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314 Thörle, Britta: Fachkommunikation im Betrieb. Inter- aktionsmuster und berufliche Identität in französischen Arbeitsbesprechun- gen. Tübingen: Narr, 2005 (Forum für Fachsprachen-Forschung 70). – ISBN 3- 8233-6163-5. 259 Seiten, €

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Aktie "314 Thörle, Britta: Fachkommunikation im Betrieb. Inter- aktionsmuster und berufliche Identität in französischen Arbeitsbesprechun- gen. Tübingen: Narr, 2005 (Forum für Fachsprachen-Forschung 70). – ISBN 3- 8233-6163-5. 259 Seiten, €"

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Thörle, Britta:

Fachkommunikation im Betrieb. Inter- aktionsmuster und berufliche Identität in französischen Arbeitsbesprechun- gen. Tübingen: Narr, 2005 (Forum für Fachsprachen-Forschung 70). – ISBN 3- 8233-6163-5. 259 Seiten, €54,00

(Thomas Johnen, Campina / Brasilien) Bei der vorliegenden Untersuchung han- delt es sich um die im Rahmen des Mannheimer DFG-Projektes »Sprachva- riationen in Betrieben« (2000–2004, vgl.

auch Müller 2006, hierzu auch die Rezen- sion von Karl-Hubert Kiefer, in diesem Band, 260–263) entstandene Dissertation der Autorin. Ziel dieses Projektes war – auf der Grundlage eigens erhobener Kor- pora authentischer Arbeitsgespräche –, die ethnographische und soziolinguisti- sche Beschreibung innerbetrieblicher Kommunikation in je einem deutschen, französischen und spanischen Betrieb ein- und desselben Konzerns aus der Automobilzulieferbranche. Wenn sich die vorliegende Untersuchung also auf Arbeitsbesprechungen in einem französi- schen Betrieb beschränkt, geschieht dies sehr wohl im größeren Zusammenhang des oben erwähnten Projektes und bietet eine interessante Basis für Vergleiche zu Arbeitsbesprechungen in deutschen Be- trieben. Als ein Ergebnis des Gesamtpro- jektes zeichnet sich zudem ab, daß es offensichtlich ein »universelles Grundin- ventar betrieblicher Interaktionsmuster«

zu geben scheint (242). Aus diesem Grund ist diese Arbeit auch über den berufsbezogenen DaF-Unterricht für Frankophone hinaus relevant.

Das Korpus besteht zum einen aus zwei jeweils ca. halbstündigen Meistersitzun- gen (réunions de maîtrise), die der Pro- duktionsplanung zwischen Meistern, Einrichtern und Logistikern dienen.

Diese Besprechungen finden täglich statt und haben daher einen starken Routi-

necharakter. Zum anderen wird ein 65minütiges Teamgespräch von Bandar- beiterinnen über Qualitätsverbesserung analysiert und schließlich ein im wö- chentlichen Turnus stattfindendes Pla- nungsgespräch zwischen Abteilungslei- tern aus Produktion und Logistik und dem technischen Werkleiter von 28 Mi- nuten Dauer. Die Transkription notiert Pausen(längen), gleichzeitiges Sprechen, Änderungen hinsichtlich der Sprechge- schwindigkeit und Lautstärke bzw. Ton- höhe, Elisionen, Silbenbetonungen, Ab- brüche und Vokallängungen sowie Kom- mentare über non-verbale und paraver- bale Ereignisse. Wie in romanistischen Arbeiten üblich, werden die Transkripte jedoch nicht mit einer deutschen Überset- zung versehen.

Der Detailanalyse ausgewählter Aus- schnitte aus den drei Gesprächen geht ein Forschungsüberblick und eine Diskus- sion der Untersuchungsmethode voraus, die die wesentlichen Grundannahmen von Ethnomethodologie, Konversations- analyse, Ethnographie des Sprechens, Interaktionale Soziolinguistik, Soziostili- stik, Funktionale Pragmatik und Fach- sprachenforschung in so überzeugender Weise herausarbeiten, daß sie für sich genommen als konzise Einführung für Studierende in diese Teilbereiche der Linguistik verwendet werden mögen.

Die Autorin selbst verschreibt sich jedoch nicht einfach einem dieser Ansätze, son- dern ist vielmehr bemüht, deren Reich- tum für ihre Analyse nutzbar zu machen und so Verbindungslinien aufzuzeigen.

Im Zentrum ihrer Analyse stehen dabei zwei Funktionsbereiche betrieblicher Kommunikation, die sich in den analy- sierten Gesprächen dominant erweisen:

a) die kommunikative Bewältigung von Arbeitsaufgaben zur Erfüllung betriebli- cher Zwecke und b) die Konstitution von Identitäten im Betrieb.

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Anhand ausgewählter Transkriptaus- schnitte nimmt die Autorin zunächst jeweils eine Sequenzanalyse vor, um die realisierten Interaktionsmuster heraus- zuarbeiten. Im Anschluß daran werden deren konstitutive Bestandteile auf ge- sprächsorganisatorische Fragen seiner Realisierung sowie auf wesentliche Ziele und Orientierungen der Beteiligten als jeweiliges Muster hin analysiert. Auf diese Weise gelingt es der Autorin, den Bezug zwischen dem konkreten Sprach- gebrauch und den Ebenen der Hand- lungs- und Beziehungskonstitution her- auszuarbeiten und auch den Zusammen- hang zwischen Identitäts- und Bezie- hungskonstitution auf der einen und der Interaktionsstruktur auf der anderen Seite näher zu beleuchten.

Die Analysen der Gesprächsausschnitte werden sehr sorgfältig und systematisch dargestellt und auch in Sequenzdiagram- men veranschaulicht. Bei der Fülle der zahlreichen interessanten Einzelergeb- nisse kann hier nur auf einige wenige kurz eingegangen werden. So zeigt die Autorin beim Datenaustausch in der Meistersit- zung auf, daß dieser ausgesprochen ar- beitsteilig und kooperativ gestaltet wird und sich erwartungsgemäß durch ein ho- hes Maß an Ökonomie auszeichnet. Ande- rerseits arbeitet sie aber auch deutlich her- aus, daß diese hoch kontextualisierte, stark reduzierte fachsprachliche Aus- drucksweise Merkmal eines gruppenspe- zifischen Codes ist, der die Sprecher als Fachleute und Gruppenmitglieder aus- zeichnet und somit dieser Ausdrucks- weise auch eine Funktion hinsichtlich der Identität der Gruppe und ihrer Mitglieder zukommt. Bezüglich des Verhältnisses zwischen Fach- und Umgangssprache zeigt die Autorin ein schwer abgrenzbares Kontinuum auf. Sie weist jedoch auf, daß bei vom reinen Informationsaustausch ab- weichenden Sprechhandlungen (wie z. B.

Loben) sowie in problematischen Phasen

stärker auf die Umgangssprache rekur- riert wird. Außerdem zeigt sie eine Paral- lele zwischen dem Gebrauch der Um- gangssprache und semantischer Vagheit auf der einen und dem Gebrauch der Fachsprache und inhaltlicher Exaktheit auf der anderen Seite auf, so daß sich zeigt, daß die Distribution von Fach- und Um- gangssprache in diesen Gesprächen funk- tional ist.

Bei der Analyse der weitgehend monolo- gisch ablaufenden Ergebnispräsentation in der Planungsbesprechung bietet die Autorin u. a. interessante Analysen zur Abbildung der Betriebshierarchie in den Gesprächsbeteiligungsrollen sowie zu Manifestationen der Firmenideologie in der Ergebnisdarstellung.

Besonders interessant aus interkulturel- ler Perspektive sind die Analysen der Teambesprechung, weil dort Konflikte aufkommen und bearbeitet werden.

Zwar werden hierbei von den Interakti- onsmustern her ähnliche Strategien (etwa der Deeskalation) wie im Deutschen ver- wandt. Die von der Autorin aufgezeigte Strategie des Registerwechsels von einem hohen und gepflegten Sprachniveau zu einem stark umgangssprachlichen Ge- brauch (langage familier oder gar popu- laire) zur Brechung der Spannung und Schaffung einer eher scherzhaften Atmo- sphäre ist dem Rezensenten durchaus auch aus der Konfliktbearbeitung in an- deren berufsbezogenen Konfliktgesprä- chen in Frankreich (auch unter Universi- tätsdozenten) vertraut. Es bliebe hier zu fragen, inwiefern im Deutschen analoge Registerwechsel vorkommen (je nach Re- gion auch unter Einschluß des Standard- sprache-Dialekt-Kontinuums), und falls ja, ob ihnen nicht eine andere Funktiona- lität zukommt als im Französischen.

Diese Bemerkungen sollen andeuten, daß die Lektüre dieser Untersuchung in vie- ler Hinsicht aufschlußreich und anre- gend ist und wichtige Grundlagen und

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Anstöße für zukünftige Studien bietet.

Ein weiteres Verdienst dieser Untersu- chung liegt darin, aufgezeigt zu haben, daß Fachkommunikation im Betrieb sich nicht darauf beschränkt, institutionelle Zwecke zu erfüllen, sondern daß es immer zugleich auch um Beziehungsar- beit und berufliche Identitäten geht. Aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht ist dies zwar keine neue Erkenntnis (vgl.

Watzlawick/Beavin 1966/1967), in dieser Untersuchung jedoch werden diese Zu- sammenhänge auf der Grundlage au- thentischer Transkripte von betrieblichen Fachgesprächen und somit konkreter sprachlicher Realisierungen von kommu- nikativen Handlungen detailliert aufge- wiesen und die Beziehung zwischen sprachlichen Elementen und Sach- und Beziehungsebene aufgezeigt. Aus diesem Grund ist diese Untersuchung auch me- thodologisch gesehen von Interesse.

Literatur

Müller, Andreas P.: Sprache und Arbeit.

Aspekte einer Ethnographie der Unterneh- menskommunikation. Tübingen: Narr, 2006 (Forum für Fachsprachen-Forschung 71).

Watzlawick, Paul; Beavin, Janet: »Some Formal Aspects of Communication«, American Behavioral Scientist 10 (1966/

1967), 4–8.

Ueding, Gert (Hrsg.):

Rhetorik. Begriff – Geschichte – Inter- nationalität. Tübingen: Niemeyer, 2005. – ISBN 3-484-68120-9. 366 Seiten, €36,00 (Elżbieta Sierosławska, Krakau / Polen) Der Band wurde aus den Artikeln des 7.

Bandes des Historischen Wörterbuchs der Rhetorik und aus den ihn begleitenden weiterführenden Folgeartikeln zusam- mengestellt und als ein Sonderband ver- öffentlicht.

Die Artikel enthalten theoretische Aus- sagen über die Rhetorik und über ihre praktische Anwendung und stellen das Grundlagenwissen der Disziplin nach dem heutigen Forschungsstand vor.

Das Ganze hat den Charakter eines Handbuches. Fremdsprachige Artikel und Zitate wurden ins Deutsche über- setzt. Was die Struktur der Artikel an- geht, so hat jeder Artikel zwei Teile:

einen Definitionsteil und einen histori- schen Teil, der nach Epochen oder Jahr- hunderten gegliedert ist. Falls es Stich- wörter gibt, bei denen keine reine chro- nologische Darstellung möglich ist, gibt es eine Gliederung nach anderen Ge- sichtspunkten.

Der Band wird in sieben Teile eingeteilt.

Im ersten umfangreichen Teil werden zuerst der Begriff »Rhetorik« und seine aktuelle Bedeutung besprochen. Weiter gibt es eine Einteilung der Geschichte der Rhetorik in Quellengeschichte, Begriffs- geschichte (beide gegliedert nach Epo- chen von der Antike bis in das 20.

Jahrhundert), Systemgeschichte (geglie- dert in Antike, Mittelalter und Frühe Neuzeit), Rezeptionsgeschichte und Neuzeitliche Institutionengeschichte.

Im Teil Rezeptionsgeschichte wird die Re- zeption der Rhetorik in einigen Wissen- schaften ausführlich dargestellt, und zu diesen Wissenschaften gehören: Philoso- phie, Ästhetik, Poetik, Linguistik, Sozial- und Kommunikationswissenschaften.

Der Teil Neuzeitliche Institutionenge- schichte präsentiert die Geschichte der Rhetorik in den Bildungsinstitutionen in Italien, Frankreich, Spanien, Portugal, Lateinamerika, in den Niederlanden, Deutschland, Großbritannien, Skandina- vien, im slavischen Sprachraum und in Nordamerika.

Der zweite Teil des Bandes behandelt die angewandte Rhetorik. Dieser Teil beginnt mit der Erklärung des Begriffs, dann kommt die Besprechung der geistesge-

Referenzen

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