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Nicht viel größer als ein Papierflugzeug: „RQ 11 Raven“ ist eine Aufklärungsdrohne. Sie wird, wie hier im Bild, per Hand gestartet und per Fernbedienung gesteuert. 20 Länder haben dieses Modell bereits erworben, darunter Pakistan, der Jemen und Kenia.
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Über 8000 „Unmanned Aerial Systems“ und weitere 12 000 unbemannte Land- systeme gehören zum Arsenal allein der amerikanischen Streitkräfte. Dabei ist die US-Army nicht die einzige Armee, die unbemannte Systeme einsetzt: Unbe- waffnet und rein zur Aufklärung, wie die Drohne RQ 11 Raven (Bild 1), und (potenziell) bewaffnet wie die Drohnen „Predator“ (Bild 2) „Reaper“ (Bild 3),
„Global Hawk“ (Bild 4) oder die israelische „Heron“ (Bild 5), an deren Erwerb die Bundeswehr interessiert ist. Roboter können als Lastenträger dienen wie
„BigDog“, an dem Boston Dynamics im Auftrag der amerikanischen Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) arbeitet (Bild 13), als Bergungs- hilfe auch in schwierigem Gelände für verwundete Soldaten wie der „X-RHex“
(Bild 9), der Battlefield Extraction-Assist Robot (BEAR), der seit 2010 in Fort Benning im US-Bundesstaat Georgia getestet wird (Bild 10), oder der „Talon“
(Bild 6), der aber gleichzeitig zum Bombenentschärfer (Bild 8) umgebaut wer- den kann. Die israelischen Streitkräfte lassen ihre Grenze zu Gaza von einem unbemannten Vehikel überwachen, das dementsprechend „Guardium“ genannt wurde (Bild 11). „Remus“ wiederum, dessen Aussehen an ein Torpedo erinnert, ist ein unbemanntes Unterwasser-Aufklärungssystem (Bild 7).
Drohne, „BigDog“, Killer-Roboter
© Bild 1: Creative Commons/ U.S. federal government
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Potenziell können diese Drohnen auch unbewaffnet Aufklärungsdienste leisten. Dass aber wenigstens die amerikanischen Modelle fast aus- schließlich bewaffnet eingesetzt werden, darauf verweisen schon die Namen: „Predator“ oder „Räuber“
(Bild 2), „Reaper“, was sich wohl am besten mit „Sensenmann“ übersetzen lässt (Bild 3) und „Global Hawk“
(Bild 4). Die israelische Drohne
„Heron“ (Reiher) wurde bislang von 13 Ländern erstanden, darunter die Türkei, Indien, Brasilien und Deutschland (Bild 5).
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© Bild 2, Bild 3, Bild 4 und Bild 5: Creative Commons/ U.S. federal government
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Rollen, schwimmen, tauchen oder über schwieriges Gelände „gehen“: Roboter werden entwickelt und eingesetzt, um Aufklärung auch unter Wasser zu leisten, verletzte Soldaten zu evakuieren oder Bomben zu entschärfen.
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Noch existiert kein System, das ohne menschliche Steuerung auskäme. Aber wie lange noch? Die Fortschritte im Bereich „Künstliche Intelligenz“ – also der Fähigkeit einer Maschine, aufgrund ausreichender Speicher- und Verarbei- tungskapazitäten etwas Komplexes erfassen und dementsprechende Entschei- dungen treffen zu können – sind geradezu atemberaubend. Hugo de Garis, einer der führenden Forscher in diesem Bereich, geht davon aus, dass es „inner- halb einer Generation möglich sein wird, ein Bit Information auf einem Atom zu speichern“. Oder auch eine Quadrillon (1 mit 24 Nullen) Bit Information auf einem Objekt von der Größe einer CD. Dementsprechend betitelte de Garis einen seiner Artikel: „Bauen wir Götter oder unsere potenziellen Vernichter?“
Der Einsatz autonom handelnder „Kampfmaschinen“ müsse unterbunden werden, noch bevor diese Realität seien, fordert die Menschenrechtsorganisati- on Human Rights Watch (HRW) in ihrem Bericht „Losing humanity: the case against killer robots“, den sie im November 2012 vorlegte. Autonome Waffen- © Bild 6, Bild 7 und Bild 8: Creative Commons/ U.S. federal government | Bild 9: © Boston Dynamics | Bild 10: www.pouted.com
IP • Mai / Juni 2013 25 Drohne, „BigDog“, Killer-Roboter
Was dem „Star Wars“
Roboter R2D2 ähnelt, ist in Wirklichkeit das Raketenabwehrsy- stem Phalanx der US- Marine (Bild 12). Es ist seit den siebziger Jahren im Einsatz und wählt seine Ziele automatisch. „Guardi- um“ (Bild 11) kon- trolliert Israels Grenze zu Gaza und „Big Dog“ (Bild 13) ist ein Gepäckträger.
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systeme würden gegen das Völkerrecht verstoßen und seien eine „inakzeptable Gefahr für Zivilisten“. Im Februar 2013 kündigte HRW eine weltweite Kampa- gne gegen „Killerroboter“ an, die ebenso verboten werden sollten wie Streu- bomben oder Landminen. Deren Vorsitzender ist Noel Sharkey, Professor für Robotik und künstliche Intelligenz an der Universität Sheffield. „Das Kriegs- völkerrecht kennt das Recht, sich zu ergeben; Rechte von Kriegsgefangenen;
das Anrecht, dass ein Mensch Kollateralschäden in Augenschein nimmt“, so Sharkey im Guardian. Noch wichtiger aber sei, dass Menschen eben nicht nur Informationen verarbeitende, sondern mitfühlende Wesen seien: „Wenn ein Roboter Fehler macht, wer ist dann verantwortlich?“
© Bild 11: Creative Commons/ Israel Defense Force | Bild 12: Creative Commons/ U.S. federal government | Bild 13: Creative Commons/ U.S. federal government/ DARPA Strategic Plan