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Sprunggelenksverletzungen und Präventionsstrategien im deutschen Nachwuchsbasketball

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Academic year: 2022

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Problemstellung: Obwohl junge Spielsportler einem erhöhten Risiko für Sprung- gelenksverletzungen unterliegen, existieren bisher keine Daten zur Inzidenz und zu umgesetzten Präventionsstrategien im Nachwuchsbasketball. Ziel der Stu- die war die Erfassung von Sprunggelenksverletzungen sowie der Anwendung verletzungspräventiver Maßnahmen in den höchsten deutschen Nachwuchs- basketballligen. Methoden: 151 Spieler/innen (Alter: 14-18 Jahre, 60 weiblich, 91 männlich) aus 14 Mannschaften der Nachwuchs (NBBL, WNBL) und Jugend (JBBL) Basketball Bundesliga nahmen an der Studie teil. Mittels Fragebogen wur- den retrospektiv Expositionszeiten, Verletzungsrate, Ausfallzeiten und Präventi- onsmaßnahmen (Bandagen, Taping, Training) erfasst. Ergebnisse: 38,4% (n=58) der eingeschlossenen Spieler/innen berichten 70 Sprunggelenksverletzungen über einen Zeitraum von zwölf Monaten. Die Verletzungsrate ist zwischen den Spielklassen signifikant unterschiedlich (p=0,016). Die weiblichen Nachwuchs- basketball-Spielerinnen (WNBL) zeigen die höchste (1,30±1,73 Verletzungen) und die männlichen Nachwuchsbasketball-Spieler (NBBL) die geringste Inzidenz (0,58±0,80) pro 1000 Expositionsstunden. 43 Spieler/innen (~28%) geben an, ein Verletzungspräventionstraining mit einer Frequenz von ein- bis siebenmal wö- chentlich und einer mittleren Dauer von 8,5±8 Minuten durchzuführen. Zudem berichten 26% das regelmäßige Tragen von Bandagen und 11% die Anwendung von Taping. Diskussion: Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, dass weibliche Nachwuchsathletinnen einem erhöhten Verletzungsrisiko unterliegen. Der gerin- ge Anteil an Spielern, die regelmäßig Maßnahmen zur Prävention von Sprung- gelenksverletzungen durchführen, unterstreicht die Notwendigkeit der gezielten Implementation effektiver Strategien in die Spiel- und Trainingspraxis.

Schlüsselwörter: Sprunggelenk, Verletzung, Prävention, Basketball, Bandagen

Although adolescent athletes in game sports are at enhanced risk for ankle inju- ries, no data are available on the incidence and preventive strategies in youth bas- ketball. The objective of this study was to determine the ankle sprain incidence as well as the standards of injury prevention measures in the highest German youth basketball divisions. 151 youth basketball athletes (age: 14-19 years, 60 female, 91 male) of 14 first division youth teams participated. In the retrospective study, stan- dardized questionnaires were used to collect data of basketball exposure, ankle injury incidence, time loss and preventive measures (bandages, taping and exer- cise warm up programs). 38.4 percent (n=58) of all athletes had 70 ankle injuries in the previous twelve months. The injury rate was significantly (p=0.016) different between teams of different sex and age. Female athletes under age 17 showed the highest (1.30±1.73) and male athletes between age 17-19 the lowest ankle injury rate (0.58±0.80) per 1000 exposure hours. Regarding preventive measures, 43 ath- letes (~28%) reported to perform injury prevention warm up programs of 8.5±8 minutes duration between once and seven times per week. 26 percent regularly use bandages and 11 percent ankle taping. In conclusion, female athletes are at the highest ankle injury risk among all high-level youth basketball players. The low adherence to injury prevention measures emphasizes the need of systemati- cal implementation of effective strategies in basketball competition and training.

Key Words: ankle sprain, injury, prevention, basketball, bandages

SUMMARY ZUSAMMENFASSUNG

Zech A, Globig H, Braumann KM

Sprunggelenksverletzungen und Präventionsstrategien im deutschen Nachwuchsbasketball

Ankle Injuries and Prevention Strategies in German Youth Basketball

Institut für Bewegungswissenschaft, Universität Hamburg

EINLEITUNG

Basketball ist eine der beliebtesten Spiel- und Teamsportarten in Deutschland. Rund 50% aller 2012 registrierten Mitglieder in deut- schen Basketballvereinen sind unter 18 Jahre und somit im Rah- men des Kinder-, Jugend- und Nachwuchsbasketballs aktiv (6). Ob- wohl allgemeine Statistiken aufzeigen, dass vor allem jugendliche Teamsportler einem erhöhten Risiko für Verletzungen der unteren Extremität unterliegen (12), existieren bis heute keine Daten zur Inzidenz im deutschen Nachwuchsbasketball. Bisherige Angaben schwanken pro 1000 Expositionsstunden zwischen 9,8 Verletzun- gen im belgischen Profi-Basketball (4) und 1,94 Verletzungen im nordamerikanischen High School Basketball (3). Auf Basis pros- pektiver Studien zur Epidemiologie von Basketballverletzungen ist davon auszugehen, dass ein Großteil der Verletzungen während des

Wettkampfs auftritt und weibliche Basketballspielerinnen häufiger betroffen sind als männliche Spieler.

Übereinstimmend wird berichtet (3,4,11), dass Sprungge- lenksdistorsionen unabhängig des Alters, der Spielklasse und des Geschlechts die häufigste Diagnose von Verletzungen darstellen.

Unter Berücksichtigung der in der Folge auftretenden Funktions- einschränkungen, Schmerzzustände, reduzierten Leistungsfähig- keit (20) und des Wiederverletzungsrisikos wurden in den vergan-

accepted: February 2014 published online: March 2014 DOI: 10.5960/dzsm.2014.115

Zech A, Globig H, Braumann KM. Sprunggelenksverletzungen und

Präventionsstrategien im deutschen Nachwuchsbasketball. Dtsch Z Sportmed.

2014; 65: 61-65.

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genen Jahren vermehrt Effekte von Präventionsstrategien überprüft (1,8,21,24,25). In diesem Zusammenhang konnten randomisierte, kontrollierte Studien aufzeigen, dass spezifische (neuromuskuläre) Trainingsprogramme sowie externe gelenkstabilisierende Maß- nahmen (Orthesen, Bandagen, Taping) in einer deutlich geringeren Inzidenz von Sprunggelenksverletzungen im Basketball resultieren (13,15). Offen ist, ob und in welchem Umfang entsprechende Maß- nahmen, trotz der nachgewiesenen Effektivität, in der Praxis des Basketballtrainings und während des Spiels umgesetzt werden.

Ziel der Studie war die Dokumentation der Epidemiologie von Verletzungen des Sprunggelenks und der in der Trainings- und Wett- kampfpraxis eingesetzten Verletzungspräventionsmaßnahmen in den höchsten deutschen Jugend- und Nachwuchsbasketballligen (NBBL, WNBL und JBBL). Entsprechende Kenntnisse sollen eine erste Grundlage für die Bewertung des Verletzungsrisikos im Nach- wuchsbasketball bilden und Aufschluss über die Notwendigkeit der Implementation von Präventionsmaßnahmen geben.

MATERIAL UND METHODE

Studiendesign und Kohorte

An der retrospektiven Fall-Kontroll-Studie nahmen Spieler/innen (14-18 Jahre) aus 14 Mannschaften der deutschen Nachwuchs Bas- ketball Bundesliga teil. Die Spielklassen im Nachwuchsbasketball unterteilen sich in die Männliche Nachwuchs Basketball Bundesliga (NBBL, 16-18 Jahre), die Weibliche Nachwuchs Basketball Bundes- liga (WNBL, unter 17 Jahre) und die Jugend Basketball Bundesliga (JBBL, 14-16 Jahre). Im November 2012 wurden 170 standardisierte Fragebögen mit Angaben zum Studienzweck, zur anonymisierten Datenerfassung und zur Freiwilligkeit der Studienteilnahme ver- sendet. Berücksichtigt wurden alle Sprunggelenksverletzungen und Präventionsstrategien über einen Zeitraum von zwölf Monaten. Die Fragebögen wurden an die Spieler ausgeteilt und mit Unterstützung der Trainer und Physiotherapeuten ausgefüllt.

Fragebogen

Inhalte des Fragebogens orientierten sich an den Standards zur Do- kumentation von Verletzungsdaten (2). Die Fragebogenkategorien umfassten (a) demografische Angaben, (b) Basketball Expositi-

onszeiten, (c) das Vorliegen einer oder mehrerer Sprunggelenks- verletzungen mit ggf. Ausfallzeiten, Umständen, Zeitpunkt und Ursachen sowie (d) den Einsatz von Bandagen, Taping und Trai- ningsinterventionen mit dem Ziel der Verletzungsprävention.

Expositionszeiten

Die Schätzung der Expositionszeiten erfolgte mit Hilfe der Anga- ben der Stunden, die ein Spieler pro Woche im Basketballtraining oder –wettkampf innerhalb des Erhebungszeitraums aktiv war.

Dabei wurden Zeiten für absolvierte Basketballspiele getrennt von den Trainingszeiten erfasst und Fehlzeiten, Spielausfälle sowie Trainingspausen berücksichtigt.

Dokumentation der Sprunggelenksverletzungen

Dokumentiert wurde jede Verletzung, die während des Basketball- spiels oder -trainings im Bereich des oberen Sprunggelenks auftrat und zu einem Spiel- und Trainingsausfall von mindestens einem Tag innerhalb der letzten zwölf Monate führte (2). Relevante Di- agnosen waren: Fraktur, Luxation, Bandruptur, Verstauchung und Zerrung der Gelenke und Bänder, Kapsel-Band-Verletzung und Knorpelverletzung des oberen Sprunggelenkes. Mit Hilfe der Aus- falltage wurden die Verletzungen in drei Schweregradkategorien unterteilt: leichte Verletzungen (Ausfall < 7 Tage), moderate Verlet- zungen (Ausfall zwischen 7 und 28 Tagen) und schwere Verletzun- gen (Ausfall > 28 Tage).

Erfassung von Maßnahmen zur Verletzungsprävention Weitere Fragen erfassten Anwendung, Regelmäßigkeit und Umfang folgender Präventionsmaßnahmen: Bandagen bzw. –orthesen am Sprunggelenk, Taping und Verletzungspräventionstraining. Die Maßnahmen wurden vor dem Hintergrund der aktuellen Evidenz- lage (1,21) als effektiv zur Vermeidung von Sprunggelenksverlet- zungen eingestuft und daher für die Fragebogenanalyse berück- sichtigt. Bezüglich verletzungspräventiver Trainingsprogramme (z.B. Stabilisierungsübungen) wurden Dauer, Frequenz und Inhalte der Übungen dokumentiert.

Datenanalyse und Statistik

Die Berechnung der Expositionszeit erfolgte über die Summe der Trainingsstunden (abzüglich der Trainingsausfallzeiten) und der

Tabelle 1: Deskriptive Daten (Mittelwerte±Standardabweichung).

WNBL = Weibliche Nachwuchs- Basketball-Bundesliga (unter 17 Jahre); JBBL = Jugend-Basketball- Bundesliga (14-16 Jahre); NBBL = Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (16-18 Jahre).

insgesamt weiblich männlich ANOVA (p Wert)

Spielklasse WNBL JBBL NBBL

N 151 60 53 38

Alter (Jahre) 15,3 ± 1,5 15,3 ± 1,0 14,1 ± 0,8 17,1 ± 0,8 <0,001

Größe (cm) 181,3 ± 11,1 173,1 ± 6,1 182,9 ± 9,4 192 ± 9,4 <0,001

Gewicht (kg) 70,0 ± 13,2 61,7 ± 8,1 69,3 ± 11,0 84 ± 10,7 <0,001

Liga Basketball-

spiele pro Jahr 37,9 ± 15,8 34,6 ± 10,2 36,4 ± 21,8 45,2 ± 11,0 0,003

Basketball Expositi- onsstunden pro Jahr

577,46 ± 257,0 418,1 ± 134,4 561,7 ± 222,1 851,2 ± 226,0 <0,001

Anzahl Sportler mit Sprunggelenksver- letzungen

58 26 17 15

Anzahl Sprungge- lenksverletzungen

70 31 21 18

(3)

Stunden für Basketballspiele pro Jahr (Anzahl der Verletzungen/

Expositionszeit × 1000) (10).

Unterschiede zwischen den Spielklassen (WNBL, JBBL und NBBL) wurden mit Hilfe der einfaktoriellen Varianzanalyse be- stimmt. Zur Identifikation möglicher Einflüsse durch das Ge- schlecht bzw. die Altersklasse wurden post hoc Gruppenvergleiche (Bonferroni korrigiert) durchgeführt. Die statistischen Effekte wur- den durch die mittlere Differenz zwischen jeweils zwei Gruppen, dem 95% Konfidenzintervall und dem pWert angegeben. Das Sig- nifikanzlevel wurde auf p=0,05 gesetzt. Die Anwendung präventiver Maßnahmen wurde mit Hilfe des Odds Ratio‘s (95% Konfidenzin- tervall) angegeben.

ERGEBNISSE

Die Rücklaufquote der versendeten Fragebögen lag bei 88%. Insge- samt wurden 151 Nachwuchsbasketballathleten (60 WNBL Spiele- rinnen, 53 JBBL und 38 NBBL Spieler) zwischen 14 und 18 Jahren für die Datenauswertung berücksichtigt. Zwischen den Spielklassen

wurden signifikante (p<0,01) Unterschiede in den demografischen Variablen sowie der Anzahl der absolvierten Spiel- und Trainings- stunden beobachtet (Tab.1).

Expositionszeiten

Die Spieler/innen der WNBL und JBBL absolvierten deutlich we- niger Ligaspiele (34,6±10,2 bzw. 36,4±21,8) als die vergleichsweise älteren Spieler der männlichen NBBL (45,2±11,0). Zudem zeigten Spieler/innen der WNBL und JBBL signifikant geringere spiel- und trainingsbezogene Expositionszeiten als Spieler der NBBL (p<0.01).

Verletzungsrate

Bei 38,4% (n=58) der eingeschlossenen Spieler/innen traten in den vorangegangen zwölf Monaten insgesamt 70 Sprunggelenksver- letzungen auf (Tab.2). Das entsprach einer Verletzungsinzidenz von 0,91±1,38 Verletzungen pro 1000 Expositionsstunden. Für die Verletzungsinzidenz wurde auf Basis der ANOVA ein signifikan- ter Effekt für die Spielklassen festgestellt (p=0,016). Der höchste Anteil (43,3%) an verletzten Athleten bzw. die höchste Inzidenz Tabelle 2: Sprunggelenksverletzungen (Mittelwerte±Standardabweichung) pro 1000 Expositionsstunden und relativ zur Gesamtstichprobe sowie statistische Effekte (mittlere Differenzen, 95% Konfidenzintervall und p Werte) für geschlechtsspezifische und altersspezifische Unterschiede.

INSGESAMT WEIBLICH MÄNNLICH STATISTIK

WNBL JBBL NBBL Gruppen

effekt

Effekt Geschlecht Effekt Altersklasse

pro 1000 Exp.std.

(% Spieler)

pro 1000 Exp.std.

(% Spieler)

pro 1000 Exp.std.

(% Spieler)

pro 1000 Exp.std.

(% Spieler)

p-Wert mittl. Differenz (CI) p-Wert mittl. Differenz (CI) p-Wert

allgemein 0,91 ± 1,38 (38,4)

1,30 ± 1,73 (43,3)

0,71 ± 1,16 (32,1)

0,58 ± 0,80 (39,5)

0,016 0,59

(-0,024, 1,209)

0,064 0,13

(-0,564, 0,8256) 1

im Spiel 0,34 ± 0,88 (15,1)

0,51 ± 1,14 (18,3)

0,34 ± 0,77 (17)

0,09 ± 0,31 (7,9)

0,07 0,16

(-0,232, 0,560)

0,951 0,25

(-0,192, 0,701)

0,365

erstes Viertel

0,09 ± 0,45 (3,9)

0,08 ± 0,45 (3,3)

0,13 ± 0,56 (2,6)

0,04 ± 0,22 (5,7)

0,594 -0,05

(-0,26, 0,156)

1 0,10

(-0,135, 0,330)

0,937

zweites Viertel

0,05 ± 0,26 (3,3)

0,06 ± 0,31 (3,3)

0,05 ± 0,28 (2,6)

0,03 ± 0,16 (3,8)

0,854 0,03

(-0,106, 0,166)

1 0,03

(-0,113, 0,112) 1

drittes

Viertel 0,10 ± 0,44

(5,3) 0,15 ± 0,55

(6,7) 0,10 ± 0,43

(2,6) 0,02 ± 0,13

(5,7) 0,394 0,04 (-0,140, 0,240) 1 0,08

(-0,142, 0,310) 1 viertes

Viertel 0,07 ± 0,38

(3,3) 0,09 ± 0,48

(3,3) 0,09 ± 0,39

(0) 0

(5,7) 0,478 -0,01

(-0,180, 0,170) 1 0,09

(-0,101, 0,286) 0,816 Training 0,58 ± 1,18

(24,3)

0,79 ± 1,54 (25)

0,44 ± 0,91 (20,8)

0,46 ± 0,79 (28,9)

0,225 0,35

(-0,192, 0,884)

0,365 0,13

(-0,620, 0,594) 1

<45min 0,14 ± 0,54 (7,2)

0,20 ± 0,71 (8,3)

0,10 ± 0,40 (7,9)

0,11 ± 0,40 (5,7)

0,578 0,10

(-0,148, 0,351)

0,977 0,02

(-0,201, 0,631) 1

>45min 0,38 ± 0,91 (16,4)

0,49 ± 1,07 (18,3)

0,27 ± 0,80 (21,1)

0,36 ± 0,77 (11,3)

0,445 0,22

(-0,201, 0,631)

0,636 0,09

(-0,564, 0,374) 1

mit Gegner- einwirkung

0,45 ± 0,91 (21,7)

0,54 ± 1,06 (23,3)

0,4 ± 0,82 (20,8)

0,36 ± 0,82 (21,1)

0,584 0,15

(-0,270, 0,564)

1 0,04

(-0,434, 0,505) 1

ohne Gegner- einwirkung

0,39 ± 1,04 (15,8)

0,63 ± 1,38 (20)

0,32 ± 0,84 (15,1)

0,13 ± 0,39 (10,5)

0,053 0,31

(-0,155, 0,778)

0,323 0,19

(-0,340, 0,713) 1

Ausfall 1-6 Tage

0,12 ± 0,50 (5,9)

0,02 ± 0,15 (1,7)

0,27 ± 0,74 (13,2)

0,06 ± 0,39 (2,6)

0,038 0,11

(-0,221, 0,005)

0,066 0,11

(-0,017, 0,238)

0,111

Ausfall 7-27 Tage

0,53 ± 1,17 (21,1)

0,88 ± 1,58 (28,3)

0,35 ± 0,80 (17)

0,23 ± 0,57 (15,8)

0,279 0,07

(-0,102, 0,234)

1 0,12

(-0,065, 0,314)

0,343

Ausfall ≥

28 Tage 0,27 ± 0,77

(13,2) 0,43 ± 1,08

(15) 0,09 ± 0,38

(5,7) 0,26 ± 0,51

(21,1) 0,012 0,03

(-0,072, 0,139) 1 0,14

(-0,263, - 0,025) 0,012

(4)

(1,30±1,73 Verletzungen) wurden in der WNBL beobachtet, gefolgt von den jüngeren JBBL Athleten (0,71±1,16) und den älteren NBBL Athleten (0,58±0,80). Post hoc durchgeführte Gruppenvergleiche zeigten keinen signifikanten Effekt für das Geschlecht (WNBL vs. JBBL) bzw. das Alter (JBBL vs. NBBL) (Tab.2). Bezüglich des Schweregrades wurde von der überwiegenden Zahl der verletzten Athleten eine Ausfallzeit zwischen 7-28 Tagen berichtet.

Präventionsmaßnahmen

43 Spieler/innen (~28%) gaben an, in den letzten zwölf Monaten regelmäßig spezifische Trainingsinterventionen mit dem Ziel der Verletzungsprävention durchgeführt zu haben. Am höchsten war dabei der prozentuale Anteil bei den NBBL Spielern (~42%), am geringsten bei den WNBL (~22%) Spielerinnen. Das Verletzungs- präventionstraining wurde im Schnitt mit einer Frequenz von 2,4±1,6 Einheiten pro Woche (Spannweite: 1-7 mal) und einer Dau- er von 8,5±8 Minuten pro Trainingseinheit durchgeführt. 64% die- ser Spieler/innen gaben an, das Präventionstraining selbstständig (ohne Anleitung) durchzuführen.

26% (N=40) bzw. 11% (N=16) der Spieler/innen berichteten, regelmäßig Bandagen bzw. Taping mit dem Ziel der Vermeidung von Verletzungen anzuwenden. Rund 80% der entsprechenden Athleten wiesen eine vorherige Sprunggelenksverletzung auf (Tab.3).

DISKUSSION

Ziel der Studie war die Erfassung der Inzidenz von Sprunggelenks- verletzungen sowie umgesetzter Präventionsmaßnahmen in den höchsten deutschen Nachwuchsbasketballligen. Insgesamt 38,4%

der Nachwuchsspieler berichteten eine Verletzung des Sprung- gelenks innerhalb eines Spiel- und Trainingszeitraums von zwölf Monaten. Die in der vorliegenden Studie berechnete Verletzungs- rate von 0,91 pro 1000 Expositionsstunden ist etwas geringer als die in der Literatur berichteten Inzidenzen an Sprunggelenksver- letzungen im internationalen Profi-Basketball (4). Eine direkte Vergleichbarkeit der Inzidenzen ist jedoch aufgrund der verschie- denen Alters- und Spielklassen sowie methodischer Unterschiede zwischen den Studien nur bedingt zulässig. Allerdings ist die in der vorliegenden Studie aufgezeigte Verletzungsrate von 1,30 pro 1000 Expositionsstunden unter den WNBL Spielerinnen nahezu iden- tisch mit der Inzidenz bei weiblichen Basketballliga-Spielerinnen in der Studie von Kofotolis und Kellis (11). Daher kann spekuliert werden, dass das Verletzungsrisiko weiblicher Nachwuchsbasket- ball-Spielerinnen vergleichbar zum Verletzungsrisiko erwachse- ner Profi-Basketball-Spielerinnen ist.

Die älteren Nachwuchsspieler zwischen 16 und 18 Jahren zeigten die geringste Verletzungsrate. Epidemiologische Studien der vergangenen Jahre (12,23) berichten übereinstimmend, dass vor allem 10- bis 19-Jährige einem erhöhten Risiko für Verletzun- gen des Sprunggelenks unterliegen. Als eine mögliche Erklärung wird das vielfältige Engagement von Jugendlichen in verschiede- nen Leistungs- und Freizeitsportarten und die damit verbundene Summierung von Risikosituationen diskutiert (23). Zudem wird vermutet, dass die noch nicht abgeschlossene motorische Ent- wicklung und eine reduzierte Leistungsfähigkeit das Risikopoten- tial für Verletzungen in dieser Altersgruppe beeinflussen (17). So gilt als gesichert, dass Einschränkungen der sensomotorischen Kontrolle und insbesondere der Balance (14, 18,22), propriozep- tive Defizite und eine veränderte Gelenkbeweglichkeit (5,16) in einer erhöhten Sprunggelenksverletzungsrate resultieren.

Strategien zur Verletzungsprävention verfolgen daher vor allem das Ziel der Verbesserung der sensomotorischen Kontrol- le und Gelenkstabilität (7,16,25). Nachweislich effektiv sind in diesem Zusammenhang Bandagen, Orthesen, Taping und spe- zifische (sensomotorische) Trainingsinterventionen (1,21,25).

Der größte Effekt zeichnet sich für regelmäßige Trainingsinter- ventionen ab. In der vorliegenden Studie wird aufgezeigt, dass weniger als ein Drittel aller eingeschlossenen Basketballspieler regelmäßig ein Verletzungspräventionstraining durchführen. Den höchsten Prozentsatz (42%) verzeichnen die NBBL Athleten, die gleichzeitig auch die geringste Verletzungsrate aufweisen.

Ein möglicher kausaler Zusammenhang zwischen der regelmä- ßigen Durchführung von entsprechenden Trainingsprogrammen und der Verletzungsinzidenz in der vorliegenden Studie bleibt jedoch aufgrund des retrospektiven Studiendesigns unklar. Es gilt allerdings als wahrscheinlich, dass das Ausbleiben bzw. eine geringere Durchführungsfrequenz präventiver Trainingsinterven- tionen mit einer höheren Verletzungswahrscheinlichkeit einher- gehen (9,19).

Bandagen, Orthesen und Taping wurden in der vorliegenden Studie überwiegend von Athleten mit früherer Verletzung mit dem Ziel der Rezidivprophylaxe angewandt. Allerdings zeigt sich auch hier, dass trotz der nachgewiesenen Wirksamkeit nur ein Bruchteil der Athleten mit erhöhtem Risikopotential (nach Erst- verletzung) entsprechende Präventionsmaßnahmen umsetzen.

Insofern kann derzeit noch von einer eher unzureichenden und unsystematischen Anwendung verletzungspräventiver Maßnah- men im deutschen Nachwuchsbasketball ausgegangen werden.

Erfolgsversprechende Implementierungsstrategien sind in die- sem Zusammenhang die Durchführung von einmaligen Work- shops (19) bzw. die gezielte Verbreitung von Informationsmateri- alien unter Trainern und Physiotherapeuten (9).

Tabelle 3: Angaben zu Präventi- onsmaßnahmen an Abhängigkeit von Spielklasse und Verletzungs- status.

Maßnahme Gesamt (N=151)

WNBL N=60

JBBL N=53

NBBL N=38

Mit Sprunggelenksver- letzung (N=58)

Ohne Sprunggelenksver- letzung (N=93)

Odds ratio (95 CI)

Ja Ja % Ja Ja % ja

Warm-Up Programm

43 13 14 16 17 29,3 26 28 0,64 (0,32;

1,30) Bandagen

/ Orthesen Sprunggelenk

40 21 10 9 32 55,2 8 8,6 13,08

(5,37;

31,86) Taping Sprung-

gelenk

16 8 6 2 13 22,4 3 3,2 8,67 (2,35;

31,97)

(5)

Zusammenfassend kann auf Basis der Ergebnisse davon aus- gegangen werden, dass das Risiko für Sprunggelenksverletzungen im deutschen Nachwuchsbasketball vergleichbar dem Risiko im erwachsenen Profi-Basketball ist. Die selektive und meist unsys- tematische Anwendung von Strategien zur Verletzungsprävention unterstreicht jedoch die Notwendigkeit von gezielten Schulungs- programmen, in denen Inhalte und Durchführungsmodalitäten effektiver Präventionsmaßnahmen im Rahmen der Trainings- und Spielpraxis im Basketball vermittelt werden. Zudem sind prospek- tive Studien notwendig, die zum einen mögliche basketballspezifi- sche Risikofaktoren für Umknicktraumata identifizieren und zum anderen den kausalen Zusammenhang zwischen der Anwendung von Präventionsmaßnahmen und der Verletzungsinzidenz klären.

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Korrespondenzadresse:

Jun.-Prof. Dr. Astrid Zech Universität Hamburg Institut für Bewegungswissenschaft Mollerstraße 2 20148 Hamburg E-Mail: astrid.zech@uni-hamburg.de

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