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4/2014

Wählen gehen und Verantwortung tragen:

Diakonie unterstützt Bündnis Tolerantes Brandenburg

www.diakonie-portal.de

Diakonie für Sie

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„Es reicht!“ Dieser Satz steht derzeit auf Hunderten von Schildern, die Pflegerinnen und Pfleger und die, die sie unterstützen, in die Kamera halten. Dahinter steht ein wichtiges Thema: Die AOK Nordost, die größte Krankenkasse in unserer Region, akzeptiert nicht, dass Pflegekräfte einen tariflich orientierten Lohn verdient haben. Die Krankenkasse klagt gegen einen entsprechenden Schiedsspruch. Auf der Seite 6 erfahren Sie mehr zur Online- Aktion „AOK Nordost knallhart gegen Pflege“ und, wie Sie mitmachen können. Wir sagen der AOK Nordost „Es reicht!“ und fordern endlich eine gerechte Finanzierung der ambu- lanten Pflege.

Kirche, Synagoge und Moschee unter einem Dach. Geht nicht? Geht doch! In Berlin-Mitte ist ein einzigartiges Projekt geplant, in dem Juden, Muslime und Christen sich gemeinsam ein Gotteshaus bauen. Jede Religionsgemeinschaft soll einen eigenen sakralen Raum bekommen, mit einem Raum der Begegnung in der Mitte. Das sogenannte „House of One“

wird komplett durch Spenden finanziert. Wie das funktioniert, lesen Sie auf der Seite 8.

„Wählen gehen und Verantwortung tragen“. Unter diesem Slogan wirbt das Bündnis Tolerantes Brandenburg für die Landtagswahl in Brandenburg. Jugendliche ab 16 Jahren dürfen an der Wahl am 14. September teilnehmen. Die Diakonie unterstützt das Bündnis für eine demokratische Gesellschaft und gegen Rechtsextremismus. Für eine Plakataktion haben sich Guido Panschuk, Geschäftsführer der Diakonie im Havelland, und die Schülerin Sandra Besigke fotografieren lassen. In der Diakonie für Sie berichten sie über ihre Erfahrungen mit Rechtsextremismus und, warum sie das Bündnis „Tolerantes Branden- burg“ unterstützen.

Viel Freude beim Lesen.

Pressesprecherin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V.

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Inhalt 3 2 Editorial

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Diakonisches Werk:

Jahresempfang im Lichte der Fußball-Weltmeisterschaft

Online-Aktion:

Berliner Wohlfahrtsverbände sagen der AOK Nordost „Es reicht“

Senioren:

Mobilitätshilfedienste der Diakonie

Religion:

House of One: Ein Haus für drei Religionen

Demokratie:

Diakonie unterstützt Bündnis Tolerantes Brandenburg

Standpunkt:

„Freiheit leben heißt, aktiv für Demokratie eintreten“

Wohnungslosigkeit:

Stadtführung aus einer anderen Perspektive

Ehrenamt:

Jubiläum des Ehrenamtsprojektes Haltestelle Diakonie

Brot für die Welt:

Im Einklang mit der Natur

Theologischer Beitrag:

„Brot ist alles, was Not tut für Leib und Leben“

Freiwilligendienste:

60 Jahre Diakonisches Jahr und 50 Jahre Freiwilliges Soziales Jahr

Preisrätsel

Diakonie für Sie Herausgeber: Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V., Paulsenstraße 55/56, 12163 Berlin · Telefon:

0 30/8 20 97-0 · Verantwortlich: Lena Högemann · Gestaltung: W.A.F. · Druck: PieReg Druckcenter Berlin, gedruckt auf PrimaSet holzfrei, matt Bilderdruck, weiß Papier aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung · Die Diakonie für Sie erscheint fünfmal im Jahr und wird auf Wunsch kostenlos zugestellt. · Alle bisher erschienenen Ausgaben der Diakonie für Sie finden Sie auch zum Herunterladen auf www.diakonie-portal.de · Die nächste Ausgabe erscheint am 14. Dezember 2014. · Titelfoto: Koordinierungsstelle „Tolerantes Brandenburg“, Foto: Benjamin Maltry, Seite 18 (Brot) und Rück- seite (Weizenfeld): fotolia.com

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lichen Zusammenhalt in Berlin. Mit ihrer Arbeit leisteten die Einrichtungen und Dienste der Diakonie einen wichtigen Beitrag, „Berlin jeden Tag etwas sozialer zu gestalten“, sagte Gerstle und forderte die Diakonie dazu auf, auch in Zukunft als Lobbyistin für sozial Schwache, Mahnerin und Interessenvertreterin Benachteiligter mit dem Senat im Gespräch zu bleiben.

Das Diakonische Werk zeichnete zwei Ehrenamtliche und ein Projekt aus dem Bereich Migrationsarbeit mit der Wichern- Plakette, der höchsten Ehrung des DWBO, aus.

Diakonisches Werk 5 4 Diakonisches Werk

Jahresempfang 2014:

„Fair Play for fair Life“

Passend zur Fußball-WM in Brasilien stand der diesjährige Jahresempfang ganz im Zeichen des Fußballs. Die Gäste konnten an Kickertischen spielen und für den guten Zweck auf eine Torwand schießen. Außerdem wurde das Projekt

„Kick in ein besseres Leben“ von Brot für die Welt vorgestellt, das in Brasilien mithilfe der Organisation SERUA Heran- wachsende mit Fußballtraining von der Straße holt.

Barbara Eschen hob das Engagement der Diakonie für faire Lebensbedingungen hervor. Diese müssten für alle Lebens- bereiche wie Bildung, Gesundheit, Inklusion, Wohnen und Arbeiten gelten. Eschen erklärte das Motto des Jahresemp- fangs „Fair Play for fair Life“. Flüchtlinge und Migrantinnen und Migranten führten uns gerade in Berlin vor Augen, wie wichtig eine weltweite Perspektive der Gerechtigkeit sei:

„Fairness ergibt sich nicht von selbst, leider nicht mal im Spiel. Man muss für Fairness sozialpolitisch arbeiten, manch- mal auch darum ringen. Fairness beinhaltet im christlichen Verständnis nicht nur, dass jeder bekommt, was er sich verdient hat. Gerade die Schwachen und Ausgegrenzten sol- len bekommen, was sie zum Leben brauchen. Jeder und Jede soll Teilhabe erfahren. Hier bei uns in Berlin, Branden- burg und der schlesischen Oberlausitz – und darüber hinaus“, betonte Eschen. Sozialstaatssekretär Dirk Gerstle würdigte den Beitrag der Diakonie für den gesellschaft-

Die Wichern-Plakette ging in diesem Jahr an:

Vladimir Knorr

Sein Herz schlägt für den Sport. Seit er im Jahr 2002 mit seiner Familie aus Kasachstan hierher zog, ist er beim „Sport für Aussiedler“ im Diakonischen Werk des Kirchenkreises Lübben als Ehrenamtlicher aktiv. Zwei- bis dreimal pro Woche trainiert er Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshinter- grund in den Bereichen Volleyball und Fußball. Mit seinem Ein- satz leistet er einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Integration junger Migrantinnen und Migranten.

Ivanka Kasnar

Für Menschen, die hier um ihre Anerkennung als Flüchtlinge kämpfen, ist es wesentlich, dass jemand ihre Sprache spricht. Seit 1997 haben zahlreiche bosnische Familien im Paul Gerhardt Stift zu Berlin in Ivanka Kasnar eine Sprach- mittlerin gefunden. Unter ihnen sind viele Frauen, die ihre Männer oder Söhne beim Massaker in Srebrenica verloren haben. Ivanka Kasnar dolmetscht nicht nur, sie begleitet die Frauen auch zu vielen Terminen bei Psychologen. Ohne sie wäre es den Frauen nicht möglich gewesen, über das erlit- tene Leid zu sprechen.

Asyl in der Kirche Berlin e.V.

Ob es um den Hilferuf eines einzelnen Menschen geht, dem akut die Abschiebung droht, ob um eine Familie oder um eine ganze Gruppe wie etwa die hungerstreikenden Flücht- linge vom Brandenburger Tor, die im vergangenen Jahr in einer Kirchengemeinde vorübergehend Aufnahme fanden – bei Asyl in der Kirche steht das Telefon nicht still. Unzählige Menschen werden hier seit 1983 beraten und begleitet. Einzel- fälle wurden aufgrund dieser Schutzform gründlicher geprüft, viele geplante Abschiebungen konnten verhindert werden.

Pfarrer Bernhard Fricke, Vorsitzender von Asyl in der Kirche Berlin e.V., über Herausforderungen und schöne Momente in seiner Arbeit.

„Erst wenn Flüchtlinge gleichberechtigt in dieser Gesell- schaft leben können, nicht mehr gegen ihren Willen abge- schoben werden, und wenn Willkommenskultur ganz prak- tisch bedeutet, ihre Not und ihre Ängste zu hören und zu verstehen, dann kommen wir vielleicht ohne Kirchenasyle aus“, sagt Pfarrer Bernhard Fricke, Vorsitzender von Asyl in der Kirche Berlin e.V. und seit 2005 Evangelischer Seelsorger in der Abschiebungshaft Berlin-Köpenick und Eisenhütten- stadt. Der 57-Jährige spricht seit vier Jahren Kirchengemein- den an, motiviert Ehrenamtliche und begleitet Flüchtlinge.

1983 schützte die Heilig-Kreuz-Gemeinde in Kreuzberg erstmalig eine fünfköpfige jordanische Familie vor der Ab- schiebung. Seitdem konnte über 2.000 Flüchtlingen geholfen werden. Die Heilig-Kreuz-Gemeinde damals und die Kirchen- gemeinde Heilig-Kreuz-Passion heute fühlen sich mitverant- wortlich für unsere Gesellschaft. Hier gibt es Menschen, die die Probleme wahrnehmen und die Türen öffnen. Asyl in der Kirche versteht sich neben diakonischer Arbeit auch als Lob- bygruppe für eine veränderte Asylpolitik, die Kirchenasyle überflüssig werden lässt und fordert eine Abschaffung des so- genannten Dublin-Systems, nach dem das europäische Ein- reiseland für die Asylanträge zuständig ist. Asyl in der Kirche unterstützt die Forderung nach einem gesicherten Aufenthalt und nach einem selbstbestimmten Leben in Deutschland; das bedeutet die Abschaffung des Zwangs zum Leben in Sammel- unterkünften, der Residenzpflicht und des Arbeitsverbotes.

„Wenn ein Fall gut gelöst wurde, kann man gemeinsam feiern.

Das haben wir neulich in einer Kirchengemeinde gemacht.

Aber das Schönste sind immer noch die direkten Begeg- nungen mit Flüchtlingen, jedes gute Wort, jeder Dank, jedes entspannte Lachen, jede Umarmung. Dann ist zu spüren, dass Gott mit uns auf dem Weg ist“, sagt Bernhard Fricke.

BIRGIT COLDEWEY Bei sommerlichem Wetter begrüßten Diakoniedirektorin

Barbara Eschen und Vorstandsmitglied Martin Matz am 18. Juni 2014 zahlreiche Gäste aus Kirche, Politik, Wirt- schaft und Gesellschaft im Haus der Diakonie in Berlin- Steglitz zum Jahresempfang.

Diakoniedirektorin Barbara Eschen und Vorstandsmitglied Martin Matz begrüßten jeden Gast persönlich, hier Staatssekretär Dirk Gerstle aus der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales.

Ein Kickertisch bot die Möglichkeit für spannende Duelle.

Die Preisträger der Wichernplakette 2014, umrahmt von Diakonie- direktorin Barbara Eschen (hinten rechts), Präsident des Diakonischen Rates Ulrich Seelemann (hinten links) und Vorstandsmitglied Martin Matz (hinten Mitte).

Gute Stimmung bei gutem Wetter im Garten. Zeit für Gespräche und Austausch.

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Region will nicht anerkennen, dass Pflegefachkräfte eine an Tarifen orientierte Bezahlung mit entsprechender jährlicher Steigerung verdient haben.“

Zum Hintergrund: Nach jahrelangen Auseinandersetzungen mit der AOK Nordost wurden den gemeinnützigen Pflege- diensten durch eine Schiedsperson nun Nachzahlungen in Höhe der Lohnentwicklung im Gesundheitsbereich zuge- sprochen. Denn die Höhe der Entgelte, die ein Pflegedienst für eine bestimmte Pflegeleistung bekommt, wird nicht von der Politik festgelegt. Vielmehr müssen die Anbieter der Pfle- geleistungen, hier die Berliner Wohlfahrtsverbände, mit den Krankenkassen verhandeln.

„Knallhart klagt die AOK Nordost gegen den Schieds spruch“, sagt Martin Matz. „Auch wenn diese Klage rechtlich zulässig ist, halten wir es für ein völlig falsches Signal an die Mitarbei- tenden in der Pflege. Mit dieser Aktion geben wir den Pflege- rinnen und Pflegern eine Stimme. Und wir fordern die AOK Nordost auf: Ziehen Sie diese Klage zurück und helfen Sie uns, mehr Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen. Ihre Versicherten werden es Ihnen danken.“

Unter www.knallhart-gegen-pflege.de können auch Sie dem Vorstandsvorsitzenden der AOK Nordost schreiben, warum Pflegerinnen und Pfleger eine faire Bezahlung verdient haben, und Sie können nachlesen, was Hunderte von Men- schen meinen.

LENA HöGEMANN

Die Integration auf dem ersten Arbeitsmarkt kann gelingen

„Manchmal benötigen die Helferinnen und Helfer mehr Un- terstützung als die Klienten. Viele Helfer kommen aus sozi- al schwierigen Verhältnissen, müssen erst lernen, früh auf- zustehen und pünktlich zu sein“, berichtet Projektleiterin Claudia Hartmann. Ein Teil der MobilitätshelferInnen nimmt an einer Eingliederungsmaßnahme teil, das heißt zusätzlich zu Hartz IV bekommen sie 1,50/Stunde für 30 Std./Woche.

Außerdem sind Bundesfreiwilligendienstler, Bürgerarbeiter, Ehrenamtliche, Praktikanten und Festangestellte im Einsatz.

Ein Beispiel dafür, dass es mit der Integration auf dem ersten Arbeitsmarkt wirklich gelingen kann, ist die Projektleiterin selbst: Claudia Hartman hat 1994 durch eine Arbeitsbeschaf- fungsmaßnahme den Einstieg bei der Diakonie gefunden.

Später koordinierte sie die Einsätze und absolvierte neben- bei ein berufsbegleitendes Studium der Sozialarbeit. Heute ist die 41-Jährige Projektleiterin des Mobilitätshilfedienstes Marzahn-Hellersdorf der Diakonie.

„Von diesem Projekt profitieren beide Seiten“, weiß Claudia Hartmann, „die Klienten sind glücklich, dass sie, manchmal nach Jahren, endlich aus ihrer Einsamkeit herauskommen, freuen sich, wenn ihnen jemand zuhört und sie Ziele errei- chen können. Die Helfer erleben einen strukturierten Alltag, schöpfen Selbstbewusstsein aus einer sinnstiftenden Tätig- keit, fühlen sich gebraucht und wertgeschätzt.“

BIRGIT COLDEWEY

Informationen und Kostenbeispiele finden Interessierte auf:

www.diakonie-mobil.de

Senioren 7 6 Pflege

Berliner Wohlfahrtsverbände

sagen der AOK Nordost „Es reicht“

Viele der Pflegekräfte und ihrer Unterstützerinnen und Unterstützer gucken grim- mig auf den Fotos der Aktion

„AOK Nordost knallhart ge- gen Pflege“. Das ist nach- vollziehbar. Denn die Pflege- kräfte fordern eine gerechte Finanzierung der häuslichen Krankenpflege, die sich in ihrem Einkommen bemerk- bar machen würde. Die Berli- ner Wohlfahrtsverbände kriti- sieren mit der Internet-Aktion eine Klage der AOK Nordost gegen einen Schieds spruch, der eine tarifl ich orientierte Bezahlung in der Pflege und eine Stei- gerung der Einkommen anerkennt. Auf www.knallhart-gegen- pflege.de sagen Pflegerinnen und Pfleger und ihre Unterstüt- zerinnen und Unterstützer der AOK Nordost: Es reicht.

Martin Matz, Diakonievorstand und Vorsitzender der LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege, stellt zum Start der Aktion fest: „Immer mehr Menschen werden zu Hause gepflegt. Gleichzeitig gibt es viel zu wenige Pflege- kräfte. Und was macht die AOK Nordost? Sie klagt gegen eine tariflich orientierte Entlohnung in der Pflege. Dabei wür- de eine solche stetig wachsende Entlohnung zweifellos für angehende Pflegekräfte eine bedeutende Motivation zum Berufseinstieg darstellen. Die größte Krankenkasse in unserer

Mobil zu sein ist ein grundlegendes menschliches Bedürf- nis. Viele Menschen sind durch Krankheit und Alter in ihrem Bewegungsraum eingeschränkt, fühlen sich zu Hause einge- sperrt. Diesen Menschen hilft der Mobilitätshilfedienst. Ein- zige Voraussetzung: Die Klientinnen und Klienten müssen in der Lage sein, ihre Wohnung mit Unterstützung zu verlassen.

Die Leistung ist eine reine Begleitleistung, unabhängig von Krankenpflege und Pflegestufe. Neben Einzelbegleitungen zu Terminen und Therapien, Spaziergängen, Rollstuhlschie- bediensten und Blindenbegleitung gibt es auch Gruppenpro- jekte mit Ausflügen zu kulturellen Veranstaltungen, gemein- sames Mittagessen und Kaffeetrinken. Hier können soziale Kontakte geknüpft und gepflegt werden.

Neuer Standort in Marzahn-Hellersdorf

Neben Standorten in Tempelhof-Schöneberg und Steglitz- Zehlendorf gibt es seit dem 1. Juli 2013 einen neuen Mo- bilitätshilfedienst der Diakonie in Marzahn-Hellersdorf. 23 fachlich angeleitete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beglei- ten derzeit 100 ältere und behinderte Menschen im Bezirk Marzahn-Hellersdorf. In Berlin werden insgesamt 13 Mobi- litätshilfedienste aus Mitteln des Senats und der Jobcenter gefördert. Berlinweit ist ein engagiertes Team von mehr als 500 Mitarbeitenden im Einsatz.

Das Projekt hilft Menschen, mobil zu bleiben

Das Projekt ist nicht nur ein Segen für die alten Menschen, sondern spart der Gesellschaft langfristig auch Kosten.

Denn, wenn man darin investiert, ältere Menschen in ihrer Mobilität zu unterstützen, bleiben sie nachweislich länger fit und gesund. Krankheit und Pflegebedürftigkeit können hi- nausgezögert und dadurch letztlich Pflegekosten eingespart werden. Die Mobilitätshilfedienste erheben einen geringen Betrag als Eigenbeteiligung. Der Normalbetrag pro Jahr ist 80 Euro (bei Grundsicherung ermäßigt: 40 Euro).

Viele Pflegekräfte haben sich schon an der Aktion beteiligt. Die Mitarbei- tenden der Diakonie-Station Neukölln haben ein Gruppenfoto gemacht.

Diakoniedirektorin Barbara Eschen und Diakonievorstand Martin Matz sagen der AOK Nordost „Es reicht!“

Aktiv im Alter mit dem

Mobilitätshilfedienst der Diakonie

Seit mehr als 20 Jahren bringen Mobilitätshelferinnen und -helfer Menschen an ihre Ziele und schenken ihnen wieder Freude am Leben.

Aktiv und fröhlich neue Kontakte knüpfen: Die Senioren werden mit einem Kleinbus von zu Hause abgeholt, um sich zum Beispiel zum geselligen Kaffeetrinken zu treffen.

Claudia Hartmann, Projektleiterin des Mobilitätshilfedienstes Marzahn-Hellersdorf der Diakonie.

#Esreicht

www.knallhart-gegen-pflege.de

AOK

Nordost

knallhart gegen Pflege

Für eine gerechte Finanzierung der ambulanten Krankenpflege!

Eine Aktion von:

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House of One: Ein Haus, drei Religionen

Der Petriplatz in Berlin-Mitte gilt als Wiege der Hauptstadt. Auf den Ruinen der alten Petri-Kirche plant die dortige Kirchengemeinde seit vier Jahren ein mu- tiges und einmaliges Projekt: Juden, Christen und Muslime wollen ein Haus bauen, unter dessem Dach eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee ver- eint sind, im Zentrum verbunden durch einen Raum der Begegnung. Finanziert werden soll das „House of One“ ausschließlich mit Spendengeldern. Für Früh- jahr 2016 ist der Baubeginn geplant.

„Weil wir immer noch zu wenig voneinander wissen“, das hat Spenderin Miriam als Begrün- dung für ihre Unterstützung des Projekts eingetragen. „In unserer multikulturellen Stadt ist eine Sehnsucht der Menschen spürbar, vernünftig miteinander umzugehen“, meint Gregor Hohberg, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde St. Petri-St. Marien am Alexanderplatz und zusammen mit Rabbiner Dr. Tovia Ben-Chorin und Imam Kadir Sanci im Vorstand des Vereins „Bet- und Lehrhaus Petriplatz“. Aus dieser Beobachtung sei der Gedanke eines völlig neuartigen Sakralgebäudes entsprungen. In den Jahren 2006 bis 2009 stieß man bei Ausgra- bungen auf die Fundamente der vier Vorgängerkirchen, die bis auf das 13. Jahrhundert zurückgehen. Aus den Fundamenten der alten Kirchen soll nun ein sakrales Haus mehrerer Religionen wachsen. Crowdfunding lautet das Zauberwort für die Finanzierung. Der Begriff Crowdfunding setzt sich zusammen aus Crowd (= eine Masse von Menschen) und Funding (= Finanzierung). Durch eine anonyme Masse an Investoren und viele kleine Spendenbeiträge wird es möglich, auch große Projekte zu realisieren.

Insgesamt 43,5 Millionen Euro wird der neue Sakralbau kosten. Mit einer internationalen Webseite, auf der der jeweils aktuelle Spendenstand und die Anzahl der bisherigen Spender angezeigt werden, wirbt der Verein um Spenden. Da es sich bei dem Entwurf um ein Gebäude aus Backsteinmauerwerk handelt, kann man symbolisch einen oder mehrere Ziegelsteine im Wert von je 10 Euro kaufen. Zwischen drei und vier Millionen Steine werden für den Bau benötigt.

Berlin ist eine säkulare Stadt. Auch Atheisten und Religionskritiker sind herzlich eingeladen zum Mitdiskutieren. „Es soll keine Religionsvermischung stattfinden“, begründet Hohberg die räumliche Trennung der Beträume. „Ich glaube, dass Gott ein Gott des Friedens ist. Ich möchte meinen Glauben pflegen und gewinne daraus Kraft. Trotzdem möchte ich vom Ande- ren lernen, ihn besser kennenlernen. Das ist im zentralen Raum der Begegnung möglich.“

Die Auftakt-Pressekonferenz am 3. Juni 2014 fand eine große Resonanz und lockte 20 Aus- landskorrespondenten an. „Unsere Aufgabe ist es, daran zu arbeiten, dass viele Leute die Idee gut finden. Die Idee muss Wellen schlagen und viele Spender müssen ihre Begeisterung über Facebook und Twitter nun rund um die Welt tragen“, erklärt Hohberg.

BIRGIT COLDEWEY

Ein Besuch der Webseite lohnt sich: www.house-of-one.org 8 Religion

Auftakt der weltweiten Spenden- kampagne am 3. Juni 2014.

V.l.n.r.: Pfarrer Gregor Hohberg (gehört zum Vorstand des Vereins

„Bet- und Lehrhaus Petriplatz“), Rabbiner Dr. Tovia Ben-Chorin und Imam Kadir Sanci mit den symbolisch ersten Backsteinen für den Bau des House of One.

(Foto: Lia Darjes)

Der Sieger (Simulation) aus 38 Einreichungen: Der Entwurf des renommierten Berliner Büros

„Kuehn Malvezzi“ hat überzeugt.

Die Architektur strahlt Spiritualität aus und birgt ein Geheimnis in sich. In der Mitte erhebt sich ein 44 Meter hoher Turm. (Copyright:

Kuehn Malvezzi)

Eine Spende ist auch per Bank überweisung möglich:

Kontoinhaber: Bet- und Lehrhaus Petriplatz Berlin e.V.

Bank: UBS AG IBAN:

CH64 0020 6206 1765 9360 B (Für EUR Beträge)

BIC:

UBSWCHZH80A

Wenn Sie als Verwendungszweck Ihre Adresse eintragen, wird Ihnen zu Beginn des kommenden Jahres eine Spendenquittung per Post zugesandt.

Kontakt:

The House of One

c/o Bet- und Lehrhaus Petriplatz Berlin e.V.

Friedrichsgracht 53 10178 Berlin Tel.: 030-20 60 88 80 E-Mail: info@house-of-one.org

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Haben Sie in Ihrer Region schon einmal Erfahrungen mit Rechtsextremismus gemacht und wie sind Sie damit um- gegangen?

Bresigke: Ja, sogar in meinem direkten Umfeld. Meistens reicht es ein paar gute Argumente auszupacken, um Nazis zum Schweigen zu bringen. Wenn ich also Situationen habe, in denen rechtsextreme Bemerkungen fallen, diskutiere ich einfach so lange, bis den Nazis nichts mehr einfällt. Zur Vor- bereitung auf solche Diskussionen gibt es übrigens sehr viele Broschüren und Internetseiten.

Panschuk: Bedauerlicherweise muss ich diese Frage mit Ja beantworten. Aufgrund der aktuell steigenden Zahl von Asylsuchenden und der damit einhergehenden Errichtung weiterer Asylbewerberunterkünfte höre ich sogar in meinem direkten Umfeld diskriminierende oder rechtsextremistische Äußerungen. Das beunruhigt mich außerordentlich und löst in mir massives Unverständnis aus. Ich frage mich: Wie gehe ich damit um? Genau zu diesem Zeitpunkt startete das Diakonie-Projekt „Demokratie gewinnt! In Brandenburg!“.

Vor diesem Hintergrund habe ich mich dazu entschlossen, am Projekt unseres Landesverbandes teilzunehmen. Auch wenn das Projekt keine Musterlösung parat haben kann, so befähigt es die Teilnehmenden, in Situationen, bei denen sich jemand demokratiefeindlich oder diskriminierend äußert, adäquat reagieren zu können. Es sensibilisiert, deckt auf und gibt unterschiedliche Argumentationshilfen an die Hand, die selbst Menschen aus der Mitte der Gesellschaft zum Um- denken bewegen.

Was bedeutet Demokratie für Sie?

Bresigke: Demokratie bedeutet für mich Freiheit mit ein paar Regeln.

Panschuk: Mit Demokratie verbinde ich Mitbestimmung in allen Lebensbereichen und auf allen Ebenen. Demokratie bedeutet für mich die Chance unsere Gesellschaft, unsere Kultur mitzugestalten.

Das Interview führte Diakonie-Pressesprecherin LENA HöGEMANN

10 Demokratie

Diakonie unterstützt das Bündnis Tolerantes Brandenburg

Das Aktionsbündnis Tolerantes Brandenburg geht gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit vor und setzt sich für Demokratie und eine offene Gesellschaft ein. Mit einer Plakataktion zur Brandenburgischen Land- tagswahl macht das Bündnis auf sich aufmerksam. Die Diakonie beteiligt sich an dem Bündnis. Guido Panschuk, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes im Havelland, und die Schülerin Sandra Bresigke unterstützen die Aktion, indem sie auf den Plakaten für demokratische Wahlen werben.

Sie beiden standen für das Fotoshooting zur Verfügung.

Sie werben auf dem Plakat für die Wahl in Brandenburg.

Warum haben Sie mitgemacht?

Bresigke: Ich bin im Kinder- und Jugendparlament tätig und beschäftige mich viel mit Politik. Wählen zu gehen ist, wie ich finde, eine wichtige Sache, die von vielen unter- schätzt wird.

Panschuk: Bei mir ist das innere Überzeugung, in einer Demokratie sein Recht auf Mitbestimmung im Rahmen einer Wahl wahrzunehmen. Junge Menschen können schon mit 16 Jahren wählen. Darauf gemeinsam hinzuweisen und zu zei- gen, dass Jung und Alt Verantwortung tragen, finde ich wich- tig. Es ist aber nicht nur der Hinweis an unsere jungen Bran- denburgerinnen und Brandenburger: Nun geht mal bitte an die Wahlurne und nehmt euer Wahlrecht wahr. Es ist auch die Pflicht unserer Gesellschaft, junge Menschen auf ihr neues (Wahl-)Recht vorzubereiten, sie im Bedarfsfall auch an die Hand zu nehmen und sie aktiv zu unterstützen.

Zur Information:

Im Jahr 1997 wurde das landesweite „Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeind- lichkeit“ gegründet, im Jahr darauf hat die Landes- regierung die Umsetzung des Handlungskonzepts „Tole- rantes Brandenburg“ beschlossen. Dessen tragende Säulen sind die Koordinierungsstelle „Tolerantes Bran- denburg“, die „Mobilen Beratungsteams“ sowie die

„Regionalen Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie“. Mehr im Internet unter www.tolerantes- brandenburg.de

WÄHLEN GEHEN...

Guido Panschuk

Sandra Bresigke

Geschäftsführer Diakonie Havelland

Schülerin

...UND VERANTWORT UNG TRAGEN!

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seiner Person hat. Dass dies schon im Kleinen beginnt, erle- ben wir in der Arbeit der Diakonie: wenn ein Patient nur von Pflegepersonen ohne Migrationshintergrund gepflegt wer- den will, wenn Eltern keine muslimischen Kinder als Spielka- meraden ihrer Kinder akzeptieren, wenn im Gruppenraum ein Hakenkreuz auf die Tischplatte geritzt wurde. Fingerspitzen- gefühl und zugleich deutliches Gegenhalten ist hier gefor- dert. Als Christinnen und Christen haben wir eine besonde- re Verantwortung, und einen wachen Geist, wie Paulus uns schon ins Stammbuch schreibt: „Gott hat euch zur Freiheit berufen, meine Brüder und Schwestern! Aber missbraucht eure Freiheit nicht zur Befriedigung eurer selbstsüchtigen Wünsche, sondern dient einander in der Liebe.“ (Galater 5,13) Die Freiheit leben heißt, aktiv für Demokratie eintreten, überall, in der Schule, am Arbeitsplatz in der Freizeit – und erst Recht bei Wahlen, wie am 14. September zum Landtag in Brandenburg!

BARBARA ESCHEN Direktorin

Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg- schlesische

Oberlausitz e.V.

Ein Klettergerüst als Schlafplatz

Rund 24.000 Bundesbürger leben in Deutschland auf der Straße. Einer von ihnen war Klaus Seilwinder, 57 Jahre alt.

Seilwinder ist ein kleiner Mann, schmächtig. Er wirkt, als habe sich das harte Leben auf der Straße tief in sein Gesicht eingegraben. Von 2002 bis 2011 hat er im Tiergarten und rund um den Gendarmenmarkt auf der Straße gelebt. Ein Holzschiff auf einem Spielplatz am Spittelmarkt hinter dem Auswärtigen Amt war zwei Jahre lang sein Zuhause. Hier konnte er sich sicher fühlen, denn hier patrouillierte ständig die Polizei. Beschimpfungen, angewiderte Blicke, Schläge von Neonazis hatte er bis dahin ertragen müssen. Aber nicht jeder schaute weg. Eines Tages stand ein Mädchen mit einer Thermoskanne Kaffee vor ihm, nahm ihn mit zu den Eltern.

Heute ist Seilwinder noch jeden Sonntag zum Essen bei die- ser Familie, die ihn „adoptiert“ hat. Die Kleine von damals macht bald Abitur.

Wenn der Parkscheinautomat interessanter ist als das Konzerthaus dahinter und 22.000 orangefarbene Müll- eimer den Lebensunterhalt finanzieren

Im Vorbeigehen beugt sich Seilwinder noch heute über jeden Mülleimer auf der Suche nach Pfandflaschen und greift in die Münzfächer aller Parkscheinautomaten. „Das ist einfach ein Reflex“, sagt er. Betteln wollte er nie. Stattdessen informierte er sich immer, wo Veranstaltungen und Konzerte stattfinden.

Denn wo Fans sind, gibt es auch leere Flaschen. Bis zu 30 Kilometer sei er an bis zu 15 Stunden pro Tag unterwegs gewesen, „verdiente“ bis zu 40 Euro pro Tour. Das Pfand war eine Zeit lang seine einzige Einnahmequelle. „Touristen 12 Standpunkt

Erinnern Sie sich noch an die Sechserabteile in D-Zügen?

Sie bieten eine besondere Atmosphäre. Auf jeder Seite drei Plätze, man sitzt einander gegenüber und verschließt das Abteil mit einer Glasschiebetür. Interessante Prozesse kann man hier beobachten:

Am Startbahnhof lassen sich drei Reisende in einem sol- chen Abteil nieder. Vermutlich reden sie nur das Nötigste miteinander. Am nächsten Halt steigt nun ein weiterer Fahr- gast zu, öffnet die Abteiltür mit der Frage: Ist hier noch ein Platz frei? Unwilliges Nicken folgt, als hätte der Neue ei- gentlich keinen Anspruch auf einen der freien Plätze. Und wenn der dann noch fragt, ob er das Fenster öffnen dürfe…

Zwischen zwei Bahnstationen ist unter einander wildfrem- den Menschen ein Gruppenbewusstsein entstanden, mit dem jeder Hinzukommende als Eindringling betrachtet wird.

Rechtsextreme machen sich solche Prozesse zunutze. Sie definieren, wer in Deutschland dazu gehört und wer nicht.

Sie werten Menschen und ganze Bevölkerungsgruppen ab, schließen sie aus. Etliche scheuen dabei nicht, Gewalt anzu- wenden. Wir hören dann von der Drangsalierung Obdachlo- ser, Anschlägen auf Flüchtlingswohnheime und Ermordung von Geschäftsleuten mit Migrationshintergrund.

Rechtsextreme gefährden damit den Zusammenhalt in un- serer Gesellschaft, auch die Demokratie, die darauf beruht, dass jede und jeder das Recht auf Teilhabe und Anerkennung

Wohnungslosigkeit 13

haben Durst und durchschauen das deutsche Pfandsystem nicht“, schmunzelt Seilwinder. Manchmal fand er auf dem U-Bahnhof einen noch gültigen Fahrschein, mit dem er sei- nen Radius ein paar Stationen vergrößern konnte, um in die Suppenküche oder in die Staatsbibliothek zu fahren. Auf der Toilette der Staatsbibliothek konnte er sich auch mal die Haare waschen. Die Studenten seien immer nett gewesen, sagten „setz’ dich zu uns“, gaben ihm ein Brötchen oder eine Brause aus. Einmal fand er in einem Mülleimer vor einer Bank ein Handy und bekam 450 Euro Finderlohn.

Absprung geschafft

Viele Biografien, gerade im Osten, sind nach dem Fall der Berliner Mauer zerbrochen. Anfang der 90er Jahre stieg die Zahl der Arbeits- und Obdachlosen dramatisch an. Auch Seilwinder, der seine Stelle als Landarbeiter verlor, gelang der Wiedereinstieg nicht. Mit Mitte 40 landete er auf der Straße und ging nach Berlin. Vor drei Jahren fand er in einer Einrich- tung der GEBEWO in Schöneweide einen Platz und besiegte seine Alkoholsucht. Inzwischen lebt er in einem betreuten Einzelwohnen und wird bald ganz selbständig leben. Klaus Seilwinders Schicksal zeigt, dass jedes normale Leben aus den Fugen geraten kann. Angesichts des allgemeinen Wohnungsmangels verschlimmern sich Wohnungsnot und Obdachlosigkeit in Berlin derzeit wieder. Die Tour trägt dazu bei, für das Thema zu sensibilsieren und nicht wegzuschauen.

BIRGIT COLDEWEY

Mehr zum Thema auf: www.gebewo.de

Das „Café Achteck“, scherzhafte Bezeichnung für die grünlackierten Pissoirs für Herren mit achtecki- gem Grundriss, wie sie in Berlin um 1900 typisch waren. Hier am Gendarmenmarkt konnte Klaus Seilwinder sich allmorgentlich die Zähne putzen und eine Katzen- wäsche erledigen.

Der ehemalige Obdachlose Klaus Seilwinder und Lina Antje Gühne von der GEBEWO führen zusammen mit dem Historiker Harald Steinhau- sen durch das soziale Berlin.

Klaus Seilwinder lebte acht Jahre lang auf der Straße und erzählt heute auf einer besonderen Stadtrund- fahrt aus seinem bewegten Leben.

(Foto: Antje Görner)

Berlin aus anderer Perspektive

Obdachlosigkeit und Wohnungsnot ziehen sich durch die Geschichte Berlins. Anlässlich ihres 20-jährigen Jubiläums veranstaltet die GEBEWO - Soziale Dienste - Berlin 13 besondere Stadtrundfahrten. Von April bis Oktober 2014 führt der ehemalige Obdachlose Klaus Seilwinder zusammen mit dem professionellen Stadtführer und Historiker Harald Steinhausen Interessierte durch das soziale Berlin.

„Freiheit leben heißt,

aktiv für Demokratie

eintreten“

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Das Diakonische Werk Berlin-Brandenburg-schle- sische Oberlausitz hat am 22. Juni 2014 das 10-jährige Bestehen des Ehrenamtsprojektes Diakonie Haltestelle mit einem Festgottesdienst in der Zwingli-Kirche in Berlin- Friedrichshain gefeiert.

Barbara Eschen, Direktorin des Diakonischen Werkes, dankte in ihrer Predigt allen Ehrenamtlichen für ihren Dienst an der Ge- sellschaft: „Sie helfen, dass Menschen mit Demenz am Leben in Nachbarschaft und Gemeinde teilhaben können. Sie unter- stützen Angehörige. Sie tragen das Thema in die öffentlich- keit und machen Mut, sich damit auseinanderzusetzen. Gebe Gott, dass dieses Netzwerk noch vielen Menschen Glück und Zufriedenheit, Schutz und Begegnungen ermöglicht.“

Das Projekt Diakonie Haltestelle hat es sich zum Ziel gemacht, Menschen mit Demenz in Einzel- und Gruppenbetreuung zu begleiten und die Angehörigen zu entlasten. Dafür arbeiten 30 Koordinatorinnen und Koordinatoren an 40 Standorten mit mehr als 500 Ehrenamtlichen in Berlin und Brandenburg. In der Gesamtkoordination des Projekts begleitet das Diako- nische Werk die öffentlichkeitsarbeit, die Qualifizierung der Ehrenamtlichen und die Qualitätsentwicklung des Projektes.

Wie sind Sie zu Ihrem Ehrenamt bei der Haltestelle gekommen?

Frank Ponath: Ich bin gläubiger Christ und war schon länger im Besuchsdienst meiner Gemeinde aktiv. 2006 entdeckte ich nach einem Gottesdienst in der Kirche einen Flyer der Halte- stelle, der sofort mein Interesse geweckt hat. Ich meldete mich bei der Haltestelle und wurde bald zu einem ersten Informati- onsgespräch eingeladen. Bei Betreuungsgruppen und in einer Tagesklinik konnte ich praktisch ausprobieren, ob ich Men- schen mit Demenz wirklich begleiten möchte. In einem Basis- lehrgang habe ich gelernt, wie ich Distanz wahren kann und mich nicht aufopfere. Außerdem haben wir die Möglichkeit, uns fortzubilden mit Seminaren wie zum Beispiel „Der Umgang mit Abschied und Tod“.

Was sind Ihre Aufgaben? Was unternehmen Sie mit den Menschen?

Ponath: Ich bin sowohl in der Einzel- als auch in der Gruppenbetreuung tätig. Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen bei der Haltestelle gestalten wir alle 14 Tage die Zeit mit einer Gruppe, beispielsweise Spaziergänge, Ringe werfen, Sprachspiele. Es geht immer darum, das Sprechen und Erinnern zu aktivieren. Wir beginnen ein bekanntes Sprichwort wie „Der frühe Vogel fängt ...“ und alle rufen laut „den WURM“. Außerdem betreue ich samstags für ein bis zwei Stunden einen alten Herrn mit Demenz bei sich zu Hause. Manchmal essen wir ein Stück Kuchen, ich lese ihm vor, wir schauen fern oder gehen einfach nur hinaus in den Garten.

Welche Fähigkeiten muss man mitbringen, um mit Menschen mit Demenz zu kommu- nizieren?

Ponath: Wir sind kein Pflegepersonal und nur für Aktivierung und Freizeitgestaltung zuständig.

Man entwickelt ein besonderes Fingerspitzengefühl für die Bedürfnisse dieser Menschen. Man darf niemandem etwas überstülpen. Kein Besuch ist wie der vorige. Wenn jemand schlecht drauf ist, muss man das respektieren und ihn in Ruhe lassen. Wir sind aber nie allein, bei Schwierigkeiten können wir uns jeder Zeit an unsere Koordinatorin der Haltestelle wenden.

Was ist das Erfüllende an Ihrer Arbeit?

Ponath: Es ist so schön, kleine Erfolgserlebnisse zu beobachten, wenn jemand die Erfahrung macht: Ich weiß ja doch noch ’ne ganze Menge. Manchmal ist ein Gast aus der Gruppe zu Beginn schlecht drauf und hat keine Lust auf Singen. Sobald ein Lied angestimmt wird, ist er aber derjenige, der am lautesten mitsingt. Ich habe von den Menschen mit Demenz gelernt, mich an kleinen Dingen zu erfreuen und das Einfache wieder zu entdecken: die Wolke, die Sonnenblume. Ich bin nicht nur der Geber, ich bekomme viel zurück. Mein Schützling freut sich einfach nur, dass ich da bin, sagt „Ich mag dich“ – auch wenn er sich kurze Zeit später bereits nicht mehr an meinen Besuch erinnern können wird. Es zählt nur der Augenblick.

Das Interview führte BIRGIT COLDEWEY 14 Ehrenamt

Diakonie würdigt Ehrenamtsprojekt Haltestelle zur Betreuung von Menschen mit Demenz

Ehrenamt 15

Ehrenamtlicher bei der Haltestelle Diakonie:

„Ich bekomme viel zurück“

Frank Ponath, 53 Jahre alt, hauptberuflich Verwaltungsmitarbeiter im Auswärtigen Amt, ist seit acht Jahren als Ehrenamtlicher bei der Haltestelle Tempelhof-Schöneberg aktiv. Mit Diakonie für Sie sprach er über seine Erfahrungen.

10 Jahre Diakonie Haltestelle aus der Sicht von Friederike von Borstel (DWBO, links) und Christel Schumacher (Dozentin der Diakonischen Akademie). (Foto: Nils Bornemann/DWBO)

Koordinatoren und Ehrenamtliche beteiligten sich am Gottesdienst.

Durch die Liturgie führte Pfarrerin Friederike Pfaff-Gronau.

(Foto: Nils Bornemann/

DWBO)

Als Dankeschön an die Ehren- und Hauptamtlichen malten die Beteiligten gemeinsam ein Bild. Hier malt Diakoniedirektorin Barbara Eschen.

(Foto: Nils Bornemann/DWBO)

Frank Ponath betreut seit acht Jahren ehrenamtlich Menschen mit Demenz bei der Haltestelle Tempelhof- Schöneberg.

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Projektträger:

Kelompok studi dan pengem- bangan prakarsa masyaraka (KSPPM)

Finanzierungsbetrag (3 Jahre):

482.625,– Euro

Spendenkonto Brot für die Welt IBAN:

DE10 1006 1006 0500 5005 00 BIC:

GENODED1KDB

Bank für Kirche und Diakonie Weitere

Informationen SpenderInnenbetreuung Telefon:

030–820 97-111 Fax:

030–820 97-105 diakonie@dwbo.de

Kostenbeispiele:

50 Poster zum Thema Landkonflikt: 20,– Euro Informationsveranstaltung für 30 Kleinbauern: 50,– Euro 500 Broschüren zum Thema ökologischer Anbau:

68,– Euro

Indonesien. In Nordsumatra leidet die Landbevöl kerung zunehmend unter der ungebremsten Ausbeutung von Rohstoffen. Immer mehr Menschen werden von ihrem Land vertrieben. Die Organisation KSPPM klärt Klein- bauernfamilien über ihre Rechte auf und hilft ihnen bei der Umstellung auf ökologische Anbau methoden.

Die Gewitterwolken hängen tief, wie schwere Laken um- schließen sie die Berge und erloschenen Vulkane am Ufer des Tobasees. Es ist ein grauer Morgen, und als sich Alman Simbalon mit seinem klapprigen Motorrad auf den Weg zu seiner kleinen Kaffeeplantage am Rande des Dorfes Marom macht, setzt leichter Nieselregen ein. Simbalon, 37 Jahre alt, lange Haare, ist Vorsitzender der Kaffeebauern des Dorfes, einer Gruppe von 134 Bäuerinnen und Bauern, die durch ökologischen Anbau versuchen, ihre Lebenssituation zu verbessern. Das Bergdorf Marom ist ein bezaubernder Ort mit 1.100 Einwohnern, umgeben von Mango- und Avo- cadobäumen. Vier Stunden benötigt man mit dem Auto vom nächstgelegenen größeren Ort hierher, vier Stunden rumpelt der Wagen über schlecht asphaltierte Straßen und Feldwege, kracht in Schlaglöcher, versinkt im Schlamm.

Doch einmal angekommen, entschädigt der großartige Blick auf den Tobasee unten im Tal.

Fehlende Landtitel

Das Land, auf dem Simbalon seinen Kaffee anbaut, haben schon seine Vorfahren bearbeitet. Es gibt genug her, um die Familie zu ernähren und etwas Geld zurückzulegen: für die Schuluniformen der Kinder oder Reparaturen an seinem Motor rad. Die Familie kommt zurecht, nicht mehr, nicht weni- ger. Doch weil er für das Land, auf dem seine Kaffeebäume stehen und das seine Familie seit Generationen bebaut, keine Besitz urkunde hat, könnte Alman Simbalon schon bald Pro- bleme bekommen. Denn die indonesische Zentralregierung sieht Land wie seines als öffentliches Land an. Sie vergibt Konzessionen an Bergbau- und Papierfirmen, öffnet die Märk- te für private und ausländische Investoren. Für Kleinbauern wie Alman Simbalon hat dies oft verheerende Auswirkungen.

Im Nachbardorf, einige Kilometer bergab, wurden schon Bau- ernfamilien enteignet, ihr Besitz ging an eine Papierfabrik, ohne angemessene Entschädigung. Dort, wo vor Kurzem noch Kaf- feeplantagen blühten, stehen jetzt Eukalyptusbäume. Auch Simbalon muss fürchten, eines Tages von seinem Land vertrie- ben zu werden. Dass ihm die Regierung sein Land wegnehmen könnte, um es an große Konzerne zu vergeben, versteht er nicht. „Es ist doch genug Land für alle da“, sagt der Kleinbauer, während er die roten Kaffeebohnen von den Bäumen pflückt und in einen Weidenkorb wirft. Unterstützung erhält Alman Sim- balon von der indonesischen Hilfsorganisation KSPPM. Sie ist

16 Brot für die Welt Brot für die Welt 17

bereits seit 16 Jahren in der Region rund um den Tobasee aktiv und arbeitet dort mit 45 Bauernverbänden zusammen.

Mitarbeitende der Organisation veranstalten regelmäßig Work- shops, in denen sie sowohl über nachhaltige Anbaumethoden als auch über politische Zusammenhänge informieren. Außer- dem organisiert KSPPM öffentliche Diskussionsforen und Demonstra tionen, macht Presse- und Lobbyarbeit, um auf die prekäre Situation der Kleinbauern und -bäuerinnen aufmerk- sam zu machen.

Die Organisation hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: die Zivil- gesellschaft zu stärken und die Armut in der Region rund um den Tobasee in Nordsumatra zu bekämpfen. Denn obwohl sich die politische Situation in Indonesien im vergangenen Jahrzehnt verbessert hat, leben noch immer etwa fünfzehn Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze.

Kompost statt Kunstdünger

Dank der Unterstützung von KSPPM konnten Alman Simba- lon und die meisten Kaffeebäuerinnen und -bauern des Dorfes Marom aus dem Teufelskreis der Armut ausbrechen. Sie stell- ten auf ökologischen Anbau um und erschlossen sich neue Einkommensquellen. „Wir verwenden keinen Kunstdünger mehr, sondern selbst hergestellten Kompost. So sparen wir Geld und erhöhen zusätzlich den Ernteertrag.“ Stolz erzählt Simbalon, dass er jetzt auch Honigbienen züchtet, deren Nek-

tar in Fair-Trade-Läden in Sumatras Hauptstadt Medan ver- kauft wird. Er verschwindet im Dickicht und kehrt mit einer Holzkiste zurück. Bienen umsummen ihn, als er die Kiste öff- net und eine Wabe begutachtet. Er hält sie gegen das Licht, prüft die Farbe des Honigs, steckt den Finger hinein und dann in den Mund, während Bienen über seine Hand krabbeln.

Dann klappt Simbalon den Deckel des Holzkastens zu, schleckt die Honigreste vom Finger und entschuldigt sich. Er müsse jetzt los. Die Provinzregierung habe ihn eingeladen, einen Vortrag zu halten. Thema: Wie man Agrarland mit ökologischen Anbau- methoden besser bearbeiten kann. „Dass sich die Behörden überhaupt dafür interessieren, haben wir KSPPM zu verdanken“, sagt Alman Simbalon zum Abschied. Dann setzt er sich auf sein Motorrad, knattert ins Tal und verschwindet in den Wolken.

Text und Fotos: CARSTEN STORMER/BROT FÜR DIE WELT Weitere Informationen zu diesem Projekt unter:

www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/ksppm

3: ökologisch angebaut.

Kleinbauer Alman Simbalon präsentiert frisch geerntete Kaffeebohnen. Sie sind die Lebensgrundlage vieler Kleinbauernfamilien.

4: Starke Unterstützung.

Suryati Simanjuntak, Direk - torin von KSPPM, spricht zum Bauernverband des Dorfes Panduman und ermutigt die Menschen, für ihre Rechte einzustehen und das Land ihrer Ahnen zu verteidigen.

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Im Einklang mit der Natur

1: Zusätzliches Einkommen. Von den Erträ- gen des Kaffeeanbaus konnte sich Alman Simbalon eine Bienenzucht aufbauen.

2: Mit Unterstützung von KSPPM haben die Bewohner Maroms gelernt, organischen Dünger zu produzieren. Dieser Bauernver- band bekam von der Regierung 100 Mio.

Rupiahs. Davon bauten sie eine Lagerhalle, kauften eine Maschine, um organische Abfälle zu verarbeiten, und ein Motorrad, um den Kompost zu transportieren.

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In diesem Jahr feiert das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) sein 50-jähriges Jubiläum. Seit 1964 können Freiwillige zwi- schen 16 und 27 Jahren in Kitas, Krankenhäusern, Alten- pflegeheimen und einer Vielzahl anderer sozialer Einrich- tungen ihren Dienst an der Gesellschaft leisten und soziale Kompetenz erwerben. Mehr als 51.000 junge Menschen nutzen derzeit diese Chance.

Mit einer Festveranstaltung hat das Diakonische Werk die Frei- willigenarbeit gewürdigt. Diakoniedirektorin Barbara Eschen betonte in ihrer Andacht die vielfältigen, von Gott erhaltenen Gaben eines jeden Menschen: „Die Freiwilligen können ihre Gaben in der Begegnung auf freiwilliger Basis ganz neu entde- cken. Im Freiwilligendienst geht es um Geben und Nehmen und darum, einander gegenseitig zu dienen.“ Konsistorialprä- sident Ulrich Seelemann, Svenja Stadler (Mitglied des Bun- destages), Staatssekretärin Sigrid Klebba, Rainer Hub (Refe- rent Diakonie Deutschland für freiwilliges soziales Engagement und Freiwilligendienste) und Bundestagsabgeordneter (MdB) Dr. Fritz Felgentreu sprachen Grußworte, lobten die Freiwilligen und unterstrichen den unschätzbaren Wert, den ihr soziales Engagement für unsere Gesellschaft habe. Svenja Stadler dankte allen Einsatzstellen und hofft darauf, dass sich die Frei- willigendienste für alle Menschen öffnen und „echte Inklusion“

Wirklichkeit werden lassen. Staatssekretärin Sigrid Klebba be- zeichnete eine Demokratie ohne das soziale Engagement schlicht als „nicht lebensfähig“.

In Talkrunden mit ehemaligen ReferentInnen, ehemaligen und aktuellen FSJlerInnen wurde deutlich, dass das Ziel der Nach- wuchsgewinnung für den sozialen Bereich über ein FSJ Früch- te trägt. Sowohl der ehemalige Diakonische Helfer Thomas Boldin als auch die aktuellen FSJler Laura Brockelmann und

18 Theologischer Beitrag Freiwilligendienste 19

Henrik Bosse sind dankbar für die Zeit des „Sich Ausprobie- rens“. Thomas Boldin wurde durch die Arbeit als Diakonischer Helfer in seiner Entscheidung bestärkt, Sozialarbeiter zu wer- den. Auch Laura Bockelmann, die zur Zeit mit minderjährigen Flüchtlingen arbeitet, will in ihrer beruflichen Zukunft weiterhin mit jungen Menschen zusammenarbeiten, ebenso Henrik Bosse, der Lehrer werden möchte.

Der Kern des FSJ ist unabhängig vom Zeitgeist: Die jungen Menschen denken über ihre eigene Rolle in der Gesellschaft nach, werden mit Leid, aber auch dessen Bewältigung kon- frontiert. Auch die Einrichtungen profitieren, wenn jemand mit einem frischen Blick in eine Pflegeeinrichung kommt und die Dinge neu beurteilt. MdB Dr. Fritz Felgentreu wagte einen Blick in die Zukunft: „Wenn das FSJ nicht im Laufe der demo- grafischen Entwicklung und der alternden Gesellschaft zerrie- ben werden soll, muss ein neues Gesamtkonzept entwickelt werden, das zum Beispiel auch höheren Altersstufen und aus- ländischen Mitbürgern die Möglichkeit für ein FSJ eröffnet“.

Eins ist sicher: Das FSJ darf kein verordnetes Zwangsjahr werden und muss freiwillig bleiben.

BIRGIT COLDEWEY

Alle Informationen zum FSJ und die Möglichkeit der Online- Bewerbung finden Sie unter: www.fsj-dwbo.de

Diakonie feiert 60 Jahre Diakonisches Jahr und 50 Jahre Freiwilliges Soziales Jahr

V. l. n. r.: Konsistorialpräsident Ulrich Seelemann, DWBO-Vorstand Martin Matz, Svenja Stadler (MdB), Rainer Hub (Referent Freiwilligendienste Diakonie Deutschland), Barbara Eschen (Direkto- rin DWBO), Christel Buschke (Leiterin Freiwilligen- dienste/DWBO).

Ein Theaterstück von und mit FSJlerInnen spannte optisch und akkustisch den Bogen von 1954 über heute bis in die Zukunft.

Kontakt:

Christel Buschke, Leiterin Freiwilligendienste Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V.

Freiwilligenzentrum, Schönhauser Allee 141, 10437 Berlin Telefon: 030–440 308 312, buschke.c@dwbo.de

„Brot ist alles, was Not tut für Leib und Leben“

Ende September, Anfang Oktober wird in evangelischen Ge- meinden Erntedank gefeiert. Wir freuen uns an diesem Sonn- tag über die reiche Ernte, die uns auch in diesem Jahr wieder geschenkt wurde. Und wir wissen, dass wir sie nicht nur un- serer eigenen Arbeitskraft zu verdanken haben. Dies wird im Erntedanklied „Wir pflügen und wir streuen“ deutlich, das in vielen Gottesdiensten an diesem Morgen erklingt. „Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn“, heißt es dort. Und: „Er wickelt seinen Segen gar zart und künstlich ein und bringt ihn dann behände in unser Feld und Brot: Es geht durch unsere Hände, kommt aber her von Gott.“

Auf fast jedem Erntedankaltar wird an diesem Sonntag ein Laib Brot liegen. Aus dem Korn, das auf den Feldern ge- erntet wurde, wird schließlich Brot. In Deutschland haben wir ein ganz besonderes Verhältnis zum Brot. In keinem anderen Land gibt es mehr unterschiedliche Brotsorten. Kein anderes Lebensmittel hat für uns eine solche Symbolkraft. Erst recht in christlichem Verständnis. Auch für Martin Luther steht Brot für mehr als nur für ein Nahrungsmittel. Er schreibt im „Klei- nen Katechismus“ als Erklärung der Vierten Bitte des Vater- unser: „Brot ist alles, was Not tut für Leib und Leben.“

Und das ist dann doch deutlich mehr als „nur“ gesunde Ernährung. Für mich zählen auch dazu: ein Dach über dem Kopf, Zugang zu Wasser, Land und Nahrung, Gesundheit, Bildung, menschenwürdige Arbeit, politische und gesell- schaftliche Teilhabe, eine intakte Umwelt, Frieden, Liebe von Gott und den Mitmenschen. Das ist das „Brot“, das Men- schen zum Leben brauchen. Überall auf dieser Welt. Dass

Gott uns in Jesus Christus das Brot des Lebens geschenkt hat und die Quelle all dieser „Lebens-Mittel“ ist, dafür dan- ken wir – hoffentlich nicht nur an Erntedank.

Der Dank für diese Geschenke, die allen Menschen gelten, macht uns sensibel für das Unrecht, wenn Menschen der Zugang zu diesen Lebens-Mitteln verweigert oder versperrt wird. Dann müssen wir unsere Stimme zum Protest erheben und uns auf die Seite derer stellen, denen diese Lebens-Mit- tel vorenthalten werden. Wie dies gelingen kann, wird in die- sem Heft am Beispiel des von Brot für die Welt unterstützten Projektes in Nordsumatra beschrieben.

Apropos Brot für die Welt – nomen est omen: Die Gründe- rinnen und Gründer unseres evangelischen Werkes wussten schon, warum sie für dessen erste Aktion im Jahr 1959 gera- de diesen Namen wählten. Ein Name, der bis heute Pro- gramm und Verpflichtung ist – und zwar ganz im Sinne Luthers.

Ihnen ein gesegnetes Erntedankfest, Ihre

Pfarrerin

Cornelia Füllkrug-Weitzel Präsidentin Brot für die Welt

(Foto: Hermann Bredehorst/

Brot für die Welt)

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20 Rätsel

Kontenübersicht

Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg- schlesische Oberlausitz e.V.

Diakonische Aufgaben IBAN:

DE18 1002 0500 0003 2019 00 BIC:

BFSWDE33BER

Bank für Sozialwirtschaft

Brot für die Welt IBAN:

DE10 1006 1006 0500 5005 00 BIC:

GENODED1KDB

Bank für Kirche und Diakonie

Katastrophenhilfe IBAN:

DE94 1002 0500 0003 2048 00 BIC:

BFSWDE33BER

Bank für Sozialwirtschaft

Visualisierung der LICHTGRENZE © Kulturprojekte Berlin_ WHITEvoid / Christopher Bauder, Foto: Daniel Büche

Vorschau

Am 9. November 2014 jährt sich der Mauerfall zum 25. Mal. In Berlin wird das Jubiläum mit einer großen Zahl von Veranstaltungen begangen. Umfassendes Element ist eine symbolische Lichtgrenze: Auf einer Länge von ca. 15 km werden 8.000 illuminierte Ballons den Verlauf der ehemaligen Grenze und damit die Tei- lung Berlins und Deutschlands nachzeichnen. Lesen Sie mehr zu der Aktion in der nächsten Ausgabe.

Liebe Rätselfreunde,

es ist Erntedankzeit – Zeit, dankbar zu sein für die reichen Gaben Gottes. In dieser Ausgabe sind stilisierte Weizenhalme in verschiedenen Größen und Farben versteckt. Die Halme auf dem Foto unten bitte nicht mitzählen.

Haben Sie alle gefunden? Dann schicken Sie uns die Lösung auf dem Postweg an:

Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Ober- lausitz, Postfach 332014, 14180 Berlin oder per E-Mail an:

coldewey.b@dwbo.de

Es sind tolle Buchpreise zu gewinnen.

Einsendeschluss ist der 22. September 2014.

Referenzen

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