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Berlin Stadtumbaugebiet Ostkreuz Friedrichshain

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Academic year: 2022

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Berlin Stadtumbaugebiet Ostkreuz

Friedrichshain - Statusbericht 2010 / Aktualisierung des Stadtteilentwick- lungskonzeptes StEK

HERWARTH + HOLZ B E Z I R K S A M T FRIEDRICHSHAIN- K R E U Z B E R G

FACHBEREICH STADTPLANUNG

YORCKSTRASSE 4-11 10965 BERLIN

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Berlin

Friedrichshain-Kreuzberg

Stadtumbaugebiet Ostkreuz Friedrichshain –

Statusbericht 2010 / Aktualisierung des Stadtteilentwicklungs-

konzeptes StEK

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Impressum

Auftraggeber

Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg

Abteilung für Stadtentwicklung, Personal und Gleichstellung Fachbereich Stadtplanung

Yorckstraße 4-11, 10965 Berlin Matthias Peckskamp

Tel. 030 / 90298 - 2234, Fax 030 / 90298 - 3352 E-Mail: matthias.peckskamp@ba-fk.verwalt-berlin.de Katja Kaden

Tel. 030 / 90298 - 3228, Fax 030 / 90298 - 3352 E-Mail: katja.kaden@ba-fk.verwalt-berlin.de im Zusammenwirken mit:

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Referat IV B - Soziale Stadt

IV B 4 - Stadtumbau Ost Dirk Böttcher

Heidemarie Stüdemann

Tel. 030 / 90139 - 4861, Fax 030 / 90139 - 4801 E-Mail: heidemarie.stuedemann@senstadt.berlin.de Auftragnehmer

Herwarth + Holz, Planung und Architektur Schlesische Straße 27, 10997 Berlin Carl Herwarth v. Bittenfeld

Brigitte Holz Mitarbeit:

Thomas Fenske, Andreas Richter, Anne Volkmann, Renate Seiler, Kerstin Thurau

Tel. 030 / 61 654 78 - 0, Fax 030 / 61 654 78 - 28 E-Mail: kontakt@herwarth-holz.de

Berlin, April 2011

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Inhalt

1 Ausgangssituation und Aufgabenstellung ... 5

1.1 Ausgangssituation ... 5

1.2 Aufgabenstellung ... 5

2 Struktur und Veränderungen des Stadtumbaugebietes ... 6

2.1 Lage und Größe ... 6

2.2 Städtebauliche Struktur ... 8

2.3 Weitere Gebietskulissen... 12

2.4 Verflechtung mit dem Fördergebiet Ostkreuz Lichtenberg ... 12

2.5 Demografische Daten ... 13

2.6 Sozialstruktur... 15

2.7 Wohnen ... 17

2.8 Soziale Infrastruktur ... 19

3 Bewertung und Zusammenfassung bisheriger Stadtumbauaktivitäten ... 24

3.1 Überprüfung bisheriger Ziele und Maßnahmen ... 24

3.2 Maßnahmenübersicht bis 2010 ... 27

4 Ziele und Maßnahmenprioritäten für den kommenden Stadtumbauprozess ... 29

4.1 Handlungsrahmen – Potenziale / Chancen sowie Mängel / Risiken im Überblick ... 29

4.2 Ziele für den künftigen Stadtumbau ... 30

4.3 Maßnahmenprioritäten ab 2011 ... 31

4.4 Maßnahmen der Programmplanung 2011 ... 31

4.5 Maßnahmen ab 2012 ... 33

5 Ausblick ... 36

6 Weiteres Verfahren ... 37

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Abgrenzung des Stadtumbaugebiets Ostkreuz Friedrichshain, der LOR

Planungsräume und sonstiger Gebietskulissen ... 7

Abbildung 2: Planungsraum Weberwiese ... 10

Abbildung 3: Planungsraum Traveplatz ... 10

Abbildung 4: Planungsraum Boxhagener Platz ... 11

Abbildung 5: Planungsraum Stralauer Kiez ... 11

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Einwohner/innen gesamt 2005 und 2009 im Stadtumbaugebiet Ostkreuz Friedrichshain nach Altersgruppen... 14

Tabelle 2: Wanderung 2007 und 2008, Gesamtgebiet und Planungsräume ... 14

Tabelle 3: Einwohner/innen ohne deutsche Staatsangehörigkeit in Altersgruppen ... 16

Tabelle 4: Personen in Bedarfsgemeinschaften nach SGB II (0 bis unter 65 Jahre), Gesamtgebiet und Planungsräume, 2008 und 2009... 16

Tabelle 5: Schüler/innen an Schulen im Stadtumbaugebiet 2010 ... 22

Tabelle 6: Überprüfung bisheriger Ziele ... 24

Tabelle 7: Stadtumbaumittel Programmjahre bis 2010, nach Maßnahmenarten ... 28

Tabelle 8: Stadtumbaumittel Programmjahre bis 2010, nach Planungsräumen ... 28

Tabelle 9: Potenziale / Chancen sowie Mängel / Potenziale im Stadtumbaugebiet ... 29

Tabelle 10: Wesentliche Ziele für das Stadtumbaugebiet im Überblick ... 31

Tabelle 11: Maßnahmen der Programmplanung 2011 ... 32

Tabelle 12: Maßnahmen der Programmplanung 2012 ff. nach Prioritäten ... 34

Tabelle 13: Stadtumbaumittel Programmjahre bis 2010 / ab 2011 gesamt, nach Maßnahmenarten ... 36 Anlagenverzeichnis

Anlage 1: Liste Projekte bis 2010 Anlage 2: Plan Projekte bis 2010 Anlage 3: Liste Projekte ab 2011 Anlage 4: Plan Projekte ab 2011

Anlage 5: Liste Projekte bis 2010 / ab 2011 gesamt Anlage 6: Plan Projekte bis 2010 / ab 2011 gesamt

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1 Ausgangssituation und Aufgabenstellung 1.1 Ausgangssituation

2002 wurde ein bezirksübergreifendes Gebiet rund um das Ostkreuz in das Programm Stadt- umbau Ost aufgenommen.

Erste konzeptionelle Grundlage für das Stadtumbaugebiet war das 'Stadtteilkonzept Ostkreuz Berlin Friedrichshain-Kreuzberg / Lichtenberg'1 als Ergebnis des bundesweiten Stadtumbau- wettbewerbs 2002. Im Ergebnis umfangreicher Analysen war die Handlungsstrategie umfas- send dargelegt. Sie umfasste in Abwägung zueinander sowohl Aspekte der Wohnentwicklung, der Grünversorgung, der Verbesserung der verkehrlichen Situation und des öffentlichen Raums als auch die Neustrukturierung von Gemeinbedarfseinrichtungen.

2006 wurde eine 'Aktualisierung des Stadtteilentwicklungskonzeptes für das Fördergebiet Ost- kreuz' erarbeitet.2 Darin wurde eine Überprüfung der bisherigen Handlungsstrategie und der Wirkung der umgesetzten Maßnahmen auf Basis kleinräumig abgegrenzter Quartiere vorge- nommen. Für diese wurden bauliche, freiräumliche und nutzungsstrukturelle Ziele abgeleitet.

Gegenstand der Untersuchung war auch das 'Ergänzungsgebiet' zwischen Wedekindstraße und Straße der Pariser Kommune, das zwar formal nicht zum Stadtumbaugebiet gehört, aber wichtige soziale Einrichtungen aufweist, deren Einzugsbereiche im Gebiet liegen.

2008 wurden im Rahmen einer Studie zum Stadtumbau Ost in Berlin Aussagen zur strategi- schen Neuausrichtung des Programms für die zweite Förderperiode 2010 bis 2016 getroffen.3 Darin wurden für alle Gebiete die jeweiligen Integrierten Stadtteilentwicklungskonzepte und die aktuellen demografischen Entwicklungen untersucht. Anhand vergleichbarer Indikatoren wur- den Empfehlungen für die Fortführung des Stadtumbaus in den Gebieten getroffen. Erstmals erfolgte hier eine getrennte Betrachtung der Teilbereiche Ostkreuz Friedrichshain und Ostkreuz Lichtenberg (jedoch ohne die jeweiligen 'Ergänzungsgebiete'). Die Studie empfiehlt eine weite- re Förderung beider Gebietsteile. Im Bereich Ostkreuz Friedrichshain soll die Entwicklung als beliebtes Wohngebiet stabilisiert werden. Der Trend der Abwanderung von Familien mit schul- pflichtigen Kindern soll vor allem durch eine Stärkung der sozialen Infrastruktur, aber auch durch die Neuanlage von Grünflächen und die Schaffung differenzierter Wohnungsangebote aufgehal- ten werden. Als räumliche Schwerpunkte werden Warschauer Platz, Boxhagener Platz / Trave- platz und Stralauer Kiez genannt.

Der bisherige Stadtumbauprozess war vor allem durch den Abriss nicht mehr benötigter sowie die Sanierung und Modernisierung zu erhaltender Einrichtungen der Sozialen Infrastruktur ge- prägt. In einem Rundschreiben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung vom 11.05.2010 an die zuständigen Bezirksstellen wurde darauf hingewiesen, dass die Stadtumbaumittel ange- sichts der veränderten demografischen Bedingungen und des nach wie vor nicht unerheblichen Sanierungs- und Erneuerungsbedarfs auch weiterhin in erster Linie für die Sicherung einer aus- reichenden infrastrukturellen Versorgung der Kinder und Jugendlichen und die Schaffung von Bleibeanreizen für Familien und Kindern eingesetzt werden sollen.

1.2 Aufgabenstellung

Im Statusbericht 2010 / Stadtteilentwicklungskonzept (StEK) erfolgen eine kurze Evaluation der bislang im Rahmen des Stadtumbaus geförderten Maßnahmen sowie die Formulierung we- sentlicher Leitziele und Handlungsfelder für den künftigen Stadtumbauprozess. Das Konzept

1 Bearbeitung: Arbeitsgemeinschaft PLANUNGSKONTOR für Städtebau und Ortsentwicklung / Berlin Stattbauhof gGmbH im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Berlin 2002.

2 Bearbeitung: Arbeitsgemeinschaft WOHNSTATT Gesellschaft für Stadt- und Projektentwicklung mbH / Machleidt + Partner im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Berlin 2006.

3 Stadtumbau Ost, Neuausrichtung des Programms im Land Berlin, Bearbeitung: Arbeitsgemeinschaft Planerge- meinschaft / empirica ag im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Berlin 2008.

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baut auf den bisherigen Stadtteilentwicklungskonzepten auf und dient damit der Formulierung des künftigen räumlichen und inhaltlichen Handlungsrahmens sowie als Grundlage zur Festle- gung von Prioritäten der Förderung.

Der Erarbeitung des Statusberichtes / StEK liegen folgende Arbeitsschritte zugrunde:

– Auswertung grundlegender statistischer Daten zur Abbildung demografischer und sozialer Entwicklungen (belegbare Grundlage der positiven Wirkung der Stadtumbaumaßnahmen bzw. des weiteren Handlungsbedarfs),

– Bilanzierung und kritische Bewertung der bisher durchgeführten Maßnahmen in räumlicher und inhaltlicher Hinsicht / Überprüfung der Erfüllung der in den früheren Stadtentwick- lungskonzepten formulierten Ziele,

– Einbeziehung / Modifizierung der strategischen Ziele aus den Konzepten 2002, 2006 und 2008, dabei Fokussierung auf das westliche Stadtumbaugebiet (bislang gemeinsame Be- trachtung von Ostkreuz Friedrichshain und Ostkreuz Lichtenberg),

– Formulierung eines Leitbildes / von Leitzielen für das Stadtumbaugebiet; Aufzeigen künftiger Handlungsschwerpunkte in Ableitung der bisherigen Schwerpunkte,

– konkrete Benennung und Darstellung wesentlicher Maßnahmen zur Erfüllung der Leitziele und der Handlungsschwerpunkte, darin Einbeziehung der für die Programmjahre 2011 / 2012 ff. festgelegten bzw. anvisierten Maßnahmen mit Prioritätenabstufung und über- schlägiger Kostenübersicht.

2 Struktur und Veränderungen des Stadtumbaugebietes 2.1 Lage und Größe

Das Stadtumbau-Gebiet Ostkreuz Friedrichshain befindet sich in der östlichen Berliner Innen- stadt im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, Stadtteil Friedrichshain. Mit einer Gesamtfläche von ca. 289 ha erstreckt sich das Gebiet zwischen dem S-Bahn-Ring im Osten, der Wedekind-, Las- dehner und Helsingforser Straße im Westen, der Karl-Marx- / Frankfurter Allee im Norden und der Stralauer Allee im Süden. Das Stadtumbaugebiet ist fast deckungsgleich mit den vier LOR- Planungsräumen4 Stralauer Kiez (108 ha (ohne Spree-Anteil)), Boxhagener Platz (87 ha), Trave- platz (78 ha) und Weberwiese (54 ha). Der Planungsraum Weberwiese umfasst ein ca. 26 ha großes Gebiet zwischen Wedekindstraße, Lasdehner Straße, Rüdersdorfer Straße und Straße der Pariser Kommune, das nicht zur Gebietskulisse des Stadtumbaus gehört, jedoch im Hinblick auf infrastrukturelle Angebote für das Stadtumbaugebiet bedeutsam ist (hier liegen einige reali- sierte bzw. geplante Stadtumbaumaßnahmen). Das Stadtumbaugebiet liegt in Zentrumsnähe, ca. 4 km entfernt vom Alexanderplatz. Im Süden grenzt es an den als 'Mediaspree' bezeichne- ten dynamischen Entwicklungsraum an der Stadtspree an.

4 Das System der LOR (Lebensweltlich orientierte Räume) bildet seit 2006 die statistische Grundlage der sozial- raumorientierten Fachplanungen in Berlin. Auf der unteren Ebene ist das Stadtgebiet flächendeckend in 447 Pla- nungsräume untergliedert. Nächsthöhere Ebene sind die 134 Bezirksregionen, die wiederum zu 60 Prognoseräu- men zusammengefasst sind.

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Abbildung 1: Abgrenzung des Stadtumbaugebiets Ostkreuz Friedrichshain, der LOR Pla- nungsräume und sonstiger Gebietskulissen5

Stadtumbaugebiet Ostkreuz Friedrichshain LOR Planungsräume

Sanierungsgebiete Warschauer Straße (bis 2011) und Traveplatz-Ostkreuz (aus Sanierung entlassen) Milieuschutzgebiet Boxhagener Platz

5 Quelle: Herwarth + Holz, Planung und Architektur, Kartengrundlage: Karte von Berlin 1:5.000 (K5), Herausgeber:

Bezirksämter von Berlin, Vermessung

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Die Gesamteinwohnerzahl in den vier Planungsräumen liegt bei 51.636 Einwohner/innen (Stand 31.12.2009, inkl. des kompletten Bereichs des Planungsraums Weberwiese)6, wobei sich die Einwohner/innen vor allem in den Planungsräumen Traveplatz und Boxhagener Platz konzentrie- ren. Mit einer Bevölkerungsdichte von rund 17.900 Einwohner/innen pro Quadratkilometer liegt der Bereich der vier Planungsräume deutlich über der Bevölkerungsdichte des Gesamtbezirks Friedrichshain-Kreuzberg als Bezirk mit der höchsten Einwohnerdichte Berlins (13.442 Einwoh- ner/innen pro Quadratkilometer).

Die Erschließung des Gebietes durch den öffentlichen Nahverkehr wird durch die S-Bahn (Stadtbahn und Ring), die U-Bahn-Linie U5, durch die Straßenbahnlinien M10, M13 und 21 so- wie mehrere Buslinien gewährleistet.

2.2 Städtebauliche Struktur

Bei dem Gebiet Ostkreuz Friedrichshain handelt es sich um ein insgesamt städtebaulich hete- rogenes Gebiet, das jedoch größere homogen strukturierte Teilgebiete (Kieze) aufweist. Der überwiegende Teil des Wohnungsbestandes im Gebiet ist mittlerweile saniert, was zu der posi- tiven Entwicklung der Einwohnerzahlen in den letzten Jahren beigetragen hat.

Die beiden Gebiete rund um den Traveplatz und den Boxhagener Platz sind relativ geschlosse- ne gründerzeitliche Altbauquartiere. Hier lässt sich eine starke Homogenität in der Bebauungs- struktur feststellen, die geschlossenen Blockränder sind nur an wenigen Stellen perforiert.

Nach Süden wird die geschlossene Struktur aufgebrochen, d.h. sie weist insbesondere im Übergang zum Gelände des ehemaligen Reichsbahn-Ausbesserungswerkes und der Stadt- bahnstrecke auffällige Lücken und unstrukturierte Flächen auf. Hier versammeln sich unter- schiedlichste Funktionen und Nutzungen, von Zwischennutzungen, Wagenburg und Brachflä- chen über etablierte Akteure im Kultur- und Freizeitbereich bis hin zu Supermärkten, Kleinge- werbe und sozialen Infrastruktureinrichtungen. Vereinzelt findet hier auch Wohnungsneubau statt.

Das Gebiet ist insgesamt durch eine kleinteilige Nutzungsmischung gekennzeichnet, wobei die Wohnnutzung überwiegt. Mit seinen zahlreichen gastronomischen Einrichtungen ist es Anzie- hungsort vor allem für ein junges Publikum. Mit den Stadtplätzen Comeniusplatz, Traveplatz, Boxhagener Platz, Wismarplatz, Lenbachplatz und Wühlischplatz ist das Grün- und Freiflächen- angebot im Gebiet nur sehr gering. In der Folge ist der öffentliche Raum einem starken Nut- zungsdruck ausgesetzt. Zum Teil führt die starke Frequentierung zu Nutzungskonflikten und Problemen bei der Pflege und Unterhaltung.

Im Norden wird das Gebiet durch die Frankfurter Allee begrenzt. Zusammen mit der War- schauer Straße am westlichen Rand gehört sie zu den wichtigen Geschäftsstraßen im Bezirk.

Die Warschauer Straße, die Wühlischstraße, die Grünberger und die Boxhagener Straße erfül- len mit ihren vielfältigen Gewerbe- und Nahversorgungsangeboten eine wichtige Versorgungs- funktion, die über die Waren des täglichen Bedarfs deutlich hinaus geht. Beide Straßen sind gleichzeitig auch durch ein hohes Verkehrsaufkommen geprägt.

Östlich liegen neben der Ringbahntrasse auch die Vorhalteflächen für den Weiterbau der A 100.

Die Planungen der Autobahn bergen ein hohes Konfliktpotenzial für das Gebiet, da hiermit eine starke Einschränkung der Wohnumfeldqualität einhergehen kann.

6 Angaben zur Bevölkerungszahl und -struktur werden auf Ebene der lebensweltlich orientierten Räume, Planungs- räume getätigt. die Planungsräume LOR 02050801 Traveplatz und LOR 02050802 Boxhagener Platz liegen voll- ständig im Stadtumbaugebiet. Abweichungen ergeben sich beim LOR 02040702 Weberwiese, (umfasst nur Teile des Stadtumbaugebietes) und beim LOR 02050803 Stralauer Kiez (umfasst zusätzlich das Gebiet zwischen Stra- lauer Allee und Spree, wo es jedoch keine Wohnnutzung gibt, wodurch in den Daten keine Abweichung vom Stadtumbaugebiet entsteht). Aussagen zur Bevölkerungszahl und -struktur betreffen immer, soweit nicht anders gekennzeichnet, die vier LOR Planungsräume (vgl. Abb. 1.). Hieraus ergeben sich zwar statistische Differenzen, die jedoch mit dem Ziel des Aufzeigens von generellen Entwicklungstendenzen im Stadtumbaugebiet vernachlässigbar sind.

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Der Stralauer Kiez ist aufgrund seiner Insellage zwischen Stadtbahntrasse und Spree vom rest- lichen Gebiet relativ isoliert. Die einzige direkte Verbindung zu den nördlich angrenzenden Be- reichen stellt die Modersohnbrücke dar. An der Warschauer Straße ist der Zugang für den nor- malen Verkehr nur über die Stralauer Allee gegeben. Am Ostkreuz muss ein Umweg über die Victoriastadt in Lichtenberg gemacht werden, um in die nördlichen Bereiche des Stadtumbau- gebietes zu gelangen. Trotz dieser Insellage erfreut sich das Gebiet zunehmender Beliebtheit.

Die städtebauliche Struktur im Stralauer Kiez ist uneinheitlich, neben einzelnen gründerzeitlich geprägten Abschnitten finden sich in größerem Umfang auch Plattenbauten in Zeilenbauweise.

Gleichzeitig ist der Kiez durch größere zusammenhängende Freiflächen geprägt. Dazu gehören neben der Grünanlage Rudolfplatz auch mehrere Sportplätze, ein Schulgarten und weitläufige Brachflächen. An den Rändern ist Gewerbe die bestimmende Nutzung. Im westlichen Teil fin- det sich mit der Oberbaum-City ein attraktiver und bekannter Büro- und Dienstleistungsstand- ort.

Das Teilgebiet Weberwiese mit dem stark frequentierten Comeniusplatz ist als Scharnier zwi- schen den gründerzeitlich geprägten Blockrandquartieren im östlichen Teil und den durch Nachkriegsbebauung geprägten Arealen zu sehen. Im Übergang zur Stadtbahntrasse im Süden liegt der ehemalige Wriezener Bahnhof. Das Teilgebiet ist fast ausschließlich durch Wohnnut- zung geprägt.

Das Gebiet im Westen des Planungsraums Weberwiese, in dem aufgrund seiner Bedeutung für das Stadtumbaugebiet insbesondere soziale Infrastruktureinrichtungen mit Stadtumbau- Mitteln gefördert werden, weicht hinsichtlich der städtebaulichen Struktur stark vom restlichen Gebiet ab. Im Norden ist es von unter Ensembledenkmalschutz stehenden Bauten der Karl- Marx-Allee geprägt, im Südwesten von Plattenbauten im WBS 70-Stil begrenzt. Dazwischen finden sich einzelne Reste einer gründerzeitlichen Bebauung. Im Quartier, das fast ausschließ- lich durch Wohnnutzung geprägt ist, liegen mehrere Kindertagesstätten, deren Einzugsbereich in das Stadtumbaugebiet reicht.

Das Stadtumbaugebiet ist insbesondere im Planungsraum Boxhagener Platz durch eine kleintei- lige Gewerbestruktur geprägt. Aufgrund einer hohen Publikumsfrequenz und Kaufkraft konnten sich hier differenzierte Angebote etablieren. Ein Publikumsmagnet ist der Wochenmarkt auf dem Boxhagener Platz.

Über das gesamte Gebiet verteilt finden sich aufgrund der City-Nähe Hotels und andere Beher- bergungsbetriebe, die zu einer zunehmenden Präsenz von Touristen führen. Hieraus resultiert auch ein vielfältiges und stark frequentiertes gastronomisches Angebot. Die kulturellen und freizeitbezogenen Angebote konzentrieren sich, mit Ausnahme des Kinos 'Intimes', im Wesent- lichen entlang der Stadtbahntrasse. Hier befinden sich etliche Veranstaltungsorte und Clubs, die zusammen mit der Gastronomie überörtliche Anziehungskraft besitzen und zu einer nächtlichen Belebung beitragen. Auf dem Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks hat sich mit dem Verein RAW-Tempel ein Cluster unterschiedlicher soziokultureller Angebote etab- liert, der weit über Friedrichshain hinaus bekannt ist.

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Abbildung 2: Planungsraum Weberwiese7

Blick von Norden auf die Marchlewskistraße; rechts unten: Dathe-Oberschule; rechts oben:

ehemaliger Wriezener Bahnhof (künftiger Grünzug)

Abbildung 3: Planungsraum Traveplatz

Blick von Süden auf das Quartier zwischen Traveplatz (links am Bildrand) und S-Bahn-Gleisen (rechts)

7 Quellen Abbildungen 2 bis 5: www.bing.com.

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Abbildung 4: Planungsraum Boxhagener Platz

Blick von Süden auf das Quartier rund um den Boxhagener Platz (Mitte)

Abbildung 5: Planungsraum Stralauer Kiez

Blick von Osten; unten: Zwinglikirche und Rudolfplatz; oben links: Stralauer Allee / Spreeufer

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2.3 Weitere Gebietskulissen

Innerhalb des Fördergebietes liegen die beiden Sanierungsgebiete Warschauer Straße und Traveplatz-Ostkreuz. Hier wurden bereits seit 1994 öffentliche und private Sanierungsmaßnah- men unterstützt, die sich inhaltlich wie räumlich mit den Stadtumbaumaßnahmen ergänzen.

2010 wurde das Sanierungsgebiet Traveplatz-Ostkreuz aufgehoben, für das Gebiet Warschauer Straße soll dies 2011 erfolgen.

Aufgrund der angespannten Haushaltslage des Landes Berlin und des hohen erreichten Sanie- rungsstands wurde die Förderung der Instandsetzung und Modernisierung von Wohngebäuden mit dem Haushaltsplan für das Jahr 2002 eingestellt. Seitdem konzentriert Berlin die Mittel auf öffentliche Aufgaben, was verstärkt Investitionen in die öffentliche Infrastruktur und in öffentli- che Freiflächen zur Folge hat. Zu den Kernaufgaben der Stadterneuerung gehören seither – die Verbesserung der lokalen sozialen und kulturellen Infrastruktur (Grundschulen, Kitas,

Einrichtungen für Jugendliche),

– die Aufwertung des öffentlichen Raums zur Erhöhung der Gestalt- und Aufenthaltsqualität (Straßen, Plätze, Spielplätze)8 sowie

– ab dem Jahr 2001 eine verstärkte Orientierung an ökologischen Entwicklungszielen.9 Diese Leitziele der Stadterneuerung spiegeln sich aktuell auch im Sanierungsgebiet War- schauer Straße wider (Modernisierung öffentlicher Einrichtungen, Ausgleich des existierenden Grün- und Freiflächendefizits). Sie haben in den letzten Jahren auch im Sanierungsgebiet Tra- veplatz-Ostkreuz eine zentrale Rolle gespielt. Für die Sanierungsgebiete wurden die Ziele er- reicht, so dass die Voraussetzungen für die Entlassung aus dem Sanierungsstatus gegeben waren bzw. sind. Insgesamt kommt es zu einer starken Korrespondenz mit den Zielen des Stadtumbaus, die sich teilweise auch in einer Bündelung und Ergänzung von Fördermitteln bei einzelnen Projekten bemerkbar machen.

Das Quartier rund um den Boxhagener Platz wurde von 1999 bis Ende 2008 durch das Pro- gramm 'Soziale Stadt' unterstützt. Neben zahlreichen nicht-investiven sozialen Maßnahmen wurden viele bauliche Projekte, wie Sanierungsmaßnahmen an Schulen und Kitas und die Auf- wertung von öffentlichen Räumen, umgesetzt. Seit dem Jahr 2005 bis zur Entlassung Ende 2008 wurde das Quartiersmanagement, unterstützt durch das Bezirksamt, in einem bewohner- getragenen Verfahren weitergeführt. Es konnte seitdem verstetigt werden.

Seit 1999 ist ein vom ehemaligen Quartiersmanagement abweichendes Gebiet um den 'Box- hagener Platz' als bislang einziges Quartier im Ortsteil Friedrichshain als Milieuschutzgebiet festgesetzt. Das Gebiet weist eine Größe von etwa 36 ha mit rund 12.000 Einwohnern auf.

2.4 Verflechtung mit dem Fördergebiet Ostkreuz Lichtenberg

Die beiden Teilgebiete Ostkreuz Friedrichshain (West) und Ostkreuz Lichtenberg (Ost) weisen eine deutliche räumliche Trennung durch die S-Bahn-Ring-Trasse sowie unterschiedliche städ- tebauliche Strukturen auf. Insofern ist eine gemeinsame Betrachtung und ein Abgleich der Entwicklungsziele in beiden Gebieten nur bedingt sinnvoll.

Als Gemeinsamkeit lässt sich festhalten, dass in beiden Gebieten in den letzten Jahren ein Anstieg der Bevölkerung zu verzeichnen ist, der jedoch in Ostkreuz Friedrichshain wesentlich stärker ausfiel. Die Leerstandsquote liegt in beiden Gebieten bei etwa 7,5 %. In beiden Gebie- ten zeigt sich ein erheblicher Erneuerungsbedarf der sozialen Infrastruktur, der jedoch im Ge- biet Ostkreuz Friedrichshain flächendeckend stärker ausgeprägt ist. Im Gegensatz zum Gebiet Ostkreuz Friedrichshain mit steigenden Wachstumsraten von Einzelhandel und Gastronomie ist

8 Leitsätze zur Stadterneuerung für die Sanierungsgebiete in Berlin, Senatsbeschluss Nr. 2334/05 vom 1. Februar 2005, unter: stadtentwicklung.berlin.de/wohnen/stadterneuerung/de/leitsaetze/index.shtml.

9 Vgl. Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin, Beschluss vom 29.05.2001 zu den ökologischen Sanierungs- zielen für die Sanierungsgebiete in Friedrichshain

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in Ostkreuz Lichtenberg Stagnation bzw. Rückgang der Einrichtungen festzustellen (nur im Gebiet Kaskelstraße ist ein positiver Entwicklungsprozess kleiner Läden und Gastronomieein- richtungen vorhanden).10 Bezüglich der Einzugsbereiche von Schulen und Kitas sind nach heuti- gen Erkenntnissen keine Überschneidungen gegeben.

Wenn die Planungen für die nordsüdverlaufende A 100 wie vorgesehen umgesetzt werden, würde sich die räumliche Trennung zwischen den beiden Gebieten verschärfen.

Die Verflechtung der beiden Stadtumbaugebiete ist auch über die Gemeinschaftsinitiative Ur- ban II der Europäischen Union gegeben: Das Gebiet 'Rund um das Ostkreuz' war im Zeitraum von 2000 bis 2008 Programmgebiet der Initiative. In diesem Rahmen wurden auf Lichtenberger Seite die Quartiere Frankfurter Allee Süd, Victoriastadt und Weitlingstraße, auf Friedrichshainer Seite das Quartier Stralauer Kiez (inklusive dem Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesse- rungswerkes) unter dem Motto 'Barrieren überwinden' entwickelt und vernetzt. Ziel war, eine Verknüpfung der einzelnen Quartiere durch arbeitsmarktrelevante, wirtschaftliche, stadträumli- che, ökologische, soziale, kulturelle und kommunikative Maßnahmen zu erreichen. Das Pro- gramm konnte merkliche Erfolge in Hinblick auf den Stadtraum, die Einwohnerstruktur, den Leerstand und die Attraktivität verzeichnen. Im Rahmen von Urban II wurden Entwicklungen angestoßen und Synergien zum Stadtumbau hergestellt. Zu den erfolgreichen Projekten im Teilgebiet Friedrichshain gehörten:

– Kulturgewerbliches Projekt- und Gründerzentrum im RAW-Tempel, – Bürgermitwirkung bei der Gestaltung des Rudolfplatzes,

– Künstlerische Platzgestaltung auf dem Persiusplatz,

– Aufwertung des RuDi, Stadtteil- und Nachbarschaftszentrum im Inspektorenhaus, – Stadtteilmarketing in Stralau,

– Lasker-Sportanlage, Neubau eines Funktionsgebäudes, – Sportprojekt für Jugendliche auf der Lasker Sportanlage, – Umbau der Corinthstraße zur Fahrradstraße,

– Lasker Wiese, Anlage eines Bürgerparks und eines interkulturellen Gartens.

2.5 Demografische Daten

Die Bevölkerung in den vier Planungsräumen umfasst 51.636 Einwohner/innen (Stand:

31.12.2009).11 Gegenüber dem Jahr 200512 ist die Bevölkerung um 2.848 Einwohner/innen, d.h.

6 % angestiegen. Im Vergleich zum Jahr 2008 war allerdings ein Rückgang von 231 Personen zu verzeichnen.

Einen deutlichen Anstieg erfuhr insbesondere die Altersgruppe der 25- bis 45-Jährigen(vgl.

Tabelle 1). Diese Altersgruppe ist überproportional stark vertreten (56 % aller Einwohner/innen in den vier Planungsräumen 2009; 2005 noch 54 %). Ursachen der Beliebtheit liegen in der Innenstadtnähe, der lebendigen Kultur- und Gastronomieszene und der in weiten Teilen durch- geführten Sanierung von Wohngebäuden und öffentlichen Räumen. Auch die Zahlen der 45- bis 65-Jährigen und der Kinder bis 6 Jahren haben sich von 2005 bis 2009 erhöht. Bei der Alters- gruppe der 18- bis unter 25-Jährigen sind Rückgänge (- 770 EW) zu verzeichnen. Die Zahl der Älteren über 65 Jahren ist relativ stabil (+ 28 Personen).

Die einzelnen Planungsräume weisen in der Altersstruktur zum Teil gravierende Abweichungen auf. Im Planungsraum Weberwiese ist der Anteil der Älteren mit 13,5 % zwei- bis dreimal so

10 Vgl. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (2009): Stadtumbau Ost. Neuausrichtung des Programms in Berlin.

11 Datengrundlage: LOR Planungsräume. Da das Stadtumbaugebiet fast deckungsgleich mit den vier Planungsräumen ist, erlaubt die Auswertung der für die Planungsräume umfangreich vorliegenden statistischen Daten auch das Auf- zeigen von Entwicklungen im Stadtumbaugebiet.

12 Die demografische Entwicklung wird anhand der Jahre 2005 und 2009 aufgezeigt, da diese einen Vergleich der selben statistischen Raumeinheiten (LOR) erlaubt. Vor 2005 wurden Verkehrszellen zugrundegelegt.

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hoch wie in den restlichen Planungsräumen (zwischen 4,8 und 8,9 %). Der Anteil der Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahren fällt hier ebenfalls niedriger (9,8 %) aus. Hier ist der Unter- schied mit nur 0,2 bis 1,6 Prozentpunkten allerdings weit weniger gravierend.13

Im Monitoring Soziale Stadtentwicklung14 wird deutlich, dass das Wanderungsvolumen15 in allen Planungsräumen überdurchschnittlich hoch ist. Es liegt bei etwa 43 % der Einwoh- ner/innen (Durchschnitt Berlin: 27,4 %). Das hohe Wanderungsvolumen ist Ausdruck von ra- schen Veränderungen in der sozialen Zusammensetzung im Stadtgebiet.

Im Monitoring zeigt sich auch, dass bei einem insgesamt positiven Wanderungssaldo in allen Planungsräumen der Wanderungssaldo von Kindern unter 6 Jahren überall negativ ist (- 8,8 % aller Einwohner/innen unter 6 Jahren). Der Fortzug von Kindern unter 6 Jahren ist dabei we- sentlich höher (zwischen 19,1 % und 25,4 %) und wird nur durch den gleichzeitigen Zuzug junger Familien ausgeglichen. Obwohl sich die Attraktivität des Gebietes für junge Familien erhöht hat, wandert ein Teil der Familien vor der Einschulung der Kinder wieder aus dem Gebiet ab.16

Tabelle 1: Einwohner/innen gesamt 2005 und 2009 im Stadtumbaugebiet Ostkreuz Fried- richshain nach Altersgruppen17

Altersgruppe 31.12.2005 in % 31.12.2009 in % Differenz in %

0 - < 6 Jahre 2.476 5 2.898 6 + 422 + 1

6 - < 18 Jahre 2.921 6 2.613 5 - 308 - 1

18 - < 25 Jahre 6.758 14 6.296 12 - 462 - 1

25 - < 45 Jahre 26.398 54 28.998 56 + 2.600 + 5

45 - < 65 Jahre 6.746 14 7.314 14 + 568 + 1

65 - < 80 Jahre 2.727 5 2.750 5 + 23 0

80 Jahre und älter 762 2 767 2 + 5 0

Summe 48.788 100 51.636 100 + 2.848 + 6

Tabelle 2: Wanderung 2007 und 2008, Gesamtgebiet und Planungsräume Planungs-

raum Einwohner (EW)

am 31.12.2008 Wanderungsvolu- men 31.12.2007 - 31.12.2008 in Zu- und Fortzügen pro 100 EW

Wanderungssaldo 31.12.2007 - 31.12.2008 in % der EW

Wanderungssaldo 31.12.2007 - 31.12.2008 von Kindern < 6 Jahren in % der EW unter 6 Jahren

02040702

Weberwiese 9.968 34,6 + 0,6 - 8,1

02050801

Traveplatz 17.312 46,3 + 0,6 - 7,1

02050801 Boxhagener Platz

18.434 45,0 + 0,4 - 10,9

02050801

Stralauer Kiez 6.153 41,4 + 1,2 - 8,6

Gesamt 51.867 43,0 + 0,6 - 8,8

13 Vgl. Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2009.

14 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Monitoring Soziale Stadtentwicklung Berlin 2009.

15 Das Wanderungsvolumen kennzeichnet die Summe aller Zu- bzw. Fortzüge innerhalb eines bestimmten Zeitraums.

Mit dem Wanderungsvolumen wird die Häufigkeit von Umzügen und damit die Dynamik und das Ausmaß von Ver- änderungen innerhalb eines Gebiets ausgewiesen. Gebiete mit hohem Wanderungsvolumen sind durch über 40 Zu- bzw. Fortzüge pro 100 EW und Jahr gekennzeichnet. Gebiete mit niedrigem Wanderungsvolumen zeichnen sich durch eine höhere Stabilität aus.

16 Vgl. Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2009

17 Alle Prozentangaben sind gerundet.

(16)

2.6 Sozialstruktur

Das Stadtumbaugebiet weist im Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2009 einen mittleren Statusindex und einen mittleren Entwicklungsindex auf. Dabei bestehen zwischen den einzel- nen Teilgebieten Abstufungen, die jedoch nicht gravierend sind (Rangplätze bezüglich Entwick- lungsindex der Planungsräume in Berlin: Weberwiese 198, Boxhagener Platz 251, Stralauer Kiez 273, Traveplatz 321).

Die Anteile der Bewohner/innen ohne deutsche Staatsbürgerschaft an allen Einwohner/innen hat sich seit 2005 von 7,2 % um 5,1 Prozentpunkte auf 12,3 % Ende 2009 erhöht. Die Zahl der Personen mit Migrationshintergrund18 liegt Ende 2009 insgesamt bei knapp 9.200 Personen, was einen Anteil von 17,8 % ausmacht. Der Anteil nicht deutscher Personen im Gesamtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg betrug Ende 2009: 21,7 %, der Anteil der Personen mit Migrationshin- tergrund 35,9 %).

Bei der sozialen Struktur der einzelnen Gebiete zeigt sich eine leichte Abstufung (Daten vom 31.12.2008). Der Ausländeranteil erreicht mit 14,6 % den höchsten Wert im Planungsraum Traveplatz und den niedrigsten Wert mit 10,2 % im Planungsraum Weberwiese. Die gleiche Abstufung (zwischen 20,7 % im Planungsraum Traveplatz und 17,0 % im Planungsraum We- berwiese) zeigt sich auch bei den Einwohner/innen mit Migrationshintergrund.

Deutlicher ist der Unterschied bei den Kindern und Jugendlichen ausgeprägt. Während 12,6 % der Kinder und Jugendlichen im Planungsraum Traveplatz nicht die deutsche Staatsbürger- schaft und 34,7 % einen Migrationshintergrund aufweisen, sind dies im Raum Weberwiese nur 4,4 %, bzw. 22,2 %.

Der Anteil der Arbeitslosen liegt in allen Räumen zwischen 6,9 und 9,4 %, wobei er im Raum Weberwiese am niedrigsten und im Stralauer Kiez am höchsten ist.

Die Zahl der Personen in Bedarfsgemeinschaften nach SGB II (0 bis unter 65 Jahre) hat sich seit Dezember 2008 von 8.389 auf 8.562 leicht erhöht (+ 2,1 %). Insgesamt machen 2009 Per- sonen in Bedarfsgemeinschaften nach SGB II einen Anteil von 20,5 % an allen Personen der Altersgruppe von 0 bis 65 Jahren im Stadtumbaugebiet aus. 2005 betrug der Anteil noch 18,5 %. Während der Anteil der Personen in Bedarfsgemeinschaften in den drei Planungsräu- men Weberwiese, Traveplatz und Boxhagener Platz relativ gleichmäßig gestiegen ist (2,2 bis 2,5 %), zeigt sich im Planungsraum Stralauer Kiez eine hohe Konstanz im Jahresvergleich 2008 bis 2009. Die Zahl der Kinder unter 15 Jahren in Bedarfsgemeinschaften, die als Indikator für 'Kinderarmut' gilt, ist absolut relativ stabil geblieben (2008: 1.578, 2009: 1.587). Im prozentua- len Anteil innerhalb der Gruppe der Personen in Bedarfsgemeinschaften (0 bis unter 65 Jahre) ist eine leichte Abnahme festzustellen (2008: 18,8 %, 2009: 18,5 %).

Starke planungsraumbezogene Differenzen finden sich beim Anteil der Kinder unter 15 Jahren, die Empfänger von Existenzsicherungsleistungen sind. Während im Planungsraum Weberwiese 20,3 % und im Raum Boxhagener Platz 25 % der Kinder dazu gehören, sind es im Stralauer Kiez 41 % und im Planungsraum Traveplatz sogar 44,9 % der Kinder.19

18 Neben den Bewohner/innen ohne deutsche Staatsbürgerschaft sind hier auch eingebürgerte Personen, Deutsche mit ausländischem Geburtsland sowie in Deutschland geborene Kinder ausländischer Eltern erfasst.

19 Quelle: Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2009 mit Datenstand vom 31.12.2008

(17)

Tabelle 3: Einwohner/innen ohne deutsche Staatsangehörigkeit in Altersgruppen

Altersgruppe 31.12.2005 31.12.2009 Differenz

0 - < 6 Jahre 118 116 -2

6 - < 18 Jahre 457 264 -193

18 - < 25 Jahre 872 949 +77

25 - < 45 Jahre 3.534 4.192 +658

45 - < 65 Jahre 688 773 +85

65 - < 80 Jahre 68 58 -10

80 Jahre und älter 3 6 +3

Gesamt 5.740 6.358 +618

Tabelle 4: Personen in Bedarfsgemeinschaften nach SGB II (0 bis unter 65 Jahre), Gesamt- gebiet und Planungsräume, 2008 und 2009

Planungs-

raum Personen in Be- darfsgemeinschaf- ten nach SGB II am 31.12.2008

Personen in Be- darfsgemeinschaf- ten nach SGB II am 31.12.2009

Saldo absolut Saldo in %

02040702

Weberwiese 1.118 1.143 + 25 + 2,2 %

02050801

Traveplatz 3.523 3.605 + 82 + 2,3 %

02050801 Boxhagener Platz

2.598 2.663 + 65 + 2,5 %

02050801

Stralauer Kiez 1.150 1.151 + 1 0

Gesamt 8.389 8.562 + 173 + 2,1 %

Fazit

Die demografischen und sozialen Rahmenbedingungen im Stadtumbaugebiet lassen sich stichwortartig wie folgt zusammenfassen:

– Das Stadtumbaugebiet wirkt als innenstadtnahes 'Szenequartier' mit teilweise attraktiver 'Kiezatmosphäre' anziehend auf die Altersgruppe der 25- bis 45-jährigen.

– Trotz einer steigenden Beliebtheit des Gebietes bei jungen Familien und Personen im Fa- miliengründungsalter tendiert ein Teil der Eltern dazu, vor dem Schuleintritt der Kinder das Gebiet zu verlassen.

– Bereiche, die durch Gebäude der Nachkriegsmoderne geprägt sind (Weberwiese), weisen einen deutlich höheren Altersdurchschnitt und eine geringere Fluktuation bei Zu- und Fort- zügen auf als gründerzeitlich geprägte Quartiere. Hier ist häufig noch ein hoher Anteil der ursprünglichen Bewohnerschaft vorhanden.

– Insgesamt ist das Stadtumbaugebiet durch rasche Veränderungen in der sozialen Zusam- mensetzung der Bevölkerung geprägt (Wanderungsvolumen weit über dem Berliner Durchschnitt).

– Der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund ist im Bezirksvergleich insgesamt ver- hältnismäßig gering, es zeigen sich jedoch deutliche räumliche Differenzen (wenige EW im Raum Weberwiese, viele EW im Raum Traveplatz).

– Bezogen auf das Gesamtgebiet ist ein deutlicher Zuwachs der Personen mit Migrations- hintergrund festzustellen.

(18)

– Die Zahl der Personen, die Empfänger von Existenzsicherungsleistungen sind, ist relativ stabil. Die in den drei anderen Planungsräumen feststellbare leichte Steigerung ist für den Planungsraum Stralauer Kiez nicht gegeben.

– Die Planungsräume Stralauer Kiez und Traveplatz weisen im Vergleich mit den beiden an- deren Planungsräumen einen höheren Anteil an Kindern auf, die Empfänger von Existenz- sicherungsleistungen sind sowie einen höheren Migrantenanteil, die auf sozial gefährdete Quartiere hindeuten. Unter Zugrundelegung des Monitorings Soziale Stadtentwicklung 2010 zeigt sich im Berliner Vergleich jedoch für alle vier betreffenden Planungsräume ein moderates Bild: alle sind in der Entwicklungsindexgruppe 2 (mittlerer Entwicklungsindex) eingeordnet, d.h. der Bedarf an stadtentwicklungspolitischem Interventions- oder Präven- tionsbedarf ist laut Monitoring nur bedingt gegeben.

Die dargestellten demografischen und sozialen Rahmenbedingungen unterstreichen die Not- wendigkeit, auch in Zukunft auf eine in der Altersstufen und der sozialen Zusammensetzung stabile Bevölkerungsstruktur hinzuwirken, Fortzüge zu minimieren und den Bleibewunsch in- sbesondere junger Familien zu erhöhen. Dies kann vor allem durch Maßnahmen in folgenden Bereichen erreicht werden:

– weitere umfassende Aufwertung von Kindergärten und Schulen (Gebäude, Ausstattung, Freianlagen),

– Aufwertung öffentlicher Grünanlagen, Plätze und Spielflächen für alle Generationen, – Stärkung von Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen,

– prioritäre Umsetzung von Maßnahmen in den Planungsräumen Traveplatz und Stralauer Kiez,

– Förderung unterschiedlicher Wohnungsangebote, u.a. Bebauung von Brachflächen, Um- nutzung altindustrieller Standorte.

2.7 Wohnen

Der langfristige Wohnungsleerstand liegt laut der zuletzt durchgeführten Leerstandserfassung 2006 (basierend auf der Stromzählermethode; aktuelle Zahlen liegen nicht vor) bei 7,5 bis unter 15 %. Mit dieser Methode werden allerdings alle Wohnungen erfasst, bei denen die Stromzäh- ler über einen Zeitraum von sechs Monaten abgemeldet waren. Darin sind potenziell auch die- jenigen Wohnungen enthalten, die sich zu diesem Zeitraum in Sanierung befanden.

Der Leerstand dürfte inzwischen deutlich geringer ausfallen, da in den letzten Jahren weitere Sanierungs- und Neubaumaßnahmen erfolgten (Abbau von Leerständen durch Sanierung, Aus- bau von Dachgeschossen, Neubauten). Der deutliche Zuzug in das Gebiet ist auch Resultat dieser Sanierungs- und Neubaumaßnahmen.

Im Mietspiegel 2009 ist das Stadtumbaugebiet als überwiegend einfache Wohnlage mit einer durchschnittlichen Nettokaltmiete im Altbau von 4,46 - 5,40 Euro pro qm gekennzeichnet. Bei den Angaben des Mietspiegels muss allerdings berücksichtigt werden, dass dieser den hohen Anstieg der Mietpreise bei Neuvermietungen (43 % Fluktuation) nicht erfasst.

Die ASUM GmbH hat die soziale Entwicklung der Sanierungsgebiete Traveplatz-Ostkreuz, War- schauer Straße sowie des Milieuschutzgebietes Boxhagener Platz, die alle drei im Bereich des Stadtumbau-Gebietes Ostkreuz Friedrichshain liegen, über den Zeitraum von 1996 bis 2008 betrachtet.20 Für die drei Gebiete wird sowohl hinsichtlich der durchschnittlichen Bestandsmie- ten (5,19 Euro pro qm) als auch für die durchschnittlichen Mieten bei Neuvermietung (6,08 Euro pro qm) festgestellt, dass sich die Werte über dem Berliner Durchschnitt (4,83 bzw. 5,61 Euro pro qm) bewegen. Die mittleren Nettokaltmieten pro qm sind zwischen 1996/97 und 2007/08

20 Vgl. Vortrag von Frau Dr. Jäckel (asum): "Wohnen in der Innenstadt – bezahlbar oder Privileg?" auf der gleichnami- gen Veranstaltung am 21.01.2010.

(19)

von 3,26 Euro pro qm um 1,88 Euro auf 5,14 Euro pro qm gestiegen.21 Dies entspricht einer Steigerung von knapp 58 %.

Im gleichen Zeitraum sind die durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommen von 994 Euro um 494 Euro auf 1.488 Euro gestiegen, was ebenfalls einem Anstieg von etwa 50 % entspricht.

Auch das mittlere Einkommen ist durch den Zuzug von Besserverdienenden zwischen 2000 und 2007/08 um mehr als 30 % gestiegen, während es in Berlin im gleichen Zeitraum stagnier- te. Diese Entwicklungstendenz ist jedoch zu differenzieren. Rund 23 % der Haushalte in den Gebieten ist armutsgefährdet, etwa ein Drittel besitzt ein unterdurchschnittliches Einkommen.

Zusammen machen diese Haushalte 54 % aller Haushalte im Gebiet aus. Stellt man diese Zah- len der Entwicklung der Durchschnittsmieten gegenüber, lässt sich feststellen, dass es für einen Großteil der Haushalte zu einem überdurchschnittlichen Anstieg der Mietbelastung ge- kommen ist. Für die einkommensärmeren Haushalte beträgt sie 40 % und mehr des Einkom- mens, während die mittlere Warmmietbelastung bei 35 % liegt. Insbesondere diese Haushalte sind durch weitere Mietsteigerungen in großem Maße verdrängungsgefährdet.

Damit würde sich ein Trend fortsetzen, der seit dem Jahr 2000 zu beobachten ist. Der Anteil der Haushalte, die seit 2000 neu in die Gebiete gezogen sind, ist von ca. einem Fünftel im Jahr 2000 auf mittlerweile etwa zwei Drittel angestiegen. Die größten anteiligen Verluste hatte die Gruppe der alteingesessenen einkommensärmeren Haushalte, während der Anteil der altein- gesessenen Haushalte mit höherem oder hohem Einkommen weitestgehend konstant geblie- ben ist.

Auch der Berliner Mieterverein e.V. stellt für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die oben be- schriebenen Tendenzen fest.22 Er verzeichnet für Friedrichshain-Kreuzberg einen Anstieg der Brutto-Kaltmieten zwischen 1998 und 2006 um 25 % und eine Bruttokaltmietbelastung der Haushalte im Jahr 2006 von 30 %.

Zur Verknappung des Wohnraumangebotes und zur Steigerung der Mietpreise trägt auch die Umwandlung von Wohnungen in Touristenappartements bei, die sich in den letzten Jahren vermehrt beobachten lässt. Zusammen mit der wachsenden Zahl an Beherbergungsbetrieben und Hostels führt diese Entwicklung auch zu einer Veränderung der Nachbarschaft und der Gewerbestruktur. Eine Zweckentfremdungsverbotsverordnung steht derzeit nicht in Aussicht, da der Senat die dafür notwendige Voraussetzung einer Mangellage am Wohnungsmarkt nicht sieht.23

Der Berliner Mieterverein konstatiert, dass auch die Beliebtheit Friedrichshains bei jungen Er- wachsenen zu Mietsteigerungen beiträgt.24 Kleine Wohnungen im Friedrichshainer Altbaube- stand werden häufig von 'umzugsfreudigen' Studenten und jungen Berufstätigen angemietet, die ebenfalls häufig die Wohnung wechseln. Die zahlreichen Umzüge lassen die Mieten stei- gen, weil Vermieter bei Neuvermietungen die Miete frei festlegen können. Vielfach würden laut Berliner Mieterverein bei Neuvermietungen bis zu 50 % mehr verlangt.25 Größere preiswerte Wohnungen für Familien sind dagegen nur eingeschränkt auf dem Markt.

Fazit

Die beschriebenen Tendenzen auf dem Wohnungsmarkt zeigen, dass die Entwicklung der Mietpreise und die Nachfrageentwicklung in den letzten Jahren zu einer Verschärfung der Ver- drängungsgefahr für Haushalte mit geringem Einkommen geführt haben. Wohnraum auf niedri-

21 Die weiteren Angaben beziehen sich auf die drei Gebiete Traveplatz-Ostkreuz, Warschauer Straße und Boxhagener Platz sowie das außerhalb des Stadtumbaugebietes Ostkreuz Friedrichshain liegende Sanierungsgebiet Samariter- viertel.

22 Vgl. Vortrag von Reiner Wild (Berliner Mieterverein e.V.): Entwicklung der Wohnungsversorgung und der Mietbelas- tung in Berlin auf der Veranstaltung "Wohnen in der Innenstadt – bezahlbar oder Privileg?" am 21.01.2010

23 Vgl. ASUM: FRIEDRICHsHAIN. Zeitschrift für Stadterneuerung. 16. Jahrgang. Heft 3/2010.

24 berliner-mieterverein.de, Mietermagazin Oktober 2010.

25 ebenda.

(20)

gem Mietkostenniveau ist im Stadtumbaugebiet zur 'Mangelware' geworden, was zu einer Entmischung der Einwohnerstruktur beiträgt.

Im Rahmen des Stadtumbaus kann nur indirekt auf die Entwicklung der Wohnstruktur einge- wirkt werden.

Möglichkeiten zur Festlegung von Mietobergrenzen sind von Bezirksseite, außer bei den rund 1.000 bis 2001 öffentlich geförderten Wohnungen im gesamten Bezirk, de facto nicht gegeben.

Für einen Bereich um den Boxhagener Platz gilt eine Milieuschutzsatzung (Erhaltungssatzung nach § 172 Abs. 1 Nr. 2 BauGB). Mit diesem Instrument kann zumindest in diesem Teilbereich einer Durchführung von Luxusmodernisierungen und dem Verlust von preiswertem Wohnraum entgegengewirkt werden. Die Festlegung weiterer Milieuschutzgebiete wird derzeit im politi- schen Raum diskutiert.26

Ziel des Stadtumbauprozesses muss es daher sein, eine ausgewogene Balance zwischen 'Erhaltung' und 'Veränderung' zu erreichen. Viele Menschen wünschen sich aufgewertete Straßen und Grünflächen in ihrem Wohnumfeld, befürchten aber auch zugleich den Verlust der bestehenden Kiezkultur.

Bei allen Maßnahmen ist es wichtig, die Bewohner/innen und Akteure in den Quartieren 'mit- zunehmen'. Öffentlichkeitsarbeit, Bürgerbeteiligung an Planungsprozessen und aktive Mitwir- kung an Umgestaltungen sollten zunehmend in den Fokus rücken, um den Eindruck einer 'Pla- nung von oben' zu vermeiden und die Bindung an den eigenen Kiez zu erhöhen. Nicht zuletzt ist es auch wichtig, zu erfahren, welche Missstände von Bewohner/innen und Akteuren als besonders gravierend und die Lebensqualität einschränkend wahrgenommen werden, um ge- zielt intervenieren zu können.

Zugleich könnten auch Investitionsvorhaben, die auf die Schaffung von differenzierten Wohn- angeboten (hier insbesondere für Familien) abzielen (durch die Entwicklung von Brachflächen und ehemaligen Gewerbeflächen), im Rahmen des Stadtumbaus unterstützend begleitet wer- den. Dabei ist es von hoher Bedeutung, dass z.B. bestehende Kultur- oder Sozialprojekte nicht verdrängt werden (Beispiel RAW). Auch hier gilt es also in Abwägung aller Interessen punktuel- le Schwerpunkte zu setzen.

2.8 Soziale Infrastruktur

Von Anfang an lag ein wichtiger Schwerpunkt der Stadtumbau- und Sanierungsaktivitäten in den Gebieten rund um das Ostkreuz im Bereich der Sozialen Infrastruktur. Dies war nicht nur dem immensen Sanierungsrückstand der Einrichtungen, sondern auch der steigenden Bevölke- rungszahl mit höheren Kinderzahlen geschuldet. Hier wurde viel erreicht; dennoch werden auch künftig Umbau-, Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen zur Qualifizierung der Sozialen In- frastruktur im Mittelpunkt stehen. Im Gebiet befinden sich drei Oberschulen, fünf Grundschu- len, eine Schule als sonderpädagogisches Förderzentrum und zahlreiche Kindertagesstätten.

Kindertagesstätten

Die Altersgruppe der Kinder von 0 bis 6 Jahren verzeichnete im Stadtumbaugebiet von Ende 2005 bis Juni 2010 einen Zuwachs von 485 Kindern bei insgesamt 2.961 Kindern. Im Stadtum- baugebiet stehen 33 Kindertagesstätten mit insgesamt 1.847 belegten Plätzen (Stand: Juni 2010) zur Verfügung. Hieraus lässt sich in der Gegenüberstellung mit der Zahl der Kinder bis zu 6 Jahren noch kein Fehlbedarf ableiten, da nicht alle Kinder in Kitas untergebracht werden und Kinder aus dem Stadtumbaugebiet zum Teil Einrichtungen in anderen Gegenden besuchen (412 Kinder). Gleichzeitig nehmen jedoch auch Kinder aus anderen Gebieten die Einrichtungen im Stadtumbaugebiet in Anspruch (Juni 2010: 204 Kinder). 27

26 Vgl. Drucksachen der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin, DS / 2163 / III, Antrag von Bündnis 90 / Die Grünen 'Mit mehr Milieuschutzgebieten steigende Mieten stoppen' von 15.03.2011.

27 Statistik des BA Friedrichshain-Kreuzberg, Jugendamt vom 16.01.2011, Quelle: ISBJ Berichtsportal.

(21)

Die notwendigen Bedarfe an Kita-Plätzen sind daher übergeordnet zu betrachten. Die nachfol- gende Darstellung der Bedarfsplanung des Jugendamtes Friedrichshain-Kreuzbergs bezieht aus diesem Grund den gesamten Ortsteil Friedrichshain ein.

Die Belegungsplanung aller Kita-Träger in Friedrichshain geht für Juni 2011 von einem Zuwachs von 419 Plätzen gegenüber Juni 2010 auf dann 5.188 Plätze aus. Wenn diese Plätze im kom- menden Jahr tatsächlich angeboten werden, würde sich insgesamt eine Differenz von -16 Plät- zen zur Bedarfsprognose des Jugendamtes für Juni 2011 ergeben. Ab dem Jahr 2013 reduziert sich das Angebot an Betreuungsplätzen aufgrund des sehr hohen Sanierungsbedarfes der Kita Palisadenstraße. Gleichzeitig wird von einem weiteren Anstieg der Kinderzahlen, insbesondere auch im Stadtumbaugebiet, ausgegangen.

Wie hoch der tatsächliche Zuwachs sein wird, lässt sich derzeit schwer prognostizieren. Es zeichnet sich jedoch ab, dass für den Ortsteil Friedrichshain die Prognosen übertroffen werden.

So stieg im Ortsteil von 2009 bis 2010 die Anzahl der Kinder bis unter 6 Jahren um 351; die Prognose von SenStadt sagte lediglich einen Zuwachs von 172 Kindern voraus.28

Der künftige Zuwachs hängt auch davon ab, ob die umfangreich vorhandenen Potenziale für Wohnungsneubau im Ortsteil Friedrichshain genutzt werden. Gleichzeitig muss die Entwicklung der Mieten in Friedrichshain und die Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Bevölkerung berücksichtigt werden. Aufgrund der demografischen Struktur (geburtenschwache Jahrgänge der Wendejahre) wird es voraussichtlich ab 2014 eine gegenläufige Bewegung mit sinkenden Kinderzahlen geben.29

Das Jugendamt hat für den Zeitraum von 2011 bis 2015 einen Mehrbedarf im Ortsteil Fried- richshain von 419 bis 481 Tagesbetreuungsplätzen ermittelt. Dieser kann sich unter Umständen mit der Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Kita-Platz ab dem vollendeten ersten Le- bensjahr noch auf bis zu 770 bis 830 Plätze erhöhen. Gleichzeitig können Plätze, die in den Nachbarbezirken zurzeit für Friedrichshainer Kinder zur Verfügung stehen, aufgrund der positi- ven Entwicklung der Kinderzahlen in diesen Bezirken nicht mehr dauerhaft genutzt werden.

Auch dies verstärkt die Nachfrage nach Kita-Plätzen in Friedrichshain.

Für viele private Träger von Kitas und Tagespflege-Einrichtungen ist aufgrund der steigenden Mietkosten eine Weiterführung ihrer Einrichtung nicht mehr gesichert bzw. die Anmietung von Räumlichkeiten erschwert.

Schulen

Die 5 Grundschulen im Stadtumbaugebiet wurden 2010 von insgesamt 1.548 Schüler/innen besucht.30 201 Schüler/innen besuchen die Sonderschule und insgesamt 1.561 Schüler/innen die Oberschulen. Insgesamt besuchen damit 3.310 Kinder Schulen im Stadtumbaugebiet (s. Tabelle 5).

In der Summe zeigt sich in der Entwicklung der Schülerzahlen von 2001 bis 2010 ein leicht negativer Saldo. Dieser resultiert jedoch nur aus abnehmenden Schülerzahlen im Oberschulbe- reich. Hier wirkt sich vermutlich der 'Geburtenknick' der Nachwendezeit bis Mitte der 1990er Jahre negativ aus. Mit der Franz-Fühmann-Oberschule (heute Standort der Bezirkszentralbiblio- thek) wurde ein Schulstandort geschlossen. Die beiden Gymnasien Dathe-Oberschule und Georg-Friedrich-Händel-Oberschule zeigen anders als die Realschule Emanuel-Lasker-Ober- schule Konstanz bei der Entwicklung der Schülerzahlen. Hier zeigen sich möglicherweise Präfe- renzen für die inhaltliche Ausrichtung der Schule, die den Standort auch gebietsübergreifend attraktiv machen.

28 Lt. Auskunft von Frau Fißler, BA Friedrichshain-Kreuzberg, Jugendamt, E-Mail vom 16.02.2011 an H+H.

29 ASUM (2008): Bevölkerungsentwicklung. Prognostische Schätzung der Entwicklung der Zahlen von Kindern und Jugendlichen bis 2014 im Ortsteil Friedrichshain des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin.

30 Diese, wie auch die nachfolgenden Daten: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, zusammengestellt durch das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, Abt. Jugend, Familie und Sport, Dezember 2010 / Januar 2011.

(22)

Trotz der gebietsweit leicht negativen Entwicklung besteht ein klarer Trend zu mehr Schüler- zahlen. Dies zeigen die deutlichen Zuwächse an den Grundschulen (+ 53 %), die sich künftig auch bei den Oberschulen positiv auswirken werden. Das deutliche Plus der Schülerzahlen unterstreicht auch die zunehmende Beliebtheit bestimmter Quartiere in Friedrichshain als Le- bensraum für junge Familien.

Räumlich zeigen sich bei den Grundschulen klare Präferenzen. Die beiden Grundschulen im Planungsraum Boxhagener Platz (Zille-Grundschule und Modersohn-Grundschule) weisen deut- lich höhere Zuwächse auf, als die beiden Grundschulen im Planungsraum Traveplatz (Ludwig- Hoffmann-Grundschule und Grundschule am Traveplatz). Mit 94 % Zuwachs hat die Moder- sohn-Grundschule ihre Schülerzahlen in 9 Jahren fast verdoppelt.

Die Prognose für die nächsten fünf Jahre weist weiter nach oben. Unter Zugrundelegung der Einwohnerzahlen der heute 0- bis 6-jährigen in den Einzugsbereichen der jeweiligen Grundschu- len würde sich die Zahl der Neueinschulungen im Stadtumbaugebiet von 2010 bis 2015 von 330 auf 535, also um 62 % erhöhen (Trend-Aussage ohne Berücksichtigung von Zuzugs- und Wegzugsbewegungen sowie ohne Aktivierung vorhandener Wohnungsbaupotenziale). Damit wird deutlich, dass auch weiterhin ein Qualifizierungsbedarf für die schulbezogene Infrastruktur entsteht. Erst nach 2015/16 könnten sich die Schülerzahlen ggf. reduzieren, da die geburten- schwachen Jahrgänge der 1990er Jahre ins gebärfähige Alter kommen. Diese Entwicklung könnte jedoch durch Zuzüge ausgeglichen werden.

Die Wiederinbetriebnahme der Scharnweber-Grundschule ab 2010 zeigt den steigenden Bedarf an schulischen Einrichtungen im Stadtumbaugebiet. Die 2003 geschlossene Schule wird im laufenden Schulbetrieb saniert und schrittweise wieder geöffnet. Die Schule ist für rund 300 Grundschüler/innen ausgelegt.

Mit der Schulreform ab 2010 gibt es in Berlin nur noch zwei weiterführende Schularten, das Gymnasium und die Integrierte Sekundarschule. Mit der Neuausrichtung soll auch eine höhere Bindung des gewählten Schulstandortes an den Wohnstandort erreicht werden (Vermeidung von 'Abwanderungen'). So können künftig, wenn die Grundschüler in das oberschulfähige Alter kommen, auch für die Oberschulstandorte im Stadtumbaugebiet höhere Schülerzahlen erwartet werden.

2010 sind 889 Schüler/innen aller Schulen im Stadtumbaugebiet lernmittelbefreit; dies ist ein Anteil von rund 27 % (Berlin 30 %). Der Anteil der Schüler/innen nicht-deutscher Herkunfts- sprache an den lernmittelbefreiten Schüler/innen beträgt 38 % und übersteigt damit den allge- meinen Anteil an allen Schüler/innen (19 %). Besonders hohe Anteile lernmittelbefreiter Schü- ler/innen zwischen 40 % und 54 % weisen die Grundschule am Traveplatz, die Zille- Grundschule, die Emanuel-Lasker-Oberschule und die Scharnweber-Grundschule auf.

631 Schüler/innen (19 %) im Stadtumbaugebiet sind 2010 nicht-deutscher Herkunftssprache.

Die Grundschule Traveplatz sowie die Emanuel-Lasker-Oberschule haben einen im Vergleich mit den anderen Schulen höheren Anteil an Schüler/innen nicht-deutscher Herkunftssprache.

Dieser Anteil wie auch die Zahl der Schüler mit Lernmittelbefreiungen können Indikatoren für soziale Ungleichgewichte innerhalb des Quartiers sein.

(23)

Tabelle 5: Schüler/innen an Schulen im Stadtumbaugebiet 2010

Schule Schüler/innen

absolut

Entwicklung 2001-2010 in %

Anteil Schüler/innen nicht-deutscher Her- kunftssprache 2010 2001 2005 2010 absolut in % absolut in % Scharnweber-Grundschule

(Aufnahme Schulbetrieb 2010)

- - 35 + 35 - 6 17

Ludwig-Hoffmann-

Grundschule 245 314 311 + 66 + 27 56 18

Grundschule am Traveplatz 309 270 392 + 85 + 28 169 43

Zille-Grundschule 252 361 408 + 156 + 62 64 16

Modersohn-Grundschule 207 322 402 + 195 + 94 69 17

Zwischensumme

Grundschulen 1.013 1.267 1.548 + 535 + 53 364 24

Schule am Friedrichshain

(Sonderschule) 195 180 201 + 6 + 3 31 15

Gustav-Meyer-Schule (Son- derschule, nach Kreuzberg umgezogen)

62 - - - 62 - 100 - -

Zwischensumme

Sonderschulen 257 180 201 - 56 - 22 31 15

Franz-Fühmann-Oberschule

(seit 2003 geschlossen) 301 - - - 301 - 100 - -

Georg-Friedrich-Händel- Oberschule

533 545 517 - 16 - 3 16 3

Emanuel-Lasker-Oberschule 513 406 252 - 261 - 51 115 46

Dathe-Oberschule 741 787 792 + 51 + 7 105 13

Zwischensumme

Oberschulen 2.088 1.738 1.561 - 527 - 25 236 15

Summe alle Schulen 3.358 3.185 3.310 - 48 - 1 631 19

Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen

Das Stadtumbaugebiet weist eine hohe Vielfalt an Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen auf.

Angesichts der steigenden Kinder- und Jugendlichen-Zahlen wird die Qualifizierung der Einrich- tungen verstärkt in den Fokus rücken. Folgende Einrichtungen sind im Gebiet aktiv:

– Regenbogen - Freizeithaus, FiPP e.V.

– Phantalisa - Mädchentreff, Frieda Frauenzentrum e.V.

– Feuerwache - Jugendclub, Jugendamt Friedrichshain-Kreuzberg

– Känguruh - Kinderfreizeiteinrichtung, Jugendamt Friedrichshain-Kreuzberg

– SOJA - SportOrientierte JugendArbeit, Arbeiterwohlfahrt Friedrichshain-Kreuzberg – Skandal - Jugendfreizeiteinrichtung, Jugendamt Friedrichshain-Kreuzberg

– Die Nische - Kinderfreizeiteinrichtung, Jugendwerk Aufbau Ost e.V.

– E-Lok - Jugendfreizeiteinrichtung, Gfbm e.V.

– Freibeuter - JugendSportFreizeitSchiff, Förderverein der kinder- und jugendpolitischen Arbeit e.V.

Nach derzeitigen Erkenntnissen besteht bei den drei vom Bezirk getragenen Einrichtungen - Feuerwache, Känguruh und Skandal − Bedarf an Sanierungs- und Aufwertungsmaßnahmen

(24)

(energetische Sanierung, Freianlagen, Umbauten in den Gebäuden z.B. für Proberäume etc.).

Dies ist auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Zahl an Kindern und Jugendlichen im Gebiet von Bedeutung. Bei der Einrichtung Känguruh sind die Kapazitätsgrenzen bereits heute überschritten.

Fazit

Der Zuwachs an Kindern und Jugendlichen im Stadtumbaugebiet unterstreicht, dass trotz vieler umgesetzter Maßnahmen auch künftig die Qualifizierung der Kitas und Schulen im Mittelpunkt stehen muss. Dabei sind wichtige Standorte zielgerichtet komplett fertigzustellen (alle Bauab- schnitte in einem kurzen Zeitraum; Gebäude und Freianlagen als Gesamtmaßnahme), damit diese ihre Wirkung als 'Quartiers-Leuchtturm' entfalten können.

Stärker noch als bisher sollte auch die Aufwertung von Kitas und Freizeiteinrichtungen privater Träger im Verbund mit öffentlichen Einrichtungen unterstützt werden. Ggf. können hier bereits durch sehr kleinteilige Maßnahmen große Wirkungen erzielt werden.

Ergänzend ist zu prüfen, inwieweit noch bestehende Spiel- und Freizeitsportplätze zu qualifizie- ren und neue Spielräume für alle Altersstufen zu schaffen sind.

Referenzen

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