ein Beitrag zur Kartographie des Ferdinand Verbiest 1
Von S.M. Hong-Schunka und Roderich Ptak
Die jesuitischen Karten in China
Daß Ostasien seit Ankunft der ersten Jesuiten in China neue Entwicklungen
auf dem Gebiet der Geowissenschaften erfuhr, ist hinreichend bekannt. 2 In
der Kartographie und Ethnographie (bzw. Geographie) waren es vor allem
die Werke Matteo Riccis (1552-1610), Giulio Alenis (1582-1649) und Ferdi¬
nand Verbiests (1623-1688), von denen entscheidende Impulse ausgingen.
Matteo Ricci konzipierte seine berühmte Weltkarte Kunyu wanguo
quantu (1602) auf Basis des damaligen verfügbaren Wissens aus Europa
und China, wobei vor allem folgende Gesichtspunkte hervorzuheben sind:
(1) China wurde an die Kugelform der Erde erinnert; (2) das Ming-Reich
erschien in der Mitte des Erdballs - ein taktvoller Kompromiß, der chine¬
sischen Ansprüchen und Ordnungsvorstellungen Genüge leisten sollte, und
eine „praktische" Neuerung zugleich, zumal europäische Karten den Fernen
Osten bis dahin ja stets an den rechten „Bildrand" geschoben hatten -; (3) et¬
liche neue Toponyme, meist phonetisch abgeleitet von gängigen europäischen
Namen, fanden nun Eingang in die chinesische Geographie; (4) in einigen
Fällen kamen allerdings alte chinesische Namen zur Anwendung, besonders
solche, die ost- und südostasiatische Regionen bezeichneten. Ein Jahr später
(1603) wurde Riccis Karte unter dem Titel Liangyi xuanlan tu neu verlegt. 3
1 Pater Jeremias, Abt des Benediktiner-Klosters in St. Ottilien, und Pater Arnold, Di¬
rektor des Missionsmuseums, sei Dank für ihre freundliche Unterstützung dieser Arbeit.
Ebenso bedanken wir uns bei den Herren Lee Geewön, Koreanische Nationalbibliothek, und Lee Haegwon, Bibliothek der Korea-Universität in Seoul.
2 Neuere länder- und kulturbezogene Überblicke z.B. in J.B. Harley et al. (Hrsg.):
Cartography in the Traditional East and Southeast Asian Societies. Chicago und London 1994 (The History of Cartography. 2.2).
3 Letztens zu beiden Karten z. B. Cao Wanru et al. (Hrsg.): Zhongguo gudai ditu ji.
Mingdai. Beijing: Wenwu chubanshe 1994, Abb. 57-59, 77-79; englische Texte S. 26-28.
Zum koreanischen Kontext und zur Editionsgeschichte z. B. auch Pang Tongin: Han'guk chido üiyoksa. Seoul: Sin'gu munhwasa 2001, S. 167. Ferner ebenso Minako Debergh:
Ein Exemplar der Ricci-Karte muß auch schon sehr bald nach Korea
gelangt sein. So erwähnt der Gelehrtenbeamte Yi Sugwang (1563-1628) in
der Enzyklopädie Chibong yusöl, daß er 1603 von seinen Untergebenen Yi
Kwangjong (1552-1627) und Kwon Hi (1547-1624) eine europäische Welt¬
karte mit sechs Blättern erhielt. 4 Yi und Kwon waren zuvor als Botschafter
in Beijing gewesen. Obwohl die Enzyklopädie den Titel der Karte nicht
nennt, wird vermutet, daß es sich hierbei um Riccis Kunyu wanguo quantu
handelte. 5
Giulio Aleni ist vor allem durch sein Zhifang waiji (1623) bekannt ge¬
worden - eine Beschreibung fremder Länder und Orte, ganz im Stile alter
chinesischer lishi dili-'Werke, also ethnographischer Texte, jedoch bereichert
um neue Regionen, etwa die „soeben entdeckten" Gebiete in Amerika und
natürlich das alte Europa. Dieser Text durchlief mehrere Editionen und liegt
seit einiger Zeit auch in einer kommentierten Zhonghua shuju-Fassung vor.
Im Vorwort dazu geht der Herausgeber, Xie Fang, kurz auf die verschie¬
denen Vorworte, die Textgeschichte und vergleichbare Werke ein. 6 Mit dem
Zhifang waiji erschien zugleich eine weitere Weltkarte, Wanguo quantu
genannt. Sie orientiert sich an Riccis Kunyu wanguo quantu, ist aber nicht
so genau und verzeichnet auch nicht so viele Namen. Beide Werke - Alenis
Text und Weltkarte - wurden ebenso nach Korea eingeführt (1631), und
zwar durch Chong Tuwon (1581—?) und Yi Yöngjun (?). 7
„La carte du monde du P. Matteo Ricci (1602) et sa version coreenne (1708) conservee ä Osaka." In: JA 274 (198 6), S. 417-454; Pascale M. d'Elia: „Recent Discoveries and New Studies (1938-1960) on the World in Chinese of Father Matteo Ricci S.J." In: Monumenta Serica 20 (1961), S. 82-163; John D. Dav: „The Search for the Origins of the Chinese Manuscript of Matteo Ricci's Maps." In: Imago Mundi 47 (1995), S. 94-117.
4 Yi Sugwang: Chibong yusöl, kwon 2, Cheguk bu, Oeguk cho. Zur koreanischen
Übersetzung auch Nam Mansöng: Chibong yusöl. Bd. 1. Seoul: Ülyu munhwasa 3 1998
['1994], S. 90-91. Siehe ferner Debergh 1996, S. 418 und Anm. 3 dort.
5 Die Originalquelle nennt den Namen Feng Baobao. Dieser wurde in der Regel als
Verschreibung für Li Madou (Ricci) angesehen, was nicht unbedingt korrekt sein muß.
6 Al Rulüe (Verf.), Xie Fang (Komm. u. Hrsg.): Zhifang waiji jiaoshi. Beijing:
Zhonghua shuju 1996 (Ser. Zhongwai jiaotong shiji congkan). Eine detaillierte Studie ist ebenso Bernard Hung-Kay Luk: „A Study of Giulio Alenis's Chih-fang wai chi." In:
BSOAS 40 (1977), S. 58-84.
7 Zu Chong Tuwon z.B. Gari Ledyard: ..Cartography in Korea." In: Harley et
al. 1994, S. 249. Zu Yi Yongjun siehe Chön Sangun: Han'guk kwahak kisulsa. Seoul:
Chongümsa 2 1983, S. 335. Quelle dort: Kukcho bogam, kwon 35, Injo 9. Jahr. - Zu Aleni
allgemein auch die Aufsatzsammlung Tiziana Lippiello und Roman Malek (Hrsg.):
„Scholar from the West". Giulio Aleni S.J. (1582-1649) and the Dialogue between China and Christianity. Nettetal 1997 (Monumenta Monograph Series. 42). Ferner z.B. Hart¬
mut Walravens: ..Father Verbiest's Chinese World Map (1674)." In: Imago Mundi 43 (1991), S. 31.
Die sicherlich interessanteste und vielleicht auch bekannteste Weltkarte
ist diejenige von Ferdinand Verbiest. Ihr Titel - Kunyu quantu - erinnert an
den der Ricci-Karte. Sie ist in mehreren Studien genau beschrieben worden,
letztens unter anderem von Lin Tong-yang und Christine Vertente. 8
Die Editionsgeschichte dieser Karte ist äußerst kompliziert. Im allgemeinen
wird zwischen folgenden Versionen unterschieden: (1) einer monumentalen
Fassung in acht Blättern (1674); (2) einer reduzierten Fassung auf einem Blatt
(ebenfalls 1674); (3) einem Nachdruck, der offenbar 1856 in Guangdong pro¬
duziert wurde; (4) und einer koreanischen Variante. Auf letztere - von der
ein Exemplar in St. Ottilien vorhanden ist - wird weiter unten im Detail
einzugehen sein. Von den Varianten (1) bis (3) sind rund fünfzehn Exem¬
plare bekannt, über deren Verbleib Lin Tong-yang Auskunft gibt. 9 Nicht
eindeutig einzuordnen ist eine weitere Karte - Diqiu quantu genannt -, auf
die z.B. Ayusawa Shintaro und Henri Bernard aufmerksam machen. 10
Die Maße der monumentalen Fassung werden in der Literatur unter¬
schiedlich angegeben. Sie schwanken zwischen rund 160 bis 180 cm (Höhe)
und etwa 54 bis 65 cm (Breite) pro Blatt oder Tafelteil. Das hängt vermutlich
damit zusammen, daß der äußere Rand nicht immer mitgerechnet wurde
oder vielleicht nicht bei allen Exemplaren erhalten ist. Die Gesamtbreite
- acht Tafeln nebeneinander - liegt damit bei mindestens 432 cm. Wichti¬
ger ist jedoch, daß Verbiests Karte aus zwei Hemisphären besteht, einer
westlichen, die Europa und Asien zeigt, und einer östlichen mit Nord- und
Südamerika. China steht damit wieder symbolisch in der Mitte, gleichsam
verbunden mit der Neuen Welt durch den Pazifischen Ozean. Diese Art der
stereographischen Projektion dürfte zuvor in China noch nicht bekannt
gewesen sein. Bedeutsam ebenso, daß der Null-Meridian durch Beijing
läuft. 11 Ferner zeigt die Karte den Äquator und Breitengrade, außerdem
gibt sie Auskunft hinsichtlich des längsten Sommertages auf der nördlichen
8 Lin Tong-yang: „Apercu sur la mappemonde de Ferdinand Verbiest, le K'un-yü-
ch'üan-t'u." In: Edward J. Malatesta und Yves Raguin (Hrsg.): Succes et echecs de la rencontre Chine et Occident du XVI' au XX' siede. Taipei/Paris 1993 (Varietes Sinologi- ques. N.S. 74), S. 145-173; Christine Vertente: „Nan Huai-jen's Maps of the World."
In: ibid., S. 257-263. - Lin hat mehrere andere Studien veröffentlicht, in denen er vielfach auf seine Arbeit Etude sur ['introduction des methodes et des connaissances geographiques europeennes en Chine (1583-1718) (Paris 1982 [Dissertation]) zurückgreift.
9 Lin Tong-yang 1993, S. 146-148 und die dort in den Anmerkungen zitierten Se¬
kundärtitel.
10 Ayusawa Shintaro: „Nan Huairen ga Shina ni shokai shita sekai chirisho ni tsuite."
In: Chikyuu 24.5 (1931), S. 387-389; Henri Bernard: „Les adaptions chinoises d'ouvra- ges europeens, bibliographie chronologique depuis la venue des Portugais ä Canton jus- qu'ä la mission franchise de Pekin 1514-1688." In: Monumenta Serica 10 (1945), S. 375.
11 Mehr dazu z.B. bei Lin Tong-yang 1993, S. 167-168.
Halbkugel und des längsten Wintertages auf der südlichen Hälfte. Im
Vergleich zur Ricci-Karte nennt sie zudem wesentlich mehr Ortsnamen
(rund 1250 Namen). Daneben enthält sie mehrere Kartuschen mit langen Er¬
läuterungen. Diese erscheinen auf der eigentlichen Karte selbst, aber ebenso
außerhalb des Kartenteils, quasi als dekorative Elemente. Andere dekorative
Elemente sind Tiere und Schiffe, nicht ganz unähnlich denen, die bereits auf
der Ricci-Karte zu sehen sind.
Verbiests Kunyu quantu ist mehrfach in Aufsätzen und Büchern abge¬
bildet worden. Die meisten Abbildungen fallen allerdings sehr klein aus, so
daß viele Aufschriften und Namen oft nur mit Mühe zu lesen sind. 12 Bei
Studien einzelner auf der Karte dargestellter Regionen ist deshalb in jedem
Fall der Zugang zu einem Original erforderlich. In gewisser Weise wird die
Arbeit jedoch dadurch erleichtert, daß sich Verbiest auf bekannte Vorläufer¬
werke stützte. Zu diesen gehören unter anderem folgende Karten und Texte:
(1) Riccis Weltkarte; (2) Alenis Weltkarte; (3) dessen Zhifang waiji; (4) das
Dizhen jie (1626) von Nicolö Longobardi, ein Text über Erdbeben; (5) das
Xifang yaoji (1669-1672), zu deren Verfassern Verbiest selbst zählt; (6) das
astronomische Werk Biao du shuo (1614) von Sabatino de Ursis; (7) und
das Kongji gezhi (1624) von Alfonso Vagnoni. 13 Außerdem finden sich viele
Kartuschentexte sowie die Tierabbildungen samt der dazugehörigen Erläu¬
terungen in Verbiests Kunyu tushuo} 4 Schließlich wurde in der Literatur
auch auf das Werk von Johannes Blaeu - Nova totius terrarum orbis tabula
(1648) - und Gerhard Mercators Orbis terrae compendiosa descriptio (1587)
hingewiesen, nebst anderen Kartenwerken. Die Konturen der Kontinente bei
Blaeu und Verbiest seien sehr ähnlich, und die allermeisten Orte finden sich
ebenfalls auf beiden Karten. Daß die Namen bei Verbiest natürlich anders
lauten, versteht sich von selbst; sie sind sinngemäß übersetzt oder phonetisch
übertragen worden oder stellen altbekannte chinesische Lesungen dar. 15
12 So selbst bei den Teilabbildungen in Cao Wanru et al. (Hrsg.): Zhongguo gudai ditu ji. Qingdai. Beijing: Wenwu chubanshe 1997, Tafeln 144-147.
13 Vgl. z.B. Lin Tong-yang 1993, besonders S. 161-166; Vertente 1993, S. 261. Fer¬
ner Wang Qianjin: „Nan Huairen Kunyu quantu yanjiu." In: Cao Wanru et al. 1994, S. 102-107 (dort tabellarisch zusammengefaßte Gegenüberstellungen zwischen Verbiests Karte und folgenden Quellen: Zhifang waiji, Ricci-Karte und Kunyu tushuo).
In mehreren Editionen zugänglich, etwa in der Sammlung Zhihai, Baibu congshu jicheng. Zur Herkunft der Tierdarstellungen z.B. Walravens 1991, S. 34-35, oder Isaia Iannoccone: „Lo zoo dei Gesuiti: la trasmissione scientifica del bestiario rinascimen- tale europeo alla Cina dei Qing in Kunyu tushuo di Ferdinand Verbiest (1674)." In: S.M.
Carletti/M. Sacchetti/R Santangelo (Hrsg.): Studi in onore di Lionello Lanciotti. 3
Bde. Neapel 1996, II, S. 739-764.
15 Vgl. z.B. Vertente 1993, S. 259-261 und Quellen dort, ebenso Walravens 1991,
S. 35ff.
Vergleiche zwischen den Karten Riccis und Verbiests haben erwiesen,
daß sich das kartographische Wissen in den sieben Jahrzehnten, die beide
Werke voneinander trennen, deutlich weiterentwickelt hat. Das zeigt sich
etwa bei der Darstellung Australiens und Neuseelands. Auch Teile des ame¬
rikanischen Kontinents und Südostasiens wirken bei Verbiest realistischer. 16
Dies ist insofern interessant, als eigentlich schon Ricci bei der Gestaltung
Südostasiens auf die recht genauen iberischen Karten, besonders die der
Portugiesen, hätte zurückgreifen können. Doch stand ihm das entspre¬
chende Wissen wohl kaum zur Verfügung. Hier ist Verbiest also weiter. 17
Bleibt anzumerken: hinsichtlich der Präsentation Japans sind beide auf dem
Stand der Zeit, das gilt auch für die verzerrte Darstellung Koreas, bis dahin
durchaus üblich für westliche Karten.
Die koreanische Variante der Weltkarte Verbiests
Verbiests Weltkarte, deren Titel in koreanischer Lesung Konyö chöndo
lautet, wurde, wie noch im einzelnen zu zeigen sein wird, nach Korea
eingeführt. Mehrere Exemplare sind bekannt und in der Literatur erwähnt
worden. Der schon oben zitierte Lin Tong-yang etwa nennt ein Exemplar
in der Bibliothek der früher von den Japanern gegründeten Universität in
Seoul. 18 Er bezieht sich dabei auf eine alte Studie Ayusawa Shintaros aus
dem Jahre 1931. Nach 1945 wurde dann aus dieser Universität die heutige
Nationaluniversität, in deren Kyujanggak-Bibliothek inzwischen allerdings
statt einer Karte gleich zwei Exemplare zu finden sind (Klassifikationsnum¬
mern kyu-26689 und kyu-26678). Dabei handelt es sich um unvollständig
erhaltene schwarzweiße Holzdruckausgaben aus dem Jahre 1860. Welches
der beiden Exemplare Ayusawa gesehen hat, wissen wir freilich nicht.
In derselben Bibliothek werden noch drei zu den Karten passende Holz¬
druckplatten aufbewahrt, die auf eine gewisse Verbreitung des Verbiest'schen
16 Vgl. etwa Wang Qianjin 1994, S. 102-104.
17 Zu portugiesischen Karten vgl. z.B. die große Sammlung von Armando Cortesäo
und Avelino Teixeira da Mota (Hrsg.): Portugaliae monumenta cartographica. 6 Bde.
Lissabon 1960 [Ndr. 1988 in 7 Bdn.j; ferner das zweisprachige Werk von Alfredo Pin- heiro Marques: A cartografiaportuguesa do Japäo (seculos XVI-XVII). The Portuguese Cartography of Japan (XVI-XVII Centuries). Lissabon o.J. (Vorwort 1996). - Zur Dar¬
stellung Südostasiens in portugiesischen Karten auch Luis Filipe F.R. Thomaz: „The Image of the Archipelago in Portuguese Cartography of the 16 th and Early 17 th Centuries."
In: Archipel 49 (1995), S. 79-124. Zur Darstellung bei Verbiest etwa W.Z. Mulder: „The Philippine Islands in the Chinese World Map of 1674." In: Oriens Extremus 25.2 (1978), S. 219-238.
18 Lin Tong-yang 1993, S. 147.
CEuvre in Korea schließen lassen. Das umso mehr, als die Kyujanggak unter
der Choson-Dynastie eine königliche Bibliothek war - wohl die wichtigste
im Lande, mit entsprechendem Einfluß auf intellektuelle Kreise in vielen
Orten. Bleibt zu ergänzen: Die drei Holzdruckplatten, 1986 von der korea¬
nischen Regierung zum Nationalschatz (Schatznummer 882) erklärt, wur¬
den beidseitig bearbeitet, bilden aber leider nur die sechs inneren Teile eines
insgesamt achtteiligen Kartenwerkes ab. 19
Diese Sachlage ist für die Sichtung der Verbiest'schen Weltkarte im
Museum des Klosters von St. Ottilien nicht ganz unwichtig. Das dortige
Exemplar - wiederum die koreanische Variante - ist nämlich vollständig er¬
halten und in vorzüglichem Zustand. Es eignet sich somit gut für historisch¬
geographische Arbeiten. Wie es zu den Benediktinern nach St. Ottilien kam,
bleibt allerdings ein Geheimnis. Offiziell begann die Benediktiner-Mission
in Korea erst 1908. Ausgangspunkt war zunächst Tökwön in Nordkorea,
nach dem Koreakrieg erfolgte dann der Umzug in den Süden. Dort wurde
die Arbeit von Waegwan aus fortgesetzt. Möglich also, daß die Weltkarte
über eine dieser beiden Basen nach Deutschland gelangte, doch Genaueres
hierzu ließ sich nicht ermitteln.
Bemerkenswert ferner: die St. Ottilien-Karte ist der einzige koreanische
Druck, der bislang außerhalb Koreas gefunden worden ist. In Korea selbst
existieren insgesamt sechs Exemplare der Verbiest-Karte, die hier tabella¬
risch - unter Einschluß des St. Ottilien-Drucks und eines Drucks in Lon¬
don - aufgeführt werden. 20
Tab. 1: Verbiests Weltkarte in Korea
Aufbe¬
wahrungsort
Klassifikati¬
onsnummer
Datum
Höhe x Breite (bzw. Blatt¬
breite)
Kommentar
1. Kyujanggak /eya-26689 1860 146,5x58,3 cm Unvollständig;
sechs Blätter
19 Vgl. Chön Sangun 1983, S. 335-336, Anm. 82; ebenso Yi Ch'an: Han'guk üi ko
chido. Seoul: Pomusa 1991, S. 351, Anm. 84, und http://kr.encycl.yahoo.com/.
20 Vgl. Yi Sangt'ae: Han'guk ko chido paltalsa. Seoul: Hyean 1999, S. 103, 106 und
120. Dort drei Exemplare. Zum Londoner Exemplar siehe Walravens 1991, S. 37 und
S. 46 Anm. 16. - London meldet noch ein weiteres (unvollständiges) Exemplar der Ver¬
biest-Karte unter der Signatur „Maps 32.b.43". Zu beiden Exemplaren siehe z.B. Berliner Festspiele GmbH (Hrsg.): Europa und die Kaiser von China (1240-1816). Frankfurt a. M.
1985, S. 108-111 (Abb.), 295 (Text; ferner auch S. 294). Die Angaben hinsichtlich Größe, Blätterzahl und Erscheinungsort beider Exemplare (vgl. auch hier in der Tabelle Nr. 8) gehen in der Literatur durcheinander.
Aufbe¬
wahrungsort
Klassifikati¬
onsnummer
Datum
Höhe x Breite (bzw. Blatt¬
breite)
Kommentar
2. Kyujanggak kyu-2667S 1860 146,5x58,3 cm Unvollständig;
vier Blätter
3.
National¬
bibliothek
Han kojo- 61-44
1860 178,2x57,0 cm
Unvollständig; die inneren sechs Blätter; als einzelne
Blätter vorhanden
4.
Koreanisches Christliches
Museum der
Soongsil- Universität
Nicht vorhanden
1860 146 x400 cm
Vollständig;
handkoloriert;
Wandschirmformat
5.
Bibliothek der Korea- Universität
BIO A 51 1-2 1860 154,5x147,5 cm
Unvollständig;
nur die inneren sechs Blätter;
in zwei Teilen
6.
Bibliothek der Korea- Universität
BIO A 201 1860 162,0 x 150,0cm
Unvollständig; nur die inneren sechs
Blätter; in zwei Teilen
7.
Missions¬
museum St. Ottilien
Nicht vorhanden
1860 149,5 x 385,0cm Vollständig;
Wandschirmformat
8.
British Library
Maps 183.p.4(2)
1860 149 x321cm Montiert
Die Tabelle zeigt an, daß die meisten Exemplare unvollständig sind, was
glücklicherweise für das St. Ottilien-Exemplar nicht zutrifft, außerdem, daß
die Zahl der von Lin Tong-yang gemeldeten Verbiest-Karten nach oben revi¬
diert werden muß. Eine der von Lin nicht genannten chinesischen Karten be¬
findet sich im Museum für Völkerkunde in Berlin. 21 Werden die koreanischen
berücksichtigt, dann haben wir es insgesamt mit mehr als zwanzig Drucken
zu tun. Dem ist freilich hinzuzufügen, daß durchaus mit weiteren koreani¬
schen Exemplaren in privaten Sammlungen zu rechnen ist, denn bei den in
der Tabelle aufgeführten handelt es sich ja nur um solche, die in öffentlichen
Institutionen aufbewahrt werden. Wegen des hohen Wertes alter Drucke wird
es allerdings stets Schwierigkeiten bereiten, private Sammlungen einzusehen.
21 Vgl. Walravens 1991, S. 45.
Alle in der Tabelle erfaßten Exemplare wurden 1860 in Korea verlegt. 22
Als Datum nennen sie das 10. Jahr der Ära Hamp'ung (Xianfeng), also des
Qing-Kaisers Muzong (reg. 1851-1861). In Korea regierte damals König
Ch'öljong (reg. 1850-1863). Auffällig also, daß hier der Name des chinesi¬
schen und nicht des koreanischen Herrschers erscheint. Doch ist dies nicht
ganz unüblich, denn Ähnliches weiß man von anderen Werken. Daß die
Karten in Korea gedruckt wurden, geht im übrigen aus den zwei Zeichen
hae (Meer) und dong (Ost) hervor (beide im Kolophon). „Östlich des Mee¬
res" war eine in Korea geläufige Bezeichnung für Korea selbst, die zugleich
einen entsprechenden geographischen Bezug zu China implizierte.
Unklarheit bereiten die teils deutlich voneinander abweichenden Maße
der Karten. Hier ist weiterer Forschungsbedarf angesagt. Offenbar gab es
mindestens zwei Editionen, die beide im gleichen Jahr verlegt wurden. Doch
haben wir nicht alle Karten einsehen können, genaue Aussagen sind hier
folglich nicht möglich.
Nun jedoch zur Karte in St. Ottilien. Es handelt sich um einen schwarz¬
weißen Holzdruck, bestehend aus acht Blättern, die auf einen achtteiligen
Wandschirm montiert sind. Im Unterschied zur ursprünglichen Karte von
Verbiest aus dem Jahre 1674 erscheinen die vier chinesischen Zeichen des
Titels auf dem zweiten, vierten, fünften und siebten Blatt. 23 Anders ebenso:
der chinesische Name des Herstellers und das Datum des Drucks (1860)
wurden in umgekehrter Reihung angeordnet. Das Datum findet sich auf
dem zweiten, der Name Nanhuairen (für Verbiest) auf dem siebten Blatt.
Daß die eigentliche Darstellung der Welt auf die inneren sechs Blätter be¬
grenzt ist und die äußeren zwei nur Kartuschen enthalten, entspricht dem
chinesischen Original. Die Orts-, Fluß- und Gebirgsnamen auf der Karte
sind gut lesbar. Korea wurde zwar korrekt als Halbinsel gezeichnet, aber
wie auf dem chinesischen Kartenvorbild sehr schmal, einfach und ohne
Ortsnamen abgebildet. Sogar die Insel Cheju fehlt. Einziger vermerkter
Name: Chosön - für die Dynastie. 24
22 YiSangt'ae 1999, S. 103 und 106. Dort allerdings 1856 als Druckdatum für die Exem¬
plare in der Korea-Universität und der Nationalbibliothek. Mehr zu diesem Datum weiter unten.
23 Vgl. Cao Wanru et al. 1997, Karte 4.
24 Frühe europäische (bzw. portugiesische) Karten zeigen Korea oft als Insel. Vgl. z.B.
Marques 1996, S. 170. Erst Anfang des 17. Jahrhunderts wird Korea zur Halbinsel.
Zur Einfuhr der Verbiest-Karte nach Korea
Wann und durch wen die Weltkarte Verbiests nach Korea gelangte, ist
ungewiß. Das recht späte Datum der koreanischen Edition könnte dafür
sprechen, daß diese nicht auf dem Originaldruck von 1674, sondern einer
späteren Fassung, 1856 in Guangdong hergestellt, basiert. 25 Die rasche Ent¬
wicklung der koreanischen Holzdrucktechnik seit dem 18. Jahrhundert wäre
ein weiteres Argument für die eher späte Verbreitung des Werkes. Andere
Umstände legen jedoch ein frühes Datum nahe. Von Korea gingen nämlich
jedes Jahr offizielle Gesandtschaften nach China, die nicht selten mehrere
hundert Personen und Pferde zählten und viele Monate in China blieben. 26
Unter den Reisenden befanden sich Beamte aus dem Kwansanggam, also dem
königlichen Observatorium Koreas, denen unter anderem die Beschaffung
neuer Bücher oblag. 27 Diese Personen besuchten die katholischen Kirchen in
Beijing und kannten auch einige Jesuiten im Qintianjian, dem kaiserlichen
Hofamt für Astronomie. Erinnert sei hier nur an die Kontakte zwischen
Yi Yönghu (?), Dolmetscher der koreanischen Gesandtschaft des Jahres
1630, und Jerönimo (Joäo ?) Rodrigues; an die Bemühungen Kim Yuks
(1580-1658), tätig im koreanischen Observatorium, Johann Adam Schall
von Bell zu treffen; oder an die Begegnung zwischen dem Gesandtschaftslei¬
ter des Jahres 1720, Yi Imyöng (1658-1722), und Ignaz Kögler (1680-1746),
damals Direktor des chinesischen Hofamtes für Astronomie. 28 Diese und
andere Fälle zeigen das Interesse der Koreaner für die westlichen Wissen¬
schaften - Geographie, Astronomie und Mathematik eingeschlossen. 29
25 YiCh'an 1991, S. 381.
26 Chindan hakhoe (Hrsg.), Han'guksa. Seoul: Ulyu munhwasa 1969, S. 111-112.
27 Chön Sangun 1983, S. 338.
28 Zum Beispiel Yi Yongböm: Han'guk kwahak sasangsa yön'gu. Seoul: Tongguk
taehakkyo ch'ulp'ansa 1993, S. 143-188, ferner Pae Usöng: „Sogujok segye chido üi
chosonjok haesok." In: Han'guk kwahaksa hakhoeji 22 (2000a), S. 65, und Minako De- bergh: „Les cartes astronomiques des missionaires Jesuites en Chine: de Johann Adam Schall von Bell ä Ignace Kögler et leur influence en Coree et au Japon." In: Roman Malek (Hrsg.): Western Learning and Christianity in China. The Contribution and Impact of
Johann Adam Schall von Bell, S. J. (1592-1666). 2 Bde. Nettetal 1998 (Monumenta Mo¬
nograph Series. 25.1 u. 2), I, S. 543-552. - Zu Kögler Christian Stücken: Der Mandarin des Himmels: Zeit und Leben des Chinamissionars Ignaz Kögler SJ (1680-1746). Nette¬
tal 2003 (Collectanea Serica), und im koreanischen Kontext z.B. Peter H. Lee (Hrsg.):
Sourcebook of Korean Civilization. Bd. 2: From the Seventeenth Century to the Modern Period. New York 1996, S. 109-110. - Zu Europäern im chinesischen Hofamt für Astrono¬
mie z.B. auch der Überblick in Nicolas Standaert (Hrsg.): Handbook of Christianity in China. Bd. 1: 635-1800. Leiden 2001, S. 721.
29 Mehr dazu etwa in Lee 1996, S. 108-150.
Seit Gründung der Choson-Dynastie bemühten sich koreanische Ge¬
lehrte auch stets um den Erwerb chinesischer Weltkarten, wie bereits im
ersten Kapitel angedeutet. 30 Auf deren Basis produzierten sie dann eigene
Werke. Ein Beispiel ist Kim Suhongs (1601-1681) Ch'önha koküm taech'ong
p'yöllamdo aus dem Jahre 1666, eine Art Weltkarte mit historischen Erklä¬
rungen, deren Vorwort unverkennbar Riccis Einfluß trägt. 31 Wenige Jahre
danach (1674) ließ das Hongmun'gwan (etwa „Büro der Sonderberater") eine
Weltkarte für König Hyönjong (1660-1674) anfertigen. 32 Die Herstellung
dieses Werkes leitete Kim Manjung (1637-1694), zuvor Botschafter in China
und folglich vertraut mit westlicher Geographie. Daß eines der drei höch¬
sten Staatsämter unter den Chosön den Herstellungsprozeß zu überwachen
hatte, zeigt, welche Bedeutung der Kartographie damals in Korea zukam.
Auch Verbiests Kunyu tushuo, bereits zwei Jahre vor der Weltkarte ent¬
standen, also 1672, gelangte nach Korea - und zwar 1721 durch Yu Ch'ökki
(1691-1767). Yu erhielt den Text offenbar von einem Jesuiten. Eigentlich
hatte ihn seine Reise als koreanischer Botschafter in ganz anderer Mission
nach Beijing geführt: er sollte dort nämlich die Erlaubnis des chinesischen
Kaisers erwirken, den Bruder König Kyöngjongs (reg. 1721-1724) zum
neuen Kronzprinzen erheben zu dürfen. Es wird vermutet, daß Yu bei die¬
sem Besuch nicht nur das Kunyu tushuo erwarb, sondern möglicherweise
auch die Verbiest'sche Weltkarte. 33 Falls zutreffend, dann könnten die oben
aufgeführten Drucke des Jahres 1860 letztlich auf diesem importierten
Exemplar fußen.
Eine andere Schrift Verbiests - das Lingtai yixiang zhi über astrono¬
mische Instrumente (in koreanischer Lautung meist kurz Üisangji) - er¬
reichte Korea fast um die gleiche Zeit, nämlich 1714. Der „Lieferant", Hö
Wön, Beamter im Observatorium, hatte sich in Beijing von He Junxi, einem
Kollegen im chinesischen Hofamt für Astronomie, das westliche Kalender¬
wesen erklären lassen. 34 Dies war nichts Ungewöhnliches, denn die 1654 in
Korea erfolgte Kalenderumstellung auf die Berechnungen Matteo Riccis
erforderte mehrmals Nachbesserungen, weshalb häufig Beamte nach China
30 So etwa unter König Chungjong (reg. 1506-1544). Siehe z.B. Yi Sangt'ae 1999, S. 68.
31 Yi Ch'an 1991, Karte 12 und Erklärung auf S. 342-343. Auch Ledyard 1994,
S. 267-268.
32 Zu einer englischen Übersetzung des Amtes z.B. Lee Ki-baik: A New History of
Korea. Seoul: Iljogak 1984, S. 175-176. Siehe ferner Yi Sangt'ae 1999, S. 68, und Lee 1996, S. 105-116.
33 Pang Tongin 2001, S. 177; Tusan segye dae paekkwa EnCyber (http://kr.encycl.
yahoo.com/, 25. April 2002); Pae Usöng 2000a, S. 57 (Pae beruft sich auf Kim Yangsön).
34 Vgl. Yi Yongböm 1993, S. 189. Ferner S. 162-179 und S. 188-193 (Ricci-Kalender).
Ebenso Lee 1996, S. 110-114.
reisten, um sich dort mit Kalenderfragen vertraut zu machen. Entsprechend
sind mehrere chinesische Editionen des Verbiest-Textes sowie deren korea¬
nische Nachdrucke in der Kyujanggak-Bibliothek zu finden (z.B. kyu jung
2257-1-7, kyu jung 2258-).
Obschon Teile des Verbiest'schen CEuvres somit spätestens im frühen
18. Jahrhundert in Korea bekannt waren, berichtet, wie gesagt, keine histori¬
sche Quelle über die Einfuhr unserer Weltkarte. Hierfür mag es - ganz all¬
gemein - noch einen anderen Grund geben. Geographisches Wissen, Karten
aller Art eingeschlossen, wurde in China und Korea meist streng kontrol¬
liert. So versuchte China bis ins 17. Jahrhundert hinein die Weitergabe ent¬
sprechender Informationen an Korea einzuschränken. Auch in Korea unter¬
lag die Herstellung von Karten staatlicher Geheimhaltung. 35 Privater Besitz
und Ausfuhr waren lange verboten, die Verbreitung neuer geographischer
Kenntnisse außerhalb des Regierungskreises sollte verhindert werden. Nicht
verwunderlich also, daß etwa nur wenige Personen die berühmte Honil
kangni yöktae kukto chido (1402), Koreas erste Weltkarte, einsehen durften.
Wie brisant das Thema war, zeigt ebenso ein Vorfall aus dem Jahre 1677.
Als der chinesische Grenzschutz die nach Korea zurückkehrende Gesandt¬
schaft jenes Jahres durchsuchte, wurde eine Weltkarte entdeckt und so¬
gleich beschlagnahmt. 36 Wenig später erging eine offizielle Beschwerde an
die koreanische Regierung. Diese schickte darauf Kwon Taejae (1620-1689)
nach Beijing, der erklärte, die Karte wäre nicht für den koreanischen Staat
bestimmt gewesen, sondern für eine Privatperson. Der Zwischenfall kostete
den urprünglichen Delegationsleiter sein Amt, und derjenige, der das Kar¬
tenwerk mitgeführt hatte, mußte eine Strafversetzung über sich ergehen
lassen. Die Angelegenheit hatte noch ein Nachspiel: bei entsprechenden
Vermessungsarbeiten und der daraus folgenden Landkartenherstellung gab
es unterschiedliche Meinungen. Seit 1679 versuchten die Qing ihre eigentli¬
che Heimat, die Manjurei, kartographisch zu erfassen und die Grenzelinie
zu Korea festzulegen, so auch um den Berg Paekdu. 37 Die diesbezüglichen
Verhandlungen währten mehr als dreißig Jahre, bis dann endlich 1712 ein
Grenzstein errichtet werden konnte und sich im Jahr darauf die chinesische
Seite zufrieden gab.
35 Pae Usöng: „Choson hugi chidoe nat'anan ch'onhagwan." In: Yöksa pip'yöng 53 (2000b), S. 286-287; Yi Sangt'ae 1999, S. 72.
36 Eine ausführliche Darstellung dazu in Yi Sangt'ae 1999, S. 68. Um welche Karte es sich handelte, ist unklar. Siehe auch Pae Usöng: „Ko chidorül t'onghaeso bon Choson sidae üi segye insik." In: Chindan hakbo 83 (1997), S. 46.
37 Yi Sangt'ae 1999, S. 83-97. Auch Ledyard 1994, S. 298-305.
Zum Einfluß der Jesuiten-Werke auf die koreanische Geographie
Fast alle nach Korea eingeführten Kartenwerke entfalteten ihre Nachwir¬
kungen. Bereits Riccis Karte soll später mehrmals in Korea kopiert worden
sein. Hierher gehört z.B. eine Weltkarte namens Konyö man'guk chöndo
im Museum der Nationaluniversität von Seoul, heute zum koreanischen
Nationalschatz zählend (Schatznummer 849). 38 Sie ist 172 cm hoch und
531 cm breit und trägt ein Vorwort von Ch'oe Sökchöng (1641-1715). Eine
Kopie dieser Karte wurde 1708 von König Sukchong (reg. 1661-1720) in
Auftrag gegeben. An ihr wirkten zwei Beamte des Observatoriums und
ein berühmter Maler mit. 39 Interessant dabei: Ch'oe blieb stets skeptisch
hinsichtlich der Kugelform der Erde. 40 Diese war ihm unheimlich und
unvereinbar mit dem Überlieferten, glaubte er doch noch immer, die Erde
sei ein Quadrat mit rundem Himmel darüber. Trotzdem, so rät er den Zeit¬
genossen, möge man sich mit der Kugelvorstellung vertraut machen, zumal
von ihr schon seit langem zu hören sei.
Eine weitere Kopie der Ricci-Karte soll es in einem buddhistischen
Schrein, dem Bongsönsa im Kreise Yangju (Provinz Kyönggi), gegeben
haben; sie ist offenbar während des Koreakrieges (1950-1953) verbrannt. 41
Ein drittes Exemplar wurde aus Japan gemeldet. 42 Außerdem besitzt die
Kyujanggak-Bibliothek eine moderne Foto-Version (kyu-25289). Selbiges
gilt für die Bibliothek der Nationaluniversität von Seoul; dort sind vier
Blätter vorhanden, die unter der japanischen Kolonialzeit in Pyongyang
entdeckte wurden (tae 4709-56). 43
Die vergrößerte Edition der Weltkarte Riccis, Liangyi xuanlan tu ge¬
nannt (kor. Yangüi hyöllam do) und 1603 in Beijing hergestellt, gelangte
ebenfalls schon ein Jahr später nach Korea. Diese Karte wird heute im
Museum der Soongsil-Universität aufgehoben. Neben den in chinesischen
Zeichen geschriebenen Ortsnamen enthält sie auch phonetische Notizen in
38 Yi Ch'an 1991, S. 409. Ferner die Karten 18-19 und S. 348-349 und 380-381.
39 Pae Usöng 2000a, S. 55, und Yi Ch'an 1991, S. 348-349. - Ein astronomisches Werk
von Johann Adam Schall von Bell wurde bei der Erstellung der Konyö man'guk chöndo
gleichfalls verwertet. Sie zeigt insgesamt vier Sternkarten. Dazu z.B. der elektronische Katalog des Museums der Nationaluniversität in Seoul unter http://museum.snu.ac.kr/.
Ein ähnliches Exemplar der Karte in Japan wurde von Debergh 1986, besonders S. 428ff ., genau beschrieben. Vgl. dort auch S. 445-446, ferner Day 1995, S. 100ff., der die Über¬
lieferungsgeschichte zu rekonstruieren versucht.
40 Pae Usöng 2000a, S. 65-66; Ledyard 1994 S. 254.
41 Chön Sangun 1983, S. 333, Anm. 80.
42 Yi Ch'an 1991, S. 349; Debergh 1986, S. 445.
43 Pae Usöng 1997, S. 51-52.
manjurischer Schrift. Außerhalb Koreas befindet sich das einzige bekannte
Exemplar im Liaoning-Museum der Volksrepublik China. 44
In Zusammenhang mit Riccis Weltkarte muß schließlich erwähnt wer¬
den, daß auch Ho Kyun (1569-1618), mutmaßlicher Autor des berühmten
Räuberromans Hong Kiltong chön, ein westliches Kartenwerk aus China
nach Korea brachte (1610). Ob es sich abermals um einen Ricci-Druck han¬
delte, wissen wir nicht. Bekannt ist jedoch, daß Ho noch rund 4000 Bücher,
darunter einige zum christlichen Glauben, eingeführt hatte. 45
Das nächste Werk, Giulio Alenis Karte, ist in Korea nicht mehr vorhan¬
den, aber mindestens zwei spätere koreanische Versionen sind bekannt. Die
erste erschien unter dem Titel Ch'önhado chido in einem vom koreanischen
Hof herausgegebenen Atlasband Yöjido (1770er Jahre) und kann in der
Kyujanggak-Bibliothek eingesehen werden (ko 4709-78). 46 Die zweite Ver¬
sion - Man'guk chöndo - gehört zum Privatbesitz Pak Chöngnos. 47 Nicht
klar ist, ob es sich bei dieser zweiten Fassung um ein anderes Exemplar der
gleichnamigen farbigen Karte Pak Yönsöls (?) aus dem Jahre 1661 handelt,
die längst zum koreanischen Nationalschatz zählt (Nummer 1008). 48
Neben Alenis Karte scheint zugleich das Zhifang waiji eine gewisse Fas¬
zination ausgeübt zu haben, vor allem auf die Gelehrten der Sirhak-Schule,
denen nachgesagt wird, sie hätten es eifrig gelesen, wie übrigens auch Ver¬
biests Kunyu tushuo. 4 '' Zu den Rezepierenden gehörte Yi Ik (1681-1763), der
Alenis Werk im Söngho sasöl eingehend beschrieb und sich überhaupt für
westliche Geographie interessierte, obschon er letztlich bei der alten Auf¬
fassung blieb, China wäre die Mitte der Welt. 50 Bemerkenswert hier: als
Korea 1786 die Einfuhr von Büchern aus China untersagte, wurde Alenis
Werk ebenfalls auf die Liste verbotener Titel gesetzt. 51
44 Yi Ch'an 1991, S. 349; Pang Tongin 2001, S. 175; Pae Usöng 2000a, S. 55; http://
museum. ssu.ac.kr/ (teils unterschiedliche Angaben zur Person des Kartenimporteuers);
Karten 57-59 und die Erklärung von Wang Mianhou in Cao Wanru 1994, S. 26. Ferner
Day 1995, S. 98.
45 Pang Tongin 2001, S. 175.
46 Pae Usöng 2000a, S. 56; Yi Ch'an 1991, Karte 23 und S. 382.
47 Yi Ch'an 1991, Abbildung 32 auf S. 351.
48 Elektronischer Katalog des koreanischen Staates zum Nationalschatz in Kukka
munhwa yusan chonghap chöngbo service unter http://www.ocp.go.kr/.
49 Han Ugun und Yi Söngmu: Han'guksa: Choson hugi. Seoul: Iljisa 61996, S. 170.
50 Ibid., S. 173-177; Söngho sasöl, kwon 55. Ferner Lee 1996, S. 116-119, aber beachte dort ebenso Anm. 9. - Eine Diskussion über die geographische Mittelpunktstellung
Chinas enthält Cordell D.K. Yee: ..Traditional Chinese Cartography and the Myth of
Westernization." In: Harley 1994, S. 173-174.
51 Pang Tongin 2001, S. 170.
Doch zurück ins 17. Jahrhundert. Der eingangs erwähnte Chong Tuwon
brachte neben Alenis Werken etliche andere Schriften und Karten mit, unter
anderem von Longobardi, Ricci und Schall von Bell. 52 Außerdem hatte er
allerlei wundersame Gegenstände im Gepäck: ein Teleskop, einen Wecker,
ja sogar eine westliche Feuerwaffe - letztere von Rodrigues, der natürlich
hoffte, in Korea missionieren zu dürfen. 53 Wie auch immer, König Injo
(1595-1649), an den die Gaben gingen, war so begeistert, daß er für eine
Beförderung Chong Tuwon plädierte. Vor allem das neue Schießgerät be¬
flügelte die Phantasie, zumal die 1627er Niederlage gegen die Manjus noch
längst nicht vergessen war.
Wenige Jahre später, nach der zweiten Niederlage (1637), mußte Injos äl¬
tester Sohn, Kronprinz Sohyön, als Geisel nach China ziehen. Als er 1645
zurückkehrte, brachte auch er verschiedene Bücher mit - zur christlichen
Religion, Astronomie, Medizin usw. -, außerdem einen Globus, den er von
Adam Schall erhalten hatte. 54 Dieser ging zwar verloren, aber das Museum der
Korea-Universität besitzt eine „Himmelsuhr", Honch'ön sigye genannt, in die
eine entsprechende Erdkugel eingebaut ist (Nationalschatz, Kukpo, Nr. 230).
Die Uhr wurde vermutlich 1669 von Song Iyöng, einem Beamten des Observa¬
toriums, hergestellt und scheint ein vielbewundertes Objekt gewesen zu sein.
Daß die Welt rund sei, ist somit in Korea Mitte des 17. Jahrhunderts - obige
Einfuhren einmal pauschal zusammengefaßt - sehr wohl bekannt gewesen.
Verbiests Karte brachte dann aber weitere Neuerungen, vielleicht auch etwas
Verwirrung. Es war dies nämlich die erste Karte, welche den Erdball in zwei
kugelförmigen Hemisphären präsentierte. Die Sirhak-Gelehrten hatten
zwar das Kunyu tushuo und andere Werke studiert, wie beschrieben, jedoch
fand die ungewöhnliche Projektion Verbiests zunächst wenig Anklang. Erst
später, im Laufe des 19. Jahrhunderts, wurden ähnliche Karten verbreitet.
Das gilt beispielsweise für das Diqiu qianhou tu (1800), dessen koreanische
Edition 1834 von Ch'oe Han'gi (1803-1875) mit Unterstützung Kim Chöng-
hos (?—1864) gedruckt wurde. 55 Diese Ausgabe und ihre späteren Varianten,
etwa auf Wandschirme oder Globen übertragen, sind häufig anzutreffen.
Beispiele finden sich in Ch'oe Han'gis Chigu ckönyo (1857). Angeblich ließ
52 Yi Yongböm 1993, S. 143-144.
53 Han Woo-keun (Verf.), Lee Kyungshik (Übers.): The History of Korea. Seoul:
Eulyoo 1970, S. 318. Ob es sich um eine Muskete oder ein größeres Objekt handelte, ist unklar.
54 Yi Yongböm 1993, S. 170. Der Prinz starb zwei Monaten nach seiner Rückkehr unter ungeklärten Umständen. Die Bücher wurden möglicherweise auf Betreiben seiner Stief¬
mutter verbrannt.
55 Yi Ch'an 1991, Karten 20 und 21, S. 351-352 und 381. Ferner Ledyard 1994, S. 254 und 314.
Ch'oe Han'gi auch einen Kupferglobus herstellen - Cb'öngdong chiguüi ge¬
nannt -, der heute im Museum der Soongsil-Universität aufbewahrt wird
und gleichfalls Teil des koreanischen Nationalschatzes ist (Nummer 883). 56
Andere Karten, die ihre Spuren in Korea hinterließen, sind die „rein"
chinesischen Darstellungen, welche ihrerseits durch die Jesuiten beeinflußt
worden sind. Bekannt wurden vor allem die Weltkarten in den beiden Enzy¬
klopädien Sancai tuhui (frühestes Vorwort 1607) und Tushu bian (zwischen
1562 und 1577 kompiliert). Sie zeigen eindeutig Riccis Einfluß. 57 Da es sich
um chinesische Texte handelte und China auf den dort enthaltenen Karten
in der Mitte erschien, dürften diese Werke schneller Akzeptanz gefunden
haben als eben die Projektionen, wie die Verbiest'sche, die die Welt gleich¬
sam in zwei Hälften teilte. 58
Trotz vielfältiger jesuitischer Einflüsse - direkt oder vermittelt durch
Werke ihrer chinesischen Kollegen - blieben koreanische Gelehrte mitunter
auf Distanz zu westlichen Vorstellungen. Ein Blick in den offiziellen Atlas¬
band des koreanischen Staates, Haedong chido, bestätigt dies: die Sicht der
Welt bleibt dort von der imäginaren Karte Ch'önbado dominiert. 59 Vielleicht
eine kalkulierte Vorsichtsmaßnahme, vielleicht aber auch eine von tiefem
Mißtrauen geprägte Abwehrhaltung gegenüber dem Neuen. 60
Ausmaß und Bedeutung westlicher Geographie auf die koreanische Kar¬
tographie jener Zeit bleiben selbstverständlich schwer einzuschätzen. Einen
Durchbruch, der die koreanische Sicht revolutionärt hätte, gab es wenig¬
stens nicht. Die jesuitischen Einflüsse als reine Kuriosität abzutun, wäre
aber ebenso unangebracht. Koreas dünne Gelehrtenschicht ahnte sehr wohl,
daß die Missionare aus dem fernen Europa über weitreichende Kenntnisse
in den Naturwissenschaften verfügten. Politische Überlegungen und die
größtenteils im Neokonfuzianismus begründete Auffassung, die westlichen
Vorstellungen seien unsystematisch, sprachen jedoch dafür, mit dem Neuen
vorsichtig umzugehen. Schließlich ist ebenso zu bedenken, daß Koreas Ver¬
hältnis zu den Qing, die Beijing 1644 erobert hatten, lange Jahre gespannt
war. Viele Koreaner betrachteten die Manjuren gar als „Barbaren". 61 Ein
endgültiges Urteil hinsichtlich die Rezipierung westlicher Kartographie
- und der Naturwissenschaften ganz allgemein - steht somit noch aus.
56 Yi Ch'an 1991, Abbildung 26 und S. 352 und 382-383. Ebenso Fußnoten 37 und 45.
57 Wang Qi: Sancai tuhui. 3 Bde. Shanghai: Shanghai guji chubanshe 1988, 1, Geogaphie 1, S. 93; Zhang Huang, Tushu bian. Taibei: Shangwu yinshuguan, 1974, j. 51. Vgl. ferner Pae Usöng 2000a, S. 56.
58 Day 1995, S. 96 und 97 (Tabelle), meldet eine Ricci-Karte in zwei Hemisphären.
59 Pae Usöng 1997, S. 77.
60 Zu weiteren kritischen Ansichten koreanischer Gelehrter z.B. Lee 1996, S. 109-159.
61 Han Woo-keun 1970, S. 320.
Abb. 1
Zu den Abbildungen
Verbiests Karte wurde, wie bereits vermerkt, häufig in toto abgebildet. Das gilt
auch für die koreanischen Exemplare. Detailaufnahmen fehlen allerdings. Ja, ei¬
gentlich ist eine vollständige Edition aller Teile längst überfällig. Da die Namen auf
der Karte zum Teil sehr klein sind, würde ein moderner Neudruck freilich seinen
Preis kosten. Hier sind deshalb - gleichsam als willkürliche Kostproben - zwei
Segmente abgebildet.
Das erste zeigt den Persischen Golf (links oben) mit den Zeichen „Bai'erxiya hai"
(chinesische Lesung) in der diagonal gelegten Kartusche. Einige weitere Namen
sind sofort identifizierbar, etwa A'erwusi (Hormuz), korrekt auf der iranischen
wie der Oman-Seite eingetragen, da sich das Hormuz-Gebiet zeitweilig über beide
„Ufer" des Golf-Ausgangs erstreckte (zum Thema Hormuz z.B. Luk 1977, S. 67-68;
auch Ralph Kauz und Roderich Ptak: „Hormuz in Yuan and Ming Sources."
In: BEFEO 88 [2001]). Der Text in der großen Kartusche enthält überdies eine
Beschreibung von Hormuz, die den Darstellungen im Zhifang waiji und Kunyu
tushuo sehr ähnlich ist. Aufmerksame Leser werden ebenso feststellen, daß einige
der dort zu findenden Beschreibungselemente zugleich in früheren chinesischen
lishi dili-Texten auftauchen. Andere Namen, die keine Schwierigkeiten bereiten,
sind z.B. Yalabiya (Arabien), Masijialade (Maskat), Yadeng (Aden), Suogeduola
(Sokotra) usw.
Abb. 2
Die zweite Abbildung gibt den Nordosten Kanadas wieder. Deutlich erkennbar
die Konturen Neufundlands (rechts), der Labrador-Halbinsel und der Osthälfte
der Hudson-Bucht. Auch hier finden sich etliche vertraute Namen, von denen ei¬
nige genannt seien: Jianada di (Kanada) im Ostteil Labradors, Xindi (Neues Land
bzw. Terra Nova oder eben Neufundland), Baili dao (Belle Island) im Nordwesten
Neufundlands, Sheng Laolengzuo hai (der St. Lorenz-Golf), Sheng Ba'erbala dao
(St. Barbe Island), Le dao (Placentia) und Bona feng (Cape Pine) an der Ostseite
Neufundlands, Sha dao (Sable Island) im Atlantik, Sheng Boduole dao (St. Pierre)
vor der Südküste usw. Selbst die arktischen Gefilde geben Orientierungshilfen:
Huzuan hai (Hudson Strait), Ganbeier'lan dao (Cumberland Island) am Polarkreis
(die Doppellinie), Salidili dao (Salisbury Island) usw. (zu anderen amerikanischen
Namen auch Walravens 1991, S. 40-42).
Glossar: chinesische und koreanische Personen, Ortsnamen,
Institutionen, Ausdrücke, Primärquellen
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Astrid Nunn: Der figürliche Motivschatz Phöniziern, Syriens und Transjordaniens vom 6. bis zum 4. Jahrhundert v. Chr. Fribourg 2000. x, 269 pp. 78 plates. (Orbis Biblicus et Orientalis. Series Archaeologica. 18.) ISBN 3-525-53899-5. CHF 105,-.
The present work is a comprehensive study of figurative art in Phoenicia, Syria and Trans- jordan at the time of the Persian empire. In eight chapters the author reviews the historical context (pp. 7-12), bas-reliefs (pp. 13-17), sculpture in the round (pp. 18-34), anthro¬
pomorphic clay figurines (pp. 35-81), glyptics (pp. 82-124), Attic ceramic (pp. 125-161), and coins (pp. 162-168). The last chapter presents her conclusions (pp. 169-196) and an appendix offers a gazetteer of all relevant sites (pp. 197-251). Seventy-eight plates, at the end of the book, give a large selection of the works discussed in the text. In the study of individual works, special emphasis is placed on the identification of various cultural influ¬
ences, especially from Egypt, Greece, Cyprus and Persia.
The effort put in the preparation of this work must have been enormous. The author has compiled an amazingly large corpus of data that, for many years, will form an essen¬
tial research tool for anyone interested in Syrian and Phoenician art. In so doing, Astrid Nunn contributes to filling a gap in the scholarly literature. The Persian period is too often neglected in current research, despite the efforts of scholars such as Jean Sapin and Josette Elayi in Paris or Ephraim Stern in Israel.
An essential merit of the book is to make most works of figurative art produced under Persian rule in Phoenicia and Syria, as well as Transjordan, easily available to the reader. In this regard, however, one may regret a lack of consistency in the presentation of the material throughout the chapters. Chapters one and two give a description of the bas-reliefs and stat¬
ues in the form of a discussion commenting each piece one after the other. However, practical details, such as material and dimensions, are often omitted. Chapter three lists forty four types of terracotta figurines with, after the description of each type, a list of the sites where examples of the type have been found and bibliographical details about these sites. Chapter five, which deals with glyptics, and chapter six, devoted to Attic ceramics, include a proper catalogue with indication of provenance, material, dimensions and publication details.
Chapter seven, very brief, reviews the motifs found on coins and lists the coins according to their place of origin, but no bibliography is given and no attempt is made to understand the ideas underlying the selection of individual motifs. This lack of balance between the chapters undermines the book's utility. It might have been more productive to systematically present the evidence in the form of a catalogue. The catalogue could have been exhaustive for poorly represented art forms, such as reliefs, and more synthetic for more frequent artefacts, such as coins. In this case a description of individual types followed by a list of known examples, with relevant details, would have been sufficient. This is the formula adopted for the figu¬
rines, although the bibliography appended to the description does not refer to individual objects but to sites without specifying how many figurines were found at the site.
In the same way, it would have been very convenient to have illustrations for all the works discussed in the book. Instead of this, only a selection is given (albeit a large one)