheblichen Anpassungen möglich gewor- den sei. Dazu gehöre zum einen die für die betroffene Personen- gruppe vorgesehene Über- gangsfrist von drei Jahren. Mit einer solchen Regelung bleibe genügend Zeit, Lösungen für die einzelnen Fälle zu finden.

Die Menschen müssten nicht innert kürzester Zeit aus den Strukturen gerissen werden.

Zürcher, der die Position der Kantone kürzlich vor der Stän-

deratskommission darlegte, führte als zweiten Punkt das Festhalten an der humanitären Aufnahme im Sinne des Natio- nalratsbeschlusses an. Als drit- ten Punkt nannte er den Ver- zicht auf die Durchsetzungs- haft. Die Kantone würden es laut Zürcher im Weiteren be- grüssen, wenn der Bund noch verstärkt Rückkehrhilfe leisten und bei der Papierbeschaffung noch vermehrt mitarbeiten wür- de. Gerade in Fällen von Aus- schaffungshaft müsse es rasch gehen.

Seit April erhalten jene abge- wiesenen Asylsuchenden, deren Gesuch gar nicht erst geprüft wurde, nur noch Überlebenshil- fe. Der Fürsorgestopp für abge- wiesene Asylsuchende, die be- reits seit längerer Zeit in der Schweiz leben, war von den Kantonen vorerst abgelehnt worden. Zürcher hält es für möglich, dass die Vorlage in der Wintersession behandelt wird und die Bestimmungen dann al- lenfalls im dringlichen Verfah- ren per Anfang 2005 in Kraft gesetzt werden könnten.

Kantonsingenieure halten Spar- massnahmen für zu massiv

B ü r g e n s t o c k. – (AP) Die Konferenz der Kantonsinge- nieure (KIK) beurteilt die er- neuten Sparmassnahmen des Bundes im Strassenbereich als zu massiv und unausgewogen.

Nötig seien merkliche Verände- rungen, die den Verkehr weni- ger belasteten sowie ein Ver- kehrsfonds, teilte die Konferenz vor der Jahresversammlung vom Dienstag auf dem Bürgen- stock (NW) mit. Kritisiert wur- de insbesondere die zusätzliche Zurückbehaltung der zweckge- bundenen Mineralölsteuergel- der. Mit den Sparmassnahmen würden in erster Linie die Randregionen getroffen, wo ein

weiteres Mal die mehrfach ver- sprochene Fertigstellung des Nationalstrassennetzes ver- schoben werde. Auch die Strei- chung der nicht werkgebunde- nen Mittel werde bei mehreren Kantonen zu massiven Ein- schränkungen führen. Es sei be- dauerlich, dass der Bundesrat den Kantonen immer mehr Strassengelder entziehe und zu- gleich die Anforderungen an den Strassenbau laufend erhö- he. Positiv reagierten die Kan- tonsingenieure auf einen Ver- kehrsfonds. Es handle sich um eine wesentliche Verbesserung, die rasch umgesetzt werden müsse.

Schwerverbrechen geklärt

F r a u e n f e l d / S o l o - t h u r n. – (AP) Dank DNA- Analysen sind acht bezie- hungsweise sechs Jahre zu- rückliegende Schwerverbre- chen in den Kantonen Thurgau und Solothurn geklärt worden.

Einem 61-jähriger Mann, der im Kanton St. Gallen in Unter- suchungshaft sitzt, wurden ein Sexualdelikt und zwei Bank- überfälle nachgewiesen. Der aus dem Kanton Graubünden stammende Täter ist laut einer Mitteilung der Thurgauer Kan- tonspolizei vom Dienstag ge- ständig, im März 1998 in Weinfelden (TG) ein Sexualde- likt und im November 1998 in Horn (TG) einen Banküberfall

verübt zu haben. Beim Sexual- delikt hatte er eine 16-jährige Frau im Bereich der katholi- schen Kirche von hinten ange- griffen und sie zu sexuellen Handlungen gezwungen. An- schliessend flüchtete er uner- kannt. Beim Überfall auf die Thurgauer Kantonalbank in Horn hatte der mit einer Pistole bewaffnete Mann einen Bank- kunden bedroht und die He- rausgabe von Bargeld gefor- dert. Mit einer Beute von 100 000 Franken gelang ihm die Flucht. Im Kanton Solo- thurn verübte der gleiche Mann am 20. Juni 1996 einen bewaff- neten Raubüberfall auf die Raiffeisenbank in Bellach.

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