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Fundort Wien. Berichte zur Archäologie 22/2019

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Fundort Wien

Berichte zur Archäologie

22/2019

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Inhaltsverzeichnis

Fundort Wien 22, 2019. Berichte zur Archäologie

Aufsätze

4 Martin Penz/Marianne Kohler-Schnei- der/Ilona Szunyogh/Sigrid Czeika

Erste Forschungsergebnisse zur endneolithi- schen Siedlung in Wien-Oberlaa

42 Martin Mosser Die Antefixe von Vindobona

70 Kristina Adler-Wölfl/Martin Mosser mit einem Beitrag von Sabine Jäger-Wersonig Zum Beginn des Legionslagers Vindobona

138 Heike Krause

Die Vorstadt St. Niklas vor dem Stubentor und das Zisterzienserinnenkloster St. Maria. Aus- grabungen in Wien 3, Siegelgasse 1 und Ra- sumofskygasse 2931

168 Sylvia Kirchengast/Elisa Praxmarer Anthropologische Analyse der menschlichen Skelettreste der Ausgrabung in Wien 3, Sie- gelgasse 1

Tätigkeitsberichte

180 Martin Mosser

Archäologische Voruntersuchungen im Umfeld der künftigen U-Bahn-Station Frankhplatz (Wien 9)

206 Sabine Jäger-Wersonig/Heike Krause/

Ingeborg Gaisbauer/Werner Chmelar/Kinga Tarcsay

Ein Gasthaus vor dem Linienwall. Archäologi- sche Untersuchungen in Wien 5, Matzleins- dorfer Platz im Vorfeld des U-Bahn-Ausbaus (U2/U5)

226 Sylvia Sakl-Oberthaler

Lampen aus Vindobona– „Funde online

234 Ingrid Mader/Sabine Jäger-Wersonig/

Ingeborg Gaisbauer/Werner Chmelar Archäologische Untersuchungen im Hof der ehemaligen K. K. Telegrafenzentrale am Bör- seplatz 1 in Wien

246 Oliver Schmitsberger/Martin Penz Hornstein, Halden, HammersteineVierter Vorbericht zur Prospektion im Lainzer Tiergar- ten im Rahmen des ProjektsBergbauLand- schaftWien

Fundchronik

274 Übersichtskarte

276 Grabungsberichte 2018

306 MitarbeiterInnenverzeichnis 307 Namenskürzel

307 Abkürzungsverzeichnis 309 Abbildungsnachweis 309 Inserentenverzeichnis 309 Impressum

Römischer Stirnziegel aus der Legionsziegelei in Wien-Hernals. (Foto: Mario Mosser) Endneolithische (kupferzeitliche) Funde aus Wien-Oberlaa. (Foto: Martin Penz) Innenhof des Hauses Siegelgasse 1 (Wien 3) um 1900. (Foto: August Stauda)

Kurzzitat:FWien 22, 2019

Die Deutsche BibliothekCIP-Einheitsaufnahme Fundort Wien: Berichte zur Archäologie / hrsg. von Museen der Stadt WienStadtarchäologie

Erscheint jährlichAufnahme nach 1 (1998) kart.: EUR 34,–(Einzelbd.)

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Fundchronik Übersichtskarte

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Wien 1, Börseplatz 1

Anlässlich des Einbaus einer Tiefgarage in den Innenhof der ehemaligen K. K. Telegrafenzentrale am Börseplatz 1 führte die Stadtarchäologie Wien im Zeitraum von 19. Februar bis 30. Dezember 2018 archäologische Untersu- chungen1durch (Abb. 1). Anstelle der erwarteten Befunde aus dem nordwest- lichen Bereich des hier einst situierten frühneuzeitlichen Fluss-Streitschiff- Arsenals kamen lediglich bauzeitliche Kellermauern und Kanaleinbauten bzw.

ein Brunnen und eine gemauerte Kalkgrube zum Vorschein (siehe Beitrag I. Mader et al., 234 ff.). Offenbar waren beim Bau der Telegrafenzentrale 1870–18732sämtliche älteren Bauwerke bis zur Unterkante der Baugrube ab- getragen worden. Danach hatte man den Keller freistehend errichtet und den Innenhof dem Baufortschritt entsprechend allmählich aufgefüllt. Dadurch wur- de eine interessante Brückenkonstruktion für einen–für das 19. Jahrhundert in Wien typischen–begehbaren Abwasserkanal notwendig.

Die wenigen Keramikfunde sind entweder dem Spätmittelalter oder dem Ende des 18. bzw. dem Anfang des 19. Jahrhunderts zuzuordnen, die gestempelten Ziegel den bauzeitlichen Mauern oder aber späteren Ausbesserungen.

(S. J.-W.)

Wien 1, Dr.-Karl-Lueger-Platz/Postgasse (Künettengrabung)

Vom 31. Jänner bis 3. April 2018 führte die Stadtarchäologie Wien in Fortset- zung der 2015 und 2017 durchgeführten Wasserrohrverlegungen im Straßen- bereich Wien 1, Dominikanerbastei1 bei den weiteren Aufgrabungen entlang des Dr.-Karl-Lueger-Platzes über den Durchgang Dr.-Karl-Lueger-Platz 4B/

Postgasse 2 bis zur Kreuzung Postgasse/Bäckerstraße (vor Nr. 22) eine bau- begleitende archäologische Dokumentation durch.2 Die Künette war knapp 200 m lang, meist ca. 1 m breit und maximal 2,20 m tief. Im stadthistorischen Kontext verlief der Leitungsgraben von Ost nach West vom Stadtgraben der re- naissancezeitlichen Befestigungsanlage über deren Kurtine nördlich der erhal- tenen Überreste des Stubentores im Bereich der gleichnamigen U-Bahn- Station bis zum dahinter liegenden, auf das 13. Jahrhundert zurückgehende Dominikanerkloster (Abb. 1). Zu erwarten wäre auch ein Teilstück der mittelal- terlichen Stadtmauer gewesen,3 allerdings waren an der vermuteten Stelle im Kreuzungsbereich Dominikanerbastei/Dr.-Karl-Lueger-Platz massive Störun- gen durch ältere Leitungsgräben festzustellen, die vielleicht als Ursache für den Negativbefund anzusehen sind. Bei den aufgedeckten Strukturen handelte es sich in der Mehrzahl um spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Mauerfun- damente des im Jahr 1937 abgetragenen südlichen Trakts des Dominikaner- klosters (Bef.-Nr. 2, 3, 5, 14, 15, 17, 18, 26–29, 33), in dem ab 1567 die adelige Landschaftsschule untergebracht war.4Östlich davon wurde die Kurti- ne des 16. Jahrhunderts (Bef.-Nr. 13) knapp 20 m nördlich der erhaltenen Res- te beim Stubentor in ihrer gesamten Breite mit anschließendem Strebepfeiler (Bef.-Nr. 10) dokumentiert. Dagegen konnten westlich des Klosters im Bereich Postgasse/Bäckerstraße großflächige Eintiefungen (Verfüllungen Bef.-Nr. 20, 25, 30) in den anstehenden Löss festgestellt werden, die an bereits bekannte mittelalterliche Erdkeller am benachbarten Dr.-Ignaz-Seipel-Platz erinnerten.5

1 GC : 2018_05; BDA Mnr. 01004.18.06.

2 Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs, Wien. I. Bezirk Innere Stadt (Wien 2003) 655 f. s. v. Börseplatz.

Börseplatz

Börseplatz

Börse

Hohenstaufeng.

Rockhgas se Helferstorferstr

.

Börseplatz

1

2

33

34

10

5 8

Abb. 1: Fundpunkt 1 (GC : 2018_05). Wien 1, Börseplatz 1.

1 M. Mosser, Wien 1, Dominikanerbastei 2–

12. FWien 19, 2016, 153–157 (GC : 2015_16);

ders., Bericht über die archäologische Gra- bung Wien 1, Dominikanerbastei 2–12. FÖ 54, 2015, D7616–D7621; ders., Wien 1, Domi- nikanerbastei 12–24 (Künettengrabung).

FWien 21, 2018, 188–191 (GC : 2017_15).

2 GC : 2018_04; BDA Mnr. 01004.18.05.

3 Vgl. R. Pohanka, Die mittelalterliche Stadt- befestigung am Wiener Stubentor. BeitrMAÖ 3, 1987, 3336 Taf. I.

4 R. Perger/W. Brauneis, Die mittelalterli- chen Kirchen und Klöster Wiens. Wiener Ge- schichtsbücher 19/20 (Wien, Hamburg 1977) 153 f.

5 M. Mosser, Wien 1, Dr.-Ignaz-Seipel- Platz. FWien 21, 2018, 193 f. (GC : 2017_04).

Fundchronik Wien 1

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Die renaissancezeitliche Stadtbefestigung

Die nördlich des Stubentors sich fortsetzende Kurtine der Fortifikationsanlage des 16. Jahrhunderts war zwar innerhalb des Leitungsgrabens bereits durch die alte Wasserleitung gestört, konnte aber im Südprofil der Künette beinahe in ihrer gesamten Breite von 3,80 m (!) dokumentiert werden (Bef.-Nr. 13;

Abb. 2).6 Das NNO-SSW orientierte Mischmauerwerk kam ca. 1 m unter dem heutigen Straßenniveau (OK 8,57 m über Wr. Null) vor der Südwest-Ecke des Hauses Dr.-Karl-Lueger-Platz 5 zum Vorschein und war bis zu einer Höhe von 1,10 m sichtbar. Wie von anderen Kurtinenabschnitten bekannt, waren feldseitig lagig gesetzte Fortifikationsziegel (Maße: 32616,567–8 cm) vor- geblendet, die etwa ein Drittel der Mauerbreite einnahmen, im restlichen Teil fanden sich hauptsächlich bis zu 35 cm große, eher unregelmäßig gesetzte Bruchsteine (grünliche Flyschsandsteine, gelbliche Sandsteine, Kalksandstei- ne). Das Mauerwerk war mit einem festen, mittelgroben, hellgrauen, kalkigen, mit vielen Kieseln und Kalkspatzen versetzten Mörtel gebunden. Im Gegensatz

6 Zur Baugeschichte der Stadtbefestigung siehe H. Krause/G. Reichhalter in: S. Sakl- Oberthaler et al., Von der mittelalterlichen Stadtmauer zur neuzeitlichen Festung Wiens.

Historisch-archäologische Auswertung der Grabungen in Wien 1, Wipplingerstraße 33–

35. MSW 9 (Wien 2016) 149–214 und allge- mein H. Krause et al., Mauern um Wien. Die Stadtbefestigung von 1529 bis 1857. WA 6 (Wien 2014).

Abb. 1: Fundpunkt 2 (GC : 2018_04). Überblicksplan zu den Befunden der Künettengrabung Wien 1, Dr.-Karl-Lueger-Platz/Postgasse mit dem Grund- rissplan von Werner Arnold Steinhausen aus dem Jahr 1710 als georeferenzierte Kartengrundlage. (Plan: M. Mosser)

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zum etwa 280 m weiter nördlich gelegenen,„nur“2,60 m breiten Kurtinenab- schnitt an der Ecke Dominikanerbastei/Wiesingerstraße7 war das am Dr.- Karl-Lueger-Platz aufgefundene Teilstück erheblich breiter, was vielleicht auf die hier vorliegende neuralgische Position nahe dem Stadttor (Stubentor) und auf ihre Funktion als unmittelbare Schutzmauer für das Dominikanerkloster zu- rückzuführen ist.8

An diese Kurtinenmauer war im Westen–an der Rückseite–ein 4,80 m langer, wohl ursprünglich mindestens 1,80 m breiter Strebepfeiler (Bef.-Nr. 10; OK 8,35 m über Wr. Null) angebaut (Abb. 3), auch wenn aufgrund eines rezenten Kanalschachtes die direkte Verbindung nicht dokumentiert werden konnte.

Das vorwiegend aus Fortifikationsziegeln bestehende Mischmauerwerk war bis zu einer Höhe von 1 m sichtbar, wies einen ähnlichen Mörtel wie die Kurtine auf und besaß gerade Außenflächen. Über den dokumentierten Befestigungs- mauern befanden sich Abbruchschichten (Bef.-Nr. 7–9; OK 9,34 m/UK 8,16 m

7 Mosser (Anm. 1, 2018) 190 Abb. 2.

8 Vgl. Pohanka (Anm. 3) 36 f. Taf. VII.

Abb. 2: Südprofil mit der Kurtine Bef.-Nr. 13 der renaissancezeitlichen Stadtbefestigung nördlich des Stubentores, darüber Abbruchschichten für den Ringstraßenbau aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. (Foto: Stadtarchäologie Wien)

Abb. 3: Nördlicher Teil des an die Kurtine Bef.-Nr. 13 angebauten Strebepfeilers Bef.-Nr. 10. (Foto:

Stadtarchäologie Wien)

Fundchronik Wien 1

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über Wr. Null) für den Ringstraßenbau aus der zweiten Hälfte des 19. Jahr- hunderts.

Weiter Richtung Osten erstreckte sich bis zum 19. Jahrhundert beim Stuben- tor ein ca. 70 m breiter Stadtgraben, dessen gemauerte Gegenböschung (Kon- tereskarpe) sich nahe am heutigen Parkring befunden haben muss. An dieser Stelle konnten, im Südprofil an der Künettenunterkante, unregelmäßig gesetzte Lagen von Bruchsteinen und Ziegelbruch in wenig hellgrauem, sehr grobem Kalkmörtel beobachtet werden (Bef.-Nr. 4; OK 8,40 m über Wr. Null). Es könn- te sich dabei aber auch um abgebrochene Teile der Kontereskarpe handeln, da zwischen dem Baumaterial Asche- und Lehmlagen, aber auch ein Fragment ei- nes Steinguttellers mit blauer Bordüre aus dem 19. Jahrhundert (Inv.-Nr. MV 105.572/2)9 feststellbar waren. Der Graben selbst war von heterogen zusam- mengesetztem Erdmaterial und Bauschutt mit Funden vom 14. bis zum 19.

Jahrhundert verfüllt (Bef.-Nr. 6; OK 8,60 m über Wr. Null; Inv.-Nr. MV 105.575–105.576). Diese Verfüllung geschah im Zuge des Abbruchs der For- tifikationsanlagen und des Baus der Ringstraße ab der Mitte des 19. Jahrhun- derts. Innerhalb der eingebrachten Straten zeigten sich, vor allem im Bereich der Biberstraße, auch zum Teil zusammenhängende, offensichtlich durch Um- lagerung mittelalterlicher Siedlungshorizonte entstandene Planierschichten (ebenfalls Bef.-Nr. 6; OK 7,75 m über Wr. Null), die auch entsprechendes Fund- material enthielten. Darunter befanden sich Fragmente von zwei Kremprand- töpfen und eines Mündelbechers sowie der Knauf eines Hohldeckels aus dem 14. und 15. Jahrhundert (Inv.-Nr. MV 105.575/1–4).

Dominikanerkloster

Die zahlreichen, oft stark differierenden Mauerzüge, welche innerhalb der Was- serrohrkünette auf dem Gelände des ehemaligen Dominikanerklosters zutage traten, gaben Einsicht in die wechselvolle Geschichte dieses Bauwerks. Die Gründung des Klosters erfolgte nach 1226, eine erste Umbauphase wird be- reits um 1270 nach einem Brand postuliert, weitere Bauperioden gibt es nach Bauforschungsergebnissen aus dem Jahr 2007 im späten 13. oder erst im 14.

Jahrhundert sowie im mittleren oder späteren 15. Jahrhundert. Die letzte grö- ßere Ausbauphase erfolgte um die Mitte des 17. Jahrhunderts.10 Bodenni- veaus oder Planierungen zwischen den Mauerzügen konnten 2018 nicht festgestellt werden. Größtenteils waren hier verfüllte Keller des Klosters auszu- machen (Verfüllungen Bef.-Nr. 16 und 22; OK 8,58 m über Wr. Null), die ur- sprünglich von Ziegelgewölben überspannt waren (vgl. Bef.-Nr. 15, 26 und 27 und Abb. 4; erh. OK bis 10,07 m über Wr. Null).

Von der ältesten mittelalterlichen Bausubstanz war im Verlauf der Künette nichts erhalten. Eventuell ist das nur im Randbereich angeschnittene Misch- mauerwerk Bef.-Nr. 3 (OK 10,65 m über Wr. Null) in massivem, hellgrauem bis weißem, grobem Kalkmörtel, das römisches und mittelalterliches Ziegelma- terial enthielt, einer der älteren Bauphasen zuzuordnen. Dieses war Nord-Süd orientiert und erstreckte sich im Bereich des westlichen Klostertrakts. Wahr- scheinlich im rechten Winkel dazu verlief das lagig gesetzte Mischmauerwerk Bef.-Nr. 5 aus bis zu 25 cm großen Quarzsandsteinen und oft vollständig er-

9 Für die Keramikbestimmungen danke ich Ingeborg Gaisbauer (Stadtarchäologie Wien).

10 P. Mitchell/G. Buchinger, Wien 1. Bezirk, Postgasse 4 (Dominikanerkloster). FÖ 49, 2010, 472–474; M. Kaltenegger, Wien 1. Be- zirk, Postgasse 4 (Dominikanerkloster). FÖ 49, 2010, 474.

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haltenen, mittelalterlichen handgestrichenen Ziegeln (Maße: 22,569,56 5,5 cm) in hellgrauem, sandig-kalkigem Mörtel, der mit eher vielen Kieseln und Kalkspatzen versetzt war. Die Südseite des Ost-West orientierten Funda- ments (OK 9,22 m über Wr. Null), an die hier unmittelbar der gewachsene Löss- boden Bef.-Nr. 11 (sichtbare OK hier bei 9,12 m über Wr. Null) anschloss, konnte in 1,45 m Tiefe auf einer Länge von 5,60 m verfolgt werden. Eine Datie- rung der Mauer in eine der spätmittelalterlichen Bauphasen erscheint durchaus plausibel.

Von anderer Bauart–ganz ähnlich jener der Stadtbefestigung–waren die 0,60 bzw. 0,65 m breiten, bereits in 1 m Tiefe zum Vorschein kommenden, im rech- ten Winkel zueinander stehenden Mischmauerwerks-Mauern Bef.-Nr. 28 und 29 (OK 9,99 m über Wr. Null). Diese enthielten neben bis zu 80 cm großen Flyschsandsteinen auch mittelalterliche handgestrichene Ziegel (Maße:

19,56965 cm; 2061065 cm) sowie Ziegel mit den erhaltenen Maßen ?6 15,567,5 cm, die jenen der Fortifikationsziegel entsprechen (Inv.-Nr. MV 105.588). Der hellgraue bis weiße, feste und mittelgrobe Kalkmörtel war mit vie- len Kalkspatzen und Kieseln gemagert. Mauer Bef.-Nr. 29 dürfte als Teilstück der westlichen Außenmauer des frühneuzeitlichen Klosters anzusprechen sein.

Sie war an der Innenseite (= Ostseite) mit einem geglätteten, 1 cm dicken, wei- ßen Kalkverputz versehen. Über 40 m entfernt, an der gegenüberliegenden Ostseite des Klosters, dürfte die 0,90 m breite und auf 1,40 m Höhe sichtbare Ziegelmauer Bef.-Nr. 14 (OK 9,18 m über Wr. Null) etwa derselben Periode ent- stammen oder noch etwas jünger zu datieren sein (Abb. 4). Sie wies dieselbe Art Kalkmörtel auf und die vorwiegend im Binderverband gesetzten Ziegel ent- sprachen hauptsächlich den Fortifikationsformaten (Maße: 316?68 cm; ?6 1567 cm).

Vielleicht ebenfalls ins 16. Jahrhundert, eher aber der jüngsten Umbauphase Mitte des 17. Jahrhunderts sind alle übrigen Innenmauern des Klosters ein-

Abb. 4: Frühneuzeitliche Ziegelmauer Bef.-Nr. 14 mit westlich angebau- tem Ziegelgewölbe Bef.-Nr. 15 im nördlichen Abschnitt des ehemaligen Südtrakts des Dominikanerklosters. (Foto: Stadtarchäologie Wien)

Abb. 5: Anstehender Lössboden Bef.-Nr. 11, geschnitten von Mauerrest Bef.-Nr. 21 (links) und Grubenverfüllung Bef.-Nr. 20 (rechts im Nordpro- fil). (Foto: Stadtarchäologie Wien)

Fundchronik Wien 1

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bzw. zuzuordnen. Dabei handelte es sich wiederum um Ziegel- und Misch- mauerwerks-Mauern sowie Kellergewölbe (Abb. 4; Bef.-Nr. 15, 17, 18, 26 und 27).

Auffallend massiv zeigte sich eine weitere Ost-West orientierte Ziegelmauer (Bef.-Nr. 2; OK 10,30 m über Wr. Null), die im Bereich der Postgasse ursprüng- lich bereits zum nördlichen Klostertrakt gehörte und nur 0,50 m unterhalb der Straßenoberfläche insgesamt 1,40 m hoch sichtbar war. Diese schnitt die mit- telalterliche Mauer Bef.-Nr. 3 und bestand aus unterschiedlich vermörtelten Ab- schnitten: Im unteren Bereich wurde hellbraun-sandiger Mörtel verwendet, oben hellgrau-kalkiger. Die lagig gesetzten Ziegel wiesen neuzeitliche Maße von 316?67,5 cm bzw. ?61467 cm auf. Die Mauer dürfte ins 17./18. Jahr- hundert zu datieren sein.

Erdkeller

Westlich des Klosters, im Bereich der Kreuzung Postgasse/Bäckerstraße war unmittelbar an die Westmauer Bef.-Nr. 29 anschließend eine dunkelbraune Grubenverfüllung (Bef.-Nr. 30; OK 9,38 m über Wr. Null) festzustellen. Auf etwa 20 m Länge Richtung Westen zeigte sich aber in ungestörten Abschnitten der Künette der anstehende Lössboden (OK 10,17 m über Wr. Null) etwa 0,80 m höher als die Verfüllung Bef.-Nr. 30.

Zusammen mit weiteren großflächigen und tiefreichenden Verfüllungen (Bef.- Nr. 20, 23, 24, 25 und evtl. auch 30), welche senkrecht den Lössboden schnit- ten (Abb. 5), scheint es sich hier um mehrere Erdkeller mit einer Länge von mindestens 5 m und einer erkennbaren Tiefe von mindestens 1 m zu handeln, wobei deren Unterkante an keiner Stelle ergraben wurde (err. UK 9,23 m über Wr. Null). Die Verfüllungen enthielten spätmittelalterliches und frühneuzeitliches Fundmaterial (Inv.-Nr. MV 105.585 und MV 105.587) und sind damit gut mit den in der Umgebung bekannten Kellerstrukturen vergleichbar.11

Nur mehr der unterste Rest einer Mischmauerwerks-Struktur (Bef.-Nr. 21; OK 10,00 m über Wr. Null) fand sich vor dem Haus Bäckerstraße 22 (Abb. 5). Von ihr waren nur Ziegelbruch und ein 30 cm großer Flyschsandstein in hellgrauem, sandigem Mörtel erhalten geblieben. Die Mauer könnte noch als Teil der ab 1623 erfolgten Erweiterung des alten Universitätsgebäudes interpretiert wer-

den.12 (M. M.)

Wien 1, Fleischmarkt 20–28 (Künettengrabung)

Im Zuge der Auswechslung von Wasserrohren führte die Stadtarchäologie Wien vom 17. Jänner bis 5. Februar 2018 vor den Häusern Wien 1, Fleisch- markt 20–28 bzw. Fleischmarkt 19 eine baubegleitende archäologische Doku- mentation durch (Abb. 1).1 Die entsprechende Künette war 85 m lang, durchschnittlich 0,80 m breit und 1,80 bis maximal 2 m tief. Da die Aufgrabun- gen ungefähr dem Verlauf des alten Wasserrohres folgten, konnten archäolo- gisch relevante Befunde meist nur noch an der Künettensohle dokumentiert werden. Der anstehende Lössboden Bef.-Nr. 6 wurde bei etwa 10,00–

10,40 m über Wr. Null angetroffen und lag damit im östlichen Teil der Künette

11 Th. Kühtreiber, Die Ausgrabungen in der Alten Universität in Wien (1997–2002) (Diss.

Univ. Wien 2006) 98 f. 106 f.; Mosser (Anm.

5) 193 f.

12 Kühtreiber (Anm. 11) 34–41.

1 GC : 2018_02; BDA Mnr. 01004.18.02.

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etwa 1,80 m unterhalb der Straßenoberfläche, im westlichen Abschnitt dage- gen erst in 2 m Tiefe. Über dem Löss folgten eine hellgraubraune, humose Ve- getationsschicht (Bef.-Nr. 5) sowie die graubraunen bis dunkelgraubraunen römischen Planierschichten Bef.-Nr. 4, 10, 11 und 12 (OK 10,44 m über Wr.

Null). Diese enthielten unter anderem Fragmente eines vermutlich mittelgalli- schen Terra-Sigillata-Bechers Drag. 54 (Inv.-Nr. MV 108.388/2), eines Rätische Ware (Drexel 3) nachahmenden Bechers mit Ratterdekor (Inv.-Nr. MV 108.388/

1), das Bodenstück eines weiteren Bechers mit Ratterdekor (Inv.-Nr. MV 108.387/1) sowie Fragmente eines Bechers (Inv.-Nr. MV 108.386/1) und eines Faltenbechers mit Grießbewurf (Inv.-Nr. MV 108.388/3). Das Randfragment ei- nes Kruges mit linsenförmig verdicktem Rand Petznek Typ 38 (Inv.-Nr. MV 108.387/2) und das Wandfragment eines grobtonigen, reduzierend gebrann-

Abb. 1: Fundpunkt 3 (GC : 2018_02). Wien 1, Fleischmarkt 20–28. Übersichtsplan zur archäologischen Dokumentation. (Plan: M. Mosser)

Fundchronik Wien 1

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ten Faltenbechers (Inv.-Nr. MV 108.388/4) gehören bereits dem Zeitraum von der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. an.2 Den ockerfarbenen Löss schnitten die Gruben mit den Verfüllungen Bef.-Nr. 7, 8, 14, 15 und 19, wobei ein stratigrafischer Kontext dieser Gruben zu den ge- nannten Planierschichten nicht hergestellt werden konnte. Bis auf Bef.-Nr. 15, die einen reduzierend gebrannten hochmittelalterlichen Flachdeckel enthielt (Inv.-Nr. MV 108.390/2)3, handelte es sich ausschließlich um römerzeitliche Grubenverfüllungen. Die Grubenmaße waren aufgrund der begrenzten Doku- mentationsfläche nicht zu eruieren, so hatte jene mit der Verfüllung Bef.-Nr. 7 eine feststellbare Breite von 0,45 m, eine Länge von mindestens 1,25 m und eine rekonstruierbare Tiefe von ursprünglich ca. 0,50 m (UK 9,90 m über Wr.

Null). Sie enthielt das Randstück einer grobtonigen, reduzierend gebrannten Horizontalrandschüssel aus der Zeit vom Anfang bis zum dritten Viertel des 2. Jahrhunderts n. Chr. (Inv.-Nr. MV 108.382/1). Die 0,25 m tiefe Grube Bef.-Nr. 13 (OK 10,23 m über Wr. Null), die einen Durchmesser von 0,70 m auf- wies, schnitt die römische Planierschicht Bef.-Nr. 10. Die Grubenverfüllung Bef.-Nr. 9 enthielt unter anderem einen rätischen Becher Drexel 3 b vom Ende des 2./Anfang des 3. Jahrhunderts (Inv.-Nr. MV 108.385/1; Abb. 2), ein Wand- fragment eines oxidierend gebrannten Faltenbechers ohne Grießbewurf (Inv.- Nr. MV 108.385/4) sowie ein Randfragment eines grobtonigen, reduzierend gebrannten Topfes mit Flachrand Petznek Typ 12.4, der vom ausgehenden 2. bis ins 3. Jahrhundert hergestellt wurde (Inv.-Nr. MV 108.385/5).

Es gab allerdings keinerlei Hinweise, dass es sich bei den dokumentierten Gru- ben um spätrömische Gräber handeln könnte, wie die Altgrabungen um 1900 nahelegen würden,4vielmehr dürften diese und die genannten Planierungen– auch dem Fundmaterial nach zu schließen – als römische Siedlungsbefunde des 2./3. Jahrhunderts innerhalb der mittelkaiserzeitlichen canabae legionis von Vindobona zu interpretieren sein. In diesen Horizont der aufgelassenenca- nabaewurden schließlich in der Spätantike die Körpergräber gesetzt.5Die dem Niveau nach höher gelegenen Gräber waren 2018 aufgrund des bereits vor- handenen alten Wasserrohrgrabens nicht mehr angetroffen worden. Eventuell könnte das 40 cm große Quarzsandsteinfragment Bef.-Nr. 16 (OK 10,70 m über Wr. Null) am nordwestlichen Rand der hochmittelalterlichen Grubenverfül- lung Bef.-Nr. 15 (Abb. 4) als verlagertes Bruchstück eines spätrömischen Steinkistengrabes gesehen werden, zumal ein solches Grab aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. nur knapp nördlich davon am 6. April 1899 beim Kanalbau (der den heutigen Wasserleitungsverlauf kreuzte) in 1,60 m Tiefe entdeckt wurde. Es enthielt eine vollständig erhaltene Doppelbe- stattung und zahlreiche Beigaben.6

Den Übergang zum Mittelalter bildete schließlich die„dark earth“Bef.-Nr. 3 und 18 (OK 11,17 m über Wr. Null), die zum Teil bereits in 0,50 m Tiefe unterhalb des heutigen Straßenniveaus zum Vorschein kam.

Die aufgefundenen neuzeitlichen Mauerfundamente Bef.-Nr. 1, 2 und 17 sind auch nach Überlagerung mit alten Stadtkarten keinem bestimmten Gebäude gesichert zuzuweisen, allerdings dürften die Ziegelmauern Bef.-Nr. 1 und 17 (OK 10,36 m bzw. 10,69 m über Wr. Null) als Seitenwände von Kanälen des

2 Für die Bestimmung der römerzeitlichen Keramik danke ich Kristina Adler-Wölfl (Stadt- archäologie Wien). Typenansprachen: Drag.

= H. Dragendorff, Terra Sigillata. Ein Beitrag zur Geschichte der griechischen und römi- schen Keramik. Bonner Jahrb. 96/97, 1895, 18–155.Drexel = F. Drexel, Das Kastell Fai- mingen. ORL B 35 (Heidelberg 1911).Petz- nek = B. Petznek, Römerzeitliche Gebrauchs- keramik aus Carnuntum. Ausgrabungen des Bundesdenkmalamtes 1971 und 1972. Teil 1–3. CarnuntumJb 1997–1999, 167–320;

261–404; 193–319.

3 Für die Bestimmung der mittelalterlichen und neuzeitlichen Keramik danke ich Ingeborg Gaisbauer (Stadtarchäologie Wien).

4 Siehe F. v. Kenner, Römische Funde in Wien 1908–1910. JA 5, 1911, 124–128 Plan- fig. VI und M. Kronberger, Siedlungschronolo- gische Forschungen zu den canabae legionis von Vindobona. Die Gräberfelder. MSW 1 (Wien 2005) 64–69.

5 Kronberger (Anm. 4) 68.

6 Kronberger (Anm. 4) Grab H3 65 f. 259 261 Abb. 17 Taf. 8 und 35.

Abb. 2: Fragment eines rätischen Bechers Dre- xel 3 b (Inv.-Nr. MV 108.385/1) aus Grube Bef.- Nr. 13. (Foto: N. Piperakis)

Abb. 3: Fragment eines glimmergemagerten Flachdeckels mit Lochung (Inv.-Nr. MV 108.392/1), 12. Jahrhundert. (Foto: N. Pipera- kis)

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19. Jahrhunderts zu interpretieren sein. In beiden waren Ziegel im Läuferverband mit Zeichen des Herstellers Hein- rich Drasche (Maße: 27–29613,5–14,566–6,5 cm) in hellbraunem, sandigem Mörtel verbaut. Als älter dürfte das mindestens 0,45 m breite, annähernd Nord-Süd orientierte Mischmauerwerks-Fundament Bef.-Nr. 2 (OK 11,15 m/UK 10,54 m über Wr. Null) einzuordnen sein. Es besaß einen groben, grauen, sandig-kalkigen Mörtel mit vielen Kieseln und Kalkspatzen und bestand aus Ziegeln mit den Maßen 28,5613,567 cm sowie mindestens ei- nem 36623616,5 cm großen Steinquader (Spolie ?) aus Kalksandstein. Vielleicht steht diese Mauer im Zusam- menhang mit dem Laurenzerinnenkloster, das vom 14.

Jahrhundert bis 1783 im Bereich der heutigen Parzelle Fleischmarkt 19 existierte.7

Bei den mittelalterlichen und neuzeitlichen Funden handelt es sich, ausgenommen der bereits oben erwähnte Flach- deckel aus Bef.-Nr. 15, ausschließlich um Streufunde, da- runter ein Kochspuren aufweisender, oxidierend gebrann- ter, glimmergemagerter Flachdeckel mit Lochung aus dem 12. Jahrhundert (Inv.-Nr. MV 108.392/1; Abb. 3) oder das Henkelstück eines reduzierend ge- brannten Kruges mit Passauer Stempel aus dem 17. Jahrhundert (Inv.-Nr.

MV 108.383/5). (M. M.)

Wien 1, Liliengasse/Weihburggasse/Singerstraße (Künettengrabung) Vom 11. März bis zum 5. April 2018 wurden von der Stadtarchäologie Wien im Zuge der Wasserrohrverlegungen vor den Häusern Wien 1, Weihburggasse 1–

7 und entlang der Liliengasse die bei den Aufgrabungen zum Vorschein gekom- menen archäologischen Strukturen dokumentiert.1Die Künette war 150 m lang und ca. 2 m tief und hatte vor den Häusern Weihburggasse 1–3 eine maximale Breite von ca. 1,30 m, auf der übrigen Strecke war sie etwa 1 m breit (Abb. 1).

An der Ecke Weihburggasse/Kärntner Straße liegt die Geländeoberkante bei ca. 16,00 m über Wr. Null, und damit etwa 1,30 m höher als im Bereich Ecke Singerstraße/Liliengasse (OK bei 14,73 m über Wr. Null). Einen vergleichbaren Niveauunterschied zeigt auch der anstehende ockerfarbene Löss an den bei- den Adressen (Bef.-Nr. 1: OK 14,30–14,40 bzw. 13,50 m über Wr. Null).

Der gegenwärtige Verlauf der Liliengasse wurde erst in den Jahren 1911/12 mit der Neuerrichtung der Häuser Nr. 1 bis 3 (= Singerstraße 8 und 10/Weihburg- gasse 7 und 9) geschaffen. Diese Verbreiterung der Straße ließ vor allem in ih- rem südlichen Abschnitt die Keller und Mauern des alten Lilienfelder Hofes und des nördlich anschließenden„Cuspinianhauses“erwarten. Zudem waren auf- grund des im Vorfeld der damaligen Bauarbeiten zutage gekommenen umfang- reichen römischen Fundmaterials für den nördlichen Teil der Liliengasse auch antike Strukturen dercanabae legionisvon Vindobona zu vermuten.2

7 https://www.geschichtewiki.wien. gv.at/

Laurenzergebäude(19.4. 2019).

Abb. 4: Bruchstein Bef.-Nr. 16 am nordwestlichen Rand der hochmittel- alterlichen Grubenverfüllung Bef.-Nr. 15 neben Ziegel(kanal?)mauer Bef.- Nr. 17 aus dem 19. Jahrhundert. (Foto: Stadtarchäologie Wien)

1 GC : 2018_07; BDA Mnr. 01004.18.07.

2 GC : 1911_08 (Singerstraße 8–10);

1912_13 (Ecke Singerstraße/Liliengasse); FT VIII, 17; 24; FT IX, 59–62; siehe u. a. F. Dick, Die Fundmünzen der römischen Zeit in Öster- reich. Abt. IXWien (Wien 1978) 6064 Nr.

1008; 1012; 1017; 1085; 1087; 1106; 1107;

B. Lo˝rincz, Römische Ziegelstempel in Vindo- bona (Mskr. Stadtarchäologie Wien) Nr. 652;

653; Lampenfunde abruf bar unter:https ://

stadtarchaeologie.at/start/funde/online/lam pen-vindobona/ s. v. Inv.-Nr. MV 1795; MV 34.676; MV 34.678; MV 34.680; MV 34.727;

MV 34.731 (7. 8. 2019).

Fundchronik Wien 1

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Römerzeit(Abb. 1 und 2)

Im Verlauf der Weihburggasse konnten nahe der Kärntner Straße insgesamt vier römerzeitliche Strukturen identifiziert werden (Verfüllungen Bef.-Nr. 3, 6, 7 und 11). Mit Bef.-Nr. 3 war im Südprofil eine mindestens 4,70 m breite Grube erkennbar, die auf 3,80 m Länge ca. 0,50 m tief war (UK 14,17 m über Wr. Null) und eine gleichmäßig ebene Unterkante aufwies. Gegen Osten schnitt sie in den anstehenden Löss (Bef.-Nr. 1) ein, wobei hier der Grubenboden nicht er- reicht wurde (T mind. 1,20 m). Die Grube enthielt nebentegulae-Fragmenten auch Keramik des 2. Jahrhunderts n. Chr., darunter einen Topf mit Dreiecks- rand und Innenabsatz mit vielen feinen Halsrillen (Inv.-Nr. MV 108.431). Knapp

Abb. 1: Fundpunkt 4 (GC : 2018_07). Übersichtsplan zur archäologischen Dokumentation im Rahmen der Künettengrabung in Wien 1, Liliengasse/

Weihburggasse/Singerstraße. (Plan: M. Mosser)

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östlich davon kam unterhalb einer hochmittelalterlichen Grube (Verfüllung Bef.-Nr. 5, siehe unten) der untere Rest einer weiteren Grube zum Vorschein, deren Verfüllung (Bef.-Nr. 6; UK 13,55 m über Wr. Null) allerdings fundleer war. Bei Bef.-Nr. 7 war nicht zu klären, ob es sich um eine weitere Grubenverfüllung oder wie bei Bef.-Nr. 11 (OK 14,68 m/UK 14,37 m über Wr. Null) um eine Planierung handelte. Beide Befunde lagen oberhalb des gewachse- nen Bodens, der hier ein Niveau von 14,37 m über Wr. Null aufwies.

Weiter im Osten, vor Weihburggasse 4, folgten weitere rö- mische Siedlungsreste (Bef.-Nr. 14–21, 27 und 28). So zeigte sich über dem anstehenden Löss ein hellgraubrau- ner bis ockerfarbener Stampf lehmboden (Bef.-Nr. 17; OK 14,43 m über Wr. Null), der von einer Planierung (Bef.-Nr.

16; OK 14,72 m über Wr. Null) für einen weiteren ockerfar- benen Lehmboden (Bef.-Nr. 15) abgedeckt wurde. Die Planierung enthielt ein tegula-Fragment mit Stempel der 14. Legion (Inv.-Nr. MV 108.440/1), Terra Sigillata Tardo- padana sowie das Bodenstück eines römerzeitlichen Glas- bechers mit vierkantiger Wandung (Dellenbecher? Inv.-Nr.

MV 108.440/2). Die über dem jüngeren Bodenniveau (OK 15,01 m über Wr. Null) folgenden graubraunen bis dunkel- graubraunen Planierungen (Bef.-Nr. 14 und 18) könnten evtl. als„dark earth“unterhalb der ältesten mittelalterlichen Horizonte angesprochen werden. Doch konnten nur aus Bef.-Nr. 18 drei Wandstücke mittelkaiserzeitlicher Keramik geborgen werden (Inv.-Nr. MV 108.441).

Hinweise auf eine römische Bebauung lieferten außerdem Überreste von Lehmziegeln (Bef.-Nr. 19 und 28) bzw. ein OSO-WNW orientiertes, 0,35 m breites Balkengräbchen (Bef.-Nr. 20) sowie östlich anschließende Gruben (Verfül- lungen Bef.-Nr. 21 und 27; UK 14,67 bzw. 14,38 m über Wr. Null), die alle unterhalb der dunkelgraubraunen Planie- rungen zum Vorschein kamen.

Vor dem Haus Liliengasse 3 konnten aufgrund der unter- kellerten Vorgängerbebauung keine römerzeitlichen Be- funde festgestellt werden. Umso mehr sollte ein römisches Bauobjekt nördlich anschließend, vor Liliengasse 1 (Abb.

2), neue Erkenntnisse bezüglich der Interpretation der oben erwähnten Altgrabungsbefunde liefern.

Etwa bei der Einmündung der Liliengasse in die Singerstraße wurde mindes- tens 80 cm tief in den anstehenden Löss (OK 13,53 m über Wr. Null) eine mindestens 20 m (!) nach Süden reichende Grube gesetzt (err. UK 12,72 m über Wr. Null). Die Ausdehnung des Objekts nach Westen bzw. Osten konnte

Abb. 2: Übersichtsplan zu den römerzeitlichen Befunden vor dem Haus Wien 1, Liliengasse 1. (Plan: M. Mosser)

Fundchronik Wien 1

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aufgrund der schmalen Künette nicht eruiert werden. Etwa einen halben Meter nördlich davon war im Westprofil eine 0,50 m tiefe und 0,80 m breite Grube (Verfüllung Bef.-Nr.

58; OK 13,49 m/UK 12,96 m über Wr. Null) festzustellen, die vielleicht den nördlichen Abschluss (Fundamentgra- ben ?) eines diese kellerartige Vertiefung umschließenden Gebäudes bildete. Darüber folgte eine Planierung (Bef.- Nr. 57), die neben einem grobtonigen, reduzierend ge- brannten Topf mit Trichterrand, der vom Ende des 1. bis in die erste Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. datiert, auch ein tegula-Fragment mit Stempel der 10. Legion und schachbrettartigen Ritzungen (Spielbrett?) aufwies (Inv.- Nr. MV 108.459/1; Abb. 3). Innerhalb dieses„Kellers“wur- den 6,20 m bzw. 10 m südlich des nördlichen Gruben- randes, der nicht senkrecht, sondern schräg in den Löss

schnitt (vgl. Verfüllung Bef.-Nr. 59), Reste von Zwischenwänden angetroffen.

Bei diesen handelte es sich jeweils um die untersten Lagen von 0,75 m bzw.

0,50 m breiten Lehmziegelmauern (Bef.-Nr. 60 und 42; OK 13,06 m/UK 12,91 m über Wr. Null). Zwischen diesen beiden Strukturen war als unterstes erreichtes Niveau ein fester Lehmstampf boden festzustellen (Bef.-Nr. 37; OK 13,03 m über Wr. Null). Dem entsprach Lehmboden Bef.-Nr. 41 (OK 13,14 m über Wr. Null), der einen weiteren südlich gelegenen Raum anzeigte.

Über diesen Kellerböden folgten großflächige Ascheschichten (Bef.-Nr. 40 und 47) sowie eine Reihe von Planierungen bzw. Verfüllungen (Bef.-Nr. 31, 32, 36, 38, 39, 59 und 61). Vor allem die Befunde Nr. 31 und 59 enthielten zahlreiches Fundmaterial vom Ende des 1. bzw. von der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. (Inv.-Nr. MV 108.447, MV 105.463, MV 108.464; darunter Terra Sigil- lata Tardopadana, süd- oder mittelgallische Terra Sigillata, pannonische Glanz- tonware, marmorierte Gefäße, Räucherschalen, grobtonige Töpfe mit Kolben- rand sowie mit Dreiecksrand und derben Halsrillen, Dreifußschüsseln etc.).

Über den Verfüllungen, auf Höhe des ursprünglichen antiken Niveaus, folgte im südlichen Raum ein rosafarbener, 8 cm dicker Estrich (Bef.-Nr. 35; OK 13,68 m über Wr. Null). Dieser wurde von einer mit zahlreichem Ziegelbruch durchsetzten Bauschuttschicht überlagert (Bef.-Nr. 34; OK 13,97 m über Wr.

Null), welche wiederum unterhalb der„dark earth“lag (Abb. 4). Im nördlichen Teil des Gebäudes erstreckte sich über den Keller- und Fundamentgrabenver- füllungen eine großflächige, aus zahlreichem römischem Dachziegelbruch be- stehende, dunkelgraubraune Verfüll- bzw. Planierschicht (Bef.-Nr. 56; OK 14,10 m/UK 13,23 m über Wr. Null). Diese enthielt von der 10. und 14. Legion gestempelte Ziegel sowie mittelkaiserzeitliche Keramik (Inv.-Nr. MV 108.458).

Die genannten Lehmziegel, Fragmente von Wandverputz (Inv.-Nr. MV 108.447) sowie die zahlreichen Dachziegel lassen auf ein großes Lehmziegel- oder Fach- werkgebäude mit verputzten Wänden und Ziegeldeckung innerhalb dercana- bae legionisschließen. Dieses Haus besaß im Inneren eine Art Souterrain, das– wie die datierten Fundstücke erschließen lassen – spätestens in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts verfüllt und mit einem nun ebenerdigen Estrich ab-

Abb. 3: Tegulafragment mit Stempel der 10. Legion und schachbrettarti- gem Ritzmuster (Inv.-Nr. MV 108.459/1) aus Planierschicht Bef.-Nr. 57.

(Foto: Mario Mosser)

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gedeckt wurde. Eine spätantike Bauphase konnte aller- dings nicht verifiziert werden. Bestätigung findet dies durch das Fundmaterial des Jahres 1911, dessen Münz- spektrum (acht Stück) nur von Titus (80/81 n. Chr.) bis Antoninus Pius (159/160 n. Chr.) reicht.3 Dagegen ent- stammen die damals aufgefundenen 150 Terra-Sigillata- Fragmente – in jeweils etwa gleicher Menge– italischer, süd- und mittelgallischer wie auch Rheinzaberner und Westerndorfer Produktion und könnten somit bis ins 3.

Jahrhundert n. Chr. datieren.4

Mittelalter(Abb. 1)

Nördlich des römischen Gebäudes, bereits im Verlauf der Singerstraße, waren zwei 0,45 m breite Bruchsteinmauer- reste erhalten geblieben, die allerdings in keinen stratigra- fischen Kontext eingeordnet werden konnten (Bef.-Nr. 55:

OK 13,76 m/UK 13,33 m; Bef.-Nr. 62: OK 13,10 m/UK 12,77 m über Wr. Null). Sie standen ursprünglich wohl im rechten Winkel zueinander und sind nach ihrer Bauart viel- leicht hochmittelalterlich zu datieren (Abb. 5).

Vor dem Haus Weihburggasse 1 schnitten zwei Gruben in den anstehenden Löss, deren Verfüllungen neben römerzeitlicher Keramik auch Irdenware des 12./13. Jahrhunderts enthielten (Inv.-Nr. MV 108.432/1 und MV 108.434/1).

Die westliche der beiden hatte einen Durchmesser von mindestens 0,50 m und war 0,60 m tief (Verfüllung Bef.-Nr. 2; OK 14,35 m/UK 13,75 m über Wr.

Null). Die 8 m weiter östlich gelegene Grube wies eine Länge von insgesamt 4 m (!) auf und reichte 0,85 m in die Tiefe (Verfüllung Bef.-Nr. 5; OK 14,65 m/

UK 13,80 m über Wr. Null).

Vor dem Haus Weihburggasse 3 zeigte sich oberhalb einer ockerfarbenen Pla- nierung (Bef.-Nr. 9) der Rest einer massiven, 0,35 m dicken Straßenschotte- rung (Bef.-Nr. 8; OK 15,37 m über Wr. Null). Weiter östlich setzten sich–mit Unterbrechungen –auf etwa gleichem Niveau Straßenschotterungen entlang der gesamten Weihburggasse fort (Bef.-Nr. 12). Dabei handelte es sich um die hochmittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Vorgänger des heutigen Gassen- verlaufes. In Bef.-Nr. 8 und 9 war neben römerzeitlichen Stücken ausschließlich Keramik des 12. Jahrhunderts zu finden (Inv.-Nr. MV 108.435 und MV 108.436), darunter das Randstück einer graphit- und glimmergemagerten, re- duzierend gebrannten Schüssel mit Keulenrand (Inv.-Nr. MV 108.435/1). Die Straßenschotterung Bef.-Nr. 12 enthielt aber zudem frühneuzeitliche Ware.5 Die hochmittelalterlichen Gruben und die alte Straßenschotterung sind im Kon- text der 1234 erstmals erwähnten Weihenburg („Wihpurch“) zu sehen, die wohl im Nahbereich der heutigen–seit 1776 so genannten–Weihburggasse bereits seit dem 12. Jahrhundert zu vermuten ist.6

3 Dick (Anm. 2).

4 Für die Bestimmung der Terra Sigillata danke ich Silvia Radbauer (Wien) und der wei- teren römischen Keramik Kristina Adler-Wölfl (Stadtarchäologie Wien).

5 Für die Bestimmung der mittelalterlichen und neuzeitlichen Keramik danke ich Ingeborg Gaisbauer (Stadtarchäologie Wien).

6 F. Czeike, Historisches Lexikon Wien 5 (Wien 2004) 599 s. v. Weihenburg.

Abb. 4: Südprofil vor dem Haus Wien 1, Liliengasse 1 mit Estrich Bef.-Nr.

35 über dem südlichen Teil des römischen Kellerraumes, darüber Bau- schuttschicht Bef.-Nr. 34 und„dark earth“Bef.-Nr. 33. (Foto: Stadtar- chäologie Wien)

Fundchronik Wien 1

(19)

Neuzeit(Abb. 1)

Auf den Parzellen der heutigen Häuser Liliengasse 1 und 3 standen spätestens seit dem 14. Jahrhundert zwei Ge- bäude, wobei das südliche Haus dem Konvent zu St. Pöl- ten gehörte und 1444 mit einer Hippolytkapelle ausgestat- tet wurde.7 Anfang des 16. Jahrhunderts kaufte der Humanist und Geschichtsschreiber Johannes Cuspinian beide Häuser und ließ Neubauten errichten, wobei jener an der Weihburggasse zweistöckig war.8Letztgenannter ging 1622 an das Franziskanerkloster und hieß ab diesem Zeitpunkt „Lilienfelder Hof“. 1769 wurde er abgetragen und durch einen Neubau ersetzt. Beide Gebäude reichten weit in die heutige Liliengasse hinein und erst die Neuer- richtung der heute noch bestehenden Häuser in den Jah- ren 1911/12 führte durch das Rückversetzen ihrer Fronten zu einer Verbreiterung der Gasse.

Bei den ältesten neuzeitlichen Befunden innerhalb der Kü-

nette handelt es sich um Mischmauerwerksabschnitte (Bef.-Nr. 46, 53 und 54), die neben bis zu 35 cm großen Flyschsandsteinen auch mittelalterliche hand- gestrichene Ziegel (2361065 cm) sowie größeren Ziegelbruch bis zu 25 cm enthielten. Deren sehr fester, hellgrauer bis weißer, sandiger, kalkiger Mörtel war mit eher vielen Kieseln und Kalkspatzen gemagert. Die Mauern waren 0,75 bis 1 m breit, ihre erhaltene Oberkante lag bei maximal 14,11 m über Wr. Null. Die drei Mauern sind wohl dem von Cuspinian veranlassten Hausum- bau nach dem Brand von 1525 zuzurechnen. Zum Neubau des Lilienfelder Hofes im Jahr 1769 und den dabei angelegten Kellern gehören die Mauern Bef.-Nr. 48, 50, 51 und 52. Diese – hauptsächlich aus Ziegeln (26–276 1466 cm) bestehendes Mischmauerwerk–wiesen zum Teil Ansätze der Kel- lergewölbe auf und waren 0,70 bis 1 m breit. Etwas jünger dürfte ein im Binder- verband (Ziegel: 29,561466 cm) gesetztes, 0,90 m breites Mischmauerwerk mit sandigem, hellbraunem Mörtel (Bef.-Nr. 43) im nördlich anschließenden ehemaligen Cuspinianhaus (auch „Zum weißen Rössel“ genannt) zu datieren sein. Dieses ist im 18./19. Jahrhundert wohl als Verstärkung westlich an eine renaissancezeitliche Mauer gesetzt worden. (M. M.)

Wien 1, Lugeck/Rotenturmstraße/Lichtensteg (Künettengrabung) Anfang des Jahres 2018 fanden in der Wiener Innenstadt am Lugeck, im Kreu- zungsbereich mit der anschließenden Rotenturmstraße (zwischen Nr. 6 und 8– 10 sowie zwischen Nr. 13 und 15) und fortsetzend am Beginn des Lichtenstegs (vor Nr. 1) Wasserrohrverlegungen statt. Die zutage getretenen Befunde der Aufgrabungen entlang der ca. 100 m langen, meist etwa 1 m breiten und 2– 2,60 m tiefen Künette wurden von der Stadtarchäologie Wien vom 15. bis 31. Jänner 2018 dokumentiert (Abb. 1).1Der geologisch anstehende ockerfar- bene Löss (Bef.-Nr. 5; OK 11,48 m über Wr. Null) konnte nur am westlichen Rand des Platzes Lugeck sowie im Kreuzungsbereich zur Rotenturmstraße in ca. 1,70 m Tiefe angetroffen werden. Weiter westlich Richtung Lichtensteg

7 P. Harrer-Lucienfeld, Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur 5,1 (Mskr. WStLA 1955) 12–16; 57–60.

8 R. Perger, Cuspiniana. Neue Beiträge zum Lebensbild des Wiener Humanisten Jo- hannes Cuspinian. WGBl 25–27, 1970–1972, 168–177 bes. 169–175.

1 GC : 2018_03; BDA Mnr. 01004.18.04.

Abb. 5: Nordprofil Ecke Liliengasse/Singerstraße mit mittelalterlicher (?) Mauer Bef.-Nr. 55. (Foto: Stadtarchäologie Wien)

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fanden sich im rekonstruierten Verlauf des äußersten der drei römischen Le- gionslagergräben2 neben jüngeren Umlagerungen (Bef.-Nr. 18; OK 12,32 m über Wr. Null) und einer 30 cm breiten Ziegelmauer (Kanal ?) des 19. Jahrhun- derts (Bef.-Nr. 19; OK 11,53 m über Wr. Null) auch eine stark mit Schlachtab- fällen durchsetzte Verfüllung (Bef.-Nr. 20; OK 11,02 m/UK 10,50 m über Wr.

Null; Inv.-Nr. MV 106.105). Datierendes Fundmaterial daraus fehlte, allerdings könnte es sich dabei um die oberste Verfüllung des vielleicht erst im Mittelalter endgültig zugeschütteten römischen Lagergrabens gehandelt haben. Nur ein verlagertes Fragment eines gestempelten Ziegels der 10. Legion (Inv.-Nr. MV 106.104/2) kann als rudimentäres Indiz für den hier ursprünglich verlaufenden römischen Lagergraben gesehen werden.

Dagegen war am Lugeck fast über die gesamte Länge der Künette die über dem Lössboden folgende dunkelbraune, humose Vegetationsschicht Bef.-Nr.

4 mit einem relativ starken Gefälle von West nach Ost (OK 12,26–11,55 m über Wr. Null) festzustellen, wobei sie im Westen bereits 0,85 m unterhalb des Stra- ßenniveaus zu finden war und im Osten, am Beginn der Sonnenfelsgasse, erst in 2,10 m Tiefe. Hier folgte darüber eine bis zu 40 cm mächtige, dunkelgrau-

2 Vgl. G. Melzer, 1Stephansplatz. FÖ 12, 1973, 120–122 und M. Mosser, Befunde im Legionslager Vindobona. Teil III: Das Lagergra- bensystem. FWien 7, 2004, 212–223.

Abb. 1: Fundpunkt 5 (GC : 2018_03). Überblicksplan zu den Befunden der Künettengrabung Wien 1, Lugeck/Rotenturmstraße/Lichtensteg mit dem Grundrissplan von Werner Arnold Steinhausen aus dem Jahr 1710 als georeferenzierte Kartengrundlage. (Plan: M. Mosser)

Fundchronik Wien 1

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braune,„fettige“Planierung (Bef.-Nr. 24 bzw. 27; OK 12,05 m über Wr. Null;

Abb. 2), die neben römischer Gebrauchskeramik auch Irdenware des 12. Jahr- hunderts enthielt (Inv.-Nr. MV 106.107/1).3Dieselbe Planierung ist als Bef.-Nr.

16 (OK 12,30 m/UK 11,77 m über Wr. Null) auch 30 m weiter westlich auf 13 m Länge über der humosen Vegetationsschicht Bef.-Nr. 4 dokumentiert worden.

Auch hier konnte neben römischem Ziegelbruch graphitgemagerte Keramik des 12. Jahrhunderts geborgen werden (Inv.-Nr. MV 106.103/2). Ähnlich dürf- ten die dunkelbraunen (Bef.-Nr. 11; OK 11,88 m/UK 11,71 m über Wr. Null) und dunkelgrauen (Bef.-Nr. 13; OK 12,40 m/UK 12,02 m über Wr. Null) Schichten weiter westlich einzuordnen sein, wobei Letztere eventuell auch als„dark earth“ anzusprechen ist (vgl. Abb. 3).

Dem Hochmittelalter sind am Lugeck vielleicht noch der unterste erhaltene Rest einer Grube mit der Verfüllung Bef.-Nr. 3 (UK 12,20 m über Wr. Null) mit graphit- gemagerter, oxidierend gebrannter Keramik des 12./13. Jahrhunderts (Inv.-Nr.

MV 106.099/3) und der 0,65 m breite Bruchsteinmauersockel Bef.-Nr. 12 (OK 12,53 m/UK 11,74 m über Wr. Null) aus bis zu 40 cm großen Sandsteinen in festem, hellgrauem, grobem, kalkigem mit Kalkspatzen, Kieseln und Holzkohle versetztem Mörtel zuzuordnen (Abb. 3). Unklar bleibt, welchem Gebäude die- ses Mauerstück zuzurechnen ist, zumal aus den Quellen hervorgeht, dass das Lugeck seit dem 14. Jahrhundert, zunächst unter der Bezeichnung„Unter den Fleischbänken“, als freie Platzanlage gestaltet war.4

Wenn nicht als Grubenverfüllungen, so sind vielleicht die westlich an diesen Mauersockel anschließenden, nur in einem geringen Umfang fassbaren Verfüll- schichten Bef.-Nr. 7 (OK 11,31 m/UK 10,77 m über Wr. Null), 8 und 10 als Auf- füllungen spätmittelalterlicher Mauerausrissgruben interpretierbar. Bef.-Nr. 8 (OK 10,82 m über Wr. Null/UK nicht err.) bestand dabei aus sehr lockerem, hellgrauem, mörteligem Sand mit einigen kantigen, bis zu 12 cm großen Bruch- steinen. Die darüber folgende Verfüllung Bef.-Nr. 7 enthielt neben Hüttenlehm- stücken auch drei Fragmente reduzierend gebrannter Irdenware des 14.

Jahrhunderts (Inv.-Nr. MV 106.100/3 und MV 106.100/6).

3 Für die Keramikbestimmungen danke ich Ingeborg Gaisbauer (Stadtarchäologie Wien).

4 https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/

Lugeck(19.4. 2019).

Abb. 2: Hochmittelalterliche Planierschicht Bef.-Nr. 24 über der humosen Vegetationsschicht Bef.-Nr. 4. (Foto: Stadtarchäologie Wien)

Abb. 3: Hochmittelalterliches (?) Mauerfundament Bef.-Nr. 12 mit an- schließender„dark earth“Bef.-Nr. 13 (rechts) über der humosen Vegeta- tionsschicht Bef.-Nr. 4. (Foto: Stadtarchäologie Wien)

(22)

Eindeutig zuordenbar sind aber die Mauerfundamente Bef.-Nr. 25 und 26, die der Nordseite des ehemaligen„Re- gensburger Hofes“ angehörten (vgl. Abb. 1).5 Das auf 3,90 m Länge nachweisbare, bis zu 1,40 m hoch sichtbare Bruchsteinmauerwerk Bef.-Nr. 26 (OK 12,81 m über Wr.

Null) zeigte einen 30 cm breiten Fundamentvorsprung (Fundament-OK 11,44 m über Wr. Null) und enthielt bis zu 50 cm große Kalksandsteine und war mit einem grauen, sandigen, eher festen, mit vielen Kieseln und we- nig Kalkspatzen versetztem Mörtel gebunden (Abb. 4).

Diese Mauer könnte zu dem ab dem 14. Jahrhundert überlieferten Marstall des Patriziers Hans von Tirna gehört haben, der ab 1410 zum Lagerhaus süddeutscher Han- delsleute, daher der Name Regensburger Hof, umfunktio- niert wurde. Das normal auf Mauer Bef.-Nr. 26 stehende Mischmauerwerk Bef.-Nr. 25 (OK 12,95 m über Wr. Null), gebunden mit festem, weißem bis hellgrauem Mörtel, dürfte hingegen frühes- tens spätmittelalterlich zu datieren sein und eine Zwischenmauer des ab dem 15. Jahrhundert zu einem Bürgerhaus umgebauten Hofes gebildet haben.

Spätestens aus dem 18. Jahrhundert stammt hingegen der auf über 30 m fast über die gesamte Ost-West-Ausdehnung des Lugecks nachweisbare Kanal Bef.-Nr. 15 (= Bef.-Nr. 1). Dieser ist auf einem Plan der Wiener Kanalisation von 1730 eingetragen.6 Er kann auf etwas mehr als 1 m Breite rekonstruiert werden, war mindestens 1,30 m hoch (UK 11,15 m über Wr. Null) und bestand aus Seitenmauern in Mischmauerwerkstechnik. Der Ziegelanteil entsprach 70% (Maße: 28613,566,3 cm; 2761566,2 cm) und 30% setzten sich aus bis zu 40 cm großen Sandsteinen zusammen, als Bindemittel diente ein massiver, dunkelgelblich grauer, sandig-kalkiger Mörtel.

Am östlichen feststellbaren Ende wurde dieser Kanalstrang von einem jünge- ren, Nordwest–Südost orientierten Ziegelkanal (Bef.-Nr. 21; Ziegelmaße:

2661566 cm), welcher mit herausquellendem festem, hellgrauem, grobem, kalkigem Mörtel gebunden war, durchschnitten. In diesen Kanal dürfte ein wei- teres, weiter östlich aufgefundenes, 1 m hoch sichtbares Teilstück eines Ziegel-

kanals (Bef.-Nr. 23) gemündet haben. (M. M.)

Wien 1, Mölker Bastei 8

Anlässlich der Errichtung einer Stützmauer im nordwestlichen Teil des ersten Kellergeschoßes des Hauses Mölker Bastei 8 konnte an der Stelle des geplan- ten Mauerfundaments ein 2,0060,50 m großer Schnitt (S1) angelegt werden.1 Zusätzlich wurden vom 12. Jänner bis zum 22. Februar 2018 die gesamten Kellerräumlichkeiten des sog. Pasqualatihauses von der Stadtarchäologie Wien vermessen sowie von Heike Krause und Paul Mitchell eine entsprechende Bauforschung durchgeführt.2

Die archäologische Untersuchung fand im Bereich eines rampenartigen, mit Steinen gepflasterten, tonnengewölbten Ganges statt, der auf 7,50 m Länge ca. 1,20 Meter abfiel und 2,10 m breit war. Er diente ursprünglich als Ver-

5 https://www.geschichtewiki.wien. gv.at/

Regensburger_Hof(19.4. 2019).

6 Ch. Gantner, Vom Bach zum Bachkanal.

Ein Beitrag zur Geschichte der Wiener Kanali- sation2(Wien 2008) Abb. 4;https://www.ge schichtewiki.wien.gv.at/Datei:Kanalisation-17 30.jpg(19.4. 2019).

Abb. 4: Bruchsteinmauerwerk Bef.-Nr. 26 des„Regensburger Hofes“mit Fundamentvorsprung. (Foto: Stadtarchäologie Wien)

1 GC : 2018_01; BDA Mnr. 01004.18.01.

M. Mosser in: H. Krause/P. Mitchell, Das Pas- qualatihaus auf der Bastei Bauhistorische Untersuchung im Keller des Hauses Wien 1, Mölker Bastei 8. FWien 21, 2018, 78 f.; ders., Bericht über die archäologische Grabung Wien 1, Mölker Bastei 8. FÖ 57, 2018 (in Vorb.).

2 Krause/Mitchell (Anm. 1) 48–81.

Fundchronik Wien 1

(23)

bindung zwischen dem Wallgang der Kurtine und dem tiefer gelegenen öst- lichen Flankenhof der Bastion und war erst später mit einem Zugang zu den Kellern des Pasqualatihauses versehen worden. Aus dem 12 cm hohen Schotterbett für die Pflasterung konnten innerhalb von S1 Keramik- und Glasfragmente des späten 18. bzw. der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geborgen werden (Inv.-Nr. MV 106.747). Darunter wurden die Verfüllungen der Baugruben für die die Rampe begrenzenden Ziegelmauern sowie eine Pfostenlochverfüllung – mit anpassendem Fayencefragment zu einem Apo- thekertiegel (Ende 18./Anfang 19. Jahrhundert, Inv.-Nr. MV 106.746) aus der Rampenpflasterung – dokumentiert. Diese schnitten eine Planierschicht und die darunter folgende humose Vegetationsschicht. Der Befund und das Fundmaterial belegen, dass die Rampenpf lasterung frühestens gegen Ende des 18. Jahrhunderts angelegt wurde. (M. M.)

Wien 5, Matzleinsdorfer Platz, vor Nr. 1

Im Vorfeld der Bauarbeiten für die Verlängerung der U-Bahnlinie U2 wurde im Bereich des geplanten Stationsbauwerks am Matzleinsdorfer Platz vom 12.

bis zum 26. September 2018 ein 200 m2 großer Abschnitt aufgegraben, da ein Kollektorbauwerk umgelegt werden musste. Der Schnitt lag im östlichen Teil der stadtauswärts führenden Fahrbahn, vor dem Haus Matzleinsdorfer Platz Nr. 1 (Abb. 1).

Statt des zu erwartenden Linienwalls1 konnte die Stadtarchäologie Wien die Reste eines Kellers des späten 19./beginnenden 20. Jahrhunderts dokumen- tieren (siehe Beitrag S. Jäger-Wersonig et al., 206 ff.).2Erhalten waren zwei in einem Abstand von rund 5,90 m annähernd in Ost-West-Richtung parallel zu- einander verlaufende Mauern, die von einem Gewölbe überspannt worden wa- ren. Die Nordmauer besaß eine Breite von 0,60 m, war in Netzmauerwerks- technik aus grob zugerichteten Kalk- bzw. Sandsteinquadern mit wenig Ziegelbruch zum Ausgleich errichtet und konnte auf einer Länge von 2,50 m dokumentiert werden (erh. OK 43,10 m über Wr. Null). Die in der Bauweise ent- sprechende Südmauer konnte nur auf einer Länge von 1,40 m beobachtet wer- den (erh. OK 41,23 m über Wr. Null). Das Kellergewölbe aus Kalk- und Sand- steinen und wenig Ziegelbruch war noch teilweise erhalten. Als Bindung konnte der gleiche Lehm-„Mörtel“mit wenig Kalk wie bei der Nordmauer festgestellt werden. Den östlichen Abschluss bildete eine in Nord-Süd-Richtung laufende Ziegelmauer (erh. OK bei 41,09 m über Wr. Null) in unregelmäßigem Verband.

Diese Mauer hatte eine Breite von 0,40 m und konnte zwischen zwei Bohrpfäh- len auf einer Länge von 1,40 m dokumentiert werden. Als Bindung fungierte ein stark sandiger Kalkmörtel mit wenig Kalkspatzen und Kieseln. Der bauliche Zu- sammenhang zu den Längsmauern konnte wegen der Bohrpfähle stratigra- fisch nicht nachgewiesen werden, ist aber aufgrund des wiederverwendeten Materials und der Lage wahrscheinlich.

Die jüngste Evidenz der Ziegel aus der Nordmauer mit Gewölbe und aus der Ostmauer kommt von der Ziegelei des Johann Adametz jun., die zwischen 1873 und 1883 in Betrieb war.3Der Keller kann daher nicht vor 1873 errichtet

worden sein. (S. J.-W.)

1 I. Mader/I. Gaisbauer/W. Chmelar, Der Wiener Linienwall. Vom Schutzbau zur Steuer- grenze. WA 9 (Wien 2012).

2 GC : 2018_17; BDA Mnr. 01008.18.01.

3 Für die Bestimmung der Ziegelzeichen und deren chronologische Einordnung danke ich Werner Chmelar (Stadtarchäologie Wien).

Liebenberg- Denkmal

8 12

10

14

Sch reyvog

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Möl ker Bastei

Univer sitätsrin

g

Abb. 1: Fundpunkt 6 (GC : 2018_01). Wien 1, Mölker Bastei 8.

Matzleinsdorfer Platz

Margaretengürtel

Margaretengürtel

1 2

3

4

Grünwaldgasse Wiedn

er Hauptstr

.

Abb. 1: Fundpunkt 7 (GC : 2018_17). Wien 5, Matzleinsdorfer Platz, vor Nr. 1.

(24)

Wien 7, Mariahilfer Straße 50–56/Kirchengasse 1 (Künettengrabung) Im Vorfeld der Aushebung eines Schachtes für ein Stationsgebäude der ge- planten U-Bahnlinie U2 wurden im Straßenbereich unmittelbar vor den Häusern Mariahilfer Straße 50–56 und Kirchengasse 1 Leitungen umgelegt (Abb. 1).1In einer Erweiterung der Künette vor dem Haus Mariahilfer Straße 56 konnte am 19. Oktober 2018 von der Stadtarchäologie Wien im Ost- und Westprofil der Rest einer graubraunen bis hellbraunen, lehmigen Verfüllung mit zahlreichen Steinen bis 12 cm Größe, Holzkohleresten und wenig Ziegelsplitt festgestellt werden (Bef.-Nr. 1). Erhalten war jeweils der südliche Teil dieses Befundes mit annähernd U-förmigem Profil (erh. B 1,40 m, erh. T 0,55 m; UK 40,09 m über Wr. Null). Die Unterkante reichte bis in den anstehenden Schotter (Bef.- Nr. 2; OK vor Haus Nr. 56 ca. 40,37 m, vor Haus Nr. 50 ca. 40,69 m über Wr. Null). Aus der Verfüllung Bef.-Nr. 1 konnten einige Keramikfragmente ge- borgen werden, die alle in das 17. Jahrhundert datieren: mehrere Fragmente eines Tellers mit grüner Glasur und weißen Punkten, zwei Wandfragmente einer Fayence mit blau marmoriertem Dekor sowie Randfragmente eines Topfes mit Kragenrand (Inv.-Nr. MV 106. 890).2

Bei dem Befund könnte es sich um den Rest eines Straßengrabens einer Vor- gängeranlage der heutigen Mariahilfer Straße handeln. In ihrer Trasse verlief ei- ne alte Fernstraße, die vom Wiener Burgtor in Richtung Westen führte.3 Sie wurde auch„Bayrische Landstraße“bzw.„Laimgrubner Hauptstraße“genannt.

Schon im Plan von Bonifaz Wolmuet aus dem Jahr 1547 („Auf der Laimgrube“) und in einer Federzeichnung des Carlo Theti aus dem Jahr 1576, welche die Befestigung von Wien und ihre Umgebung zeigt, sowie in der Vogelschau von Jakob Hoefnagel (1609) ist der Straßenverlauf erkennbar.4 (K. A.-W.)

Wien 9, Frankgasse/Haulerstraße/Frankhplatz/Alser Straße/Garelli- gasse und Otto-Wagner-Platz (Künettengrabungen)

Der Ausbau des Wiener U-Bahn-Netzes ab Ende 2020 umfasst unter anderem Umbauarbeiten an dem bestehenden Streckenabschnitt der Linie U2 zwischen Karlsplatz und Rathaus. Dieses Teilstück wird künftig als Linie U5 bezeichnet und soll in mehreren Baustufen vom Rathaus bis nach Wien 17, Hernals verlän- gert werden. Zunächst beschränkt man sich auf den Bau der Strecke bis zur projektierten Station„Frankhplatz“.

Im Vorfeld erfolgten in diesem Bereich die Verlegung von Glasfaserkabeln und die Umlegung der Gas- und Wasserrohre. Parallel dazu wurden im Zuge der Neugestaltung des Otto-Wagner-Platzes, vor der Österreichischen National- bank, ebenso Künetten und Schächte angelegt.1Sämtliche zutage gekomme- nen Befunde römischer Zeit bis ins 19. Jahrhundert wurden von der Stadtarchäologie Wien zwischen 3. Mai und 27. Juni sowie vom 12. September bis zum 7. November 2018 dokumentiert (siehe Beitrag M. Mosser, 180 ff.).

Das Gebiet um den Frankhplatz interessiert aus stadthistorischer Sicht aus mehreren Gründen. Hier befindet man sich im Randbereich der römischen La- gervorstadt und innerhalb der mittelalterlichen, im Zuge der Ersten Türkenbela- gerung (1529) zerstörten und wieder aufgebauten Alser Vorstadt. Fundamente großer Baukomplexe des 18. Jahrhunderts sind hier ebenso noch vorhanden.

1 GC : 2018_20; BDA Mnr. 01010.18.02.

2 Freundl. Mitt. Ingeborg Gaisbauer (Stadt- archäologie Wien).

3 Freundl. Mitt. Heike Krause (Stadtarchäo- logie Wien).

4 Zu den Plänen siehe F. Opll/H. Krause/

Ch. Sonnlechner, Wien als Festungsstadt im 16. Jahrhundert. Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini (Wien, Köln, Weimar 2017) 484 f. Nr. 6; 489 Nr. 21; 490 f.

Nr. 23.

Mariahilfer Straße Zollergasse

Kirchengasse

60 58

56 54

52 50 1 3 5

Abb. 1: Fundpunkt 8 (GC : 2018_20). Wien 7, Mariahilfer Straße 50–56/Kirchengasse 1.

1 GC : 2018_09, BDA Mnr. 01002.18.02;

GC : 2018_10, BDA Mnr. 01002.18.02 und GC : 2018_18, BDA Mnr. 01002.18.04.

Frankhplatz

Alser Straße Frankgasse Otto-W

agner-Pl.

Haulerstraße

Garell igasse

Garn isongass

e Schwarzspanierstraße

Frankgasse

Universität sstr.

2 3

9 7

24

12 10 8 6

4 6

8

13

5

246

10

8

12 3

3 1

10 8 6 1–5 1

57

5 7

Ostarrichi- Park

Abb. 1: Fundpunkt 9 (GC : 2018_09, 2018_10, 2018_18). Wien 9, Frankgasse/Haulerstraße/

Frankhplatz/Alser Straße/Garelligasse und Ot- to-Wagner-Platz.

Fundchronik Wien 7 und 9

(25)

Unterhalb der Alser Straße ist der Verlauf der antiken, vom LegionslagerVindo- bonanach Westen führenden Fernstraße nachgewiesen.

Die künftigen Untersuchungen werden demnach Einblick in die weitere Ent- wicklung dieses Verkehrsweges geben können, so wie auch Befunde des ihn begleitenden spätmittelalterlichen/frühneuzeitlichen Alsbachkanals zu erwarten sind. Die Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen stellen wichtige Vorarbeiten für den Bau des Stationsgebäudes am Frankhplatz dar, da sich die erwartbaren archäologisch relevanten Strukturen nun besser abschätzen

lassen. (M. M.)

Wien 10, Grundäckergasse 14–20

Im Jahr 2018 wurde damit begonnen, auf dem Areal Grundäckergasse 14–20 (sog. Grundäcker) in Wien-Oberlaa die letzten Baulücken zu schließen. Wie be- reits in den Jahren zuvor wurden auch die nunmehr betroffenen Liegenschaften vorab im Zuge eines archäologisch kontrollierten Oberbodenabtrages durch die Stadtarchäologie Wien untersucht (Abb. 1). Aufgrund der topographischen Lage auf den flachen unteren Abhängen des Laaer Berges im Nahbereich des Liesingbaches war zuvor das betreffende Gebiet als archäologische Fundhoff- nungszone eingeschätzt worden und zuletzt konnten auch tatsächlich auf den westlich und nördlich angrenzenden Bauplätzen Reste einer weitläufigen end- neolithischen Siedlung erfasst werden.1

Im Frühsommer war Bauplatz 2 (Neubau von Siedlungsanlagen) betroffen, der am nördlichen Rand der Grundäcker, östlich des nunmehr neu geschaffenen Brigitte-Neumeister-Platzes, liegt.2Zwischen 20. Juni und 6. Juli 2018 wurde am ca. 3.360 m2 großen Baugrund die 35–55 cm mächtige Humusauflage entfernt, der darunter liegende hellbraune Lösslehm war jedoch völlig be- fundleer.

Zuletzt wurde die Stadtarchäologie Wien im Spätherbst 2018 mit archäologi- schen Voruntersuchungen anlässlich eines geplanten Schulneubaues der Stadt Wien im südöstlichen Teil der Grundäcker beauftragt. In einem ersten Schritt wurde zunächst nur der östliche Bereich des Bauplatzes bearbeitet (Grundäckergasse 14 -Ost)3, da der westliche Teil aufgrund einer Zwischennut- zung noch nicht übergeben werden konnte. Nachdem im Zuge des archäolo- gisch begleiteten maschinellen Oberbodenabtrages einige Verfärbungen urgeschichtlicher Zeitstellung aufgedeckt worden waren, folgte im Anschluss daran zwischen 29. November und 28. Dezember 2018 eine archäologische Rettungsgrabung.

Die untersuchte Fläche belief sich auf ca. 1.565 m2und lag auf rund 180 m über Adria. Es zeigte sich, dass durch moderne Humusanschüttungen (0,40– 0,70 m) die Geländeoberf läche etwas erhöht und eingeebnet war. Gemessen an der Unterkante des alten (überlagerten) Humushorizontes war das ur- sprüngliche Hanggefälle Richtung SSW aber nur mäßig stark ausgeprägt (0,90 m Differenz auf ca. 38 m Länge). Unter dem unterschiedlich hoch erhalten gebliebenen alten Humus (10–35 cm dunkle Schwarzerde plus rund 20 cm Übergangshorizont) befand sich mehr oder weniger schluffiger, hell- bis gelb- lich brauner Lösslehm als geologischer Unterboden. Im südwestlichen Eckbe-

1 Siehe dazu zuletzt M. Penz, Wien 10, Laaer-Berg-Straße 316. FWien 21, 2018, 210–217 (GC : 2017_13).

2 GC : 2018_11; BDA Mnr. 01104.18.02.

3 GC : 2018_21; BDA Mnr. 01104.18.03.

Grundäckergasse Hämmerl

egasse

Laaer-Berg-Straße

Brigit te-Neu

meis ter-

Platz

Abb. 1: Fundpunkt 10 (GC : 2018_11 und 2018_21). Wien 10, Grundäckergasse 1420.

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