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Predigt bei der Österreichischen Pastoraltagung zum Thema „Like Jesus“ im Bildungshaus St. Virgil in Salzburg.

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Samenkörner des Logos

Predigt bei der Österreichischen Pastoraltagung zum Thema „Like Jesus“

(12. – 14. Jänner 2017)

14. Jänner 2017, Bildungshaus St. Virgil, Salzburg

Jesusbilder

Jesus lebte seit seinem zwölften Lebensjahr in Indien und hat buddhistische Lehren angenom- men. Jesus lebte seit seinem zwölften Lebensjahr in Ägypten und hat magische Lehren erlernt.

Jesus war im Grunde Echnaton, der ca. 1.400 Jahre vor Christus lebte. Jesus lebte bei den Qumran-Essenern und suchte mit ihnen die Welt zu beherrschen. Jesus gab es gar nicht.

Jesus war Magier. Jesus ist nur ein verschlüsselter Name. Jesus stand den heidnischen Phi- losophen, den Kynikern, nahe. Die Kyniker versuchten, andere Menschen zu provozieren, wo es nur ging. Jesus war Revolutionär. Jesus war Endzeitprediger. Jesus war Frauenliebling.

Jesus war sozial engagiert. Jesus starb gar nicht am Kreuz, sondern wurde gesteinigt, oder er ging nach Gallien usw. Jesus war Asket, Charismatiker, Prophet, Rabbi, religiöser Autodidakt.

… „Niemand kann im Grunde anderen ein Jesusbild bieten und sagen: Das ist Dein Jesus.

Denn wie schon die Menschen, die zu seiner Zeit mit ihm Kontakt hatten, unterschiedlich von Jesus sprachen, so ist es auch heute: Seine Gegner hielten ihn für einen bösen Dämon. Seine Familie hielt ihn zunächst für verrückt. Seine Nachfolger hielten ihn für den Messias. Geheilte hielten ihn für den größten Arzt und Wundertäter. … Pilatus hielt ihn wohl für einen unschuldi- gen Dorftrottel, den man um der Macht willen opfern musste. Und Jesus selbst stellte die Frage, was sagen die Leute, wer ich bin? Sie antworteten: Einige sagen, du bist Johannes der Täufer. Andere, du bist Elia, andere, du bist einer der Propheten. Und Jesus fragte: Was sagt ihr? Und so muss sich im Grunde jeder ein Bild machen.“1

Samenkörner der Wahrheit

Nach Justinus (um 100 – 165 n.Chr.) hat Gott den Logos, seinen Sohn, gezeugt, der selbst Gott ist. Am Logos hat jeder teil dia to emphyton panti genei anthrôpôn sperma tou logou (Apologie II, 8). So machte er in einer Anzahl von Philosophen und heidnischen Wahrsagern (den Sibyllen …) die Gegenwart von „Samen des Wortes Gottes“ (logoi spermatikoi – Apol. II, 8,1) aus. – „Jede Wahrheit, von wem immer sie gesagt wird, stammt vom Hl. Geist. – Quia verum a quocumque dicatur, est a Spiritu sancto.”2 Die Kirchenväter und die großen Theologen des hohen Mittelalters wie Thomas von Aquin bewiesen Mut, als sie die Logoi spermatikoi, die Fragmente und Samenkörner jener Wahrheit, die in ihrer Fülle in Jesus Christus erschienen ist, aus dem antiken Erbe einsammelten und – in die christliche Tradition eingeschmolzen – zum Erbe des Abendlandes machten. Wo sind diese „Logoi spermatikoi“ in den neuzeitlichen Freiheitsprozessen? Als vom Baum gefallene Früchte können sie giftig und lebensgefährlich

1 Zitiert nach Wolfgang Fenske, Und noch ein Jesus! Jesusbücher unter die Lupe genommen, Münster 1999. 167.

171.

2 „Doctor sacrae scripturae accipit testimonium veritatis, ubicumque invenerit. ... Item Act. XVII,28: In ipso vivi- mus, movemur et sumus. Nec propter hoc approbatur tota eorum doctrina; sed eligitur bonum, quia verum a quocumque dicatur, est a Spiritu sancto.” (Thomas von Aquin, In Tit 1,13 lect.3 n.32). Thomas verweist auf Ambrosius: »Verum a quocumque dicatur, est a Spiritu sancto«, in: Ambrosiaster, Commentaria in Epistolam ad Corinthos Primam 12,3 (CSEL 81/2,132).

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werden. Mit der Hoffnung des christlichen Glaubens verbunden, ins Ganze der abendländi- schen christlichen Tradition integriert und transformiert, können sie die Kirchen von manchen alten Verkrustungen befreien und einen von christlicher Freiheit bestimmten künftigen Huma- nismus begründen. Und gibt es Samenkörner der Wahrheit auch in der Postmoderne, in den gegenwärtigen Lebensentwürfen und Prozessen von Kommunikation?

MoF – Mensch ohne Freunde?

Jesus Christus ist auf Facebook. Ja – wirklich. Als Jesus Christ ist er mit der Beschreibung

„Person des öffentlichen Lebens“ präsent. Er postet Fotos, Videos und Kurzbotschaften. Man kann ihn mit einem „Gefällt mir“ markieren – so wie über 1,3 Mio. NutzerInnen auch. Dahinter steht freilich eine christliche Gruppierung, die sich der personalen Social-Media-Präsenz Jesu Christi angenommen hat. Es existiert übrigens auch eine deutschsprachige Themenseite zu Jesus Christus. Hier ist er allerdings mit der Beschreibung „Fiktiver Charakter“ untertitelt. Es finden sich noch Dutzende ähnliche Seiten. – Ist Jesus Christus auf Facebook? Ein Freund hat mir eine Eintragung aus dem Facebook mitgeteilt: „theologisch ist die sache ja eindeutig:

was man früher im stoßgebet nach oben geschickt hat, schickt man heute via statusmeldung ins omnipotente netz... ;-) Zweifelsohne ist Facebook der Untergang des Abendlands. Und natürlich seine Rettung. Twitter als Motor demokratischer Partizipation, Google als Instrument von Diktaturen, YouTube als Ende des geistigen Eigentums. Und Facebook als Freundschafts- dienst kapitalistischen Zuschnitts – etwas zum Sehen und Zeigen. Ein bisschen ‚Seitenblicke’

für alle? Oder doch subversives Spiel mit Identitäten, vernetzten Formen von Gemeinschaft, spielerischen Varianten von Vergesellschaftung? Also eher ein Bruch gerade mit Oberfläch- lichkeiten. Statusmeldungen als Bekenntnisse, Stoßgebete, Ansprechen, dass da jemand ist, der zuhört; die Möglichkeit, Anteil zu nehmen und mitzuverfolgen: dabei zu sein statt nur infor- miert zu werden (Echtzeit als Suggestion von Realpräsenz); der Gedanke einer Bindung, der man nicht ausgeliefert ist, sondern über die man souverän verfügt (das keimfreie Hinzufügen, das chemisch reine Beenden sozialer Bindung); und vielleicht auch das leise Versprechen, dass im omnipotenten Netz ‚jemand’ ist, der an mir, meinem Profil Interesse hat: dass jemand Anteil nimmt, selbst wenn ich alleine bin.“ (Martin Dürnberger) Wer Facebook verweigert, gilt unter Jugendlichen als „MoF“ – Mensch ohne Freunde.

Christus gegenwärtig in den Geschichten der Liebe

„Unsere Lehre über Ehe und Familie darf nicht aufhören, aus dem Licht der Verkündigung von Liebe und Zärtlichkeit Anregung zu schöpfen und sich dadurch zu verwandeln, um nicht zu einer bloßen Verteidigung einer kalten und leblosen Doktrin zu werden. … Deshalb möchte ich den lebendigen Christus betrachten, der in vielen Geschichten der Liebe gegenwärtig ist, und das Feuer des Heiligen Geistes auf alle Familien der Welt herabrufen.“ (AL 59)3 . Papst Franziskus wendet die Unterscheidung des Vorhandenseins der semina Verbi in den anderen Kulturen (vgl. AG 11) auch auf die Realität von Ehe und Familie an. Über die wahre Naturehe hinaus gibt es wertvolle Elemente in den Eheformen anderer religiöser Traditionen, auch wenn es ebenso Schattenseiten gibt. (AL 77) „Die Gegenwart des Herrn wohnt in der realen, kon- kreten Familie mit all ihren Leiden, ihren Kämpfen, ihren Freuden und ihrem täglichen Ringen.

Wenn man in der Familie lebt, ist es schwierig zu heucheln und zu lügen; wir können keine

3 Papst Franziskus, Amoris Laetitia. Nachsynodales Apostolisches Schreiben über die Liebe in der Familie. (VApSt 204), 8. April 2016, Bonn 2016.

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Maske aufsetzen. Wenn die Liebe diese Echtheit beseelt, dann herrscht der Herr dort mit sei- ner Freude und seinem Frieden. Die Spiritualität der familiären Liebe besteht aus Tausenden von realen und konkreten Gesten. In dieser Mannigfaltigkeit von Gaben und Begegnungen, die das innige Miteinander reifen lassen, hat Gott seine Wohnung. Diese Hingabe ist es, die

‚Menschliches und Göttliches in sich eint‘, denn sie ist erfüllt von der Liebe Gottes. Letztlich ist die eheliche Spiritualität eine Spiritualität der innigen Verbindung, in der die göttliche Liebe wohnt.“ (AL 315)

Die Kirche verwirft nichts von dem, was wahr und heilig ist

Die am 28. Oktober 1965 verabschiedete Erklärung „Nostra aetate“4 richtet sich, wie jeder Konzilstext, zuerst an die eigenen Kirchenmitglieder. Er spricht daher nicht direkt über andere Religionen und auch nicht über den interreligiösen Dialog, zu dem er ermutigen möchte, und auf den er die Kirche in Übereinstimmung mit der Kirchen- und Pastoralkonstitution verpflich- tet. Aber wie das gesamte Konzil drückt auch dieser Text angesichts und mit dem Ohr der anderen zuerst die eigene Selbstbestimmung aus: Wer bin ich im Angesicht von …? Die Kirche ist der unerschütterlichen Überzeugung, dass der Heilswille Gottes alle Menschen umfängt, dass er allen nahe ist und daher alle Menschen guten Willens zum Heil gelangen können (SC 5; LG 16; AG 7). Vor allem aber bekennt die Kirche, dass Gott im Heiligen Geist allen Men- schen die Möglichkeit gibt, mit dem Tod und der Auferstehung Christi verbunden zu sein, ja dass uns im Geheimnis des fleischgewordenen Wortes das Geheimnis jedes Menschen auf- leuchtet (GS 22). Da die Kirche sich in der Sendung des armen, demütigen und gewaltfreien Jesus zu erneuern hat und weiß, dass wir alle in der Kirche in dieser Geschichte immer auch Sünder sind (LG 8), muss sie kritisch auf sich selbst und ihre Geschichte blicken. Daher bekennt sie sich uneingeschränkt zur Religionsfreiheit (Dignitatis Humanae) und weiß sich gesendet im Dialog für die Würde des Menschen, Frieden und Gerechtigkeit einzutreten. So verwirklicht sich die Grundbestimmung der Kirche nach dem Konzil: Sie ist das universale Sakrament des Heils (LG 48), weil sie Gottes Werkzeug für die innigste Verbindung mit Gott und der Einheit aller Menschen ist. Daher dient der interreligiöse Dialog allen Menschen im Ringen um eine friedvollere und gerechtere Welt.

Was ist die „Haltung“ der Kirche zu den „nicht-christlichen Religionen“? „Die Kirche verwirft nichts von dem, was in diesen Religionen wahr und heilig ist“ (NA 2). Sie muss aber immer Christus, der „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6) ist, verkünden, weil sie be- kennt, dass in ihm alle Menschen die Fülle des religiösen Lebens finden. Deshalb ermahnt sie ihre Mitglieder mit Klugheit und Liebe mit allen Möglichkeiten des Dialogs „jene geistlichen und sittlichen Güter sowie jene soziokulturellen Werte, die sich bei ihnen finden, anerkennen, wah- ren und fördern.“ Christusbekenntnis und Hochachtung, ja die Förderung der Werte der ande- ren, schließen sich daher nicht aus, sondern bedingen einander. Dialog ist daher, das lehrt uns die Erfahrung seither, nur in einer Identität möglich, die Wurzel und Offenheit zu verbinden weiß.

4 Vgl. Roman Siebenrock, „... die Juden weder als von Gott verworfen noch als verflucht" darstellen (NA 4) – die Kirche vor den verletzten Menschenrechten religiös andersgläubiger Menschen, in: Die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils: Theologische Zusammenschau und Perspektiven. Freiburg i. Br. – Basel [u.a.] 2005 (Herders Theologischer Kommentar zum Zweiten Vatikanischen Konzil, 5), 415 – 423; Roman Siebenrock, Theologischer Kommentar zur Erklärung über die Haltung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen Nostra Aetate, in: Hünermann, Peter; Hilberath, Bernd J., Orientalium Ecclesiarum – Unitatis Redintegratio – Christus Dominus – Optatam Totius – Perfectae Caritatis – Gravissimum Educationis – Nostra Aetate – Dei Verbum.

Freiburg i. Br. – Basel [u.a.] 2005 ( Herders Theologischer Kommentar zum Zweiten Vatikanischen Konzil, 3), 591 – 693.

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Sakrament der Schönheit

Im Jahr 1944 formulierte Theodor W. Adorno: „Noch der Baum, der blüht, lügt in dem Augen- blick, in welchem man sein Blühen ohne den Schatten des Entsetzens wahrnimmt; noch das unschuldige Wie schön wird zur Schmach des Daseins, das anders ist, und es ist keine Schön- heit und kein Trost mehr außer in dem Blick, der aufs Grauen geht, ihm standhält und im ungemilderten Bewusstsein der Negativität des Besseren festhält.“5 Es sind gnostische Ten- denzen in der Kritischen Theorie, wenn es für Theodor W. Adorno „in der Gegenwart ... keine Wendung mehr“6 zum besseren gibt, oder wenn „kein Spalt im Fels des Bestehenden“7 sich auftut, Wirklichkeit zum versteinerten Schein und „Leben zur Totenmaske“ schrumpft8 und Ge- schichte rein als Verblendungszusammenhang qualifiziert wird.9 „Das Leben lebt nicht.“ So setzt Theodor Adorno sein Motto an den Beginn seiner Minima moralia. Und: „Es gibt kein richtiges Leben im Falschen.“10

„Der Schönheit der Welt keine Aufmerksamkeit zu schenken, ist vielleicht ein so großes Ver- brechen der Undankbarkeit, dass es die Strafe des Unglücks verdient.“ (Simone Weil) „Gewiss können wir nicht ohne Brot leben, aber es ist ebenso unmöglich, ohne die Schönheit zu leben.“

(F. Dostojewski) „Die Gewissheit das Schöne zu finden / in allem, was lebt / nennen wir seit alters Gott.“ (Dorothee Sölle) „Die Schönheit der Welt ist Christi zärtliches Lächeln für uns durch den Stoff hindurch. Er ist wirklich gegenwärtig in der Schönheit des Alls. Die Liebe zu dieser Schönheit entspringt dem in unserer Seele niedergestiegenen Gott und geht auf den im Weltall gegenwärtigen Gott. Auch sie ist etwas wie ein Sakrament.“ (Simone Weil)11 – Papst Franziskus spricht von einer Kirche, die dem Geheimnis Gottes Raum gibt; eine Kirche, die dieses Geheimnis in sich selbst beherbergt, so dass es die Leute entzücken und sie anziehen kann. Allein die Schönheit Gottes kann eine Anziehungskraft ausüben. „Wenn wir, wie Au- gustinus sagt, nur das lieben, was schön ist, dann ist der Mensch gewordene Sohn, die Offen- barung der unendlichen Schönheit, in höchstem Maß liebenswert und zieht uns mit Banden der Liebe an sich. Dann wird es notwendig, dass die Bildung in der via pulchritudinis sich in die Weitergabe des Glaubens einfügt.“12

5 Theodor W. Adorno, Minima Moralia, Frankfurt a. M. 1970, 125f.

6 Theodor W. Adorno, Aufzeichnungen und Entwürfe, in: Ges. Schriften (hg. von R. Tiedemann) Bd.3, 250f.

7 Theodor W. Adorno, Minima Moralia, in: Ges. Schriften Bd. 4,239.

8 Theodor W. Adorno, Prismen. Kulturkritik und Gesellschaft, in: Ges. Schriften Bd. 10/1, 25.

9 „Die geschichtliche Unausweichlichkeit dieser Absurdität lässt sie ontologisch erscheinen: das ist der Verblen- dungszusammenhang der Geschichte selbst. ... Die negative Ontologie ist die Negation von Ontologie: Ge- schichte allein hat gezeitigt, was die mythische Gewalt des Zeitlosen sich aneignete.“ (Theodor W. Adorno, Noten zur Literatur, Bd. 11, 318f.)

10 Theodor Wiesengrund Adorno, Minima Moralia, I, 18; Gesammelte Schriften, Bd. 4, 19.

11 Gotthard Fuchs, Schönheit spricht zu allen Menschen“ (Simone Weil). Anmerkung zur religiösen u. ästheti- schen Dimension der Wirklichkeit, in: http://www.acv-deutschland.de/module.php5?datei=hand-

out_fuchs.pdf&download=ja&fid=2&mod=files

12 Papst Franziskus, Apostolisches Schreiben EVANGELII GAUDIUM über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls Nr. 194), Bonn 2013, Nr. 167.

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Das verborgene Antlitz Christi

Jesus lehrt uns offene Augen für die Schönheit der Welt und der Menschen, er öffnet uns aber auch die Augen für das Leid anderer. Jesu Sehen führt in menschliche Nähe, in die Solidarität, in das Teilen der Zeit, das Teilen der Begabungen und auch der materiellen Güter. „In den Armen und Unterdrückten findet sich das verborgene Antlitz Christi, und im Dienst an diesen Armen und Unterdrückten ereignet sich in Wirklichkeit ... die Begegnung mit Christus.“13 Mitte und Inhalt des Glaubens ist der biblische Jesus Christus, der sich im Kontext von Armut und Unterdrückung als der Befreier im umfassenden Sinne zeigt: weder bloß innerlich und jenseitig noch bloß sozial und politisch-ökonomisch. Die lateinamerikanische Bischofskonferenz von Puebla gibt Zeugnis davon, welches Antlitz Christi gemeint ist. Die Bischöfe halten fest, dass

„das Leidensantlitz Christi, unseres Herrn“, uns begegnet, wenn wir von ihm fragend und for- dernd angesprochen werden in „den Gesichtern der Kinder, die schon vor ihrer Geburt mit Armut geschlagen sind; den Gesichtern der jungen Menschen ohne Orientierung, da sie kei- nen Platz in der Gesellschaft finden und frustriert sind; … den Gesichtern der Arbeiter, die häufig schlecht bezahlt sind und Schwierigkeiten haben, sich zu organisieren und ihre Rechte zu verteidigen; … den Gesichtern der Unterbeschäftigten und Arbeitslosen, die aufgrund der harten Bedingungen (infolge) von Wirtschaftskrisen und Entwicklungsmodellen entlassen wur- den, welche die Arbeiter und ihre Familien von kaltem wirtschaftlichen Kalkül abhängig ma- chen; … den Gesichtern der Alten, deren Zahl ständig zunimmt und die oft von der Fortschritts- gesellschaft ausgeschlossen werden, da man unproduktive Individuen nicht brauchen kann.“14

+ Manfred Scheuer Bischof von Linz

13 Jon Sobrino, Christologie der Befreiung. Bd. 1, Mainz 1998, 36.

14 Die Kirche Lateinamerikas. Dokumente der II. und II. Generalversammlung des lateinamerikanischen Episkopa- tes in Medellin und Puebla (=Stimmen der Weltkirche 8, hg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz) Bonn 1980, Nr. 31-39.

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