Untersuchungen
zumSubstituenten-
und Losungsmitteleinflufi auf Solvolysereaktionen
V. Die neutrale
Hydrolyse polar
substituierterEssigsaureethylester
im
Vergleich
mit basischerund saurerHydrolyse
Von
G. Schmeer und J. Barthel
Institut fiirPhysikalischeund Theoretische Chemie der UniversitatRegensburg (Eingegangenam21. Marz 1984)
Esterhydrolysis jNeutralesterhydrolysis/Polar substituenteffect/Electrostaticreactionmodel The influence ofpolar substituentson thehydrolysis of acetic acid esters is inperfect agreement with thepredictions ofanelectrostatic model of the activated complex both for
alkalineandneutralhydrolysis.Acidhydrolysisinvolves the counteraction oftwopolareffects
and isnotaccessibletothis model. Inagreementwith thisresult,the stericparameterEsof Taft's linear energyrelationshipisnothelpfulfor the discussion of steric effects ofpolarsubstituents in esterhydrolysisreactions.
Der EinfluBpolarerSubstituenten auf dieGeschwindigkeitskonstantender basischen und neutralen Hydrolyse von Essigsaureestern laBt sich mit einem elektrostatischen Modell des
Zwischenkomplexes quantitativ erfassen. Die saure Hydrolyse mit gegenlaufigem EinfluB
zweier polarer Effekte ist dieser Darstellung nicht zuganglich. In Ubereinstimmung mit
diesem Ergebnis ergeben sich fiir die Anwendungder Taftschen linearen Energiebeziehung
auf die Esterhydrolysereaktion Vorbehalte beziiglich des sterischen Parameters Es polarer
Substituenten.
1.
Einfuhrung
Die
Untersuchung
der basischenHydrolyse
der Carbonsaureester hatgezeigt [1 —4],
daB dieVerschiebung
derGeschwindigkeitskonstante (Be- zugsreaktion:
IndexNull)
unterdem EinfluB innerer(polare
Substituentenam
Estermolekul)
und auBerer(Losungsmittel,
Ionen- undIonenpaar- reaktion)
Parameter durch eine lineareEnergiebeziehung
\nk-\nk0=^-{AG^-AG*) (1)
der Gibbsschen
Aktivierungsenergie AG*
mit derAufspaltung
in einenelektrostatischen, AG*1,
und einen nicht-elektrostatischenAnteil,
AG* dar-gestellt
werden kann.AG* =AGe,
+AG*.(2)
DerAnteil
AGel
istausdem chemischen Modell[5]
desZwischenkomplexes,
das
Bindungslangen, -winkel,
und -momente sowie freie undgehinderte
Drehbarkeiten und das dielektrische Medium in der
Umgebung
des Zwi-schenkomplexes beriicksichtigt,
inquantitativer Ubereinstimmung
mit demExperiment
berechenbar.Ziel dieser
Untersuchung
istdieAnwendung
deschemischenModellsaufdie neutrale
Esterhydrolyse
und derVergleich
vonbasischer,
neutralerundsaurer
Esterhydrolyse.
DielineareEnergiebeziehung
von Tafttog/fc-logito=<5 E,+Q*-o* (3)
wird im Rahmen dieser
Untersuchung
kritisch diskutiert.2.
Experimented Ergebnisse
2.1
.
MeBergebnisse
Die
Geschwindigkeitskonstanten
der neutralenHydrolyse
fur Trifluor-essigsaureethylester
zwischen5°C und 35°C und furChloressigsaure-
undFluoressigsaureethylester
bei 25°C wurden ansorgfaltig gereinigten
Esternbestimmt; Herkunft und
physikalische
Daten zurCharakterisierung
derReinheit sind in Tabelle 1
angegeben.
Die reaktionskinetischen
Experimente
wurden inzweifach destilliertem Wasser ohneZugabe
einespH-Puffers durchgefuhrt.
Die wahrend der Reaktion entstehende Carbonsaureerniedrigt infolge
ihrer DissoziationdenpH-Wert
derLosung
undbewirkt eineparallel
verlaufendesaureHydrolyse-
reaktion. Die
Erniedrigung
despH-Wertes
erstreckt sich bisin den Puffer- bereich derentsprechenden
Carbonsaure.Tabelle1. PhysikalischeKonstantender suhsliluiertenEssigsdurethylester
Substanz Hersteller Reinheitsgrad Siedepunkt Brechungsindex
°C/Torr
-
nj?
Lit.FCH2C02C2H5 FLUKA purum 115
—
118*/760 1,377*
C1CH2C02C2H5 FLUKA puriss. 53,5-55/11 1,4375 1,4375 [6]
F3CC02C2H5 FLUKA puriss. 60,7/760 1,3074 1,30735 [7]
*Herstellerangaben
Die
Bestimmung
derGeschwindigkeitskonstanten erfolgte
durchRegi- strierung
deszeitabhangigen
LeitwertesL(t)
derreagierenden Losung
nachder in loc. cit.
[8,9] angegebenen
Methode. Die beobachteteGeschwindig-
keitskonstante k
ergibt
sich durch Auswerten der Funktionlnfx^r-*-'- (4)
L0
undLa,
sind die LeitwertezuBeginn
bzw. am Ende der Reaktion. Die gemessenenGeschwindigkeitskonstanten
sind in Tabelle2angegeben.
DieReaktion des
Trifluoressigsaureethylesters
liefert bei alienTempera-
turen des
MeBprogramms
undunabhangig
von der Wahl derAusgangs-
konzentrationanEster
(5
•10~4
<c^/mol dm-3
< 5•10~3)
iiberzehnHalb-wertzeiten
(99,9 % Umsatz)
lineareFunktionen,
die das durch Gl.(4) geforderte Zeitgesetz bestatigen,
siehe Abb. 1. DieStandardabweichung
desMittelwertes aus
je
vierMessungen
beijeder Temperatur liegt
bei 3/o.Die sehr
langsamen
Reaktionen der Monochlor- undMonofluoressig- saureethylester
wurden nach 30Tagen
bei Erreichenvonetwa30/o Umsatzabgebrochen.
ZurBestimmung
des furdieAuswertung
erforderlichenWertesLx
wurde dieKonzentrationsabhangigkeit
des LeitwertesL(c)
einesaqui-
molaren Gemisches aus Saure und Alkohol unter
Versuchsbedingungen
gemessen undmit Hilfe dieser Funktionund den bekannten
Aquivalentleit- fahigkeiten
derander Reaktionbeteiligten
IonenWertefurabgeschatzt.
Die mit diesem Verfahren bestimmten
Geschwindigkeitskonstanten
konnenmit Fehlern bis zu
10%
behaftet sein.Literaturwerte sindnur furdie
Hydrolysereaktion
vonC1CH2C02C2H5
und
F3CC02C2H5
bei25°Cbekannt. Siestimmen mitdenErgebnissen
dieserArbeit
iiberein, vgl.
Tabelle3.3.
Vergleich
der Mechanismen derbasischen,
neutralen undsaurenHydrolyse
3.1. Die Reaktionsmechanismen der
Hydrolyse
Die
Hydrolyse
der Esteraliphatischer
Carbonsauren verlauft im ganzenpH-Bereich
in derRegel
so, daB einNukleophil, OH2
bzw.OH~,
an denCarboxylkohlenstoff
unterBildung
einesZwischenkomplexes
mit tetraedri- scher Strukturangelagert
wird und infolgenden
Reaktionsschritten dieAlkoxygruppe
unterSpaltung
derC—O-Bindung
aus dem Estermolekulverdrangt. Abweichungen
vondiesem Ac-2-Mechanismus werden bei Esternbeobachtet,
die aromatischeAcylgruppen
besitzen oder die starken sterischen Einfliissen in derAcyl-
oder derAlkylgruppe ausgesetzt sind;
diese besonde-ren Mechanismen werden hier nicht behandelt.
Die unterschiedlichen Mechanismen fur den
basischen,
neutralen undsauren
pH-Bereich
sind in Abb.2als Reaktionsschemasoformuliert,
daB dieRolle des
Losungsmittels
imReaktionsgeschehen
und die strukturellen0 UOO 800 1200 1600
t
—
s -»~
Abb.1. Darstellung von In(Z.„-L)=f(t) fur die neutrale Hydrolyse von F3CC02C2H5
bei 25 °C
Saure Hydrolyse OH
^0 + Ms) ^OH
k3^'
IR'-C*
H0H2 0H2 =* 0H2 0H2 =^R'-C-OH+H0H2^OR
k2(s)
vORk4(s) ^
X*
kete) ^nu Ms) ^0 +
.R-C^l
* 0H2+ ROH^
R'-CT * H0H2 + ROHkfid)
OHk8(s)
-OHNeutrale Hydrolyse
kid) 0'Y kite)
R'-C +OH2+OH2 =* R-C-OH + HOH2 ^ R'-C' 0H2 ROH
^OR k,ts) 1 MO V0H
OR Basische Hydrolyse
k,(l)
0" Ms) 'JOk5lsl
r-0"R'-C''" OH" :== R'-C-OH == R-C + OR == R'-O' + HOR
V0R k2is) 1 Ml) ^OH
kg(l)
-'0OR 0
X*
Abb. 2. Reaktionsschemaderbasischen, neutralen und sauren Esterhydrolysereaktion.
(s: schneller, I: langsamerReaktionsschritt)
Merkmale des chemischen Modells fur den
Zwischenkomplex X*
sichtbarwerden.
3.2. Basische
Hydrolyse [10]
Der
geschwindigkeitsbestimmende
Schrittder basischenHydrolyse
ist dernukleophile Angriff
des OH "-Ions auf das C-Atom derCarboxylgruppe
mitder
Geschwindigkeitskonstante kx.
Die Reaktion wird in alkalischerLosung
durch die
Bildung
desmesomeriestabilisiertenCarboxylatanions
irreversibel, d.h.k6<^k5.
Nach
vorangehendem
Schemaergibt
sich fur dieGeschwindigkeits-
konstante der basischen
Hydrolyse
der Ausdruckk»=k^irhr- (5)
Die Konstanten
k2
undk3
haben als Zerfallskonstanten des Zwischen-komplexes gleiche GroBenordnung.
3.3. Neutrale
Hydrolyse [11]
Die neutrale
Hydrolyse
ist durch dennukleophilen Angriff
einesH20- Dipols
auf das C-Atom derCarboxylgruppe
mit Assistenz eines zweitenH20-
Molekiils charakterisiert. Im Fall einer
weitgehenden
Dissoziation der entstehenden Carbonsaure wirddieneutraleEsterhydrolyse
irreversibel. Fur dieGeschwindigkeitskonstante
der neutralenHydrolyse gilt
k"
=ki
-,—rrk ch2o(6)
k2+k3
und fur die Konstanten
k2
undk3
das fur die basischeHydrolyse gesagte.
3.4. Saure
Hydrolyse [12]
In dersauren
Hydrolyse
ist dasGleichgewicht
derProtonierungsreaktion
mit der Dissoziationskonstante
KD
=^L
demgeschwindigkeitsbestimmen-
den Schritt der
nukleophilen Anlagerung
einesH20-Molekuls
mit derGeschwindigkeitskonstante k3
an denprotonierten
Ester unterallgemeiner Basenkatalyse
eines weiterenH20-Molekuls vorgelagert.
DieGeschwindig-
keitskonstante der sauren
Hydrolyse
ist durch den Ausdruckks
=T ki
kIk
'c"2°gegeben,
wennangenommenwird,
daB dieKonstantenk3
undk6
wesentlichkleiner sind als
kA
undks.
EineAnderung
derGeschwindigkeitskonstante ks
kann in diesem Falle sowohl iiber die
Anderung
der Konstantek3
als auchiiber die von
KD erfolgen.
DerZwischenkomplex
ist als neutrales Molekulformuliert,
da angenommenwird,
daB dieProtonierung
des Zwischen-komplexes
zu dessen Zerfall fiihrt[13].
_2a
6,
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gS
—
a:
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H,
o u
- (N in i^j rsf oo'rsfOs'
—
W W „
8
n° °x8U^
u utu uT
3.5. Die
Esterhydrolyse
inwaBriger Losung
Die drei
vorangehend
diskutierten Mechanismen laufen inwaBriger Losung entsprechend
demZeitgesetz
dcf
--^-
=(ksCom+kr,
+kbcOH-)cE (8) grundsatzlich
nebeneinander ab.Die
Geschwindigkeitskonstante kb
der basischenHydrolyse
ist fur alle Ester sehr vielgroBer
als die dersauren(ks)
oder der neutralenHydrolyse (k„).
(Vgl.
Tabelle3).
InalkalischerLosung
ist daher nurder/^-Term
in Gl.(8)
wirksam.
-<^
=kbcOH-cE. (9)
Im
pH-Bereich
zwischen 0 und 7dagegen
miissen in derRegel
sowohl diesaureals auch dieneutrale
Hydrolyse beriicksichtigt werden,
dadieBeitrage
aus beiden Reaktionen von
vergleichbarer GroBenordnung
sein konnen.-^ dc£
=(£scoin
+<U-C£. (10)
Die gemessenen
Geschwindigkeitskonstanten
der neutralenHydrolyse
des
Fluoressigsaure-
und desChloressigsaureethylesters,
die aus der An-fangssteigung
desintegralen Zeitgesetzes
Gl.(4)
erhaltenwurden,
enthalteneinen Anteilan saurer
Hydrolyse,
der mit Hilfe der in Tabelle3angegebenen
Konstanten
k,
und der bis zum Reaktionsumsatz entstandenen Protonen- konzentration berechnet und bei derBestimmung
vonk„ beriicksichtigt
wurde.
Diestrenglineare Funktion gem. Gl.
(4)
biszueinem Umsatzvon99,9 A
der
Hydrolyse
desTrifluoressigsaureethylesters zeigt,
daB fur diesen Fall diesaure
Hydrolyse
ganzvernachlassigt
werden kann.3.6.
Vergleich
derAktivierungsentropien
Die gemessenen
Aktivierungsentropien
stehen imEinklang
mit diesenMechanismen. Sowohl in der sauren als auch in der basischen
Hydro- lyse
findet eineLadungsumlagerung
mitAktivierungsentropien
von etwa—
100 J
K_1 mol-1
statt[1,14,15].
DerZwischenkomplex
der neutralenHydrolyse
entsteht unterLadungstrennung
mit wesentlich starkernegativer
Aktivierungsentropie
von etwa —160 J K_1mol-1 (vgl. Tabelle2).
4.
Wechselwirkung
vonpolaren
Substituenten in derAcylgruppe
mil demReaktionszentrum
In Tabelle3 sind
Verschiebungen
derGeschwindigkeitskonstanten, log (k/k0),
dersauren,neutralenundalkalischenHydrolyse
fur6halogenierte Essigsaureethylester gegeniiber
demunsubstituiertenEssigsaureethylester
alsReferenzsubstanz
(k0) angegeben.
4.1. Basische
Hydrolyse
Der EinfluB von
polaren
Substituenten konnte in loc. cit.[1]
durchelektrostatische
Wechselwirkung
zwischeneinerLadung (OH
" mite0zA)
undeiner
Ladungsverteilung (Estermolekiil
mit dem Potential\jjB(r,0,<f>))
be-schrieben werden. Furdie basische
Hydrolyse ergibt
sich danninGl.(2)
der Ausdruck(A7A
=Avogadrozahl)
AGe>
=-NAzAe0iPB(rJK<P). (11)
Fur dieUntersuchung
des Einflussespolarer
SubstituentenamEstermolekiil laBt sich[/jB(r,0,(j))
als Funktion desStrukturparameters
/
cos(A cos(90
cost?^v-prr^^f-'-R2- (12)
darstellen.
R0
bzw. R und00
bzw. 0 sind die Koordinaten dernegativen Ladung (OH")
imZwischenkomplex
fur Referenz- und substituiertesMolekiil;
^ und w sind dieDipolmomente
einanderentsprechender
C—X-Bindungen (siehe
Abb.3 in loc. cit.[1]).
Dervomchemischen Modell
geforderte
lineareZusammenhang
zwischen\n(k/k0)
und A(fx
cos0/R2)
konntein loc. cit.[1]
liber6Zehnerpotenzen
furdie
Geschwindigkeitskonstanten polar
substituierterEssigsaureethylester bestatigt
werden.4.2. Neutrale
Hydrolyse
Der EinfluB
polarer
Substituenten ist ausdemVergleich
derReaktions-mechanismen,
Abb.2,
inAnalogie
zur basischenHydrolyse
als elektro- statischeWechselwirkung
einesDipols (H20)
mit einerbeliebigen Ladungs- verteilung (polar
substituierterEster)
erfaBbarund fiihrt dann inGl.(2)
zumAusdruck
zlGel
=AV/I„2c.-FB(/-, 0,4>) (13)
EB(r,e,<p)=-ffidMr,0,(p). (14)
Die dem chemischen Modell
[5]
zu Grundegelegte
Struktur des Zwischen-komplexes
ist in Abb. 3dargestellt.
Abb. 3. StrukturdesZwischenkomplexesder neutralenHydrolysevonC1CH2C02R.P0istder Ort desWasserdipolsimZwischenkomplex.DieDipoledesH20und der C
—
Cl-Bindungbilden
mit der Achse R dieWinkel0,und02.Die beidenDipolvektorensindinder Raumkoordinate<j>
umden Winkel4>l2 gegeneinanderverdreht
Die
Konfiguration
amCarboxylkohlenstoff
isttetraedrisch;
das effektiveDipolmoment
inRichtung
eines freienElektronenpaares
desH20-Molekiils liegt
in derC—O-Bindung
mit demMittelpunkt
im Sauerstoffatom des Wassers. DerDipol
der C—X-Bindung
wirdin denMittelpunkt
derBindung
C—X
gelegt.
R ist der Abstand der beidenDipole. Wegen
der freienDrehbarkeit der C—C-Achse
ergibt
sich fur den Mittelwert der Wechsel-wirkung
durchIntegration
iiber alle Konformationen dieAnordnung
derDipole
in derWeise,
daB ihreProjektionen
auf die Ebene der drei tetraedrischen Sauerstoffatome zueinander senkrecht stehen. Die beidenDipolvektoren
spannen mit derVerbindungslinie
Rjeweils
eine Ebeneauf,
die sichinder AchseRunterdem Winkel
cpl2 durchdringen. Qi
und02
sinddieWinkel zwischen /ic-X=/i] bzw. /<H2o
—
Hi ufid R.
Das
polare
Molekiilbefindet sich innerhalb einer dielektrischenKugel
mitdem Radius a und ist von dem
homogenen, isotropen
undladungsfreien
Medium mit der DZ=£
umgeben.
Fur die Diskussion des Substituenteneffektes ist es
sinnvoll,
das FeldEB(r, 9, qS)
in das Feld desDipols fj,
und ein RestfeldE'B aufzuspalten.
Tabelle 4.Strukturparameler,Gl. (16)derneutralenHydrolyse^?'C02C2H5+H20-»Produkte
C-X Mc-x
D R
x
01/jcosO, cosfl2 102 Dk CH3
C1CH2 C12CH C13C FCH2 F2CH
F,C
C-H C-Cl C-Cl C-Cl C-F C-F C-F
0,4 1,46 1,00 0,65 1,41 1,34 1,19
2,63 2,81 2,81 2,81 2,70 2,70 2,69
118,0 55,9 55,9 55,9 58,9 59,6 59,8
36,96 38,2 38,2 38,2 37,3 37,2 37,3
0 3,73 5,62 6,35 3,73 7,14 9,81
£)[Debye]=3,334 10"30 Cm
1
Die
Dipolwechselwirkungsenergie W{nx,n2) ergibt
sich dann zu£-2
(r^3~
8+1 \
fR\3-
£+1
la
r3
2+
sinOi sin(92
cos<tj12cosOj cosfl2 \
+W(15)
W ist der
Energiebeitrag
des restlichen Molekiils ohneSubstituentendipol.
Die
Wirkung
des Reaktionsfeldes[23]
istinGl.(15) beriicksichtigt,
zuseinerBerechnung vgl.
man loc. cit.[1 ].
Mit guterNaherung
kannman cos(j)l2
~0setzen, da die beiden Ebenen der
Dipolvektoren
nahezu senkrecht auf- einander stehen.Da
Wo-W'~0[]], folgt:
In* 8
r~f
^+^
£+1(-)
\ aImit
Mi
cosOj cos(32\ cosGj cosf^
R
Hi
COS0! cosf2 F3
Hi
cos6\ cos(92 r73
(16)
Aus Tabelle4sind die
Strukturparameter
A der Gl.(16),
die mit Daten ausStandard-Tabellenwerten
[24,25]
berechnetwurden,
ersichtlich.In Abb.4 ist
\og(k/k0)
gegenA(ncos0{ cos02/r3)
fiir die neutraleHydrolyse aufgetragen.
DievomModell
geforderte
Linearitat ist iiber dengesamten
gemessenen Bereichgegeben.
Abb. 4bestatigt,
daBelektronegative
Substituenten-
ebenso wie bei der basischen
Hydrolyse [1]
-die neutrale
Esterhydrolyse beschleunigen.
4.3. Saure
Hydrolyse
Fur die im
geschwindigkeitsbestimmenden
Schritterfolgende Anlagerung
eines
H20-Dipols
andiepolare
Oniumstufe ist die elektrostatische Wechsel-0 2 U 6 8 10
1026U cosd1 cosd2/R3-*
Abb.4. Darstellung von \o%(klk0)=f(AncosQi
cos02/R3)
fur die neutrale Hydrolyse polarsubstituierter Essigsaureethylester(DatenausTabelle2)
wirkung
desDipols (H20)
sowohlmit dem Potential derpositiven Ladung
als auch mit dem Feld der restlichen
Ladungsverteilung maBgebend.
Fallsvorausgesetzt wird,
daB die starkeWechselwirkung
zwischenLadung
undDipol
konstantist,
sollte bei Variation derSubstituenteneineAbhangigkeit
der
Geschwindigkeitskonstante analog
dem fiir die neutraleHydrolyse gefundenen
Verhaltenzubeobachtensein. DieGeschwindigkeitskonstanten
nehmen
jedoch
bei Substituenten mitpolaren Gruppen
zunachstab,
umschlieBlich bei
erschopfender
Substitution wieder anzuwachsen(vgl.
Tabelle3).
Dieses Verhalten muB als das
Zusammenspiel
zweiergegenlaufiger
Effekteangesehen
werden.Die
nukleophile Anlagerung
desH20-Dipols
an denCarboxylkohlen-
stoff ist
-
wie bei der neutralen
Hydrolyse
-durch
polare
SubstituentenbeeinfluBbar,
d. h.k3
in Gl.(7)
wachst mit derElektronegativitat
desSubstituenten. Vor dieser
Anlagerung liegt jedoch
dieProtonierung
desEsters,
wobei hier aber die Basizitat der Ester mitsteigender
Elektro-negativitat
der Substituentenabnimmt,wieausTabelle5zusehenist,
wodie DissoziationskonstantenKD
derprotonierten
Ester und Saurenaufgefiihrt
sind.
Vonden
polar
substituierten Estern sind keine Dissoziationskonstanten bekannt. Es ist aberanzunehmen, daBderenpA"D-Werte
nicht weiter als einepK-Einheit
vondenen derentsprechenden
Saure entferntliegen,
wieausdemVergleich
derEssigsaure
und Benzoesauremit ihrenEthylestern hervorgeht.
Tabelle5.Basiziliil von Carbonsauren und Carbonsaureestern /J'COORH+
^2
H++fl'COORSubstanz pKD Literatur
CH3COOH
-
6,41 26
CH3COOC2H5
-
6,93 27
C6H5COOH
-
7,7* 28*
C6H5COOC2H5
-
7,7 30
ClCH2COOH <-1l 31
CI3CCOOH <-15 31
F3CCOOH <-15 32
* korrigiertmitH0-Funktionnach loc. cit. [29]
Die
Geschwindigkeitskonstante k2
in Gl.(7) entspricht
dereiner Saure- dissoziation in derGroBenordnung
von1011 s_1.
Sie istunempfindlich gegeniiber
Substituenteneinfliissen.Hieraus
ergibt sich,
daBkt umgekehrt proportional
zuKD
ist. Einepolare
Substitution beeinfluBt und
k3 gegenlaufig,
wobei die starkere Variation inki
die beobachtbareGeschwindigkeitskonstante
k in Gl.(10)
^beob
=^sCoH^ +k„
zunachst
verringert,
bis beipolyhalogenierten
Estern der TermkscOH*
gegeniiber
dernunsehrgroB gewordenen
Konstantek„
keinen EinfluBmehr auf£beob
hat.5.
Anmerkungen
zur Taftschen linearenEnergiebeziehung
Die lineare
Energiebeziehung
vonTaft[33]
-
Gl.
(3)
-
fur die Reaktivitat
aliphatischer Verbindungen
enthalt denpolaren Substituentenparameter
a*a*=24g
1[1Og(*/*o)baSiSch-log(^o)sauer]
,(17)
derausder
Verschiebung
derGeschwindigkeitskonstante
derEsterhydrolyse
in basischem und saurem Milieu erhalten
wird,
und den sterischen Sub-stituentenparameter Es
Es
=\og(k/k0)sauer (18)
aus der
Verschiebung
der saurenHydrolysekonstanten aliphatischer
Car-bonsaureester. Die Werte a* und
Es
inTabelle 6gelten
fur denAmeisensaure-ethylester [34]
alsBezug.
DieEs-Werte
lassen sich durch Additionvon1,24
auf die Taftsche Skala umrechnen.
Im
Gegensatz
zu deniTs-Werten
der Tabelle6,
die fur stufenweise Substitution mit Cl oder F eine fallende Tendenzaufweisen, zeigen
dieexperimentellen
Daten ein wesentlichkomplexeres
Verhalten(siehe
Tabelle
3)
mit einem Minimum furFCH2C02Et
bzw.Cl2CHC02Et.
Tabelle6.SterischeundpolareParameter derTaftgleichung. Gl.(3)zitiert nach [34]
Substituent a*
H 0 0,49
0,000 0,100 0,190 0,300 1,100 2,05 2,85 1,05 1,93 2,65 CH3
C2H5 i-C3Hv f-C4H9 CH2FCHF2 CF3 CH2C1 CHC12 CC13
1,24 1,31 1,71 2,78 1,48 1,91 2,40 1,48 2,78 3,3
Die Basis fur die Definition desParameters
Es
ist ein ubereinstimmendesProtonierungsgleichgewicht
allerEster[33],
wasaber,
wie inKap.
4.3gezeigt wurde,
furpolare
Substituenten nichtzutrifft,
sodaB fur diese Substituenten die in Tabelle6angegebenen
Werte nicht mit der DefinitionvonEs (Gl. 18)
konform sind.
Fur
Alkylsubstituenten
-
CH3, C2H5, /-C3H7, r-C4H9
in Tabelle6nimmt
Es groBe negative
Wertean,wahrend rr* stetsnahebei Nullliegt.
Das-bedeutet,
daBdasVerhaltenvon^/^y/-substituierten
Estern imBasischen und im Sauren nach Gl.(17) vergleichbar
ist. Dafur dieseEsterdieProtonierungs-
konstante einheitlichinder
GroBenordnung
von10~7
zuerwartenist,
istEs
ausGl.
(18)
furAlkylsubstituenten
ein MaB fur den sterischen EinfluB.Aus
unabhangigen Untersuchungen,
in denen der sterische EinfluB aus van-der-Waals Volumina berechnetwurde, gelangt
Charton[35]
zu derunseren
Ergebnissen analogen SchluBfolgerung,
daB der sterische EinfluBim Sauren und im Basischen unterschiedlich ist und eine Variation in rr* vonAlkylgruppen
aufzusatzliche sterische Effekte in basischem Milieu zuriick- zufiihrenist,
da derpolare
Effekt allerAlkylgruppen gleich
sein sollte.Bei der Diskussion von sterischen Effekten
Es
oder-
gleichbedeutend
damit
-
von kurzreichenden
Wechselwirkungen
W muBdas Verhalten desLosungsmittels
in derUmgebung
desZwischenkomplexes beriicksichtigt werden,
wobei nicht erwartet werdendarf,
daB dieZwischenkomplexe
imSaurenund im Basischen
gleich
solvatisiert sind. AuBerdem istzubeachten,
daB der
Vergleich
zwischen" saurem und basischemZwischenkomplex
dadurcherschwert
ist,
daB diesaurenHydrolysen generell
inMischungen
ausWasser und org.
Losungsmittel
mit hohem Anteil anorganischer
Kom-ponente durchgefuhrt werden,
wahrend der Anteil anorganischer
Kom-ponente
bei der basischenHydrolyse
unter 1% liegt,
d. h. die gemessenenGeschwindigkeitskonstanten
dersaurenHydrolyse
umeinenLosungsmittel-
effektzu
korrigieren
sind.Danksagung
Wir danken dem Fonds der Chemischen Industrie fur die
Unterstutzung
dieser Arbeit mit Sachmitteln.
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