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Da nahm man sich Zeit für eine Wallfahrt, oft verbunden mit der Kräuterweihe.

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30 granatapfel7–8 ∙ 2016

Kultur

&

Gesellschaft Brauchtum

„Frauendreißiger“

Mit dem Festtag Mariä Himmelfahrt, auch großer Frauentag genannt, beginnt der

„Frauendreißiger“. Im Zeitraum zwischen dem Großen und dem Kleinen Frauentag (Mariä Ge- burt am 8. September) wird den Heilkräutern besondere Wirkkraft zugeschrieben. Diese soll- te sich steigern, wenn man die Pflanzen in der Kirche segnen ließ. Vieles spricht dafür, dass es sich bei der Kräuterweihe um einen „ge- tauften Brauch“ aus der Antike handelte. Die Kräuterweihe (eigentlich: Segnung) entstand um die erste Jahrtausendwende in Deutsch- land – in Abgrenzung zur kosmisch-magischen Frömmigkeit der „Herbarii“. Die Kirche ver- hängte strenge Strafen über sie, die Pflanzen unter Beschwörungsformeln ausgruben, um damit zu heilen und zu zaubern. So heißt es um 1010 im „Poenitentiale“ des Burchard von Worms: „Hast du Heilkräuter unter anderen Das Hochfest „Mariä Aufnahme in den

Himmel“ (Mariä Himmelfahrt) hat eine lange Tradition: Ein Marienfest am 15. August war in Jerusalem schon im fünften Jahrhundert üblich, in Rom seit dem siebenten. Dieses,

„Natale S. Mariae“ genannt, wurde an der Wende vom siebenten zum achten Jahr- hundert mit einer Prozession ausgezeichnet.

Besondere theologische Bedeutung erhielt es durch das Dogma der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel im Jahr 1950. Alte Gesänge preisen Maria – in Anlehnung an das biblische Hohelied – als „Blume auf den Wie- sen“ und „Lilie der Täler“ (Hld 2,1). Nach der

„Legenda Aurea“ aus dem 13. Jahrhundert trug ihr ein Engel bei der Himmelfahrt eine Palme voraus, die unbeschreiblichen Duft ver- breitete. Später erklärte man die Verbindung zwischen Maria und Blumen damit, dass in ihrem Grab Rosen gefunden worden seien.

Kräuterweihe

Feste strukturierten das ländliche Arbeitsjahr. Besonders wichtig waren die großen Festzyklen vor und nach Ostern und Weihnachten. Nur im Sommer, zur Hauptzeit der Ernte, gab es keine Feiertage – mit einer Ausnahme: Mariä Himmelfahrt am 15. August.

Da nahm man sich Zeit für eine Wallfahrt, oft verbunden mit der Kräuterweihe.

V O N H E L G A M A R I A W O L F

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Brauchtum

Im Zeitraum zwischen Mariä Himmelfahrt und Mariä Geburt wird

den Heilkräutern besondere

Wirkkraft zugeschrieben.

Gebeten gesammelt als dem Absingen des Glaubensbekenntnisses und des Vaterunsers?

Wenn ja, so hast du zehn Tage bei Wasser und Brot zu büßen.“ Andererseits sollten die zu weihenden Kräuter in bestimmter Zahl gesam- melt werden. Meist waren es sieben, christlich interpretiert als Symbol der sieben Sakramente oder der sieben Schmerzen Mariens.

Sieben besondere Kräuter

In Niederösterreich ist die folgende Zusam- menstellung weit verbreitet: Hagebutte, Johanniskraut, Kamille, Pfefferminze, Rainfarn, Schafgarbe und Wilde Möhre.

Hagebutte (Heckenrose): Die Rose gilt als

„die“ Marienpflanze. Hagebutten enthalten Vitamin C, Provitamin A, Vitamin B1, B2, Flavonoide, Fruchtsäuren, Zucker und Gerb- stoffe. Hagebuttentee gleicht Vitaminmangel aus und stärkt die Abwehrkräfte.

Johanniskraut war und ist eine der be- liebtesten Heilpflanzen. Inhaltsstoffe sind ätherische Öle (Hypericin), Flavonoide und Gerbstoffe. In der Antike versprach man sich davon Linderung bei Ischias-Beschwerden und Verbrennungen. Paracelsus lobte das

„Blutkraut“ mit den Worten: „... ist nicht möglich, dass eine bessere Arznei für Wun- den in allen Ländern gefunden wird.“ Die Pharmakologie hat etliche Anwendungs- bereiche bestätigt, besonders den nerven- beruhigenden Effekt.

Kamille: Schon von den alten Ägyptern verehrt, von griechischen, römischen und mittelalterlichen Heilkundigen geschätzt, gilt sie bis heute als Allheilmittel. Forschun- gen bestätigen ihre entzündungshemmende, krampflösende und wundheilungsfördernde Wirkung.

Pfefferminze zählt zu den bekanntesten Heil- und Gewürzpflanzen. Sie enthält äthe- rische Öle (Menthol), Flavonoide und Gerb- stoffe. Hippokrates und Paracelsus schätzten ihre Wirkung, mittelalterliche Kräuterbuchau- toren erwähnten den krampflösenden Effekt.

Rainfarn enthält ätherische Öle, Bitter- stoffe und Gerbstoffe. Die heilige Hildegard empfahl einen Heiltrank oder Kuchen aus Rainfarn gegen Schnupfen. In Öl angesetzt, diente die Pflanze zur Einreibung gegen Gicht und Rheuma. Im Haus aufgehängt, sollte der Korbblütler Gewitter abhalten.

Schafgarbe gehört zu den ältesten Heil- pflanzen. Sie enthält Bitterstoffe, Gerb stoffe, ätherische Öle und Mineralstoffe. Ihren lateinischen Namen „Achillea millefolium“

verdankt sie Achilles. Der Held aus der grie- chischen Sage soll damit einem verwundeten König geholfen haben. Weil man sich Wund- heilung von ihr versprach, hieß die Schaf- garbe „Soldatenkraut“. Aus demselben Grund brachte man es als „Zimmermannskraut“

mit dem heiligen Josef (und seinen späteren Berufsgenossen) in Zusammenhang. Anderer- seits galt sie als „Frauenpflanze“. Wegen ihrer entzündungshemmenden, krampflösenden und den Stoffwechsel anregenden Eigenschaf- ten war die Achillea ein ziemlich universales Mittel. Beim Schlafengehen auf die Augen gelegt, sollte sie schöne Träume bewirken.

Hildegard nannte das Kraut „Gesundmacher“.

Wilde Möhre: Als Wildgemüse soll das Doldengewächs schon in der Urzeit ein wich- tiges Nahrungsmittel gewesen sein. In antiken Schriften wird es als Aphrodisiakum und Heil- mittel erwähnt. In der modernen Heilkunde spielt die wilde Möhre keine Rolle mehr.

Kräuterweihe in der Pfarre Nussdorf im 19. Wiener Gemeinde bezirk

Fotos: Helga Maria Wolf

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