Differentialgleichungen f¨ ur Ingenieure WS 06/07
14. Vorlesung Michael Karow
Uberarbeitete Fassung¨ Thema heute:
• Separation in Kugelkoordinaten, Kugelfunktionen
Kugelkoordinaten
Beziehung zwischen kartesischen und Kugelkoordinaten:
x = ρ sin(θ) cos(φ) y = ρ sin(θ) sin(φ) z = ρ cos(θ)
ρ = p
x2 + y2 + z2
= (x,y,z) X
ρ θ z
x y
φ
Kugelkoordinaten
Beziehung zwischen kartesischen und Kugelkoordinaten:
x = ρ sin(θ) cos(φ) y = ρ sin(θ) sin(φ) z = ρ cos(θ)
ρ = p
x2 + y2 + z2
= (x,y,z) X
ρ θ z
x y
φ ρcos( )θ
Kugelkoordinaten
Beziehung zwischen kartesischen und Kugelkoordinaten:
x = ρ sin(θ) cos(φ) y = ρ sin(θ) sin(φ) z = ρ cos(θ)
ρ = p
x2 + y2 + z2
= (x,y,z) X
ρ θ z
x y
φ
sin( )θ ρ
Kugelkoordinaten
Beziehung zwischen kartesischen und Kugelkoordinaten:
x = ρ sin(θ)cos(φ) y = ρ sin(θ)sin(φ) z = ρ cos(θ)
ρ = p
x2 + y2 + z2
= (x,y,z) X
ρ θ z
x y
φ
sin( )θ ρ
cos( ) sin( )θ φ
sin( )φ sin( )
ρ
ρ θ
Laplace-Operator in Kugelkoordinaten
Sei u : R3 → C eine beliebige Funktion. Wir setzen e
u(ρ, φ, θ) := u(x, y, z), wobei
x = ρ cos(φ) sin(θ), y = ρ sin(φ) sin(θ), z = ρ cos(θ).
e
u ist die Darstellung der Funktion u bez¨uglich Kugelkoordinaten.
Sei u zweimal stetig diff’bar. Wie eine m¨uhselige Rechnung zeigt, gilt dann
∆u(x, y, z) =
∂2
∂x2 + ∂2
∂y2 + ∂2
∂z2
u(x, y, z)
=
∂2
∂ρ2 + 2 ρ
∂
∂ρ + 1 ρ2 ∆S
e
u(ρ, φ, θ), (∗) wobei
∆S = 1 sin(θ)
∂
∂θ
sin(θ) ∂
∂θ
+ 1
sin(θ)2
∂2
∂φ2.
Der Differentialoperator in (∗) ist der Laplace-Operator bez¨uglich Kugelkoordinaten.
Der Differentialoperator ∆S ist der Laplace-Operator auf der Einheitssph¨are (=Oberfl¨ache der Kugel mit Radius ρ = 1).
W¨armeleitung auf ein einer d¨unnen Kugelschale
Die W¨armeleitungsgleichung f¨ur eine d¨unne Kugelschale vom Radius 1 lautet u(φ, θ, t)˙ −∆Su(φ, θ, t) = f(φ, θ, t).
Dabei sind alle Materialkonstanten =1 gesetzt. Macht man f¨ur die homogene Gleichung u(φ, θ, t)˙ −∆S u(φ, θ, t) = 0
einen Separationsansatz u(θ, φ, t) = T(t)Y (θ, φ), dann bekommt man T˙(t)Y (θ, φ)−T(t)∆S Y (θ, φ) = 0.
Teilen durch T(t)Y (θ, φ) ergibt
T˙(t)
T(t) + −∆SY (φ, θ)
Y (φ, θ) = 0.
Damit diese Gleichung immer gilt, muessen beide Quotienten konstant sein:
T˙(t)
T(t) = −λ, −∆S Y (θ, φ)
Y (θ, φ) = λ Die linke Gleichung hat die L¨osungen T(t) = c e−λ t.
Die Rechte Gleichung ist ein Eigenwertproblem f¨ur −∆S: −∆SY (θ, φ) = λY (θ, φ).
Selbstadjungiertheit von −∆S
Das Skalarprodukt f¨ur zwei auf der Einheitssph¨are S = { (x, y, z) | p
x2 + y2 + z2 = 1 } definierte komplexwertige Funktionen u, v : S → C ist definiert durch
hu, viS :=
Z
S
u v do =
Z 2π
0
Z π
0
u(θ, φ)v(φ, θ) sin(θ)dθ dφ
| {z }
=do
Der Operator
−∆S = −
1
sin(θ)
∂
∂θ
sin(θ) ∂
∂θ
+ 1
sin(θ)2
∂2
∂φ2
ist selbstadjungiert bzgl. dieses Skalarprodukts, denn mit part. Integration beweist man h−∆S u, viS = hu, −∆S viS =
Z 2π 0
Z π
0
sin(θ) ∂u
∂θ
∂v
∂θ(θ, φ) + 1 sin(θ)
∂u
∂φ
∂v
∂φ(θ, φ)
dθ dφ.
Der Operator −∆S ist auch positiv definit, denn f¨ur u 6≡ 0 ist
h−∆S u, uiS =
Z 2π 0
Z π 0
sin(θ)
∂u
∂θ(θ, φ)
2
+ 1
sin(θ)
∂u
∂φ(θ, φ)
2!
dθ dφ > 0.
Folgerungen: Die Eigenwerte von −∆S sind alle positiv. Eigenfunktionen zu verschie- denen Eigenwerten sind orthogonal zueinander. Weil es sich bei der Sph¨are um ein endliches ’Gebiet’ handelt, erwarten wir, dass ein vollst¨andiges Orthonormalsystem von Eigenfunktionen existiert, so dass man jede ’vern¨unftige’ Funktion auf der Sph¨are nach diesen Eigenfunktionen in eine unendliche Reihe entwickeln kann.
Auf der n¨achsten Seite wird diskutiert, wie man ein solches Orthonormalsystem be- kommt. Auf die Darstellung der langwierigen Rechnung wird verzichtet.
Das Eigenwertproblem −∆S Y = λY (∗)
Separationsansatz: Y (θ, φ) = Θ(θ) Φ(φ), wobei Θ(θ) = P(cos(θ)). Einsetzen des Ansatzes in (∗) liefert f¨ur die gesuchten Funktionen Φ und P die DGL (1) Φ′′(φ) + m2Φ(φ) = 0
(2) (1− z2)P′′(z) − 2z P′(z) +
λ − m2 1 − z2
P(z) = 0, z = cos(θ) ∈ (−1,1) Allgemeine L¨osung von (1):
falls m = 0: Φ(φ) = c1φ + c2,
falls m 6= 0: Φ(φ) = A cos(mφ− φ0) = c1 cos(mφ) +c2 sin(mφ) = ec1eimφ +ec2e−imφ, wobei A, φ0, c1, c2,ec1,ec2 ∈ C beliebige Konstanten sind.
Damit Y (θ, φ) 2π-periodisch ist, muss m ganzzahlig sein.
L¨angere Rechnungen mit einem verallgemeinerten Potenzreihenansatz zeigen, dass die DGL (2) nur f¨ur den Fall
λ = ℓ(ℓ + 1), ℓ ∈ N0, |m| ≤ ℓ
L¨osungen besitzt, f¨ur die Y (θ, φ) = P(cos(θ)) Φ(φ) eine differenzierbare Funktion auf der Sph¨are ist. Diese L¨osungen von (2) sind die Vielfachen der Funktionen
Pℓ,|m|(z) = 1
2ℓℓ! (1 − z2)|m|/2 dℓ+|m|
dzℓ+|m|(z2 − 1)ℓ.
Die Funktionen Pℓ,0 sind Polynome vom Grad ℓ (Legendre-Polynome).
Die Funktionen Pℓ,|m|, m 6= 0, heissen assoziierte Legendre-Funktionen.
Kugelfunktionen I
Die Kugel(fl¨achen)funktionen (engl.: spherical harmonics) sind folgendermaßen definiert:
Yℓ,m(θ, φ) := cℓ,m Pℓ,|m|(cos(θ))eimφ,
wobei ℓ ∈ N0, m = −ℓ,−ℓ+ 1, . . . ,0, . . . ,ℓ − 1,ℓ und cℓ,m = (−1)(m+|m|)/2q
(2ℓ+1) (ℓ−|m|)!
4π(ℓ+|m|)! . Die Kugelfunktionen erf¨ullen die Eigenwertgleichungen:
−∆S Yℓ,m = ℓ(ℓ + 1)Yℓ,m, −i ∂
∂φ Yℓ,m = mYℓ,m.
Die Operatoren −∆S und −i ∂φ∂ sind beide selbstadjungiert bzgl. des Skalarprodukts auf der Einheitssph¨are. Eigenfunktionen eines selbstadjungierten Operators zu verschiedenen Eigenwerten sind orthogonal zueinander. Daraus folgt, dass
hYℓ,m, Yℓ′,m′iS =
Z 2π 0
Z π 0
Yℓ,m(θ, φ)Yℓ′,m′(θ, φ) sin(θ)dθ dφ = 0 wenn (ℓ,m) 6= (ℓ′,m′).
Die Vorfaktoren cℓ,m sind so gew¨ahlt, dass kYℓ,mkS = p
hYℓ,m, Yℓ,miS =
Z 2π 0
Z π
0 |Yℓ,m(θ, φ)|2 sin(θ)dθ dφ = 1.
Die Kugelfunktionen bilden also ein Orthonormalsystem.
Dieses ist vollst¨andig (siehe ¨ubern¨achste Seite).
Kugelfunktionen II
Das Bild unten links zeigt den Realteil der Kugelfunktion Y10,4(θ, φ) = c10,4 P10,4(cos(θ)) ei4φ.
Die Farbe stellt den Funktionswert dar. Die schwarzen Kurven (Knotenlinien) bilden die Menge der Punkte, an denen der Realteil von Y10,4(θ, φ) den Wert 0 hat.
−1 −0.8 −0.6 −0.4 −0.2 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1
−1.5
−1
−0.5 0 0.5 1 1.5
Die Funktion P10,4(cos(θ)) = P10,4(z)
z=cos(θ) -
assoziierte Legendre-Funktion:
P10,4(z) = 210110! (1− z2)2 dzd1414(z2 − 1)10 Die H¨ohen (z-Koordinaten) der horizontalen schwarzen Kreislinien sind die Nullstellen der Funktion z 7→ P10,4(z), z = cos(θ).
Beispiele: Realteile der Kugelfunktionen Y5,m(θ, φ) = c5,mP5,m(cos(θ))ei m φ
m = 0 m = 1 m = 2
m = 3 m = 4 m = 5
Kugelfunktionen III
Die Kugelfunktionen Yℓ,m bilden ein vollst¨andiges Orthonormalsystem auf der Einheits- sph¨are. Dies heisst genau folgendes: Jede komplexwertige Funktion u = u(θ, φ), f¨ur die das Integral
kuk2S = hu, uiS = Z
S |u|2 do =
Z 2π 0
Z π
0 |u(φ, θ)|2 sin(θ)dθ dφ
existiert und endlich ist (quadratintegrierbare Funktion) hat eine Darstellung als unend- liche Reihe
u = X∞ ℓ=0
Xℓ m=−ℓ
aℓ,mYℓ,m mit aℓ,m = hYℓ,m, uiS.
Die Konvergenz der Reihe gegen u ist im quadratischen Mittel, d.h. es ist
llim→∞
Xl ℓ=0
Xℓ m=−ℓ
aℓ,mYℓ,m − u S
= 0.
Wenn u diff’bar ist, dann hat man punktweise Konvergenz, d.h.
u(θ, φ) = lim
l→∞
Xl ℓ=0
Xℓ m=−ℓ
aℓ,mYℓ,m(θ, φ) f¨ur jedes (θ, φ).
Anwendung der Kugelfunktionen I
Das Anfangswertproblem f¨ur die W¨armeleitung auf der Einheitssph¨are S u(θ, φ, t)˙ −∆Su(θ, φ, t) = f(θ, φ, t), u(θ, φ,0) = u0(θ, φ)
l¨asst sich mit Hilfe von Kugelfunktionen folgendermaßen l¨osen:
Stelle alle vorkommenden Funktionen als Linearkombinationen von Kugelfunktionen dar:
u = X∞ ℓ=0
Xℓ m=−ℓ
uℓ,m(t)Yℓ,m, f = X∞ ℓ=0
Xℓ m=−ℓ
fℓ,m(t)Yℓ,m, u0 = X∞ ℓ=0
Xℓ m=−ℓ
u0ℓ,mYℓ,m
Einsetzen in die DGL ergibt wegen −∆SYℓ,m = ℓ(ℓ+ 1)Yℓ,m: X∞
ℓ=0
Xℓ m=−ℓ
( ˙uℓ,m(t) + ℓ(ℓ+ 1)uℓ,m(t) )Yℓ,m = X∞ ℓ=0
Xℓ m=−ℓ
fℓ,m(t)Yℓ,m
Durch Koeffizientenvergleich bekommt man die gew¨ohnlichen AWP 1. Ordnung u˙ℓ,m(t) + ℓ(ℓ + 1)uℓ,m(t) = fℓ,m(t), uℓ,m(0) = u0ℓ,m,
mit den L¨osungen (Variation-der-Konstanten-Formel):
uℓ,m(t) = u0ℓ,me−ℓ(ℓ+1)t + Z t
0
e−ℓ(ℓ+1)(t−τ)fℓ,m(τ)dτ.
Bemerkung: Die ganze Prozedur sieht auf den ersten Blick kompliziert aus, ist aber die gleiche, die wir schon im r¨aumlich 1-dimensionalen Fall besprochen haben.
Anwendung der Kugelfunktionen II (Quantenmechanik)
Die Schr¨odinger-Gleichung f¨ur ein (spinloses) Teilchen in einem Potential V lautet i~ ∂
∂tψ(x, t) =
−~2
2µ ∆ + V (x)
ψ(x, t), x ∈ R3, ψ(x, t) ∈ C.
Dabei ist µ die Masse und ~ = h/(2π), h=Plancksches Wirkungsquantum. Die Funktion x 7→ ψ(x, t) ist der quantenmechanische Zustand des Teilchens zur Zeit t. U.a. gilt:
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Teilchen zur Zeit t im Gebiet G ⊆ R3 befindet, ist Z
G|ψ(x, t)|2 dx.
Ein Separationsansatz der Form ψ(x, t) = T(t) Ψ(x) ergibt T(t) = e−(i/~)Et,
−~2 2µ
∆ + V(x)
Ψ(x) = EΨ(x). Man hat also wieder ein Eigenwertproblem zu l¨osen.
Interpretation des Eigenwerts E: Energie des Teilchens.
Wenn das Potential zentralsymmetrisch ist, V (x) = V (ρ), dann lohnt sich ein Separati- onsansatz in Kugelkoordinaten
Ψ(x) = R(ρ)Y (θ, φ)
Eine Durchrechnung des Ansatzes ergibt f¨ur Y die Kugelfunktionen Y = Yℓ,m und f¨ur R ein weiteres Eigenwertproblem mit einem gew¨ohnlichen Differentialoperator 2. Ordnung, der von V und ℓ, m abh¨angt.
F¨ur den Fall V (ρ) = −const/ρ bekommt man so die Elektronenorbitale eines Atoms.
(Siehe Animation in der VL)
Weitere Anwendungsbeispiele f¨ur die homogene Wellengleichung 1. Linearisierte Gleichung f¨ur den Druck in einem Gas (Schall) Druck: P(x, t) = p0 + p(x, t). Es ist n¨aherungsweise
p(¨ x, t) − c2∆p(x, t) = 0,
wobei c=Schallgeschwindigkeit (h¨angt von p0 und der Temperatur ab).
2. Gleichungen f¨ur Elektromagnetische Wellen in einem isotropen ungeladenen Nichtleiter:
E¨(x, t) − c2∆E(x, t) = 0, B¨(x, t)− c2 ∆B(x, t) = 0, wobei E= elektrische Feldst¨arke, B=magnetische Induktion,
c=Lichtgeschwindigkeit.
Erinnerung:
Die homogene Wellengleichung
u(¨ x, t) − c2∆u(x, t) = 0, x ∈ Rn, hat die stehenden Wellen
u(x, t) = A cos(ω t − φ)U(x),
als L¨osungen. Dabei sind A, φ ∈ R beliebige Konstanten (Amplitude, Phasenverschie- bung), ω = c k, und U ist eine L¨osung der Helmholtz’schen Schwingungsgleichung
−∆U(x) = k2U(x), k ∈ R (∗)
(∗) ist die Eigenwertgleichung f¨ur den Operator −∆: k2=Eigenwert, U(x)=Eigenfunktion.
In der Literatur findet man (∗) meist in der Form (∆ + k2)U(x) = 0.
Terminologie: k heisst Wellenzahl.
Bemerkungen:
1. Wenn keine Randbedingungen vorgegeben sind, dann ist jeder Wert von k ∈ R m¨oglich, denn (∗) hat zumindest die L¨osungen
U(x) = f(k · x), k ∈ Rn, kkk = |k|, wobei f : R → C eine 2mal diff’bare Funktion ist.
Es gibt aber noch viele andere L¨osungen (siehe n¨achste Seite).
2. Wenn die Eigenfunktion U Randbedingungen erf¨ullen muss, dann sind nur bestimmte Wellenzahlen k m¨oglich. Diese bestimmen dann die Eigenkeisfrequenzen ω = c k.
(Siehe schwingende Seite, schwingende Membran)
Anwendung der Kugelfunktionen III
Macht man f¨ur die L¨osungen der Schwingungsgleichung in R3
−∆U(x) = k2 U(x), k ∈ R, x ∈ R3 (∗) einen Separationsansatz in Kugelkoordinaten
U(x) = R(ρ) Θ(θ) Φ(φ), dann bekommt man f¨ur k > 0 die komplexen L¨osungen
U(x) = A J√λ(k ρ)
k ρ Yℓ,m(θ, φ), A ∈ C
mit den Kugelfunktionen Yℓ,m und den Besselfunktionen 1. Art, Jλ, zum halbzahligen Index
λ = ±
ℓ+ 1 2
.
Es ist
Jλ(x) = X∞ m=0
(−1)m
m! Γ(m + λ + 1) x
2
2m+λ
mit Γ(x) =
Z ∞
0
e−ttx−1dt.
Die Funktion Jλ ist eine spezielle L¨osung der Besselgleichung x2y′′(x) + x y′(x) + (x2 − λ2)y(x) = 0.
Die Γ-Funktion interpoliert die Fakult¨at. Genauer ist
n! = Γ(n + 1), n = 0,1,2. . . Details siehe Skript.
Die Γ-Funktion
Definition der Γ-Funktion f¨ur x > 0: Γ(x) =
Z ∞
0
e−ttx−1dt
Es ist limxց0 Γ(x) = ∞. Mit partieller Integration beweist man, dass f¨ur alle x > 0:
Γ(x + 1)=xΓ(x). (∗)
Daraus folgt z.B.: Γ(x+ 3)=(x + 2) Γ(x + 2)=(x + 2) (x + 1) Γ(x + 1)
Allgemein: Γ(x+ n)=(x + n − 1) (x + n − 2) . . . (x + 1) Γ(x + 1). (∗∗) f¨ur n ∈ N, n ≥ 2. Man hat Γ(1) = 1 = 0!. Setzt man in (∗∗) x = 0, so folgt insgesamt,
Γ(n)=(n − 1)!, n = 1,2,3, . . .
F¨ur negative x 6= −1,−2,−3, . . .
definiert man Γ(x) so, dass (∗) und damit auch (∗∗) immer gilt.
Beispiel: Es ist Γ(1/2) = √ π.
Mit (∗) f¨ur x = −1/2 folgt:
√π=Γ(1/2)=(−1/2) Γ(−1/2) Also: Γ(−1/2)=− 2√
π.
−4 −3 −2 −1 0 1 2 3 4
−4
−2 0 2 4 6
3!
2!
1!
0!
Graph der Γ − Funktion