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Geschichte des frühen Christentums Band II

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Band II

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Anna Maria Schwemer

Die Urgemeinde und das Judenchristentum

Mohr Siebeck

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tum und hellenistische Religionsgeschichte in Tübingen; 1992 emeritiert.

Anna Maria Schwemer, geboren 1942; 1994 Promotion; 1997 Habilitation; apl. Professorin i. R. für Neues Testament an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen.

ISBN 978-3-16-149474-1 / eISBN 978-3-16-156340-9 DOI 10.1628/978-3-16-156340-9

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- biblio graphie; detaillierte bibliographische Daten sind über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2019 Mohr Siebeck Tübingen. www.mohrsiebeck.com

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags un- zulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für die Verbreitung, Vervielfältigung, Übersetzung und die Einspeicherung und Ver arbeitung in elektronischen Systemen.

Das Buch wurde von Martin Fischer in Tübingen aus der Times Antiqua belichtet, von Gulde- Druck in Tübingen auf alterungsbeständiges Werkdruck papier gedruckt und von der Buchbin- derei Spinner in Ottersweier gebunden.

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Ein halbes Jahr vor seinem Tod übergab mir Martin Hengel ein 117 Seiten umfassendes Manuskript für diesen Band mit den Worten: »Das Buch müssen Sie nun allein schreiben.« Angesichts seiner Krankheit wollte er sich ganz auf die Herausgabe des siebten Bandes seiner »Kleinen Schriften« konzentrieren.

Sein Manuskript enthielt die Textvorlage für die ersten Paragraphen dieses Bandes. Es behandelte die Urgemeinde und ihre Lehre sowie die Chronologie und enthielt jeweils einen kurzen Abschnitt zu Stephanus und Philippus. Ich hatte damals schon einen Abschnitt zum frühen Paulus geschrieben.

Den Aufbau und die Titel der Hauptteile haben wir noch gemeinsam festge- legt, daran habe ich nichts geändert. Die Beibehaltung der alten Rechtschreibung und die Schreibweise »Profeten« entsprechen dem ausdrücklichen Wunsch Martin Hengels.

Der Abschluß dieses Buches hätte sich nicht so lange hinausgezögert, wenn ich mich an einen der letzten Ratschläge Martin Hengels gehalten hätte: »Hören Sie doch mit dem Apostelkonzil auf.« Aber das wollte ich dann doch nicht;

denn gerade die Untersuchung des Zusammenhangs der Jerusalemer Gemeinde mit dem palästinischen Judentum schien mir für diesen Band wichtig, und hier gab es für mich auch Neues zu entdecken; zudem konnte ich dem Reiz, mich an der Diskussion um das Judenchristentum und um das Problem der Trennung zwischen Juden und Christen zu beteiligen, nicht widerstehen.

Dieses Buch beruht auf einer ganzen Reihe von Vorarbeiten und »Parerga«, wie Martin Hengel zu sagen pflegte. So handelte es sich schon bei »Paulus zwischen Damaskus und Antiochien« um eine »Vorarbeit zu einer umfassenden Geschichte des Christentums im 1. und 2. Jh.«.

1

Auch die beiden Studien, die Martin Hengel unter dem Titel »Der unterschätzte Petrus«

2

veröffentlichte, waren ursprünglich einmal als Kapitel für diesen Band vorgesehen, so wie die beiden Aufsätze zu Jakobus schon »Grundthesen über Jakobus und das Juden- tum im Rahmen einer Geschichte des Urchristentums« enthalten, mit der sich Martin Hengel bereits um 1985 beschäftigte.

3

1M. Hengel / A. M. Schwemer,Paulus, IX.

2M. Hengel, Petrus.

3M. Hengel, Jakobus, 71 Anm. 1 = KS III, 549 Anm. 1.

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Als Ersatz für die Gespräche mit Martin Hengel über die Themen und Pro- bleme einer Geschichte des frühen Christentums dienten mir die Bände seiner

»Kleinen Schriften«, auf die hier immer wieder verwiesen wird. Besonders wichtig wurde für mich im Lauf der Jahre als »Vorarbeit« auch Martin Hengels Evangelienbuch.

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Seine These, daß man die Schnittmenge zwischen Matthäus und Lukas nicht einfach als eine Quellenschrift wie das Markusevangelium für den ersten und den dritten Evangelisten betrachten darf, sondern daß vielmehr das spätere Matthäusevangelium das Lukasevangelium voraussetzt, hat sich mir als Arbeitshypothese immer wieder bestätigt. Wie Martin Hengel forderte, wird daher in diesem Band bewußt nicht von ›der Logienquelle‹, sondern von

›Logienüberlieferung‹ u. ä. gesprochen.

Zu seinem 80. Geburtstag wünschte sich Martin Hengel ein wissenschaftli- ches Symposium seiner Freunde und Schüler zum Thema »Heilsgeschichte«.

Die bei diesem Symposium gehaltenen Vorträge erschienen in dem Band »Heil und Geschichte«. Nachdem ich den Beitrag Hengels in der erweiterten Druck- fassung Korrektur gelesen hatte, gab ich ihm das Manuskript zurück und sagte:

»Das klingt wie Ihr Vermächtnis.« Er antwortete: »So ist es auch.«

Martin Hengel sah den Dienst von philologisch-historischer Arbeit für Theo- logie und Kirche darin zu zeigen, daß

»apologetisch-fundamentalistische[r] Biblizismus … [ein] an buchstäblicher Sicherheit orientierter Rationalismus, … dem Wesen der Schrift als – gewiss geisterfülltem, gleich- wohl aber menschlichem – Glaubenszeugnis von Gottes heilschaffendem Reden und Handeln widerspricht. Hier wird das Evangelium zum Gesetz eines ›Für-Wahr-Haltens‹

und der Geist zum Buchstaben. Die historisch-philologische, und d. h. immer auch kriti- sche Auslegung, erschließt uns erst die in Christus gegründete Tiefe und Vielfalt dieser

›Geschichte‹ mit ihrem Reichtum an Perspektiven, eine ›Geschichte‹, die notwendiger- weise auch die Sprache des Mythos und der Legende mitumfasst, ja mit ihr gerade das Letzte und Tiefste, das unsere Sprach- und Vorstellungsgrenzen überschreitet, ausdrücken will. …

Aber auch die existentialtheologisch-radikale Reduktion des ›Heilsgeschehens‹ auf die individuelle Entscheidung des Glaubens im Hier und Jetzt und die damit verbundene Forderung der ›Entweltlichung‹, durch die man seine ›Eigentlichkeit‹ gewinnt, nimmt dieser ›Geschichte‹ ihre Realität und Überzeugungskraft. Denn nur sie bewahrt das unab- dingbare, aller menschlichen Glaubensentscheidung immer vorauslaufende extra nos der Offenbarung Gottes, des Vaters, als verbum externum in Jesus Christus.«5

Martin Hengel sah seine theologisch-historische Arbeit zwischen diesen beiden Fronten, der Enge des pietistischen Biblizismus, aus dem er seiner familiären Herkunft nach kam, und einer modernen sujektivistischen Geschichtsverach- tung, die vor allem die Jugend an den theologischen Fakultäten beherrschte, als

4M. Hengel, Evangelien.

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er nach dem Zweiten Weltkrieg studierte und mit seiner wissenschaftlichen Ar- beit anfing.

6

Zugleich zeigt die hier zitierte Passage die bewußte Verwurzelung seiner Theologie in der lutherischen Tradition.

Martin Hengel hielt mich seit dem gemeinsamen Paulusband unentwegt dazu an, zu den Themen der Geschichte des frühen Christentums nicht nur Vorlesun- gen und Übungen zu halten, sondern auch zu veröffentlichen. So ist eine Reihe kleiner Vorstudien entstanden, Aufsätze, auf die in diesem Band ebenfalls immer wieder verwiesen wird.

Dieser zweite Band sollte die Darstellung der »eigentliche[n] ›Frühzeit‹ des Urchristentums in statu nascendi« umfassen.

7

Diese reicht im Grunde bis zum Jahr 48/49, als bei dem Aposteltreffen in Jerusalem, dem »Apostelkonzil«, die beschneidungsfreie, und das heißt zugleich gesetzeskritische Völkermission auch in Jerusalem anerkannt wurde. Zugleich greift der Band über diesen Zeitraum hinaus und befaßt sich am Ende mit der Geschichte des palästinischen Judenchristentums.

Teil I »Die Urgemeinde« versucht die Anfänge zu rekonstruieren. Es geht um die christologisch begründete Neukonstituierung der Jüngergemeinde, die alles erschütternde, überwältigende Geisterfahrung, aber auch um die Struktur der ersten Gemeinde, ihre Organisation und die Entstehung ihrer Ordnungen sowie ihren Gottesdienst. Besonders wichtig ist dabei die Einsicht, wie rasch sich die urchristliche Lehre als Christologie und Soteriologie entwickelt hat und wie die Erwartung der Wiederkunft Christi in nächster zeitlicher Nähe und die Weiter- verkündigung der Botschaft Jesu das Ethos der Urgemeinde bestimmt haben. Als Quellen für die Darstellung dieser Frühzeit sind neben der Apostelgeschichte des Lukas und den Evangelien gerade auch die Briefe des Paulus – und hier vor allem der Römerbrief – wichtig. Im Römerbrief wendet sich der Apostel an eine Gemeinde, die er nicht selbst gegründet hat, aber um deren Einverständnis und Unterstützung für sein weiteres Missionswerk er bittet. Er zitiert zu diesem Zweck immer wieder sehr alte Tradition, die die römische Gemeinde schon in ihren Anfängen gegen Ende der 30er Jahre aus Jerusalem erhalten hatte. Auch in den Evangelien läßt sich in besonderer Weise die Kontinuität zwischen der Botschaft Jesu und der Weiterverkündigung seiner Boten, der Apostel, erkennen.

Das Postulat einer Q-Gemeinde in Galilaea ist dafür nicht nötig, sondern führt nur in die Irre. Die Logienüberlieferung wurde in Jerusalem gesammelt und dort auch schon sehr früh ins Griechische übersetzt.

Teil II »Die Ausbreitung der Gemeinde und die Anfänge der Heidenmission«

behandelt die griechischsprachige Gemeinde der Hellenisten in Jerusalem, das

6 Vgl. dazu J. Frey, Martin Hengel.

7M. Hengel / A. M. Schwemer, Jesus und das Judentum, 9 (Hervorhebungen im Origi- nal).

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Stephanusmartyrium und die Vertreibung der Hellenisten aus Jerusalem sowie deren anschließenden schrittweisen Übergang zur Völkermission. Dieser be- ginnt mit der Mission des Philippus in Samarien, seiner Taufe des äthiopischen Hofbeamten und der Niederlassung des Philippus in Caesarea Maritima. Dem folgt ein Abschnitt zur Frühzeit des Paulus, das heißt seiner Ausbildung zum pharisäischen Theologen in Jerusalem, seiner Berufung zum Völkerapostel und seiner ersten missionarischen Tätigkeit. Eingeschaltet in diesen zweiten Teil ist eine kurze Darstellung der urchristlichen Chronologie, wie sie Martin Hengel seiner Geschichte des frühen Christentums zugrunde gelegt hat. An diesem chronologischen Aufriß habe ich nichts geändert.

Teil III verdankt seine Überschrift »Der ›Kampf‹ um die Heidenmission« noch Martin Hengel. Mir lag viel daran, bei der Darstellung der Entwicklung hin zur weltweiten Völkermission eng an den Quellen zu bleiben. Auch bei der Abfolge der verschiedenen Episoden habe ich mich von der Apostelgeschichte leiten lassen. Die Werke von Josephus und Philo beleuchten die jüdische Geschichte in dieser Zeit und geben Anhaltspunkte auch für die Datierung. Dieser Teil beginnt mit der Bekehrung des ersten ›wirklichen‹ Heiden, des gottesfürchtigen Centurio Cornelius durch Petrus. Wichtig war mir dabei, den historischen und sozialen Hintergrund genauer zu untersuchen, weil gerade hier die Frage der Historizität bis heute umstritten ist. Dabei ist die Quellenlage durch die Werke des Josephus, durch zahlreiche Inschriften und die modernen Ausgrabungen, die die Angaben der Apostelgeschichte beleuchten, gar nicht so schlecht.

Es folgt eine Darstellung der Mission der Hellenisten und ihre Gemeinde- gründung in der Großstadt Antiochia am Orontes. Hier entwickelte sich die Anziehungskraft der neuen Botschaft sehr erfolgreich; Barnabas und Paulus kommen zur Unterstützung in die Stadt und wirken als Gemeindeleiter. Einge- hend behandelt wird die Frage, warum die frühen Christen ihre aktive Mission so lange auf (Groß-)Syrien beschränkt haben und warum sie gerade hier zur gezielten Heidenmission übergegangen sind. Die Antwort findet sich in den messianischen Hoffnungen des Judentums und vor allem in den frühjüdischen Abrahamstraditionen mit ihren durchaus chiliastischen Erwartungen des escha- tologischen Landes, das Abraham verheißen worden war. Ein Zweig der Über- lieferung erwartet in der Endzeit das friedliche Zusammenleben der jüdischen und der einst paganen Bewohner, die sich Israel anschließen, gerade in diesem Land – ohne Beschneidung der Männer.

Die Missionsreise von Barnabas und Paulus als Gemeindeapostel von Antio- chia nach Zypern bewegt sich im Grunde noch innerhalb von Abrahams Land.

Dort ergibt sich für Paulus und Barnabas durch die Anregung bzw. Vermittlung

des gläubig gewordenen Statthalters Sergius Paulus die Möglichkeit, daß sie den

Rückweg nach Antiochia am Orontes über das Innere Asiens einschlagen und

in der Provinz Galatien Gemeinden gründen. Von Derbe aus ziehen sie jedoch

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nicht direkt über den Taurus nach Antiochia weiter, sondern besuchen auf dem Rückweg noch einmal die neugegründeten Gemeinden. Auf dieser Reise fällt nach Lukas der Beschluß zur programmatischen Völkermission angesichts des Widerstands in der jüdischen Bevölkerung. Der Übergang zur beschneidungs- freien Heidenmission führte auf der anderen Seite zum Protest der Jerusalemer Gemeinde. Deren Lage hatte sich durch die Verfolgung durch Agrippa I. we- sentlich geändert. Der Kreis der zwölf Apostel wurde zerschlagen, und Petrus mußte fliehen. Die Gemeindeleitung übernahm der Herrenbruder Jakobus, dem es durch seine Kompromißfähigkeit gelang, die Gemeinde zwanzig Jahre lang in der Heiligen Stadt zu halten, bis er und einige andere durch den Hohenprie- ster Hannas II. wegen Gesetzesverstoßes zur Steinigung verurteilt wurden.

Die Gründe für die zunehmend gefährdete Lage der Judenchristen in Palästina werden untersucht, ebenso die vorläufige Einigung auf dem Apostelkonzil über die Frage der Beschneidung sowie die Lösung der Speisenfrage durch das Apo- steldekret nach dem Antiochener Zwischenfall.

Teil IV »Das palästinische Judenchristentum« beschließt den Band. Wäh- rend Petrus, Paulus und Barnabas die großen Gestalten sind, die vor allem die Völkermission tragen und als Missionare für die Völker in Erinnerung bleiben, ist es Jakobus als Leiter der Urgemeinde, der für die Judenchristen als Urgestalt im Gedächtnis bleibt. Er und sein Brief stehen deshalb im Zentrum der Unter- suchung sowie die verschiedenen Nachrichten über ihn bei Josephus und in der frühchristlichen, legendären Überlieferung.

Zeitlich greift dieser letzte Teil des zweiten Bandes über die gesetzte Grenze hinaus. Er behandelt nicht nur das Martyrium des Jakobus im Jahr 62 n. Chr., sondern auch die zunehmende Ausgrenzung der palästinischen Judenchristen und ihren Ausschluß aus dem Judentum. Die Quellen dafür sind die scharfe antipharisäische und damit auch antijüdische Polemik im Matthäus- und im Johannesevangelium, die auf die Ausstoßung aus den jüdischen Synagogen antwortet, und auf der anderen Seite rabbinische Texte aus der tannaïtischen Zeit bzw. spätere Überlieferungen über die protorabbinische Zeit, die soge- nannte ›Epoche von Jabne‹, und die Einfügung der Birkat ham-mînîm in das Achtzehnbittengebet. Die Gegenprobe auf diese Vorgänge läßt sich mit Justins Vorwürfen wegen der Verfluchung der Christen im Gebet in den Synagogen und der Verleumdungen Jesu Christi durchführen. Justin schreibt zwar erst um 150 n. Chr. in Rom seinen Dialog mit dem Juden Tryphon, aber er blickt auf die Vorgänge in Palästina zurück.

Eine solche Darstellung der Frühzeit, wie sie in diesem zweiten Band versucht wird, kann gar nicht anders unternommen werden als unter dem Motto: den Quellen folgen.

Hier sind es in erster Linie die wenigen historischen Angaben in den authen-

tischen Paulusbriefen und dann die fortlaufende Erzählung in der Apostelge-

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schichte des Lukas. Ohne das Werk dieses ersten christlichen Historikers wäre es aussichtslos, sich um ein Bild über die Geschehnisse in der Frühzeit zu bemühen.

Im Grunde verdanken wir es Lukas, daß wir die Ursprünge des Christentums nicht nur zeitlich einordnen können, sondern etwas über ihren Charakter erfah- ren. Für die Zeitgeschichte haben wir den außerordentlichen Glücksfall, daß wir in den Werken des Josephus die Darstellung eines exzellenten und kundigen Historikers als Zeitgenossen besitzen. Er erwähnt, daß Jesus von Nazareth von Pilatus auf Anzeige der Spitze des Volkes hin zum Tod am Kreuz verurteilt wurde und daß die von ihm ausgelöste Bewegung immer noch bestünde. Dieses sogenannte Testimonium Flavianum ist nur christlich ›verbessert‹ erhalten, aber der Originalwortlaut des Josephus läßt sich noch erkennen. Den Bruder Jesu, Jakobus, nennt er, weil der Justizmord an ihm den Hohenpriester das Amt kostete. Aber Johannes den Täufer hält er vermutlich für bedeutender als Jesus und Jakobus. Bei einem Vergleich von Josephus und Lukas fiel es schon Euseb – dem nächsten christlichen Historiker nach Lukas – auf, wie gut sich beide ergänzen. Euseb beobachtete dies an ihrer jeweiligen Schilderung vom Tod des judäischen Königs Agrippa I. im Frühjahr 44 n. Chr. Es wurde und wird darüber spekuliert, ob Lukas das Werk des Josephus gekannt habe. Ich halte dies für unwahrscheinlich, auch wenn beide in Rom gleichzeitig geschrieben hätten.

Der begabte Erzähler Lukas hätte ganz anders geschrieben, wenn er eine solche Quelle zur Verfügung gehabt hätte.

Trotzdem führt die Lücken-, ja Bruchstückhaftigkeit und Widersprüchlichkeit der Quellen notwendigerweise zu Hypothesen, mit denen man arbeiten muß, wenn man ein Gesamtbild gewinnen und die verschiedenen Entwicklungen in ihrem Zusammenhang verstehen möchte und nicht bei allen Problemen bei einem non liquet stehenbleiben will.

Die ersten Christen erlebten die Erfüllung der endzeitlichen Erwartungen Israels als eine große Erschütterung. Sie sahen sich berufen zur Verkündigung ihres gekreuzigten und auferstandenen Herrn. Durch die Ostererscheinungen wurden sie aufgerufen, den Grundimpuls Jesu fortzusetzen, das endzeitliche Gottesvolk zu sammeln und in die βασιλεία τοῦ θεοῦ zu rufen. Aus diesem Grund war ursprünglich vorgesehen, das Kapitel über die Urgemeinde noch in den ersten Band aufzunehmen. Wir haben dann zur großen Erleichterung Martin Hengels darauf verzichtet. Nur so konnte damals der erste Band im Jahr 2007 erscheinen, Martin Hengel dies auch noch erleben und den Band kommentieren.

8

Die Entwicklung des Judenchristentums in Palästina habe ich in diesen

Band aufgenommen. Dagegen soll die Zeit der großen Reisen des Paulus, die

Entwicklung der weltweiten Ausbreitung des Christentums und in den neuen

Zentren Rom und Kleinasien bis zum Ende der flavischen Zeit dem dritten Band

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vorbehalten sein, und der vierte Band wird sich dann ganz dem 2. Jahrhundert zuwenden. Wie sehr die beiden ersten Jahrhunderte im Grunde zusammenhän- gen, kann man gerade auch bei der Untersuchung des palästinischen Judenchri- stentums sehen.

Auch dieser Band ist wie »Jesus und das Judentum« noch ein Gemeinschafts- werk, denn der Grundstock des Buches geht auf Martin Hengel und seine Sicht der Frühzeit des Christentums zurück. Der – vielleicht etwas spät einsetzende – zunehmende Übergang von der 1. Person Plural zur 1. Person Singular signali- siert dem Leser dann je und je den Wechsel zu meiner alleinigen Verantwortung.

Meine Schwächen und Fehler sollen nicht dem Lehrer angerechnet werden.

Seine Witwe, Frau Marianne Hengel, begleitete in den letzten Jahren ihres Le- bens das Werden dieses Buches mit freundlicher Ermunterung und mütterlichem Verständnis für alle Probleme.

Zu danken habe ich der Philipp-Melanchthon-Stiftung in Tübingen und ihrem Stiftungsrat, insbesondere ihrem Vorsitzenden Professor Dr. Volker Henning Drecoll, die mir nicht nur über die Jahre die Mittel für eine wissenschaftliche Hilfskraft gewährten, sondern auch die Druckvorbereitung finanziell unterstützt haben.

Danken möchte ich insbesondere Frau Johanna Friederike Jebe, M. A., die getreulich das wachsende Manuskript mit großer Sorgfalt gelesen, die Zitate überprüft, Literatur besorgt und das Literaturverzeichnis geschrieben hat. Dr.

Christoph Schaefer hat im Jahr 2017 alle Teile gelesen und wertvolle Hinweise gegeben. Das Lektorat hat Dr. Claus-Jürgen Thornton übernommen. Er hat eben- falls noch einmal das Ganze gelesen, sich um die Querverweise gekümmert, das Manuskript für den Druck vorbereitet und mir manchen Rat gegeben.

Danken möchte ich auch dem Verlag: Herrn Dr. Henning Ziebritzki für sein Interesse und seine freundliche Geduld, mit der er mich immer wieder darauf hinwies, daß das Erscheinen dieses Bandes erwartet wird. Frau Ilse König von der Herstellung und Herr Martin Fischer haben erneut in sehr erfreulicher Zu- sammenarbeit die Drucklegung besorgt.

Abgeschlossen habe ich das Manuskript im März 2018. Später erschienene Literatur konnte nur noch sporadisch berücksichtigt werden. Wieviel ich an Einsichten früheren Gelehrten, Freunden und Kollegen zu verdanken habe, sieht man in den Fußnoten.

Ein ganz besonderer Dank gilt schließlich meinem Mann für all seine tat- kräftige Hilfe, mit der er meine Arbeit immer unterstützt hat bis hin zu letzten Korrekturen an der »Geschichte II« und beim Erstellen der Register.

Tübingen, im April 2019 Anna Maria Schwemer

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Vorwort . . . V Abkürzungsverzeichnis . . . XXI

I. Die Urgemeinde

§ 1 Die Entstehung der Urgemeinde in Jerusalem . . . 3

1.1 Die ideale Darstellung des Lukas Apg 1–12 und ihre Problematik als Quelle . . . 3

1.2 Der Versuch einer historischen Rekonstruktion der Anfänge der Jerusalemer Gemeinde . . . 11

1.2.1 Die christologisch bestimmte Neukonstituierung der Jüngergemeinde und die Rückkehr der Jünger nach Jerusalem . . . 11

1.2.2 Das Pfingstwunder Apg 2 und die Geisterfahrung . . . 13

1.2.3 Die neue endzeitliche Heilsgemeinde und die Taufe im Namen Jesu . . . 20

1.3 Die erste Gemeinde in Jerusalem : Struktur und erste Auseinandersetzungen mit ihren Gegnern . . . 30

1.3.1 Die Organisation . . . 30

1.3.2 Gütergemeinschaft . . . 36

1.3.3 Die erste Verfolgung durch die Priesteraristokratie . . . 44

1.4 Ordnungen in der Gemeinde . . . 51

1.4.1 Charismen und Funktionen in der Gemeinde . . . 51

1.4.1.1 Die Zwölf . . . 51

1.4.1.2 Die Apostel als Missionare . . . 53

1.4.1.3 Die Gabe der Profetie und die urchristlichen Profeten . . . 59

1.4.1.4 Die urchristlichen Lehrer und die Einmaligkeit der apostolischen Lehre . . . 67

1.4.1.5 Die Gabe der Heilung . . . 71

1.5 Der urchristliche Gottesdienst . . . 74

(15)

1.5.1 Jüdischer und christlicher Gottesdienst . . . 74

1.5.2 Mahlgemeinschaft und Herrenmahl . . . 77

1.5.3 Das Problem des urchristlichen Wortgottesdienstes . . . 86

§ 2 Die Inhalte urchristlicher Lehre . . . 93

2.1 Die Ausbildung der Christologie und Soteriologie als »Heilsbotschaft« . . . 93

2.2 Die Naherwartung der Wiederkunft Christi: Erlösung und Gericht . . . 113

2.3 Die Weiterverkündigung der Botschaft Jesu und das Ethos der Urgemeinde . . . 126

II. Die Ausbreitung der Gemeinde und die Anfänge der Heidenmission § 3 Die Hellenisten und die Stephanusverfolgung . . . 139

3.1 Die Hellenisten und die Einsetzung der Sieben . . . 139

3.2 Die aktive Mission der Hellenisten; Stephanus und sein Martyrium . . . 148

Exkurs: Die Rede des Stephanus . . . 155

3.3 Die Verfolgung der Hellenisten in Jerusalem . . . 162

§ 4 Die urchristliche Chronologie von Jesus bis Paulus . . . 169

4.1 Die innere und die äußere Chronologie . . . 169

4.2 Chronologie und Christologie . . . 177

§ 5 Die Mission des Evangelisten Philippus . . . 180

5.1 Zur Person des Philippus . . . 180

5.2 Die Mission in Samarien . . . 183

Exkurs: Simon Magus bei Lukas und die simonianische Gnosis . . 191

5.3 Philippus und der äthiopische Minister und Eunuch (Apg 8,26–40) . . . 194

§ 6 Der frühe Paulus . . . 203

6.1 Die Herkunft aus Tarsus . . . 203

6.2 Der Pharisäer und Verfolger . . . 207

6.2.1 Gesetzesstudium in Jerusalem . . . 207

6.2.2 Der Verfolger . . . 210

6.3 Die Berufung des Paulus . . . 214

6.3.1 Das Selbstzeugnis . . . 214

6.3.2 Der dreifache Bericht in der Apostelgeschichte . . . 223

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6.3.2.1 Die Bekehrung des Paulus in Apg 9,1–30 . . . 224

6.3.2.2 Christusvision und Sendung zu den Völkern nach Apg 22 . . . 228

6.3.2.3 Christusvision und Sendung zu den Völkern nach Apg 26,1–23 . . . 231

6.3.3 Ergebnis . . . 234

6.4 Damaskus, Arabien, Jerusalem . . . 235

6.4.1 Damaskus und seine jüdischen Bewohner, Paulus und die ersten Christen in der Stadt . . . 236

6.4.2 Die Mission in Arabien und die Flucht aus Damaskus . . . 238

6.4.3 Der Besuch bei Petrus in Jerusalem . . . 243

6.4 Damaskus, Arabien, Jerusalem . . . 247

III. Der »Kampf« um die Heidenmission § 7 Die Urgemeinde und der Beginn der Völkermission . . . 251

7.1 Frühe Zeugnisse für den Widerstand gegen die Aufnahme von Heiden . . . 252

7.2 Petrus und die Bekehrung des Cornelius (Apg 10,1–11,18) . . . 257

7.2.1 Petrus als Missionar in Judaea . . . 262

7.2.2 Caesarea Maritima und seine Bedeutung . . . 265

7.2.3 Cornelius als Gottesfürchtiger und die christliche Mission . 274 7.2.4 Die Begegnung zwischen Petrus und Cornelius . . . 278

Exkurs: Der Streit um Rein und Unrein. . . 280

7.2.4.1 Die Predigt des Petrus . . . 285

7.2.4.2 Geistempfang und Taufe . . . 287

7.2.5 Die Anerkennung der beschneidungsfreien Aufnahme von Heiden durch die Apostel in Jerusalem . . . 292

§ 8 Die Hellenisten, Paulus und Barnabas in Syrien . . . 294

8.1 Die Mission der Hellenisten und ihre Ankunft in Antiochia . . . 295

8.2 Syrien in der jüdischen eschatologischen Erwartung . . . 296

8.3 Die urchristliche Mission und die Landverheißung an Abraham in der frühjüdischen Auslegung . . . 299

8.3.1 Zur universalen Verbreitung der christlichen Botschaft . . . . 300

8.3.2 Die Beschränkung der aktiven Mission auf Palästina und Syrien in den ersten Jahren . . . 310

8.3.3 Die Landverheißung an Abraham in Gen 15,18 . . . 313

8.3.4 Das Land Abrahams in frühjüdischen Texten . . . 318

8.3.5 Zusammenfassung . . . 328

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8.4 Die neue Situation in der Großstadt Antiochia für die Christen . . 329

8.4.1 Die jüdische Gemeinde Antiochias . . . 330

8.4.2 Der Übergang zur gezielten Heidenmission . . . 337

8.4.3 Barnabas und Paulus in Antiochia . . . 340

8.4.4 Der Christenname . . . 341

8.4.5 Der Profetenbesuch aus Jerusalem und die Kollekte . . . 342

8.4.6 Die Leitungsgruppe der Antiochener Gemeinde . . . 345

§ 9 Die Verfolgung in Jerusalem durch Agrippa I. und die Flucht des Petrus (ca. 43 n. Chr.) . . . 347

9.1 Die Verfolgung durch Agrippa I. in Jerusalem und die Befreiung des Petrus . . . 348

9.1.1 Die Hinrichtung des Zebedaïden Jakobus . . . 350

9.1.2 Die Befreiung des Petrus . . . 357

9.2 Agrippas Tod als Gottesfeind . . . 358

Exkurs: Agrippas göttliche Stimme . . . 360

9.3 Die Folgen für die Jerusalemer Gemeinde und für die paulinische Mission . . . 364

§ 10 Die erste Missionsreise von Antiochia aus nach der Darstellung der Apostelgeschichte . . . 367

10.1 Die Aussendung . . . 367

10.2 Die Mission in Zypern . . . 369

10.2.1 Salamis und seine Synagogen . . . 370

10.2.2 Paphos, der Magier Barjesus / Elymas und der Prokonsul Sergius Paulus . . . 372

10.3 Weiterfahrt nach Kleinasien: Mission in der Provinz Galatien . . 377

10.3.1 Das pisidische Antiochia . . . 380

10.3.2 Ikonium . . . 385

10.3.3 Lystra . . . 386

10.3.4 Derbe . . . 392

10.3.5 Der Rückweg . . . 392

§ 11 Das »Apostelkonzil« und das »Aposteldekret« . . . 395

11.1 Das »Apostelkonzil« im Jahr 48/49 in Jerusalem . . . 395

11.1.1 Zur Diskussion über die historische Zuordnung der Angaben des Paulus und der Apostelgeschichte in der Forschung . . . 396

11.1.2 Der theologische Konflikt: Die Wahrheit des Evangeliums und die Heilsnotwendigkeit des Gesetzes 400

Exkurs: Die Heilsnotwendigkeit der Beschneidung

für Israel . . . 401

(18)

11.1.3 Die Lösung des Konflikts auf dem »Apostelkonzil« . . . 404

Exkurs: Jakobus und die Leitung der Jerusalemer Gemeinde beim »Apostelkonzil« in Apg 15 . . . 407

11.2 Der Konflikt zwischen Petrus und Paulus in Antiochia und das Aposteldekret . . . 409

11.2.1 Zum sogenannten antiochenischen Zwischenfall . . . 410

11.2.2 Zum »Aposteldekret« . . . 412

IV. Das palästinische Judenchristentum § 12 Zur Situation der palästinischen Gemeinde . . . 419

12.1 Die Ausbreitung der christlichen Gemeinden in Palästina . . . 419

Exkurs: Zur Forschungsdebatte um das Judenchristentum und den »Trennungsprozeß« zwischen Juden und Christen . . . . 424

12.2 Die verschärfte Verfolgung der palästinischen Gemeinde . . . 426

§ 13 Der Herrenbruder Jakobus im Neuen Testament . . . 440

13.1 Jakobus in den Evangelien, bei Paulus und in der Apostelgeschichte . . . 442

13.2 Zum Rätsel des Jakobusbriefs . . . 452

13.2.1 Zur neueren Forschungsgeschichte . . . 455

13.2.2 Der Jakobusbrief als Lehre des Jakobus für die »zwölf Stämme in der Zerstreuung« . . . 459

§ 14 Jakobus »der Gerechte« . . . 475

14.1 Der erste Auferstehungszeuge . . . 476

14.2 Der Offenbarungsmittler . . . 477

14.3 Die Vita des Jakobus bei Hegesipp . . . 480

14.3.1 Jakobus als erster Bischof . . . 482

14.3.2 Jakobus als Nasiräer . . . 482

14.3.3 Jakobus als Hohepriester . . . 484

14.3.4 Die »Tür Jesu« . . . 487

14.3.5 Die Gegner des Jakobus . . . 489

14.3.6 Der Bischofssitz des Jakobus . . . 489

§ 15 Das Martyrium des Herrenbruders Jakobus . . . 492

15.1 Josephus, Ant. 20,199–203 . . . 492

15.2 Das Martyrium des Jakobus nach Hegesipp . . . 500

§ 16 Die »Auswanderung« der Jerusalemer Gemeinde nach Pella . . . 512

§ 17 Simeon, der Sohn des Klopas, als Nachfolger des Jakobus . . . 520

(19)

17.1 Die »Bischofswahl« . . . 520

17.2 Die Verfolgung der Davididen . . . 523

17.3 Das Martyrium des Simeon . . . 529

§ 18 Die Ausstoßung der palästinischen Judenchristen aus dem Judentum 546 18.1 Die verschärfte Polemik im Matthäus- und im Lukasevangelium . . . 547

18.1.1 Die Polemik in Mt 23 . . . 547

18.1.2 Die Abwehr jüdischer Polemik in der Passions- und Ostergeschichte bei Matthäus . . . 559

18.1.3 Die Verteidigung gegen jüdische Polemik in den Kindheitsgeschichten bei Lukas und Matthäus . . 561

Exkurs: Das Protevangelium des Jakobus . . . 567

18.2 Die ›Juden‹ und der »Ausschluß aus der Synagoge« im Johannesevangelium . . . 568

18.2.1 Die »Juden« . . . 568

18.2.2 Der Ausschluß aus der Synagoge . . . 575

18.3 Die Birkat ham-mînîm im Achtzehnbittengebet und die Ausgrenzung der Judenchristen aus dem Judentum . . . 582

18.3.1 Die Birkat ham-mînîm im Achtzehnbittengebet . . . 583

18.3.2 Zum Ausschluß der Judenchristen in den rabbinischen Quellen . . . 589

18.3.3 Zur Situation der palästinischen Judenchristen seit dem Ende des 1. Jahrhunderts . . . 596

18.3.4 Die Trennung von Juden und Christen bei Justin . . . 601

18.4 Zusammenfassung . . . 609

Abgekürzt zitierte Literatur und Hilfsmittel . . . 613

Stellenregister . . . 671

Autorenregister . . . 722

Namen- und Sachregister . . . 731

(20)

Abkürzungen richten sich in der Regel nach S. M. Schwertner, IATG3 – Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete, 3., überarbeitete und erweiterte Auflage, Berlin / Boston 2014. Die Zitation der biblischen Bücher und einiger antiker Quellen orientiert sich in der Regel an: Abkürzungen Theologie und Religionswissen- schaften nach RGG4, hg. von der Redaktion der RGG4, Tübingen 2007; sie werden im Stellenregister aufgelöst.

ABG Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte ABRL Anchor Bible Reference Library

AcA Antike christliche Apokryphen in deutscher Übersetzung, hg. von C. Markschies und J. Schröter in Verbindung mit A. Heiser, 7. Aufl. der von E. Hennecke begründeten und von W. Schneemelcher fortgeführten Sammlung der neutestamentlichen Apokryphen, I. Band:

Evangelien und Verwandtes, 2 Teilbände, Tübingen 2012 (= AcA I/1–2) AE L’année épigraphique

AGJU Arbeiten zur Geschichte des antiken Judentums und des Urchristentums AGSU Arbeiten zur Geschichte des Spätjudentums und Urchristentums AJEC Ancient Judaism and Early Christianity

AKG Arbeiten zur Kirchengeschichte

AKThG Arbeiten zur Kirchen- und Theologiegeschichte AncB Anchor Bible

ANRW Aufstieg und Niedergang der römischen Welt

ANTZ Arbeiten zur neutestamentlichen Theologie und Zeitgeschichte

APAW.PH Abhandlungen der (Königlich) Preußischen Akademie der Wissenschaf- ten. Philosophisch-Historische Klasse

ARW Archiv für Religionswissenschaft

ASTI Annual of the Swedish Theological Institute ATD Das Alte Testament Deutsch

AThANT Abhandlungen zur Theologie des Alten und Neuen Testaments

AW Antike Welt

BASOR Bulletin of the American Schools of Oriental Research BBB Bonner biblische Beiträge

BCH Bulletin de correspondence hellénique

BDR F. Blass / A. Debrunner / F. Rehkopf, Grammatik des neutestament- lichen Griechisch, Göttingen 161984

BEThL Bibliotheca ephemeridum theologicarum Lovaniensium BEvTh Beiträge zur evangelischen Theologie

BFChTh Beiträge zur Förderung christlicher Theologie

(21)

BGrL Bibliothek der griechischen Literatur BHTh Beiträge zur historischen Theologie BibIntS Biblical Interpretation Series

Bill. H. Strack / P. Billerbeck, Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch, 6 Bde., München 1922–1961

BK Biblischer Kommentar. Altes Testament BKV Bibliothek der Kirchenväter

BSLK Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche, hg. im Gedenkjahr der Augsburgischen Konfession 1930 vom Deutschen Evangelischen Kirchenausschuss, Göttingen 1930, 21952, 31956,

101986, 121998

BSSTB Biblioteca di storia e storiografia dei templi biblici BThSt Biblisch-theologische Studien

BU Biblische Untersuchungen

BWANT Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament BZAW Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft BZNW Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft CBET Contributions to Biblical Exegesis and Theology

CBL Calwer Bibellexikon

CChr.SA Corpus Christianorum. Series apocryphorum CChr.SL Corpus Christianorum. Series Latina CEA Collection d’études anciennes

CEJL Commentaries on Early Jewish Literature

CIIP Corpus Inscriptionum Iudaeae / Palaestinae, hg. von H. M. Cotton / W. Ameling u. a., 3 Bde., Berlin / New York 2010–2014

CIJ Corpus inscriptionum Judaicarum

CPJ Corpus Papyrorum Judaicarum, hg. von V. A. Tcherikover und A. Fuks, 3 Bde., London / Cambridge (Mass.) 1957–1964 CRI Compendia rerum Iudaicarum ad novum testamentum CSCO.S Corpus scriptorum Christianorum orientalium. Scriptures Syri CThM.BW Calwer theologische Monographien. Reihe A: Bibelwissenschaft DBS Dictionnaire de la Bible. Supplément

DCLS Deuterocanonical and Cognate Literature Studies DCLY Deuterocanonical and Cognate Literature Yearbook DiKi Dialog der Kirchen

DJD Discoveries in the Judaean Desert DNP Der Neue Pauly

EdF Erträge der Forschung

EHPhR Etudes d’histoire et de philosophie religieuses EHS.T Europäische Hochschulschriften. Reihe 23: Theologie EKK Evangelischer-katholischer Kommentar zum Neuen Testament ET The Expository Times

EvTh Evangelische Theologie

FAT Forschungen zum Alten Testament FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung FC Fontes christiani

(22)

FGNK Forschungen zur Geschichte des neutestamentlichen Kanons und der altchristlichen Literatur

FRJS Fontes ad res Judaicas spectantes

FRLANT Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testa- ments

FTS Frankfurter theologische Studien GAT Grundrisse zum Alten Testament

GCS Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten (drei) Jahrhunderte GLAJJ M. Stern, Greek and Latin Authors on Jews and Judaism, ed. with

Introductions, Translations and Commentary, 3 Bde., FRJS, Jerusalem 1974, 1980, 1984

GNT Grundrisse zum Neuen Testament (Ergänzungsreihe zu NTD) GTA Göttinger theologische Arbeiten

HBS Herders biblische Studien HNT Handbuch zum Neuen Testament

HThKNT Herders theologischer Kommentar zum Neuen Testament HThR Harvard Theological Review

HUCA Hebrew Union College Annual Hyp. Hypomnemata

ICC International Critical Commentary IEJ Israel Exploration Journal

IGRR Inscriptiones Graecae ad res Romanas pertinentes

IJO Inscriptiones Judaicae Orientis, Bd. I: Eastern Europe, hg. von D. Noy, A. Panayotov und H. Bloedhorn, TSAJ 101, Tübingen 2004;

Bd. II: Kleinasien, hg. von W. Ameling, TSAJ 99, Tübingen 2004;

Bd. III: Syria and Cyprus, hg. von D. Noy und H. Bloedhorn, TSAJ 102, Tübingen 2004

IKaZ Internationale katholische Zeitschrift JAC Jahrbuch für Antike und Christentum JANES Journal of the Ancient Near Eastern Society JBL Journal of Biblical Literature

JBTh Jahrbuch für biblische Theologie JJS Journal of Jewish Studies JR Journal of Religion JRS Journal of Roman Studies

JSHRZ Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit JSIJ Jewish Studies. An Internet Journal

JSJ Journal for the Study of Judaism in the Persian, Hellenistic and Roman Period

JSJ.S Journal for the Study of Judaism in the Persian, Hellenistic and Roman Period. Supplements

JSNT Journal for the Study of the New Testament

JSNT.S Journal for the Study of the New Testament. Supplement Series JSPE.S Journal for the Study of the Pseudepigrapha. Supplement Series JThS Journal of Theological Studies

KAV Kommentare zu den apostolischen Vätern KAT Kommentar zum Alten Testament

(23)

KEK Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament KIG Kirche in ihrer Geschichte

KS I–VII M. Hengel, Kleine Schriften, 7 Bde., 1996–2010:

Bd. I: Judaica et Hellenistica. Kleine Schriften I, unter Mitarbeit von R. Deines, J. Frey, C. Markschies und A. M. Schwemer, mit einem Anhang von H. Bloedhorn, WUNT 90, Tübingen 1996.

Bd. II: Judaica, Hellenistica et Christiana. Kleine Schriften II, unter Mitarbeit von J. Frey und D. Betz und mit Beiträgen von H. Bloedhorn und M. Küchler, WUNT 109, Tübingen 1999.

Bd. III: Paulus und Jakobus. Kleine Schriften III, WUNT 141, Tübingen 2002.

Bd. IV: Studien zur Christologie. Kleine Schriften IV, hg. von C.-J. Thornton, WUNT 201, Tübingen 2006.

Bd. V: Jesus und die Evangelien. Kleine Schriften V, hg. von C.-J. Thornton, WUNT 211, Tübingen 2007.

Bd. VI: Studien zum Urchristentum. Kleine Schriften VI, hg. von C.-J. Thornton, WUNT 234, Tübingen 2008.

Bd. VII: Theologische, historische und biographische Skizzen. Kleine Schriften VII, hg. von C.-J. Thornton, WUNT 253, Tübingen 2010.

KTB Kohlhammer Taschenbücher

KuD Kerygma und Dogma

LeDiv Lectio divina

LNTS Library of New Testament Studies

LXX.D Septuaginta deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung, hg. von W. Kraus und M. Karrer, Stuttgart 2009 MAMA Monumenta Asiae minoris antiqua

MJSt Münsteraner judaistische Studien

MSSNTS Society of New Testament Studies. Monograph Series

NBL Neues Bibel-Lexikon, hg. von M. Görg und B. Lang, 3 Bde., Zürich 1991, 1995, 2001

NHC Nag Hammadi Codex

NT Novum Testamentum

NT.S Novum Testamentum. Supplements

NTApo II5 Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung, begründet von E. Hennecke, hg. von W. Schneemelcher, Bd. II: Apostolisches, Apokalypsen und Verwandtes, Tübingen 51999

NTD Das Neue Testament Deutsch NTOA Novum testamentum et orbis antiquus NTS New Testament Studies

OECT Oxford Early Christian Texts

OLB Orte und Landschaften der Bibel. Ein Handbuch und Studienreiseführer zum Heiligen Land, hg. von O. Küchler u. a., Zürich u. a. 1982 ff.

ORA Orientalische Religionen in der Antike ÖTBK Ökumenischer Taschenbuchkommentar

PEES.GR Publications of the Egypt Exploration Society. Graeco-Roman Memoirs PEQ Palestine Exploration Quarterly

(24)

PIR Prosopographia Imperii Romani. Saec. I. II. III, consilio et auctoritate Academiae Litterarum Borussicae et al., editio altera, Pars I–VIII, Berlin / Leipzig 1933–2009 (zugleich: Datenbank, URL: http://pir.bbaw.

de / , letzter Zugriff 5. 3.  2018)

PTMS Princeton Theological Monograph Series PTS Patristische Texte und Studien

PuP Päpste und Papsttum

RAC Reallexikon für Antike und Christentum, begr. von F. J. Dölger, hg.

von G. Schöllgen u. a., Stuttgart 1.1950 ff.

RB Revue biblique

RdQ Revue de Qumrân

RGG4 Religion in Geschichte und Gegenwart, hg. von H. D. Betz u. a., 8 Bde., Tübingen 1998–2005

RGRW Religions in the Graeco-Roman World RHPhR Revue d’histoire et de philosophie religieuses RM Die Religionen der Menschheit

RVV Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten SBL.CA Society of Biblical Literature. Christian Apocrypha Series SBL.DS Society of Biblical Literature. Dissertation Series SBL.PS Society of Biblical Literature. Pseudepigrapha Series SBL.SymS Society of Biblical Literature. Symposium Series SBL.TT Society of Biblical Literature. Texts and Translations SBS Stuttgarter Bibelstudien

SC Sources Chrétiennes SCI Scripta classica Israelica

SEG Supplementum Epigraphicum Graecum, gegenwärtig hg. von A. Chaniotis, T. Corsten, N. Papazarkadas und R. A. Tybout, Leiden 1923 ff.

SGUÄ I Sammelbuch griechischer Urkunden aus Ägypten, Bd. 1: Urkunden Nr. 1 bis 6000, bearb. von F. Preisigke, Straßburg 1915 (fotomechani- scher Nachdruck Straßburg 1974)

SHAW.PH Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.

Philosophisch-historische Klasse SHG Subsidia hagiographica

SIG3 Sylloge inscriptionum Graecarum, hg. von W. Dittenberger, 4 Bde., Leipzig 1915–1923

SIJD Schriften des Institutum Judaicum Delitzschianum

SPHKHAW Schriften der Philosophisch-Historischen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften

STAC Studien und Texte zu Antike und Christentum / Studies and Texts in Antiquity and Christianity

STAT Suomalaisen Tiedeakatemian toimituksia. Annales Academiae Scien- tiarum Fennicae

StorRel(R) Storia delle religioni. Roma StPB Studia post-biblica

StTDJ Studies on the Texts of the Desert of Judah StUNT Studien zur Umwelt des Neuen Testaments

(25)

SUC Schriften des Urchristentums SVigChr Supplements to Vigiliae Christianae

TANZ Texte und Arbeiten zum neutestamentlichen Zeitalter

TAVO Tübinger Atlas des Vorderen Orients, hg. vom Sonderforschungsbereich 19 »Tübinger Atlas des Vorderen Orients« der Universität Tübingen, Wiesbaden 1976–1995

ThHK Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament ThKNT Theologischer Kommentar zum Neuen Testament ThLZ Theologische Literaturzeitung

ThQ Theologische Quartalschrift ThR Theologische Rundschau

ThWAT Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Bd. 1–9, begr. bzw.

hg. von G. J. Botterweck †, H. Ringgren † und H.-J. Fabry, Stuttgart 1973–2016

ThWNT Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 10 Bde., begr. von G. Kittel, hg. von G. Friedrich, Stuttgart 1933–1979

ThZ Theologische Zeitschrift

TOBITH Topoi Biblischer Theologie / Topics of Biblical Theology

TRE Theologische Realenzyklopädie, hg. von G. Krause und G. Müller, 36 Bde., Berlin / New York 1976–2004

TSAJ Texte und Studien zum antiken Judentum / Texts and Studies in Ancient Judaism

TU Texte und Untersuchungen

TVGMS TVG-Monographie und Studienbücher TzF Texte zur Forschung

UB Urban-Taschenbücher UTB Uni-Taschenbücher

ÜTY Übersetzung des Talmud Yerushalmi VigChr Vigiliae Christianae

VT Vetus Testamentum WBC Word Biblical Commentary WdF Wege der Forschung

WiBiLex Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet, hg. von S. Alkier, M. Bauks und K. Koenen, 2007 ff. (URL: http://www.wibilex.de) WMANT Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament WUNT Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament ZAC Zeitschrift für antikes Christentum

ZDPV Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins ZKG Zeitschrift für Kirchengeschichte

ZThK Zeitschrift für Theologie und Kirche

(26)
(27)
(28)

1.1 Die ideale Darstellung des Lukas Apg 1–12 und ihre Problematik als Quelle

2

Paulus teilt über die allerfrüheste Zeit der Entstehung der Urgemeinde nur in einem fest gefügten, bekenntnisartigen Text das Allerwichtigste mit:

»Denn ich habe euch unter den ersten Dingen überliefert, was auch ich empfangen habe, daß Christus gestorben ist für unsere Sünden nach den Schriften

und daß er begraben wurde

und daß er am dritten Tage auferweckt wurde nach den Schriften und daß er dem Kephas erschien,

darauf den Zwölfen.

Danach erschien er mehr als 500 Brüdern auf einmal, von denen die meisten jetzt noch leben,

einige sind aber schon entschlafen.

Danach erschien er dem Jakobus, danach den Aposteln allen.

Zuletzt aber von allen erschien er auch mir, gleichsam als einer Fehlgeburt …«3

1 Vgl. dazu H. Lietzmann, Geschichte, 54–67: »Die Urgemeinde«; W. Schneemel- cher, Urchristentum, 86 ff.; E. Meyer, Ursprung, 220 ff.; H. Conzelmann, Geschichte, 21 ff.; L. Goppelt, Apostolische Zeit, 14 ff.; E. Haenchen, Apostelgeschichte als Quelle;

C. Colpe, Gemeinde (Literatur); P. Stuhlmacher, Theologie I, 162–221; E. Grässer, For- schungen; M. Hengel, Geschichtsschreibung = KS VI, 1–104; ders., Der Jude Paulus = KS VI, 212–241; ders. / A. M. Schwemer, Paulus, 9–26. C. K. Barrett, Acts II, XIX–CXVIII;

J. A. Fitzmyer, Acts, 131–230; D. Zeller, Konsolidierung, 128–160; U. Wilckens, Theolo- gie I/2, 161–195; A. J. M. Wedderburn, History, 21–40; O. Skarsaune, Shadow, 147–163;

S. C. Mimouni / P. Maraval, Le christianisme; D. Marguerat, Lukas; J. D. G. Dunn, Be- ginning, 133–240; C. S. Keener, Acts I, 641–1038 u. ö.; D.-A. Koch, Geschichte, 153–168;

vgl. zu Koch die Rezensionen von D. Sänger, Das Urchristentum, ThR 79 (2014), 351;

kritischer U. Schnelle, ThLZ 140 (2015), 795–799; zuletzt in der Gesamtdarstellung der Geschichte des frühen Christentums: U. Schnelle, Jahre, 109–153.

2 Siehe dazu in den letzten Jahren: J. Frey / C. K. Rothschild / J. Schröter (Hgg.), Apostelge- schichte, darin besonders: J. Frey, Fragen, bes. 11–13, weiter 698 Index s. v. »Quellen – bei Lukas«; J. Schröter, Lukas als Historiograph; C. S. Keener, Acts I, 166–220 u. ö. Zur For- schungsgeschichte siehe J. Schröter, Actaforschung; K. Backhaus, Apostelgeschichte; vgl.

bereits ders., Mose; D. Marguerat, Lukas, 15–55.

3 1 Kor 15,3–11; siehe dazu M. Hengel, Begräbnis; weiter ders. / A. M. Schwemer, Jesus und das Judentum, 626–641.

(29)

Für die Urgeschichte der Kirche in den ersten Jahren nach Ostern noch vor der Bekehrung des Paulus haben wir außer dem Text 1 Kor 15,3–11 und den weni- gen Andeutungen zur frühen Biographie des Paulus in Gal 1,11–24 oder Phil 3,5 ff.

4

nur die Apostelgeschichte des Lukas als einzige etwas ausführlichere, erzählende Quelle. Indirekte Zeugnisse bieten zudem Evangelientexte, die ja auch teilweise die Situation der nachösterlichen Jüngergemeinde widerspiegeln.

Darüber hinaus sind Rückschlüsse aus der Briefliteratur möglich, vor allem aus den sieben sicher echten Paulusbriefen als den ältesten christlichen Zeugnissen etwa aus der Zeit zwischen 50 und 60 n. Chr.

Die historisch-beschreibende Quelle, die Apostelgeschichte des Lukas, ist etwa zwischen 80 und 85 n. Chr. entstanden.

5

Der Quellenwert ihrer Berichte ist sehr unterschiedlich und daher umstritten: Der erste Textkomplex gründet zu einem guten Teil auf einer Reihe von Petruserzählungen,

6

das heißt auf teil- weise legendären, unzusammenhängenden Einzelberichten, die Lukas vielleicht selbst gesammelt, stark bearbeitet und durch von ihm verfaßte Reden ergänzt hat. Auf diesen Reden liegt auch sein theologischer Schwerpunkt in den Kapi- teln 2–12. Sie spiegeln eine einfache, altertümlich klingende Christologie und Soteriologie und zeigen, daß er auch theologische Informationen über die frü- heste Zeit der Kirche, die ja ca. fünfzig Jahre vor der Entstehung seines zweiten Werks liegt, besessen haben muß.

7

Die »Hellenisten«- und Philippuserzählungen (Kapitel 6–8 und 11,19 ff.) haben demgegenüber ein eigenes Gepräge. Dahinter

4 Vgl. dazu M. Hengel, Der vorchristliche Paulus; J. Frey, Judentum des Paulus; ferner unten § 6.1–2 (S. 203–214).

5 Zur Datierung des Doppelwerkes siehe J. A. Fitzmyer, Acts, 51–55; M. Hengel, Evan- gelien, 133.320–331. Das Lukasevangelium steht noch ganz unter dem Eindruck der Zerstörung Jerusalems und der Verlegung des Hauptortes der Christenheit von Jerusalem in die Reichs- hauptstadt Rom und ist etwa zwischen 75 und 80 n. Chr. entstanden, die Apostelgeschichte entsprechend einige Jahre später bis ca. 85; vgl. auch P. Pokorný / U. Heckel, Einleitung, 533. J. D. G. Dunn, Beginning, 67, bezeichnet »the 80s or early 90s« als »[t]he current con- sensus«. Anders E. Plümacher, Rom, 152: »am Ende des 1. Jahrhunderts«. Plümacher hält auch die Abfassung in Rom für äußerst unwahrscheinlich. C. S. Keener, Acts I, 400 f. plädiert vorsichtig für einen Zeitraum zwischen 70 und 90.

6 Vor allem in c. 1–5; 8,14–25; 9,32–11,18; 12,1–17. Ob es sich um eine schriftliche Quelle handelt, bleibt unsicher.

7 Zur Frage der Quellen der Apostelgeschichte siehe C. K. Barrett, Acts I, 49–58, und Acts II, XXIV–XXXII; besonders J. A. Fitzmyer, Acts, 80–89; weiter U. Schnelle, Einleitung, 312–318. Unseres Erachtens lassen sich vorlukanische, durchgehende schriftliche Quellen nicht mit zureichender Sicherheit nachweisen. Auf der anderen Seite hat Friedrich Avema- rie, der leider am 13. 10.  2012 viel zu früh verstorbene Freund, in seiner Habilitationsschrift mit der Untersuchung der »idiomatischen Gestalt« der Tauferzählungen, also der dort erkenn- baren Lukanismen, der Septuagintismen und der Lukas fremden Sprachformen, methodisch vorbildlich gezeigt, daß sich auf diese Weise in der Apostelgeschichte die Lukas als Tradition wahrscheinlich schriftlich vorgegebenen Erzählungen von seiner eigenen Darstellung unter- scheiden lassen. Vgl. die Rezension zu F. Avemarie, Tauferzählungen, von H. Klein, ThLZ

(30)

wurde gerne eine »antiochenische Quelle« vermutet, die freilich nicht mehr wirklich abgrenzbar und rekonstruierbar ist, so daß wir bezweifeln, ob es sie je als zusammenhängende, schriftliche Quelle gegeben hat.

8

Die Nachrichten, die Lukas bringt, reichen unseres Erachtens für das Postulat von längeren, selbstän- digen schriftlichen Quellen kaum aus. Gerade über die entscheidenden Vorgänge in Antiochia, die Anfänge der Heidenmission 11,20–24 und die Übersiedlung des Saulus / Paulus von Tarsus nach dort in 11,25 f., werden wir ganz knapp und unzureichend unterrichtet. In Kapitel 9,1–30 wird die Berufung des Paulus er- zählt, die Lukas später als Selbstzeugnis seines Helden noch zweimal in zum Teil abweichender Form wiederholt.

9

Die Agrippa-Verfolgung mit der Vertreibung des Petrus aus Jerusalem (Kapitel 12) bedeutet dann eine wichtige Zäsur.

10

Ab Kapitel 13 beherrscht die Darstellung des Paulus als Heidenmissionar das Werk.

Petrus muß dagegen nach seiner fast »paulinisch« klingenden Rede auf dem Apostelkonzil (Apg 15,7–12) verschwinden. Durch diese Trennung kann Lukas jeden Hinweis auf den nach Gal 2,11 ff. aufbrechenden Konflikt des Paulus mit Petrus stillschweigend übergehen, der die spätere paulinische Mission erheblich belastet hat, wie die Korintherbriefe, der Galater- und der Römerbrief zeigen.

11

Ab Kapitel 16 beherrscht Paulus als exemplarischer Heidenmissionar allein das Feld.

Wesentlich ist, daß Lukas von einem festen historischen und theologischen Vorverständnis aus schreibt und alles, was den strengen Duktus seiner Erzäh- lung stört, rigoros wegläßt. Während er im Evangelium gegenüber den anderen Evangelisten die umfangreichste Jesusüberlieferung besitzt, konzentriert er sich in der Apostelgeschichte auf eine Auswahl von exemplarischen Ereignissen, die in erster Linie zwei Personen, Petrus und Paulus, betreffen. Falls der Titel πράξεις ἀποστόλων, »Taten der Apostel«, ursprünglich ist, könnte er sich auf diese beiden herausragenden Personen beziehen. Dabei möchte Lukas im ersten Teil seines Werks (Kapitel 1–12 und 15) die Urgemeinde in Jerusalem – die anderen Gemeinden in Judaea und Galilaea interessieren ihn kaum

12

– als das geistesmächtige ideale Vorbild den Gemeinden in der kritischen Zeit nach 70 n. Chr. vor Augen stellen. Die Theologie, die sich in den Petrusreden (Kapi- tel 2–5) widerspiegelt, beschreibt, auch wenn Lukas dort sehr altes christolo- gisches Material verarbeitet, zugleich auch seine eigene, einfache Christologie

I, 178–183. Zur Christologie der Apostelgeschichte siehe unten S. 84 f. Anm. 420, S. 100–103 und S. 107 mit Anm. 70.

8 Vgl. dazu auch die Erwägungen von F. Hahn, Studien II, 139–154; J. Frey, Fragen, 8.

9 Apg 22,3–21; 26,9–20, siehe unten § 6.3.2 (S. 223–234). Siehe dazu A. M. Schwemer, Erinnerung.

10 Siehe vor allem Apg 12,17b und dazu unten S. 364 f.

11Siehe dazu M. Hengel, Petrus, 92–106.

12 Ausnahmen bilden Apg 9,31; 9,32–43: Lydda und Joppe als Vorbereitung der großen Corneliusszene in c. 10; und 5,16: die Kranken aus »den Städten um Jerusalem«.

(31)

und Ekklesiologie. Dabei muß man freilich voraussetzen, daß das theologische Denken des Lukas selbst wieder durch die älteren Traditionen, die er verwen- dete, beeinflußt wurde. Lukas ist ein zurückblickender Autor, der nicht einfach von seiner Gegenwart nach der Zerstörung Jerusalems und dem Sieg der heiden- christlich bestimmten Kirche beherrscht wird. Als solcher ist er der erste – und vor Euseb († ca. 339/340 n. Chr.) einzige – christliche Historiker. Er besaß ein Gespür für »alte« Überlieferungen und suchte sie in idealer Gestalt zu erhalten.

Man muß das freilich einschränken, denn »alt« bedeutet hier eine Zeit von etwa 30–50 Jahren, das heißt nicht mehr als den Zeitraum eines überschaubaren Menschenlebens. Völlig irreführend wäre es dagegen, wollte man alles, was die Apostelgeschichte (und das etwas frühere Lukasevangelium) erzählt, auf die eigene Zeit des Autors und seine angebliche Gemeinde projizieren, von der wir nichts mehr wissen. Er könnte als reisefreudiger Autor mit vielen Gemeinden in Verbindung gestanden haben. Die vor allem von inneren Krisen bedrohte Gegenwart der Kirche zwischen 70 und 85 n. Chr. soll nicht sein Bild von deren Anfängen prägen, sondern umgekehrt will seine – idealisierende – Darstellung der Anfänge der Kirche den Glauben und das Leben der Christen für die Gegen- wart stärken und die Einheit der Kirche aus Juden- und Heidenchristen betonen.

Daß Adolf von Harnack in besonderer Weise durch die »einfache« Darstellung Jesu im Evangelium des Lukas angezogen wurde und auch die Apostelge- schichte als Quelle schätzte, hängt einerseits mit seinem »schlichten« Jesusbild, aber auch mit dem Gespür des größten protestantischen Kirchenhistorikers des 19. und 20. Jahrhunderts für das »Ursprüngliche« am lukanischen Bericht zusammen.

13

Bezeichnend ist, daß Lukas von Apg 20 an, wo er – angedeutet durch die »Wir-Passagen« – als ehemaliger Reisebegleiter des Paulus schreibt, trotz des zeitlichen Abstands von ca. 20–25 Jahren wesentlich konkreter und auch zum Teil zusammenhängender berichtet als in den ersten zwölf Kapiteln.

14

Insgesamt wendet er bewußt den Blick zurück und ist der erste, der, seiner Zeit weit voraus, über die Anfänge der Kirche historisch und theologisch (beides bildet bei ihm eine Einheit) ausführlicher – wenn auch sachlich nicht ausrei- chend – informieren will. Er hat hier die alttestamentliche Geschichtserzählung vor Augen und ahmt sie als Kenner der Septuaginta in voller Absicht nach. In gewisser Weise will er dieselbe fortsetzen und schreibt mit seinem Bericht über Jesus, den Israel verheißenen Messias und Herrn aller Menschen,

15

und über

13 Zu Harnacks Lukas- und dessen Paulusbild siehe M. Hengel / A. M. Schwemer, Paulus, 16.18–26 u. ö. sowie 517 Index s. v. »Harnack«; vgl. dies., Jesus und das Judentum, 230.

14 Zu Lukas als Autor und dem »Wir-Bericht« siehe vor allem C.-J. Thornton, Zeuge, passim; vgl. M. Hengel / A. M. Schwemer, Jesus und das Judentum, 230–233 und 736 Index;

J. A. Fitzmyer, Acts, 49 ff.98–103; M. Hengel, Lukasprolog = KS VI, 242–297; vgl. auch M. Wolter, Lk, 7–10; J. Frey, Fragen, 7 f.

15 Apg 10,36: οὗτός ἐστιν πάντων κύριος; vgl. Röm 10,12; Lk 10,22. Zum häufigen Ge-

(32)

das durch ihn begründete neue Gottesvolk aus Juden und Heiden sozusagen den Abschluß dieser alttestamentlichen Geschichtserzählungen.

16

Am Ende der welt- weiten Mission des neuen Gottesvolkes stehen nur noch Parusie und Gericht.

Ähnliche »Fortschreibungen« der alttestamentlichen Geschichte sind auch das 1. und 2. Makkabäerbuch und vor allem das Werk seines Zeitgenossen Josephus, freilich mit ganz anderer Tendenz. Sie werden dadurch jedoch noch keineswegs sofort »heilige Schrift«. Auch Lukas will keine solche schreiben.

Dabei ist einmal zu bedenken, daß Lukas nicht für eine oder mehrere Ge- meinden, sondern zunächst für einen vornehmen Interessenten, Theophilos (und dessen Freundeskreis),

17

schreibt, den er von der Vertrauenswürdigkeit der neuen Botschaft überzeugen will.

18

Im Blick auf diesen Adressaten vermeidet er nach Möglichkeit sachliche Anstöße und Hinweise auf tiefere Konflikte in der Gemeinde (ganz kann er es nicht). Darum harmonisiert er bewußt und wählt aus dem ihm verfügbaren beschränkten Traditionsmaterial Einzelszenen aus, die den (bzw. die) Adressaten beeindrucken sollen und die er darum, so gut er es vermag, wirkungsvoll erzählt. Dieses »pragmatische« Motiv wurde in der Forschung früher zu wenig beachtet. Obwohl Lukas in jüngeren Jahren Paulus bei dessen Jerusalem- und Romreise begleitete,

19

ist seine Theologie durch den Kontakt mit der palästinischen Urgemeinde und die von dort empfangenen Traditionen über Jesus und die Urkirche in Jerusalem wesentlich von Paulus unterschieden.

Vermutlich machte es diese Verbindung überhaupt erst möglich, daß er sein Evangelium schreiben konnte, das uns – wie kein anderes – über Jesus von Nazareth und seine palästinische Umwelt informiert. Daß er, wohl auf Wunsch des Theophilos, ein zweites Werk anfügt, ist ein Unikum in der frühchristlichen Geschichte und eine besonders glückliche Fügung.

Schon der Bericht von der Zuwahl des Matthias zu den Elfen als Ersatzmann für den Verräter Judas Ischariot in Apg 1,15–26

20

zeigt, daß Petrus für Lukas die führende Gestalt in der Jerusalemer Urgemeinde ist, der ihn umgebende Zwölferkreis der Apostel hat weitgehend nur die Bedeutung von Statisten. Diese

16 Vgl. M. Wolter, Lk, 26–33; C. S. Keener, Acts I, 459–491.

17 Siehe dazu das Vorbild des Cornelius bei Petrus in Apg 10,24: συγκαλεσάμενος τοὺς συγγενεῖς αὐτοῦ καὶ τοὺς ἀναγκαίους φίλους (»er rief seine Verwandten und seine nächsten Freunde zusammen«). Nach V. 27 sind »viele versammelt«, nach 10,44 fällt auf alle Zuhörer der heilige Geist; sie werden nach V. 48 getauft. Vgl. auch den senatorischen Statthalter Zyperns, Sergius Paulus, in Apg 13,12 und die illustre Versammlung in Apg 25,23 ff.

18 Lk 1,4: ἵνα ἐπιγνῷς περὶ ὧν κατηχήθης λόγων τὴν ἀσφάλειαν (»damit du die Zuverlässig- keit dessen erkennst, worin du unterrichtet wurdest«); siehe dazu M. Hengel, Lukasprolog, 197–201 = KS VI, 245–249. Vermutlich kannte Theophilos das Markusevangelium und war damit unzufrieden. Siehe auch die Sammlung der Belege für den Namen und den Literaturbe- richt von C. Heil (in Zusammenarbeit mit T. Klampfl), Theophilos.

19 Zwischen 57 und 60 n. Chr., siehe unten S. 156 f. Siehe dazu C.-J. Thornton, Zeuge;

M. Wolter, Lk, 8 ff.

20 Vgl. dazu A. W. Zwiep, Judas; ferner unten S. 31 f. bei Anm. 137–138.

(33)

hervorgehobene Rolle des Petrus entspricht dem Bild, das sowohl Markus als auch die Paulusbriefe und die anderen Evangelien zeichnen.

21

An der Seite des Petrus wird vereinzelt noch Johannes genannt, der aber im Gegensatz zu diesem keine selbständige Bedeutung besitzt.

22

Weiter wird deutlich, daß für Lukas Gott (bzw. in Handlungseinheit mit ihm der erhöhte Herr) von Anfang an ständig die missionarische Entwicklung seiner Gemeinde lenkt: Bei der Zuwahl des Matthias fällt er durch das Los die Entscheidung für Matthias gegen den anderen Kandidaten Barsabbas Justus, seit Pfingsten geschieht dann diese Leitung durch den Geist oder – in Sonderfällen – durch Anweisung von Engeln bzw. durch den Erhöhten selbst. Der Geist ist es, der an Pfingsten die Jünger in fremden Zungen reden läßt, das heißt in allen Sprachen vom Iran bis Rom, und der Petrus zu jener Rede inspiriert, die als erstes öffentliches Zeugnis von der Auferstehung Jesu 3.000 neue Mitglieder zu der bisherigen Gemeinde der 120 hinzubringt.

23

Bald darauf sind es 5.000 Männer (ἄνδρες);

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sogar Priester, das heißt Angehörige des jüdischen Geburts- adels, schließen sich ihnen später an.

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Diese missionarische Ausbreitung geht dann noch weiter: Apg 15,5 spricht von christlichen Pharisäern; Apg 21,20 nennt Zehntausende (μυριάδες) von Judenchristen in Jerusalem: Hier wird eine gewisse Tendenz zur Übertreibung sichtbar, die sich auch in dem abundierenden Gebrauch des Adjektives πᾶς im lukanischen Doppelwerk bemerkbar macht.

26

Eine Wirkung des Geistes ist auch die ideale Liebesgemeinschaft, die sich in der Gütergemeinschaft

27

und in den gottesdienstlichen Versammlungen bewährt:

»Sie blieben ständig in der Lehre der Apostel« – das ist die Grundlage –, »in der

21 Paulus, der seine Briefe ca. 25–30 Jahre vor Lukas schreibt, nennt in der Regel Petrus noch bei seinem aramäischen Namen »Kephas«: 1 Kor 1,12; 3,22; 9,5; 15,5; Gal 1,18; 2,9.11–14;

vgl. Joh 1,42, nur zweimal erscheint Πέτρος: Gal 2,7 f. Diese ›Aramaica‹, wie auch »Abba«

und »Maranatha«, bringen seine Verbindung mit der Urgemeinde zum Ausdruck, siehe dazu M. Hengel, Abba = KS IV, 496–534. Die Annahme, der Herrenbruder Jakobus hätte gleich nach Ostern die führende Rolle in der Urgemeinde übernommen, ist extrem unwahrscheinlich, widerspricht den frühen Quellen und kann sich nur auf die spätere judenchristliche Verehrung des Jakobus berufen. In der Reihenfolge in Gal 1,18 f. zeigt sich die führende Rolle des Petrus vor Jakobus. Erst beim Apostelkonzil verändert sich die Situation, siehe die Reihenfolge in Gal 2,9 und Apg 15,7–21. Gegen P.-A. Bernheim, Jacques, 132 ff.260 ff.278 ff.; J. Painter, James, 84. Vgl. zur Konkurrenz von Petrus und Jakobus M. Hengel, Petrus, 13 ff.83; vgl.

ders., Lukasprolog = KS VI, 242–297. Dazu auch unten S. 443 mit Anm. 18.

22 Petrus erscheint in Apg 1–12 insgesamt 54mal, Johannes 9mal (außer in 12,2 immer neben Petrus): 3,1–4; 4,13; 8,14; 12,2.

23 Apg 1,15; 2,41. Zu Pfingsten siehe unten § 1.2.2 (S. 13–19).

24 Apg 4,4.

25 Apg 6,7.

26 In der Apostelgeschichte 170mal, im Evangelium 152mal – mit Abstand am häufigsten von allen neutestamentlichen Schriften; vgl. Markusevangelium 67mal; Matthäusevangelium 128mal; Johannesevangelium 63mal. Siehe dazu die großen neutestamentlichen Konkordanzen und R. Morgenthaler, Statistik, 130.

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Koinonia« – das ist die Gütergemeinschaft –, »im Brotbrechen und im Gebet« – das bedeutet den urchristlichen Gottesdienst mit dem Herrenmahl, das durch Gebete gerahmt ist (Apg 2,42). »Durch die Hände der Apostel« (Apg 5,12), be- sonders aber des Petrus, geschehen Wunder, wie Jesus sie tat. Der Freimut ihres Zeugnisses für den Auferstandenen läßt sich weder durch Drohungen noch durch Verhaftung und die Prügelstrafe einschüchtern. Viermal erscheint in Kapitel 2–4 das Stichwort παρρησία.

28

Die Apostel freuen sich, für Jesus leiden zu dürfen.

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Verantwortlich für die Lehre sind die Zwölf, voran Petrus; zu Konflikten kommt es erst später, aus wirtschaftlichen Gründen zwischen Hebräern und Hellenisten in 6,1, aus Gründen der Lehre erst in 11,1 ff. und 15,2 ff. vor dem sogenannten Apostelkonzil, und zwar über der Frage nach der Geltung des Ritualgesetzes für die Heidenchristen und hier vor allem der Beschneidung. Alle Konflikte werden sofort durch die Autorität der Apostel beigelegt. In 15,13–21 ist dann Jakobus in entscheidender Position mit eingeschlossen. Eine Ausnahme bildet allein der Bruch des Paulus mit Barnabas (15,36–40).

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Wie schon in der Regel im Evangelium bringt Lukas auch im ersten Teil der Apostelgeschichte bis Kapitel 15 keinen zusammenhängenden, fortschreitenden historischen Bericht, sondern reiht Episoden aneinander, die für ihn paradigmati- schen, ja oftmals idealen Charakter haben und sich auf ganz wenige Hauptperso- nen – im Grunde nur Petrus und Paulus – konzentrieren,

31

zum Teil in der Form von novellistisch breit ausgestalteten Erzählungen, so beim Pfingstbericht, beim Stephanusmartyrium, bei der Berufung des Paulus oder bei Cornelius. Dazwi- schen finden sich sogenannte ›Sammelberichte‹, in die historisch interessante Einzelnotizen eingestreut sind.

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Die chronologische Abfolge seines Geschichts- berichts scheint insgesamt plausibel zu sein, ist aber ebenfalls nicht immer völlig eindeutig. So bleibt die zeitliche Einordnung der Philippuserzählungen oder die

entziehen wollten, haben den heiligen Geist und damit Gott selbst belogen (5,3 f.). Vgl. dazu unten S. 41 Anm. 188.

28 Apg 2,29; 4,13.29.31 und das Schlußwort 28,31. Daneben verwendet Lukas in c. 9–26 sie- benmal das Verb παρρησιάζεσθαι. Die freimütige Verkündigung der heilbringenden Botschaft ist in besonderer Weise eine Wirkung des neu geschenkten heiligen Geistes und Vorbild für die Krisenzeit des Verfassers nach 70 n. Chr. Als »Missionstheologe« liegt ihm sehr an der öffent- lichen, freimütigen Verkündigung der neuen Botschaft. Noch besteht keine direkte Behinderung durch staatliche Maßnahmen.

29 Apg 4 ff., besonders 5,41 f.; zu Paulus 9,16; zu den neugegründeten Gemeinden 14,22.

30 Das ἐγένετο δὲ παροξυσμός (15,39) ist von einer für Lukas ungewöhnlichen Härte, vgl.

Apg 17,16 und 1 Kor 13,5. Unseres Erachtens ersetzt diese Trennung die noch schärfere Aus- einandersetzung mit Petrus in Antiochia, die Lukas kennt, aber verschweigt, siehe M. Hengel / A. M. Schwemer, Paulus, 247; M. Hengel, Petrus, 94 f. Dieser Bruch wird nicht behoben.

Vgl. jedoch die Korrektur 2 Tim 4,11 im Blick auf Markus. Der Verfasser des 2. Timotheus- briefes kennt die Apostelgeschichte.

31 Barnabas, Johannes, Stephanus, Philippus, Silas, Timotheus und die zwei Jakobus sind nur Nebenfiguren.

32 Apg 1,14; 2,42–47; 4,32–37; 5,12–16; 6,1–7; 8,1b–4; 9,31.

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