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Andrologische Aspekte in der dermatologischen

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Academic year: 2022

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Andrologische Störungen

Der typische Patient aus dem Fallbeispiel ist vorder- gründig ein rein dermatologischer Patient. Allerdings können potenziell verschiedene andrologische Störun- gen vorliegen. Man wird sie aber nur erkennen, wenn man sich dieser Probleme bewusst ist.

Andrologie beschäftigt sich prinzipiell mit den Berei- chen:

▪ Infertilität, d. h. dem Ausbleiben einer Schwanger- schaft bei der Partnerin trotz regelmäßigem unge- schützten Geschlechtsverkehr über einen Zeitraum von 1 Jahr sowie Maßnahmen, die Fertilität zu er- halten, wie Kryokonservierung von Spermien

▪ Hypogonadismus, d. h. die verminderte oder fehlende hormonelle Aktivität des Hodens und ihre klinischen Folgen

▪ erektile Dysfunktion, d. h. die Unfähigkeit, über einen längeren Zeitraum hinweg in der Mehrzahl der Versuche eine für ein befriedigendes Sexualleben ausreichende Erektion zu erzielen oder beizubehal-

ten; dazu gehören auch andere Sexualstörungen wie Libidoverlust oder Ejakulationsstörungen wie Ejaculatio praecox

▪ alternder Mann, d. h. Symptome eines zunehmen- den Androgenmangels, z. B. Abnahme der Libido, der Vitalität, der Muskelmasse und der Knochen- dichte, sowie Anämie, depressive Entwicklung und erektile Dysfunktion

▪ männliche Kontrazeption, d. h. Beratung zur Vasektomie oder zu medikamentösen Maßnahmen Der geschilderte Patient könnte klinisch relevante Pro- bleme v. a. in den ersten 3 Bereichen aufweisen. Diese lassen sich klinisch über Anamnese und Untersuchung erfassen.

Merke

Andrologie beschäftigt sich nicht nur mit Infertilität, sondern auch mit den Problemen des Hypogonadis- mus, der erektilen Dysfunktion und der männlichen Kontrazeption.

Verdacht auf Hypogonadismus

Anamnese

Um andrologische Störungen zu erfassen, ist eine ent- sprechende Anamnese erforderlich. Diese bezieht sich auf einen möglichen Testosteronmangel (Infobox 1).

Die aufgeführten Symptome sind dabei nicht spezifisch, sondern können auch andere Ursachen haben. Als beste Indikatoren für einen Androgenmangel erwiesen sich Fragen nach sexuellen Symptomen: Bei Testosteron- spiegeln unter 11 nmol/l fanden sich signifikant seltener morgendliche Erektionen, unter 8,5 nmol/l setzte eine erektile Dysfunktion ein und unter 8 nmol/l nahmen sexuelle Gedanken ab [1]. Finden sich Hinweise auf einen möglichen Androgenmangel, sollte dieser Ver- dacht durch eine Bestimmung der Testosteron-Konzen- tration geklärt werden (▶Abb. 1).

Andrologische Aspekte in der dermato- logischen Praxis

F. Ochsendorf, M. B. Abdel-Naser

In der Weiterbildungsordnung zum Arzt für Dermatologie und Venerologie wer- den „ Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten in der Erkennung andrologischer Störungen und Indikationsstellung zur weiterführenden Behandlung “ gefordert.

Damit wird eine „ Überweisungskompetenz “ verlangt. Dieser Beitrag soll die dazu erforderlichen Grundkenntnisse vermitteln.

FA L L BEISP IEL

Ein 34-jähriger Patient stellt sich bei positiver Psoriasis-Familienanamnese mit einer bisher er- folglos mit Vitamin-D-Analoga und UV-B behan- delten Psoriasis vulgaris vor. Er ist 1,75 m groß und wiegt 97 kg. Bei der körperlichen Untersuchung zeigt sich eine deutliche Adipositas. Es handelt sich um eine chronisch-stationäre Psoriasis mit dicken, disseminierten Plaques (PASI 15). Meh- rere Fingernägel sind betroffen (Tüpfel und Öl- flecke). Das Mittelgelenk des 3. Fingers ist rot, geschwollen und schmerzhaft. Nach den CASPAR- Kriterien (5 Punkte) liegt eine Psoriasis-Arthritis vor.

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Merke

Fragen nach sexuellen Symptomen (morgendliche Erektion, sexuelle Gedanken und Erektionsstörun- gen) lassen einen Hypogonadismus am ehesten erkennen.

Falls man sich scheut, diese Fragen direkt zu stellen, kann auch ein Fragebogen zur Lebensqualität verwen-

det werden, wie der DLQI (http://sites.cardiff.ac.uk/

dermatology/quality-of-life/dermatology-quality-of-li- fe-index-dlqi/). Bspw. bietet die Frage 9 des DLQI einen guten Einstieg in diese Thematik: „Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung in den vergangenen 7 Tagen Ihr Lie- besleben beeinträchtigt?“(überhaupt nicht = 0 Punkte, ein bisschen = 1 Punkt, ziemlich = 2 Punkte, sehr = 3 Punkte).

Symptome des Hypogonadismus

primärer Hypogo- nadismus

kein Befund, aber beendete

Pubertät

Ausschluss von Kontra- indikationen für eine Testosteron-Substitution

sekundärer Hypogo- nadismus

evtl. Karyotyp, Diagnosestellung

nach Tabelle 1

Diagnosestellung nach Tabelle 1

Bestimmung von T, LH, SHBG (7:00 – 11:00 morgens)

subnormales T (< 8 nmol/l)

Altershypo- gonadismus

Kinder- wunsch

Testosteron-Substitution Gonadotropin-Substitution Überwachung/Verifikation der Diagnose im Verlauf

kausale Behandlung,

wenn möglich IHH

kein Befund Befund

LH↑

FSH↑

LH↓

nein

nein

nein ja

ja

ja 1. Bestätigung durch zweite Messung 2. Bestimmung von FSH, Prolaktin, Östradiol

Bestimmung hypothal./

hypophysärer Funktionen 1. andere Hormonachsen, Funktionstests 2. MRI, olfaktorischer Test

Kalkulation freies T grenzwertiges T

8 – 12 nmol/l

subnormal

< 200 pmol/l

normal

> 200 pmol/l

normal

< 200 IU x nmol/l2

pathologisch

> 200 IU x nmol/l2 normales T

> 12 nmol/l

Kalkulation des Androgen- Sensitivitätsindex (LH x T)

kein Androgen-Defizit Suche nach anderen Ursachen

evtl. Androgen-Resistenz (Tabelle 1)

evtl. 5α-Hydroxylase- Mangel (Tabelle 1)

Bestimmung von Dihydrotestosteron Androgen-Rezeptor-

Sequenzierung:

Mutationen/

Polymorphismen

Erwägung einer ziel- organorientierten, höher dosierten Testosteron-Gabe

Bestätigung durch 2. Messung dysfunktionaler

Feedback- Mechanismus

LH normal

Pubertät?

Abb. 1 Diagnostischer Algorithmus bei V. a. Hypogonadismus (nach [6]). T = Testosteron; LH = luteinisierendes Hormon;

SHBG = sexualhormonbindendes Globulin; FSH = follikelstimulierendes Hormon; Dx = Diagnostik; MRT = Kernspintomografie;

IHH = idiopathischer hypogonadotroper Hypogonadismus (Quelle: Zitzmann M. Störungen des endokrinen Systems/Hypogo- nadismus. In: Krause W, Weidner W, Sperling H, Diemer T, Hrsg. Andrologie. Krankheiten der männlichen Geschlechtsorgane.

4. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2011). Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.

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Wenn man die Sexualanamnese genauer erfassen will, kann dann gezielter nachgefragt werden. Sexualität umfasst die Dimensionen:

▪ Lust (Lustgewinn durch sexuelles Erleben)

▪ Fortpflanzung (Reproduktion)

▪ Beziehung (Bedeutung der Sexualität für die Befrie- digung grundlegender biopsychosozialer Bedürf- nisse nach Akzeptanz, Nähe, Sicherheit und Gebor- genheit durch sexuelle Kommunikation in Bezie- hungen) [2]

Die in Infobox 2 aufgeführten Screening-Fragen erlau- ben es, diese Dimensionen bzw. ihre möglichen Störun- gen zu erfassen. Ärzte scheuen sich vor diesen Fragen, obwohl gerade Patienten mit Psoriasis in hohem Maße von Sexualstörungen betroffen sind. Nur 9 % der Pa- tienten waren mit der diesbezüglichen Betreuung durch ihre Ärzte zufrieden [2].

Merke

Patienten sind unzufrieden mit der Betreuung bez.

ihrer Sexualstörungen. Screening-Fragen erlauben einen einfachen Zugang.

Körperliche Untersuchung

Wenn bereits vor der Pubertät Störungen bei der Testosteron-Produktion einsetzen, bleibt die Pubertät aus. Die Wachstumsfugen werden nicht geschlossen

und es resultiert ein Hochwuchs. Je nach Ausprägung des Mangels bleiben das Wachstum des Kehlkopfs und damit der Stimmbruch aus, die Stimme bleibt hoch. Es findet sich eine horizontale Begrenzung der Schambe- haarung und fehlender Bartwuchs.

Merke

Durch das Missverhältnis zwischen Östrogenen und Testosteron kann eine Gynäkomastie entstehen.

Bei adipösen oder älteren Männern entsteht eine Brust- vergrößerung meist durch Vermehrung von Fettge- webe (Lipomastie). Eine echte Brustvergrößerung kann am besten in Rückenlage mit nach oben gelagerten Armen festgestellt werden. Der Drüsenkörper tastet I NFO B OX 1

Hinweise für einen männlichen Hypogonadismus Klinisches und biochemisches Syndrom [1, 3]

Anamnese

▪reduzierte Libido

▪Abnahme spontaner Erektionen (nächtlich, morgendlich)

▪erektile Dysfunktion

▪verzögerte Ejakulation

▪Hitzewallungen

▪selten Galaktorrhö

▪Knochenbrüche nach geringfügigem Trauma

▪Körpergrößenverlust

▪reduzierte Körperbehaarung (Rasurfrequenz)

▪reduzierte Muskelmasse

▪reduzierter Antrieb (Energie, Motivation)

▪Erschöpfung

▪depressive Gedanken Klinische Untersuchung

▪reduziertes Hodenvolumen

▪Gynäkomastie

▪reduzierte Körperbehaarung (weibliches Muster)

Technische Untersuchung (Dexa-Scan)

▪reduzierte Knochendichte

I N FO B OX 2

Screening-Fragen zu Sexualstörungen bzw.

Partnerschaftsproblemen 1. Sexualstörungen:

– „Haben Sie Veränderungen Ihrer Sexualität bemerkt, z. B. was Ihr sexuelles Verlangen oder die Erregungs- und Orgasmusfähigkeit betrifft?“

– „Leiden Sie darunter?“

– „Möchten Sie daran etwas ändern?“

2. Falls bei 1. positive Antworten: formale Aus- prägung

– primär/sekundär

– praktikbezogen/praktikunabhängig – partnerbezogen

– situationsbezogen – Schweregrad – Dauer 3. Partnerschaft:

– „Leben Sie in einer festen Beziehung?“ – „Wie fühlen Sie sich aufgehoben? Lieben Sie

sich?“

– „Hat Ihr/e Partner/in gesundheitliche oder sexuelle Probleme?“

– „Was bedeutet Ihnen Intimität mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin?“

– „Haben Sie Kinder oder besteht Kinder- wunsch?“

FA L L BEI SP IEL

Der Patient zeigt eine Adipositas, weibliche Fett- verteilung, beidseits vergrößerte Brüste, eine verminderte Körperbehaarung. Die Anamnese ergibt eine verminderte Libido, Abnahme der morgendlichen Erektionen und etwa bei jedem 2. Versuch eine erektile Dysfunktion, die auch schon zu Störungen in der Partnerschaft führte.

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sich in der Areolarregion als feste/gummiartige Masse, Neoplasien meist als harte Masse außerhalb davon.

Details zum diagnostischen und therapeutischen Vor- gehen bei Gynäkomastie sind kürzlich ausführlich be- schrieben worden [3].

Bei V. a. präpubertär entstandenen Hypogonadismus muss der Hoden palpiert werden: Bei Klinefelter-Syn- drom (XXY; 1–2/1000 männliche Neugeborene) oder idiopathischem hypogonadotropen Hypogonadismus sind die Hoden klein (< 5 ml). Da die Patienten die Wirkung von Testosteron nie erlebt haben, klagen sie nicht über die in der Infobox 1 beschriebenen Be- schwerden.

Testosteronmangel nach der Pubertät zeigt sich bei der Untersuchung ggf. durch:

▪ Abnahme von Körperbehaarung und Bartwuchs

▪ Gynäkomastie

▪ Abnahme des Hodenvolumens

Auch bei dem geschilderten Patienten müssen die Hoden untersucht werden: Hodenkrebs ist bei Männern zwischen 15 und 44 der häufigste Tumor (Inzidenz Westeuropa ca. 7,8 %, Tendenz steigend) [4]. Hoden- tumoren tasten sich als steinharte Strukturen im sonst prallelastischen Hoden. Bei Kinderwunsch schließt sich zudem die Inspektion und Palpation einer evtl. vor- liegenden Varikozele, der Nebenhoden und der Samen- leiter an.

Merke

Hodentumoren haben bei Männern zwischen 15 und 44 die höchste Inzidenz und lassen sich sehr oft mit- tels Palpation der Hoden erkennen.

Laboruntersuchungen

Bei V. a. Hypogonadismus sollten folgende Hormone untersucht werden (▶Abb. 1):

▪ Testosteron

▪ LH (luteinisierendes Hormon)

▪ SHBG (sexualhormonbindendes Globulin)

Aufgrund der Tagesrhythmik muss die Blutentnahme zwischen 7 und 11 Uhr erfolgen. Spätere Bestimmun- gen können zu falsch niedrigen Werten führen. Prinzi- piell sollten die Ergebnisse, insbesondere bei grenzwer- tigen Befunden, durch eine 2. Laboruntersuchung be- stätigt werden. Dies liegt v. a. an biologischen Schwan- kungen bzw. Einflüssen akuter Erkrankungen. Die Ergebnisse der Testosteron-Konzentration werden teils in nmol/l, teils in mg/dl mitgeteilt. Anhand folgender Formeln lassen sich die jeweiligen Werte umrechnen:

▪ 1 nmol/l entspricht 0,288 ng/ml

▪ 1 ng/ml entspricht 3,47 nmol/l

Im Internet finden sich zudem entsprechende Hilfen zum Umrechnen (z. B. http://unitslab.com/de/node/

136).

Testosteron wird im Blut an das SHBG gebunden. Nur das freie, ungebundene Testosteron vermittelt die bio- logischen Effekte. Für die Routine genügt die Messung des Gesamt-Testosterons. Die in der Infobox 1 auf- geführten Beschwerden können auch bei normalen Testosteron-Konzentrationen auftreten. Als Grenze zwischen normalen und möglicherweise mit einem Testosteron-Mangel assoziierten Beschwerden werden 12,1 nmol/l (Gesamt-Testosteron) bzw. 243 pmol/l (freies Testosteron) angegeben [5].

Merke

Bei V. a. Hypogonadismus ist die erste diagnostische Maßnahme die Bestimmung des morgendlichen Gesamt-Testosterons und des SHBG.

Passen die Symptome nicht zum gemessenen Serum- spiegel, wie z. B. bei adipösen Patienten, ist die Bestim- mung des freien Testosterons sinnvoll. Da die verfüg- baren Testsysteme für freies Testosteron sehr unzuver- lässig sind, wird empfohlen, diesen Wert anhand spe- zieller Formeln aus dem Gesamt-Testosteron und der SHBG-Konzentration zu berechnen. Ein entsprechen- der Rechner findet sich z. B. unter: http://issam.ch/

freetesto.htm.

Im nächsten Schritt wird untersucht, worum es sich handelt (▶Tab. 1):

▪primärer Hypogonadismus (Fehlfunktion im Hoden)

▪sekundärer Hypogonadismus (Fehlfunktion in Hypothalamus/Hypophyse)

▪Altershypogonadismus (kombinierte Störung) Dazu dienen weitere Tests und Untersuchungsverfah- ren (▶Abb. 1).

Komorbiditäten

Ein symptomatischer Hypogonadismus soll eine Prä- valenz von 5,5–12 % haben [7] (= Serum-Testosteron

< 2 ng/ml [7 nmol/l] bzw. freies Testosteron < 89 pg/ml [308 pmol/l] plus je nach Alter 3 klinische Symptome).

Merke

Hypogonadismus ist mit dem metabolischen Syn- drom und anderen Systemkrankheiten assoziiert [8].

Da Psoriasispatienten signifikant häufiger an arterieller Hypertonie, Adipositas, Diabetes mellitus Typ II und einem metabolischen Syndrom leiden, ist mit einem häufigeren Auftreten von Hypogonadismus und erek- tiler Dysfunktion zu rechnen. Wurde der Hypogonadis- mus mit Testosteron behandelt, besserte sich auch die Psoriasis [2]. Deshalb hat das Erkennen eines Hypogo-

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nadismus auch für Dermatologen und deren Patienten therapeutische Konsequenzen.

Erektile Dysfunktion

Die Prävalenz der erektilen Dysfunktion (ED) nimmt mit dem Alter zu. In großen Studien lag sie zwischen 17 und 52 %. Damit ist die ED nach der Ejaculatio prae- cox die zweithäufigste sexuelle Funktionsstörung des Mannes.

Ursachen

Organische Erkrankungen, psychologische Faktoren, Medikamente sowie Drogen können zu einer ED führen (▶Tab. 2). Zu den organischen Ursachen gehören v. a.

Durchblutungsstörungen bei Herz-Kreislauf- oder Stoff- wechselerkrankungen sowie Nervenschäden. Seltener liegt ein Hypogonadismus vor. Eine ED wurde aber auch bei folgenden Hauterkrankungen beschrieben [9]:

▪ Sklerodermie

▪ Psoriasis

▪ atopisches Ekzem

▪ Pseudoxanthoma elasticum

▪ Lichen sclerosus et atrophicans

▪ Gynäkomastie

▪ Behçet-Syndrom mit neurologischer Beteiligung Psychogene Faktoren haben ebenfalls einen wichtigen Einfluss. Sie allein können eine ED auslösen, wie bei Vitiligo, Neurodermitis, Amyloidose und HIV-Infektion.

Meist wird eine organisch bedingte ED zusätzlich durch psychogene Faktoren verstärkt, z. B. eingeschränktes Selbstwertgefühl.

Merke

Stress und Angst können erektionshemmend wirken.

Tab. 1Hauptursachen des Hypogonadismus beim Mann (Quelle: Zitzmann M. Pathophysiologie. In: Krause W, Weidner W, Sperling H, Diemer T, Hrsg. Andrologie. Krankheiten der männlichen Geschlechtsorgane. 4. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2011: 61).

Primärer Hypogonadismus Sekundärer Hypogonadismus Androgenresistenz

Anorchie, Maldescensus testis

Zustand nach Orchitis

Klinefelter-Syndrom, 47,XXY

XX-Mann-Syndrom

(Z. n.) Hodentumor

Z. n. Hodenverletzungen

Z. n. Hodenbestrahlung

Z. n. Chemotherapie

idiopathischer hypogonadotroper Hypogonadismus (IHH)

Kallmann-Syndrom

Hypophysenadenome

chronische Krankheiten

Hämochromatose

zentrale Ischämie

zerebrales Trauma

Radiatio zentraler Strukturen

Kachexie

Opioidmedikation oder -abusus

GnRH-Rezeptormutationen

Mutationen des Androgenrezeptorgens

5α-Reduktase-Mangel

Gemischter primärer und sekundärer Hypogonadismus: Altershypogonadismus

Tab. 2Häufige Ursachen erektiler Dysfunktion.

Bereich Ursache

organische Ursachen Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Durchblutungsstörungen, Bluthochdruck)

Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus)

hormonelle Störungen (z. B. Mangel an Testosteron, Hyperprolaktinämie)

Erkrankungen oder Schädigungen von Nerven, Rückenmark oder Hirnbereichen (z. B. Querschnittslähmung, Schlaganfall)

Nierenerkrankungen, Lebererkrankungen psychologische Ursachen Versagensängste

Leistungsdruck, Stress

partnerbezogene Konflikte

Ängste, Selbstwertprobleme

Depressionen

Medikamente blutdrucksenkende Medikamente

Antiandrogene (Finasterid)

Antidepressiva

Drogen Nikotin, Heroin

Alkohol

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Ergänzende Anamnese

Haben die in Infobox 2 aufgeführten Fragen Hinweise für eine erektile Dysfunktion ergeben, sind weitere Fra- gen hilfreich, um mögliche Ursachen näher einzugren- zen [10]. Stellt man diese konkreten Fragen, zeigt das Kompetenz und vermeidet Unsicherheit. Zudem erlau- ben die Antworten festzulegen, wohin der Patient am besten überwiesen werden sollte.

▪ „Wann fand der letzte zufriedenstellende Ge- schlechtsverkehr statt, bei dem die Erektion bis zum Samenerguss durchgehalten werden konnte und auch die Partnerin etwas davon hatte?“Dies klärt die Dauer und Intensität des Problems.

▪ „Hat sich das Verlangen nach Sex (= Libido) deutlich vermindert oder nicht?“Dies grenzt Libido-Störun- gen von einer reinen ED ab.

▪ „Können Sie nicht mehr in die Scheide Ihrer Partne- rin eindringen, weil das Glied nicht mehr richtig steif wird oder weil es zu verbogen ist?“Dies differenziert eine Induratio penis plastica von einer ED.

▪ „Dauert der Geschlechtsverkehr zu kurz, weil der Samenerguss bereits bald nach dem Einführen in die Scheide stattfindet oder bricht die Erektion vor dem Orgasmus ab?“Dies differenziert eine ED von einer Ejaculatio praecox bzw. kann Hinweise auf ein venö- ses Leck geben.

▪ „Wie sieht Ihre Partnerin das Problem? Ist sie da- durch beeinträchtigt oder interessiert sie das Sexu- elle nur noch am Rande bzw. gar nicht? Haben Sie mit Ihrer Partnerin darüber gesprochen und ist Ihre Partnerin an einer Verbesserung der Situation inte- ressiert oder ist es ihr mehr oder weniger egal?“ Dies klärt die Auswirkung auf das Paar und mögliche weitere Schritte.

Primär organische Störungen bestehen schon immer oder haben sich allmählich in den letzten Jahren entwi- ckelt. Die ED ist dann meist unabhängig von Partner, Praktiken (z. B. auch vorhanden bei der Masturbation) und der Situation (z. B. Fehlen nächtlicher/morgend- licher Erektionen). Dann sollten mögliche Risikofakto- ren, relevante Vorerkrankungen und deren Schwere so- wie die Medikamente/Noxen erfasst werden (▶Tab. 2).

Eher psychogene Störungen treten teils abrupt, in

wechselnder Intensität abhängig von Partner, Praktiken oder der Situation auf.

Ergänzende Diagnostik

Die weitere Diagnostik führt dann i. d. R. der weiterbe- handelnde Arzt durch. Dies umfasst Blutuntersuchun- gen zur Erkennung von Risikofaktoren (Leber, Niere, Blutzucker, Lipide, ggf. Testosteron). Die Durchblu- tungssituation der Schwellkörper wird mit dem Schwell- körper-Injektions-Test (SKIT; Injektion von z. B. Alpro- stadil [Prostaglandin E1] und Duplexuntersuchung der Gefäße) erfasst.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Therapie kann durch Urologen und Dermatologen eingeleitet werden. Positiv wirken sich körperliche Be- wegung, Gewichtsabnahme, Verzicht auf Rauchen und weniger Alkohol aus. Ist ein dermatologisches Präparat, wie Finasterid, verantwortlich, dann sollte dieses abge- setzt werden [11].

Merke

Primär sollte eine gesündere Lebensweise empfohlen werden, was nicht nur die Erektionsprobleme bes- sern kann.

Die Standardtherapie der ED sind Phosphodiesterase-5- Hemmer (PDE-5-Hemmer) [12]. Sie sind gut geeignet, wenn die Veränderungen der Blutgefäße noch nicht sehr ausgeprägt sind. Bei V. a. eine organische ED kann die Vorstellung bei einem Internisten helfen, kardiale Durchblutungsstörungen frühzeitig zu erkennen. Eine Erektion entsteht nur bei gleichzeitiger sexueller Stimu- lation. Typische Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Flush, Dyspepsie und verstopfte Nase. Die einzelnen PDE-5-Hemmer unterscheiden sich bez. Dosis, der Zeit bis zum Wirkungseintritt und der Wirkdauer (▶Tab. 3).

Sildenafil und Vardenafil sollten nüchtern eingenom- men werden.

Cave

Die gleichzeitige Einnahme von Nitraten ist bei allen PDE-5-Hemmern absolut kontraindiziert.

Tab. 3 Übersicht über orale Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE-5-Hemmer) zur Behandlung der erektilen Dysfunktion.

Orale PDE-5-Hemmer Dosis (mg) Wirkungseintritt (min) Halbwertzeit (Std) Wirkungsdauer (Std)

Avanafil 50200 bei Bedarf 15 6–17 6

Sildenafil 25100 bei Bedarf 3060 4 4–8

Tadalafil 5 täglich oder 10–20

bei Bedarf

45 17,5 24–36

Vardenafil 1020 bei Bedarf 2540 45 6

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Alternativen zu PDE-5-Hemmern sind das medikamen- töse urethrale System zur Erektion (MUSE), Schwellkör- per-Autoinjektions-Therapien (SKAT), Vakuum-Erek- tionshilfe und Schwellkörperimplantate [13].

Hauterkrankungen und männliche Infertilität

Nicht nur Organerkrankungen wie chronische Nieren- insuffizienz, sondern auch Hauterkrankungen können mit männlicher Infertilität assoziiert sein (Literatur bei [14]). So können Genodermatosen die Haut betreffen, aber auch zu Störungen anderer Organe inkl. der Ho- denfunktion führen. Oft findet sich dann in der Anam- nese ein Kryptorchismus (angeborener Hodenhoch- stand) bzw. später ein Hypogonadismus. Ein Hoden- hochstand geht mit einem erhöhten Risiko für einen Hodentumor im späteren Leben einher. Entsprechende Kontrollen sollten dem Patienten empfohlen werden. Es handelt sich dabei um:

▪ Syndrome mit Störungen der Pigmentierung, z. B. Dyskeratosis congenita

▪ bestimmte Ichthyosiserkrankungen, z. B. Rud-Syndrom

▪ andere Syndrome, z. B. Gorlin-Goltz-Syndrom Störungen der Hodenfunktion können im Rahmen von Infektionen (Lepra, Syphilis, Tuberkulose, HIV), Psoria- sis [15], granulomatösen Erkrankungen (Sarkoidose), Autoimmunerkrankungen (Polyarteriitis nodosa, syste- mischer Lupus erythematodes), bei Zinkmangel oder durch medikamentöse Therapie von Dermatosen auf- treten (Finasterid, Dutasterid, Spironolacton) [14].

Merke

Manche Hauterkrankungen können zu einer Störung der Hodenfunktion führen. Bei der Behandlung von Dermatosen sind mögliche Wirkungen der Medika- mente auf die Hormonachsen und Hoden zu berück- sichtigen.

Kinderwunsch bei dermato- logischen Erkrankungen

Relevanz für die Behandlung

Wird beim geschilderten Patienten der Testosteron- Mangel reflexartig mit Testosteron behandelt, werden die Gonadotropine FSH und LH durch die negative Rück- kopplung auf der Ebene Hypothalamus/Hypophyse nicht mehr ausgeschüttet. Die reine Testosteron-Sub- stitution ist in diesem Kontext daher kontraindiziert [1].

Andererseits können dermatologische Systemthera- peutika die exkretorische Hodenfunktion schädigen oder für die Keimzellen mutagen sein. Deshalb muss der Aspekt„Kinderwunsch“bei Patienten im reproduk- tiven Alter (20–45 Jahren) bei der Wahl einer geeigne- ten Therapie immer berücksichtigt werden.

Merke

Leider ist derzeit für viele Medikamente unbekannt, ob und welche Hodenschäden sie verursachen kön- nen.

Eine kürzlich publizierte Übersicht stellt den diesbe- züglichen aktuellen Wissensstand zusammen [16]. Bei Einnahme potenziell mutagener Substanzen (▶Tab. 4) sollte eine Kontrazeption empfohlen werden. Bei der Behandlung mit Stoffen, die die Stammzellen direkt bzw. potenziell irreversibel schädigen können, müssen die Patienten über diese Tatsache und die Möglichkeit einer Spermien-Kryokonservierung aufgeklärt werden (▶Tab. 4). Manche Substanzen können die Fertilität in- direkt und meist reversibel beeinflussen:

▪ Methotrexat (reversible Oligozoospermie und Flagellumschaden)

▪ Azathioprin (tierexperimentell vermehrt Spontan- aborte)

▪ Ipilimumab (Autoimmunhypophysitis)

Hier ist der Aspekt der Kryokonservierung ebenfalls zu diskutieren.

Ist eine Schwangerschaft eingetreten, dann sollte die Exposition schwangerer Frauen gegenüber Ejakulat bei Einnahme von embryo-/fetotoxischen Medikamenten vermieden werden (▶Tab. 4).

Merke

Bei Kinderwunsch und Einsatz immunmodulatori- scher Medikamente sollte über eine Kryokonservie- rung diskutiert werden.

FA L L BEISP IEL

Die Labordiagnostik zeigt einen Testosteronwert von 11 nmol/l. Die weitere Anamnese ergibt, dass bei dem Patienten Kinderwunsch besteht. Des- halb wurde vor 1 Jahr die Verhütung beendet.

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Anamnese

Unerfüllter Kinderwunsch liegt bei regelmäßigem Geschlechtsverkehr über 1 Jahr und ausbleibender Schwangerschaft vor. Folgende Faktoren sind für die prognostische Beurteilung relevant:

Alter der Partnerin

Im Vergleich zu einer 25-jährigen Frau ist die reproduk- tive Funktion mit 35 auf 50 %, mit 38 auf 25 % und bei über 40-Jährigen auf weniger als 5 % vermindert [17].

Dauer des Kinderwunschs

Nach 1 Jahr konzipieren in unausgewählten Partner- schaften ca. 80 % der Frauen spontan. In den beiden folgenden Jahren tritt in jeweils der Hälfte der Paare noch spontan eine Schwangerschaft ein. Je länger also der Kinderwunsch besteht, umso unwahrscheinlicher wird eine spontane Schwangerschaft [18].

Häufigkeit der Sexualkontakte

Bei 2 × wöchentlichen Kohabitationen ohne Beachtung der fruchtbaren Tage besteht nach einem halben Jahr statistisch nur einmal die Chance auf eine Befruchtung.

Vorerkrankungen/medikamentöse Therapien Kryptorchismus, Allgemeinerkrankungen oder medi- kamentöse Therapien können die Hodenfunktion schä- digen.

Körperliche Untersuchung

Bei der Untersuchung ist u. a. auf Zeichen eines Hypo- gonadismus (s. o.) und Veränderungen an den Genital- organen (u. a. Hodengröße und -konsistenz, Variko- zele) zu achten.

Labordiagnostik

Ein Spermiogramm gibt Hinweise auf die Funktion der Sexualorgane. Dieses Spermiogramm muss nach den Vorgaben des WHO-Laborhandbuchs für die Unter- suchung menschlichen Ejakulats (5. Aufl.) angefertigt worden sein.

Weiterhin sind vom durchführenden Labor regelmäßige Qualitätssicherungsmaßnahmen einzuhalten, wie u. a.

die 2 × jährliche Teilnahme an externen Ringversuchen.

Diese werden bspw. von QuaDeGA (Qualitätskontrolle der Deutschen Gesellschaft für Andrologie; http://

www.quadega.de/) angeboten. Die Parameter, die hier enthalten sein müssen, sowie die Referenzwerte sind in

▶Tab. 5zusammengefasst.

Bei pathologischen Parametern sind weitere Tests, wie die Bestimmung von FSH, hilfreich. Die Interpretation eines Spermiogramms wird an anderer Stelle ausführ- lich dargestellt [19].

Merke

Das Spermiogramm muss nach WHO-Richtlinien angefertigt werden und unterliegt einer 2 × jährlich durchzuführenden externen Qualitätskontrolle.

Relevanz des Andrologen

Bei der Kinderwunschbehandlung müssen sowohl die Aspekte des weiblichen als auch des männlichen Part- ners berücksichtigt werden. Deshalb kann eine Thera- pieentscheidung zur künstlichen Befruchtung nicht allein anhand der Ejakulatparameter erfolgen.

Tab. 4 Potenziell schädigende Medikamente aus der dermatologischen Praxis [16].

Wirkstoff Effekt Empfehlung

Azathioprin Cyclophosphamid Dacarbazin Methotrexat Mycophenolat-Mofetil

potenziell mutagen Kontrazeption

Cyclophosphamid Dacarbazin

Dabrafenib (sehr limitierte Datenlage) Imatinib

Vemurafenib (sehr limitierte Datenlage) Vismodegib

potenziell irreversible Schädigung der Stammzellen Kryokonservierung anbieten

Azathioprin Ipilimumab Methotrexat

potenziell reversible Schädigung der Hodenfunktion Kryokonservierung diskutieren

Azathioprin, MTX, Dacarbazin, Interferon-α, Imatinib

Cyclophosphamid Vismodegib

embryo-/fetotoxisch Exposition Schwangerer vermeiden

(Kondom)

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Merke

Die Indikationsstellung zur künstlichen Befruchtung verlangt eine interdisziplinäre Abstimmung zwischen Andrologen und Reproduktionsmediziner unter Be- rücksichtigung von Anamnese und Klinik von Mann und Frau.

Seit dem 2. 6. 2017 wird dies durch die „Richtlinien über künstliche Befruchtung“des Gemeinsamen Bun- desausschuss gefordert (https://www.g-ba.de/infor- mationen/richtlinien/1/).

Schlüsselwörter

Hypogonadismus, Testosteronmangel, männliche Infertili- tät, erektile Dysfunktion

Interessenkonflikt

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

KERNAU SSAGE N

▪ Zur Erkennung des Hypogonadismus sind v. a.

Fragen nach sexuellen Symptomen (morgend- liche Erektionen, sexuelle Gedanken und Erek- tionsstörungen) hilfreich. Patienten wünschen sich das Eingehen auf diese Aspekte.

▪ Hypogonadismus findet sich u. a. häufiger beim metabolischen Syndrom, aber auch bei anderen dermatologischen Erkrankungen. Zur Diagnostik ist die Bestimmung von Gesamt-Testosteron und SHBG geeignet.

▪ Hautkrankheiten als Ursache einer erektilen Dys- funktion sind ungewöhnlich. PDE-5-Hemmer sind die primäre Therapie.

▪Hauterkrankungen oder ihre medikamentöse Behandlung können die männliche Fertilität beeinträchtigen. Daher sollten Patienten nach einem evtl. vorhandenen Kinderwunsch gefragt und dies bei der Therapieentscheidung berück- sichtigt werden.

▪Im Zweifelsfall ist vor Behandlungsbeginn eine Kryokonservierung von Spermien anzubieten.

▪Die Diagnostik der Infertilität umfasst nicht nur die Untersuchung eines Spermiogramms, son- dern auch klinische Aspekte.

▪Das Spermiogramm muss qualitätsgesichert angefertigt werden.

Tab. 5Variablen eines Spermiogramms und die unteren Referenzwerte.

Variable Vorgabe/unterer Referenzwert

Karenzzeit 3–5 Tage

Zeit Abgabe bis Untersuchung 1 Stunde

makroskopische Parameter

Volumen > 1,5 ml

Verflüssigungszeit < 60 min

Konsistenz (Viskosität) Probentropf von der Pipette < 2 cm

Aussehen homogen, grau-opal

pH-Wert 7,2

mikroskopische Parameter

Spermienkonzentration 15 Mio./ml

Spermiengesamtzahl (Konzentration × Volumen) 39 Mio.

Gesamtmotilität (progressiv motil + am Platz motil) 40 %

Progressivmotilität 32 %

Morphologie: Normalformen 4 %

Vitalität 58 %

Spermienantikörper < 50 %

Peroxidase-positive Zellen < 1 Mio./ml

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Autorinnen/Autoren

Falk Ochsendorf

Prof. Dr., MME. 1976–1983 Studium der Humanmedizin an der Universität Frankfurt, 1984–1988 Facharztweiterbildung Dermato- logie, 1996 Habilitation, 2006 Zusatzbe- zeichnung Andrologie, 2004–2006 Master- studium„Master of Medical Education (MME)“Universität Heidelberg. Seit 2003 Leitender Ober- arzt; Schwerpunkte: medizinische Ausbildung, Andrologie, allgemeine Dermatologie.

Mohamed Badawy Abdel-Naser Prof. Dr. med. 1976–1982 Studium der Humanmedizin an der Universität Ain Shams, Kairo, Ägypten, 1984–1988 Facharztweiter- bildung Dermatologie, Andrologie und STIs, 1998–1992 Facharztweiterbildung Dermato- logie an der Freien Universität Berlin, 1993–

1994 Assistant Research Fellow, New York University Medi- cal Center; seit 2004 Professur für Dermatologie, Androlo- gie und STIs an der Ain Shams Universität Kairo.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. Falk Ochsendorf

Universitätsklinikum Frankfurt a. M.

Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie Theodor-Stern-Kai 7

60590 Frankfurt a. M.

E-Mail: ochsendorf@em.uni-frankfurt.de

Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen

Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungs- bestimmungen für diesen Beitrag ist Prof. Dr. med.

Falk Ochsendorf, Frankfurt am Main.

Literatur

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Bibliografie

DOI https://doi.org/10.1055/s-0043-107908 Akt Dermatol 2018; 44: 62–73

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York ISSN 0340-2541

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Punkte sammeln auf CME.thieme.de

Diese Fortbildungseinheit ist 12 Monate online für die Teilnahme verfügbar.

Sollten Sie Fragen zur Online-Teilnahme haben, finden Sie unter http://cme.thieme.de\hilfe eine ausführliche Anleitung. Wir wünschen viel Erfolg beim Beantworten

der Fragen!

Unter https://eref.thieme.de/u2d003 oder über den QR-Code kommen Sie direkt zum Artikel zur Eingabe der Antworten.

VNR 2760512018154654859

Frage 1

Mit welchem Aspekt beschäftigt sich die Andrologienicht? A Ejaculatio praecox

B Hypogonadismus C männlichem Haarausfall D männlicher Infertilität E Vasektomie

Frage 2

Welche der folgenden anamnestischen Angaben ist am ehesten hilfreich, einen relevanten Testosteron-Mangel zu identifizieren?

A depressive Gedanken B erektile Dysfunktion C Erschöpfung D Hitzewallungen E reduzierter Antrieb Frage 3

Wie sollte eine Untersuchung der Brust durchgeführt werden?

A In Rückenlage mit den Armen neben dem Körper.

B In Rückenlage mit Armen hinter dem Kopf.

C In Seitenlage mit einem Arm hinter dem Kopf.

D Im Sitzen mit Armen hinter dem Kopf.

E Im Sitzen mit vornübergebeugtem Oberkörper.

Frage 4

In welchem Alter ist die höchste Inzidenz von Hodentumoren zu erwarten?

A zwischen 10 und 30 Jahren B zwischen 20 und 40 Jahren C zwischen 30 und 50 Jahren D zwischen 40 und 60 Jahren E zwischen 50 und 70 Jahren Frage 5

Welche dieser Laboruntersuchungen sind bei initialem V. a. Hypogonadismus sinnvoll?

A freies Testosteron

B freies Testosteron und Gesamt-Testosteron C Gesamt-Testosteron, SHBG

D Gesamt-Testosteron, SHBG, freies Testosteron E Gesamt-Testosteron, SHBG, FSH, Prolaktin Frage 6

Womit ist Hypogonadismus am ehesten assoziiert?

A Konsum von Anabolika B Einnahme von Finasterid C Hypertonie

D metabolisches Syndrom E Schilddrüsenerkrankungen

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Frage 7

Bei der Behandlung mit welchem der folgenden Medi- kamente sollte eine Kryokonservierung am ehesten diskutiert werden?

A Acitretin B Cyclosporin A C Fumarsäure D Infliximab E Methotrexat Frage 8

Wann sollte die Blutentnahme für die Testosteron-Be- stimmung erfolgen?

A 7–11 Uhr B 10–14 Uhr C 12–16 Uhr D 14–17 Uhr

E Die Uhrzeit spielt keine Rolle.

Frage 9

Welche Medikamente dürfennichtzusammen mit PDE-5-Hemmern verabreicht werden?

A Allopurinol B Azathioprin C Finasterid D Nitrate E ACE-Hemmer Frage 10

Welche Medikamente können keine erektile Dysfunk- tion verursachen?

A Antiandrogene B Antibiotika C Antidepressiva D Antihypertensiva E Lipidsenker

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