Datum: 14.10.2013
Studiengang: Rehabilitationspsychologie, M.Sc.
Definition Gesundheit und Gesundheitspsychologie
Bild 1
Zielfragen
Wie kann Gesundheit definiert werden?
Warum ist Gesundheit so schwer zu definieren?
Welche Aufgaben verfolgt die Gesundheitspsychologie?
Inhalt
1. Gesundheit und Krankheit – ein Kontinuum 2. Definition von Gesundheit/Krankheit
3. Modelle von Gesundheit und Krankheit
4. Das Arbeitsfeld der Gesundheitspsychologie 5. Zusammenfassung
6. Literaturverzeichnis
1. Gesundheit und Krankheit – ein Kontinuum 2. Definition von Gesundheit/Krankheit
3. Modelle von Gesundheit und Krankheit
4. Das Arbeitsfeld der Gesundheitspsychologie 5. Zusammenfassung
6. Literaturverzeichnis
Definition Gesundheit und
Gesundheitspsychologie
1. Gesundheit und Krankheit – ein Kontinuum
Schwierigkeiten bei der Abgrenzung
1. Technische Möglichkeiten bei Diagnostik und Therapie 2. Diskrepanz zwischen Befund und Befinden
3. Normabweichung ohne Krankheitswert 4. Kulturgebundenheit der Beurteilung 5. Funktionalität der Störung
6. Interessengeleitete Definitionsmacht
1. Technische Möglichkeiten bei Diagnostik und Therapie
Technische Möglichkeiten beschreiben Erkrankungen
◦ Die Entwicklung neuer diagnostischer Verfahren und therapeutischer Mittel steigern die Vielfalt potenzieller Erkrankungen
◦ Krankheiten werden erstmals diagnostiziert und als pathologisch interpretiert
1. Gesundheit und Krankheit – ein Kontinuum
Bild 2
1. Technische Möglichkeiten bei Diagnostik und Therapie
Technische Möglichkeiten definieren Erkrankungen
◦ HI-Virus bestand bereits vor der Krankheitsdefinition und Betroffene galten als gesund
◦ Durch neue Operationsverfahren können z.B.
Brandentstellungen oder Körperbehinderungen
1. Gesundheit und Krankheit
– ein Kontinuum
1. Technische Möglichkeiten bei Diagnostik und Therapie
Technische Möglichkeiten definieren Erkrankungen
◦ Die Wahl der diagnostischen Verfahren führt zu unterschiedlichen diagnostischen Befunden.
je genauer die Untersuchung, desto wahrscheinlicher eine Erkrankung
1. Gesundheit und Krankheit
– ein Kontinuum
2. Diskrepanz zwischen Befund und Befinden
keine Übereinstimmung zwischen Krankheitsgefühl und diagnostischer Methodik
Bluthochdruck,
Diabetes Psychosomatik
Krankheitsempfinden - Krankheitsempfinden +
1. Gesundheit und Krankheit – ein Kontinuum
Bild 3
3. Normabweichung ohne Krankheitswert
1. Gesundheit und Krankheit
– ein Kontinuum
Unterschiedliche Normen stellen ein erhebliches Konfliktpotenzial da.
z.B.:
Arzt Patient
statistische Norm subjektive Norm
3. Normabweichung ohne Krankheitswert
1. Gesundheit und Krankheit
– ein Kontinuum
3. Normabweichung ohne Krankheitswert
Interozeption
• Propriozeption
• Viszerozeption
• Nocizeption
• psychologische Situation Außenwahrnehmung
„Ich bin zu dick“
(interne oder externe Norm)
Befund Diagnose Therapie
Befund
• Anamnese
• körperliche Untersuchung
• Verhaltensbeobachtung
• Laborbefunde
• apparative Befunde, EEG Diagnose Klassifikation von Krankheiten (z.B. nach ICD)
1. Gesundheit und Krankheit – ein Kontinuum
Arzt Patient
statistische Norm subjektive Norm
4. Kulturgebundenheit der Beurteilung
Kulturelle Unterschiede beeinflussen die Betrachtung und das Verständnis von Krankheiten
◦ „german disease“
◦ „Frigophobie“
◦ „Alkoholabhängigkeit“
◦ „Homosexualität“
1. Gesundheit und Krankheit – ein Kontinuum
Bild 4
5. Funktionalität der Störung
Erkrankungen bestehen in Ihrer Funktionalität
für verschiedene Personen kann der gleiche Befund krankheitsrelevant werden oder nicht
◦ Berufskrankheiten:
Wirbelsäulenveränderungen
Mehlallergie
Anerkennung als Berufskrankheit erlischt nach Umschulung
1. Gesundheit und Krankheit – ein Kontinuum
Bild 5
6. Interessengeleitete Definitionsmacht
Medikalisierung
◦ natürliche Abläufe und Mechanismen werden pathologisiert
◦ Klimakterium
◦ Haarausfall
◦ Cellulitis
◦ abstehende Ohren
1. Gesundheit und Krankheit
– ein Kontinuum
6. Interessengeleitete Definitionsmacht
Medikalisierung
◦ hohes finanzielles Potenzial in Deutschland
◦ hohes Gesundheitsbewusstsein macht für Medizinlobbyismus empfänglich
Bluthochdruck
bis 1990; ab 160/100 mmHg Behandlungsbedarf
Empfehlung der „Deutschen Liga zur Bekämpfung des hohen Blutdruckes“ 140/90 Anstieg auf ca. 300%
der Hypertoniker
1. Gesundheit und Krankheit
– ein Kontinuum
7. Fehlen eindeutiger Definitionen
1. Gesundheit und Krankheit
– ein Kontinuum
Arbeitsweltbezogene Definition
Definition ist zu eng und einseitig
alleinig über berufspolitischer Ebene und der
Inanspruchnahme von medizinischer Hilfeleistung definiert
2. Definition von Gesundheit/Krankheit
„Krankheit ist ein regelwidriger Körper- oder Geisteszustand, der die Notwendigkeit einer ärztlichen Heilbehandlung oder – zugleich oder
allein – Arbeitsunfähigkeit zur Folge hat.“
(BSGE 35, 10,12f.)
2. Definition von Gesundheit/Krankheit
Bio-psycho-soziale Definition
Badura definiert Gesundheit als „eine Fähigkeit zur Problemlösung und Gefühlsregulierung, durch die ein positives seelisches und körperliches Befinden – insbesondere ein positives Selbstwertgefühl –
und ein unterstützendes Netzwerk sozialer Beziehungen erhalten oder wiederhergestellt wird.“
(Badura et al. 2010, S. 32)
2. Definition von Gesundheit/Krankheit
Arbeitsweltbezogene Definition
„Gesundheit ist das Stadium des Gleichgewichtes von Risikofaktoren und Schutzfaktoren, das eintritt, wenn einem Menschen eine
Bewältigung sowohl der inneren (körperlichen und psychischen) als auch äußeren (sozialen und materiellen) Anforderungen gelingt.
Gesundheit ist ein Stadium, das einem Menschen Wohlbefinden und Lebensfreude vermittelt.“
(Hurrelmann 2006, S. 146)
2. Definition von Gesundheit/Krankheit
Definition der WHO
Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom 22. Juli 1946 „Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen,
geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht die bloße Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen.“
(„Health is a state of complete physical, mental and social well-being and not merely the absence of disease or
infirmity.“)
3. Modelle von Gesundheit und Krankheit
Bild 7 Bild 8 Bild 9 Bild 10 Bild 11
4. Das Arbeitsfeld der
Gesundheitspsychologie
Die Gesundheitspsychologie ist eine der jüngsten Disziplinen der Psychologie
1978: Gründung der Abteilung „Health Psychology“ in der American Psychological Association
1992: Gründung der Fachgruppe
„Gesundheitspsychologie“ in der Deutschen Gesellschaft für Psychologie
4. Das Arbeitsfeld der
Gesundheitspsychologie
(Lippke & Renneberg, 2006, S.4)
Ziel der Gesundheitspsychologie
„[…] gesichertes Wissen über Mechanismen und Prozesse der Gesundheitsverhaltensänderung und der
Bewältigung von Krankheiten und Stress zu erhalten, sowie effektive Strategien und wirksame
Gesundheitsförderungs-maßnahmen zu entwickeln bzw.
zu identifizieren.“
„[…] gesichertes Wissen über Mechanismen und Prozesse der Gesundheitsverhaltensänderung und der
Bewältigung von Krankheiten und Stress zu erhalten, sowie effektive Strategien und wirksame
Gesundheitsförderungs-maßnahmen zu entwickeln bzw.
zu identifizieren.“
4. Das Arbeitsfeld der
Gesundheitspsychologie
Definition
„Health psychology is the aggregate of the special
educational, scientific, and professional contributions of the discipline of psychology to the promotion and maintenance of health, the prevention and treatment of
illness, the identification of the etiologic and diagnostic correlates of health, illness, and related dysfunction.”
Erweiterung:
„[…]and the analysis and improvement of the health care system and health policy formation.“
„Health psychology is the aggregate of the special
educational, scientific, and professional contributions of the discipline of psychology to the promotion and maintenance of health, the prevention and treatment of
illness, the identification of the etiologic and diagnostic correlates of health, illness, and related dysfunction.”
Erweiterung:
„[…]and the analysis and improvement of the health care system and health policy formation.“
4. Das Arbeitsfeld der
Gesundheitspsychologie
Definition
„Gesundheitspsychologie ist die Wissenschaft vom Erleben und Verhalten des Menschen im Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit.
Dabei stehen vor allem riskante und präventive Verhaltensweisen, psychische und soziale Einflussgrößen sowie deren Wechselwirkungen
auf körperliche Erkrankungen und Behinderungen im Mittelpunkt.“
„Gesundheitspsychologie ist die Wissenschaft vom Erleben und Verhalten des Menschen im Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit.
Dabei stehen vor allem riskante und präventive Verhaltensweisen, psychische und soziale Einflussgrößen sowie deren Wechselwirkungen
auf körperliche Erkrankungen und Behinderungen im Mittelpunkt.“
(Renneberg & Lippke, 2006, S.3)
4. Das Arbeitsfeld der
Gesundheitspsychologie
Interesse der Gesundheitspsychologie
Gesundheit fördern und erhalten
Behandlung und Prävention von Krankheiten
Unterstützung und Förderung der Rehabilitation
Analyse und Identifikation von krankheitsauslösenden Faktoren
Identifikation von Einflussfaktoren auf die Krankheitsbewältigung und Genesung
Unterstützung der Interaktion zwischen
4. Das Arbeitsfeld der
Gesundheitspsychologie
Interaktion zu anderen Disziplinen
Daraus ergeben sich Beziehungen zur ökologischen
Medizin und Psychologie.
Gesundheitspolitik
öffentliches Gesundheitswesen
Public Health
5. Zusammenfassung
Zielfragen
Wie kann Gesundheit definiert werden?
„Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht die bloße
Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen.“
Bio-Psycho-Soziale Betrachtung!
Bild 9
5. Zusammenfassung
Zielfragen
Warum ist Gesundheit so schwer zu definieren?
Gesundheit ist kein eindimensionales feststehendes
Konstrukt. Das Verständnis von Gesundheit und Krankheit entsteht aus den Normen der jeweiligen Kultur, ist sowohl durch das subjektive Empfinden als auch „objektive“ Daten
(technische Möglichkeiten) geprägt und wird durch die Funktionalität sowie wirtschaftliche Interessen beeinflusst.
Bild 9
5. Zusammenfassung
Zielfragen
Welche Aufgaben verfolgt die Gesundheitspsychologie?
Gesundheitspsychologie beschäftigt sich mit der Förderung und dem Erhalt von Gesundheit sowie der Prävention von Krankheiten in Wechselwirkung von Gesundheitssystem und Patient.
In diesem Rahmen sollen Faktoren identifiziert werden, welche den Ausbruch, die Behandlung,
Bild 9
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
5. Zusammenfassung
6. Literaturverzeichnis
Badura, B., Walter, U., Hehlmann, T. (2010). Betriebliche Gesundheitspolitik. Der Weg zur gesunden Organisation.
Berlin: Springer.
BSGE 35, 10,12f.
DGPs, Deutsche Gesellschaft für Psychologie, Fachgruppe Gesundheitspsychologie (2013). Gesundheitspsychologie als wissenschaftliche Disziplin. Online im Internet: http://www.gesundheitspsychologie.net, Zugriff am: 21.07.2013.
Franke, A. (2012). Modelle von Gesundheit und Krankheit (3. überarb. Aufl.). Bern: Hans Huber, Hogrefe.
Hurrelmann, K. (2006). Gesundheitssoziologie. Eine Einführung in sozialwissenschaftliche Theorien von
Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung (6. völlig überarb. Aufl.). Weinheim, München: Juventa Verlag.
Kasten, E. (2012). Modelle von Gesundheit und Krankheit. In: N. Birbaumer, D. Frey, J. Kuhl, W. Schneider & R.
Schwarzer (Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie, Medizinische Psychologie (Band 1) (S. 17-69). Göttingen:
Hogrefe.
Lippke, S. & Renneberg, B. (2006). Inhalte der Gesundheitspsychologie, Definition und Abgrenzung von Nachbarfächern.
In: B. Renneberg & P. Hammelstein (Hrsg.), Gesundheitspsychologie (S. 3-5). Heidelberg, Springer.
Matarazzo, J. D. (1982). Behavioral health’s challenge to academic, scientific, and professional psychology. American Psychologist, 37, 1–14.
Matarazzo, J. D. (1980). Behavioral health and behavior medicine: Frontiers for a new health psychology. American Psychologist, 35, 807–817.
Renneberg & Hammelstein (2006). Gesundheitspsychologie. Heidelberg: Springer.
World Health Organization (1946), Constitution of the World Health Organization. Geneva: WHO.
6. Literaturverzeichnis
Bildquellen
Bild 1: http://www.motor-talk.de/bilder/wtf-of-the-day-g41244546/fragezeichen-i204143527.html Bild 2: http://www.dr-von-essen.de/files/mrt_bild_1.jpg
Bild 3: http://polpix.sueddeutsche.com/bild/1.1077289.1355668597/640x360/krank-freizeit.jpg Bild 4: http://cheworld.de/images/img/kultur.jpg
Bild 5: http://www.haz.de/var/storage/images/haz/hannover/aus-der-region/an-der-leine/neustadt/zollamt- ermittelt-gegen-abgetauchten-baecker/23299495-1-ger-DE/Zollamt-ermittelt-gegen-
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Bild 6: http://wellnessproposals.com/images/what-is-wellness.png
Bild 7: http://sv-og-taubertal.de/dokuwiki/lib/exe/fetch.php?media=pawlowbox.gif Bild 8: http://www.vertriebslexikon.de/bilder/Eisberg-2009.jpg
Bild 9: http://i.onmeda.de/gehirn_modell.jpg
Bild 10: http://www.mediation-stern.de/wp-content/uploads/2011/01/soziales-system.jpg Bild 11: http://www.antonius-vitus.de/images/content/EineWelt2.BMP
Bild 12: http://www.coactive.de/solva_pics/Ausrufezeichen1.jpg