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Sibirischer Sommer - Letters from the other side

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Academic year: 2022

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Hannes Grobe (2005), Bremerhaven - Rezension von

Guido Große (2004)

Sibirischer Sommer - Letters from the other side

84 Seiten mit 27 farbigen und einigen s/w Abbildungen Format: 21 x 21 cm, Broschur, Preis: EUR 16,50

Herstellung und Vertrieb: Strauss Druckmedien, Potsdam ISBN 3-929748-37-1

Jakutien ist acht mal so groß wie Deutschland, hat aber nur eine Million Einwohner; die Hälfte des Landes liegt nördlich vom Polarkreis und der Boden ist tiefgründig dauergefrohren, bekannt unter dem Begriff

Permafrost. Drei Geologen aus Deutschland besuchten 2001 Jakutien zur Erforschung dieses äußerst klimarelevanten Bodens. Wie auf

modernen Expeditionen üblich, wurden die Lieben daheim regelmäßig in Berichten über Fortgang und Gelingen der Arbeiten vor Ort und das Befinden der Teilnehmer informiert. Trotz der zwangsläufigen

Widrigkeiten moderner Kommunikationswege in diesem abgelegenen Flecken Erde gelang es dem Autor aus seinen elektronischen

Aphorismen einen tagebuchartigen Reisebericht zu generieren, den der Leiter der AWI-Forschungsstelle Potsdam gebunden und fotografisch bebildert einer breiten Leserschaft zugänglich gemacht hat.

Geschildert werden Leben und Unternehmungen der

Expeditionsteilnehmer - nicht nur zur beruflichen Weiterbildung und Erforschung der Umgebung der ‚Hauptstadt‘ Irkutsk, sondern auch zur Erhellung der eigentlichen drögen Arbeit, bestehend aus der

Aufwältigung historischer Permafrostdokumentationen im städtischen Archiv. Nach dem Lesen der drei importierten Bücher relativ schnell durch Mangel an weiterer literarischer Ablenkung zur Kontemplation in einer ungewohnt gleichförmigen Landschaft gezwungen, gelingt es dem Autor Leben und Überleben in Irkutsk bildhaft und prägnant mit phantasievoller Sprache zu schildern, of vermischt mit den

persönlichen Eindrücken eines Mitteleuropäers, immer schwankend zwischen Sarkasmus, Ironie und Melancholie und begleitet von den ständigen Bemühungen die russische Mentalität zu ergründen.

Gelungen die Schilderung, wie die Menschen sich mit ihrer Stadt und ihren Lebensumständen arrangieren - mit saisonalen

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Temperaturunterschieden von 80°C, Aufschwung und Abstieg in kurzen historischen Zeiten, Armut und Reichtum. Reichtum (?) -

Diamanten (!). Man fühlt, wie für den Autor eine zuerst unverstandene Stadt langsam Gesicht und Charakter bekommt, nicht nur durch ihre einem lebenden, unberechenbaren Organismus gleichende

Wasserversorgung. Und versuchen Sie doch mal in Irkutsk Tourist zu sein und eine Postkarte zu kaufen !

Offensichtliche Erleichterung immer wieder, wenn die Ernährung keine Probleme bereitet: Man wird konfrontiert mit einem breiten Spektrum von schlappen Pommes bis jakutischem Seetanggericht, der Leser schmeckt mit beim Biss in den Trockenfisch und dem anschliessenden Spülgefühl durch Wodka und Bier. Extremsauna weit über dem

Siedepunkt mit ergänzender Durchblutungsförderung erpeitsch durch Birkenreiser, erlaubt Lesern mit ausreichendem Vorstellungsvermögen an sibirischer Gesundheit und Wohlgefühl teilzuhaben.

Ausfälle in die Landschaft verwöhnen die kleine Geotruppe mit der Spärlichkeit des Waldes im Wechsel zwischen Birken und Lärchen über der Farbenvielfalt herbstlichen Waldbodens, geologisch als Leithorizont der Neuzeit dann und wann markiert mit Zivilisationsmüll. Beim Lesen durchwandert der Geist die sibirische Weite, von Sonne und Sternen prächtig überdacht, und lernt mit der Sicht eines Geologen sich zu begeistern für Eiskomplex, Mammut-Berg und Glücksstein; wer möchte nicht den Tag ausklingen lassen am Lagerfeuer aus 20 Millionen Jahre altem Holz. Das unüberschaubare Flusssystem von Lena und Aldan mit seinen für Frostforscher spannenden Aufschlüssen wird Ziel einer

kleinen Schiffsexpedition. Dieses, wie alle Erlebnisse, sind durchwoben von der ständig latenten Erwartung subversiver sibirischer

Mückenmassen (Mozzies). Gegen Ende des Buches juckt es auch den Leser.

Jakutien ist weit weg. Am 11. September 2001 lautet der

Tagebucheintrag „... nichts Besonderes hat sich ereignet ...“ - Jakutien ist sehr weit weg. Vergessen Sie einmal Bednarz und Ruge und lassen Sie sich Jakutien näher bringen von Große und Schirrmeister.

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