• Keine Ergebnisse gefunden

Anthropologie&Ernährung herbst 2007 • grünes blatt

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Anthropologie&Ernährung herbst 2007 • grünes blatt"

Copied!
4
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

her bst 2007 • gr ü nes bl att

Doch was i st „ri chti g“? Was sagen di e An- thropol ogI nnen? U nd wie sol l teni hre Ar gu-

mente gel esen wer den?

Da sol l te mal aufger äu mt wer den, mal al l e Vor urtei l e aus den Köpfen und angefangen wer den, si ch sachl i ch dar über zu i nfor mi e- ren, ohne i m Vor hi nei n nach ei ne m be- sti mmten Er gebni s zu suchen − wenn nä m- l i ch über et was di skuti ert wir d, was i m

Gr unde ( zei tl i ch) so wei t weg i st, dann fi nden I nteressi erte zu jeder These ei ne un- terstützende Er kl är ung. Menschen br au- chen nur Googl e zu benutzen und fi nden

„i hre“ Wahr hei t.

Blick zurück

An di e Wurzel n menschl i cher Entste- hung. Wir si nd ni cht aus „de m Schi mpan- sen “ entstanden. Das i st z war wahrschei n- l i ch ni cht sehr wei t weg, macht aber me-

thodi sch ei nen Wahnsi nnsunterschi ed.

Genau geno mmen sta mmen wir von den Vorfahren der heuti gen Schi mpansen ( Menschenaffen, denn ob das der Schi m- panse i st, i st ni cht ganz gekl ärt) und uns.

Ü ber di esen Vorfahren i st ni cht vi el be- kannt. Man kann mi t an Si cher hei t gren- zender Wahrschei nl i chkei t anneh men, dass er Ei genschaften zei gte, di e heute so wohl bei uns al s auch bei Schi mpansen zu sehen si nd.

Vi el l ei cht ei n Sti r nr unzel n der ungenei gten LeserI nnenschaft: Dann war di eser Vor- fahre menschenähnl i cher al s es di e anderen Menschenaffen heute si nd? Ja und nei n. Es gi bt di e Mögl i chkei t, dass er schon rel ati v menschenähnl i ch war und der Schi mpanse si ch dann woanders hi n ent wickel t hat, wei l es für i hn pr akti scher war. Es gi bt aber auch di e Mögl i chkei t, dass der Vorfahre erst mal gar kei ne sogenannten menschl i - chen Züge auf wies und bei de, Schi mpanse und Mensch, i m Laufe der Zei t par al l el be- sti mmte „ menschl i che„ Züge ent wickel ten.

Wie Si e sehen, sehen Si e ei gentl i ch gar ni chts. Ni e mand hat ei ne Ahnung, wo der

Mensch her ko mmt, sol ange man si ch ni cht auf ur al te Funde, Skel ette us w. zu stützen berei t i st − und auch über di e l ässt si ch weni g aussagen, wei l di e Ei nor dnung i n ei n Zei tal ter, aber auch di e Ei nor dnung der I n- di vi dual i tät des ger ade Gefundenen ni cht si cher erfol gen kann.

Neh men wir ei n Bei spi el : Au ßeri r di sche fi nden i n 3000 Jahren auf unsere m Pl a- neten Ü berreste von so et was wi e ei ne m

Menschen, der ei n Veganzei chen täto wiert hat, ei n Ti er befrei er- T- Shi rt anhat und de m i r gend wel che Buttons mi t durchgestri - chenen Kühen al s Gr abbei l age mi tgegeben wur den. Di e au ßeri r di schen Wissen- schaftl er für fr ühe Lebensfor men wer den sagen: „ Aha, di e Typen auf di ese m Pl aneten haben si ch wohl pfl anzl i ch er nährt. “ Mal real i sti sch. So könnte es passi eren. Aber wi e wei t weg wäre das von der Wahr hei t?

Man kann al s an menschl i cher Ver gan- genhei t I nteressi erte(r) bei j ede m der anthropol ogi schen Funde nur hoffen, dass da ei n „ Nor mal i “ gefunden wur de, j e mand der geei gnet i st, den Quer- schni tt ei nes ganzen Zei tal ters darzustel - l en. − H m, aber mal ehrl i ch: Wie wahr- schei nl i ch i st es, so j e manden zu fi nden?

Nahezu un mögl i ch. Deshal b i st es i n mei nen Augen auch tatsächl i ch un mögl i ch, di e Wahr hei t über unsere Her kunft zu er- fahren. I ch kann hi er nur mi t Wahrschei n- l i chkei ten ar bei ten. U nd i ch wür de mi r wünschen, dass Di skussi onen dar über gen- auso geführt wür den. Ni cht „ Der

Mensch i st und hat und so war das. “ Sonder n i m Be wusstsei n di e r utschi ge Bodenfl äche, auf der man zu l ei cht auf de m Hi nter n l andet.

Fol gende Punkte könnten mögl i chst obj ekti ve Aufkl är ung bi eten:

I ch wer de i m Rah men di eses Arti kel s nur auf ei ni ge ei ngehen und hoffe, ei nen Ansatz zu m Ü ber denken, Nachfr agen, Wei terfr a- gen, kri ti sche m Hi nterfr agen zu bi eten.

Harte Verwandtschaft

Es i st durchaus l egi ti m, unsere Ver wandt- schaft zur Ar gu mentati on her anzuzi ehen.

Mi t rel ati v großer Wahrschei nl i chkei t haben si ch di e Er nähr ungsge wohnhei ten ni cht u m 1 80˚ gedreht. Deshal b schauen wir den Schi mpansen, Or angs und Co. mal bei m Essen zu:

Menschenaffen l i eben vor al l e m rei fe Fr üchte und ver bri ngen sehr vi el Zei t da- mi t, Bäu me mi t rei fen Fr üchten zu fi nden.

Gi bbons und Gori l l as er nähren si ch zude m zu m Tei l von Bl ätter n. Während Schi m- pansen auf der Suche nach Fr üchten 5 Ki - l o meter oder mehr pro Tag zur ückl egen, si nd Or angs und Gori l l as sesshafter. Gori l - l as, wei l si e si ch von bl ätterrei chen, kr au- ti gen Pfl anzen er nähren und ni cht so wei t strei fen zu br auchen.

Doch ger ade i n Zei ten der knappen Versor- gung mi t pfl anzl i cher Nahr ung si eht es bei den Schi mpansen et was vertr ackter aus:

Si e fressen Fr üchte, Nüsse, Bl ätter... H al t, stopp, was tun si e da mi t den Bl ätter n?

Hey, si e spucken si e j a wieder aus? Genau.

Si e rei ßen si ch zu m Tei l Bl ätter vo m Bau m, auf denen I n- sekten si tzen, si ch I n- sekten ver puppt haben und zer kauen di e Masse, spucken aber di e Bl att masse wieder aus . U nd zu al l e m Ü berfl uss gehen Schi m-1 pansen füri hr Leben ger n Ter mi ten angel n.

U nd dann, ni cht schön und si cher ni cht an- geneh m für di e sensi bl eren LeserI nnen, schei nt esi hnen ei nen „ Mor dsspaß “ zu ma- chen, hi n und wi eder ei nen der kl ei nen Co-

Anthropologie&Ernährung

franzb I mmer wi eder hören VeganerInnen di e Sätze „ Aber Vegani s mus i st doch ni cht artgerecht“, „ Es li egt i n der Evol uti on des Menschen, Fl ei sch zu essen. “ Und „ Wenn du di ch so gegen dei ne Natur stell st, wirst du di ch schädi gen. “

Und u mgekehrt höre i ch VeganerInnen sagen, dass Menschen ei gentli ch schon i mmer vegan ge wesen wären, all e unsere Vorfah- ren, di e anderen Menschenaffen hätten si ch pfl anzli ch er nährt und genau deshal b wür den wir uns mi t ti eri scher Nahr ung schädi-

gen.

1 Schi mpansen ver wenden noch ei ne andere Techni k, di e sogenannte Sch wa mmtechni k, di e l ei cht ver wechsel t wer den kann. Bei der Sch wa mmtechni k wer den Bl ätter so l ange zer kaut, bi s si e sch wa mmarti ge Konsi stenz haben, dann wir d mi t di ese m „Sch wa mm“ Wasser aus Pfützen aufgesogen und i m Mund ausgedr ückt, u m so zu tri nken.

(2)

h er bst 2007 • gr ü n es bl att l obusaffen, di e so wieso schon star k vo m

Ausster ben bedr oht si nd, oder kl ei ne Wal d- anti l open zu fangen und bei l ebendi ge m Lei b zu zerrei ßen und unter si ch aufzutei - l en. Ei n gr oßes Spektakel ! H arte Ver wand- te.

Ganz und gar ni cht vegan i m mor al i schen Si nne, aber dennoch i st der H auptbestand- tei l i hrer Nahr ung pfl anzl i cher Natur.

Ernährungsphysiologische Möglichkeitenheute

Gut er kennbar i st di e Vi el fal t menschl i cher Er nähr ungs wei sen. Es gi bt vi el e Vegane, di e gut l eben können, es gi bt unzähl i ge Ve- getari er, di e gut kl ar ko mmen, und es gi bt ebenso unzähl i ge Ni chtvegetari er, di e auch gut kl ar ko mmen. Ach, und es gi bt sogar ei - ni ge Menschen, di e si ch nahezu car ni vor, al so fl ei schessend er nähren und auch über di e Runden ko mmen.

I ch wür de di e e mpi ri schen Daten et wa so zusa mmenfassen: All es i st mögl i ch, di e mei sten Wege stehen de m Menschen offen.

Wobei es natürl i ch Ei nschr änkungen gi bt.

Wer si ch di e häufi gsten Todesursachen an- si eht, wir d er kennen, dass Herz- Krei sl au- fer kr ankungen und Krebs wei t vor n l i egen.

Bei des si nd mögl i che ( ni cht un wei gerl i che) Fol gen von zuvi el ti eri schen Pr odukten und zuvi el U mwel tgi ften, mögl i cher wei se aus der Nahr ung. Der Gr oßtei l der Menschhei t i n der sogenannten westl i chen Wel t i st zu fett, das Fett bel astet den Kör per, das Zu- vi el an Protei nen bel astet di e Or gane. Hi er gi bt es ei ne gute Lösung: Di e Menschen müssen aufhören, so vi el Fl ei sch zu essen.

Di es aber den pri mär car ni voren I nui t vor- zuschrei ben, wäre wi eder ei n Schri tt zu wei t gegangen. H abi tat, Kul tur und physi o- l ogi sche Anpassung (I nui t haben ei nen sehr vi el größeren Ener gi ever br auch al s Men- schen unserer Brei tengr ade) haben dazu geführt, dass hi er Fl ei sch ei ne wi chti ge Rol l e spi el t. Es gi bt auch Aussagen, nach denen si ch I nui t kör perl i ch ver gi ften durch di ese Lebens wei se. I ch gehe auf di ese Fr age ni cht wei ter ei n, wei l i ch ni cht über et was reden möchte, i n de m i ch ni cht dri n stecke.

Auf der anderen Sei te sehe i ch genü- gend „FastFood- VeganerI nnen “, di e si ch so weni g Gedanken über Begri ffe wie „ Vi ta mi ne“, „ Pr otei nversor gung“

und „ Mangel erschei nungen “ machen, dass si e ni cht so aussehen, al s könnte man si e bedenkenl os mi t de m Fahrr ad davonfahren l assen. Di es i st ni cht de m Vegani s mus anzul asten, es gi bt genü- gend Menschen, di e von Geburt an

„vegan “ gel ebt haben und di es sehr gut tun.

Deshal b, wei l nä mli ch hi nter j ede m Men- schen mehr steckt, al s sei ne Er nähr ungs- wei se, di ese i st gekoppel t an Er nähr ungs- wissen, sozi al e und fi nanzi el l e Si tuati on, medi zi ni sche Versor gung etc., kann es hi er ei gentl i ch kei ne wei ter gehende Aussage geben al s: Es schei nen vi el e verschi edene Er nähr ungsfor men zu funkti oni eren.

HeutelebendePopulationen

&Gesellschaften

Aus ei ner ge wissen Wissenschaftskri ti k her aus gl aube i ch ni cht dar an, dass Daten i nsbesondere heuti ger Jäger- und- Sa mml er- Gesel l schaften aussagekr äfti g si nd. Da geht ei n mi t Outdoor kl ei dung und Ka mer a aus- ger üsteter Wissenschaftl er i n den „ Busch „ und fr agt di e dort Ansässi gen, wi e vi el Fl ei sch si e denn essen. All ei n sei n Auftre- ten, wi e geschi ckt er si ch auch i ntegri eren mag, ver ändert das Ver hal ten der Men- schen. Di e Männer wer den vi el l ei cht mehr Fl ei sch er beuten, wei l si e i hren Stol z ver- tei di gen müssen. Kei ne Ahnung.

Es gi bt Aussagen dar über, dass i n vi el en moder nen „Jäger- und- Sa mml er- Gesel l - schaften “ Fl ei sch z war ei ne quanti tati v un- ter geor dnete, aber dennoch i n Bezug auf Nähr werte und Statussy mbol i k, sehr wi ch- ti ge Rol l e spi el en wür de.

FrühzeitlicheFunde

Gut, j etzt mag i nterveni ert wer den, es i n- teressi ere j a ni cht, wi e si ch Ver wandte er nähren, sonder n ganz al l ei n unsere Vor- fahren wären von entschei dender Bedeu- tung i n di ese m Strei t. Dann bl ei bt uns ni chts anderes al s auf di e al ten Funde zur ückzugrei fen, so wei t das geht.

Ger ade i n der Ol du wai - Schl ucht, aber ni cht nur dort, fanden si ch i mmer wieder große Abl ager ungen bz w. Ansa mm- l ungen von ni cht menschl i chen Knochenre- sten, di e vi el Rau m zur Spekul ati on l assen.

An ei ni gen di eser Orte si nd gl ei chzei ti g größere Mengen von Stei n wer kzeugen ge- funden wor den, was wohl eher dafür spri cht, dass es si ch ni cht u m zufäl l i ge Ansa mml ungen han- del t. Wer di e Ti er-

knochen an den

Stel l en gesa mmel t hat, ob es Menschen waren, Raubti ere oder sogar Wasser- l äufe, i st i m Nach- hi nei n ni cht rekon- str ui er bar. Rekon- str ui er bar i st al l er- di ngs, dass mi t den Stei n wer kzeugen i n

den Knochen her u mgeschni tzt wur de. Zu m Tei l überl ager n di e Ker ben Bi ssspuren, zu m Tei l überl ager n aber auch Bi ssspuren di e Ker ben. Ei n nahezu waschechter Be wei s dafür, dass ti eri sches Materi al ge- bz w. be- nutzt wur de. Esi st unkl ar, ob Menschen al - l er di ngs i n der For m gej agt haben, wie es si ch i n äl teren Bücher n darstel l t, oder ob si e ni cht ei nfach hyänengl ei ch Aas sa m- mel ten oder Raubti eren i hre Beute „abj ag- ten „. Di e aktuel l moder ne Vari ante − auch di e Anthropol ogi ei st von Trends ni cht frei − betont den Aasfresser al s wahrschei nl i ch.

Es gi bt zahl rei che wei tere I ndi zi en für di e Nutzung ti eri schen Materi al s durch den Menschen: Gr abbei l agen etc. So dass i ch trotz al l er Wissenschaftskri ti k für mi ch an- neh me, dass ti eri sche Nahr ung ei ne Rol l e gespi el t hat.

DernatürlicheLebensraum

Ei ne wei tere Her angehens wei se besteht i n de m Tri ck, si ch ei nfach nur anzusehen, aus wel che m Lebensr au m ( H abi tat) her aus Menschen si ch ent wickel t haben. Was gi bt di eses H abi tat ei gentl i ch an Nahr ungs- quel l en her ? I st es wahrschei nl i ch, dass si ch Menschen dort ausschl i eßl i ch pfl anz- l i ch er nährt hätten? Oder mussten si e we- ni gstens für besti mmte Zei ten des Jahres auf ti eri sche Quel l en zur ückgrei fen?

Wenn man der Hypothese von der „ Wiege Afri ka“ Gl auben schenken darf, haben si ch menschl i che von ni cht menschl i chen Popu- l ati onen durch

den ostafri kani schen Gr abenbr uch ge- trennt. Hi er bei hat si ch das Gebi et des heu- ti gen Keni as, Äthi opi ens, So mal i as ver än- dert. Was fr üher Regen wal d war, wur de ei ne recht öde Steppe − und i n genau di eser hatten si ch di e fr üheren Menschen an di e Nahr ungsquel l en anzupassen. Ni cht so ei n- fach, wenn man vor her über wi egend Fr üchte zu si ch nah m. U nd − wenn man di eser wei teren Hypothese Gl auben schenken mag − di eses Probl e m könnte ei ne Ursache für di e Gehi r nver größer ung bei m

Schmuck und Kleider mit Perlen aus Mammut-Elfenbein als Grabbeigabe − waren die Mammuts nur containert?

(3)

h er bst 2007 • gr ü n es bl att

Menschen gegenüber anderen Menschen- affen ge wesen sei n. Hi er gab es nä mli ch ei ne Menge mehr Probl e me zu l ösen al s i m Regen wal d. Mehr Raubti ere, di e ei ne m aufl auerten, weni ger Versteck mögl i ch- kei ten und ni cht mehr di e Mögl i chkei t, si ch von Bau m zu Bau m hangel nd fortzube we- gen, große Strecken mussten auf de m Boden über wunden wer den. Hi er − so sehen es vi el e Anthropol ogI nnen − steckt das Ge- hei mni s des großen Probl e ml ösungsver mö- gens von Menschen. Wenn nun aber weni g Fr üchte und ener gi ear me Gr äser ni cht aus- rei chten, u m si ch adäquat zu er nähren, wo- r auf stel l t man i n so ei ner Gegend u m, wenn es ei ne m erst mal dar u m geht, i r- gend wie zu überl eben, vi el l ei cht auch di e ei genen Ki nder ni cht ver hunger n zul assen?

Kl ar, Wurzel n könnten si e ver mehrt ausge- gr aben haben, wor auf Zahnabnutzungen auch hi ndeuteten. Aber wenn da nun ei ne tote Anti l ope vor den Menschen l i egt und si e wissen, di e Raubkatzefri sst di e doch für ge wöhnl i ch. War u m sol l ten si e ni cht auf di ese Lösung zur ückgegri ffen haben? Vi el - l ei cht hat i hnen das nach ei ni ger Zei t wir k- l i ch „gesch meckt“, vi el l ei cht war es von j eher eher ei ne Notl ösung − ni e mand kann das wissen. Aber das Negi eren ei nes sol - chen Fal l s, ei ner sol chen Regel mäßi gkei t hal te i ch ni cht für konstr ukti v i n der De- batte, wie si ch der Mensch von heute er nähren sol l te.

Zahnanalysen

I ch muss i mmer wi eder gri nsen, wenn i ch sehe, wi e di e mi t mi r l ebenden H unde auf der Wiese stehen und Gr as fressen. Si e fressen es an ganz be- sti mmten Stel l en, da, wo das „ Schnei de- gr as“ besonders dun- kel gr ün und brei t i st.

Ganz bedächti g wir ken si e, wenn si e mi t i hren Vor der- zähnen das Gr as ab- zupfen und es dann et was kauen, bevor si e es schl ucken. I ch r ufe i hnen j edes Mal zu:

„ Hey, i hr sei d car ni - vore Schl i ngfresser, wisst i hr das ni cht?!

I hr dürft gar kei n Gr as fressen undi hr dürft es auch ei gentl i ch gar ni cht ri chti g kauen. “ So habe i ch das i m Lehr buch gel er nt.

Aber di e bei den H unde denken anschei nend gar ni cht dar an, auf mi ch zu hören. Si e fressen ei nfach wei ter.

U nd wenn di e Di skussi on dann mal das menschl i che Gebi ss betri fft, i st es ähnl i ch.

Es taucht i mmer di e Fr age auf, ob der Mensch nun ei n Fl ei schfresser- ( Car ni - voren-) oder ei n Pfl anzenfresser gebi ss ( Her bi vorengebi ss) hätte. Ei n „typi scher “ Car ni vore wäre ei ne Katze, seht Euch das Gebi ss mal an. H aben wir so was? Nee.

U nd ei n typi scher Her bi vorenvertreter wäre das Reh − passt das besser ? Auch ni cht. Ei n Gebi ss i st sooo ... vi el - und ni chtsaussagend, dass es ni cht mögl i ch er- schei nt, ei ne so ei nfach wir kende Fr age zu beant worten. Man könnte j etzt ei ne dri tte Kategori e i n di e Gebi ss muster or dnen − di e der All esfresser ( O mni voren) − wo wir für ge wöhnl i ch hi nei ngeor dnet wer den. Si eht man j a sehr schön, Zähne zu m Mahl en sch werver daul i chen pfl anzl i chen Materi - al s, aber auch vor ne di e Eckzähne, di e schon al s Rei ßzähne ver wendet wer den und de mentsprechend auf Fl ei schkonsu m hi n- deuten. Kl ar, Rei ßzähne. All es kl ar, denke i ch mi r − unsere Vorfahren haben di e Anti - l open ganz si cher mi t den Zähnen geri ssen, deshal b di e Rei ßzähne. Schi mpansen auf der Jagd zerrei ßen i hre ti eri sche Beute z war mi t den H änden und kauen dann drei Stunden mi t den Her bi voren mahl zähnen dr auf her u m. Aber das passt hal t ni cht i ns Bi l d. Dass unsere recht mar kanten Eck-

zähne, wi e auch bei Schi mpansen, so gut er hal ten si nd, könnte, so ei ni ge neuere Hy- pothesen, rei n sozi okul turel l e Gr ünde ha- ben. Di e ei gnen si ch, wenn si e l ang und groß und furchtei nfl ößend si nd, pri ma zu m Angeben. U nd so gi bt es Ver hal tens wei sen bei Schi mpansen und bei m Menschen, bei denen das Zei gen di eser Zähne Aggressi - vi tät, Ri val i tät ausdr ücken. Manches Mal mag dabei derj eni ge mi t den gr ößeren

„ Rei ßzähnen “ den begehrten Prei s ei ner Partnerschaft beko mmen haben und so di e Zähne i n di e e wi ge Wei ter gabe von geneti - sche m Materi al ei ngebunden haben. Zähne si nd eben ni cht nur für Z wecke der Er näh- r ung da.

Schlussfolgerungen

Zu der Fr age „ Are hu mans meat- eaters or pl ant- eaters“ äu ßert si ch di e Ca mbri dge Encycl opedi a of H u man Evol uti on so tref- fendi n mei nen Augen, dassi ch es ni cht ver- sch wei gen wil l :

U nd auf Deutsch et wa so:

Es gi bt mehr al s gute Gr ünde, si ch heutzu- tage vegetari sch oder vegan zu er nähren.

Di e können al l e an anderer Stel l e noch ei n mal aufgezähl t und di skuti ert wer den.

Was i n di ese Di skussi on al l er di ngs nur be- di ngt hi nei npasst,i st di e Fr age danach, was unsere Vorfahren ei n mal waren. U nd was di e artge mäße Er nähr ung des Menschen i st. Vo m physi ol ogi schen Standpunkt i st das natürl i ch wichti g, aber u m über den et was zu erfahren, muss ni e mand Knochen ausbuddel n. Der physi ol ogi sche Ansatz

(4)

fr anz b I n der vorl etzten Ausgabe des gr ünen bl attes ( Winter 2 007) gab es ei nen Bei tr ag zu vegetari scher Er nähr ung ( „Tote Ti ere essen − kann das über haupt gesund sei n? “), auf den i ch ger ne rea- gi eren möchte, wei l i ch ei ni ge der i m Ar- ti kel genannten Punkte für wei t weg von Be mühungen u m Obj ekti vi tät hal te. Des- hal b hi er i n kurzen Sti chpunkten mei ne

Kri ti k:

1. Ar gu mente wer den z. T. gefährl i ch wis- senschaftskundi g unter mal t. So ver- wendet der/di e Autori n For mul i er ungen wie „i m Rah men von Studi en an den U ni versi täten Ber kel ey“. Auf mei ne Anfr age zu den Quel l en ka men kei ne genauen Angaben.

2. Ar gu menti ert wir d absei ts der ei gentl i - chen Fr age, aber es kl i ngt schon sehr überzeugend, wenn der Autor be- schrei bt, dass Fl ei schfresser kei n Ptyal i n zur Ver wertung von Kohl enhy- dr aten besi tzen. Hi er wir d ei n aus mei ner Si cht ni cht korrekter Sachver- hal t so her über gebr acht, dass er al s Ar- gu ment di enen könnte, ob wohl der Ptyal i ngehal t von Raubti eren vol l - ko mmen i rrel evant für di e Fr age i st, ob

Fl ei sch für Menschen gesund i st.

3. „ Wir “ − Gl ei ch a m Anfang stel l t der/di e Autori n kl ar: Wir wer den i n di ese m Ar- ti kel aufzei gen, dass ei ne Er nähr ung ohne Fl ei sch probl e ml os mögl i ch i st.

Wei t ver brei tet, aber i ch mag das ni cht.

Wenn i ch von ei ner Mei nung überzeugt bi n, egal wi e fal sch al l e anderen di e fi n- den, dann bi n „i ch “ das. U nd ob i ch mi ch von der AutorI n überzeugen l asse, ent- schei de i ch.

4. Sei t de m Arti kel wissen „ wir “, dass der ei nzi ge U nterschi ed von Fi sch zu Fl ei sch di e Tatsache i st, dass Fi sche 1 5 Mal so vi el Wasser enthal ten. Nun j a. Kei n „et- wa“, kei n „durchschni ttl i ch “ oder so et- was. Ganz davon abgesehen, dass hi er über di e unterschi edl i chen Defi ni ti onen von „Fl ei sch “ gar ni cht refl ekti ert wir d (i n manchen Defi ni ti onen wie der von Fl ei sch al s ti eri sche m ( Muskel ) ge webe wäre Fi sch nä mli ch ganz ei nfach ei ne Tei l menge von Fl ei sch, dann dürfte aber kei n U nterschi ed bestehen, dann könnte Fi sch nur Besonder hei ten auf wei sen) und künstl i che Kategori en aufgebaut wer den ( H ühnerfl ei sch i st ungl ei ch Ri ndfl ei sch! ).

Kei n Wort von den Sch wer metal l en, de m

Sal zge- hal t, den

anders gearteten Fettsäuren i n Fi schge-

webe, kei n Wort von al l den vi el en U nter-

schi eden ... Ja j a, Reden über Fl ei sch i st ekl i g, fi nd i ch auch, aber wenn schon, dann doch bi tte et was di fferen- zi erter.

5. Wer wir kl i ch gl aubt, dass di e Ver mes- sungen heute l ebender Menschen i n i r- gendei ner Wei se dazu di enl i ch sei n könnten, nachzu wei sen, dass si ch ur- spr üngl i che Menschen fr ugan er nähr- ten, der möchte mi r doch bi tte er kl ä- ren, wie der l ogi sche Schl uss gezogen

wur de!

6. So könnte das j etzt noch ei ne ganze Wei l e gehen, aber i ch wil l der Kri ti k ni cht noch mehr Rau m geben. Fazi t:

Jeden Arti kel kri ti sch hi nterfr agen − sogar bei m gr ünen bl att!

ScharfeKritik:Zivilisationsnahrung#5

h er bst 2007 • gr ü n es bl att wäre, dass Menschen − egal ob Fl ei sch- fresser oder Vegetari er − heutzutage ei ne wahnsi nni g l ange Lebensdauer haben.

Fr üher wur den Menschen i m Schni tt nur et wa 30 Jahre al t. Jetzt − und mei stens mi t Fl ei sch „genuss“ − wer den di e mei sten sehr vi el äl ter. So schädl i ch kann daher Ti eri - sches für den Menschen auch ni cht sei n.

Di e Fr age nach Fl ei sch und ti eri schen Pro- dukten i n unserer Er nähr ung i st mei ner Mei nung nach kei ne Ja/ Nei n- Fr age. Es i st ei ne Fr age des Al ters des Menschen, der Menge, di e er zu si ch ni mmt, und vor al l e m auch der Qual i tät des Nahr ungs mi ttel s ( und di es gi l t auch für Pfl anzl i ches, was sehr wohl ebenfal l s hochver gi ftet mi t Dünge mi t- tel n und Che mi kal i en sei n kann).

Di e ethi sche Fr age muss für ei ne u m Obj ek- ti vi tät be mühte Debatte ausgel agert wer- den. I ch sel bst er nähre mi ch aus mor al i - schen Er wägungen so vegan wi e mögl i ch.

U nd i ch wünschte, mehr Menschen wür den versuchen so zu l eben. Aber doch bi tte ni cht, wei l si e mi t pseudo wissenschaftl i - chen Ar gu menten totgeschl agen wur den, sonder n wei l si e si ch aus frei en Stücken dafür entschei den. Es spri cht genug für ei ne mögl i chst vegane Er nähr ung − ni e- mand hat es nöti g, auf Lügen oder bi l l i gste Ver kl är ungen zur ückzugrei fen.

U mgekehrt tun mi r di e Menschen l ei d, di e i n ethi schen Debatten u m den Fl ei sch- konsu m i mmer wi eder dar auf zur ückko m- men, dass doch das Fl ei schessen bei m Men- schen nun mal artge mäß dazugehören wür de, da könnten wir nun mal ni cht dr an r üttel n, ni cht wahr. Di e Är msten, denke i ch i mmer, si e hören mi r zu, wenn i ch von Mas- senti er hal tungen, Mutter- Ki nd- Trennun- gen, von U mwel tzerstör ung und Ener gi ebi - l anz sprechen, si e ni cken sogar besor gt dazu und dann di eses „Ja, aber di e art- ge mäße Er nähr ung ... “ Wir kl i ch, i ch muss mi ch wi eder hol en: Di e Är msten! I hnen i st das be wusst, i hnen si nd di e Probl e me i m Zusa mmenhang mi t Fl ei schgenuss ganz kl ar, aber si e stehen unter de m Joch i hrer Her kunft − und wer den si ch wahrschei nl i ch bei j eder i hrer defti gen Fl ei sch mahl zei ten quäl en, u m entgegen i hrer ethi schen Pri nzi - pi en das Bi l d i hrer Art aufrechtzuer hal ten.

Wie fr oh bi n i ch, dass mi r mei ne Art so egal i st, dass i ch auf mei ne Natur pfei fe und ei nfach so vegan wi e mögl i ch sei n kann. I ch mach' s mi r schon l ei cht, ni cht wahr ?!

Anmerkungen

Manch auf mer ksa mer LeserI n mag aufge- fal l en sei n, dass i ch fast ko mpl ett di e Quel - l enangaben unterschl agen habe. Das hat

Gr ünde. Di e Quel l en si nd da. Aber wie wir kt das auf ei ne kl ei ne unsel bstbe wusste LeserI n, wenn i ch dann an j eder Stel l e i r- gend wel che Wissenschaftl erI nnenna men nenne, Autori täten aufbaue etc. Da tr aut man si ch j a bal d ni chts mehr dagegen zu denken. Deshal b an di eser Stel l e ei ni ge Quel l en ( wohl wei ßl i ch Quel l en, ni cht „ Be- wei se“! ), di e auch für di e wei ter gehende Lektüre nützl i ch si nd:

U nd auf Anfr agen zu besti mmten Sachver- hal ten kann i ch wei tere nennen (

), aber a m al l er besten schei nen mi r doch Dei ne ei gene Auf mer k- sa mkei t, Dei n ei gener Kopf zu sei n. Besser al s j ede Quel l e!

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Sie haben nichts bei sich, um Notizen zu machen, aber seien Sie unbesorgt, denn alles, was ich Ihnen sagen werde, wird in Ihrem Geist eingeprägt bleiben, weil wir hier ein

*Die Kosten für die Kühlung werden nach tatsächlichem Aufwand verrechnet, z.B.: für Auf-/Abbau, Miete Lagertank, Kosten Anlieferung Stickstoff, Kosten Stickstoff

Al um niarb eit an der U niv ersität T üb ing en.

6) Werden Parteien in verschiedenen Verfahren als Gesamtschuldner in Anspruch genommen, so fallen beide – unter Anrechnung auf den Turnus – in die Zuständigkeit desselben

Wenn die Wohnungen von den Grundmerkmalen der Mietwerttabelle abweichen, können folgende Zu- oder Abschläge – jeweils von dem nach der Tabelle zu ermittelnden Wert –

Erzeugnisse Crostacei e prodotti a base di crostacei Crustaceans and products thereof Eier und daraus gewonnene Erzeugnisse Uova e prodotti a base di uova Eggs and products

Menschen mit Diabetes gehören zur Corona-Risikogruppe – das ist seit Langem bekannt, doch viele Fragen sind damit noch ungeklärt, etwa ob das für alle Diabetesformen gilt,

(2) Werden Prüfungen einer oder eines Studierenden, mit denen das Studium im Sommersemester 2021 oder im Wintersemester 2021/22 hätte abgeschlossen werden können, aufgrund