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Nachruf für Dr. med. Gottfried Lindemann

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Nachruf für Dr. med.

Gottfried Lindemann

* 12.07.1931 23.07.2012

Am 23. Juli 2012 verstarb Herr Dr.

med. Gottfried Lindemann, ehemali- ger Chefarzt der Gefäßchirurgischen Klinik in Karl-Marx-Stadt und von 1990 bis 1996 Chefarzt der Chirur-

gischen Klinik Flemmingstraße in Chemnitz, nach langer schwerer Krankheit.

Wir trauern um unseren ehemaligen Chef, einen engagierten Arzt, be - gnadeten Operateur und chirurgi- schen Lehrer.

Dr. med. Gottfried Lindemann wurde am 12. Juli 1931 in Schönbach bei Sebnitz geboren.

Seine Kindheit verbrachte er in mate- riell einfachen Verhältnissen, aber familiärer Geborgenheit.

Die Schulzeit war durch den Zweiten Weltkrieg und besonders durch die Folgen des Zusammenbruchs des Dritten Reiches 1945 und die Nach- kriegsjahre geprägt. Zielstrebig legte Dr. Lindemann 1950 das Abitur ab und begann im selben Jahr das Medizinstudium in Leipzig.

Für die Menschen in Deutschland – und hier besonders unter den politi- schen Repressalien in der DDR – waren die 50er-Jahre ein Neubeginn.

Diese Verhältnisse prägten auch das Leben und das Studium von Dr. Lin- demann.

Das erfolgreiche Staatsexamen 1956 war dann der Beginn seiner chirurgi- schen Berufslaufbahn.

Viele junge Ärzte gingen in dieser Zeit den Weg in den Westen Deutschlands für ein Leben in Frei- heit und bessere materielle Lebens- bedingungen.

Dr. Lindemann folgte diesen Verlo- ckungen nicht, sah die immer noch schlechte medizinische Versorgung der Nachkriegszeit in seiner Heimat und begann seine Facharztausbil- dung 1956 im Krankenhaus Sebnitz.

1957 wechselte Dr. Lindemann nach Karl-Marx-Stadt und setzte hier seine chirurgische Ausbildung bis zum er - folgreichen Facharztabschluss 1962 fort.

In vielen Gesprächen mit unserem Chef Dr. Lindemann haben wir von

den Arbeitsbedingungen im Gesund- heitswesen der 50er- und 60er-Jahre erfahren. Eine 12- bis 14-stündige Arbeitszeit und viele Bereitschafts- dienste prägten den Berufsalltag eines Arztes. Private Interessen stan- den oft im Hintergrund. Diesen bedingungslosen Einsatz in Klinik und Ambulanz hat uns Dr. Linde- mann stets vorgelebt und ist in die- sem Sinn folgenden Arztgeneratio- nen Vorbild gewesen.

Schon 1963, ein Jahr nach Facharzt- abschluss, wurde Dr. Lindemann von dem damaligen Chefarzt Prof. Dr. med.

Kurt Unger zum Oberarzt berufen.

Die 60er-Jahre waren durch Speziali- sierungen in der Chirurgie geprägt.

Dr. Lindemanns Interesse galt der Entwicklung der Gefäßchirurgie.

Aufgrund der politischen Verhält- nisse in der DDR war ein Aufenthalt in gefäßchirurgischen Zentren des westlichen Auslands für Dr. Linde- mann nicht möglich und so nutzte er die Gelegenheit, 1969 im Institut für klinische und experimentelle Chirur- gie in Prag bei Prof. Hejhal zu hospi- tieren. Die Arbeit in dieser Klinik war für ihn ein Meilenstein auf dem Weg zum Gefäßchirurgen und er berich- tete gern und oft aus dieser Zeit.

1976 erkrankte Prof. Dr. Unger und Dr. Lindemann übernahm die kom- missarische Leitung der Chirurgi- schen Klinik.

Aus anfangs einzelnen Gefäßeingrif- fen im allgemeinchirurgischen Pro- gramm wurde bald ein gefäßchirur- gisches Routineprogramm und 1977 wurde in Karl-Marx-Stadt die Abtei- lung für Gefäßchirurgie gegründet, zu deren Chefarzt Dr. Lindemann be - rufen wurde.

Eine langjährige chirurgische Erfah- rung und die ihm eigene exakte und

sichere Operationstechnik ließen ein gefäßchirurgisches Zentrum entste- hen, das als solches beim Ministe- rium der DDR ausgewiesen war und von Chirurgen der Region, aber auch des Auslands zur Weiterbildung besucht wurde.

Die politische Wende 1989/1990 veränderte auch das berufliche Leben von Dr. Lindemann.

Er hätte zu diesem Zeitpunkt auf eine erfolgreiche chirurgische Lauf- bahn ohne politische Kompromisse zufrieden zurückblicken und die Umstrukturierung von Klinik und Be - rufspolitik anderen überlassen können.

Die Aufbruchstimmung dieser Zeit veranlasste ihn noch einmal, die Ver- antwortung der Leitung einer chirur- gischen Klinik zu übernehmen und auch berufspolitisch in der neu gegründeten Sächsischen Landesärz- tekammer im Vorstand bis 1994 mit- zuarbeiten.

1996 leitete Dr. Lindemann als Präsi- dent der Sächsischen Chirurgenverei- nigung den Kongress in Chemnitz.

Altersbedingt beendete Dr. Linde- mann am 31.12.1996 die Arbeit in der Klinik.

Sein Wirken wurde 1997 von der Sächsischen Landesärztekammer mit der Verleihung der Hermann-Eberhard- Friedrich-Richter-Medaille ge würdigt.

Auch im wohlverdienten Ruhestand war Dr. Lindemann noch im Weiter- bildungsausschuss und der Facharzt- prüfungskommission der Sächsischen Landesärztekammer tätig.

Jetzt war endlich die Zeit gekommen, aufgeschobene Reisewünsche zu verwirklichen.

Eine schwere Erkrankung beeinträch- tigte dann seit 2006 das Leben von Dr. Lindemann zunehmend und an eine Genesung war nicht mehr zu denken. Mit Geduld, Lebensmut und noch erstaunlichen Initiativen hat Dr.

Lindemann diesen letzten Lebensab- schnitt, unterstützt von seiner Fami- lie, ertragen.

Am 2. August 2012 nahmen wir Abschied von unserem ehemaligen Chef und chirurgischen Lehrer.

Wir werden Dr. Lindemann in dank- barer und ehrender Erinnerung be - halten.

Dr. med. Dieter Jäckel, Chemnitz

Personalia

484 Ärzteblatt Sachsen 11 / 2012

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