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Integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept ... (mit Jahresbilanz ...) für das QM Magdeburger Platz:

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Integriertes Handlungs- und

Entwicklungskonzept 2010 (mit Jahresbilanz 2009) für das QM Magdeburger Platz

Michael Klinnert, Jörg Krohmer, Recep Aydinlar

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Inhalt

I. Allgemeiner Teil

1. Gebietskarte Seite 3

2. Bestand/Kurzcharakteristik des Gebiets Seite 4

3. Stärken und Schwächen des Quartiers Seite 6

3.1. Bestehende Stärken und Potentiale 3.2. Vorhandene Schwächen und Defizite

II. Bilanz und Analyse des Jahres 2009 – Wo stehen wir?

1. Zielsetzung des Bilanzjahres 2009

– Das Gebiet Magdeburger Platz im Jahre 2009 Seite 7

2. Auswertung der Projekte, strategischen Partnerschaften und Themenfelder

2.1. Wichtigste Ergebnisse im HF 1 „Mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt“ Seite 10 2.2. Wichtigste Ergebnisse im HF 2 „Mehr Fort- und Weiterbildung“ Seite 13 2.3. Wichtigste Ergebnisse im HF 3 „Bessere Qualität des Wohn-/Lebensraums“ Seite 15 2.4. Wichtigste Ergebnisse im HF 4 „Bewohneradäquate soziale Infrastruktur“ Seite 17 2.5. Wichtigste Ergebnisse im HF 5 „Bewohneradäquate Stadtteilkultur“ Seite 19 2.6. Wichtigste Ergebnisse im HF 6 „Besseres Gesundheitsniveau“ Seite 21 2.7. Wichtigste Ergebnisse im HF 7 „Steigerung des Sicherheitsempfindens“ Seite 24 2.8. Wichtigste Ergebnisse im HF 8 „Soziale und interkulturelle Integration“ Seite 27 2.9. Wichtigste Ergebnisse im HF 9 „Partizipation der Bewohner und Akteure“ Seite 33

III. Konzept für das Jahr 2010 – Wo wollen wir hin?

1. Prioritätensetzung zwischen den strategischen Zielen Seite 37 2. Ausblick und zentrale Entwicklungsperspektiven für das Gebiet in den

nächsten Jahren Seite 39

Anhang Seite 42

Maßnahmekatalog (Projekttabelle)

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I. Allgemeiner Teil

1. Gebietskarte

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2. Bestand / Kurzcharakteristik des Gebietes

Geschichte und Lage

Das QM- Gebiet befindet sich in bezirklicher Randlage und gesamtstädtischer Zentrallage zwischen City Ost und City West. Vor 1945 war es ein altes Villenviertel im Westen rund um den Lützowplatz, im Osten standen die Berlin typischen Mietshäuser der Gründerzeit. Die Bomben des Zweiten Weltkrieges und großflächige Nachkriegsabrisse zerstörten große Teile des Gebietes – besonders am Lützowplatz. Nach 1945 reüssierte der Gedanke der „funktio- nalen Stadt“ und prägte das Gebiet durch die Planung zentraler Verkehrsprojekte – die Süd- tangente im Zuge der Kurfürsten- und Pohlstraße sowie eine Autobahnkreuzung mit der Westtangente im Bereich der Pohl- und Flottwellstraße. Ende der 70er Jahre – von der funk- tionalen zur gemischten Stadt – wurden diese Verkehrsprojekte aufgegeben. Die Folgen des 30-jährigen Entwicklungsstillstandes sind bis heute in den Stadtbrachen entlang der Pohl- und Flottwellstraße zu begutachten. Mit den Leitbildern „Die Innenstadt als Wohnort“ und

„Behutsame Stadterneuerung“ ausgestattet, erfolgte in den 80er Jahren die Instandsetzung der übrig gebliebenen Altbauten und sozialer Wohnungsneubau auf einem Großteil der Brachflächen sowie eine vorbildliche Ausstattung mit Einrichtungen der sozialen Infrastruktur (Kitas, Jugendfreizeit, Schulen, Stadtteilverein Tiergarten). Die historische Vorprägung des Gebietes – Villen im Westen – Mietshäuser im Osten – wurde von der IBA für die Struktur der Neubebauung adaptiert. In den 90er Jahren konzentrierte sich die Stadtentwicklung auf den Aufbau der wiedervereinigten Hauptstadt – gleichzeitig sank das gesamtstädtische Inte- resse für die Entwicklung in den innerstädtischen Quartieren. In Tiergarten-Süd vollzog sich ein rasanter sozialer Abbau. Von 1994 bis 1999 verließen 50 % der Wohnbevölkerung das Gebiet – überwiegend den sozialen Wohnungsbaubestand (Fehlbelegungsabgabe). Die Be- legung der frei werdenden Wohnungen erfolgte mit Sozialhilfeempfängern, Arbeitslosen, Spätaussiedlern und Flüchtlingen aus dem Nahen Osten und Jugoslawien.

Sozialstrukturdaten

2009 leben im QM-Gebiet 8.456 Einwohner. Tiergarten Süd weist einen überproportionalen Bevölkerungsanteil in der Altersstufe der 1-35-jährigen auf. Der LOR-Raum „Karslbad“ weist Berlinweit einen der höchsten Anteile dieser Altersstufe auf. Diese Altersstufe ist geprägt von Schule, Ausbildung und beruflicher Orientierung und ist in hohem Maße von Sozialtransfers abhängig. Mehr als die Hälfte (56,3 %) der Bewohner haben einen Migrationshintergrund.

Der Ausländeranteil beträgt 32,5% (2.747). 2.011 (23,8%) Einwohner im QM-Gebiet sind Deutsche mit Migrationshintergrund. Bürger aus der Türkei stellen die größte Ausländer- gruppe dar, gefolgt von Asiaten (insbesondere Naher Osten) und Bürgern der ehemaligen Sowjetunion.

Die Arbeitslosigkeit (Stand 31.12.2008) nach SGB III/II liegt bei 7,8 % (etwas höher als der Berliner Durchschnitt). Jedoch beziehen insgesamt 2.240 (30,74% (Berlin: 19,83%)) Trans- fereinkommen (Grundsicherung, Hilfe zum Lebensunterhalt, ALG II inkl. Sozialgeld). Die Kaufkraft liegt mit 16.188 €/EW um 700 € niedriger als der Berliner Durchschnitt. Familien nicht-deutscher Herkunft leben im QM-Gebiet vorrangig im geförderten Wohnungsbau (Neu- bau, modernisierter Altbau) und östlich der Potsdamer Straße (45 %). Schwerpunkte liegen in den Wohnanlagen Am Karlsbad und in der Pohlstraße (Sozialer Wohnungsneubau) und im gesamten Altbaubestand des ehemaligen Sanierungsgebietes Kurfürstenstraße. Einen weiteren Schwerpunkt bildet der Soziale Wohnungsbau im westlichen Teil der Lützowstraße.

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Darüber hinaus wird das Gebiet durch weitere Faktoren belastet, die sich einer gebietsbe- zogenen Sozialstrukturanalyse entziehen, die aber für die Gebietseinschätzung und den Handlungsbedarf von erheblicher Bedeutung sind. Zu diesen zusätzlichen Belastungsfak- toren zählen:

Verflechtungsbereich mit dem sozialem Brennpunkt Schöneberg-Nord

Das QM-Gebiet Magdeburger Platz grenzt direkt an das QM-Gebiet Schöneberg-Nord. La- gebedingt entstehen Verflechtungsbeziehungen, die negative Verstärkungseffekte für das QM-Gebiet Magdeburger Platz auslösen.

Kriminalitätsgefährdeter Ort (Drogenszene und Prostitution)

Tiergarten-Süd ist zusätzlich belastet durch eine offene Drogenszene sowie (Drogen-) Prosti- tution und damit einhergehender Kriminalität. Diese Situation hat das Land Berlin (Senat) dazu veranlasst, das Gebiet als „Kriminalitätsgefährdeter Ort“ einzustufen. Auch das Ge- bietsimage von Tiergarten-Süd wird in hohem Maße durch die Drogenszene und den Stra- ßenstrich – mit Schwerpunkt Kurfürstenstraße/ Genthiner Straße, aber auch flächig im Ge- biet verteilt – belastet. Auch hier bestehen erhebliche Verflechtungsbeziehungen mit Schö- neberg-Nord.

Transitquartier – fehlender Quartierszusammenhang

Tiergarten-Süd ist kein klassisches Arbeiterquartier, das zum Arbeitslosenquartier (Häu- ßermann) wurde. Das ist die zentrale Problematik in Moabit, Wedding und Neukölln. Die Problematik von Tiergarten-Süd ist vielschichtiger: Die massiven Einweisungen von zum Teil traumatisierten Flüchtlingsfamilien aus Konfliktgebieten des Nahen Ostens und aus dem e- hemaligen Jugoslawien in den Sozialen Wohnungsbau während der 80er und 90er Jahre führten zu einer Destabilisierung des Gebiets. Das Gebiet ist städtebaulich und sozial extrem heterogen – es gibt nicht „einen Kiez“, sondern verschieden geprägte „Wohninseln“. Im Re- sultat haben wir es mit einem Gebiet zu tun, das eine sehr hohe Fluktuation aufweist und in seiner Ausgangslage nicht die Nachbarschaften kennt, die Arbeiterquartiere – trotz der ihnen eigenen Probleme – noch aufweisen. Es fehlen die historischen „sozialen Anker“ der Arbei- terquartiere.

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3. Stärken und Schwächen des Quartiers

3.1 Bestehende Stärken/ Potentiale

a) Zentrale Lage und gute Erschließung durch öffentliche Verkehrsmittel b) Starke Nachbarn:

▪ Diplomatenviertel

▪ Kulturforum

▪ Potsdamer Platz

▪ Tiergarten (Naherholung)

▪ Hotel- und Einkaufszentrum (Budapester Straße/ Tauentzien)

c) Potsdamer Straße (Einkaufen, Kultur, Unterhaltung)

d) Starke Netzwerke

▪ IG Potsdamer Straße

▪ °m-street-Netzwerk der Medienbetriebe

▪ Kunst- und Kulturszene

▪ Lokaler Bildungsverbund LBV

e) Bildungseinrichtungen (Französisches Gymnasium, 2 Grundschulen, 4 Kita- gebäude, Lernhaus, Stadtteilbibliothek (FHGS als Ganztagsschule) Geplanter Zuzug des College Voltaire ins Gebiet.

f) Internationale Bewohnerschaft g) Reichhaltiger Gewerbebesatz, u.a.

▪ über 600 Betriebe

▪ Möbeleinzelhandel (erhebliche Investitionen)

▪ Medienbranche / Unterhaltung

▪ Migrantisches Gewerbe

h) Überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze im Gebiet

i) Überwiegend gute Bausubstanz und z.T.

außergewöhnliche Architektur (IBA, Alt- bauten, Villen)

j) Erschließungspotenzial an Grün-, Frei- und Sportflächen auf dem Gelände Gleis- dreieck

k) Zuzug von weiteren Medienbetrieben, neuen Galerien und Kulturprojekten l) Zuzug von neuen Hotels

3.2 Vorhandene Schwächen/ Defizite

a) Hoher Anteil an Durchgangsverkehr, zusätzlicher Zielverkehr durch Straßenprostitution

b) Desintegration durch konzentrierte Bele- gung des geförderten Wohnungsbaus mit marginalisierten sozialen Gruppen: HIV- Wohngruppen, Arbeitslose, Hartz IV - und Transferleistungsempfänger, Migranten, bildungs- und sozialschwache, sowie krimi- nalitätsgefährdete soziale Gruppen

c) Drogenszene und Drogenprostitution mit begleitender Kriminalität.

Hohes Aufkommen von Prostituierten aus Südosteuropa, mit den dazugehörenden negativen Begleiterscheinungen (Anwohner- proteste, Zuhälterkriminalität), LSD-

Erotikkaufhaus, geplantes Laufhaus (Groß- bordell)

d) Schlechtes subjektives Sicherheitsempfinden e) Wegzug des Tagesspiegels

f) Großflächige Stadtbrachen und fehlgenutzte Flächen im Bereich der Kurfürstenstraße sowie östlich der Potsdamer Straße (Flottwellstraße)

g) Fehlende wohnungsnahe Grün- und Sport- flächen und kinderunfreundliche

Lebenswelten

h) Instabile, z.T. schwache Wohnnutzungen – insulare Wohnnutzungen besonders östlich der Potsdamer Straße, in Wohngebäuden errichtet ab den 80er Jahren des 20. Jhd.s i) Fehlendes Stadtteilzentrum

j) Schwache Gebietsbindungen der Wohnbe- völkerung / hohe Fluktuation

l) geplante Parkhaus auf dem Möbel-Hübner- Parkplatz (Kurfürstenzentrum = wenig Bezug auf Quartiersbelange)

m) Gefährdung des Lernhauses in der Pohlstr.

60 - 61 als örtliches Bildungs- und Integrationszentrum

n) Die beschlossene Zusammenlegung der

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II. Bilanz und Analyse des Jahres 2009 – Wo stehen wir?

1. Zielsetzung des Bilanzjahres 2009 – Das Gebiet Magdeburger Platz im Jahre 2009

Strategische Prioritätensetzung für die QM-Arbeit

HF 1 (Mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt bzw. lokale Ökonomie) und HF 5 (Bewohner- adäquate Stadtteilkultur) werden vor dem gegebenen Hintergrund (Standortprofilierung und Imagewandel) als Zusammenhang verstanden.

Vorrangiges Ziel ist die Verbesserung der Rahmenbedingungen (Standortfaktoren). Mit Hilfe von Bündelung der Netzwerkarbeit der verschiedenen Akteure und Initiativen wird gebiets- übergreifend mit QM Schöneberg Nord an der Standortprofilierung (Mediencluster; °mstreet/

Mediennetzwerk) und Imageentwicklung gearbeitet. Die Unterstützung der beiden Bezirke Mitte und Tempelhof-Schöneberg ist zugesichert. QM wird weiterhin versuchen die Instru- mente des zweiten Arbeitsmarktes (MAE, RBM, ÖBS) quartiersdienlich zum Einsatz zu brin- gen. Die direkte Steuerung des ersten Arbeitsmarktes entzieht sich der Einflussnahme durch QM. Hier bleibt die (berechtigte) Hoffnung durch Aufwertung des Standortes den Zuzug von Betrieben zu erreichen, und damit auch zusätzliche Arbeitsplätze im Quartier zu schaffen.

Die Förderung von Kultur und Kulturschaffenden gerade im Sinne der Standortstärkung und Imageaufwertung ist ein wichtiges Instrument. Die Magistrale – Lange Kulturnacht in/an der Potsdamer Straße – ist ein klares Beispiel dafür. Sie aktiviert und vernetzt KünstlerInnen, (Laden-)Gewerbetreibende, Ateliers, Galerien, Gastronomen gleichermaßen und erzielt gro- ße Wirkung nach Innen (ins Quartier), wie nach Außen (Berlin weit). Sie wird im Jahr 2009 trotz finanzieller Beschränkungen wieder ein wesentlicher Punkt im kulturellen Programm des Quartiers sein. Die Open-Air Veranstaltungen mit ihren quartierseigenen kreativen Po- tenzialen (Stummfilmkonzerte, Mediterrane Sommernacht, Kinder- und Jugendmagistrale) auf der Freifläche der U-Bahnbögen, werden auch in 2009 aufgelegt.

HF 2 (Mehr Fort- und Weiterbildung) und HF 4 (Bewohneradäquate soziale Infrastruktur) werden im Zusammenhang betrachtet und haben entsprechend der Zielsetzung des QMs die allerhöchste Priorität. Bildung im Quartier ist für QM ein sehr wichtiger Standortfaktor.

Die Verstetigung der geschaffenen Einrichtungen im Lernhaus ist von großer Bedeutung.

Schwerpunkt in der Kooperationsarbeit mit dem Lernhaus in 2009 wird die Stabilisierung der neu aufgebauten Elternschule sein. Das Lernhaus als örtliche „Qualifizierungsstätte“ orien- tiert sich sehr stark an der Bedarfslage, aber auch an der Notwendigkeit des „lebenslangen Lernens“ (Anforderungen bezüglich Zukunftsfähigkeit).

Die Bewältigung der Bildungsaufgabe gegenüber den Kindern aus migrantischen Familien, und mit eben diesen, ist die entscheidende Zukunftsaufgabe. Deshalb soll auch die Stärkung der Integrationsfunktion von Kitas und Schulen weiterverfolgt werden, genauso wie die Wei- terentwicklung der Bildungsangebote. Orientiert an der neuen Rahmenstrategie Soziale Stadt/ Bildung im Quartier fällt die tragende Funktion hierbei dem LBV und seiner Geschäfts- stelle zu. Hier muss das QM-Team mit Hilfe des Bezirks unbedingt bei der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung einwirken, um möglichst schnell eine (Regel-) Finanzierung zu erhalten (Sen BWF fordert ja für die Quartiere Bildungsverbünde). Auch für den Prozess der Integration des College Voltaire, mit der unbedingten Vorgabe des Erhalts der Grips-Grundschule, in unser Gebiet benötigen wir die Koordinationsleistung der Ge- schäftsstelle.

Verbesserung der Situation in den Bildungseinrichtungen, Stärkung und Erweiterung ihrer Vernetzungen, sowie Benachteiligtenförderung wie auch Bindung (und womöglich Zuzug) von bildungsnahen bzw. -willigen Schichten bleiben erklärte Ziele.

QM muss darauf achten, dass die Grundversorgung mit Freizeitangeboten für Kinder, Ju- gendliche, Familien, Senioren, Migranten gesichert bleibt, auf die soziale Bedarfslage hin o-

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rientiert ist und gegebenenfalls ergänzt wird. In der ersten Jahreshälfte 2009 wird das QM mit den relevanten Akteuren ein Konzept zur Erweiterung der inhaltlichen Ausrichtung des Hauses Kluckstraße 11 (im bezirklichen Fachvermögen, Abt. Jugend), vom Kinder- und Ju- gendtreff um den interkulturellen Familiengarten, erarbeiten. Die bauliche Umgestaltung der Freifläche beginnt voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte und wird in 2010 abgeschlos- sen sein.

HF 3 (Bessere Qualität des Wohn- und Lebensraums) und HF 7 (Steigerung des Sicher- heitsempfindens) als Grundsteine der Bedürfnispyramide bestimmen das Wohlfühlklima der Bewohner im Quartier entscheidend und gehören zum selbstverständlichen Alltagsgeschäft der QM-Arbeit.

Eines der verbliebenen baulichen Ziele von strategischer Bedeutung für das Quartier ist nach wie vor die direkte Fuß- und Radwegeverbindung zwischen Kurfürstenstraße und Kluckstra- ße. Der Investor des „KurfürstenZentrums“ konnte überzeugt werden die Quartiersbelange zu berücksichtigen. In 2009 ist mit dem Baubeginn zu rechnen. Die vom QR Magdeburger Platz gerankten Bauideen QF 4 (Umgestaltung der Freifläche Kluckstraße 11 zum interkultu- rellen Familiengarten, Aufwertung Freifläche Jugendkulturzentrum „Pumpe“) kommen zur Umsetzung. Die Brachflächen in der östlichen Pohlstraße und Flottwellstraße rücken ver- stärkt in den Fokus. QM wird die Diskussion der zukünftigen Nutzung anstoßen, denn deren städtebauliche Entwicklung bergen quartiersdienliche Chancen (z.B. attraktives Wohnen im Zentrum der Stadt in unmittelbarer Nähe zum Gleisdreieck-Park).

Der Prostitutionssituation an der Kurfürstenstraße (LSD-Erotikkaufhaus, Laufhaus-Groß- bordell) wird in bezirksübergreifender Kooperation entgegengewirkt. Präventive Maßnahmen müssen stets neu justiert und verstärkt umgesetzt werden. QM wird weiterhin die Proteste aus der Anrainerschaft (Bewohner, Gewerbetreibende, Institutionen) unterstützen und selbstverständlich mit den sozialen Diensten vor Ort (Frauencafé Olga, Treberhilfe, Fixpunkt e.V., Hydra e.V.) regelmäßig Kontakt halten. Die Lage des QM-Vorortbüros als sofortige An- laufstelle bei besonderen Vorkommnissen in unmittelbarer Nähe der durch Prostitution und Drogenszene grundbelasteten Kurfürstenstraße, erweist sich immer wieder als vorteilhaft.

HF 8 (Soziale und interkulturelle Integration) zusammen mit HF 6 (Besseres Gesundheitsni- veau)

Die Strategien der Integrationsarbeit betreffen für QM in ihrem strukturellen Ansatz im Grun- de alle Handlungsfelder. Fördern, unterstützen und aktivieren, Teilnahme und Teilhabe an den wesentlichen gesellschaftlichen Feldern Arbeit, Wohnen und Umfeld, Kultur, Bildung und Gesundheit. Das Thema Gesundheit steht im Zusammenhang mit Bildung und sozialer Stel- lung, und wird als Querschnittsthema in die Arbeit mit den benachteiligten Gruppen einge- bracht.

Vorrangig geht es um den Erhalt und die Verstetigung der im Rahmen QM geschaffenen Ein- richtungen (Lernhaus, Familienbüro, LBV, Jobleitstelle, Integrationslotsen „Brücke“, Mütter-/

Frauen-/ Elterntreff, Nachbarschaftstreff, Samstagsschule für russische und arabische Kin- der, TISC 99 e.V., Elternschule), denn sie stellen mittlerweile einen wesentlichen Bestandteil der soziokulturellen Infrastruktur des Quartiers dar.

QM wird in 2009 den initiierten interreligiösen Gesprächskreis weiter begleiten, unterstützen und wenn möglich erweitern. Auch in 2009 soll wieder ein interreligiöses Fest auf dem Platz vor der Zwölf-Apostel Kirche stattfinden. Mit der Wahl eines Vertreters von der Semerkand Moschee in den QuartiersRat ist die Einbindung in das Quartiersmanagementverfahren ge- lungen.

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HF 9 (Partizipation der Bewohner und Akteure) – eine Kernaufgabe

QM hat sehr viele Akteure aktivieren können, viele davon gewonnen an Beteiligungsverfah- ren mitzuwirken und mitzuentwickeln. Entsprechende Kommunikations- und Kooperations- strukturen sind gelegt, müssen aber grundsätzlich lebendig gehalten, und um nachhaltige Formen zu erreichen, weiterentwickelt werden. Das QM-Team hat hierin seine vorrangigste Aufgabe. Im Vorortbüro münden netzwerk- und bewohnerorientierte und organisierte Stadt- teilinteressen, deren Entwicklung und Umsetzung vom QM aktiv begleitet und kommuniziert werden müssen. Besondere Bedeutung für eine Verstetigung der Beteiligungsverfahren von Akteuren im Quartier hat der QuartiersRat, der im zunehmenden Maße und eigenständig auf die Entwicklung im Quartier Einfluss nimmt und auch weiter nehmen will.

Die Erhaltung der QM-Medien (Quartiersblatt und Kiezportal) ist unumgänglich. Sie sollen weiterentwickelt und verstärkt zur Artikulation der Quartiersöffentlichkeit nutzbar gemacht werden können. Die verstärkte Rolle des Quartiersrats soll in den zu entwickelnden Maß- nahmen der Öffentlichkeitsarbeit im Jahr 2009 zum Ausdruck kommen. Zusätzlich muss das QM in seiner Öffentlichkeitsarbeit immer wieder auf besondere Aktualitäten reagieren kön- nen.

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2. Auswertung der Projekte, strategischen Partnerschaften und Themenfelder

2.1. Wichtigste Ergebnisse im HF 1 „Mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt“

Good practice:

Standortentwicklung und Geschäftsstraßenmanagement, Vernetzung, Qualifizierung, Ar- beitsmarkt (ÖBS)

Zusammenfassende Bewertung und Zielerreichung:

Die differenzierte Strategie und Praxis für die Angebots- und Nachfrageseite in diesem Handlungsfeld wurde auch 2009 verfolgt.

Für die Angebotsseite (Arbeitgeber) durch:

Standortentwicklung und Geschäftsstraßenmanagement.

Schwerpunkte der Standortentwicklung sind die Potsdamer- und Kurfürstenstraße. Ein weite- rer Kern ist die Lützowstraße, in deren westlichem Teil sich in den letzten 2 Jahren Zuliefer- firmen der Foto- und Filmbranche niederließen.

In 2009 zogen mehrere renommierte Galerien, z.B. Kohlhammer, Sommer und Kohl, Sassa Türlzsch von Berlin Mitte nach Tiergarten Süd. Im September eröffnete in der Potsdamer Straße 91 in einem dreistöckigen Gewerbebau mit Seitenflügeln das „Freie Museum“. Das Projekt „Freies Museum“ initiiert in enger Zusammenarbeit mit Künstlern und anderen Kultur- schaffenden Ausstellungsprojekte, Lesungen und andere Kulturevents. Die Initiatoren wollen weiterhin ein umfassendes Dokumentationszentrum aufbauen.

Dieser Zuzug der Kunstbranche wird einen noch nicht zu bemessenden Einfluss auf die Ge- bietsentwicklung nehmen. Ebenfalls lassen sich die Konsequenzen für das Gebiet, die sich aus dem Wegzug des Tagesspiegels (250 Beschäftigte) im Oktober 2009 noch nicht abse- hen.

Weiterhin siedeln sich in den letzten Jahren immer mehr Hotels zwischen Potsdamer Brücke und Kleistpark an.

Bis Mitte 2009 wurde die Standortoffensive °mstreet vom Bezirk Mitte gefördert. Der durch diese Maßnahme ins Leben gerufene Infopoint kann durch eine ÖBS-Maßnahme (3 Mitarbei- ter), dessen Träger der Stadtteilverein Tiergarten e.V. ist, weitergeführt werden. Im Zuge der Eröffnung des o.g. „Freien Museums“ in der Potsdamer Straße 91, konnten in dessen Räu- men zwei Räume für den Infopoint angemietet werden. So ist gewährleistet, dass die bishe- rigen Aufgaben, wie die Organisation von z. B. Medienstammtischen, Meetings, und Firmen- präsentationen weiterhin stattfinden können. Auch soll sich der Infopoint als zentrale Anlauf- stelle für Informationssuchende aus der Medien- und Kulturbranche weiter etablieren. Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg plant die WDM Maßnahme „Standortentwicklung °mstreet“ in 2010 noch einmal zu fördern.

Mit dem vom QuartiersRat für 2008/ 2009 initiierten Projekt: „Aufwertung eines Teilabschnitts der Potsdamer Straße“ ist mit den gastronomischen Betrieben zwischen der westlichen Pohlstraße und der Kurfürstenstraße ein einheitliches werbliches Auftreten in mehreren Workshops in Zusammenarbeit mit dem Stadtplanungsamt Mitte erarbeitet worden. Mit Mit- teln aus dem Soziale Stadt Projekt „Konkrete Aufwertungsmaßnahmen der Potsdamer Stra- ße“ werden einheitliche Leuchtstelen und Pflanztöpfe noch in diesem Jahr aufgestellt.

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erstellt. Auch werden in einem weiteren Schritt Angestellte der Hotels in diesem Themengebiet geschult. Dieser Ansatz soll in den kommenden Jahren weiter verfolgt werden.

Vernetzung

Weiterhin ist es gelungen die Vernetzung der Gewerbetreibenden voranzutreiben. Das Zu- sammenführen der „IG Potsdamer Straße“ (Interessengemeinschaft Potsdamer Straße e.V.) und des Mediennetzwerks und °mstreet hat sich verfe stigt.

Um diese Vernetzungsarbeit weiter voranzutreiben wurden aus Mitteln der Sozialen Stadt das Projekt „Aktionsplan Gewerbevernetzung“ gefördert. Hier wird gezielt auf die Vernet- zungsarbeit gesetzt, indem in 2009 verschiedene Aktionen zwischen Gewerbetreibenden und Medienschaffenden initiiert wurden. Dadurch soll das Zusammenwachsen der „alten“

Mitglieder der IG Potsdamer Straße und der neu dazu gekommenen „Kreativen“ gefördert sowie die Identifikation mit dem Standort forciert werden.

Das in 2007 als Pilotprojekt für den Bezirk Mitte in Tiergarten Süd gestartete Notinsel-Projekt wurde in 2008 auf weitere QM-Gebiete in Berlin Mitte ausgeweitet. Inzwischen bieten im QM- Gebiet insgesamt 21 Laden- und Restaurantbesitzer in Not geratenen Kindern eine erste Zu- flucht und Hilfe in ihren Räumen an. Die Gesamtkoordination für den Bezirk Mitte wird vom Mediationszentrum Berlin und der Gewerkschaft der Polizei durchgeführt. Erwähnenswert ist, dass die Sparda-Bank als hoffentlich längerfristiger Sponsor für die Weiterentwicklung des Projekts für den gesamten Bezirk Mitte gewonnen werden konnte.

Für die Nachfrageseite (Arbeitnehmer):

Qualifizierung

In Zusammenarbeit mit dem QM Schöneberg Nord wurde ebenfalls das Projekt: „Erhöhung der Ausbildungsfähigkeit/ Ausbildungsneigung von Medienbetrieben“ auf den Weg für 2008 und 2009 gebracht. Ziel dieses Projekts ist es Medienbetriebe dahingehend zu motivieren sich für Verbundpraktika und -ausbildung zu öffnen bzw. Kapazitäten bereit zu stellen.

Die Sicherung eines weiteren Bausteins für die Qualifizierung im Gebiet von überwiegend ArbeitnehmerInnen mit Migrationshintergrund durch das vielfältige Angebot des Lernhauses in der Pohlstraße, wie z. B. die Einrichtung einer Elternschule und Elterncafés zur Qualifizie- rung von bildungsfernen Eltern, steht durch die Fusion der beiden Grindschulen auf dem Ge- lände in Frage.

Mit Mitteln aus „Sozialer Stadt“ wurde das QF3 Projekt „Handwerk im Kiez (HIK)“ (Träger:

KIDS e.V.) 2009 weiter gefördert. Eine Fortführung des Projekts in 2010/11 wurde vom Quar- tiersRat befürwortet. Hierbei handelt es sich um ein Angebot für „schwierige“ Jugendliche aus dem Quartier und dem Verflechtungsbereich. Unter Anleitung sollen diese z.B. beschä- digte Stadtmöbel aufarbeiten und soziale Einrichtungen renovieren. Dadurch konnten die Teilnehmer nicht nur ihre handwerklichen Fähigkeiten unter Beweis stellen, sondern werden durch die Anleiter zur Weiterqualifizierung in diesem Bereich motiviert.

Arbeitsmarkt (MAE, ÖBS etc.)

Mit großem Erfolg konnten, ohne Mittel aus der Sozialen Stadt zu verwenden, die Grün- und Gebäudepflegeprojekte, Senioren- und Jugendarbeit (Nachbarschaftstreff und Fahrradkeller) durchgeführt werden. Auch künftig werden derartige Projekte vom Stadtteilverein durchge- führt. Besonders erwähnenswert ist hier die Einführung und Verstetigung des „Lotsen- Projekts: die Brücke“ zur umfassenden Qualifizierung von MigrantInnen im Gebiet und die Schaffung der Stellen im o.g. Infopoint.

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Probleme, Anregungen, Änderungserfordernisse, nächste Schritte, Ausblick:

Lokale Ökonomie

Die verschiedenen Instrumente der Strategie sind überwiegend installiert, sie müssen am Leben erhalten und weiter entwickelt werden. Die Aktivierung und die Zusammenführung des Mediennetzwerks mit der IG Potsdamer Straße wurden in diesem Jahr weiter forciert. Darauf kann künftig bei der weiterführenden Arbeit zurückgegriffen werden.

Arbeitsmarkt

Auch hier sind die Bausteine gelegt, auf denen weitere Maßnahmen aufgebaut werden kön- nen. Das „Lotsen-Projekt: die Brücke“ ist etabliert. Dessen weitere Durchführung vor Ort im Lernhaus hängt von dem Raumbedarf der fusionierten Schulen ab.

Resümee

Die Situation des Arbeitsmarktes und der lokalen Ökonomie wird grundsätzlich überwiegend von Faktoren bestimmt, die sich der lokalen Einflussnahme entziehen. Dennoch gibt es Wir- kungsfelder für lokale Aktionen. Das QM kann direkt nur wenige Arbeitsplätze im Gebiet schaffen – vorrangig ist jedoch die Verbesserung der Rahmenbedingungen (Standortfakto- ren), bei der ebenfalls Erfolge zu verzeichnen sind. Allerdings ist eine eindeutige Zuordnung von Neuansiedlungen/ Investitionen zu Maßnahmen des QMs nicht möglich. Die Mitsteue- rung/ Nutzung des zweiten Arbeitsmarktes ist das Instrument von QM zur Beschäftigung von wenig qualifizierten Arbeitnehmern. Hauptaugenmerk der QM-Arbeit ist das Vorantreiben der Vernetzung der verschiedenen Akteure und Initiativen.

Da das Lernhaus als örtliche „Qualifizierungsstelle“ für die teilweise sehr schlechten Per- spektiven junger MigrantInnen im Bildungssystem in der jetzigen Form ab 2010 nicht mehr bestehen wird, müssen für das Gebiet zukünftig eventuell neue Angebote im Qualifizie- rungsbereich entwickelt werden.

Die periphere Lage des QM-Gebietes bestimmt auch das bezirkliche Interesse. Auch bei dem Thema „lokale Ökonomie“/ „Standortentwicklung“ ist die bisher erfolgreiche gebiets- übergreifende Kooperation mit Schöneberg Nord sinnvoll (Potsdamer Straße/ Kurfürsten- straße). Die Verstetigung geschaffener Kooperationen, wie der IG Potsdamer Straße, Me- diennetzwerk und °mstreet ist von Bedeutung.

Die Erhöhung der Chancen auf dem Arbeitsmarkt durch Qualifizierung auf dem 1. und 2. Ar- beitsmarkt und die Vorantreibung der Vernetzung der lokalen Ökonomie bleibt weiterhin eine zentrale Aufgabe des Quartiersmanagements. An diesem Ziel haben sich die Maßnahmen des QM und der Fachabteilungen des Bezirks verstärkt orientiert. Die bezirksübergreifende Entwicklung des Gebiets rund um die Potsdamer Straße zum Kunst- und Mediencluster ist weiter voranzutreiben.

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2.2. Wichtigste Ergebnisse im HF 2 „Mehr Fort- und Weiterbildung“

Good practice:

Verstetigung (leider nicht aller) der am Quartiersbedarf orientierten Qualifizierung, Hilfs- und Beratungsangebote im Lernhaus, Vermittlung von Praktika und Ausbildungsverhältnisse durch einen Mitarbeiter im Rahmen der Nachbarschafts-ÖBS, Aufbau eines Eltern- netzwerkes mit der Anbindung an die Elternschule, längerfristige Entwicklungsarbeit zur Ver- besserung der Bildung (des integrierten Bildungsstandortes) läuft über den Lokalen Bil- dungsVerbund – seit dem Wegfall der Förderung über Soziale Stadt nicht mehr initiiert über die Geschäftsstelle, sondern teils über QM, teils über das Projekt Elternnetzwerk

Zusammenfassende Bewertung und Zielerreichung:

Verschiedene Instrumente der Strategie bleiben installiert, sie müssen am Leben erhalten und ggf. weiter entwickelt werden. Über den Bedarf der geschaffenen Einrichtungen (Integra- tionslotsen, arabische und russische Samstagsschulen, Elternschule, Elternnetzwerk, Com- putersalon) mit Sitz im Lernhaus (Pohlstr. 60/ 62) und in sinnhafter Vernetzungsstruktur, be- steht kein Zweifel – weder beim QM-Team, beim QuartiersRat, noch bei den zuständigen Fachverwaltungen des Bezirks. Zusammen mit den Angeboten der ansässigen City-VHS (Sprachförderung) bleibt das Lernhaus, eingebettet in die Netzwerkarbeit des LBV, als örtli- che „Qualifizierungsstätte“ etabliert. Die Angebote der Fort- und Weiterbildung sind bedarfs- orientiert, insbesondere für den Bevölkerungsanteil mit migrantischem Hintergrund (Förde- rangebote zum Spracherwerb, Computer/ Internet/ Medien-Kompetenz, Erwachsenenbil- dung).

Das Integrationslotsen-Projekt „Brücke“, mit einer umfassenden Qualifizierung der migranti- schen MitarbeiterInnen, hat als ÖBS-Maßnahme die Option einer mehrjährigen Perspektive für die Teilnehmer (Lotsen). Die damit verbundene Kontinuität in der niedrigschwelligen Be- ratung und der Vermittlung zu behördlichen oder anderen professionellen Beratungs- und Hilfeleistungen kommt den vielen ratsuchenden migrantischen Familien (-mitgliedern) zugu- te.

Die zusätzliche soziale Beratung und Betreuung derjenigen Familien, denen aufgrund insta- biler Familienverhältnisse (unterhalb des behördlichen Hilfebedarfs) durch das Projekt „FIN“

Unterstützung und Hilfe zur Persönlichkeitsentwicklung zuteil wurden, ist nach Ablauf der Höchstförderdauer seit August 2009 ohne Fortführung. Der Träger (AKARSU) der niedrig- schwelligen Familienhilfe „FIN“ konnte außerhalb SozStadt keine Anschlussfinanzierung fin- den. Aufgrund der bis dahin eng verzahnten Zusammenarbeit mit den Integrationslotsen ist die Hoffnung berechtigt, dass von ihnen zumindest die niedrigschwellige Beratung und die Vermittlung professioneller Betreuung übernommen werden.

Die Förderung der Außenstelle des Jugendberatungshauses Berlin-Mitte (ehem. Job- leitstelle) als Vermittlungsstelle von Jobs, Praktika, Ausbildungsplätzen für Jugendliche – mit Beratung und Coaching, ist in 2009 endgültig abgelaufen. Die Vermittlung von Praktika und Ausbildungsverhältnissen für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, sowie ggf. ein Be- werbungstraining, hat nun ein Mitarbeiter im Rahmen der Nachbarschafts-ÖBS übernom- men.

Mit der Elternschule im Lernhaus ist ein neuer Schwerpunkt gesetzt. Hier werden Eltern im weitesten Sinne gecoacht, um gerüstet zu sein, ihrer umfassenden Verantwortung für die Entwicklung ihrer Kinder (von der frühkindlichen Erziehung und Förderung bis hin zum Über- gang in den Beruf) nachkommen zu können. Die Strategien der Elternaktivierung mündeten 2009 hierzu in entsprechender Netzwerkarbeit (Elternnetzwerk Tiergarten-Süd) und dem Ausbau von Elterntreffs und Elterncafés an insgesamt acht Standorten (Schulen, Kitas, Ju- gendtreff, Nachbarschaftstreff).

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Möglichkeiten und Grenzen der QM-Arbeit:

Insgesamt konnte das auf die Quartiersbedarfslage orientierte Profil des Lernhauses bis auf zwei Projektabgänge gehalten werden. Fort- und Weiterbildungsangebote werden ergänzt durch aktuelle Angebote der Elternschule. Die Angebote generieren sich aus der Eltern- aktivierung und des dort ermittelten Bedarfes sowie in enger Kooperation mit den im LBV vernetzten Bildungseinrichtungen.

Der im QM-Verfahren implizierten Vorstellung/ Vorgabe der Verstetigung von sinnvollen, nö- tigen, bewährten Projekten – Fortbestand unabhängig von Soziale Stadt-Mitteln – nachzu- kommen, bleibt ein überaus schwieriges Unterfangen. Die Überführung der wichtigsten zu- sätzlichen sozialen Beratungs-, Hilfe- und Angebotsleistungen in eine Regelfinanzierung, gestaltet sich mehr denn je schwierig angesichts der prekären Kassenlage des bezirklichen Haushalts. Die diesbezügliche Initiative des Bezirksbürgermeisters in 2008 (QM/ QR-Liste von Projekten, die einer Regelfinanzierung zugeführt werden sollten; hier: LBV, „FIN“) hat zwar die StaatssekretärenRunde erreicht, aber haben die nun beraten und geprüft? - wenn ja, mit welchem Ergebnis?

Probleme, Anregungen, Änderungserfordernisse, nächste Schritte, Ausblick:

Die Verstetigung der geschaffenen Einrichtungen ist von großer Bedeutung. Drei, maximal fünf Jahre können die Projekte über das Programm Soziale Stadt gefördert werden. Danach (besser: ausreichend vor Auslaufen der Höchstförderdauer) müssen andere Fördermittel ak- quiriert oder Regelfinanzierungen erreicht werden. Die Senatsverwaltung für Bildung, Wis- senschaft und Forschung hat sich bisher noch nicht bezüglich Rahmenstrategie Soziale Stadt/ Bildung im Quartier Magdeburger Platz engagieren können. Ob und wann sie die Fi- nanzierung der geforderten Bildungsverbünde in den Quartieren übernehmen können, bleibt weiterhin unklar. Die tragende Funktion des LBV (und ohne die Geschäftsstelle geht nur ein Minimum) ist mit dem Auslaufen der Fördermöglichkeit über das Programm Soziale Stadt stark beeinträchtigt. Hier muss das QM-Team erneut mit Hilfe des Bezirks beim Senat unbe- dingt nachhaken. DENN: Mit der bezirklichen Entscheidung den Grundschulstandort in der Kurfürstenstraße – überwiegend aus haushalterischen Zwängen heraus (die Ansiedlung des College Voltaire eben dort ist bisher weder bestätigt, gar terminiert) – schon zu Februar 2010 frei zu ziehen, werden sich zwangsläufig diverse Verwerfungen in der Bildungslandschaft des Quartiers ergeben. Die beiden Grundschulen (Grips und Fritzlar-Homberg an einem Standort) befinden sich bis auf weiteres im Umzugs- und Fusionsprozess, ein neuer Hort- Träger wird die Grips-Kinder betreuen, das Raumangebot im Lernhaus wird zugunsten des Einzugs der Grips-Grundschule von drei Etagen auf eine Etage reduziert und nicht wenige Eltern zweifeln, ob sie ihre Kinder (weiterhin) im Quartier beschulen lassen. Der „integrierte Bildungsstandort Tiergarten-Süd“, so wie er sich bisher definiert, muss diskutiert, die langfris- tig ineinander greifenden Bildungsangebote neu justiert werden. Dazu braucht es einen star- ken LBV, sprich die Neuauflage seiner initiierenden und moderierenden Geschäftsstelle.

Die Bewältigung der Bildungsaufgabe gegenüber den Kindern insbesondere aus migranti- schen Familien und mit eben diesen, bleibt die entscheidende (wichtige und dringliche) Zu- kunftsaufgabe im Interesse der möglichen Qualifizierung und Beschäftigung dieser gefährde- ten sozialen Gruppe. An diesem Ziel werden sich die Maßnahmen des QM und der Fachab- teilungen des Bezirks weiterhin stark orientieren.

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2.3. Wichtigste Ergebnisse im HF 3 „Bessere Qualität des Wohn-/ Lebensraums“

Good practice:

Als effektives Instrument im Sinne des (Nicht-) Einsatzes von Mitteln der Sozialen Stadt hat sich die Organisation der Pflege des öffentlichen Raumes über Vergabe-ABMaßnahmen er- wiesen.

Planungsforum Westpark auf dem „Gleisdreieck“

Zusammenfassende Bewertung der Zielerreichung:

Die im Rahmen des gegebenen zeitlichen Horizonts und der finanziellen Möglichkeiten reali- sierbaren Maßnahmen zur Aufwertung des öffentlichen Raumes sind vorgenommen worden (Grünanlagen, Spielplätze, Schulhöfe). Der damit erreichte Stand der Situation des Wohn- umfeldes ist, bis auf den Spielplatz Pohlstraße 19 (fehlende Spielgeräte) und zukünftig der Schulhof der fusionierten Grundschulen am Standort Lützowstraße (unzureichende Ausstat- tung – erhöhte Schülerzahl), zufrieden stellend und mit den Möglichkeiten des QM zukünftig nicht mehr erheblich zu steigern. Es verbleiben einige strukturelle Defizitbereiche, die sich außerhalb der unmittelbaren Einflusssphäre des QM befinden. Gleichwohl ist das QM (alle QM-Akteure) gehalten die Entwicklung der Stadtbrachen im Quartier zu beobachten und zu begleiten.

Auf einer Grundfläche von ca. 90m x 55m soll auf dem Parkplatz an der Kurfürsten- Ecke Genthiner Straße neben Möbel Hübner das 5-geschossige „Kurfürstenzentrum“ errichtet wer- den. Der nicht unterkellerte Baukörper sieht in den ersten 1 ½ Geschossen (EG, 1.OG) eine Ladennutzung (Discounter – täglicher und periodischer Bedarf zur wohnungsnahen Versor- gung), 2 ½ Geschosse Parken (ab 1.OG bis 3.OG mit ca. 370 Einstellplätzen) und im Dach- geschoss ein Ärztezentrum vor. Die direkte Fuß- und Radwegverbindung zwischen Kluck- und Kurfürstenstraße ist mit der Planung verbindlich verknüpft worden. Der QuartiersRat macht seine Zustimmung von einer Reihe Auflagen (Essentials) abhängig. Die Gestaltung der Fassaden will der Investor nicht nur dem Bezirksamt und dem BVV-Ausschuss, sondern auch der Quartiersöffentlichkeit zur Diskussion stellen. Der genaue Baubeginn – ursprünglich beabsichtigt zu Sommer 2009 – steht noch nicht fest.

Die Suche nach einem neuen Betreiber für das Café an der Stadtteilbibliothek durch das Be- zirksamt Mitte (Abt. Kult/ Abt. Immobilien) konnte im Frühsommer 2009 erfolgreich abge- schlossen werden. Die neue Betreiberin hat zwar mittlerweile die Küche und auch den Gastraum neu ausgestattet, aber den Betrieb des Cafés noch nicht begonnen.

Im Rahmen des Projektes „Boulevard der Bänke“ wurden vom Bezirksamt für die Aufstellung von Steinsitzbänken fünf mögliche Standorte in Aussicht gestellt worden. Zwei der von den Anrainern gestalteten und von dem Steinmetz Ugur Özbay gehauenen Bänke wurden in 2007 aufgestellt - vor der Elisabeth-Klinik und vor dem Kaufhaus Woolworth -, eine Bank in 2009 vor dem Landesarbeitsgericht. Die restlichen zwei der über Mittel des Programms So- ziale Stadt finanzierten Bänke werden in absehbarer Zeit vor dem CJD Am Karlsbad bzw.

vor der Fritzlar-Homberg-/ Grips-Grundschule (fusionieren in 2010) in der Lützowstraße auf- gestellt.

Eine große innerstädtische Parkanlage entsteht auf dem Gleisdreiecksgelände (ehem.

Bahnareal). Angrenzend an das Quartier Magdeburger Platz entlang der Flottwell- und Den- newitzstraße ist eine Blockrandbebauung vorgesehen. Eingänge (barrierefrei für Fußgänger und Radfahrer) in den dahinter liegenden „Westpark“ sind jeweils in Verlängerung der Lüt- zow-, Pohl- und Kurfürstenstraße geplant. Bei der Vorstellung der aktuellen Planung auf dem 4. Planungsforum im Festsaal der Elisabeth-Klinik wird deutlich, dass sehr viele und sehr un- terschiedliche Nutzungsansprüche an den neuen Park bestehen. Es ist zu hoffen, dass die

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Anregungen und Wünsche der Anwohner und des QR in die Gestaltung des Westparks (Be- ginn im Frühjahr und Eröffnung im Herbst 2010) einfließen werden.

Für bauliche Maßnahmen hatte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlinweit für alle QM-Gebiete den QF 4 aufgelegt. Auf Quartiersebene wurden Ideenaufrufe initiiert, einge- hende Ideen vom QuartiersRat beraten und gerankt, vom Bezirksamt Mitte in eine bezirkli- che Prioritätenliste aufgenommen und von SenStadt beschieden. Zwei vom QR Magdebur- ger Platz gerankte Bauideen (Umgestaltung der Freifläche Kluckstraße 11 zum interkulturel- len Familiengarten, Aufwertung Freifläche Jugendkulturzentrum „Pumpe“) werden beginnend in 2009 (September bzw. Oktober) umgesetzt.

Die Bauidee des renommierten Bildhauers Henner Kuckuck „Pavillon Am Karlsbad“ wurde zwar vom Kunstamt und der Kommission Kunst im öffentlichen Raum (besonders) befürwor- tet, aber (überraschenderweise) nicht vom Grünflächenamt. Der Künstler möchte bei der nächsten Gelegenheit, sobald QF 4 wieder aufgelegt wird, seine Bauidee erneut einreichen.

Möglichkeiten und Grenzen der QM-Arbeit innerhalb des strategischen Ziels:

Die Möglichkeiten des QM zur Aufwertung des Wohnumfeldes im öffentlichen Raum waren weitreichend. Der Einfluss auf private Freiflächen bleibt dagegen gering. Eine wesentliche Beschränkung der Gestaltungsmöglichkeiten auf öffentlichen Grundstücken stellt das Wirken des Liegenschaftsfonds dar. Dies galt insbesondere für den Kernbereich der westlichen Kur- fürstenstraße („Möbel-Hübner-Parkplatz“), gilt aber weiterhin für die Stadtbrachen am östli- chen Ende der Pohlstraße und Flottwellstraße.

Probleme, Anregungen, Änderungserfordernisse, nächste Schritte, Ausblick:

Eines der verbliebenen baulichen Ziele von strategischer Bedeutung für das Quartier ist wei- terhin die direkte Fuß- und Radwegeverbindung zwischen Kurfürstenstraße und Kluckstraße.

Bei der Bebauung auf dem besagten Parkplatz erfordert die städtebauliche Situation im Ein- mündungsbereich der Genthiner Straße in die Kurfürstenstraße, mit dem Kirchplatz der 12- Apostel-Kirche, eine besondere architektonische Betrachtung mit dem Ziel einer gestalte- risch akzeptablen Lösung (Baufluchten, Fassade). Es ist besonders darauf zu achten, dass sich im „KurfürstenZentrum“ keine Läden ansiedeln dürfen, die die Kaufkraft aus der Pots- damer Straße zieht. Die immerhin wachsende Vitalität der Potsdamer Straße darf nicht ab- gewürgt werden.

Die unmittelbaren Zugänge zur Parkanlage auf dem Gelände des Gleisdreiecks geben unse- rem Quartier eine andere Wertigkeit. Entlang der Flottwell- und der Dennewitzstraße wird ei- ne Blockrandbebauung entstehen, sicherlich mit einem hohen Wohnanteil. Hier wird sich der QuartiersRat und muss sich das Stadtplanungsamt Mitte über die städtebauliche Verträglich- keit Gedanken machen. Wie und was soll auf unseren verbliebenen Stadtbrachen gebaut werden?

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2.4. Wichtigste Ergebnisse im HF 4 „Bewohneradäquate soziale Infrastruktur“

Good practice:

Lokaler Bildungsverbund LBV, Modell mit Vorbildcharakter für andere QM-Gebiete, Ausrich- tung an Rahmenstrategie Soziale Stadt/ Bildung im Quartier; Angebote für bildungsnahe Schichten, um Attraktivität des Bildungsstandortes zu erhöhen; interkulturelle Öffnung der Nachbarschafts- und Seniorenarbeit; Elternschule; Elternnetzwerk; interkultureller Familien- garten Kluckstraße 11

Zusammenfassende Bewertung der Zielerreichung:

In diesem Handlungsfeld liegt für QM und QR weiterhin die höchste Priorität in dem Thema Bildung. Die Verbesserung der Situation in den Bildungseinrichtungen und der Angebote von frühkindlicher Bildung bis Erwachsenenbildung sind ein wichtiger Standortfaktor, eine absolu- te Notwendigkeit bei der Benachteiligtenförderung, wie auch bei der Bindung von bildungs- nahen bzw. -willigen Schichten.

Die bezirkliche Entscheidung den Standort der Grips-Grundschule in der Kurfürstenstraße aus haushalterischen Gründen überhaupt und dann schon zu Februar 2010 aufzugeben, verändert die Bildungslandschaft des Quartiers folgenschwer. Ob sich dort überhaupt das College Voltaire ansiedeln wird, ist bisher ungeklärt. Die Grips-Grundschule soll ins Lernhaus ziehen, um ein halbes Jahr später zum Schuljahresbeginn 2010/2011 mit der Fritzlar- Homberg-Grundschule fusioniert zu sein. Beide Schulen befinden sich seit dem Sommer und bis auf weiteres im Umzugs- und Fusionsprozess. Ein neuer Name; ein neues Profil (aus zwei mach eins); ein neuer Träger für die Hortbetreuung der Grips-Kinder – der bisherige Träger INA, dem auch zu Februar 2010 das Horthaus in der Lützowstraße gekündigt ist, will unter diesen sich abzeichnenden neuen Bedingungen nicht weiter tätig sein -; eine neue, große Grundschule entsteht mit ca. 650 SchülerInnen – Berliner Kids mit überwiegend migrantischen Familienhintergründen. Nicht wenige Eltern zweifeln schon jetzt, ob sie ihre Kinder (weiterhin) im Quartier beschulen lassen.

Schwerpunkte, die in diesem Jahr weitergeführt wurden, sind: Entwicklungsaufgaben bzgl.

Interkultureller Familiengarten Kluckstraße (Baubeginn im Oktober, Fertigstellung voraus.

Mai 2010), Elternbeteiligung und -bildung (Elternnetzwerk, Elternschule), Stabilisierung der Kooperation LBV mit Familien- und Integrationsprojekten. Die Fachverwaltungen des Bezirks (Jug, Schu, Kult, Gesu) sind intensiv in die Aufgaben/ Arbeiten des LBV einbezogen.

Bau- und Instandsetzungsmaßnahmen in diesem Handlungsfeld sind abgeschlossen - mit Ausnahme der Kinder- und Jugendfreizeitstätte in der Kluckstraße. Die Hoffnung, die dringli- che bauliche Sanierung (erhebliche Instandhaltungsmängel) und Modernisierung der veralte- ten Elektro- und Heizungsanlage der Gebäude durch die Anmeldung über das so genannte Konjunkturpaket 2 bewerkstelligen zu können, hat sich nicht erfüllt.

Trotz Abgangs der Projekte „FIN“ (niedrigschwellige Familienhilfe) und Jobleitstelle (Jugend- beratung), hat sich das Profil des Lernhauses als soziale und interkulturelle Integrationsan- laufstelle dennoch stabilisiert.

Nach intensiver Aktivierung ist erkennbar, dass viele (migrantische) Eltern, insbesondere Mütter, zu Eigenengagement bereit sind. Im Nachbarschaftstreff, im Familiengarten in der Kluckstraße, im Mädchentreff der Pohlstraße und seit diesem Jahr auch in den Elterncafés an Schulen und an Kitas sind die regelmäßigen Treffen von (überwiegend) Müttern und (auch) Vätern von festem Bestand. Hier formulieren sich unter anderem die Bedarfe nach Beratung, Qualifizierung und Hilfe, die in das Angebot der Elternschule aufgenommen wer- den.

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Für die Aktivierung und Freizeitgestaltung für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche in den Ferien stehen Mittel der Sozialen Stadt zur Verfügung, ebenso für ein spezielles Frei- zeitangebot für Mädchen in einem der U-Bahnbögen und in der Kluckstr.11.

Möglichkeiten und Grenzen der QM-Arbeit innerhalb des strategischen Ziels:

QM hat viele Akteure aktivieren und mit ihnen auf die Bedarfslage im Quartier reagieren können. Die Beteiligten sind offen für Gespräche, Ideenaustausch und Kooperation. Die Entwicklungsarbeit im Rahmen des Lokalen Bildungsverbunds wird seit dem Wegfall der Geschäftsstelle (Ablauf der Höchstförderdauer) teils von QM, teils über das Projekt Eltern- netzwerk initiiert.

Es existieren weiterhin brauchbare Möglichkeiten über Arbeitsförderinstrumente (MAE, ÖBS) personelle Verstärkung für die sozialen Einrichtungen und Projekte im Quartier zu erhalten.

Probleme, Anregungen, Änderungserfordernisse, nächste Schritte, Ausblick:

Weiterentwicklung von Bildungsangeboten; Stärkung der Integrationsfunktion von Kitas und Schulen; Aktivierung von Eltern (Treffs / Cafés, Netzwerk) qualifizieren und stabilisieren;

Grundversorgung mit Freizeitangeboten für Kinder, Jugendliche, Familien, Senioren, Migran- ten sichern und auf soziale Bedarfslage hin orientieren; Förderung von Begegnung und Kommunikation; stetige Weiterentwicklung der Elternschule, die das gesamte Entwicklungs- spektrum von der frühkindlichen Erziehung bis zum Übergang in den Beruf umfasst; Benach- teiligtenförderung wie auch Bindung und womöglich Zuzug von bildungsnahen bzw. -willigen Schichten sind erklärte Ziele.

Die Bewältigung der Bildungsaufgabe der Bildungsträger gegenüber den Kindern aus bil- dungsfernen Familien bleibt eine entscheidende Herausforderung. Die Verbesserung der Si- tuation in den Bildungseinrichtungen und ihrer Vernetzung ist vor dem Hintergrund ihrer In- tegrations- und Grundlagenfunktion und angesichts der Veränderungen durch den Umzug der Grips-Grundschule bzw. ihrer Fusion mit der Fritzlar-Homberg-Grundschule unbedingt wieder zu verstärken und voranzutreiben. Dazu braucht es einen starken LBV, dazu braucht es die Neuauflage seiner koordinierenden (initiieren, moderieren, projektieren) Geschäfts- stelle. Der „integrierte Bildungsstandort Tiergarten-Süd“, so wie er sich bisher definiert, muss neu diskutiert und die langfristig ineinander greifenden Bildungsangebote neu justiert wer- den.

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2.5. Wichtigste Ergebnisse im HF 5 „Bewohneradäquate Stadtteilkultur“

Good practice:

Magistrale – Lange Kulturnacht in/ an der Potsdamer Straße ist das Projekt mit der größten Wirkung nach Innen wie nach Außen; Open Air – Kulturveranstaltungen auf dem Freigelände der U-Bahn Bögen wie z.B. Stummfilmkonzerte, Mediterrane Sommernacht, Kinder- und Ju- gendmagistrale; engagierte lokale KünstlerInnen und KunsthandwerkerInnen

Zusammenfassende Bewertung der Zielerreichung:

Die Strategie der Aktivierung und Förderung von Kunst- und Kultur (-schaffenden) auch im Sinne der Standortstärkung, des Imagewandels, hat sich eindeutig als erfolgreich erwiesen.

Die Potsdamer Straße wird insbesondere in der medialen Öffentlichkeit immer mehr mit kul- turnahen Ereignissen in Verbindung gebracht, als mit althergebrachten Stereotypen über den

„Niedergang einer traditionsreichen Geschäftsstraße“. Auch in diesem Jahr haben sich wie- der weitere neue Galerien im Stadtteil niedergelassen – Galerie Walden, Galerie Klosterfel- de, Galerie Bracke, das freie Museum Berlin, …

Maßgeblich für diesen Wandel sind sicherlich die öffentlichkeitswirksamen Kulturevents (Ma- gistrale, Stummfilmkonzerte, Mediterrane Sommernacht, Boulevard der Bänke), aber auch die interessanten Ausstellungen und Lesungen in den Galerien, sowie die vielen von ansäs- sigen KünstlerInnen initiierten kleinen Aktivitäten und Projekte (Erzählwerkstatt, Fenster- schauen, Holzmasken- und Keramikworkshops, ganzjähriges Ausstellungsprogramm im Nachbarschaftstreff, Wandmalereien, …). Ausgesprochen positiv auf die überbezirkliche Standortwahrnehmung wirkt sich zudem das überaus aktive Mediennetzwerk „°mStreet“ aus.

Gemein ist allen diesen Ansätzen eine starke zielgruppenorientierte Vernetzung innerhalb des Quartiers und auch über das Quartier hinaus.

Die „Stummfilmnächte“ auf dem Freigelände der U-Bahn Bögen der Pohlstraße 11 mit sechs Veranstaltungen fielen den verregneten Sommertagen zum Opfer und wurden „nur“ von ca.

350 Personen besucht, die „Mediterrane Sommernacht“ mit etwas besserem Wetter von ca.

800 Personen. Der Veranstaltungsort (innerstädtisch gelegen mit Oasencharakter) ist über- aus beliebt. Die Anfragen nach Nutzung für weitere Events (Kino, Konzerte, betriebliche und private Sommerfeste, …) ist ungebrochen hoch.

Die Magistrale entlang der Potsdamer Straße, auch wieder von Potsdamer Brücke bis Bü- lowstraße, diesmal mit dem Thema „Kunst ist unser Kapital“, fand in diesem Jahr an zwei Tagen statt, mit 120 teilnehmenden KünstlerInnen an etwa 50 Standorten. Neu und auffal- lend war der Einsatz eines LKWs an beiden Tagen als mobile Kunstaktionsfläche im öffentli- chen Raum (wechselnd bei jeder Standortänderung: Ausstellungen, Musik, Tanzperforman- ce, Videoinstallation, …). Erfreulich war die erneute und rege Teilnahme der alteingesesse- nen und einiger neuer Galerien. Ergänzt wurde die „lange Kulturnacht“ wieder mit der nach- mittags stattfindenden Kinder- und Jugendmagistrale auf dem Freigelände der UBB Pohl- straße 11. Hier kamen die Kids mit Kunsthandwerk (Mosaik, Holz- und Steinbearbeitung, Papierdruck, Filz, …) und Kunst in Berührung und hatten wieder ausreichend Gelegenheiten sich selbst auszuprobieren.

Möglichkeiten und Grenzen der QM-Arbeit innerhalb des strategischen Ziels:

Die Förderung der Magistrale ist aus Mitteln der Sozialen Stadt nicht mehr möglich. Trotz sehr hohem ehrenamtlichen Engagements in der Vorbereitung und in der Durchführung, be- nötigt solch ein Kulturevent finanzielle Mittel. Für dieses Jahr ist es gelungen Förderung aus dem bezirklichen Kulturfonds für die Werbemaßnahmen zu erhalten. Die quartiersansässige

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Sparda-Bank unterstützt die Magistrale mit einer großzügigen Spende. Das QM-Team kann bei der Akquise von Fördermitteln nur einen bescheidenen Beitrag leisten.

Kleinere Kunst- und Kulturprojekte werden auch in Zukunft vorwiegend über den QF 1 bzw.

QF 2 Unterstützung finden.

Probleme, Anregungen, Änderungserfordernisse, nächste Schritte, Ausblick:

Die Magistrale wird auch im Jahr 2010 (dem 8ten) ein wesentlicher Punkt im kulturellen Pro- gramm des Quartiers sein. Es bleibt die aufwendige Arbeit hierzu starke Partner, Sponsoren mittel- und langfristig zu finden und zu binden. Ob wieder eine bezirkliche finanzielle Beteili- gung möglich sein wird, ist angesichts der extremen Sparzwänge im Rahmen der Haus- haltsaufstellung für 2010/2011 sehr fraglich.

Für das QM-Team, wie auch für den QR bleibt weiterhin die Förderung von Kultur und Kul- turschaffenden gerade im Sinne der Standortstärkung ein wichtiges Handlungsfeld. QM hat die Aufgabe hierzu immer wieder Impulse zu setzen, aufzunehmen und Startsituationen her- zustellen, aus denen sich zukünftig bestandskräftige, kulturnahe Prozesse entwickeln kön- nen.

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2.6. Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Besseres Gesundheitsniveau“

Good practice :

Die Handlungsansätze des QM erfolgen mehrspurig. Zum einen in der Aufklärung von Er- wachsenen, zum Anderen durch die Unterstützung der Kinder und Jugendlichen. Die Famili- en sollen alltagspraktische Unterstützung und allgemeine Sozialberatung erfahren, mit den Zielen: mehr Selbstständigkeit, Stärkung der Eigenressourcen, Erhöhung der Annahme des Hilfesystems (Aufklärung über Regelangebote, Einleitung von weiterführenden Hilfen) und der Unterstützung bei der Erziehung der Kinder. Es geht in erster Linie um die Verbesserung der gesundheitsbezogenen Beratungs- und Förderangebote im Hinblick auf die im Stadtteil lebenden Menschen.

Weitere erfolgreiche Projekte sind das Familienbüro, das Integrationslotsenprojekt „Brücke“, Elternaktivierung, die Trainings- und Familienkonferenz und zahlreiche Projekte im Bereich Bewegung und Sport.

Zusammenfassende Bewertung der Zielerreichung:

Ziel des QM ist es, Projekte ins Leben zu rufen, die Kindern und Familien langfristig die Mög- lichkeit geben, sich eigenständig zu Recht zu finden. Die Familienarbeit orientiert sich am Wohl der Familie und des Kindes und an der Stärkung der Familie. Es ist weiterhin Aufgabe, Defizite zu beheben und Potenziale zu entwickeln. Die schwer erreichbaren MigrantInnen aber auch viele Einwohner ohne Migrationshintergrund aus der sozial schwachen Schicht sind für gesundheitsrelevante Themen zu sensibilisieren und zu mobilisieren.

Die gesundheitliche Aufklärung ist auch ein Teilbereich der sozialen Angebote. Sozial Be- nachteiligte nehmen deutlich weniger präventive Gesundheitsangebote wie Vorsorgeunter- suchungen für sich in Anspruch. Des Weiteren sind riskante Lebensformen, wie hohe Spiel- sucht, körperliche häusliche Gewalt und schlechte Wohnsituationen häufig anzutreffen. Für die Kinder, die in solchen Verhältnissen aufwachsen, bilden sich wesentliche gesundheitsre- levante Verhaltensweisen heraus, die für das Erwachsenenalter bestimmend sind. Viele Ge- sundheitsstörungen in jungen Lebensjahren werden zu Risikofaktoren für schwerwiegende Erkrankungen im späteren Leben. Die Förderung der Gesundheit von Kindern und Jugendli- chen ist deshalb eine vorrangige Aufgabe von weitreichender Bedeutung. Hier werden in Zu- sammenarbeit mit Kitas und Schulen Projekte entwickelt, welche gesunde Ernährung und Bewegungsmöglichkeiten für Kinder fördern.

Das Projekt Familienbüro FIN (Träger Akarsu) richtet sich vornehmlich an Familien mit türki- schem, kurdischem, arabischem und russischem Migrationshintergrund sowie an Alleiner- ziehende und kinderreiche Familien, sofern sie sich in ihrer aktuellen Lebenssituation über- fordert fühlen. Vordergründig werden insbesondere Kontakte zu den jungen Familien/Müttern oder werdenden Familien/Müttern im Quartiersgebiet in aufsuchender Arbeit geknüpft. Es werden im Einzelnen folgende Angebote gemacht: Alltagsberatung, Unterstützung und Be- gleitung in erzieherischen, sozialen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Fragen, Unter- stützung und Begleitung bei Ämtergängen, Beratung und Begleitung während der Schwan- gerschaft. Das Projekt ist nach Ablauf der Höchstförderdauer seit August 2009 ohne Fortfüh- rung. Der Träger (AKARSU) der niedrigschwelligen Familienhilfe „FIN“ konnte außerhalb SozStadt keine Anschlussfinanzierung finden. Aufgrund der bis dahin eng verzahnten Zu- sammenarbeit mit den Integrationslotsen ist die Hoffnung berechtigt, dass von ihnen zumin- dest die niedrigschwellige Beratung und die Vermittlung professioneller Betreuung über- nommen werden.

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Im Lotsenprojekt „Brücke“ wird das in (über das Gesundheitsamt angebotenen) Fortbildun- gen gewonnene Wissen an Rat-Suchende weitergegeben und ist ein Wegweiser für die Menschen, die sich in schweren Lebenssituationen befinden.

Aufgrund des hohen Prostitutionsaufkommens von osteuropäischen Frauen vor dem Erotik- kaufhaus LSD in der Potsdamer Straße/ Ecke Kurfürstenstraße werden muttersprachliche Sprachmittlerinnen eingesetzt, die in Zusammenarbeit mit Hydra e.V., Café Olga und ande- ren sozialen Einrichtungen vor Ort die Sexarbeiterinnen rund um die Kurfürstenstraße aufsu- chen, um sie auch in gesundheitlichen Fragen zu informieren.

Die Zusammenarbeit mit dem Dienst der „interkulturellen Kamil Tagespflege“ im Quartier eröffnet neue Möglichkeiten im Gebiet. Besonders wichtig ist es, den Beruf für viele Jugendliche attraktiv zu machen und ihnen ein Praktikum oder eine Ausbildungsmöglichkeit zu verschaffen. Wichtig ist außerdem, dass die verschiedenen Generationen sich treffen, austauschen und voneinander lernen.

Mit der zuständigen Polizei vom Bezirk Mitte, Abschnitt 34, welche für unser Quartier zu- ständig ist, wurde gemeinsam das Projekt „Fahrrad fahren Lernen“ ins Leben gerufen. Vor- wiegend Frauen mit Migrationshintergrund haben sich an diesem Projekt beteiligt. Neben dem primären Ziel Fahrrad fahren zu lernen, geht es auch darum das Selbstbewusstsein zu stärken und eine größere Mobilität zu ermöglichen. Das hat eine positive Auswirkung auf ihre Gesundheit und die Umwelt.

Der Bedarf an angeleiteten Sport- und Bewegungsangeboten ist im QM Gebiet sehr hoch.

Tai Chi-Angebote im Nachbarschaftstreff, sportliche Aktivitäten im Bereich Fußball und Bas- ketball in Zusammenarbeit mit Jugendfreizeiteinrichtungen sowie gesundheitsfördernde Maßnahmen in Schulen und Kitas müssen stabilisiert und neue Angebote in dieser Richtung weiter gefördert werden. Die sportlichen Aktivitäten im Bereich Basketball mit dem Verein TISC 99 e.V. haben sich erfolgreich etabliert, und sollen weiterhin gefördert werden.

Möglichkeiten und Grenzen der QM-Arbeit innerhalb des strategischen Ziels:

Hier liegt die Fachkompetenz im Bezirk beim Jugend- und Gesundheitsamt. Das QM wirkt ergänzend. In Zusammenhang mit der Arbeit des LBV sollen auch gesundheitsrelevante In- halte vermittelt werden. Die Gesundheit betreffende Themen sollen in etablierte Orte der Be- gegnung hinein getragen werden, und unter Einbeziehung von Migrantenvereinen, Jugend- und Familienprojekten, sowie Moscheen und anderen kirchlichen Gemeinden umgesetzt werden.

Probleme, Anregungen, Änderungserfordernisse, nächste Schritte, Ausblick:

Sozial benachteiligte Menschen sollen besser für gesundheitsrelevante Themen sensibilisiert und mobilisiert werden. Gesundheitliche Themen sollen an etablierten Orten der Freizeitges- taltung sowie unter Einbeziehung von MigrantInnen, Jugend- und Familienprojekten, Mo- scheen etc. stattfinden. Darüber hinaus besteht Bedarf an gesunder Ernährung von Kindern.

Die Einrichtungen im QM-Gebiet benötigen hierbei Unterstützung. Ebenso sollten Angebote entwickelt werden, die die Multiplikatoren in den Einrichtungen schulen, damit sie in Eigenre- gie Angebote zur Verbesserung der gesundheitlichen Situation durchführen können, z.B.

Bewegungserziehung in Kitas.

Die Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention für sozial benachteiligte Frauen, Mädchen und Kinder mit und ohne Migrationshintergrund werden weiterhin Schwerpunkte sein. Themen hierbei sind die Vermittlung von Informationen zu Geburt und Kleinkindge-

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Fazit: Handlungskonsequenzen (Zuständigkeiten):

Der Erhalt und die Verstetigung der geschaffenen Einrichtungen, wie dem Lernhaus, den In- tegrationslotsen „Brücke“ und dem Mütter-/Frauen-/Elterntreff sind die Handlungskonse- quenzen für das kommende Jahr. Die bestehende Zusammenarbeit mit den Senioreneinrich- tungen und Kitas soll verstärkt werden und noch nicht erreichte Einrichtungen sollen in die bestehenden Netzwerke eingebunden werden.

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2.7. Wichtigste Ergebnisse im HF 7 „Steigerung des Sicherheitsempfindens“

Good practice :

Strategien gegen das Prostitutionsaufkommen und die Drogenkriminalität, Notinsel

Zusammenfassende Bewertung und Zielerreichung:

Prostitution

Die in den letzten Jahren durch die große finanzielle Förderung beider Bezirke und die inten- sive Zusammenarbeit der verschiedensten sozialen Dienste erreichte stadtteilverträgliche Si- tuation im Hinblick auf (Drogen-) Prostitution droht erneut zu kippen. Grund dafür ist die Er- öffnung des Erotikkaufhauses LSD (Love, Sex, Dreams) in 2005 im ehemaligen Wegert- Haus an der Ecke Potsdamer / Kurfürstenstraße. Seit dem Frühjahr 2007 findet in und um dieses Etablissement zunehmend rege, teils aggressive Prostitutionsanbahnung und Prosti- tutionsvollzug durch eine größere Gruppe von südosteuropäischen Frauen statt. Durch den EU-Beitritt von Rumänien, Ungarn und Bulgarien wird es diesen Frauen möglich, sich länger legal in Deutschland aufzuhaltend und ihrem Gewerbe nachzugehen. Es ist zu vermuten, dass hinter diesen Frauen ein „Logistik-Netzwerk“ von Männern besteht, das sie von einer europäischen Stadt in die nächste Stadt befördert, ihnen Schlafplätze besorgt und ihnen ei- nen gewissen Schutz bietet. Durch das massive Auftreten dieser Frauen kamen die „ge- wachsenen“ Strukturen auf dem Kurfürstenstraßenstrich durcheinander. Es kam zur Ver- drängung der „alteingesessenen“ Prostituierten in bis dahin noch wenig belastete Straßen- züge rund um den Kurfürsten-Kiez. Auch die Potsdamer Straße wird mehr und mehr von den Frauen aus Südosteuropa zwischen Pohl- und Bülowstraße okkupiert. Neuerdings sind zu- dem noch verstärkt die Bülow- und die Lützowstraße/ Ecke Potsdamer Straße von der Pros- titution betroffen. Vor allem aber fühlen sich Anwohner, Gewerbetreibende, Kitas und Schu- len durch das massive Auftreten dieser Prostituierten mehr und mehr in ihrer Sicherheit und Existenz bedroht. Die beantragte Eröffnung eines Laufhauses in den oberen Etagen des Ero- tikkaufhauses LSD wurde dem Antragsteller sowohl vom Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg als auch vom Senat untersagt. Das Widerspruchverfahren des Antragstellers ist nun beim Verwaltungsgericht anhängig. Eine endgültige Entscheidung ist daher kurzfristig nicht zu er- warten. Dennoch stellt die Möglichkeit der Groß-Bordelleröffnung im Gebiet eine Bedrohung für das subjektive Sicherheitsempfinden der AnwohnerInnen und der Gewerbetreibenden dar. Auch wird dadurch das negative Image des Gebiets rund um die Potsdamer Straße wei- terhin verstärkt.

In Zusammenarbeit mit der Prostituiertenorganisationen Hydra e.V. und Drogennotdienst e.V. (Frauencafé Olga) entwickelte das QM-Team seit 2007 das Sprachmittlerinnen- Programm für die südosteuropäischen Frauen weiter. Hier gehen Muttersprachlerinnen mit Mitarbeiterinnen von Hydra e.V., dem Frauencafé Olga und der Treberhilfe gezielt auf diese Frauen zu und klären diese über ihre Rechte und Pflichten, „Prostitutionsverhalten“ in Deutschland und über gesundheitliche Fragen auf. Ein Ziel ist es, diese Frauen in reguläre Beratungsangebote zu vermitteln und die gesamte angespannte Situation auf dem Kurfürs- ten-Strich zu entschärfen. Weiterhin erhalten die sozialen Einrichtungen vor Ort und die Poli- zei dadurch wichtige Einblicke in die osteuropäische Prostituiertenszene, die in die tägliche Arbeit einfließen. So wurde beispielsweise in der letzten Zeit festgestellt, dass nicht wenige Prostituierte von Freiern zum Kokainkonsum gezwungen werden, was eine neue Problematik

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und den Verantwortlichen beider Bezirksämter zeichnet sich für den Zeitraum 2010 -2013 ei- ne längerfristige Förderung durch ein Senatsprojekt ab.

Durch einen QF2 Antrag wurden Impfungen und die HIV- Prophylaxe für drogenabhängige Frauen gefördert.

Auch fanden in 2009 verschiedenste Aktionen zur „Besetzung“ und Belebung des öffentli- chen Raums in der Kurfürstenstraße und der Potsdamer Straße statt. Im Rahmen des Pro- jekts„Aktionsplan zur Gewerbevernetzung“ fand im Frühjahr wieder der „Kiezfrühling“ be- zirksübergreifend auf der Potsdamer Straße statt. Über einen Monat lang fanden unter Ein- beziehung von Vereinen und Gewerbetreibenden vielfältige Mit-Mach-Aktionen (z.B. ein Fo- toshooting, öffentliches Kicker-Turnier, Choraufführungen, etc) im öffentlichen Straßenraum statt. Das Projekt war sehr erfolgreich. Das Ziel der Vernetzung der Gewerbetreibenden und der Aktivierung der Bevölkerung wurde mehr als erreicht.

Weiterhin fanden auf dem Kirchplatz der 12-Apostel-Gemeinde ein Fest der Semerkand- Moschee (Mai) und das Interreligiöse Fest (September) statt. Durch diese Feste entwickelt sich der 12-Apostel-Kirchplatz mehr und mehr zu einem weiteren zentralen Festplatz für bei- de QM-Gebiete (Schöneberg-Nord und Tiergarten-Süd). Die Feste an sich zeigen auf, dass rund um die Kurfürstenstraße ein buntes Leben existiert und die Straße nicht nur der weit über die Grenzen von Berlin hinaus bekannte Straßenstrich ist.

Auf Initiative des QR und des Frauencafés Olga organisierte das QM im ersten Halbjahr 2009 wieder drei Anwohnersprechstunden. Das Interesse daran war, im Vergleich zu den Vorjahren nicht sehr groß Daraufhin wurde beschlossen Anwohnersprechstunden nur noch nach Bedarf durchzuführen. Sollte die Prostitutionsproblematik erneut eskalieren, könnten die Sprechstunden wieder in kürzeren Abständen stattfinden.

Auf bezirkliche Ebene wurden zwei Arbeitskreise initiiert: Im Arbeitskreis „Prostitution und Soziales“ treffen sich regelmäßig die Vertreter der beiden QM-Teams, der Bezirksämter, des Gesundheitsamts und der sozialen Institutionen vor Ort, um über die soziale und gesundheit- liche Lage der Prostituierten zu beraten und Deeskalationsstrategien im Gebiet zu entwi- ckeln. Im Arbeitskreis „Prostitution und Politik“ (QM, beide Bezirksämter, Hydra e.V.) werden angesichts der verschärften Prostitutionssituation rund um die Kurfürstenstraße Bedarfe er- mittelt, die regelfinanziert werden müssten, um sie an die entsprechenden Stellen (BA, Se- nat) weiter zu leiten. Weiterhin sollen alle politischen Ebenen über die zunehmenden Prosti- tutionsprobleme im Kurfürsten-Kiez informiert und sensibilisiert werden, damit weit reichende Maßnahmen (regional und überregional) initiiert werden.

Generell lässt sich derzeit nicht abschätzen, in welche Richtung sich die Prostitution rund um Kurfürstenstraße in den nächsten Jahren entwickeln wird. Auch bleibt abzuwarten, wie die endgültige Entscheidung bezüglich der Genehmigung des Großbordells ausfällt. Danach müssen weitere Deeskalationsprojekte initiiert werden.

Generell ist vor diesem Hintergrund für die nächsten Jahre eine intensive und vor allem be- zirksübergreifende Zusammenarbeit aller Institutionen notwendig, um die Situation in diesem Kiez wieder zu befrieden.

Weitere Projekte zu Sicherheit

Das in 2007 gestartete „Notinsel“-Projekt hat sich bewährt und verstetigt. Derzeit bieten 21 Ladeninhaber und Restaurantbesitzer, Kindern die in Not geraten, in ihren Räumen Zuflucht und bieten erste Hilfsleistungen an. Bisher wurden nur zwei Fälle im Gebiet bekannt, wo sich Kinder in die Geschäfte retteten.

Referenzen

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